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rezensiertes Werk: Marcin Wodziński: Władze Królestwa Polskiego wobec chasydyzmu. Z dziejów stosunków politycznych [Die Behörden des Königreichs Polen und der Chassidismus. Aus der Geschichte der politischen Verhältnisse]. - Wrocław : Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego, 2008. - 283 S. (Złota seria Uniwersytetu Wrocławskiego ; 2)
Nachruf
(2013)
Am 31. Januar, kurz vor einer Vortragsreise nach Israel, erlitt William Hiscott einen Herzinfarkt, fiel ins Koma und verstarb am 6. Februar 2013 im Herzzentrum in Berlin. Damit verloren wir an der Universität Potsdam völlig überraschend einen engagierten und äußerst beliebten Nachwuchsforscher und jungen Kollegen.
Die Worte „entjuden“ und „Entjudung“ sind sprachlicher Ausdruck zumeist judenfeindlicher Haltungen und Taten in der deutschen Geschichte. Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des Begriffs anhand seiner Verwendungszusammenhänge nach. Im Kontext der Assimilation des beginnenden 19. Jahrhunderts meinte der Terminus, dass man sich jener jüdischen „Eigenheit“ zu entkleiden habe, welche als Postulat gemeinhin Konsens war. Innerhalb der innerjüdischen Diskussion wird „Entjudung“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum diagnostischen Ausdruck des Identitätsverlustes. Als politischer Kampfbegriff der Nationalsozialisten ist er wiederum zum Synonym für die Entrechtung und Vernichtung jüdischer Menschen geworden. Protestantische Theologen verwendeten diesen Begriff in der Debatte um die Erneuerung des Christentums, was durch die Entfernung jüdischer Einflüsse geschehen sollte. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts formuliert, findet diese Forderung in der 1939 erfolgten Gründung des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben seine programmatische Umsetzung.
Anhand von Beispielen aus der sephardischen Presse und aus Übersetzungen von deutschsprachigen Werken wird der Frage nachgegangen, wie Orts- und Personennamen aus dem deutschen Sprachraum im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in das judenspanische Sprach- und Schriftsystem transferiert wurden. Dabei zeigt sich, dass der Ort der Publikation eine entscheidende Rolle spielte. Während in Wiener Publikationen im Allgemeinen die Transkription der Namen gemäß der deutschen Aussprache bevorzugt wird, macht sich in Drucken aus anderen Städten der Einfluss von Mittlersprachen bemerkbar. Mit zunehmender Entfernung und abnehmender Kenntnis der deutschen Sprache und Realität nehmen außerdem die Druckfehler deutlich zu, so dass das Entziffern und Identifizieren von deutschen Namen in judenspanischen Texten zuweilen einem Detektivspiel gleicht.
Inhalt: 1) Die Berliner Jahre 1920-24 2) Die Berichterstattung für den Forverts 1940-45 2.1) Bolschewistische und nationalsozialistische Herrschaftspraxis im Vergleich 2.2) Die Lage der Juden in Europa und die Haltung der amerikanischen Juden 2.3) Die Auseinandersetzung mit der deutschen Gesellschaft und der nationalsozialistischen Ideologie
PaRDeS. Zeitschrift der Vereinigung für Jüdische Studien e.V., möchte die fruchtbare und facettenreiche Kultur des Judentums sowie seine Berührungspunkte zur Umwelt in den unterschiedlichen Bereichen dokumentieren. Daneben dient die Zeitschrift als Forum zur Positionierung der Fächer Jüdische Studien und Judaistik innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses sowie zur Diskussion ihrer historischen und gesellschaftlichen Verantwortung.
Rezensiertes Werk:
Naphtali Herz Wessely: Worte des Friedens und der Wahrheit. Dokumente einer Kontroverse über Erziehung in der europäischen Spätaufklärung. Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Ingrid Lohmann, mitherausgegeben von Rainer Wenzel / Uta Lohmann. Aus dem Hebräischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Rainer Wenzel, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland, Bd. 8, Münster: Waxmann 2014. 800 S.
Rezensierte Werke: Lohmann, U.: David Friedländer. Reformpolitik im Zeichen von Aufklärung und Emanzipation. Kontexte des preußischen Judenedikts vom 11. März 1812. - Hannover: Wehrhahn 2013. - 576 S. ISBN 978-3-86525-310-1 David Friedländer: Ausgewählte Werke. Herausgegeben von Uta Lohmann. (= Deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft. Werkausgaben, Bd. 4). - Köln–Wien: Böhlau 2013. - 322 S. ISBN 978-3-412-20938-4
Angestoßen durch Adolf von Harnacks Buch ‚Das Wesen des Christentum’ begann sich Leo Baeck (1873 – 1956) mit dem Judentum, und in dem Zusammenhang auch mit den Anfängen des Christentums in polemischer Art auseinanderzusetzen. Im Gegensatz zum Christus der Kirche möchte Baeck den Juden Jesus wieder entdecken. Dafür wertet er die Pharisäer auf und stellt Jesus in diese Gruppierung. Weiter rekonstruiert Baeck ein jüdisches Urevangelium, anhand dessen er aufzeigt, dass Jesus mit seiner Lehre vollständig innerhalb des Judentums geblieben sei. Im Gegensatz dazu vermische Paulus, der zwar als Jude geboren wurde, jüdische Inhalte mit denen der Mysterienkulte und erschaffe so etwas Neues, nämlich das Christentum. Diese Auffassung entwickelt Baeck in verschiedenen Schriften bis 1938. Nach der Shoah hat Paulus sogar mit seinen messianischen und apokalyptischen Vorstellungen für Baeck Platz im Judentum. Paulus verlasse es erst mit der positiven Antwort auf die Frage, ob der Messias schon gekommen sei. Leo Baeck war einer der Initiatoren des christlich-jüdischen Gesprächs. Seine Schriften geben den Impuls, über die strittigen Begriffe Gesetz und Gebot neu ins Gespräch zu kommen.
Inhalt: Die Entstehung des Theaterensemble GOSET Der Umzug nach Moskau Marc Chagall als Bühnenbildner Einführung in das Jüdische Theater GOSET in Berlin Das Repertoire in Berlin von April bis Mai 1928 Die Presse und ihre Kritiken Granovskys Weggang und das Ende von GOSET Alexander Granovskys Artikel in den literarishen bletern
Rezensiertes Werk: von der Krone, Kerstin: Wissenschaft in Öffentlichkeit. Die Wissenschaft des Judentums und ihre Zeitschriften. - Berlin: de Gruyter 2012. X, 539 S. - (=Studia Judaica, Bd. 65) Thulin, Mirjam: Kaufmanns Nachrichtendienst. Ein jüdisches Gelehrtennetzwerk im 19. Jahrhundert. - Göttingen: vandenhoeck & Ruprecht 2012. 424 S., 14 Abb., 6 Karten, 6 Tabellen. - (=Schriften des Simon-Dubnow-Instituts, Bd.16)
Rezensiertes Werk: Sefer Mišlė šuʿolim (Buch der Fuchsfabeln) / von Jakob Koppelmann. In Originalschrift und Transkription hrsg. und kommentiert von Jutta Schumacher. - Hamburg : Buske, 2006. - XCVII, 359 S. - (Jidische schtudies ; 12) Zugl.: Trier, Univ., Diss. J. Schumacher, 2004/05 u.d.T.: Das jiddische "Buch der Fuchsfabeln" von Jakob Koppelmann in der europäischen Fabeltradition ISBN-10 3-87548-454-1 ISBN-13 978-3-87548-454-0
Jüdische Friedhöfe in Europa
(2009)
Rezensiertes Werk: Ibn Verga, Salomo: Schevet Jehuda : ein Buch über das Leiden des jüdischen Volkes im Exil / Salomo Ibn Verga. In der Übers. von Me'ir Wiener. Hrsg., eingeleitet und mit einem Nachw. zur Geschichtsdeutung Salomo Ibn Vergas vers. von Sina Rauschenbach. - 1. Aufl. - Berlin : Parerga, 2006. - 266 S. - (Jüdische Geistesgeschichte ; 6) ISBN 3-937262-34-2
Der Musiker, Komponist, Produzent und Labeleigner John Zorn ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der New Yorker Downtown-Szene. Seit Anfang der 1990er Jahre verleiht er seiner jüdischen Identität mit dem von ihm initiierten Programm einer „Radical Jewish Culture“ einen künstlerisch und diskursiv wirkmächtigen Ausdruck. In diesem Artikel werden einige Gestaltungsmerkmale der produzierten CDs, die darin abgedruckten Zitate und liner notes sowie die Bandnamen und Titel der Stücke näher betrachtet und mit judaistischem Hintergrundwissen kommentiert. Zwei Quellen, die Zorn für die hebräischen Titelbezeichnungen herangezogen hat, konnten verifiziert werden: „Oedipus Judaicus“ von William Drummond und „Sefer Yetzirah“ von Aryeh Kaplan.
Die Idee für den Workshop war entstanden im Rahmen der Nachwuchstagung Judaistik/Jüdische Studien der Vereinigung für Jüdische Studien e. V., die im Februar 2012 in Bamberg stattgefunden hatte. Dort äußerte sich ein großer Bedarf nach größerer überregionaler Vernetzung. Als sehr wünschenswert wurde festgehalten, in Ergänzung zur Nachwuchstagung auch regelmäßige Treffen in kleineren Arbeitsgruppen zu etablieren. Der Workshop in Veitshöchheim war die erste Veranstaltung, die diese Idee zeitnah, acht Monate nach der Nachwuchstagung, umsetzte. Der Workshop fand in Kooperation zwischen der Vereinigung für Jüdische Studien mit dem Lehrstuhl für fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg statt.
Das „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands“ begann im Jahr 1942 mit dem Projekt „Sicherstellung des historischen und anthropologischen Materials der Judenfriedhöfe in Deutschland“. Die Aufnahme des Projektes und die Anweisung zur fotografischen Friedhofsdokumentation erfolgten vordergründig aufgrund der bevorstehenden Auflassung der jüdischen Friedhöfe im deutschsprachigen Gebiet, eigentlich intendierten die Institutsmitarbeiter aber die systematische genealogisch-demographische, migrationsgeschichtliche und „rassenkundliche“ Erfassung der jüdischen Bevölkerung. Mittels einer fotografischen Dokumentation von Grabsteininschriften sollten diese Vorarbeiten zeitlich ausgeweitet und nunmehr auch die Juden erfasst werden, die vor Einführung der Personenstandsregister in deutschen Territorien lebten und deren Nachkommen auf diese Weise im Sinne der nationalsozialistischen Rassen- und Abstammungspolitik „nachgewiesen“ werden konnten. Dieser Artikel soll dazu beitragen, Kenntnis über erhaltene Dokumente, Korrespondenzen und Fotografien zu erlangen, die in Archiven, Nachlässen oder Sammlungen konserviert bzw. in regional- und lokalgeschichtlichen Aufsätzen verarbeitet wurden und denen bisher keine Aufmerksamkeit als Bestandteil einer überregionalen, auf Reichsebene durchgeführten Aktion beigemessen wurde.
rezensiertes Werk: "Auch in Deutschland waren wir nicht wirklich zu Hause" : Jüdische Remigration nach 1945 / hrsg. von Lühe, Irmela von der ; Schildt, Axel ; Schüler-Springorum, Stefanie. - Göttingen : Wallstein, 2008. - 508 S. (Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden ; 34) ISBN 978-3-8353-0312-6
In diesem Beitrag soll es darum gehen, anhand der Distinktion von Jetztzeit und Erinnerung scheinbare Einheiten im lyrischen Werk der Nelly Sachs zu hinterfragen. Ein Nexus der Jesusfigur zur Shoah ist in den Gedichten nicht zu übersehen; inwieweit eine Korrelation beider Diskurse zwischen dem perennierenden Leiden der Opfer und dem am Kreuz Gemarterten besteht, ist der Gegenstand dieser Untersuchung. Jesus wird im lyrischen Oeuvre auf der zeitlichen wie inhaltlichen Ebene neu figuriert: nicht als christologisch-dogmatische Erlöserfigur, sondern als der qualvoll gemarterte Mann, dessen Schrei im 20. Jahrhundert eine neue Lesbarkeit generiert: als leidender Mit-Bruder. Der historische Index der Jesus-Gestalt wird in der Passionsszenerie, die jedoch transformativ modifiziert wird, manifest.
Tu felix Camelot nube!
(2020)
This article explores the ways in which the Yiddish Arthurian romance Viduvilt (sixteenth ct.) reworks its Middle High German model text, Wirnt von Grafenberg’s Wigalois (1210/1220), for an early modern Jewish audience. Through seemingly minor changes, the adaptor creates a story world in which family politics play an essential role and become the driving force behind the story development. Part of this change is the reevaluation of female figures, in particular mothers. In contrast to its model, the Arthurian knight in Viduvilt is created as a figure that relies and depends largely on the decisions made by mothers, who are portrayed as powerful matres familias.
Jakob Dymont (1880–1956) stammte aus Litauen und lebte seit seinem 15. Lebensjahr in Berlin. Von 1908 bis 1938 war er Chorleiter an der orthodoxen Berliner Gemeinde „Adass Jisroel“. 1936 wurde er außerdem Lehrer an dem neugegründeten „Beth- Hachasanim“ (Kantorenseminar) der Jüdischen Privaten Musikschule Hollaender. Zu diesem Zeitpunkt war er als begabter Komponist und einer der ersten Autoren von modernen deutsch-jüdischen liturgischen Kompositionen bekannt. Seine Freitagabendund Sabbatmorgenliturgien wurden 1934 bzw. 1936 in der Synagoge Rykestrasse uraufgeführt und fanden eine sehr positive Resonanz. Dymont konnte 1938 Deutschland verlassen. Er lebte dann in New York, wo er sich der Ausbildung jüdischer Kantoren widmete. Dymonts Schaffen der 1930er Jahre ist im Kontext einer Erneuerungsbewegung in der deutsch-jüdischen Synagogenmusik jener Zeit zu betrachten. Seine Werke präsentieren eine fruchtbare Synthese der osteuropäischen jüdischen Tradition mit modernen westeuropäischen Musikformen.