301 Soziologie, Anthropologie
Refine
Year of publication
Document Type
- Article (46)
- Part of a Book (25)
- Monograph/Edited Volume (7)
- Other (7)
- Doctoral Thesis (4)
- Conference Proceeding (1)
- Contribution to a Periodical (1)
- Master's Thesis (1)
Is part of the Bibliography
- yes (92)
Keywords
- Austria (2)
- Mittelschicht (2)
- Social Sciences (2)
- Sozialstruktur (2)
- (Flucht-)Migration (1)
- Akte der Staatsbürgerschaft (1)
- Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener (1)
- Austrian Social Survey (1)
- Berlin (1)
- Beteiligung (1)
Institute
- Fachgruppe Soziologie (69)
- Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (11)
- Sozialwissenschaften (4)
- Department Erziehungswissenschaft (3)
- Department Psychologie (1)
- Department für Inklusionspädagogik (1)
- Fachgruppe Volkswirtschaftslehre (1)
- Historisches Institut (1)
- Institut für Germanistik (1)
- Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB) (1)
Diglossic translanguaging
(2024)
This book examines how German-speaking Jews living in Berlin make sense and make use of their multilingual repertoire. With a focus on lexical variation, the book demonstrates how speakers integrate Yiddish and Hebrew elements into German for indexing belonging and for positioning themselves within the Jewish community. Linguistic choices are shaped by language ideologies (e.g., authenticity, prescriptivism, nostalgia). Speakers translanguage when using their multilingual repertoire, but do so in a diglossic way, using elements from different languages for specific domains
Citizenship
(2024)
Sexualität in der Geschichte
(2024)
Jelena Tomović führt in diesem Band durch die Entwicklungen unserer sexuellen Sprache und Praktiken. Sie zeigt, dass die Art und Weise, wie über Sexualität gesprochen wird, nicht nur ein Spiegelbild, sondern auch ein treibender Faktor für soziale Veränderungen ist. Die Studie stellt die konventionelle Vorstellung von Sexualität in Frage und führt die Lesenden in eine Welt der subtilen Nuancen und kulturellen Veränderungen. Mit kommunikationstheoretischen Ansätzen, dem praxeologischen Ansatz, ihrer sozialkonstruktivistischen Grundannahme und einem klaren Fokus auf Akteur*innen bietet die Autorin eine frische Perspektive auf die Geschichte der Sexualität. Das Buch eröffnet neue Wege für die Erforschung und das Verständnis von Intimität und sozialer Kommunikation.
Schon früh während der Corona-Pandemie entwickelte sich die Idee einer Schutzimpfung gegen das Virus zu einem zentralen Motiv im Kampf gegen die globale und teils tödliche Seuche. Dies spiegelt sich auch in den medial ausgetragenen Debatten um Anti-Corona-Vakzine wider, in denen bestimmtes, teils konflikthaftes Wissen produziert und vermittelt wurde.
Die vorliegende Masterarbeit rekonstruiert den deutschsprachigen Diskurs um die Corona-Schutzimpfung in Form einer wissenssoziologischen Diskursanalyse. Sie untersucht, wie gesellschaftliches Wissen zur Impfung in meinungsführenden Tages- und Wochenzeitungen sowie in ausgewählten Blogs während der Pandemie von Anfang 2020 bis Mitte 2022 (re)produziert wird.
Ausgangspunkt sind – anknüpfend an aktuelle Beiträge der kritischen Soziologie – die politisch-ökonomischen Zusammenhänge und Voraussetzungen, wie beispielsweise globale Lebens-, Wirtschafts- und Konsumweisen, durch die diese Pandemie erst möglich wurde. Durch diese Perspektive kann die Pandemie als soziales Ereignis begriffen werden, anstatt als unvorhersehbare medizinische Katastrophe, wie es in den politischen und medialen Debatten den Anschein hatte. In der Analyse zeigt sich, dass diese Umstände in der medialen Auseinandersetzung keinerlei Widerhall fanden, was den Diskurs de-kontextualisiert und den herausgearbeiteten Radikalismen den Boden bereitet hat.
Die Analyse ermöglicht es, zwei Zugänge zum Diskurs zu unterscheiden: Ein Portal eröffnet den Zugang über gesellschaftlich mehrheitlich anerkanntes, also orthodoxes Wissen, das zweite über gesellschaftlich mehrheitlich nicht anerkanntes, also heterodoxes Wissen. Entlang von benannten Themen, Problemen und Lösungen lassen sich auf einer Pro-Kontra-Achse sieben Wissenstypen rekonstruieren, die von radikaler Impfbefürwortung bis radikaler Ablehnung reichen. Vier der Wissensbestände argumentieren für die Impfung, drei dagegen – der Raum des Indifferenten dazwischen bleibt medial unbesetzt. Anschließend werden diese Typen entlang von Werten, auf die rekurriert wird, und schließlich nach Ressourcen, Verantwortlichkeiten und Sprecher*innenrollen unterschieden, sodass eine klare und idealtypische Charakterisierung des jeweiligen Wissens entsteht.
Durch die Analyse werden überdies diskursive Verschiebungen im Zeitverlauf sichtbar. Es zeigen sich einerseits eine Polarisierung des Diskurses insgesamt, andererseits eine Ernüchterung innerhalb der Impfbefürwortung sowie die interdependente Radikalisierung von Positionen an beiden Enden des Spektrums.
Abschließend werden die Ergebnisse der Analyse komplementär zum Ausgangspunkt gesellschaftstheoretisch eingebettet. Zum einen werden Eigendynamiken de-kontextualisierter und sich infolgedessen radikalisierender Diskurse reflektiert, innerhalb derer sich die Extreme so weit voneinander entfernen, dass sie sich schlussendlich wieder berühren. Zum anderen wird die im Diskurs sichtbar dominante neo-soziale Anrufung der individuellen Verantwortung in einer gleichzeitig wenig solidarischen Gesellschaft im Kontext eines neoliberal geprägten Verständnisses von individueller Freiheit, Demokratie und sozialer Verantwortung diskutiert.
Emerging evidence has highlighted the important role of local contexts for integration trajectories of asylum seekers and refugees. Germany's policy of randomly allocating asylum seekers across Germany may advantage some and disadvantage others in terms of opportunities for equal participation in society. This study explores the question whether asylum seekers that have been allocated to rural areas experience disadvantages in terms of language acquisition compared to those allocated to urban areas. We derive testable assumptions using a Directed Acyclic Graph (DAG) which are then tested using large-N survey data (IAB-BAMF-SOEP refugee survey). We find that living in a rural area has no negative total effect on language skills. Further the findings suggest that the "null effect" is the result of two processes which offset each other: while asylum seekers in rural areas have slightly lower access for formal, federally organized language courses, they have more regular exposure to German speakers.
Geheimgeschichten
(2006)
Golden Years
(2006)
Im Rahmen des „steirischen herbst“ 1999 unter der Intendanz von Christine Frisinghelli und im Rahmen eines von Jörg Schlick und Christoph Gurk initiierten größeren Projektes unter dem Titel „REMAKE/RE-MODEL. Secret Histories of Art, Pop, Life and The Avantgarde“ spürte eine Gruppe von KulturwissenschaftlerInnen, PhilosophInnen und AutorInnen diesen „Geheimgeschichten“ von Subkulturen nach (Diedrich Diederichsen, Matthias Haase, Juliane Rebentisch, Martin Saar, Ruth Sonderegger). In einer Installation samt eigens produziertem historischen Film von Mike Kelley, einer Retrospektive der frisch restaurierten Filme von Jack Smith, Performances von Terre Thaemlitz und Ultra-red und vor allem einem Symposium mit u.a. Douglas Crimp, Jerry Tartaglia, Gertrud Koch und den beteiligten KünstlerInnen wurde diesen Fragen nachgegangen.
Der rekonstruktive Teil des Symposiums und seine Dokumentation findet sich nun in diesem unter dem Titel GOLDEN YEARS herausgegebenen Band, der seine Aktualität nicht zuletzt aus auch nachfolgend entstandenen Beiträgen und durch die Ergänzung mit wichtigem historischen Quellenmaterial erhält.
Der Beteiligungsimperativ
(2023)
Spätestens seit den 1990-er Jahren erscheint der Begriff Beteiligung in diversen gesellschaftlichen Bereichen als allgemein anerkannter Imperativ, der von unterschiedlichen Akteur*innen als Allheilmittel angepriesen wird. Doch wenn Beteiligung proklamiert wird, bedeutet das mitnichten eine Garantie für gesellschaftliche Teilhabe. Mit Hilfe einer dispositivanalytischen Untersuchung von top-down Beteiligungsmaßnahmen in der Berliner Quartiersentwicklung zeigt Magdalena Otto, wie der Begriff Beteiligung verschiedenartig anschlussfähig ist und dadurch eine kaum hinterfragte Legitimationskraft ausstrahlt. Im Zentrum der hier entwickelten Theorie über den Beteiligungsimperativ steht die Rekonstruktion von vier idealtypisch zu verstehenden Deutungsmustern zur Legitimation von Beteiligungsmaßnahmen sowie ihre intendierten und unbeabsichtigten Folgen. Der konstatierte Beteiligungsimperativ zeigt sich dabei als eine auf Aktivierung setzende, neoliberale Gouvernementalität in Reaktion auf städtische Segregations- und Marginalisierungsprozesse, die Krise des Kommunalstaats und damit einhergehende veränderte Steuerungserfordernisse für Regierungshandeln.
Introduction
(2021)
The long term relationship between medicaid expansion and adult life-threatening chronic conditions
(2023)
We test whether the expansions of children's Medicaid eligibility in the 1980s–1990s resulted in long-term health benefits in terms of severe chronic conditions. Still relatively rare in the field, we use prospective individual-level panel data from the Panel Study of Income Dynamics (PSID) along with the higher quality income measures from the Cross-National Equivalent File (adjusting for taxes, transfers and household size). We observe severe chronic conditions (high blood pressure/heart disease, cancer, diabetes, or lung disease) at ages 30–56 (average age 43.1) for 4670 respondents who were also prospectively observed during childhood (i.e., at ages 0–17). Our analysis exploits within-region temporal variation in childhood Medicaid eligibility and adjusts for state- and individual-level controls. We uniquely concentrate attention on adjusting for childhood income. A standard deviation greater childhood Medicaid eligibility significantly reduces the probability of severe chronic conditions in adulthood by 0.05 to 0.12 (16%–37.5% reduction from mean 0.32). Across the range of observed childhood Medicaid eligibility, the probability is approximately cut in half. Greater childhood Medicaid eligibility also substantially reduces childhood income disparities in severe chronic conditions. At higher levels of childhood Medicaid eligibility, we find no significant childhood income disparities in adult severe chronic conditions.
Soziale Schließung
(2023)
Editorial
(2010)
In der Wissenschaft sollten Geburtstage oder Jubiläen bestenfalls Anlass, nicht aber der eigentliche Grund sein, sich in Form eines Schwerpunktheftes erneut mit dem Werk eines wichtigen Vertreters der Zunft zu befassen. Nur allzu leicht geraten Rückblicke zu einer bloßen Einordnung eines Werkes in den Kontext seiner Zeit und beschränken sich damit auf seine schlichte Historisierung. Das lange Schaffen Robert King Mertons ließe sich ohne Probleme als bedeutender Teil der Geschichte der Soziologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreiben. Doch Merton selbst hat schon früh betont, dass in der Wissenschaft ein grundlegender Unterschied zwischen erzählter (Wissenschafts-)Geschichte und systematischer Analyse eines klassischen theoretischen Werkes besteht. In diesem Sinne geht es darum, jenem Diktum Alfred N. Whiteheads gerecht zu werden, das Merton selbst seinem Hauptwerk Social Theory and Social Structure vorangestellt hat: „A science that hesitates to forget its founders is lost.“ Damit sollte keineswegs die fortbestehende Bedeutung einer Auseinandersetzung mit den klassischen Texten der Soziologie in Zweifel gezogen werden, aber eben nicht in der Form immer wiederkehrender Exegese, die zum gebetsmühlenhaften Wiederholen bereits bekannten Wissens oder zu dessen Banalisierung führen muss. Vielmehr ging es Merton darum, dass der theoretische Wissensfundus sowie die forschungspraktischen und methodischen Erfahrungen und Kenntnisse der Soziologie im Zentrum der Beschäftigung mit den Klassikern und Gründervätern der Disziplin stehen sollten.
Editorial
(2013)
Das „Berliner Journal für Soziologie“ beginnt seinen 23. Jahrgang mit einem Heft zum Schwerpunktthema „Ordnung und Gewalt“. Damit geben zwei Begriffe und Konzepte die Perspektive vor, die auf die Konstitutionsproblematik von Gesellschaften verweisen. Das wechselseitige Verhältnis von sozialer Ordnung und Gewalt steht im Mittelpunkt der Beiträge. Einerseits untersuchen sie dieses Wechselverhältnis anhand unterschiedlicher Gewalt- und Ordnungsformen und ihres Zusammenspiels, andererseits thematisieren sie Gewalt sowohl als individuelles, aber gesellschaftlich gerahmtes als auch als kollektives und damit organisiertes soziales Phänomen.
In recent years, all over the globe we have seen intensifying economic exploitation, political disenfranchisement, social marginalization and cultural repression in all kinds of political regimes, from liberal democratic to authoritarian and dictatorial. Although the strategies vary with regard to regime and context, in all of them we observe that while a growing number of social groups are speaking out and rising against them, a presumably much higher number of groups do not. In this article, I argue that all these processes can be conceived as aspects of ongoing closure struggles in social life. However, in order to understand why some social groups are able to fight against closure strategies while others are not, closure theory in its current state of elaboration is not of any help. While it operates with the term solidarization, it does not offer any explanation of how such acting in solidarity may become possible in closure struggles. The article is a mainly theoretical contribution of how to solve this problem.
Violence
(2015)
Introduction
(2020)
The processes of neo-liberalisation, coined as ‘actually existing neo-liberalism’ are by their very nature variegated and context-specific and can appear in multi-faceted and contradictory forms. Consequentially, sociological reflection has tried to conceptualise ongoing processes of transforming the city under the concept of urban neo-liberalism which is generally understood as the contextually specific and path-dependent realisation of neo-liberal restructuration projects, embedded in varying social, political, economic, and cultural ‘regulatory landscapes’. As much as neo-liberalism as ideology and political programme aims at erasing any democratic participation in society, its proponents have taken sides pushing ahead the re-conceptualisation of the city as a market with the right of the stronger ‘to do down the weaker’. The city has become a focal point for neo-liberalism’s war against democracy and citizens. Turning social relations into market transactions in order to restructure cities is not a new idea from the neo-liberals but one of the non-negotiable dogmas of their religion called science.
EU-Citizenship
(2018)
Individualistische Ansätze können die sozialen Dynamiken terroristischen Handelns nur unzureichend erklären, da sie keine Terrorismusanalysen, sondern Analysen von Terroristen liefern. Der Aufsatz geht deshalb von Georg Simmels formaler Analyse der „Geheimen Gesellschaft“ aus und entwickelt auf dieser Grundlage eine soziologische Erklärung dafür, wie die sozialen Beziehungen innerhalb solcher Gruppierungen die Opportunitätsstrukturen ihrer Mitglieder so strukturieren, dass ein Handeln entsteht, das wir als terroristisch bezeichnen können.
The consequences of economic globalization have created a new interest in ́EmileDurkheim’s conception of an institutional and moral reorganization of modernsociety that he developed in Professional Ethics and Civic Morals. Contrary toexisting attempts to explain these political processes towards democratization, thisarticle argues for a causal analysis of social change and concentrates on the socialmechanisms that trigger the reorganization process of modern society. Two thesesare entertained. The first thesis argues that the programme of an institutional andmoral reorganization of modern society can be reanalysed as a causal process ofdemocratization. This process takes two steps. While social mechanisms of reorgan-izationbring about the institutional and moral reorganization of modern society,social mechanisms of stabilizationguarantee the functioning of the emergingdemocratic system. Further, the second thesis argues that this kind of explanationcan be applied to Durkheim’s vision of a European confederation. The analysisreveals that his idea of a ‘post-national’ constellation refers to crucial problems ofthe recent debate regarding a democratic deficit in the European Union, and itshows that Durkheim’s contribution to both political sociology and historical-comparative research has been misconceived and prematurely repudiated.
Social Closure
(2012)
“Social closure” is one of the most basic terms and concepts in sociology. Basically, closure refers to processes of drawing boundaries, constructing identities, and building communities in order to monopolize scarce resources for one’s own group, thereby excluding others from using them. Society is not a homogenous entity but is instead internally structured and subdivided by processes of social closure. Some social formations, such as groups, organizations, or institutions, may be open to everybody, provided they are capable of participation, while access to most others is limited due to certain criteria that either allow people to become members or exclude them from membership. Therefore, social closure is a ubiquitous, everyday phenomenon that can be observed in almost every sphere and place in the social world. Members of societies experience closure from the very beginning of their social life. To be excluded from certain groups starts at school, where presumably homogenous classes begin to subdivide into distinct peer groups or sports teams. Here, exclusion may be rather arbitrary, but the experience of having a door slammed in one’s face proceeds in cases, where inclusion depends on formal rules or preconditions. Access to private schools follows explicit rules and depends on financial capacities; access to university depends on a certificate or diploma, eventually from certain schools only; membership in a highly prestigious club depends on economic and social capital and the respective social networks; and finally, in the case of migration, people will have to be eligible for citizenship and pass the thorny path of naturalization. However, it is not just the enormous plurality of forms that makes social closure crucial for sociology. Rather, the process of closure of social relations—of groups, organizations, institutions, and even national societies—is the fundamental process of both “communal” (Vergemeinschaftung) and “associative” relationships (Vergesellschaftung), and neither would be possible without social closure. In this broad and fundamental sense, social closure is not restricted to processes in national societies. It even allows for understanding crucial processes of the way the social world is organized at the regional or global level.
Gewalttätige soziale und politische Auseinandersetzungen, wie sie sich jüngst in den Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens, in den französischen Banlieues oder in London ereignet haben, deuten darauf hin, dass die sozialen Ordnungen, in denen sie entstehen, nicht länger ungeteilt als legitim erachtet werden. Vielmehr werden sie von alternativen Ordnungsvorstellungen infrage gestellt und herausgefordert. Auf die Erklärung derartiger Ordnungskonflikte ist die Soziologie nicht gut vorbereitet. Der Aufsatz skizziert deshalb zunächst Probleme und offene Fragen einer Soziologie der Gewalt – von der klassischen Soziologie über begrifflich-konzeptionelle und theoretisch-methodologische Probleme bis hin zu problematischen modernisierungs- und zivilisationstheoretischen Annahmen über eine künftige Rolle von Gewalt in sozialen Prozessen. Eine Erklärung der genannten Phänomene, so die These, wird nur dann möglich, wenn eine Soziologie der Gewalt den konstitutiven Zusammenhang von Phänomenen physischer Gewalt und Formen sozialer Ordnung in den Mittelpunkt stellt. Eine erklärende Soziologie, die „Warum“- und „Wie“-Fragen nicht auseinanderreißt, muss sich dazu auf die sozialen Mechanismen der Gewaltentstehung in Prozessen der Produktion und Reproduktion sozialer Ordnung konzentrieren.
Im Auftrag des Staates
(2011)
Folter ist ein Akt extremer kollektiver Gewalt, der im Auftrag eines Staates im Geheimen ausgeübt wird. Die Frage, was Menschen dazu bringt, anderen Menschen diese extreme Gewalt anzutun, verengt den Blick für ein Verständnis der Folter allzu schnell auf individualistische Erklärungsversuche. Der vorliegende Aufsatz geht im Gegensatz dazu von der Gruppe der Folterer aus und rückt die sozialen Beziehungen dieser Form der Vergesellschaftung und die von ihnen ausgehenden sozialen Dynamiken und Effekte in den Mittelpunkt. In einem ersten Schritt werden Georg Simmels formale Bestimmungen der geheimen Gesellschaft rekonstruiert und auf die geheime Gesellschaft der Folterer angewandt und spezifiziert; auf dieser Grundlage werden im zweiten Schritt Handlungsbedingungen der Mitglieder der geheimen Gesellschaft der Folterer herausgearbeitet; der dritte Schritt bestimmt die eigendynamischen Prozesse des Phänomens der Folter, die aus der Eskalation politischer Konflikte, der Gruppe der Folterer und der Situation der Folter erwachsen. Die These lautet, dass sich aus der Perspektive einer relationalen Soziologie ein theoretischer Zugriff auf das Problem der Folter ergibt, der weiterführende Erklärungen des Phänomens ermöglicht.
Der Beitrag diskutiert Genese, Bedeutungsgehalt und theoretischen Kontext des Merton’schen Konzepts der Opportunitätsstruktur und des von ihm bei Weber entliehenen Konzepts der Lebenschancen. Die These lautet, dass beide Konzepte konflikttheoretisch interpretiert werden müssen, damit sie ihr volles analytisches und erklärendes Potenzial zur Analyse zentraler sozialer Konflikte entfalten können. Es wird davon ausgegangen, dass beide Konzepte in ihrem Bedeutungsgehalt konvergieren, ein konflikttheoretisch inspiriertes Verständnis aber unterschiedliche theoretische Strategien erfordert. Während die Opportunitätsstrukturen jenseits des Merton’schen Verständnisses reinterpretiert werden müssen, um verstehen zu können, dass das Handeln sozialer Akteure die Optionen anderer beschränken kann, ist für die Lebenschancen ein Zurück zu Max Webers ursprünglicher Idee angezeigt, um der Bedeutung sozialer Schließung als sozialen Mechanismus einer Auseinandersetzung um knappe Güter nachgehen zu können
The Secret Society of Torturers107How do normal people become able to torture others? In order to explain this puzzling social phenomenon, we have to take secrecy – the characteristic trait of modern torture – as the lynchpin of the analysis. Following Georg Simmel’s formal analysis of the “secret society”, the contribution reconstructs structural and cultural aspects of the secret society of torturers that generate social processes that allow its members to behave extremely violently, forcing individuals to turn into torturers. The contribution argues that the form of social behaviour that we call torture is socially shaped. It goes beyond social psychology to de-velop an explanation from the perspective of relational sociology
Schließung, soziale
(2014)
Trying as hard as i can
(2022)
The housing crisis represents a liminal experience: a loss of the taken-for-granted and the suspension of ontological security has put individuals in a situation of potentiality in which both conceptions of home and of personal identity are open to transformation. Empirically assessing this liminal transition allows us to understand the refiguration processes of both home and subjectivities. This has both conceptual and political implications: with ongoing individualization of responsibility in virtually all spheres of social life, it is no longer possible to assume that the private sphere of home is an arena in which individuals are free and secured from societal forces, pressures, and compulsions. Instead, we might find ourselves in a transient liminal period in which the very meaning and psycho-social foundation of home are being transformed. To understand these processes is not only an epistemological but also a political endeavor, for only by understanding the psycho-social implications of the housing crisis can we acknowledge its embeddedness in and relation to processes of societal individualization, as well as the potential to open up pathways to the emergence of a liminal communitas.
Robert King Merton (1910 – 2003) gilt heute längst als Klassiker der Soziologie. Er kann als der bedeutendste Soziologe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und als Wegbereiter einer modernen Soziologie bezeichnet werden, die das konstitutive Verhältnis von soziologischer Theorie und empirischer Forschung ins Zentrum des Interesses gerückt hat. Aufgrund seiner Beiträge zur Sozialtheorie, zur Begriffsbildung in der Soziologie und seiner vielfältigen inhaltlichen und empirischen Arbeiten spielt Merton bis heute eine bedeutende Rolle in der Soziologie als wissenschaftlicher Disziplin.
Der Potsdam Grievance Statistics File (PGSF) ist eine historische Datensammlung von Beschwerden, sog. Eingaben, die in der DDR von deren Bürgern eingereicht wurden. Die Eingaben wurden schriftlich oder mündlich gestellt und waren an staatliche Institutionen gerichtet. Der Staat zählte diese Eingaben und kategorisierte sie in Eingabenstatistiken.
Der PGSF enthält Eingabenstatistiken des Zeitraums 1970–1989 einer Wahrscheinlichkeitsstichprobe von im Jahr 1990 existierenden Kreisen. Zusätzlich finden sich Eingabenstatistiken eines Convenience-Samples von Kreisen aus dem Zeitraum 1970–1989.
Der Potsdam Grievance Statistics File (PGSF) ist eine historische Datensammlung von Beschwerden, sog. Eingaben, die in der DDR von deren Bürgern eingereicht wurden. Die Eingaben wurden schriftlich oder mündlich gestellt und waren an staatliche Institutionen gerichtet. Der Staat zählte diese Eingaben und kategorisierte sie in Eingabenstatistiken.
Der PGSF enthält Eingabenstatistiken des Zeitraums 1970–1989 einer Wahrscheinlichkeitsstichprobe von im Jahr 1990 existierenden Kreisen. Zusätzlich finden sich Eingabenstatistiken eines Convenience-Samples von Kreisen aus dem Zeitraum 1970–1989.
Leben in der ehemaligen DDR
(2020)
Leben in der ehemaligen DDR
(2019)
Harmonized data file as the basis for comparative analysis of quality of life in the Candidate Countries and the European Union member states, based on seven different data sets, one Eurobarometer survey covering 13 Candidate Countries with an identical set of variables conducted in April 2002, the other six Standard Eurobarometer of different subjects and fielded in different years, each with another set of questions identical with the CC Eurobarometer. Selected aggregate indicators of quality of life ... describing the social situation in the EU15 and Candidate Countries.
This article draws on the experience from an ongoing research project employing respondent-driven sampling (RDS) to survey (illicit) 24-hour home care workers. We highlight issues around the preparatory work and the fielding of the survey to provide researchers with useful insights on how to implement RDS when surveying populations for which the method has not yet been used. We conclude the article with ethical considerations that occur when employing RDS.
Vast racial inequalities continue to prevail across the United States and are closely linked to economic resources. One particularly prominent argument contends that childhood wealth accounts for black–white (BW) disadvantages in life chances. This article analyzes how much childhood wealth and childhood income mediate BW disadvantages in adult life chances with Panel Study of Income Dynamics and Cross-National Equivalent File data on children from the 1980s and 1990s who were 30+ years old in 2015. Compared with previous research, we exploit longer panel data, more comprehensively assess adult life chances with 18 outcomes, and measure income and wealth more rigorously. We find large BW disadvantages in most outcomes. Childhood wealth and income mediate a substantial share of most BW disadvantages, although there are several significant BW disadvantages even after adjusting for childhood wealth and income. The evidence mostly contradicts the prominent claim that childhood wealth is more important than childhood income. Indeed, the analyses mostly show that childhood income explains more of BW disadvantages and has larger standardized coefficients than childhood wealth. We also show how limitations in prior wealth research explain why our conclusions differ. Replication with the National Longitudinal Survey of Youth and a variety of robustness checks support these conclusions.
The US perennially has a far higher poverty rate than peer-rich democracies.1 This high poverty rate in the US presents an enormous challenge to population health given that considerable research demonstrates that being in poverty is bad for one’s health.2 Despite valuable contributions of prior research on income and mortality, the quantity of mortality associated with poverty in the US remains uknown. In this cohort study, we estimated the association between poverty and mortality and quantified the proportion and number of deaths associated with poverty.
In times of educational expansion, privileged families are looking for new strategies of distinction. Referring to Pierre Bourdieu’s theory of distinction, we argue that choosing Latin at school – a language that is no longer spoken and therefore has no direct value – is one of the strategies of privileged families to set themselves apart from less privileged families. Based on two surveys we conducted at German schools, the paper analyzes the relationship between parents’ educational background and the probability that their child will learn Latin. Results indicate that historically academic families have the strongest tendency towards learning Latin, followed by new academic families, and leaving behind the non-academic families. We distinguish between four causal mechanisms that might help to explain these associations: cultural distinction, selecting a socially exclusive learning environment, beliefs in a secondary instrumental function of learning Latin, and spatial proximity between the location of humanist Gymnasiums and the residential areas of privileged families. The hypotheses are formalized by means of Directed Acyclic Graphs (DAG). Findings show that the decision to learn Latin is predominately an unintended consequence of the selection of a socially exclusive learning environment. In addition, there is evidence that especially children from historically academic families learn Latin as a strategy of cultural distinction.
Pioneering scholarship links retrospective childhood conditions to mature adult health. We distinctively provide critical evidence with prospective state-of-the-art measures of parent income observed multiple times during childhood in the 1970s to 1990s. Using the Panel Study of Income Dynamics, we analyze six health outcomes (self-rated health, heart attack, stroke, life-threatening chronic conditions, non-life-threatening chronic conditions, and psychological distress) among 40- to 65-year-olds. Parent relative income rank has statistically and substantively significant relationships with five of six outcomes. The relationships with heart attack, stroke, and life-threatening chronic conditions are particularly strong. Parent income rank performs slightly better than alternative prospective and retrospective measures. At the same time, we provide novel validation on which retrospective measures (i.e., father’s education) perform almost as well as prospective measures. Furthermore, we inform several perennial debates about how relative versus absolute income and other measures of socioeconomic status and social class influence health.
A review of all research papers published in the European Sociological Review in 2016 and 2017 (N = 118) shows that only a minority of papers clearly define the parameter of interest and provide sufficient reasoning for the selected control variables of the statistical analysis. Thus, the vast majority of papers does not reach minimal standards for the selection of control variables. Consequently, a majority of papers interpret biased coefficients, or statistics without proper sociological meaning. We postulate that authors and reviewers should be more careful about control variable selection. We propose graphical causal models in the form of directed acyclic graphs as an example for a parsimonious and powerful means to that end.
This paper compares the usability of data stemming from probability sampling with data stemming from nonprobability sampling. It develops six research scenarios that differ in their research goals and assumptions about the data generating process. It is shown that inferences from data stemming from nonprobability sampling implies demanding assumptions on the homogeneity of the units being studied. Researchers who are not willing to pose these assumptions are generally better off using data from probability sampling, regardless of the amount of nonresponse. However, even in cases when data from probability sampling is clearly advertised, data stemming from nonprobability sampling may contribute to the cumulative scientific endeavour of pinpointing a plausible interval for the parameter of interest.
Datenanalyse mit Stata
(2016)
Dieses Buch bietet eine Einführung in das Datenanalysepaket Stata und ist zugleich das einzige Buch über Stata, das auch Anfängern eine ausreichende Erklärung statistischer Verfahren liefert. „Datenanalyse mit Stata' ist kein Befehls-Handbuch sondern erläutert alle Schritte einer Datenanalyse an praktischen Beispielen. Die Beispiele beziehen sich auf Themen der öffentlichen Diskussion oder der direkten Umgebung der meisten Leser. Damit eignet sich diese Buch als Einstieg in Data Analytics in allen Disziplinen.
Die neue Auflage bietet einen systematischeren Zugang zum Datenmanagement in Gegenwart von „Missing Values' und behandelt die in der Stata-Programmversion 14 implementierte Unicode-Codierung.
Im Vergleich zu Umfragen an Wahrscheinlichkeitsstichproben bieten Umfragen an Access-Panels, die auf Nicht-Wahrscheinlichkeitsstichproben basieren, unbestreitbare wirtschaftliche Vorteile. Diese Vorteile gehen jedoch mit unvermeidbaren Qualitätseinbußen einher, die auch dann bestehen bleiben, wenn Erstere sehr niedrige Responseraten haben. Daher müssen die wirtschaftlichen Vorteile und die methodischen Einschränkungen gegeneinander abgewogen werden. Es wird argumentiert, dass diese Abwägung anhand normativer Festlegungen erfolgen muss. Unter Anwendung der hier vorgeschlagenen Maßstäbe kommt der Beitrag zu dem Schluss, dass die Qualitätsansprüche an über Massenmedien verbreitete Meinungsumfragen höher sein sollten als für rein (sozial)wissenschaftliche Zwecke.
Was sollten Mitarbeiter in einem empirisch ausgerichteten Forschungsprojekt können, und welche Kernkompetenzen sollte die Ausbildung an den Universitäten daher vermitteln? Die Antworten auf diese Fragen hängen – wie sollte es anders sein – von der inhaltlichen Fragestellung und methodischen Ausrichtung des jeweiligen Forschungsprojektes ab. Natürlich sollten Projektmitarbeiter über Vorkenntnisse zum Forschungsthema verfügen. Natürlich sollten Kenntnisse des projektspezifischen (statistischen) Methodenarsenals vorliegen.
Sunflower plot
(2015)