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Das Vorsorgeprinzip – ein unterschätzter Bestandteil menschenrechtlicher Klimaklagen?

  • Das Vorsorgeprinzip ist ein mittlerweile weit verbreiteter und etablierter Grundsatz des internationalen und europäischen Umweltrechts. Demnach sollen auch in Situationen wissenschaftlicher Unsicherheit präventive Maßnahmen ergriffen werden, um schwerwiegende Umweltschäden zu vermeiden. Dieser Beitrag untersucht die Rolle des Vorsorgeprinzips im Zusammenhang mit menschenrechtlichen Klimaklagen, die aufgrund langsamer politischer Fortschritte und erfolgreicher Gerichtsentscheidungen zunehmend an Popularität gewinnen. Zunächst wird ein Überblick über die Entwicklung und den materiellen Gehalt des Vorsorgeprinzips im internationalen und europäischen Recht gegeben. Obwohl das Vorsorgeprinzip seit den 1980er Jahren ein fixer Bestandteil des internationalen Umweltrechts ist, bestehen über dessen genauen Inhalt und Rechtsnatur nach wie vor Kontroversen. Im Unionsrecht wurde das Vorsorgeprinzip insbesondere durch die Rechtsprechung des EuGH konkretisiert. Im nächsten Teil des Beitrags wird beleuchtet, welche Bedeutung der EGMR demDas Vorsorgeprinzip ist ein mittlerweile weit verbreiteter und etablierter Grundsatz des internationalen und europäischen Umweltrechts. Demnach sollen auch in Situationen wissenschaftlicher Unsicherheit präventive Maßnahmen ergriffen werden, um schwerwiegende Umweltschäden zu vermeiden. Dieser Beitrag untersucht die Rolle des Vorsorgeprinzips im Zusammenhang mit menschenrechtlichen Klimaklagen, die aufgrund langsamer politischer Fortschritte und erfolgreicher Gerichtsentscheidungen zunehmend an Popularität gewinnen. Zunächst wird ein Überblick über die Entwicklung und den materiellen Gehalt des Vorsorgeprinzips im internationalen und europäischen Recht gegeben. Obwohl das Vorsorgeprinzip seit den 1980er Jahren ein fixer Bestandteil des internationalen Umweltrechts ist, bestehen über dessen genauen Inhalt und Rechtsnatur nach wie vor Kontroversen. Im Unionsrecht wurde das Vorsorgeprinzip insbesondere durch die Rechtsprechung des EuGH konkretisiert. Im nächsten Teil des Beitrags wird beleuchtet, welche Bedeutung der EGMR dem Vorsorgeprinzip in umweltrechtlichen Fällen bisher zugemessen hat. Hierbei steht die Entscheidung Tǎtar gegen Rumänien im Mittelpunkt. Gegenstand dieser Entscheidung war der Goldabbau in der rumänischen Stadt Baia Mare, der unter anderem unter dem Einsatz von Natriumzyanid erfolgte und zu wesentlichen Schadstoffbelastungen führte. Der EGMR bejahte unter Verweis auf das Vorsorgeprinzip eine Verletzung von Art. 8 EMRK, obwohl der Beschwerdeführer die Kausalität zwischen der Schadstoffbelastung und der behaupteten Schädigung nicht nachweisen konnte. Eine Analyse der nachfolgenden Entscheidungen veranschaulicht jedoch, dass sich das Vorsorgeprinzip noch nicht als fixer Bestandteil in der Rechtsprechung des EGMR etablieren konnte. Abschließend wird gezeigt, welchen Beitrag das Vorsorgeprinzip zu der bisher wohl erfolgreichsten Klimaklage „Urgenda“ leistete. Das Vorsorgeprinzip wurde vom niederländischen Höchstgericht in diesem Fall insbesondere herangezogen, um Schutzpflichten aus Art. 2 und Art. 8 EMRK abzuleiten und den staatlichen Ermessenspielraum einzuschränken.zeige mehrzeige weniger
  • The precautionary principle is a widely adopted and established principle of international and EU environmental law. According to this principle, precautionary measures shall be taken, even in situations of scientific uncertainty to prevent serious (environmental-)harm. This paper examines the role of the precautionary principle in the context of human rights-based climate litigation, which is becoming increasingly popular due to often slow political progress and notable judicial successes. First, an overview of the development and substantive content of the precautionary principle in international and EU law is provided. Although the precautionary principle has been an integral part of international environmental law since the 1980s, there are still controversies about its precise content and legal nature. Regarding EU law, the precautionary principle has been shaped in particular by the case law of the ECJ. In the next part of the paper, the relevance that the ECtHR has attributed to the precautionary principle in environmentalThe precautionary principle is a widely adopted and established principle of international and EU environmental law. According to this principle, precautionary measures shall be taken, even in situations of scientific uncertainty to prevent serious (environmental-)harm. This paper examines the role of the precautionary principle in the context of human rights-based climate litigation, which is becoming increasingly popular due to often slow political progress and notable judicial successes. First, an overview of the development and substantive content of the precautionary principle in international and EU law is provided. Although the precautionary principle has been an integral part of international environmental law since the 1980s, there are still controversies about its precise content and legal nature. Regarding EU law, the precautionary principle has been shaped in particular by the case law of the ECJ. In the next part of the paper, the relevance that the ECtHR has attributed to the precautionary principle in environmental law cases so far will be examined. The main focus here is on the decision Tǎtar v. Romania. In the Romanian town Baie Mare, gold mining was carried out using sodium cyanide, among other substances, which led to significant pollution. Talking into account the precautionary principle, the ECtHR ruled that there had been a violation of Art. 8 ECHR, although the complainant was unable to establish causality between the pollution and the alleged injury. However, an analysis of subsequent decisions shows that the precautionary principle has not yet become well-established aspect of ECtHR case law. Finally, the paper hightlights the contribution of the precautionary principle to the most successful climate case until now, "Urgenda”. Particularly, the Dutch Supreme Court used the precautionary principle in this case to derive duties to protect from Art. 2 and Art. 8 ECHR and to limit the state's discretion.zeige mehrzeige weniger

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Verfasserangaben:Melina Still
URN:urn:nbn:de:kobv:517-opus4-587852
DOI:https://doi.org/10.25932/publishup-58785
ISSN:2941-1149
Titel des übergeordneten Werks (Deutsch):MenschenRechtsMagazin
übersetzter Titel (Englisch):The precautionary principle – an underestimated component of human rights-based climate litigation?
Verlag:Universitätsverlag Potsdam
Verlagsort:Potsdam
Publikationstyp:Wissenschaftlicher Artikel
Sprache:Deutsch
Datum der Erstveröffentlichung:20.04.2023
Erscheinungsjahr:2023
Veröffentlichende Institution:Universität Potsdam
Veröffentlichende Institution:Universitätsverlag Potsdam
Datum der Freischaltung:20.04.2023
Band:28
Ausgabe:1
Seitenanzahl:12
Erste Seite:27
Letzte Seite:38
RVK - Regensburger Verbundklassifikation:PR 2213, PR 1400
Organisationseinheiten:Zentrale und wissenschaftliche Einrichtungen / MenschenRechtsZentrum
Extern / Extern
DDC-Klassifikation:3 Sozialwissenschaften / 34 Recht / 340 Recht
Peer Review:Referiert
Publikationsweg:Universitätsverlag Potsdam
Open Access / Gold Open-Access
Sammlung(en):Universität Potsdam / Zeitschriften / MenschenRechtsMagazin / MRM 28 (2023) 1 / Aufsätze
Lizenz (Deutsch):License LogoCC-BY - Namensnennung 4.0 International
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