Institut für Germanistik
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Die vorliegende Magisterarbeit beschäftigt sich mit dem literarischen Werk der Autorin Annemarie Schwarzenbach, deren Wiederentdeckung 1987 ein verstärktes Medieninteresse erfuhr: zwei Herausgeber (Ch. Linsmayer und R. Perret) streiteten sich um die Veröffentlichungsrechte der Werke von Schwarzenbach. Schnell wurde klar, dass sich das Interesse an der Schriftstellerin nicht so sehr auf ihr Werk richtete, sondern ihr Lebenswandel rückte in den Vordergrund und verdrängte für lange Zeit eine ernsthafte, literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihren Arbeiten. Ein ausführlicher Forschungsüberblick (1987 bis 2007) verdeutlicht anhand ausgewählter Themen (autobiographisches Schreiben, Homosexualität/ Androgynie/ Geschlechterdifferenz, Reisen und Exil, Schreiben als Therapie, Schreibstil und literar-/kulturhistorische Einordnung des Werkes, Mythos und mythologische Ansätze), dass die literarischen Arbeiten Schwarzenbachs zumeist als maskierte autobiographische Romane und Erzählungen gelesen wurden. So wird der Roman Das glückliche Tal oft als Mythologisierung der zu Lebzeiten der Autorin nicht veröffentlichten autobiographischen Schrift Tod in Persien aufgefasst. Die Magisterarbeit stellt dagegen die These auf, dass mythische Strukturen in beiden Schriften eine Rolle spielen, d. h. schon in Tod in Persien angelegt sind. Das glückliche Tal und Tod in Persien stellen eigenständige literarische Arbeiten dar: zwar beruht Das glückliche Tal auf dem Typoskript Tod in Persien, da sich z. B. die Rahmenhandlung gleicht und einzelne Textpassagen aus Tod in Persien wortwörtlich im Glücklichen Tal übernommen werden, aber beide Werke unterscheiden sich stark in ihrer Form und Struktur. Es liegt auf der Hand, dass beide Romane auch verschiedene Aussagen haben. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Thema ‚Erinnerung’, das auch in Verbindung mit ‚Mythos’ gebracht werden kann: Mythos kann als Erinnerungsform betrachtet werden, die vor allem Identität stiften soll. Sowohl Tod in Persien als auch Das glückliche Tal weisen mythische Strukturen auf, behandeln aber auch das Thema ‚Identitätsverlust’ (der Ich-Erzählfigur). Die Magisterarbeit untersucht, wie ‚mythische Struktur’ und ‚Identitätsverlust’ in den literarischen Werken Annemarie Schwarzenbachs zusammen gebracht werden. Dazu wird dieses Werk in den zeitgenössischen Kontext gestellt, der die Bedeutung des Mythos als Antwort auf die Krisen der Moderne (Sprach-, Subjekt- und Erkenntniskrise) sieht. Zu einzelnen Themen, die mit mythischen Strukturen in Zusammenhang gebracht werden, kommen Zeitgenossen Annemarie Schwarzenbachs zu Wort: Cassirers Modell mythischer Raum-Zeit-Aspekte wird auf Schwarzenbachs Werk übertragen, ebenso die Geschichtsauffassung Nietzsches wie die ‚archäologische Metapher’ Freuds. Die Untersuchung zeigt, dass ‚Mythos’ bei Annemarie Schwarzenbach keine Bedeutung im Sinne einer „Mythologisierung“ autobiographischer Aufzeichnungen hat, sondern dass die mythischen Strukturen in ihren literarischen Werken als literarästhetische Auseinandersetzung mit Krisen der Moderne betrachtet werden sollten und somit ihre Werke auch heute noch – da Krisen wie Identitäts- und Erkenntniskrise immer noch Aktualität besitzen – außerordentlich lesenswert sind.
Die vorliegende Magisterarbeit geht von der Kernthese aus, dass ein zweckgebundenes Charakteristikum von Casuallyrik in der Frühen Neuzeit darin besteht, „dass Körperbilder als theoretisch-modellhafte Entitäten, als Katalysatoren und Gegenstand eines Repräsentations-diskurses“ in den Texten identifiziert werden können. Die Analyse geht von der „Frage nach der Funktionsweise und den rhetorisch geschaffenen imaginären Vorstellungen von Körper“ aus und nimmt dabei auch die Zweckgebundenheit dieser literarischen Textsorte, den rhetorischen ‚Bauplan’ und die sozialgeschichtlich-anthropologischen Konzepte ‚Repräsentation’ und ‚Körper’ in den Blick. Da ein literaturwissenschaftlich nutzbares Repräsentationskonzept bisher nicht eingeführt ist, geht es nicht zuletzt um die methodisch angemessene Installierung dieses Ansatzes für die literaturwissenschaftliche Arbeit durch eine interdisziplinäre Verknüpfung der Textwissenschaften mit Aspekten der Kunstgeschichte, der Ästhetik, der allgemeinen und Landesgeschichte sowie der Staatstheorie, Philosophie und Theologie. Vier Epicedien (Trauer-, Grab- und Trostgedicht) aus dem hinterlassenen Werk von Johann von Besser bilden die Basis für dieses Vorgehen. Vor dem Hintergrund der Ideengeschichte (M. Foucault), der Zeichentheorie, der Sozialgeschichte, der Historischen Anthropologie, der Körpertheorie und anderen methodischen Ansätzen werden sowohl Repräsentation und Körper als auch Körper und literarischer (nach rhetorischem Bauplan ‚produzierter’) Text zueinander geordnet. Auf dieser Grundlage werden andere Bereiche des Diskurses angewählt, etwa die Relation zwischen Repräsentation und Zeremoniell, die latente ‚Entkörperlichung’ als prozessuales Resultat der gesellschaftlich-restriktiven Kommunikation (Affektdebatte) oder die Bedeutung des wahrnehmenden Blicks und des bewussten Sehens im Sinne einer Spiegelung des Wahrgenommenen und einer im Ergebnis gedoppelten Repräsentation. Das Ziel der Arbeit erreicht die Bereitstellung von aus der Analyse extrahierten Inhalten des körperlichen Repräsentationsdiskurses. Diese Inhalte stellen sich als problematisierbare Bestandteilsgruppen des Foucault’schen innersten Gesetzes repräsentationsdiskursiver Ordnungen dar und bilden in sich abgrenzbare Analyseeinheiten im Sinne von Desiderata weiterer Arbeiten auf diesem Gebiet.
In Gerichtsshows wie „Richter Alexander Hold“, „Richterin Barbara Salesch“ und „Das Strafgericht“ agieren Laiendarsteller semi-spontan als Teilnehmer einer fiktiven Gerichtsverhandlung. Hier wird also eine kommunikative Gattung aus der öffentlichen Kommunikation – die Gerichtsverhandlung – als Folie für eine Unterhaltungssendung genutzt. In dieser Arbeit wird die Gerichtsshow mithilfe des Konzeptes der kommunikativen Gattung beschrieben. Die Darstellung findet auf den verschiedenen Ebenen der kommunikativen Gattung "Binnenebene", "situative Realisierungsebene" und "Außenstruktur" statt. Außerdem wird dem Modell der kommunikativen Gattung als weitere Ebene die "mediale Außenstruktur" hinzugefügt, um die Beschreibbarkeit des Mediengesprächs "Gerichtsshow" zu verbessern. Die Analyse der Gerichtsshow zeigt, dass hier durch die Beteiligten eine Kontextualisierung als Gerichtsverhandlung aufgebaut wird. Die Teilnehmer müssen jedoch zugleich Aufgaben bewältigen, die denen einer Unterhaltungssendung entsprechen. Eine zentrale Aufgabe der Beteiligten ist daher das ständige Aushandeln zwischen der Produktion der Kontextualisierung als Gerichtsverhandlung einerseits und der Erfüllung der Anforderungen einer Unterhaltungssendung andererseits. In diesem Aushandlungsprozess entsteht eine gerichtsshowspezifische Darstellung von Kommunikation vor Gericht, die in dieser Arbeit mithilfe von rechtssoziologischen Konzepten wie dem der "Verfahrensgerechtigkeit" in ihrer Bedeutung im Diskurs um Recht und Gerechtigkeit eingeordnet wird. Die Analyse findet anhand von transkribierten Ausschnitten aus den Sendungen „Richter Alexander Hold“, „Richterin Barbara Salesch“ und „Das Strafgericht“ statt.
Die moderne Kultur- und Sozialgeschichte lässt sich – auf den Ebenen des Transports, der Informationsübertragung und der interpersonellen Kommunikation – als ein sich permanent steigernder Beschleunigungsprozess beschreiben. Insbesondere neuartige Medientechnologien verkürzen die zeitlichen Intervalle der Kommunikation zunehmend. Es ist davon auszugehen, dass sich die dem Geschwindigkeitsimperativ unterliegenden neuen Kommunikationsbedingungen in sprachlichen Innovationen niederschlagen und diese wiederum Indikatoren für Sprachwandel sind. In der jüngsten linguistischen Forschung wird allerdings vielfach die These geäußert, der Sprachgebrauch in den neuen Medien indiziere fundamentale Veränderungen der Schriftlichkeit und führe zu einem sprachlichen Verfall besonderen Ausmaßes. Diese These soll am Beispiel schriftbasierter Alltagskommunikation – vom Telegramm über den Brief und der Internetkommunikation bis hin zur SMS-Kommunikation – in medien-, kultur- und texthistorischen Zusammenhängen überprüft werden. Es geht darum, die kulturhistorischen Modalitäten der Medien- und Beschleunigungsgenese aufzudecken und spezifische mediale und kontextuelle Bedingungen sprachlicher Veränderungen herauszustellen.
Bei dieser Publikation handelt es sich um ein Kompendium, gedacht als Selbststudienliteratur für linguistische Grundkurse und Einführungsveranstaltungen zur deutschen Sprache der Gegenwart. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen jene Sprachformen des Deutschen, die sich in verschiedenen Kommunikationsbereichen (privater Alltag, Kunst, Wissenschaft, Bürokratie, Journalismus, Werbung) herausgebildet haben. In jedem dieser Bereiche hat die Sprache eine spezifische Funktion, d. h. einen anderen gesellschaftlichen Zweck. Funktionale Varietäten sind dementsprechend zweckbestimmte, kommunikationsbereichsbezogene Teilsprachen einer Einzelsprache. Traditionell werden sie auch Funktionalstile genannt. Das Kompendium umfasst zwei Hauptteile. An die Vermittlung theoretischer Grundlagen schließen sich Beschreibungsprotokolle an, die zu jeder funktionalen Varietät (Alltags-, Dichter-, Wissenschafts-, Behörden-, Presse- und Werbesprache) Auskunft geben über • die kommunikative Hauptleistung der Varietät, • die kommunikativen Rahmenbedingungen ihrer Verwendung, • ihre Bindung an kommunikative Gattungen (Text- und Gesprächssorten) und • ihr sprachliches Erscheinungsbild. Eingegangen wird auch auf Abgrenzungsfragen, so z. B. auf das Verhältnis von Alltagssprache und Umgangssprache, von Dichtersprache und Literatursprache, von Pressesprache und Mediensprache. Die Protokolle verzeichnen darüber hinaus Zusatzliteratur, die für ein vertiefendes Studium zu empfehlen ist
Im Zentrum dieser literaturwissenschaftlichen Arbeit steht der „homo migrans“ (Klaus Bade). Dieser ist nicht ein Typus, sondern vielmehr Sammelbegriff verschiedenster Länder, Kulturen und Sprachen querender Figuren der Bewegung: eurokoloniale Rück- und postkoloniale Zuwanderer, Asylbewerber, politische Dissidenten, Glaubensflüchtlinge, Arbeitsmigranten, Familiennachzügler und Aussiedler. Sie alle bewegen sich transnational und häufig interkontinental über und zwischen Grenzräumen. Unter dem Eindruck einer erneuten Beschleunigung globaler Migrationsprozesse ist es daher aus der Perspektive der Literaturwissenschaft entscheidend, sich zeitgenössischen Literaturen zu stellen, deren Autorschaft in genau jener kritischen wie produktiven Dynamik von Ortswechsel, Ent- und Reterritorialisierung, Heimatverlust und Herkunftsentwürfen stattfindet. Anhand ausgewählter Texte der deutschsprachigen Schriftstellerin ungarischer Herkunft Terézia Mora und des mexikanischen Schriftstellers italienischer Herkunft Fabio Morábito soll verdeutlicht werden, mit welch unterschiedlichen auktorialen Vorraussetzungen, produktionsästhetischen Strategien und leitmotivischen Schwerpunkten literarische Gegenwelten der Migration, der Fremd- und Selbsterfahrung erzeugt werden. So entstehen aus dem Innern eines als vielfach fremd empfundenen urbanen Lebensraums Zwischenweltfiguren und Bewegungsmuster, die zu analysieren sich allemal lohnt, wenn es darum gehen soll, mit den Mitteln der Literatur als Speicher von „Lebenswissen“ (Ottmar Ette) zu einem tieferen Verständnis dieser – ökonomisch wie kulturell wie analytisch – immer wichtiger werdenden Wissensressourcen vorzudringen. Die Analyse berücksichtigt bei beiden Autoren das bisher publizierte, literarische Gesamtwerk, setzt aber deutliche Schwerpunkte bei Terézia Moras Roman 'Alle Tage' und bei Fabio Morábitos Erzählband 'También Berlín se olvida', unter besonderer Berücksichtigung seiner umfangreichen, für das vorliegende Thema sehr ergiebigen Lyrik.
"Als sei Ich ein Anderer"
(2006)