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Institute
Das gesteckte Ziel unserer Applikation ist es nicht nur die ständige Verfügbarkeit von Lernmaterialien zu ermöglichen, sondern auch die gesamte Kommunikation zwischen Dozenten und Studierenden, sowie Studierende unter sich, zu verändern. Eine Mischung aus E-Learning, Blended-Learning und Mobile- Learning soll es hier allen Teilnehmer ermöglichen, ortsungebunden zu agieren. Neue Funktionen sollen es den Studierenden ermöglichen, besser miteinander zu arbeiten, zu kooperieren und neue Bekanntschaften zu schließen.
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Konstruktion eines Lehr-/ Lernszenarios polyvalenter Grundlagenvorlesungen in naturwissenschaftlichen Fachwissenschaften. Das Szenario verbindet klassische Vorlesungen mit virtuellen Elementen wie Online-Kursen, Online-Foren und Audience-Response-Systemen sowie dem Arbeiten in Kleingruppen mit Ansätzen des problemorientierten Lernens. Ziel ist es das Grundlagenwissen der Studierenden anzupassen, das Arbeiten in Gruppen zu fördern und problemorientiertes Lernen zu erlernen.
Das Projekt „Medienbildung in der LehrerInnenbildung“ hat das Ziel, den Einsatz digitaler Medien in den Lehramtsstudiengängen der Universität Potsdam nachhaltig zu fördern. Am Beispiel der Musiklehrerausbildung (Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik) wurde ein Konzept für die Nutzung von Video-Podcasts in schulischen Praxisphasen entwickelt, um Studierende bei der Unterrichtsplanung zu unterstützen. Die fachspezifische Umsetzung des E-Learning-Ansatzes und die damit verbundenen Möglichkeiten und Heraus- forderungen werden gezeigt und betonen die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Fachdidaktik und Mediendidaktik, um eine bedarfsorientierte Lösung zu finden, die praktisch umsetzbar ist.
Bewegunglesen.com
(2014)
bewegunglesen.com (mit Silber bei den Best of Swiss Web Awards 2013 ausgezeichnet) ist ein E-Learning-Tool und bietet für Sportunterrichtende und Studierende eine webbasierte, interaktive Übungsgelegenheit, die Bewegungsanalyse und das kriteriengeleitete Verbessern von Fertigkeiten zu erlernen. Bewegungsabläufe mit ihren Kernbewegungen werden praxisnah und schulstufengerecht vermittelt. Daneben können auch Unterrichtsvideos hochgeladen, geschnitten, durch Grafiken und Fakten angereichert und innerhalb der Community geteilt werden. Aus den Clips lassen sich Übungen und Prüfungen mit Beurteilungskriterien des Bewegungsablaufs zusammenstellen, welche automatisiert ausgewertet werden.
Portal Wissen = Zeit
(2014)
„Was ist also 'Zeit'?“ seufzt Augustinus von Hippo im 11. Buch seiner „Confessiones“ melancholisch, und fährt fort „Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich einem Fragenden es erklären, weiß ich es nicht.“ Auch heute, 1584 Jahre nach Augustinus, erscheint 'Zeit' immer noch rätselhaft. Abhandlungen über das Wesen der Zeit füllen Bibliotheken. Oder eben dieses Heft.
Wesensfragen sind den modernen Wissenschaften allerdings fremd. Zeit ist – zumindest in der Physik – unproblematisch. „Time is defined so that Motion looks simple“ erkärt man kurz und trocken, und verabschiedet sich damit vom Augustinischen Rätsel oder der Newtonschen Vorstellung einer absoluten Zeit, deren mathematischen Fluss man durch irdische Instrumente eh immer nur näherungsweise erfassen kann.
In der Alltagssprache, selbst in den Wissenschaften, reden wir zwar weiterhin vom Fluss der Zeit, aber Zeit ist schon lange keine natürliche Gegebenheit mehr. Zeit ist vielmehr ein konventioneller Ordnungsparameter für Änderung und Bewegung. Geordnet werden Prozesse, indem eine Klasse von Prozessen als Zählsystem dient, um andere Prozesse mit ihnen zu vergleichen und anhand der temporären Kategorien „vorher“, „während“ und „nachher“ anzuordnen.
Zu Galileis Zeiten galt der eigene Pulsschlag als Zeitstandard für den Flug von Kanonenkugeln. Mit zunehmender Verfeinerung der Untersuchungsmethoden erschien das zu unpraktisch: Die Weg-Zeit-Diagramme frei fliegender Kanonenkugeln erweisen sich in diesem Standard ziemlich verwackelt, schlecht reproduzierbar, und keineswegs „simpel“. Heutzutage greift man zu Cäsium-Atomen. Demnach dauert ein Prozess eine Sekunde, wenn ein 133Cs-Atom genau 9 192 631 770 Schwingungen zwischen zwei sogenannten Hyperfeinzuständen des Grundzustands vollführt hat. Und ein Meter ist die Entfernung, die Licht im Vakuum in exakt 1/299 792 458 Sekunden zurücklegt. Glücklicherweise sind diese Daten im General Positioning System GPS hart kodiert, so dass der Nutzer sie nicht jedes Mal aufs Neue eingeben muss, wenn er wissen will, wo er ist. Aber schon morgen muss er sich vielleicht ein Applet runterladen, weil der Zeitstandard durch raffinierte Übergänge in Ytterbium ersetzt wurde.
Der konventionelle Charakter des Zeitbegriffs sollte nicht dazu verführen zu glauben, alles sei irgendwie relativ und daher willkürlich. Die Beziehung eines Pulsschlags zu einer Atomuhr ist absolut, und genauso real, wie die Beziehung einer Sanduhr zum Lauf der Sonne. Die exakten Wissenschaften sind Beziehungswissenschaften. Sie handeln nicht vom Ding an sich, was Newton und Kant noch geträumt haben, sondern von Beziehungen – worauf schon Leibniz und später Mach hingewiesen haben.
Kein Wunder, dass sich für andere Wissenschaften der physikalische Zeit-Standard als ziemlich unpraktisch erweist. Der Psychologie der Zeitwahrnehmung entnehmen wir – und jeder wird das bestätigen können – dass das gefühlte Alter durchaus verschieden ist vom physikalischen Alter. Je älter man ist, desto kürzer erscheinen einem die Jahre.
Unter der einfachen Annahme, dass die gefühlte Dauer umgekehrt proportional zum physikalischen Alter ist, und man als Zwanzigjähriger ein physikalisches Jahr auch psychologisch als ein Jahr empfindet, ergibt sich der erstaunliche Befund, dass man mit 90 Jahren 90 Jahre ist. Und – bei einer angenommenen Lebenserwartung von 90 Jahren – mit 20 (bzw. 40) physikalischen Jahren bereits 67 (bzw. 82) Prozent seiner gefühlten Lebenszeit hinter sich hat.
Bevor man angesichts der „Relativität von Zeit“ selbst in Melancholie versinkt, vielleicht die Fortsetzung des Eingangszitats von Augustinus: „Aber zuversichtlich behaupte ich zu wissen, dass es vergangene Zeit nicht gäbe, wenn nichts verginge, und nicht künftige Zeit, wenn nichts herankäme, und nicht gegenwärtige Zeit wenn nichts seiend wäre.“ Tja – oder mit Bob Dylan „The times they're a changing“.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Zeit bei der Lektüre dieser Ausgabe.
Prof. Dr. Martin Wilkens
Professor für Quantenoptik
Portal Wissen = Glauben
(2014)
Menschen wollen wissen, was wirklich ist. Kinder lassen sich gern eine Geschichte erzählen, aber spätestens mit vier Jahren fragten meine, ob diese Geschichte so passiert sei oder nur erfunden. Das setzt sich fort: Auch unsere wissenschaftliche Neugier wird vom Interesse befeuert herauszufinden, was wirklich ist. Selbst dort, wo wir poetische Texte oder Träume erforschen, tun wir es in der Absicht, die realen sprachlichen Strukturen bzw. die neurologischen Faktoren von bloß vermuteten zu unterscheiden. Im Idealfall können wir Ergebnisse präsentieren, die von anderen logisch nachvollzogen und empirisch wiederholbar sind. Meistens geht das aber nicht. Wir können nicht jedes Buch lesen und nicht in jedes Mikroskop schauen, nicht einmal innerhalb der eigenen Disziplin. Wie viel mehr sind wir in der Lebenswelt darauf angewiesen, den Ausführungen anderer zu vertrauen, wenn wir wissen wollen, wo es zum Bahnhof geht oder ob es in Ulan Bator schön ist. Deshalb haben wir uns daran gewöhnt, anderen Glauben zu schenken, vom Freund bis zum Tagesschausprecher. Das ist kein kindliches Verhalten, sondern eine Notwendigkeit. Freilich ist das riskant, denn alle anderen könnten uns – wie in der „Truman- Show“ – anlügen. In der Wirklichkeit wissen wir uns erst dann, wenn wir unser Selbstbewusstsein verlassen und akzeptieren, dass wir erstens nicht nur Objekte, sondern Subjekte im Bewusstsein von anderen sind, und zweitens, dass alle unsere dialogischen Beziehungen noch einmal von einem Dritten betrachtet werden, der nicht Teil dieser Welt ist.
Für Religiöse ist das der Glaube. Glaube als Unterstellung, dass alle menschlichen Beziehungen erst dann wirklich, ernst und über Zweifel erhaben sind, wenn sie sich vor den Augen Gottes wissen. Erst vor ihm ist etwas als es selbst und nicht nur „für mich“ oder „unter uns“. Daher unterscheidet die biblische Sprache drei Formen des Glaubens: die Beziehung zur Ding-Welt („glauben, dass“), die Beziehung zur Subjekt-Welt („jemandem glauben“) und die Annahme einer subjekthaften überirdischen Wirklichkeit („glauben an“). Wissenschaftstheoretisch gesehen ist Glaube also eine Totalhypothese. Glaube ist nicht das Gegenteil von Wissen, sondern der Versuch, Wirklichkeit vor dem Zweifel zu retten, indem man die fragile empirische Welt als Ausdruck einer stabilen transzendenten Welt begreift.
Oft wollen Studierende in Gesprächen nicht nur wissen, was ich weiß, sondern, was ich glaube. Als Religionswissenschaftler und gleichzeitig gläubiger Katholik sitze ich zwischen den Stühlen: Einerseits ist es als Professor meine Aufgabe, alles zu bezweifeln, d.h. jeden religiösen Text auf seine historischen Kontexte und soziologischen Funktionen zurückzuführen. Andererseits hält der Christ in mir bestimmte religiöse Dokumente – in meinem Fall die Bibel – zwar für einen interpretierbaren, aber doch irreversiblen, offenbarten Text, der vom Ursprung der Wirklichkeit handelt. Werktags ist das Neue Testament eine antike Schriftensammlung neben vielen anderen, am Sonntag ist es die Offenbarung. Beides kann klar unterschieden werden, aber es ist schwer zu entscheiden, ob das Zweifeln oder das Glauben wirklicher ist.
Das vorliegende Heft geht diesem doppelten Verhältnis zum Glauben nach: Wie steht Wissenschaft zum Glauben – ob religiös oder nicht? Wo bringt Wissenschaft Dinge ans Licht, die wir kaum glauben mögen oder uns (wieder) glauben lassen? Was passiert, wenn Forschung irrige Annahmen oder Mythen aufklärt? Ist Wissenschaft in der Lage, Dingen auf den Grund zu gehen, die zwar überzeugend, aber unerklärbar sind? Wie kann sie selbst glaubwürdig bleiben und sich dennoch weiterentwickeln?
In den Beiträgen dieser „Portal Wissen“ scheinen diese Fragen immer wieder auf. Sie bilden ein vielfältiges, spannendes und auch überraschendes Bild der Forschungsprojekte und der Wissenschaftler an der Universität Potsdam. Glauben Sie mir, es erwartet Sie eine anregende Lektüre!
Prof. Dr. Johann Hafner
Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Christentum
Dekan der Philosophischen Fakultät
Unterschiedliche Verfahren zur Ermittlung von Georadar-Wellengeschwindigkeiten wurden entwickelt und erfolgreich angewendet. Für die Verfahren wurden statistische Methoden und Schwarmintelligenz-Algorithmen benutzt. Es wurde gezeigt, dass die neuen Verfahren schneller, präziser und besser reproduzierbare Ergebnisse für Georadar-Wellengeschwindigkeit erzielen als herkömmliche Verfahren.
Mit verbesserten Werten der Georadar-Wellengeschwindigkeit lassen sich die verzerrten dreidimensionalen Abbilder der obersten zehn Meter des Untergrundes, welche sich mit Georadar-Daten erzeugen lassen, korrigieren. In diesen korrigierten Abbildern sind dann realistische Tiefen von Schichten oder Objekten im Untergrund besser messbar. Außerdem verbessern präzisere Wellengeschwindigkeiten die Bestimmung von Bodenparametern, wie Wassergehalt oder Tonanteil. Die präsentierten Verfahren erlauben eine quantitative Angabe von Fehlern der bestimmten Wellengeschwindigkeit und der daraus folgenden Tiefen und Bodenparametern im Untergrund. Die Vorteile dieser neu entwickelten Verfahren zur Charakterisierung des Untergrundes der oberen Meter wurde an Feldbeispielen demonstriert.
In the Posthomerica references to an omnipotent fate or to the power of the gods are strikingly frequent. Modern scholarship has often treated this as Stoic. Closer reading reveals that Quintus is, on the one hand, following the Homeric concept of double motivation, according to which humans can be motivated by a deity only to an act that conforms to their character and for which they are responsible. On the other hand, Quintus gives these statements on responsibility to characters who are trying to excuse their own acts to themselves and, particularly, to others, i.e. they are motivated contextually. It would be non-Stoic to excuse oneself for a bad deed by reference to an almighty fate. It seems that Quintus, by presenting this tension, wanted the reader to reconsider and reflect
on the different concepts.
Moderne Kraftfahrzeuge verfügen über eine Vielzahl an Sensoren, welche für einen reibungslosen technischen Betrieb benötigt werden. Hierzu zählen neben fahrzeugspezifischen Sensoren (wie z.B. Motordrehzahl und Fahrzeuggeschwindigkeit) auch umweltspezifische Sensoren (wie z.B. Luftdruck und Umgebungstemperatur). Durch die zunehmende technische Vernetzung wird es möglich, diese Daten der Kraftfahrzeugelektronik aus dem Fahrzeug heraus für die verschiedensten Zwecke zu verwenden.
Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, diese neue Art an massenhaften Daten im Sinne des Konzepts der „Extended Floating Car Data“ (XFCD) als Geoinformationen nutzbar zu machen und diese für raumzeitliche Visualisierungen (zur visuellen Analyse) anwenden zu können. In diesem Zusammenhang wird speziell die Perspektive des Umwelt- und Verkehrsmonitoring betrachtet, wobei die Anforderungen und Potentiale mit Hilfe von Experteninterviews untersucht werden. Es stellt sich die Frage, welche Daten durch die Kraftfahrzeugelektronik geliefert und wie diese möglichst automatisiert erfasst, verarbeitet, visualisiert und öffentlich bereitgestellt werden können. Neben theoretischen und technischen Grundlagen zur Datenerfassung und -nutzung liegt der Fokus auf den Methoden der kartographischen Visualisierung. Dabei soll der Frage nachgegangenen werden, ob eine technische Implementierung ausschließlich unter Verwendung von Open Source Software möglich ist. Das Ziel der Arbeit bildet ein zweigliedriger Ansatz, welcher zum einen die Visualisierung für ein exemplarisch gewähltes Anwendungsszenario und zum anderen die prototypische Implementierung von der Datenerfassung im Fahrzeug unter Verwendung der gesetzlich vorgeschriebenen „On Board Diagnose“-Schnittstelle und einem Smartphone-gestützten Ablauf bis zur webbasierten Visualisierung umfasst.
Dieser Artikel adressiert zwei bisher nur wenig untersuchte Aspekte der Führungsforschung: Führungsverhalten im öffentlichen Sektor und Faktoren die Führungsverhalten beeinflussen. Mittels einer Fallstudie in der Bundesagentur für Arbeit werden explorativ Hypothesen über Einflussfaktoren des Führungsverhaltens aufgestellt. Die Studie kommt zu der Erkenntnis, dass eine oftmals angenommene Führungslücke im öffentlichen Sektor nicht bestätigt werden kann. Für das ausgeprägte Führungsverhalten, das in der Fallstudie beobachtet wurde, wird als Determinante die besondere Ausgestaltung des Managementsystems der Bundesagentur für Arbeit verantwortlich gemacht. Dazu gehört unter anderem das Performance Management System sowie die Führungskräfteauswahl und -entwicklung. Die Arbeit schließt mit Empfehlungen für weitere Forschungsansätze auf dem Gebiet der Führungsforschung im öffentlichen Sektor.
The system of German capitalisation seems to be based on dissimilar levels of linguistic description, i. e. semantics, morphology, and syntax. This leads to several competing scientific models as well as a large range of different rules which appear to be widely autonomous and incompatible with each other. This paper opens an integrative view on the topic by focussing on a pragmatic perspective, which is capable not only on integrating all major application areas of German capitalisation but also of motivating them. Based on theDiscourse Representation Theory (DRT) the text pragmatic model can add a functional perspective to established theories by making similar predictions on capitalisation but additionally specifying communicative reasons for them. Therefore it claims explanatory adequacy from the functional perspective.
Werner Mittenzwei’s article of 1967, the title of which coined the term “Brecht-Lukács-Debatte”, is widely considered as a milestone in the development of East German literary criticism towards an “emancipation” from party politics. By placing Mittenzwei’s contribution in the wider context of discussions about the literature of the GDR, within the SED and the writers’ union as well as at international conferences, this article attempts to trace the emergence of “Umfunktionierung” both as a key term and in its official approval by the party.
Diese Arbeit befasst sich mit den sogenannten relativähnlichen Sätzen im Frühneuhochdeutschen und leistet somit einen Beitrag zur Subordinationsforschung des älteren Deutsch. Relativähnliche Sätze sind formal durch ein satzinitiales anaphorisches d-Element und die Endstellung des finiten Verbs gekennzeichnet. Semantisch gesehen beziehen sie sich auf den vorangehenden Satz als Ganzes, indem sie ihn in bestimmter Weise weiterführen oder kommentieren. In der bisherigen Forschung werden diese Sätze satztypologisch als Hauptsätze mit Verbendstellung analysiert (vgl. dazu Maurer 1926, Behaghel 1932 und Lötscher 2000). Nach der ausführlichen Diskussion der formalen Abhängigkeitsmarker im älteren Deutsch sowie anhand einer umfangreichen korpusbasierten Untersuchung wird in dieser Arbeit gezeigt, dass relativähnliche Sätze im Frühneuhochdeutschen auch als abhängige Sätze - analog zu den weiterführenden Relativsätzen im Gegenwartsdeutschen - analysiert werden können. Die weiterführenden Relativsätze im Gegenwartsdeutschen enthalten satzinitial auch ein anaphorisches Element, das sich auf das Gesagte in dem vorangehenden Satz bezieht. Verbendstellung weisen sie ebenfalls auf (mehr zur Grammatik der weiterführenden Relativsätze vgl. insb. Brandt 1990 und Holler 2005). Über die Untersuchung relativähnlicher Sätze hinaus befasst sich diese Arbeit ausführlich mit formalen Abhängigkeitsmarkern des älteren Deutsch, wie Verbendstellung, Einleiter und afinite Konstruktion.
Der Begriff Altruismus geht auf Auguste Comte, den Gründer der Soziologie zurück. Es bezeichnet zugleich Uneigennütziges als auch selbstloses Verhalten von Individuen und wird daher oft dem egoistischen Verhalten gegenübergestellt. Die zahlreichen Anhänger des rationalen-egoistischem Paradigma lehnen die Idee der altruistischen Natur des Menschen meist ab, wohingegen die Anhänger des Altruismus nicht nur schwerer zu finden sind, sondern vor allem die Idee einer rein egoistischen Natur ablehnen. Diese Arbeit untersucht die Altruismus-Begriffe der Soziologen Emile Durkheim und James Coleman, welche die Kontroverse zwischen den unterschiedlichen Paradigmen wiederspiegeln. Ziel dieser Arbeit wird es sein, die unterschiedlichen Altruismus-Konzepte von Durkheim und Coleman zunächst vorzustellen, anschließend einander gegenüberzustellen und darauf folgend zu untersuchen, welche Auswirkung ihre unterschiedlichen Weltanschauungen, Prämissen und Methodologien auf ihr Verständnis von der Logik des selbstlosen Gebens haben. Durch den Vergleich soll versucht werden die Grenzen beider Theorien aufzuzeigen und damit auch ein Ausweg aus dem methodologischem Disput, welcher folglich zur Überwindung der Altruismus-Egoismus Kontroverse beitragen soll.
Über die Autoren
(2014)
Luhmann in the Contact Zone
(2014)
Preußens Mann in Washington
(2014)
Der Diplomat und preußische Gesandte in Washington, Friedrich von Gerolt, versorgte Humboldt während der 1840er und 1850er Jahre mit Informationen über die politischen und geistigen Entwicklungen auf dem nordamerikanischen Kontinent. Humboldt seinerseits förderte in Berlin Gerolts Karriere und protegierte ihn bei Hofe. In den von Ulrich Päßler vorgestellten Briefen aus den Jahren 1858/59 spricht Gerolt einige Entwicklungen in den Vereinigten Staaten an, die deren (geo-)politische Stellung in der Welt entscheidend prägen sollten.
Friedrich Wilhelm III., seit 1797 König von Preußen, garantierte am 19. November 1805 dem 36-jährigen Humboldt eine Pension von jährlich 2.500 Talern. Nur wenige Tage danach ernannte er ihn zu seinem Kammerherrn. Was Humboldt nicht ahnen konnte war, dass dieser Dienst 54 Jahre währen sollte. Bärbel Holtz beschreibt die bisher wenig untersuchte Beziehung des Monarchen zum Forschungsreisenden.
Das Haus in der Jägerstraße, welches um 1800 die Nummer 22 erhielt, ist bekannt als das Elternhaus der Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt. Ob Alexander von Humboldt hier oder im elterlichen Schloß geboren wurde, ist unklar, da er selbst im Verlauf seines Lebens zu dieser Frage widersprüchliche Angaben machte. Das Rätsel des Geburtsortes bleibt vorerst weiter ungelöst. Es ist aber eine Akte aus Privatbesitz aufgetaucht, die zur Geschichte des Hauses Jägerstraße 22 zahlreiche bislang unbekannte Dokumente enthält. Sebastian Panwitz stellt einen Abschnitt daraus vor.
„Zur Freiheit bestimmt“
(2014)
Im Zentrum des Beitrags von Frank Holl steht die Frage nach Humboldts Menschenbild und seiner Sicht auf die Kulturen der Welt. Der Autor sieht seinen Aufsatz als Weiterführung und Ergänzung der Auseinandersetzung mit der Initiative „NoHumboldt21“. Er geht zunächst auf Humboldts Sicht auf die amerikanischen Kulturen ein, die stark mit seiner Kritik am europäischen Kolonialismus und an der Sklaverei verbunden ist. Dann wirft er einen Blick auf Humboldts Sicht auf andere Kulturen der Welt und erläutert letztendlich sein Verhältnis zu den Juden.
Friedrich Wilhelm IV. wollte den preußischen Staat nach seiner Thronbesteigung auch auf den Gebieten der Kultur und Wissenschaft modernisieren. Bedeutende Persönlichkeiten wurden nach Berlin geholt. In vielen dieser Berufungsangelegenheiten kam Alexander von Humboldts Einfluss zum Tragen. Zu den Koryphäen, die von Bayern nach Preußen gelockt wurden, gehörte auch der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert. Ulrike Leitner veranschaulicht in Ihrem Aufsatz Rückerts Berufung nach Berlin und präsentiert in diesem Kontext zwei Briefe.
Alexander von Humboldt setzte sich für andere Wissenschaftler ein, damit sie ebenfalls bei dem berühmten Tübinger Verleger Cotta ihre Texte publizieren konnten. Zu diesem Kreis zählte der in Paris lebende Sinologe und Asienexperte Julius Klaproth, dessen Arbeiten Humboldt sehr schätzte. Ute Tintemann untersucht das Geflecht der Beziehungen zwischen Klaproth, Cotta und Humboldt am Beispiel von Klaproths Projekt einer Neuedition des Mithridates oder allgemeine Sprachkunde.
Gegenstand des Aufsatzes von Manfred Ringmacher sind zwei Briefe auf Guaraní in Alexander von Humboldts Handschrift. Die Originale der Abschriften wurden im Jahr 1800 in der ehemals jesuitisch betreuten Indianersiedlung Santa María la Mayor am Río Uruguay geschrieben und an den Vizekönig des spanischen Vizekönigreichs La Plata gesandt. Sie sind mit einer zeitgenössischen spanischen Übersetzung versehen; außerdem hat Alexander von Humboldt in französischer Sprache noch einige Erläuterungen gegeben.
Wie hielt es Alexander von Humboldt mit der Evolution? Dieser Frage geht Thomas Schmuck nach, denn es erscheint ihm auffällig, dass sich Humboldt in seinem umfangreichen Werk kaum zu Fragen der Evolution äußert. An den wenigen Passagen, in denen Humboldt evolutive Themen aufgriff, distanzierte er sich in vorsichtiger Skepsis von nicht durch Empirie gestützten Spekulationen.
Der 2008 im Internet veröffentlichte Briefwechsel zwischen Humboldt und Johann Gottfried Ehrenberg wird bald mit 22 bisher unedierten Briefen von Ehrenbergs Hand vervollständigt, die aus dem Bestand der Sammlung Darmstädter der Staatsbibliothek zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz stammen. Anne Jobst präsentiert und kontextualisiert in ihrem Artikel vier dieser bisher unbekannten Briefe.
Auf seiner russisch-sibirischen Reise im Jahre 1829 berührte Alexander von Humboldt zweimal Ust’-Kamenogorsk (heute kasachisch Öskemen), die kleine Stadt am Irtyš, an der Südgrenze des Russischen Reiches. Christian Suckow beschreibt Humboldts kurzen, zweitägigen Aufenthalt an dem Ort, der Ausgangs- und Endpunkt der Exkursion zur Silbergrube Zyrjanovsk im südwestlichen Altai und nach Baty an die chinesische Grenze war.
Auf welche Weise sich unsere Einschätzung des wissenschaftlichen Wirkens Alexander von Humboldts auf Grundlage der beständig voranschreitenden Erschließung seiner Handschriften verändern konnte und welche aktuellen wissenschaftshistorischen Fragestellungen dadurch aufgeworfen wurden, verdeutlicht Oliver Schwarz an Beispielen aus der Astronomie.
Am 17. Dezember 2014 feiert der langjährige Arbeitsstellenleiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Ingo Schwarz seinen 65. Geburtstag. Aus diesem Anlass haben Freunde, Kollegen und Wegbegleiter Beiträge zusammengetragen, die die Bandbreite der jahrzehntelangen Forschungen Ingo Schwarz’ zu Alexander von Humboldt widerspiegeln.
Dysphagieforum
(2014)
Die Häufung von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Krebsarten, deren Entstehung auf Übergewicht und Bewegungsmangel zurückzuführen sind, ist ein aktuelles Problem unserer Gesellschaft. Insbesondere mit fortschreitendem Alter nehmen die damit einhergehenden Komplikationen zu. Umso bedeutender ist das Verständnis der pathologischen Mechanismen in Folge von Adipositas, Bewegungsmangel, des Alterungsprozesses und den Einfluss-nehmenden Faktoren.
Ziel dieser Arbeit war die Entstehung metabolischer Erkrankungen beim Menschen zu untersuchen. Die Auswertung von Verlaufsdaten anthropometrischer und metabolischer Parameter der 584 Teilnehmern der prospektiven ‚Metabolisches Syndrom Berlin Potsdam Follow-up Studie‘ wies für die gesamte Kohorte einen Anstieg an Übergewicht, ebenso eine Verschlechterung des Blutdrucks und des Glukosestoffwechsels auf. Wir untersuchten, ob das Hormon FGF21 Einfluss an dem Auftreten eines Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) oder des Metabolischen Syndroms (MetS) hat. Wir konnten zeigen, dass Personen, die später ein MetS entwickeln, bereits zu Studienbeginn einen erhöhten FGF21-Spiegel, einen höheren BMI, WHR, Hb1Ac und diastolischen Blutdruck aufwiesen. Neben FGF21 wurde auch Vaspin in diesem Zusammenhang untersucht. Es zeigte sich, dass Personen, die später einen T2DM entwickeln, neben einer Erhöhung klinischer Parameter tendenziell erhöhte Spiegel des Hormons aufwiesen. Mit FGF21 und Vaspin wurden hier zwei neue Faktoren für die Vorhersage des Metabolischen Syndroms bzw. Diabetes mellitus Typ 2 identifiziert.
Der langfristige Effekt einer Gewichtsreduktion wurde in einer Subkohorte von 60 Personen untersucht. Der überwiegende Teil der Probanden mit Gewichtsabnahme-Intervention nahm in der ersten sechsmonatigen Phase erfolgreich ab. Jedoch zeigte sich ein deutlicher Trend zur Wiederzunahme des verlorenen Gewichts über den Beobachtungszeitraum von fünf Jahren. Von besonderem Interesse war die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos über den Framingham Score. Es wurde deutlich, dass für Personen mit konstanter Gewichtsabnahme ein deutlich geringeres kardiovaskuläres Risiko bestand. Hingegen zeigten Personen mit konstanter Wiederzunahme oder starken Gewichtsschwankungen ein hohes kardiovaskuläres Risiko. Unsere Daten legten nahe, dass eine erfolgreiche dauerhafte Gewichtsreduktion statistisch mit einem erniedrigten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist, während Probanden mit starken Gewichtsschwankungen oder einer Gewichtszunahme ein gesteigertes Risiko haben könnten.
Um die Interaktion der molekularen Vorgänge hinsichtlich der Gewichtsreduktion und Lebensspanne untersuchen zu können, nutzen wir den Modellorganismus C.elegans. Eine kontinuierliche Restriktion wirkte sich verlängernd, eine Überversorgung verkürzend auf die Lebensspanne des Rundwurms aus. Der Einfluss eines zeitlich eingeschränkten, intermittierenden Nahrungsregimes, analog zum Weight-Cycling im Menschen, auf die Lebensspanne war von großem Interesse. Dieser regelmäßige Wechsel zwischen ad libitum Fütterung und Restriktion hatte in Abhängigkeit von der Häufigkeit der Restriktion einen unterschiedlich starken lebensverlängernden Effekt. Phänomene, wie Gewichtswiederzunahmen, sind in C.elegans nicht zu beobachten und beruhen vermutlich auf einem Mechanismus ist, der evolutionär jünger und in C.elegans noch nicht angelegt ist.
Um neue Stoffwechselwege zu identifizieren, die die Lebensspanne beeinflussen, wurden Metabolitenprofile genetischer als auch diätetischer Langlebigkeitsmodelle analysiert. Diese Analysen wiesen den Tryptophan-Stoffwechsel als einen neuen, bisher noch nicht im Fokus stehenden Stoffwechselweg aus, der mit Langlebigkeit in Verbindung steht.
Dysphagieforum
(2014)
Theodor Fontanes berühmte "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" haben nicht nur einen großen Teil zur touristischen und literarischen Erschließung der Mark Brandenburg beigetragen, sondern auch nahezu ein eigenes Genre an Spurensuchenden und Nachwanderern begründet. In den Regalen gängiger Buchhandlungen finden sich immer wieder „Wanderungen nach Fontane“, Wandernde „unterwegs mit Fontane“ oder – wie erst kürzlich im März 2014 erschienen – "Wir sind jetzt hier. Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg" von Björn Kuhligk und Tom Schulz.
Dabei stellt sich die Frage: Wie wird heute, fast 150 Jahre nach Fontanes Wanderungen, die Natur als Landschaft in „neuen“ Wanderungen „neu“ verhandelt? Der Schwerpunkt dieser Fragestellung liegt dabei auf den literarischen Vermittlungsformen beider Werke; darauf, wie die Natur als Landschaft vermittelt und wie das in ihr Gesehene und Erlebte in den Texten poetisiert wird.
Bearbeitet wird die Fragestellung anhand einer Analyse der literarischen Vermittlung von Naturräumen. Die Betrachtung Fontanescher Charakteristika der Vermittlung und Literarisierung von Natur basiert in erster Linie auf der umfangreichen Forschungsliteratur. Eigene Beobachtungen aus den "Neuen Wanderungen" werden dieser gegenüber gestellt.
Aus der Zusammenstellung der so gewonnenen Eindrücke können abschließend Erkenntnisse darüber formuliert werden, inwiefern sich „alte“ und „neue“ Wanderungen ähneln und welche neuen Tendenzen die Gegenwartsliteratur aufweist.
Obwohl in den unionalen Verträgen bis heute keine Vorschrift bezüglich einer Staatshaftung der Mitgliedstaaten für Entscheidungen ihrer Gerichte existiert, hat der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) in einer Reihe von Entscheidungen eine solche Haftung entwickelt und präzisiert. Die vorliegende Arbeit analysiert eingehend diese Rechtsprechung mitsamt den sich daraus ergebenden facettenreichen Rechtsfragen. Im ersten Kapitel widmet sich die Arbeit der historischen Entwicklung der unionsrechtlichen Staatshaftung im Allgemeinen, ausgehend von dem bekannten Francovich-Urteil aus dem Jahr 1991. Sodann werden im zweiten Kapitel die zur Haftung für judikatives Unrecht grundlegenden Entscheidungen in den Rechtssachen Köbler und Traghetti vorgestellt. In dem sich anschließenden dritten Kapitel wird der Rechtscharakter der unionsrechtlichen Staatshaftung – einschließlich der Frage einer Subsidiarität des unionsrechtlichen Anspruchs gegenüber bestehenden nationalen Staatshaftungsansprüchen – untersucht. Das vierte Kapitel widmet sich der Frage, ob eine unionsrechtliche Staatshaftung für judikatives Unrecht prinzipiell anzuerkennen ist, wobei die wesentlichen für und gegen eine solche Haftung sprechenden Argumente ausführlich behandelt und bewertet werden. Im fünften Kapitel werden die im Zusammenhang mit den unionsrechtlichen Haftungsvoraussetzungen stehenden Probleme der Haftung für letztinstanzliche Gerichtsentscheidungen detailliert erörtert. Zugleich wird der Frage nachgegangen, ob eine Haftung für fehlerhafte unterinstanzliche Gerichtsentscheidungen zu befürworten ist. Das sechste Kapitel befasst sich mit der Ausgestaltung der unionsrechtlichen Staatshaftung für letztinstanzliche Gerichtsentscheidungen durch die Mitgliedstaaten, wobei u.a. zur Anwendbarkeit der deutschen Haftungsprivilegien bei judikativem Unrecht auf den unionsrechtlichen Staatshaftungsanspruch Stellung genommen wird. Im letzten Kapitel wird der Frage nachgegangen, ob der EuGH überhaupt über eine Kompetenz zur Schaffung der Staatshaftung für letztinstanzliche Gerichtsentscheidungen verfügte. Abschließend werden die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit präsentiert und ein Ausblick auf weitere mögliche Auswirkungen und Entwicklungen der unionsrechtlichen Staatshaftung für judikatives Unrecht gegeben.
Entwicklung von Strategien zur Attraktivitätssteigerung von Fortbildungen im Gesundheitsmanagement
(2014)
Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewirken sowohl im Bundesministerium der Finanzen BMF als auch im französischen Wirtschafts- und Finanzministerium MINEFI, der Gesunderhaltung der Beschäftigten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Beide Verwaltungen sehen dabei die Referatsleiter/innen (RL) in der Pflicht und bieten deshalb Fortbildungen im Gesundheitsmanagement an. Das Interesse der RL für dieses Angebot ist bisher gering. Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Ursachen für das in der deutschen und französischen Finanzverwaltung unterschiedlich geringe Interesse und kommt zu dem Schluss, dass die Hemmnisse im MINEFI stärker durch soziokulturelle und institutionelle Faktoren (republikanische Elitenbildung und Positionsmacht der jeweiligen Hierarchiestufe) bedingt sind, während im BMF institutionelle und persönlichkeitsspezifische Gründe zusammentreffen. Die Behördenkultur beider Ministerien fokussiert die Arbeitsergebnisse der RL und lässt ihr Verhältnis zu den Referatsangehörigen weitestgehend außer Acht. Eine Attraktivitätssteigerung des Fortbildungsangebots im Gesundheitsmanagement setzt in beiden Verwaltungen voraus, Marketingstrategien innerhalb der Behörde zu etablieren, die die Wertigkeit des Gesundheitsmanagements im Organisationsgefüge erhöhen und dadurch die RL stärker motivieren. Dieser Change-Prozess erfordert Ausdauer und Geduld.
Seit dem Inkrafttreten der Europäischen Grundrechtecharta hat der Grundrechtsschutz in Europa an Intensität und zugleich an Komplexität gewonnen. Der anstehende Beitritt der Europäischen Union zur EMRK wird dieser Entwicklung einen erneuten Schub verleihen. Die daraus resultierenden Probleme sind vielfältig. Im Vordergrund stehen dabei Rechtsfragen, die aus dem Zusammentreffen und der Geltung unterschiedlicher Rechtsordnungen resultieren. Im Zusammenhang der Grund- und Menschenrechte tritt zu den Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten und der Europäischen Union die EMRK als völkerrechtlicher Vertrag mit eigenen Besonderheiten hinzu. Im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten ist für die Grund- und Menschenrechte zudem zu beachten, dass es um den engeren Bereich unabdingbarer, individueller Rechtspositionen geht, die eine besondere Nähe zur Menschenwürde aufweisen. Dieser Thematik ist eine Reihe von Monographien gewidmet. Die vorliegende Dissertation greift die aktuellen Probleme auf und ordnet sie in allgemeine Zusammenhänge ein.
In der verdienstvollen Reihe der Abhandlungen der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht ist ein gerade jetzt – Ukraine/Krim-Krise! – höchst aktueller Band zum Thema Selbstbestimmungsrecht der Völker erschienen. Der Band, der die auf einer Tagung der Hanns-Seidel-Stiftung in Verbindung mit der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen im Dezember 2010 gehaltenen Vorträge umfasst, präsentiert keine grundstürzend neuen Erkenntnisse, aber die mit dem Selbstbestimmungsrecht verbundenen Probleme werden in aller Regel übersichtlich dargestellt und erörtert. So ist das Fundament bereitet, auf dem auch die neueren Ereignisse sinnvoll diskutiert werden können. In diesem Zusammenhang soll auch auf frühere Arbeiten der Studiengruppe aufmerksam gemacht werden, die im vorliegenden Band freilich erstaunlich wenig, jedenfalls nicht erkennbar, ausgewertet werden.
Tierische und menschliche Fäkalien aus Landwirtschaft und Haushalten enthalten zahlreiche obligat und opportunistisch pathogene Mikroorganismen, deren Konzentration u. a. je nach Gesundheitszustand der betrachteten Gruppe schwankt. Neben den Krankheitserregern enthalten Fäkalien aber auch essentielle Pflanzennährstoffe (276) und dienen seit Jahrtausenden (63) als Dünger für Feldfrüchte. Mit der unbedarften Verwendung von pathogenbelastetem Fäkaldünger steigt jedoch auch das Risiko einer Infektion von Mensch und Tier. Diese Gefahr erhöht sich mit der globalen Vernetzung der Landwirtschaft, z. B. durch den Import von kontaminierten Futter- bzw. Lebensmitteln (29).
Die vorliegende Arbeit stellt die milchsaure Fermentation von Rindergülle und Klärschlamm als alternative Hygienisierungsmethode gegenüber der Pasteurisation in Biogasanlagen bzw. gebräuchlichen Kompostierung vor.
Dabei wird ein Abfall der Gram-negativen Bakterienflora sowie der Enterokokken, Schimmel- und Hefepilze unter die Nachweisgrenze von 3 log10KbE/g beobachtet, gleichzeitig steigt die Konzentration der Lactobacillaceae um das Tausendfache. Darüber hinaus wird gezeigt, dass pathogene Bakterien wie Staphylococcus aureus, Salmonella spp., Listeria monocytogenes, EHEC O:157 und vegetative Clostridum perfringens-Zellen innerhalb von 3 Tagen inaktiviert werden. Die Inaktivierung von ECBO-Viren und Spulwurmeiern erfolgt innerhalb von 7 bzw. 56 Tagen. Zur Aufklärung der Ursache der beobachteten Hygienisierung wurde das fermentierte Material auf flüchtige Fettsäuren sowie pH-Wertänderungen untersucht. Es konnte festgestellt werden, dass die gemessenen Werte nicht die alleinige Ursache für das Absterben der Erreger sind, vielmehr wird eine zusätzliche bakterizide Wirkung durch eine mutmaßliche Bildung von Bakteriozinen in Betracht gezogen. Die parasitizide Wirkung wird auf die physikalischen Bedingungen der Fermentation zurückgeführt.
Die methodischen Grundlagen basieren auf Analysen mittels zahlreicher klassisch-kultureller Verfahren, wie z. B. der Lebendkeimzahlbestimmung. Darüber hinaus findet die MALDI-TOF-Massenspektrometrie und die klassische PCR in Kombination mit der Gradienten-Gelelektrophorese Anwendung, um kultivierbare Bakterienfloren zu beschreiben bzw. nicht kultivierbare Bakterienfloren stichprobenartig zu erfassen.
Neben den Aspekten der Hygienisierung wird zudem die Eignung der Methode für die landwirtschaftliche Nutzung berücksichtigt. Dies findet sich insbesondere in der Komposition des zu fermentierenden Materials wieder, welches für die verstärkte Humusakkumulation im Ackerboden optimiert wurde. Darüber hinaus wird die Masseverlustbilanz während der milchsauren Fermentation mit denen der Kompostierung sowie der Verarbeitung in der Biogasanlage verglichen und als positiv bewertet, da sie mit insgesamt 2,45 % sehr deutlich unter den bisherigen Alternativen liegt (73, 138, 458). Weniger Verluste an organischem Material während der Hygienisierung führen zu einer größeren verwendbaren Düngermenge, die auf Grund ihres organischen Ursprungs zu einer Verstärkung des Humusanteiles im Ackerboden beitragen kann (56, 132).
In der Berufsgruppe der Lehrerinnen und Lehrer besteht eine hohe Prävalenz psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. Aus- und Weiterbildungsangebote zur Vermittlung lehrerspezifischer sozialer Kompetenzen spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der Lehrergesundheit. In der vorliegenden Studie wurde das „Lehrer/innen-Coaching nach dem Freiburger Modell“ evaluiert, welches die Kompetenz von Lehrkräften stärken soll, innerhalb der Schule und insbesondere im Unterricht, schwierige interpersonelle Situationen aktiv und konstruktiv zu gestalten. Damit sollen stressbedingte gesundheitliche Belastungen abgebaut und dem Entstehen gravierender psychischer Störungen vorgebeugt werden. In der vorliegenden Arbeit werden zwei modifizierte Versionen dieses Programms erstmalig im Rahmen einer landesweiten Feldstudie untersucht. Die zentralen Evaluationsfragestellungen beziehen sich auf die Effektivität der Intervention als Gesundheitsförderungsmaßnahme (Akzeptanz, Wirksamkeit, Wirksamkeitsvergleich der beiden Interventionsformen im landesweiten Einsatz). Daneben strebt die Studie einen Vergleich mit den Ergebnissen einer Vorgängerstudie sowie die Generierung weiterer Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Aspekten der sozialen Kompetenz von Lehrkräften und ihrer psychischen Gesundheit an. An der Maßnahme konnten alle baden-württembergischen Lehrerinnen und Lehrer mit einer Berufserfahrung von mindestens 10 Jahren teilnehmen. Für die Untersuchung der Wirksamkeit der Maßnahme und des Wirksamkeitsvergleichs der beiden unterschiedlichen Formen liegt ein quasiexperimentelles Design mit insgesamt zwei Messzeitpunkten vor. In die Auswertung zur Wirksamkeit der Intervention konnten die Daten von den 314 Teilnehmern einbezogen werden. Die Messinstrumente, die in der vorliegenden Studie zur Anwendung kamen, waren der General Health Questionnaire (GHQ-12), das Maslach Burnout Inventory (MBI-D) und die ins Deutsche übersetzte Jefferson Scale of Empathy (JSE) in der an Lehrer adaptierten Form. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Teilnahme am „Lehrer/innen-Coaching nach dem Freiburger Modell” mit einer signifikanten Verbesserung der gesundheitsbezogenen abhängigen Variablen einhergeht. Besonders hervorzuheben ist die ausgeprägte Verbesserung der mittels GHQ-12 erfassten psychischen Gesundheit. Das Ergebnis des Prä-Post-Vergleichs der Gesundheitswerte beider Interventionsgruppen bestätigte sich auch im Vergleich zu einer Null-Interventionsgruppe: Entsprechend der Hypothese gab es bei den Teilnehmern eine signifikant stärkere Verbesserung der psychischen Gesundheit als bei den Nicht-Teilnehmern (Null-Interventionsgruppe). Die beiden Interventionsmodi „Kompaktform” und „Kurzform” erwiesen sich im Hinblick auf die Verbesserung der Lehrergesundheit als gleichermaßen wirksam. Zudem zeigen die Ergebnisse der Teilnehmerbefragung, dass die Maßnahme Anklang bei der Zielgruppe fand. Die Akzeptanz durch die Zielgruppe ist für die Wirksamkeit einer auf Freiwilligkeit basierenden verhaltenspräventiven Maßnahme naturgemäß eine essenzielle Voraussetzung. Bei der psychischen Gesundheit der Lehrer bestehen – wie aus weiteren Befunden der Studie ersichtlich – bedeutsame Zusammenhänge zu einer intakten zwischenmenschlichen Beziehung mit den Schülern, einer gelungenen, durch gegenseitige Unterstützung gekennzeichneten Interaktion im Kollegium und einem entsprechend unterstützenden Führungsverhalten der Schulleitung. Dies macht deutlich, welches besondere Gewicht einer gelingenden Beziehungsgestaltung an Schulen und im Unterricht beizumessen ist. Bezüglich der Vorgehensweise in der vorliegenden Untersuchung werden einige methodische Limitationen hinsichtlich des Designs diskutiert. Ergänzend wird im Ausblick der Evaluationsstudie darauf hingewiesen, wie sich durch die Verknüpfung des vorliegenden Programms mit weiteren, auf den Ebenen Verhalten, Verhältnisse und Führung ansetzenden gesundheitspräventiven Maßnahmen, zukünftig die Stärkung der psychischen Gesundheit von Lehrkräften weiter ausbauen ließe.
Ausprägungen räumlicher Identität in ehemaligen sudetendeutschen Gebieten der Tschechischen Republik
(2014)
Das tschechische Grenzgebiet ist eine der Regionen in Europa, die in der Folge des Zweiten Weltkrieges am gravierendsten von Umbrüchen in der zuvor bestehenden Bevölkerungsstruktur betroffen waren. Der erzwungenen Aussiedlung eines Großteils der ansässigen Bevölkerung folgten die Neubesiedlung durch verschiedenste Zuwanderergruppen sowie teilweise langanhaltende Fluktuationen der Einwohnerschaft. Die Stabilisierung der Bevölkerung stand sodann unter dem Zeichen der sozialistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die die Lebensweise und Raumwahrnehmung der neuen Einwohner nachhaltig prägte. Die Grenzöffnung von 1989, die politische Transformation sowie die Integration der Tschechischen Republik in die Europäische Union brachten neue demographische und sozioökonomische Entwicklungen mit sich. Sie schufen aber auch die Bedingungen dafür, sich neu und offen auch mit der spezifischen Geschichte des ehemaligen Sudetenlandes sowie mit dem Zustand der gegenwärtigen Gesellschaft in diesem Gebiet auseinanderzusetzen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird anhand zweier Beispielregionen untersucht, welche Raumvorstellungen und Raumbindungen bei der heute in den ehemaligen sudetendeutschen Gebieten ansässigen Bevölkerung vorhanden sind und welche Einflüsse die unterschiedlichen raumstrukturellen Bedingungen darauf ausüben. Besonderes Augenmerk wird auf die soziale Komponente der Ausprägung räumlicher Identität gelegt, das heißt auf die Rolle von Bedeutungszuweisungen gegenüber Raumelementen im Rahmen sozialer Kommunikation und Interaktion. Dies erscheint von besonderer Relevanz in einem Raum, der sich durch eine gewisse Heterogenität seiner Einwohnerschaft hinsichtlich ihres ethnischen, kulturellen beziehungsweise biographischen Hintergrundes auszeichnet. Schließlich wird ermittelt, welche Impulse unter Umständen von einer ausgeprägten räumlichen Identität für die Entwicklung des Raumes ausgehen.
Weltweit streben Anti-Doping Institute danach jene Sportler zu überführen, welche sich unerlaubter Mittel oder Methoden bedienen. Die hierfür notwendigen Testsysteme werden kontinuierlich weiterentwickelt und neue Methoden aufgrund neuer Wirkstoffe der Pharmaindustrie etabliert. Gegenstand dieser Arbeit war es, eine parallele Mehrkomponentenanalyse auf Basis von Antigen-Antikörper Reaktionen zu entwickeln, bei dem es primär um Verringerung des benötigten Probevolumens und der Versuchszeit im Vergleich zu einem Standard Nachweis-Verfahren ging. Neben der Verwendung eines Multiplex Ansatzes und der Mikroarraytechnologie stellten ebenfalls die Genauigkeit aller Messparameter, die Stabilität des Versuchsaufbaus sowie die Performance über einen Einfach-Blind-Ansatz Herausforderungen dar. Die Anforderung an den Multiplex Ansatz, keine falschen Signale trotz ähnlicher Strukturen zu messen, konnte durch die gezielte Kombination von spezifischen Antikörpern realisiert werden. Hierfür wurden neben Kreuzreaktivitätstests auf dem Mikroarray parallel erfolgreich Western Blot Versuche durchgeführt. Jene Antikörper, welche in diesen Versuchen die gesetzten Anforderungen erfüllten, wurden für das Ermitteln der kleinsten nachweisbaren Konzentration verwendet. Über das Optimieren der Versuchsbedingungen konnte unter Verwendung von Tween in der Waschlösung sowohl auf Glas als auch auf Kunststoff die Hintergrundfluoreszenz reduziert und somit eine Steigerung des Signal/Hintergrundverhältnisses erreicht werden. In den Versuchen zu Ermittlung der Bestimmungsgrenze wurde für das humane Choriongonadotropin (hCG-i) eine Konzentration von 10 mU/ml, für dessen beta-Untereinheit (hCG-beta) eine Konzentration von 3,6 mU/ml und für das luteinisierende Hormon (LH) eine Konzentration von 10 mU/ml bestimmt. Den ermittelten Wert im Serum für das hCG-i entspricht dem von der Welt-Anti-Dopin-Agentur (WADA) geforderten Wert in Urin von 5 mU/ml. Neben der Ermittlung von Bestimmungsgrenzen wurden diese hinsichtlich auftretender Matrixeffekte in Serum und Blut gemessen. Wie aus den Versuchen zur Ermittlung von Kreuzreaktivitäten auf dem Mikroarray zu entnehmen ist, lassen sich das LH, das hCG-i und hCG-β ebenfalls in Serum und Blut messen. Die Durchführung einer Performance-Analyse über einem Einfach-Blind-Ansatz mit 130 Serum Proben, wurde ebenfalls über dieses System realisiert. Die ausgewerteten Proben wurden anschließend über eine Grenzwertoptimierungskurve analysiert und die diagnostische Spezifität ermittelt. Für die Messungen des LH konnte eine Sensitivität und Spezifität von 100% erreicht werden. Demnach wurden alle negativen und positiven Proben eindeutig interpretiert. Für das hCG-β konnte ebenfalls eine Spezifität von 100% und eine Sensitivität von 97% erreicht werden. Die hCG-i Proben wurden mit einer Spezifität von 100% und eine Sensitivität von 97,5% gemessen. Um den Nachweis zu erbringen, dass dieser Versuchsaufbau über mehrere Wochen stabile Signale bei Vermessen von identischen Proben liefert, wurde ein über zwölf Wochen angesetzter Stabilitätstest für alle Parameter erfolgreich in Serum und Blut durchgeführt. Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit erfolgreich eine Mehrkomponentenanalyse als Multiplex Ansatz auf einem Mikroarray entwickelt werden. Die Durchführung der Performance-Analyse und des Stabilitätstests zeigen bereits die mögliche Einsatzfähigkeit dieses Tests im Kontext einer Dopinganalyse.
Der Bittergeschmack dient Säugern vermutlich zur Wahrnehmung und Vermeidung toxischer Substanzen. Bitterstoffe können jedoch auch gesund sein oder werden oft bereitwillig mit der Nahrung aufgenommen. Ob sie geschmacklich unterschieden werden können, ist allerdings umstritten. Detektiert werden Bitterstoffe von oralen Bittergeschmacksrezeptoren, den TAS2R (human) bzw. Tas2r (murin). In der Literatur gibt es aber immer mehr Hinweise darauf, dass überdies Tas2r nicht nur in extragustatorischen Organen exprimiert werden, sondern dort auch wichtige Aufgaben erfüllen könnten, was wiederum die Aufklärung ihrer noch nicht vollständig entschlüsselten Funktionsweisen erfordert. So ist noch unbekannt, ob alle bisher als funktionell identifizierten Tas2r wirklich gustatorische Funktionen erfüllen.
Im Rahmen der Charakterisierung neu generierter, im Locus des Bittergeschmacksrezeptors Tas2r131 genetisch modifizierter Mauslinien, wurde in vorliegender Arbeit die gustatorische sowie extragustatorische Expression von Tas2r131 untersucht. Dass Tas2r131 nicht nur in Pilzpapillen, Wall- und Blätterpapillen (VP+FoP), Gaumen, Ductus nasopalatinus, Vomeronasalorgan und Kehldeckel, sondern auch in Thymus, Testes und Nebenhodenkopf, in Gehirnarealen sowie im Ganglion geniculatum nachgewiesen wurde, bildete die Grundlage für weiterführende Studien. Die vorliegende Arbeit zeigt außerdem, dass Tas2r108, Tas2r126, Tas2r135, Tas2r137 und Tas2r143 in Blut exprimiert werden, was auf eine heterogene Funktion der Tas2r hindeutet. Dass zusätzlich erstmals die Expression aller 35 als funktionell beschriebenen Tas2r im gustatorischen VP+FoP-Epithel von C57BL/6-Mäusen nachgewiesen wurde, verweist auf deren Relevanz als funktionelle Geschmacksrezeptoren.
Weiter zeigten Untersuchungen zur Aufklärung eines möglichen Bitter-Unterscheidungsvermögens in Geschmackspapillen von Mäusen mit fluoreszenzmarkierten oder ablatierten Tas2r131-Zellen, dass Tas2r131 exprimierende Zellen eine Tas2r-Zellsubpopulation bilden. Darüber hinaus existieren innerhalb der Bitterzellen geordnete Tas2r-Expressionsmuster, die sich nach der chromosomalen Lage ihrer Gene richten. Isolierte Bitterzellen reagieren heterogen auf bekannte Bitterstoffe. Und Mäuse mit ablatierter Tas2r131-Zellpopulation besitzen noch andere Tas2r-Zellen und schmecken damit einige Bitterstoffe kaum noch, andere aber noch sehr gut. Diese Befunde belegen die Existenz verschiedener gustatorischer Tas2r-Zellpopulationen, welche die Voraussetzung bilden, Bitterstoffe heterogen zu detektieren. Ob dies die Grundlage für ein divergierendes Verhalten gegenüber unverträglichen und harmlosen oder gar nützlichen Bitterstoffen darstellt, kann mit Hilfe der dargelegten Tas2r-Expressionsmuster künftig in Verhaltensexperimenten geprüft werden.
Die Bittergeschmackswahrnehmung in Säugetieren stellt sich als ein hochkomplexer Mechanismus dar, dessen Vielschichtigkeit durch die hier neu aufgezeigten heterogenen Tas2r-Expressions- und Funktionsmuster erneut verdeutlicht wird.
Die Arbeitsbibliothek von Dieter Adelmann befindet sich in der Universitätsbibliothek Potsdam und ist in diesem Band verzeichnet; der Nachlass und das Findbuch befinden sich im Universitätsarchiv Potsdam. Dieter Adelmann wurde am 1. Februar 1936 in Eisenach, Thüringen, geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Soziologie an der Freien Universität Berlin und an der Universität Heidelberg und wurde dort 1968 mit der Arbeit Einheit des Bewusstseins als Grundlage der Philosophie Hermann Cohens bei Dieter Henrich und Hans-Georg Gadamer promoviert. Von 1968 bis 1970 war Adelmann Leiter des „Collegium Academicum“ der Universität Heidelberg; von 1970 bis 1974 Landesgeschäftsführer der SPD in Baden-Württemberg (Zuständigkeit: Politische Planung) und zeitweise auch Wahlkreisassistent des SPD-Bundestagsabgeordneten Horst Ehmke. Anschließend arbeitete Adelmann publizistisch mit dem Grafiker und gegenwärtigen Präsidenten der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck zusammen, bevor er von Juli 1977 bis einschließlich September 1979 beim Vorwärts im Ressort Parteien und Programme beschäftigt war. Nach seinem Abschied vom Vorwärts war Adelmann freiberuflich in Bonn tätig, u.a. als Journalist. 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen der Herausgabe der Werke Hermann Cohens am „Moses-Mendelssohn-Zentrum“ und am Lehrstuhl für Innenraumgestaltung an der Technischen Universität Dresden. Nach dem Ende der Tätigkeit in Potsdam war Adelmann bis zu seinem Tod am 30. September 2008 freiberuflicher Philosoph und Cohen-Forscher.
Die vorliegende Studie beschäftigte sich mit der Bedeutung der dysfunktionalen Einstellungen für die Entwicklung von depressiven Symptomen bei Kindern und Jugendlichen. Nach der kognitiven Theorie der Depression von Beck (1967, 1996) führen dysfunktionale Einstellungen in Interaktion mit Stress zu depressiven Symptomen. Es existieren allerdings nur wenige Studien, die die longitudinale Beziehung zwischen den dysfunktionalen Einstellungen und der Depressivität bei Kindern und Jugendlichen untersucht haben (Lakdawalla et al., 2007). Folglich kann noch nicht eindeutig geklärt werden, ob die dysfunktionalen Einstellungen Ursache, Begleiterscheinung oder Konsequenz der Depression sind. Als Datengrundlage diente eine Stichprobe von Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 20 Jahren, die im Rahmen der PIER-Studie zu dysfunktionalen Einstellungen, kritischen Lebensereignissen und depressiven Symptomen befragt wurden (Nt1t2 = 1.053; t1: 2011/2012, t2: 2013/2014). Querschnittliche Analysen zeigten hohe Assoziationen zwischen den dysfunktionalen Einstellungen, kritischen Lebensereignissen und depressiven Symptomen. Eine latente Moderationsanalyse wies nur bei den Jugendlichen auf signifikante Interaktion zwischen den dysfunktionalen Einstellungen und den kritischen Lebensereignissen in der Vorhersage depressiver Symptomatik hin. Im Längsschnitt zeigten latente Cross-Lagged-Panel-Analysen erwartungsgemäß, dass die dysfunktionalen Einstellungen und die Depressivität mit dem Alter immer stabilere Konstrukte darstellen, die sehr eng miteinander zusammenhängen. Eine diesem Modell hinzugefügte latente Moderationsanalyse konnte das kognitive Modell der Depression nach Beck weder bei Kindern noch bei Jugendlichen bestätigen. Die spätere depressive Symptomatik konnte lediglich durch Haupteffekte der früheren Ausprägung der Depressivität und der kritischen Lebensereignisse vorhergesagt werden. Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass es sich bei den dysfunktionalen Einstellungen eher um Begleiterscheinungen als um Risikofaktoren oder Konsequenzen der depressiven Symptomatik handelt.
Die Dissertation wird der rechtsstaatlichen Problematik in der Verfassung von Georgien und in der Rechtsprechung des Verfassungsgerichts Georgiens gewidmet und bietet eine umfangreiche Analyse der wichtigsten Rechtsstaatsmerkmale in dieser Hinsicht. Neben dieser Analyse der früheren und bestehenden Gegebenheiten, prognostiziert sie mittels der perspektivistischen Denkmodele zukünftige Entwicklungen und schlägt eventuelle Lösungswege von Problemen vor. Bei der Arbeit an der Dissertation wurde insbesondere die reiche Erfahrung der deutschen Rechtsstaatsdogmatik in Anspruch genommen.
Gleichstellungspolitik als „Querschnittspolitik“ ist eine der oft genannten politische Metapher unserer Zeit. Ob in der Arbeitsmarkt-, Steuer-, Familien- oder Bildungspolitik, Gleichstellung ist in allen diesen Bereichen von hoher Relevanz. Der „Querschnittscharakter“ der Gleichstellungspolitik trägt dazu bei, dass in diesem Politikbereich viele unterschiedliche Akteure mit ebenso unterschiedlichen Handlungslogiken sowie Zielen aufeinandertreffen. Um Gleichstellungprogramme planen und darüber Gleichstellungspolitiken gestalten zu können, müssen die Handlungen dieser Akteure koordiniert werden.
In dieser Arbeit wird unter Verwendung des Governance-Ansatzes der Frage nachgegangen, wie die Handlungskoordination zwischen unterschiedlichen Akteuren im System der deutschen Gleichstellungspolitik erfolgt. Analysiert und rekonstruiert werden die gleichstellungspolitischen Entwicklungen in der BRD seit den 1990er Jahren, anhand der Auswertung relevanter Regierungsdokumente und wissenschaftlicher Sekundärliteratur. Hierarchien, Netzwerke und Verhandlungen – Ausprägungen der Governance-Formen – stehen bei der Rekonstruktion und Analyse der Akteurskonstellationen im Mittelpunkt.
Im Ergebnis konnten im Falle Deutschlands zwei verschiedene „Gleichstellungsgovernance-Regime“ identifiziert werden. Diese sind gekennzeichnet durch die in den Regimen je dominierenden Handlugskoordinationsmechanismen der „wirtschaftlichen-Selbstkoordination“ (2001) und der „wechselseitigen-Beobachtung“ (2003-2012). Der Vergleich dieser beiden Regime zeigt, dass sie sich vor allem in Hinblick auf ihre Akteurskonstellationen unterscheiden. In ihnen herrschen je eigene Handlungslogiken und als Folge daraus unterschiedliche gleichstellungspolitische Ergebnisse.
Auch nach Abschluss unseres Brandenburger Antike-Denkwerks (BrAnD) mit dem letzten Durchgang 2010/11 fand jedes Jahr der Potsdamer Lateintag statt ‒ zu ganz unterschiedlichen Themen und mit ca. 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern immer sehr gut besucht: 2011: Antike Geschichtsschreibung, 2012: Tod und Jenseits, 2013: Römische Religion. Der Band versammelt die Vorträge dieser vergangenen Veranstaltungen von N. Holzberg, B. Labahn, Chr. Kunst, S. Büttner-von Stülpnagel, V. Rosenberger und D. Šterbenc Erker.
Die vorliegende Veröffentlichung gibt die Ergebnisse einer Befragung von 1247 Studierenden der Universität Potsdam zu deren Mediennutzungsgewohnheiten wieder. Von besonderem Interesse war die Nutzung digitaler Medien im Kontext des Studiums. Die Untersuchung basiert auf einer Reihe gleichartiger Forschungsarbeiten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), die an mehreren deutschen Hochschulen durchgeführt wurde.
Amtsenthebung und andere Disziplinarmaßnahmen gegen Richter in den Vereinigten Staaten von Amerika
(2014)
Die vorliegende Arbeit behandelt Untersuchungen zum Einfluss ionischer Flüssigkeiten sowohl auf den Rekombinationsprozess photolytisch generierter Lophylradikale als auch auf die photoinduzierte Polymerisation. Im Fokus standen hierbei pyrrolidiniumbasierte ionische Flüssigkeiten sowie polymerisierbare imidazoliumbasierte ionische Flüssigkeiten. Mittels UV-Vis-Spektroskopie wurde in den ionischen Flüssigkeiten im Vergleich zu ausgewählten organischen Lösungsmitteln die Rekombinationskinetik der aus o-Cl-HABI photolytisch generierten Lophylradikale bei unterschiedlichen Temperaturen verfolgt und die Geschwindigkeitskonstanten der Radikalrekombination bestimmt. Die Charakterisierung des Rekombinationsprozesses erfolgt dabei insbesondere unter Verwendung der mittels Eyring-Gleichung ermittelten Aktivierungsparameter. Hierbei konnte gezeigt werden, dass die Rekombination der Lophylradikale in den ionischen Flüssigkeiten im Gegensatz zu den organischen Lösungsmitteln zu einem großen Anteil innerhalb des Lösungsmittelkäfigs erfolgt. Weiterhin wurden für den Einsatz von o-Cl-HABI als Radikalbildner in den photoinduzierten Polymerisationen mehrere mögliche Co-Initiatoren über photokalorimetrische Messungen untersucht. Hierbei wurde auch ein neuer Aspekt zur Kettenübertragung vom Lophylradikal auf den heterocyclischen Co-Initiator vorgestellt. Darüber hinaus wurden photoinduzierte Polymerisationen unter Einsatz eines Initiatorsystems, bestehend aus o-Cl-HABI als Radikalbildner und einem heterocyclischen Co-Initiator, in den ionischen Flüssigkeiten untersucht. Diese Untersuchungen beinhalten zum einen photokalorimetrische Messungen der photoinduzierten Polymerisation von polymerisierbaren imidazoliumbasierten ionischen Flüssigkeiten. Zum anderen wurden Untersuchungen zur photoinduzierten Polymerisation von Methylmethacrylat in pyrrolidiniumbasierten ionischen Flüssigkeiten durchgeführt. Dabei wurden Einflussparameter wie Zeit, Temperatur, Viskosität, Lösungsmittelkäfigeffekt und die Alkylkettenlänge am Kation der ionischen Flüssigkeiten auf die Ausbeuten und Molmassen sowie Molmassenverteilungen der Polymere hin untersucht.
Inhalt der Arbeit ist es, einen Überblick über die historische Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Gefährdungshaftung in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis heute zu geben sowie ihre praktische Bedeutung zu analysieren. Dabei wird zwischen den unterschiedlichen Gesetzgebungen, Rechtsprechungen und den theoretischen Lösungsansätzen der öffentlich-rechtlichen Gefährdungshaftung unterschieden und insbesondere letzteres problematisiert. Ferner wird auf das Verhältnis zu den grundrechtlichen Schutzpflichten, den sozialen Risikotatbeständen, dem sozialrechtlichen Herstellungsanspruch und den Tumultschäden eingegangen.
1. Eine kritische Vorbemerkung zum Thema Nachhaltigkeit
2. Gewalt ist alltäglich – aber …
3. Was macht nun Gewaltprävention an Schulen nachhaltig?
4. Schulische Prävention in Brandenburg
5. Was verhindert Nachhaltigkeit in der Präventionsarbeit?
6. Die Prävention von Rechtsextremismus und Rassismus in Brandenburg – Was kann Gewaltprävention davon lernen?
LiteraturAlfred
1. Einleitung
2. Wer definiert die Gewalt?
3. Gewalt als Beziehungstat
4. Schulkultur und Gewaltprävention
5. Ebenen der Gewaltprävention in der Schule
6. Gewaltprävention und Schulentwicklung
7. Gewaltprävention und pädagogisches Handeln
8. Gewaltprävention und außerschulische Aktivitäten
9. Zusammenfassung
Anlage: Vorschlag für ein Szenario zum Thema: Gewaltprävention und Schulentwicklung
Literatur
Präventiver Kinderschutz
(2014)
1. Einleitung
2. Präventionspraxis und -forschung
3. Qualitätskriterien für die Beschaffenheit von Präventionsarbeit bzw. gezielter Präventionsprojekte
4. Selbstevaluation des Projekts „Eltern-Medien-Beratung“ der Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e. V. (AKJS)
4.1 Problemanalyse und Zielbestimmung
4.2 Zielgruppen und Methodenwahl
4.3 Ausgewählte Ergebnisse der Selbstevaluation zur Zufriedenheit der Beteiligten mit den Veranstaltungen sowie zur Wirksamkeit
5. Anforderungen an die Evaluation von Präventionsprojekten und deren Realisierung im Praxisalltag
Literatur
1. Einleitung
2. Herausforderungen der (Gewalt-)Prävention
2.1 Prävention im kommunalen Raum
2.2 Herausforderung Vielfalt
3. Gewalt
3.1 Möglichkeiten einer Definition
3.2 Über Ursachen
4. Das Konzept Mea
4.1 Nutzung bereits evaluierter Programme
4.2 Organisationsentwicklung
5. Entwicklung von Präventionslandschaften
5.1 Von der Hierarchie zur Netzwerkarbeit
5.2 Räume einer gelingenden Sozialisation
5.2.1 Sozialräume
5.2.2 Soziale Netzwerke
6. Schlussbemerkungen
Literatur
"Tolerantes Brandenburg"
(2014)
1. Einleitung
2. Kriminalitätsprävention und Rechtsextremismusprävention
3. Ausgewählte Strukturelemente des Kooperationsverbundes TBB
3.1 Aufgabendefinition zwischen Rechtsextremismusbekämpfung und Demokratieförderung
3.2 Status der landesweiten Zentralstelle
3.3 Ressortübergreifende Aufgaben im Verhältnis zu den Fachressorts
3.4 Vernetzung und Hierarchie
3.5 Verhältnis zur Zivilgesellschaft
3.6 Evaluation
4. Fazit
Die "Grüne Liste Prävention"
(2014)
1. Einleitung: … Prozesse nachhaltig gestalten?
2. Konzeptioneller Ansatz: Positive Entwicklung junger Menschen fördern
3. Impulse des DFK zur Weiterentwicklung der Gewaltprävention in Deutschland im Zeitraum 2001 bis 2011
3.1 Projekt „Primäre Prävention von Gewalt gegen Gruppenangehörige“ (2001–2006)
3.2 Unterrichtung der Ministerpräsidentenkonferenz über den Stand der Gewaltprävention sowie über zentrale Handlungserfordernisse zu ihrer nachhaltigen Gestaltung (2003–2006)
3.3 Bericht des Deutschen Jugendinstituts (DJI): Strategien der Gewaltprävention im Kindes und Jugendalter – Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfeldern (2007)
3.4 Expertise „Gelingensbedingungen für die Prävention von interpersonaler Gewalt im Kindes- und Jugendalter“ (2008)
3.5 Förderung der Evaluation gewaltpräventiver Programme (seit 2009)
3.6 Kooperationsprojekt von Deutscher Bahn AG (DB), DFK und FU Berlin zur Verbreitung entwicklungsorientierter Programme (seit 2010)
3.7 Wissensmanagement zu Entwicklungsförderung und Gewaltprävention (seit 2008)
4. DFK-Projekt „Entwicklungsförderung und Gewaltprävention für jungen Menschen (E & G)“ (seit 2011)
4.1 DFK Sachverständigenrat und Leitfaden „Entwicklungsförderung und Gewaltprävention für junge Menschen“ (2012/2013)
4.2 Weitführenden Perspektiven: Memorandum „Qualität, Struktur und Kooperation fördern“ (2013)
4.3 Projektfortsetzung und Webportal „wegweiser prävention“ (2014)
5. Fazit: … und am Ende nachhaltige Prozesse?
Literatur
1. Notwendigkeit nachhaltiger Kriminalprävention
2. Das 1. Jugendgerichtsgesetz (JGGÄndG) 1990
3. Das 2. JGGÄndG 2008
4. Nationale Entwicklungen
5. Internationale Entwicklungen
5.1 Prävention in Europa
5.2 Jugendkriminalprävention im europäischen Vergleich
5.2.1 European Crime Prevention Network (EUCPN)
5.2.2 WHO-Bericht zur Jugendgewaltprävention in Europa (2010)
5.3 Jugendkriminalprävention USA
5.4 Reformbestrebungen, Präventionskoordination und -initiativen in den USA
6. Implementationswissenschaft: Effekte durch Einführung nachgewiesen wirksamer Programme
7. Ausblick
Literatur
1. Einführung
2. Kriminalität, Gewalt und Rechtsextremismus: Begriffsgenese und Modell „nachhaltiger Prävention“
2.1 Entwicklungsorientierung
2.2 Kommunale Netzwerkarbeit
2.3 Evaluation und Qualität
3. Kriminal- und Gewaltprävention im Land Brandenburg
3.1 Gewaltprävention an einer Brennpunkt-Schule am Beispiel von „Wir für uns“
3.2 Regionale Netzwerkarbeit am Beispiel von „Mit-Ein-Ander in Kita und Schule“
3.3 Rechtsextremismusprävention am Beispiel des Handlungskonzepts „Tolerantes Brandenburg“
4. Folgerungen und Empfehlungen
Literatur
Ziel der Arbeit war die Entwicklung von farbstoffmarkierten Polymeren, die einen temperaturgetriebenen Knäuel-Kollaps-Phasenübergang in wässriger Lösung ("thermo-responsive Polymere") zeigen und diesen in ein optisches Signal übersetzen können. Solche Polymere unterliegen innerhalb eines kleinen Temperaturintervalls einer massiven Änderung ihres Verhaltens, z B. ihrer Konformation und ihres Quellungsgrads. Diese Änderungen sind mit einem Wechsel der Löseeigenschaften von hydrophil zu hydrophob verbunden. Als Matrixpolymere wurden Poly-N-isopropylacrylamid (polyNIPAm), Poly(oligoethylen-glykolacrylat) (polyOEGA) und Poly(oligoethylenglykolmethacrylat) (polyOEGMA) ein-gesetzt, in die geeignete Farbstoffen durch Copolymerisation eingebaut wurden. Als besonders geeignet, um den Phasenübergang in ein optisches Signal zu übersetzen, erwiesen sich hierfür kompakte, solvatochrome Cumarin- und Naphthalimidderivate. Diese beeinträchtigten weder das Polymerisationsverhalten noch den Phasenübergang, reagierten aber sowohl bezüglich Farbe als auch Fluoreszenz stark auf die Polarität des Lösemittels. Weiterhin wurden Systeme entwickelt, die mittels Energietransfer (FRET) ein an den Phasenübergang gekoppeltes optisches Signal erzeugen. Hierbei wurde ein Cumarin als Donor- und ein Polythiophen als Akzeptorfarbstoff eingesetzt. Es zeigte sich, dass trotz scheinbarer Ähnlichkeit bestimmte Polymere ausgeprägt auf einen Temperaturstimulus mit Änderung ihrer spektralen Eigenschaften reagieren, andere aber nicht. Hierfür wurden die molekularen Ursachen untersucht. Als wahrscheinliche Gründe für das Ausbleiben einer spektralen Änderung in Oligo(ethylenglykol)-basierten Polymeren sind zum einen die fehlende Dehydratationseffektivität infolge des Fehlens eines selbstgenügenden Wasserstoffbrückenbindungsmotivs zu nennen und zum anderen die sterische Abschirmung der Farbstoffe durch die Oligo(ethylenglykol)-Seitenketten. Als Prinzipbeweis für die Nützlichkeit solcher Systeme für die Bioanalytik wurde ein System entwickelt, dass die Löslichkeitseigenschaft eines thermoresponsiven Polymers durch Antikörper-Antigen-Reaktion änderte. Die Bindung selbst kleiner Mengen eines Antikörpers ließ sich so direkt optisch auslesen und war bereits mit dem bloßen Auge zu erkennen.
Zwischen den Juristischen Fakultäten der Universität Szeged und der Universität Potsdam besteht seit etlichen Jahren eine fruchtbare Kooperation in der Lehre. Durch sie entwickelt sich allmählich eine wissenschaftliche Zusammenarbeit. Gemeinsame Konferenzen und Publikationen sind dafür ein Beweis. Der vorliegende Band ist das Resultat dieser Kooperation. Der Buchtitel kennzeichnet das Engagement der ungarischen und der deutschen Juristen sowie die gemeinsamen Werte, welche der europäischen Rechtsentwicklung im 21. Jahrhundert zugrunde liegen und die Dogmatik der verschiedenen Rechtsgebiete verknüpfen. Die einzelnen Beiträge legen dabei Zeugnis ab von der ganzen Breite der Interessen der ungarischen und deutschen Juristen.
Historisch wie aktuell werden durch gewalttätige soziale Auseinandersetzungen bestehende gesellschaftliche Ordnungen infrage gestellt. In der Geschichtswissenschaft wie in der Soziologie waren Tumulte, Aufstände oder soziale Erhebungen immer wieder Gegenstand von Untersuchungen. Während der historische Zugriff auf diese Phänomene gewöhnlich durch detaillierte Beschreibungen historische Abläufe genau zu rekonstruieren versucht hat, um diese verstehen zu können, geht es soziologischen Arbeiten zumeist um einen viel stärker generalisierenden und erklärenden Zugriff. Zwar gab es immer wieder Anläufe, diese scheinbar unüberbrückbare Differenz zwischen den Disziplinen zu überwinden, doch alle die Versuche müssen als mehr oder weniger gescheitert angesehen werden. Nach wie vor gilt deshalb, dass mit der ausschließlichen Konzentration auf die je eigene disziplinäre Herangehensweise viel Erkenntnispotenzial verschenkt wird. Aus diesem Grund unterbreitet die vorliegende Studie einen neuen Vorschlag, Geschichtswissenschaft und Soziologie zusammenzubringen. Der Verfasser unternimmt hier den Versuch, die beiden vermeintlich so gegensätzlichen Auffassungen von Wissenschaftlichkeit über eine gemeinsame methodologische Perspektive zusammenzuführen und auf dieser Grundlage einen vereinten, erklärenden Zugriff von Geschichtswissenschaft und Soziologie zu skizzieren, der nach dem „Wie“ eines Ereignisses fragt, zugleich aber auch erklären will, „warum“ es dazu gekommen ist. Das vorliegende Buch untersucht auf dieser methodologischen Grundlage und mittels eines historisch-soziologischen Zugangs sozialen Protest im Vormärz, es schließt an Arbeiten der historischen Soziologie und Sozialgeschichte an und entwickelt dazu einen stringenten historisch-soziologischen Erklärungsansatz.
Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung von Methoden zur Synthese von auf Phenol basierenden Naturstoffen. Insbesondere wurde bei der Methodenentwicklung die Nachhaltigkeit in den Vordergrund gerückt. Dies bedeutet, dass durch die Zusammenfassung mehrerer Syntheseschritte zu einem (Tandem-Reaktion) beispielsweise unnötige Reaktionsschritte vermieden werden sollten. Ferner sollten im Sinne der Nachhaltigkeit möglichst ungiftige Reagenzien und Lösungmittel verwendet werden, ebenso wie mehrfach wiederverwertbare Katalysatoren zum Einsatz kommen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden Methoden zum Aufbau von Biphenolen mittels Pd/C-katalysierten Suzuki-Miyaura-Kupplungen entwickelt. Diese Methoden sind insofern äußerst effizient, da der ansonsten gebräuchliche Syntheseweg über drei Reaktionsschritte somit auf lediglich eine Reaktionsstufe reduziert wurde. Weiterhin wurden die Reaktionsbedingungen so gestaltet, dass einfaches Wasser als vollkommen ungiftiges Lösungsmittel verwendet werden konnte. Des Weiteren wurde für diese Reaktionen ein Katalysator gewählt, der einfach durch Filtration vom Reaktionsgemisch abgetrennt und für weitere Reaktionen mehrfach wiederverwendet werden konnte. Darüber hinaus konnte durch die Synthese von mehr als 100 Verbindungen die breite Anwendbarkeit der Methoden aufgezeigt werden. Mit den entwickelten Methoden konnten 14 Naturstoffe - z. T. erstmals - synthetisiert werden. Derartige Stoffe werden u. a. von den ökonomisch bedeutenden Kernobstgewächsen (Äpfeln, Birnen) als Abwehrmittel gegenüber Schädlingen erzeugt. Folglich konnte mit Hilfe dieser Methoden ein Syntheseweg für potentielle Pflanzenschutzmittel entwickelt werden. Im zweiten Teil dieser Arbeit wurde ein Zugang zu den sich ebenfalls vom Phenol ableitenden Chromanonen, Chromonen und Cumarinen untersucht. Bei diesen Untersuchungen konnte durch die Entwicklung zweier neuer Tandem-Reaktionen ein nachhaltiger und stufenökonomischer Syntheseweg zur Darstellung substituierter Benzo(dihydro)pyrone aufgezeigt werden. Durch die erstmalige Kombination der Claisen-Umlagerung mit einer Oxa-Michael-Addition bzw. konjugierten-Addition wurden zwei vollkommen atomökonomische Reaktionen miteinander verknüpft und somit eine überaus effiente Synthese von allyl- bzw. prenylsubstituierten Chromanonen und Chromonen ermöglicht. Ferner konnten durch die Anwendung einer Claisen-Umlagerung-Wittig-Laktonisierungs-Reaktion allyl- bzw. prenylsubstituierte Cumarine erhalten werden. Herausragendes Merkmal dieser Methoden war, dass in nur einem Schritt der jeweilige Naturstoffgrundkörper aufgebaut und eine lipophile Seitenkette generiert werden konnte. Die Entwicklung dieser Methoden ist von hohem pharmazeutischem Stellenwert, da auf diesen Wegen Verbindungen synthetisiert werden können, die zum einem über das notwendige pharmakologische Grundgerüst verfügen und zum anderen über eine Seitenkette, welche die Aufnahmefähigkeit und damit die Wirksamkeit im Organismus beträchtlich erhöht. Insgesamt konnten mittels der entwickelten Methoden 15 Chromanon-, Chromon- und Cumarin-Naturstoffe z. T. erstmals synthetisiert werden.
Es ist in dieser Arbeit gelungen, starre Oligospiroketal(OSK)-Stäbe als Grundbausteine für komplexe 2D- und 3D-Systeme zu verwenden. Dazu wurde ein difunktionalisierter starrer Stab synthetisiert, der mit seines Gleichen und anderen verzweigten Funktionalisierungseinheiten in Azid-Alkin-Klickreaktionen eingesetzt wurde. An zwei über Klickreaktion verknüpften OSK-Stäben konnten mittels theoretischer Berechnungen Aussagen über die neuartige Bimodalität der Konformation getroffen werden. Es wurde dafür der Begriff Gelenkstab eingeführt, da die Moleküle um ein Gelenk gedreht sowohl gestreckt als auch geknickt vorliegen können. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen konnte gezeigt werden, dass nicht nur gezielt große Polymere aus bis zu vier OSK-Stäben synthetisiert werden können, sondern es auch möglich ist, durch gezielte Änderung von Reaktionsbedingungen der Klickreaktion auch Cyclen aus starren OSK-Stäben herzustellen. Die neu entwickelte Substanzklasse der Gelenkstäbe wurde im Hinblick auf die Steuerung des vorliegenden Gleichgewichts zwischen geknicktem und gestrecktem Gelenkstab hin untersucht. Dafür wurde der Gelenkstab mit Pyrenylresten in terminaler Position versehen. Es wurde durch Fluoreszenzmessungen festgestellt, dass das Gleichgewicht z. B. durch die Temperatur oder die Wahl des Lösungsmittels beeinflussbar ist. Für vielfache Anwendungen wurde eine vereinfachte Synthesestrategie gefunden, mit der eine beliebige Funktionalisierung in nur einem Syntheseschritt erreicht werden konnte. Es konnten photoaktive Gelenkstäbe synthetisiert werden, die gezielt zur intramolekularen Dimerisierung geführt werden konnten. Zusätzlich wurde durch Aminosäuren ein Verknüpfungselement am Ende der Gelenkstäbe gefunden, das eine stereoselektive Synthese von Mehrfachfunktionalisierungen zulässt. Die Synthese der komplexen Gelenkstäbe wurde als ein neuartiges Gebiet aufgezeigt und bietet ein breites Forschungspotential für weitere Anwendungen z. B. in der Biologie (als molekulare Schalter für Ionentransporte) und in der Materialchemie (als Ladungs- oder Energietransporteure).
Der Arbeitskreis Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit e. V. wurde im Frühjahr 1995 gegründet. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erforschung des Militärs im Rahmen der frühneuzeitlichen Geschichte zu befördern und zugleich das Bewusstsein der Frühneuzeit-HistorikerInnen für die Bedeutung des Militärs in all seinen Funktionen zu wecken. Das Militär steht somit als soziale Gruppe selbst im Mittelpunkt der Aktivitäten des Arbeitskreises, wird aber auch in seinen Wirkungen und Repräsentationen thematisiert. Ziel ist es, die Rolle des Militärs als Teil der frühneuzeitlichen Gesellschaft umfassend herauszuarbeiten und zu würdigen. Insofern versteht der AMG seine Arbeit nicht nur als Beitrag zur Militärgeschichte, sondern vor allem als Beitrag zur Geschichte der Frühen Neuzeit insgesamt. Der Arbeitskreis bietet ein Diskussions- und Informationsforum durch die Organisation von Tagungen, die Herausgabe der Schriftenreihe ‚Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit‘, die Zeitschrift ‚Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit‘ und die Mailingliste mil-fnz.
Die Konferenz „International Conference for the 10th Anniversary of the Institute of Comparative Law” hat am 24. Mai 2013 in Szeged stattgefunden. Im Rahmen der viersprachigen Konferenz haben mehr als dreißig Teilnehmer ihre Forschungsergebnisse präsentiert. Der Essay von Zoltán Péteri blickt auf die Disziplin aus der Perspektive der Wissenschaftsgeschichte. Katalin Kelemen und Balázs Fekete gehen in ihrem Aufsatz der Frage nach, welchen Weg die Versuche der Klassifikation der Rechtssysteme von Osteuropa in der späten Phase der Umbrüche der 1980/90er Jahren genommen haben. Die historische Betrachtungsweise mit Bezug auf Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung spiegelt sich auch in anderen Essays wider, vor allem in den Aufsätzen von Szilvia Bató, Magdolna Gedeon und Béla Szabó P. sowie auch in den Aufsätzen von Péter Mezei und Tünde Szűcs. Attila Badó analysiert die Rechtsvergleichung aus der Sicht des Rechts, der Soziologie und der Politikwissenschaft anhand von Untersuchungen über das Sanktionsystem der Richter in den USA. Diese politikwissenschaftliche Seite wird auch in den Aufsätzen über die aktuellen Fragen der europäischen Integration von Carine Guemar und Laureline Congnard betont. Eine Reihe von Aufsätzen behandeln die konventionelle normative Komparatistik auf dem Gebiet des Verfassungsrechts (Jordane Arlettaz und Péter Kruzslicz), Gesellschaftsrechts (Kitti Bakos-Kovács), Urheberrechts (Dóra Hajdú) und Steuerrechts (Judit Jacsó). Daneben bilden eine weitere Gruppe die Aufsätze von János Bóka und Erzsébet Csatlós, die die Verwendung der vergleichenden Methode in der Praxis der Rechtsprechung untersuchen. Die Rechtsvergleichung ist eine sich dynamisch entwickelnde Disziplin. Die Konferenz und dieser Band dienen nicht nur der Würdigung der bisherigen Arbeit des Instituts für Rechtsvergleichung, sondern zeigen gleichzeitig neue Ziele auf. Die wichtigsten Grundsätze bleiben aber fest verankert auch in einem sich stets verändernden rechtlichen und geistigen Umfeld. Das Motto des Instituts lautet „instruere et docere omnes qui edoceri desiderant“ – „alle lehren, die lernen wollen.“ Auch in den folgenden Jahrzehnten werden uns der Wille des Lernens und Lehrens, die Freiheit der Forschung sowie die Übertragung und Weiterentwicklung der ungarischen wie globalen Rechtskultur leiten.