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Die bisherige Forschung zur Lehrerfortbildung fokussierte das Teilnahmeverhalten und die Merkmale von Lehrkräften, die an Fortbildungen teilnehmen. Welche Lehrkräfte hingegen keine Fortbildungen besuchen, blieb bislang ebenso unberücksichtigt wie die Frage, was sie an der Teilnahme hindert. Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, Nicht-Teilnehmer/-innen von Lehrerfortbildungen anhand demografischer und professionsbezogener Merkmale zu beschreiben und die Bedeutung von Teilnahmebarrieren zu analysieren. Die Daten der vorliegenden Untersuchung stammen aus der Lehrkräftebefragung des IQB-Ländervergleichs 2012. Die Stichprobe umfasst mehr als 2400 Lehrkräfte der Sekundarstufe I an allgemeinbildenden Schulen. Als Teilnahmebarrieren konnten die Faktoren Disengagement, Qualitätsmangel, Familie, Kosten und Arbeit identifiziert werden. Die deskriptive Analyse dieser Teilnahmebarrieren zeigt, dass die Gründe gegen Fortbildungsbesuche variieren. Hohe Zustimmungswerte erhalten die Faktoren Arbeit und Qualitätsmangel. Statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen Teilnahmebarrieren und Fortbildungsaktivität ergeben sich hingegen für die Faktoren Disengagement und Qualitätsmangel. Die Befunde deuten darauf hin, dass u. a. ein geringes Interesse sowie die wahrgenommene Qualität des Fortbildungsangebots die Entscheidung zur Teilnahme beeinflussen.
Für die Analyse der Unterrichtsqualität von Schulen durch Schülerurteile sollten drei Voraussetzungen erfüllt sein: (1) eine angemessene Übereinstimmung der Schülerurteile innerhalb der Schulen, (2) systematische Variabilität der Schülerurteile zwischen Schulen, (3) ein ausreichendes Maß an Reliabilität der aggregierten Urteile. Diese Studie untersucht mit internationalen PISA-Daten (Zyklen 2000–2012; 81 Länder, über 55.300 Schulen, über 1,3 Millionen 15-Jährige), inwiefern dies für Indikatoren der Qualitätsdimensionen des Unterrichts (Klassenführung, Kognitive Aktivierung, Konstruktive Unterstützung) zutrifft. Dafür bestimmten wir das Übereinstimmungsmaß rWG(J) sowie die Intraklassenkorrelationen ICC(1) und ICC(2). Es zeigte sich, dass (1) die Mehrzahl der Unterrichtsmerkmale eine moderate oder starke Übereinstimmung in Schulen aufwies, (2) sich Unterrichtsmerkmale aus Sicht der Schülerschaft systematisch zwischen Schulen unterschieden, jedoch (3) die Reliabilität der aggregierten Schülerurteile in vielen Ländern nicht ausreichte. Die Ergebnisse diskutieren wir vor dem Hintergrund von Konventionen zur Beurteilung der Übereinstimmung, Variabilität und Reliabilität auf Schulebene.
Wissenschaftliches Arbeiten
(2021)
Die formalen und theoretischen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens spielen in der akademischen Weiterbildung und darüber hinaus auch im Geschäftsalltag eine - zumeist unterschätzte - Rolle: Gerade im Managementkontext müssen aus selbst erhobenen oder recherchierten Informationen gutachterliche Stellungnahmen erarbeitet und dabei die Grundsätze ordnungsgemäßer wissenschaftlicher Arbeit beachtet werden. Die Erstellung solcher Texte erfordert neben der Fähigkeit zur Formulierung bzw. Abgrenzung einer forschungsleitenden Frage und zur gezielten Informationsrecherche auch spezifische Fähigkeiten im Schreibprozess und beim Belegen von Quellen. Diese Kompetenzen sollen im Rahmen eines "Refresher"-Kurses, der als Grundlage für dieses Werk dient, so vermittelt werden, dass sowohl Studierende als auch Fach- und Führungskräfte aus der Praxis schnell informiert werden.
Ein diagnostisches Ziel der „Profilanalyse nach Grießhaber“ ist die Testung der grammatischen Fähigkeit zur Verbstellung im Deutschen. Zur erstmaligen Evaluation der Testgüte wurden 403 ein- und mehrsprachige Grundschulkinder randomisiert drei verschiedenen Testmaterialien zugewiesen: Testmaterial, das die Zielkompetenz spezifisch stimulierte, führte zu den besten Testergebnissen. Dies spricht für eine geringe Durchführungsobjektivität. Zudem wurden Deckeneffekte für Grundschulkinder nachgewiesen, weshalb die Profilanalyse nur wenig zwischen den Grammatikfähigkeiten der Kinder differenzieren kann. Auch die Retest-Reliabilität und Auswertungsobjektivität sind noch zu gering. Zusammenfassend wird die Testgüte hinsichtlich aller betrachteten Testgütekriterien als verbesserungswürdig bewertet. Daraus werden die Empfehlungen abgeleitet, die Profilanalyse stärker zu standardisieren und um sensitivere diagnostische Kriterien für das Grundschulalter zu ergänzen. Weitere Ziele der Profilanalyse, z. B. die Verbesserung diagnostischer Kompetenzen von Lehrkräften, sind in Folgeprojekten zu evaluieren.
Die gelingende Zusammenarbeit von Eltern und Lehrkräften gilt als eine wichtige Voraussetzung für den schulischen Bildungserfolg Lernender und wirkt sich zudem positiv auf die Beziehung von Lehrkräften und Lernenden aus. Der vorliegende Beitrag untersucht, inwiefern das Engagement von Klassenlehrkräften in der Zusammenarbeit mit Eltern, operationalisiert über angebotene formelle und informelle Kontakte, sowie die von Lernenden wahrgenommene Lehrer-Schüler-Beziehung mit der intrinsischen Motivation Lernender in Zusammenhang stehen. Ausgewertet wurden Daten von 881 Schülerinnen und Schülern aus 39 neunten und zehnten Klassen aus 13 Schulen der Sekundarstufe (Gymnasien und Integrierte Sekundarschulen). Manifestlatente Mehrebenenmodelle zeigen signi¿ kant positive Zusammenhänge zwischen der von Lehrkräften angebotenen Vielfalt formeller Kontakte und der intrinsischen Motivation der Lernenden auf Klassenebene. Auf Individualebene zeigen sich signi¿ kante positive Zusammenhänge zwischen der von Lernenden berichteten Lehrer-Schüler-Beziehung und der intrinsischen Motivation.
Schulische und vor allem unterrichtliche Implementationsprozesse zielen zumeist auf die Professionalisierung der Lehrkräfte ab. Die intendierte Veränderung des Unterrichts beginnt dabei mit einer gewünschten Veränderung von Einstellungen und Verhaltensweisen der Lehrkräfte, welche erst zu einer veränderten Handlungsroutine in der Arbeitspraxis führen kann. Das Modell der Stages of Concern von Hall und Hord (2006) stellt eine der wenigen Möglichkeiten dar, die individuelle Perspektive der Lehrkräfte im Implementationsprozess modellbasiert und standardisiert zu untersuchen. Der vorliegende Beitrag betrachtet anhand dieses Modells die affektiv-kognitive Auseinandersetzung der Beteiligten im Implementationsprozess sowie deren Zusammenhänge mit verschiedenen Aspekten der Kommunikation und der wahrgenommenen Entwicklung. Auf Basis einer Stichprobe von N = 66 Lehrkräften kann dabei gezeigt werden, dass insbesondere die Aspekte Häufigkeit der Kooperation, Kommunikation im Kollegium und Erfahrungen im Team die affektiv-kognitive Auseinandersetzung vorhersagen. Diese Auseinandersetzung - insbesondere mit den Konsequenzen der Neuerung - bedingt wiederum die wahrgenommene Entwicklung im Implementationsprozess.
Im Schuljahr 2008/09 war Jahrgangsübergreifendes Lernen (JÜL) in der Berliner Schuleingangsphase verpflichtend eingeführt worden. Doch nicht alle Schulen übernahmen diese Reform. In dieser Studie untersuchen wir, inwiefern Schulen sich in Abhängigkeit davon, wie schnell und umfassend sie JÜL implementiert hatten, in Merkmalen ihrer Schülerschaft voneinander unterscheiden. Wir nahmen an, dass mit dem Ziel von JÜL, Heterogenität produktiv für das Lernen zu nutzen, die Reform für solche Schulen besonders attraktiv war, die eine heterogene Schülerschaft haben. Heterogenität wurde über die Anteile von Kindern mit (a) nichtdeutscher Erstsprache und (b) Lernmittelzuzahlungsbefreiung operationalisiert. Weiter wurde untersucht, ob sich die Leistungen der Kinder in Deutsch und Mathematik zwischen den Schulen unterschieden. Die Ergebnisse zeigen erwartungsgemäß, dass Schulen mit einer heterogenen Schülerschaft JÜL schnell und nachhaltig implementierten. Im zeitlichen Verlauf ließen sich, nach Kontrolle der Heterogenität der Schülerschaft, keine Leistungsunterschiede zwischen den Schulen feststellen. Die Ergebnisse werden hinsichtlich der Frage diskutiert, unter welchen Voraussetzungen Schulen Reformen implementieren und wie sich JÜL auf Bildungsergebnisse auswirken kann.
Ziel der Studie ist die Untersuchung der individuellen und schulbezogenen Bedingungen der elterlichen häuslichen Unterstützung schulbezogener Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I. Des Weiteren wurde untersucht, inwieweit diese Unterstützung mit der Veränderung der intrinsischen Motivation und des akademischen Selbstkonzeptes der Lernenden einhergeht. Der Beitrag zum Forschungsstand liegt neben der längsschnittlichen Untersuchung in der Analyse möglicher Moderatoren der Zusammenhänge. Für die Analysen wurden Fragebogendaten von n=157 Lernenden (MAlter=14.5) sowie deren Eltern genutzt. Als zentrales Ergebnis zeigt sich, dass Eltern ihre Kinder häuslich unterstützen, wenn Eltern ihr eigenes Schulengagement als nützlich wahrnehmen. Die Unterstützung im häuslichen Umfeld steht in positivem Zusammenhang zur Veränderung der intrinsischen Motivation. Sowohl die von Eltern wahrgenommene Kooperationsbereitschaft der Klassenlehrkraft als auch die Vielfalt des elterlichen Engagements im schulischen Umfeld moderieren den Zusammenhang zwischen häuslicher Unterstützung durch Eltern und dem akademischen Selbstkonzept. Limitationen wie die Verzerrung der Elternstichprobe sowie praktische Implikationen werden diskutiert.
An Fragen wachsen
(2020)
Wiedereinstieg in den Lehrerberuf nach der Flucht mit dem Refugee Teachers Program in Brandenburg
(2019)
Die durch die Fluchtmigration ausgelösten aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen erfordern auch in der Lehrer*innenbildung institutionelle Weiterentwicklungsprozesse. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Bedeutung der Fluchtmigration für die Lehrer*innenbildung. Am Beispiel des Refugee Teachers Program an der Universität Potsdam wird ein universitäres Bildungsangebot zur Nachqualifizierung für geflüchtete Lehrkräfte vorgestellt. Dabei fokussieren wir die konzeptionellen Grundlagen, die Struktur und die Inhalte des Programms und diskutieren es im Kontext aktueller Fragestellungen der Lehrer*innenbildung.
Juniorwahl
(2017)
Sozialstudie
(2017)
Recherche
(2017)
Texte
(2017)
Hermeneutik
(2017)
Bildungspolitische Reformen unterscheiden sich in der Breite, Tiefe und Nachhaltigkeit, mit der sie realisiert werden. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit diesem Thema am Beispiel der Umsetzung des Jahrgangsübergreifenden Lernens (JÜL) in Berlin. JÜL war eine der zentralen Innovationen bei der Neugestaltung des Schulanfangs. Vor diesem Hintergrund behandelt die erste Teilstudie, wie JÜL an Schulen in den Schuljahren 2007/08 bis 2015/16 implementiert wurde. Es wurden Daten der Berliner Schulstatistik zu einem Längsschnitt auf Schulebene zusammengefasst (N = 356). Latente Profilanalysen identifizieren sechs Implementationstypen, die sich in Zeitpunkt und Dauer der Umsetzung von JÜL unterscheiden. Hierbei diente der Anteil der JÜL-Klassen an den Klassen der Schulanfangsphase als Indikator. Die zweite Teilstudie analysiert Unterschiede in der Schul- und Unterrichtsqualität auf Grundlage von Daten aus der Berliner Schulinspektion (N = 282). Mittels Varianzanalysen (ANOVA) zeigen sich a) Unterschiede zugunsten der Schulen, die frühzeitig und dauerhaft JÜL umsetzten und b) Unterschiede zugunsten der Schulen, die in ihren JÜL-Klassen drei – im Vergleich zu zwei – Jahrgänge zusammenfassen.
Seit einigen Jahren werden kombinatorische Aufgaben als eigenständiges Thema im Mathematikunterricht der Grundschule behandelt, das diverse Lerngelegenheiten bereithält. Dies wirft Fragen zur Bearbeitungsweise sowie zu den Repräsentationen der Schülerinnen und Schüler auf. In einer empirischen Studie (N = 548) wurden anhand von sechs Kombinatorikaufgaben Leistungen und Bearbeitungsweisen von Lernenden in der dritten Klasse erhoben. Besonderes Augenmerk wurde auf die verwendeten Darstellungen und den Abstraktionsgrad sowie den Einsatz von Makrostrategien gerichtet. Diese drei Faktoren wurden hinsichtlich ihres Einflusses auf die Lösungsgüte untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler ohne Anleitung geeignete Lösungsansätze zu kombinatorischen Problemen fanden. Die Darstellungsweise hatte einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Lösungsquote. Im Gegensatz dazu konnten unterschiedlich starke positive Zusammenhänge zwischen Abstraktionsgrad bzw. Strategieeinsatz und Lösungserfolg nachgewiesen werden. Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich Schlüsse über die Vermittlung und didaktische Aufbereitung des Themenfeldes Kombinatorik in der Grundschulmathematik ziehen.
Neben familiären Merkmalen hat sich die Kindergartenqualität als bedeutsam für den Wortschatz von Kindergartenkindern gezeigt. Die drei Dimensionen der Kindergartenqualität, die Struktur‑, Orientierungs- und Prozessqualität, wurden bisher jedoch nicht simultan und domänenspezifisch in Bezug auf den Wortschatz untersucht. In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, wie die Dimensionen der Kindergartenqualität unter Berücksichtigung familiärer Merkmale mit dem Wortschatz von Kindern auf Individual- und Kindergartenebene zusammenhängen. Die Datengrundlage bildete eine Teilstichprobe des nationalen Bildungspanels („National Educational Panel Study“, NEPS) mit N = 1165 Kindern in 139 Kindergärten. Die durchgeführten Mehrebenenanalysen ergaben, dass zur Prädiktion des Wortschatzes auf Individualebene die familiären Merkmale bedeutsam waren, während Unterschiede zwischen Kindergärten mittels der Kindergartenqualität erklärt werden konnten. Dabei waren alle drei Qualitätsdimensionen relevant. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund verschiedener Qualitätskonzeptionen diskutiert.
Der Einstieg in die berufliche Praxis ist für Lehramtsstudierende verbunden mit einer Vielzahl von Anforderungen. Selbstwirksamkeitserwartungen gelten als personenbezogene Ressource, um mit den vielfältigen Anforderungssituationen umzugehen. Die soziale Unterstützung durch Mentoring gilt demgegenüber als wichtige umgebungsbezogene Ressource. Ressourcen sind von hoher Bedeutung, um Belastungen beim Berufseinstieg zu bewältigen. Allerdings ist bislang wenig bekannt über das Zusammenwirken zwischen personen- und umgebungsbezogenen Ressourcen. Die vorliegende längsschnittliche Studie untersucht daher, welche Rolle Mentoring und Selbstwirksamkeitserwartungen für den Umgang mit Beanspruchungsfolgen im Praxissemester spielen. Des Weiteren wird untersucht, inwiefern Mentoring den Zusammenhang zwischen Selbstwirksamkeitserwartungen und negativen Beanspruchungsfolgen, in diesem Fall emotionaler Erschöpfung und reduzierter Leistungsfähigkeit, moderiert. Die empirische Grundlage der Untersuchung sind Fragebogendaten von 192 Lehramtsstudierenden, die zu Beginn und zum Ende ihres viermonatigen Praxissemesters befragt wurden. Multiple Regressionsanalysen zeigen, dass hohe Selbstwirksamkeitserwartungen zu Beginn des Praxissemesters mit geringerer emotionaler Erschöpfung sowie mit höherer Leistungsfähigkeit zum Ende des Praxissemesters einhergehen. Der Zusammenhang zwischen den Selbstwirksamkeitserwartungen und der Leistungsfähigkeit wird durch die von den Lehramtsstudierenden wahrgenommene soziale Unterstützung durch Mentoring moderiert. Die Implikationen der Ergebnisse für die Lehrkräftebildung werden diskutiert.
Qualitative Forschung leistet mit einem differenzierten Methodenrepertoire einen zentralen Beitrag zur Empirie in der Erziehungswissenschaft. Das Handbuch führt umfassend in das breite Spektrum qualitativer Forschungszugänge ein.
Der erste Teil bietet eine grundlegende Einführung in qualitative Forschung, reflektiert ihre Bedeutung und Erkenntnispotentiale, zeichnet historische Entwicklungen nach und legt theoretische Grundlagen dar. Der zweite Teil stellt die wichtigsten methodischen Forschungskonzeptionen qualitativer erziehungswissenschaftlicher Forschung vor. Der dritte Teil führt in Strategien für Erhebungen und Auswertungen ein. Die Aufsätze des vierten Teils widmen sich dem forschenden Umgang mit visuellen Quellen und Medien. Der fünfte Teil stellt eine Auswahl gegenstandsbezogener qualitativer Forschungsansätze vor. Abschließend folgen Ansätze der Praxis-, Aktions- und Handlungsforschung und nützliche Informationen und Hinweise für die Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben.
Das Handbuch richtet sich an Promovierende, Forschende, Lehrende und Studierende in den Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Es bietet Pädagoginnen und Pädagogen Informationen über Methoden systematischer Praxisforschung und trägt damit zur Stärkung und Innovation qualitativer Forschungszugänge und zur Weiterentwicklung der methodischen Standards bei.
Forschende Lernwerkstatt
(2013)
Lehrkräftefortbildungen werden in der Forschung als vielversprechende Möglichkeit angesehen, Lehrkräfte dabei zu unterstützen, den an sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden (Darling-Hammond, Hyler & Gardner, 2017). Über verschiedene Studien hinweg konnte hierbei gezeigt werden, dass die Teilnahme einer Lehrkraft an Fortbildungen positiv mit der Entwicklung ihrer Schüler*innen zusammenhängt (Kalinowski, Egert, Gronostaj & Vock, 2020; Yoon, Duncan, Lee, Scarloss & Shapley, 2007). Während ein Teil der Forschung ihren Fokus auf die Wirksamkeit von Fortbildungsangeboten richtet, nehmen andere Untersuchungen stärker die Nutzung dieser Angebote in den Blick. Die vorliegende Arbeit knüpft an die bisherige Forschung zur Lehrkräftefortbildung an und versucht, Aspekte der Nutzung und des Angebots der Lehrkräftefortbildung in Deutschland im Rahmen des Comprehensive Lifelong Learning Participation Models stärker gemeinsam zu betrachten (Boeren, Nicaise & Baert, 2010). Hierbei handelt es sich um ein Mehrebenen-Modell zur Erklärung von Weiterbildungsverhalten, welches verschiedene Akteursgruppen (z.B. Fortbildungsteilnehmer*innen, Fortbildungsinstitute) auf der Nachfrage- und der Angebotsseite berücksichtigt und deren Interdependenz in den Blick nimmt. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit in vier Teilstudien mit den Merkmalen der Fortbildungsteilnehmer*innen und des Fortbildungsangebots. Sie untersucht zudem die Prädiktoren für Fortbildungsbeteiligung von Lehrkräften auf der Nachfrage- und Angebotsseite. Studie 1 fokussiert zunächst die Nachfrageseite des Comprehensive Lifelong Learning Participation Models (Boeren et al., 2010) und betrachtet die in der Forschung wenig beachtete Gruppe der Nicht-Teilnehmer*innen. An Befunde der allgemeinen Weiterbildungsforschung anknüpfend, beschäftigt sich diese Teilstudie mit den Teilnahmebarrieren von Lehrkräften an Fortbildungen und untersucht, wie diese mit der Fortbildungsaktivität von Lehrkräften zusammenhängen. Die Beantwortung der Forschungsfragen basiert auf einer Sekundärdatenanalyse des IQB-Ländervergleichs 2012 (Pant et al., 2013), auf dessen Grundlage ein Gruppenvergleich von Teilnehmer*innen und Nicht-Teilnehmer*innen an Fortbildung sowie eine faktoranalytische Betrachtung der berichteten Teilnahmebarrieren durchgeführt wurde. Studie 2 greift die Frage auf, welche Lehrkräfte intensiv von Angeboten der Fortbildung Gebrauch machen. Ausgangspunkt der Arbeit ist die Beobachtung eines Matthäus-Effektes durch die allgemeine Weiterbildungsforschung. Demnach beteiligen sich insbesondere jene Personen stärker an beruflichen Lerngelegenheiten, die bereits vor der Maßnahme über günstige Ausgangsvoraussetzungen, etwa in Form eines höheren Kompetenzniveaus im Vergleich zu Personen, die nicht oder weniger an Angeboten der Fort- und Weiterbildung partizipieren, verfügen. In Anlehnung an diese Befunde diskutiert Teilstudie 2 verschiedene Aspekte der Qualität von Lehrkräften und geht anhand bivariater Zusammenhangsanalysen der Frage nach, welche Zusammenhänge zwischen der Voraussetzung der Lehrkraft und der Nutzung von Fortbildung bestehen. Dabei berücksichtigt die Studie das von Boeren et al. (2010) eingeführte Comprehensive Lifelong Learning Participation Model, indem sie die Befunde der Wirksamkeits- und Angebotsforschung aufgreift und differentielle Effekte in Abhängigkeit der Merkmale der Fortbildungen (fachlich vs. nicht-fachlich) in den Blick nimmt. Die durchgeführten Analysen beruhen auf einer Sekundärdatenanalyse des COACTIV-Forschungsprojekts (Kunter, Baumert & Blum, 2011). Auch in Studie 3 steht die Interaktion von Nachfrage- und Angebotsseite im Mittelpunkt. Während in Studie 2 jedoch konzeptionelle Merkmale der Fortbildung fokussiert wurden, liegt der Fokus in Studie 3 auf dem strukturellen Merkmal Zeit. Zeiten zum (beruflichen) Lernen werden hierbei zunächst auf Basis empirischer Befunde als Grundvoraussetzung für das Zustandekommen von Fortbildungsbeteiligung herausgearbeitet. Die Studie geht dann der Frage nach, welche zeitlichen Merkmale das Fortbildungsangebot für Lehrkräfte aufweist und wie diese Merkmale des Angebots im Zusammenhang mit der Nutzung durch Lehrkräfte stehen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden eine Programmanalyse sowie polynomiale Regressionen durchgeführt. Die der Analyse zugrundeliegenden Daten beruhen hierbei auf den in der elektronischen Datenbank hinterlegten Fortbildungsangebotsdaten für das Land Brandenburg aus dem akademischen Jahr 2016/2017. Studie 4 fokussiert schließlich die Gruppe der Lehrerfortbildner*innen und somit die Angebotsseite des Comprehensive Lifelong Learning Participation Models (Boeren et al., 2010). In Anlehnung an theoretische Arbeiten zur professionellen Identität wird dabei der Frage nachgegangen, wie Lehrerfortbildner*innen ihre Aufgaben wahrnehmen und wie diese Wahrnehmung mit weiteren Aspekten ihrer professionellen Identität und der Gestaltung ihrer Fortbildungsveranstaltungen zusammenhängt. Hierzu wurden selbsterhobene Daten einer schriftlichen Befragung von Lehrerfortbildner*innen im Jahr 2019 zunächst faktoranalytisch betrachtet und anschließend mithilfe bivariater Zusammenhangsanalysen untersucht. Die zentralen Ergebnisse der vorliegenden Arbeit werden abschließend zusammengefasst diskutiert. Sie deuten insgesamt darauf hin, dass das derzeitige Fortbildungssystem in Deutschland nicht dazu geeignet erscheint, alle Lehrkräfte mit qualitativ hochwertigen Fortbildungen so zu erreichen, dass sie an ihren Schwächen arbeiten können. Die Befunde zeigen weiter, dass Fortbildner*innen eine mögliche Stellschraube für die Veränderung von Teilen des Fortbildungsangebots darstellen. Die Befunde bieten somit die Grundlage für zukünftige Forschungsarbeiten und mögliche Implikationen in der Fortbildungspraxis und Bildungspolitik.
Bewegte Schule für alle
(2020)
Die Forschungsgruppe „Bewegtes Lernen“ der Universität Leipzig arbeitet seit Mitte der 1990er Jahre an der Zielstellung, Kindern und Jugendlichen in der Schule mehr Bewegung zu ermöglichen. Jedoch können viele Ansätze der „Bewegten Schule“ nicht ohne Weiteres auf die Bedürfnisse von Schülern mit Entwicklungsbesonderheiten übertragen werden. Diese spezifischen Modifizierungen finden sich im vorliegenden Band, auch aber nicht nur als Ergänzung zu den Bänden „Bewegte Schule“ und „Bewegte Grundschule“. Zielgruppen sind dabei sowohl Lehrkräfte in inklusiven Klassen als auch an spezifischen Förderschulen.
Viele Bundesländer stellen aktuell verstärkt Quer- und Seiteneinsteiger/innen in den Schuldienst ein. Aufgrund der geringeren berufsspezifischen Qualifizierung der Quer- und Seiteneinsteiger/innen kann vermutet werden, dass deren Integration in das Kollegium für Schulen häufig mit besonderem Aufwand verbunden ist. Aus diesem Grund soll in diesem Beitrag der Frage nachgegangen werden, an welchen Schularten und welchen Schulen Quereinsteiger/innen eingesetzt werden. Auf Basis der Schulstatistik des Landes Berlin für das Schuljahr 2016/17 wird untersucht, ob sich der Anteil von Referendar/inn/en und Quereinsteiger/inne/n am Lehrerkollegium der Schule in Abhängigkeit von der Komposition der Schülerschaft unterscheidet. Ausgewertet wurden die Daten von 2645 Personen, von denen 901 als Quereinsteigende unterrichten. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Quereinsteiger/innen an Grundschulen eingesetzt werden und hier insbesondere an solchen, die sich durch eine sozial benachteiligte Schülerschaft auszeichnen. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer verstärkten Steuerung in der Zuweisung von Quereinsteiger/innen an Schulen.
Effektive Lernzeitnutzung gilt als einer der wichtigsten Prädiktoren für erfolgreichen Unterricht. Die vorliegende Studie untersucht in einem dyadischen kooperativen Lernsetting, wie sich die kognitiven Grundfähigkeiten und Zielorientierungen der Partner in den offenen Phasen eines Planspielunterrichts auf die effektive Lernzeitnutzung auswirken. Hierzu nutzten wir die neu entwickelte Multimodale Video- und Audioanalysemethode (MuVA), welche es ermöglicht, Schüler-Interaktionen in offenen Unterrichtsphasen reliabel zu dokumentieren. In zweischrittigen Regressionsmodellen ließ sich aufzeigen, dass sowohl Lernenden- als auch Partnervariablen signifikante Anteile der Varianz erklären: Bei Lernenden selbst beeinflusst eine hohe Leistungszielorientierung die effektive Lernzeitnutzung negativ und eine hohe Vermeidungs-Leistungszielorientierung positiv. Einflüsse durch die Eigenschaften der Lernpartner zeigten sich in positiver Richtung für hohe Ausprägungen der Lern-Zielorientierung und der Vermeidungs-Leistungszielorientierung sowie in negativer Richtung für eine hohe Arbeitsvermeidungsorientierung. Kognitive Grundfähigkeiten hatten keinen Einfluss auf die effektive Lernzeitnutzung.
Teachers' use of evaluation data to improve instruction and its relationship to student achievement
(2017)
In Deutschland stehen Lehrkräften mit Ergebnissen aus Vergleichsarbeiten, zentralen Abschlussprüfungen und internen Evaluationen verschiedene Informationen zur Verfügung. Diese Daten können von ihnen dazu verwendet werden, den eigenen Unterricht zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die Studie geht auf Basis des IQB-Ländervergleichs 2012 den Fragen nach, ob und welche Daten von Lehrkräften zur Unterrichtsentwicklung herangezogen werden und ob datenbasierte Unterrichtsentwicklung mit Schülerleistung zusammenhängt. Die Betrachtung mehrerer Evaluationsverfahren ermöglicht eine kontrastierende Analyse und die Untersuchung einer gemeinsamen Verwendung mehrerer Informationsquellen. Die überwiegende Mehrheit der befragten Lehrkräfte berichtet, Evaluationsergebnisse als Ausgangspunkt zur Unterrichtsentwicklung zu verwenden. Allerdings zeigt sich Heterogenität zwischen einzelnen Unterrichtsentwicklungsaktivitäten und Lehrkräften. Zur Initiierung einzelner Entwicklungsaktivitäten werden auch mehrere Datenquellen simultan herangezogen. Ein direkter signifikanter Zusammenhang zwischen datenbasierter Unterrichtsentwicklung und Schülerleistung kann nicht festgestellt werden. (DIPF/Orig.).
Erkunden und erfinden
(2012)
Geleitwort
(2012)
Respekt und Missachtung
(2012)
Geht das unter die Haut?
(2020)
Sprachliche Kompetenzen spielen für den Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern eine grundlegende Rolle. Die besonderen sprachlichen Anforderungen der Bildungsinstitutionen stellen einige Kinder und Jugendliche vor Herausforderungen, die ihnen eine erfolgreiche Bildungslaufbahn erschweren. Um allen Lernenden den Zugang zu Bildung zu gewähren, sollten sprachliche Kompetenzen im Rahmen des schulischen Alltags und insbesondere des Fachunterrichts gefördert werden. Um Lehrerinnen und Lehrer für diese Aufgabe zu qualifizieren, sind wirksame Fortbildungen essenziell. Fortbildungen sind allerdings nicht per se wirksam. Vielmehr wird ihre Wirksamkeit von einer Vielzahl von Faktoren bedingt und sie variiert je nach Bereich. Inwieweit Merkmale und Bedingungen wirksamer Fortbildungen sowie Gesamteffekte, die bereichsübergreifend und für einige spezifische Bereiche bekannt sind, auch für Lehrkräftefortbildungen zur fachintegrierten Sprachförderung gelten, ist bisher ungeklärt. Im deutschen Raum fehlt es an Evaluationsstudien, die die Wirksamkeit solcher Fortbildungen und ihre Gelingensbedingungen untersuchen. Im internationalen Raum sind solche Studien zwar vorhanden, in ihrer Gesamtheit jedoch schwer zu überblicken, sodass sich bislang keine umfassenden Aussagen über den Erfolg dieser Fortbildungen treffen lassen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Dissertation anhand von drei Teilstudien mit der Wirksamkeit von Fortbildungen, die Lehrkräfte dafür qualifizieren sollen, eine in die Fächer und Lernbereiche der Schule integrierte Sprachförderung umzusetzen.
In einem systematischen Review (Studie 1) wurden die vorhandenen englischsprachigen Studien, in denen solche Fortbildungsmaßnahmen evaluiert wurden, systematisch ausgewertet. Insgesamt wurden 38 Studien einbezogen. Anhand dieser wurde qualitativ-inhaltsanalytisch untersucht, ob Merkmale wirksamer Lehrkräftefortbildung, die aus der fächerübergreifenden Forschung bekannt sind, für das spezifische Feld der Sprachförderung im Fachunterricht ebenfalls von Bedeutung sind oder ob dort andere Merkmale eine Rolle spielen. Die Studien deuten darauf hin, dass alle evaluierten Fortbildungen zumindest in gewissem Maß wirksam waren. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Maßnahmen viele Eigenschaften teilen, die für eine erfolgreiche Lehrkräftefortbildung über verschiedene Fächer hinweg wichtig sind. Sie enthalten darüber hinaus einige Merkmale, die spezifisch für Fortbildung zur fachintegrierten Sprachförderung zu sein scheinen. Das Review stützt die Annahme, dass Fortbildungen die Kognitionen und die Unterrichtspraxis von Lehrkräften verändern und den Schülerinnen und Schülern zugutekommen kann, wenn bestimmte Merkmale bei der Gestaltung und Umsetzung berücksichtigt werden.
Aufbauend auf das Review wurden mit einer Meta-Analyse (Studie 2) die Effekte aus denjenigen zehn Studien aggregiert, die sich auf quantitative Weise analysieren ließen. Es wurde der Gesamteffekt der Fortbildungen sowohl auf die Kognitionen (z. B. Überzeugungen) der Lehrkräfte als auch auf das unterrichtspraktische Handeln (z. B. Verwendung sprachförderlicher Strategien) der Lehrkräfte ermittelt. Außerdem wurde untersucht, welche Rolle Merkmale der einbezogenen Studien sowie der Fortbildungen für die Ausprägung der Effekte spielen. Die Analysen ergaben einen kleinen Fortbildungseffekt auf die Kognitionen und einen mittleren bis großen Effekt auf das unterrichtspraktische Handeln der Lehrkräfte. Studienmerkmale, die die methodische Qualität der Studien betrafen, moderierten die Effekte. Dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Fortbildung zur fachintegrierten Sprachförderung sich günstig auf die Kognitionen und Handlungen von Lehrkräften auswirkt.
Mit einer quasi-experimentellen Tagebuchstudie (Studie 3) wurde eine in Deutschland umgesetzte Fortbildung zur integrierten Sprachförderung formativ evaluiert. Die zentrale Frage war, inwiefern die fortgebildeten Grundschullehrkräfte in der Maßnahme vermittelte Sprachförderstrategien nach eigenen Angaben häufiger anwenden als ihre Kolleginnen und Kollegen, die nicht an der Fortbildung teilgenommen hatten. Untersucht wurde außerdem, inwiefern Faktoren wie die berichtete Kooperation im Kollegium mit der berichteten Häufigkeit der Strategieanwendung zusammenhängen. Mit einem standardisierten Tagebuch wurden 59 Grundschullehrkräfte befragt. Die mehrebenenanalytische Auswertung der Daten ergab keine signifikanten Unterschiede in der angegebenen Häufigkeit der Strategieanwendung zwischen den beiden Gruppen. Allerdings wurde die Nutzung einiger Strategien häufiger berichtet, wenn die Kooperation im Kollegium höher eingeschätzt wurde. Zudem fühlten sich die fortgebildeten Lehrkräfte im Vergleich zu den nicht fortgebildeten in der Anwendung der Strategien sicherer.
Die zentralen Ergebnisse dieser Dissertation werden abschließend zusammengefasst und diskutiert. Implikationen für zukünftige Forschung, Fortbildungspraxis und Bildungspolitik werden formuliert.
Mobbingerfahrungen von Schülerinnen und Schüler mit und ohne Förderbedarf an inklusiven Schulen
(2018)
Mobbing in der Schule
(2018)