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Portal alumni
(2013)
Begonnen hat es um 1900 mit Qualitätskontrolle, später folgte Qualitätsprüfung und seit Mitte der 90er Jahre hat das Thema Qualitätsmanagement Einzug gehalten in alle Bereiche von Politik und Gesellschaft. Im Gesundheitswesen, der Justiz und auch an vielen Hochschulen wurden spezielle Stellen eingerichtet, die sich gezielt mit der Umsetzung von Qualitätsentwicklung oder Qualitätsmanagement befassen. Das übergeordnete Ziel bei Einführung eines Qualitätsmanagements ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Organisation sowie auch die Zufriedenheit der Mitglieder der Institutionen und weiterer Stakeholder zu steigern, indem die Qualität der Tätigkeiten und der jeweiligen Rahmenbedingungen erhalten und optimiert wird. Mit der bewussten Entscheidung zur Qualitätssicherung und -entwicklung beginnt ein fortlaufender Prozess, der stetig intensiv begleitet werden muss. Qualitätsmanagement wirkt nachhaltig, in dem durch die Schaffung regelmäßiger und systematischer Strukturen und Prozesse auch zukünftig den beteiligten Personen ein optimales Handeln entsprechend der dann geltenden Bedingungen ermöglicht wird. Portal alumni widmet sich in seinem zehnten Heft diesem Thema und hat Absolventen der Universität Potsdam nach ihrem Tätigkeitsfeld im Qualitätsmanagement und den entsprechenden Erfolgen befragt. Dabei zeigt sich, dass Ehemalige Einsatzbereiche in Wirtschaft und Unternehmen aber auch in Sport, Bildung oder Hochschulen gefunden haben. Daneben berichten wir in diesem Heft von einem Projekt des Career Service, dem Schnupperjobben, und auch die Berichte über die Geschehnisse an Ihrer Alma mater kommen nicht zu kurz.
Deutsche Universitäten erweitern ihre E-Learning-Angebote als Service für die Studierenden und Lehrenden. Diese sind je nach Fakultät unterschiedlich ausgeprägt. Dieser Artikel zeigt, wie durch technische Erweiterung der Infrastruktur, einer Anpassung der Organisationsstruktur und einer gezielten Inhaltsentwicklung eine durchgängige und personalisierbare Lehr- und Lernumgebung (Personal Learning Environment, PLE) geschaffen und damit die Akzeptanz bei den Lehrenden und Studierenden für E-Learning erhöht werden kann. Aus der vorausgehenden, systematischen Anforderungsanalyse können Kennzahlen für die Qualitätssicherung von E-Learning-Angeboten abgeleitet werden.
Portal Wissen = Grenzen
(2013)
Die neue Ausgabe des Potsdamer Forschungsmagazins widmet sich dem Thema „Grenzen“ aus unterschiedlichsten Perspektiven.
Als Sprachwissenschaftlerin denke ich bei diesem Stichwort an sprachliche Grenzen und die Wirkungen, die sich aus dem Kontakt von zwei Sprachen an einer Sprachgrenze ergeben können. Vielfältig sind die Belege für das sogenannte Code-Switching, dem Wechsel von einer Sprache in die andere in einer bestimmten Äußerungssituation. Die Motive für einen solchen Sprachwechsel können ganz unterschiedlicher Natur sein: So lässt sich Code-Switching einerseits auf eine eingeschränkte sprachliche Kompetenz zurückführen, wenn beispielsweise einer Sprecherin ein bestimmtes Wort in der Zweitsprache fehlt, andererseits kann das Code-Switching prestigebedingt sein, wenn ein Sprecher durch einen sprachlichen Wechsel seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe demonstrieren möchte.
Wenn Code-Switching nicht nur punktuell stattfindet, sondern ganze Sprach- gemeinschaften über einen längeren Zeitraum erfasst, kann es zu weitreichenden Veränderungen der betroffenen Sprachen kommen. Welche Sprache „gibt“ und welche Sprache „nimmt“, hängt von sprachexternen Faktoren ab. So ist es ein Leichtes vorherzusagen, dass die deutschen Varietäten der Sprachinseln in Süd- und Osteuropa wie auch in Nord- und Südamerika wohl zunehmend Material und Muster aus den sie umgebenden Sprachen aufnehmen und letztendlich in ihnen aufgehen werden, wenn sie nicht durch politischen Willen konserviert werden. Das Ausmaß von Sprachkontakt ist mit der zunehmenden räumlichen Mobilität moderner Gesellschaften stark angestiegen, und lässt sich sicher nicht auf den aktuell immer wieder thematisierten Sprachkontakt des Deutschen mit dem Englischen reduzieren. Historisch gesehen ist das Deutsche vor allem durch die romanischen Sprachen stark geprägt worden – in Potsdam denkt man hier unwillkürlich an den starken Einfluss des Französischen im 18. Jahrhundert.
Die Überwindung sprachlicher Grenzen zeigt sich auch im Alltag einer international ausgerichteten Forschungsuniversität: So hat im März dieses Jahres in Potsdam die Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft mit über 500 Teilnehmern stattgefunden. Lingua Franca der Tagung war Englisch, was den Anteil der internationalen Teilnehmer gegenüber früheren Jahrestagungen nochmals vergrößert hat.
Zahlreiche andere Zugänge zum Thema Grenzen bieten die Beiträger dieser Ausgabe des Forschungsmagazins: Auf den Spuren von „Grenzvermessungen“ bewegen sich die Texte zum Australienforscher Ludwig Leichhardt oder zur Energiebilanz im Spitzensport. „Grenzgänger“ stehen im Fokus der Beiträge über eine Forschergruppe zur Literatur der kolonialen Karibik oder die tief in die Erde reichenden Forschungen eines italienischen Geologen. Auf der Suche nach dem „Grenzenlosen“ folgen die Autoren den Wissenschaftlern etwa zur Frage „Why love hurts?“ oder hinein in eine Geschichte des Musikhörens. Den umgekehrten Weg, nämlich „Grenzziehungen“, beobachtet „Portal Wissen“ in der Arbeit des Potsdamer MenschenRechtsZentrums oder den Auswertungen des Nationalen Dopingpräventionsplans. Belege für erfolgreiche „Grenzüberschreitungen“ liefern schließlich Blicke ins „Taschentuchlabor“ oder die digitale Edition mittelalterlicher Prosaepen, um nur einige Beiträge aus diesem Heft herauszugreifen.
Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre anregende Grenzerfahrungen mit vielen Impulsen für eigene fachliche Grenzüberschreitungen.
Prof. Dr. Ulrike Demske
Professorin für Geschichte und Variation der Deutschen Sprache
Vizepräsidentin für Internationales, Alumni und Fundraising
Portal Wissen = Schichten
(2013)
Die neue Ausgabe unseres Potsdamer Forschungsmagazins widmet sich ganz und gar und auf sehr unterschiedliche Weise dem Thema „Schichten“.
Als Geowissenschaftler begegnen mir Schichten häufig: Boden-, Sedimentoder Gesteinsschichten – sie sind das Zeugnis lang anhaltender und immer wiederkehrender Erosionsund Ablagerungsprozesse, wie sie schon in der frühen Erdgeschichte stattfanden. Gebirge werden beispielsweise durch Wasser, Eis und Wind erodiert. Die Erosionsprodukte bilden vielleicht irgendwann auf dem Meeresgrund als Ablagerungshorizont eine neue Schicht. Umgekehrt führen Deformationsprozesse als Folge von tektonischen Plattenbewegungen dazu, dass Gebirge entstehen und der Mensch versteinerte Meeresbewohner in verfalteten Sedimentschichten im Hochgebirge findet – Beziehungen, wie sie bereits von Ibn Sina und später von Charles Darwin bei seiner Andenüberquerung beschrieben wurden. Aber auch die Landschaft, die wir bei einem Blick aus dem Fenster wahrnehmen, ist nichts anderes als das Produkt verschiedener Überlagerungen von Prozessen Liebe Leserinnen und Leser, in der Vergangenheit und heute. Langsam ablaufende Prozesse oder seltener stattfindende Extremereignisse wie Fluten, Erdbeben oder Bergstürze – einzelne Merkmale werden dabei ausgelöscht, andere treten zutage. Ähnlich einem Palimpsest – einem Stück Pergament, das die Mönche im Mittelalter immer wieder abgeschabt und neu überschrieben haben. Die Analyse von Gesteins- und Bodenschichten gleicht der Arbeit eines Detektivs. Geophysikalische Tiefensondierungen mit Schall- und Radarwellen, die genaue Vermessung von Erdbebenherden oder Tiefbohrungen bringen uns verdeckte Erdschichten näher. Fossilienfunde und radiometrische Datierungen verraten das Alter einer Schicht. Mithilfe dünner Ascheschichten können wir nachweisen, wann verheerende Vulkanausbrüche Umweltbedingungen beeinflusst haben.
Böden, die Epidermis unseres Planeten, spiegeln die Eigenschaften der darunterliegenden Gesteinsschichten, der Vegetationsbedeckung oder den Einfluss des Klimas wider. Die Form, Sortierung und Oberflächenbeschaffenheit von Sandkörnern lassen uns erkennen, ob Wind oder Wasser für ihren Transport gesorgt haben. So wissen wir, dass Norddeutschland vor über 260 Millionen Jahren eine Wüstenlandschaft war, in der der Wind mächtige Dünen wandern ließ. Die mineralogische Untersuchung damit verbundener Schichten verrät, ob das Klima trocken oder feucht war. So dechiffrieren wir Hinweise auf vergangene Prozesse, die unter der Erdoberfläche versteckt sind oder – wie etwa in Gebirgen – offen zutage treten.
Auf den kommenden Seiten laden wir Sie ein, Potsdamer Wissenschaftler an die Orte ihrer Forschung zu begleiten: Im Tien Shan-Gebirge spüren sie längst vergangene Erdbeben auf, in Tiefseesedimenten entdecken sie uralte Lebensformen und im Weltall erforschen sie gar Schichten, die uns etwas über die Entstehung von Planeten verraten. Die Wissenschaftler der Universität Potsdam beschränken sich allerdings nicht auf die Schichtabfolgen der festen Erde. „Portal Wissen“ blickt auch jenen Wissenschaftlern über die Schulter, die sich mit „Bildungsschichten“ oder „Gesellschaftsschichten“ befassen. So erklären Forscher, wie der gesellschaftliche Auftrag der Inklusion in der Lehre umgesetzt wird oder wie Kreuzberger Schüler zusammen mit Potsdamer Studierenden Sprache im urbanen Raum erforschen.
So unterschiedlich sie sind, eines ist allen diesen „Schichten“ gemeinsam: Ihre Struktur und Form sind Zeugnis sich immer wieder verändernder Rahmenbedingungen. Auch die Gegenwart wird Spuren und Schichten hinterlassen, die zukünftige Erdwissenschaftler vermessen und untersuchen werden. Schon jetzt spricht man vom Anthropozän, einem vom Menschen dominierten geologischen Zeitabschnitt, charakterisiert durch tiefgreifende Änderungen in den Erosions- und Sedimentationsraten und der Verdrängung natürlicher Lebensräume.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Heft spannende und anregende Geschichten entdecken. Denn es lohnt sich, einen Blick unter die Oberfläche zu werfen.
Prof. Manfred Strecker, PhD.
Professor für Allgemeine Geologie
Open Government
(2013)
Bis heute gelingt es kaum, Begriffe rund um die Verwaltungsreform – von New Public Management bis zu den E-Modellen – schlüssig voneinander abzugrenzen. Dieses Defizit wird bei der Betrachtung des Konzepts Open Government erneut sichtbar. Der Begriff Open Government ist dabei nicht nur aus verwaltungswissenschaftlicher, sondern mit Blick auf die Instrumente der direkten Demokratie auch aus politikwissenschaftlicher Perspektive zu betrachten. Handelt es sich um einen Sammelbegriff für hauptsächlich schon Dagewesenes?
Was Bürger bem(a)erken
(2013)
Eingebettet in die aktuelle Open-Government-Debatte gewinnen E-Bürgerdienste weiter an Bedeutung. Zu den Vorreitern internetbasierter Bürgerdienste wird der Brandenburger Bürgerservice Maerker gezählt, da dieser eine einfache Möglichkeit der Kommunikation zwischen Bürger und Verwaltung über Infrastrukturprobleme in der Gemeinde bietet. Auf der Grundlage von Experteninterviews und einer Umfrage unter den teilnehmenden Kommunen evaluieren die Autoren die Einführung und Umsetzung des Maerker Brandenburgs. Im Ergebnis zeigen sich neben einer großen Breite an Akzeptanz und Zustimmung unter den beteiligten Akteuren auch unausgeschöpfte Potenziale zur Verbesserung der Prozesse innerhalb der Verwaltung. Dieser Artikel stellt die Ergebnisse der Evaluation des Maerkers dar und gibt einen Ausblick auf weitere Entwicklungspotenziale.
Leuchtkäfer & Orgelkoralle
(2013)
Leuchtende Käfer und Medusen, phosphoreszierende Meereswellen oder zu Stein erstarrende Korallen faszinierten den bisher vornehmlich als Dichter portraitierten Naturforscher Adelbert von Chamisso (1781–1838). Intensiver noch als den zoologischen und geologischen Phänomenen, widmete er sich der Scientia amabilis – der liebenswerten Wissenschaft von den Pflanzen. Der vielseitig Talentierte verfasste seine Reise um die Welt (1836), die bis heute als eine der stilistisch anspruchvollsten und lesenswertesten Reisebeschreibungen gilt. Diese Studie widmet sich dezidiert den naturkundlichen Studien Chamissos im Kontext der dreijährigen Rurik-Expedition sowie den zugehörigen Textproduktionen. Mit einem umfassenden Text- und Materialkorpus werden literatur- und kulturwissenschaftliche sowie wissenschaftshistorische Fragestellungen an das Werk gelegt und ertragreich beantwortet. Für die Reiseliteraturforschung wird bisher unbeachtetes Quellenmaterial ans Licht gebracht, gängige Thesen werden widerlegt, Quellen anderer Besatzungsmitglieder vergleichend betrachtet. Die Studie stellt den Naturforscher Chamisso in den Fokus, ohne den Dichter auszublenden, und widmet sich Fragen der Generierung, Vernetzung und Darstellung naturkundlichen Wissens in Texten, Illustrationen und Materialien zur Expedition – sie ist insgesamt für die Literatur- und Geschichtswissenschaft ebenso innovativ wie für die interdisziplinäre Geschichte des Wissens.
Editorial (Dr. Roswitha Lohwaßer) ; Internationalisierung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Ein Überblick über Aktionsfelder und Herausforderungen (Prof. Dr. Bruno Leutwyler) ; Deutsch als Fremdsprache oder doch lieber Chinesisch? Fortbildungsangebot der Universität Potsdam für russische Hochschullehrer (Kerstin-Sabine Reinicke) ; Die Welt zu Gast in Potsdam oder wie die Uni zunehmend internationaler wird. Interview mit Dr. Regina Neum-Flux
Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der Universität Potsdam ; Zwischen Bachs „Magnificat“ und dem Rockoratorium „Eversmiling Liberty“. Internationale Musikprojekte im Rahmen von ERASMUS und freien Kooperationen (Prof. Dr. Birgit Jank) ; Kulturelle Hintergründe und Lebensweisen erfahren. Praxissemester für Auslandsaufenthalte nutzen (Dipl. Päd. Karin Köntges) ; Als Lehramtsstudent im Reich der Mitte. Ein Erfahrungsbericht zum Praxissemester in der Volksrepublik China (Marcel Bode) ; Rap sorgt für Bildung und Völkerverständigung. Forschungsexkursion nach Mali – Rap und Demokratie (Johannes Erdmann) ; Inklusion braucht Professionalität (PD Dr. Karin Salzberg-Ludwig) ; Zwei Ansichten eines Nachmittages. Authentische Einblicke der Inklusion (Katharina Briest) ; Inklusives Klassenleben an der Fläming-Grundschule (Henrike Walter) ; Inklusive Arbeit in den vierten bis sechsten Klassen. Inklusion an der Fläming-Grundschule (Gudrun Haase) ; Das Portfolio als Dreh- und Angelpunkt eines inklusiven (Fremd-) Sprachenunterrichts
(Melanie Noesen); Ankündigungen
Die kumulative Dissertation zur Projektdidaktik trägt den Titel „Von der Konzeption zur Praxis: Zur Entwicklung der Projektdidaktik am Oberstufen-Kolleg Bielefeld und ihre Impulsgebung und Modellbildung für das deutsche Regelschulwesen“. Die Dissertation versteht sich als beispielgebende Umsetzung und Implementierung der Projektdidaktik für das Regelschulsystem. Auf der Basis von 22 bereits erschienenen Publikationen und einer Monographie werden mit fünf methodischen Zugriffen (bildungshistorisch, dichte Beschreibung, Aktionsforschung, empirische Untersuchung an Regelschulen und Implementierungsforschung, s. Kapitel 1) in sieben Kapiteln (2- 8) des systematischen ersten Teils die Entwicklung der Unterrichtsform Projektunterricht in der BRD, Projektbegriff und Weiterentwicklung des Konzepts, Methodik, Bewertung sowie Organisation des Projektunterrichts am Oberstufen-Kolleg, der Versuchsschule des Landes NRW, in Auseinandersetzung mit der allgemeinen Projektdidaktik dargestellt sowie Formen und Verfahren der erprobten Implementierung in das Regelschulsystem präsentiert.
Ein Schlusskapitel (9) fasst die Ergebnisse zusammen. Im umfangreichen Anhang finden sich verschiedene Publikationen zu Aspekten der Projektdidaktik, auf die der systematische Teil jeweils Bezug nimmt.
Die bildungshistorische Analyse (Kapitel 2) untersucht das Verhältnis von pädagogischer Theorie und schulischer Praxis, die weder in Literatur und noch in Praxis genügend verbunden sind. Nach der Rezeption der gut erforschten Konzeptgeschichte pädagogischer Theorie in Anlehnung an Dewey und Kilpatrick wird durch eine erste Analyse der „Praxisgeschichte“ des Projektunterrichts auf ein Forschungsdesiderat hingewiesen, dies auch um die Projektpraxis am Oberstufen-Kolleg in Beziehung zu der in den Regelschulen setzen zu können. Dabei wurden seit 1975 sechs Entwicklungslinien herausgearbeitet: Start, Krise und ihre Überwindung durch Öffnung und Vernetzung (1975-1990), didaktisch-methodische Differenzierung und Notwendigkeit von Professionalisierung (ab 1990) sowie Schulentwicklung und Institutionalisierung (seit Ende der 1990er Jahre).
Projektunterricht besteht am Oberstufen-Kolleg seit der Gründung 1974 als fest eingerichtete Unterrichtsform (seit 2002 zweimal jährlich 2 Wochen) mit dem Ziel, für das Regelschulsystem die Projektdidaktik zu erproben und weiterzuentwickeln. Als wichtige praxisorientierte Ziele wurden ein praxistauglicher Begriff, Bildungswert und Kompetenzen im Unterschied zum Lehrgang herausgearbeitet (z.B. handlungs- und anwendungsorientierte Kompetenzen) und das Verhältnis zum Fachunterricht bestimmt (Kapitel 3). Letzteres wurde am Beispiel des Fachs Geschichte entwickelt und exemplarisch in Formen der Verzahnung dargestellt (Kapitel 6).
Auch für die methodische Dimension galt, die allgemeine Projektdidaktik weiterzuentwickeln durch ihre Abgrenzung zu anderen Methoden der Öffnung von Schule und Unterricht (Kapitel 4). Dabei wurde als zentrales methodisches Prinzip die Handlungsorientierung bestimmt sowie sieben Phasen und jeweilige Handlungsschritte festgelegt. Besonders Planung und Rollenwechsel bedürfen dabei besonderer Beachtung, um Selbsttätigkeit der ProjektteilnehmerInnen zu erreichen. Verschiedene methodische „Etüden“ ( z.B. Gruppenarbeit, recherchieren, sich öffentlich verhalten), handlungsorientierte Vorformen und projektorientiertes Arbeiten sollten die Vollform Projektunterricht vorbereiten helfen.
Die Bewertung von Projekten (Kapitel 5) stellt andere Anforderungen als der Lehrgang, weil sie unterschiedliche Bewertungsebenen (z.B. Prozessbedeutung, Produktbeurteilung, Gruppenbewertung) umfasst. Dazu sind am Oberstufen-Kolleg andere Bewertungsformen als die Ziffernnote entwickelt worden: z.B. ein „Reflexionsbericht“ als individuelle Rückmeldung von SchülerInnen und LehrerInnen und ein „Zertifikat“ für besondere Leistungen im Projekt.
Zentral für die Entwicklung von Projektunterricht ist jedoch die Organisationsfrage (Kapitel 7). Dazu bedarf es einer Organisationsgruppe Projekt, die die Unterrichtsform didaktisch betreut und in einem Hearing die angemeldeten Projekte berät. Das Oberstufen-Kolleg hat damit eine entwickelte „Projektkultur“ organisatorisch umgesetzt. Für eine empirische Untersuchung an sechs Regelschulen in Ostwestfalen ist dann eine idealtypische Merkmalsliste von schulischer „Projektkultur“ als Untersuchungsinstrument entstanden, das zugleich als Leitlinie für Schulentwicklung im Bereich Projektlernen in den Regelschulen dienen kann. Zu dieser Implementierung (Kapitel 8) wurden Konzepte und Erfahrungen vom Oberstufen-Kolleg für schulinterne und schulexterne Fortbildungsformen sowie eine exemplarische Fortbildungseinheit entwickelt. So konnten in zahlreichen Lehrerfortbildungen durch die Versuchsschule Impulse für das Regelschulsystem gegeben werden.
Folgt tatsächlich aus einem liberalen Wertekanon eine generative Selbstbestimmung, eine weitgehende elterliche Handlungsfreiheit bei eugenischen Maßnahmen, wie es Vertreter einer „liberalen Eugenik“ versichern? Diese Arbeit diskutiert die Rolle Staates und die Handlungsspielräume der Eltern bei der genetischen Gestaltung von Nachkommen im Rahmen eines liberalen Wertverständnisses.
Den Schwerpunkt/Fokus der Betrachtungen liegt hier Maßnahmen des genetic enhancement.
Darüber hinaus wird auch das Verhältnis der „liberalen Eugenik“ zur „autoritären Eugenik“ neu beleuchtet.
Die Untersuchung beginnt bei der Analyse zentraler liberaler Werte und Normen, wie Freiheit, Autonomie und Gerechtigkeit und deren Funktionen in der „liberalen Eugenik“. Wobei nur sehr eingeschränkt von der „liberalen Eugenik“ gesprochen werden kann, sondern viel mehr von Varianten einer „liberalen Eugenik“.
Darüber hinaus wird in dieser Arbeit die historische Entwicklung der „liberalen“ und der „autoritären Eugenik“, speziell des Sozialdarwinismus, untersucht und verglichen, insbesondere im Hinblick auf liberale Werte und Normen und der generativen Selbstbestimmung.
Den Kern der Arbeit bildet der Vergleich der „liberalen Eugenik“ mit der „liberalen Erziehung“. Da hier die grundlegenden Aufgaben der Eltern, aber auch des Staates, analysiert und deren Verhältnis diskutiert wird.
Es zeigt sich, dass sich aus einem liberalen Wertverständnisses heraus keine umfangreiche generative Selbstbestimmung ableiten lässt, sondern sich viel mehr staatlich kontrollierte enge Grenzen bei eugenischen Maßnahmen zum Wohle der zukünftigen Person, begründen.
Zudem wurde der Weg zur autoritären Eugenik nicht durch die Abkehr von der generativen Selbstbestimmung geebnet, sondern viel mehr durch die Übertragung des Fortschrittsgedankens auf den Menschen selbst. Damit verliert die generative Selbstbestimmung auch ihre Funktion als Brandmauer gegen eine autoritäre Eugenik. Nicht der Verlust der generativen Selbstbestimmung, sondern viel mehr die Idee der Perfektionierung des Menschen muss kritisch betrachtet und letztlich abgelehnt werden.
Ohne generative Selbstbestimmung und einer Perfektionierung des Menschen, bleibt nur eine Basis-Eugenik, bei der die Entwicklungsfähigkeit des Menschen sichergestellt wird, nicht jedoch seine Verbesserung.
Darüber hinaus muss auch über eine Entwicklungsmöglichkeit des zukünftigen Menschen gesprochen werden, d. h. ein minimales Potential zu gesellschaftlicher Integration muss gegeben sein. Nur wenn tatsächlich keine Möglichkeiten seitens der Gesellschaft bestehen eine Person zu integrieren und dieser eine Entwicklungsmöglichkeit zu bieten, wären eugenische Maßnahmen als letztes Mittel akzeptabel.
Hermetische Offenheit
(2013)
„Ein Buch für Alle und Keinen“ heißt es auf dem Titelblatt von Nietzsches Also sprach Zarathustra. Was wie ein Paradoxon anmutet, verweist jedoch auf den manifesten strukturellen Gehalt eines Werkes, welches der Forschung größtenteils nur mit seinem reichhaltigen narrativen Inhalt entgegentritt. An Nietzsches Also sprach Zarathustra soll in Bezug auf die Klärung des Untertitels untersucht werden, inwiefern die Struktur oder Form des Textes als philosophischer Gehalt verstanden werden kann. Gezeigt werden soll, dass der Zarathustra nicht nur selbstreferentiell den Schlüssel zu seinem Verständnis in sich birgt, sondern auch unabhängig von seinem Inhalt Informationen transportiert, die eigentlich unter einem vermeintlichen methodischen Ausschluss der Möglichkeit des Verstehens, einen philosophischen Sinnhorizont eröffnen.
Es soll gezeigt werden, dass der Zarathustra eine Eigendynamik aufweist, welche im Selbstvollzug ihren philosophischen Gehalt entfaltet. Dabei soll sich zeigen, dass der Text sich in einem Verweisungsgeflecht von in dieser Arbeit herauszuarbeitenden Textebenen in einem Akt der Selbsterfüllung auflöst. Darüber hinaus wird herausgestellt, wie dies geschieht, warum der herauszuarbeitende philosophische Gehalt dieser Dynamik die strukturelle Anforderung an den Text stellt und wie der Untertitel gleichsam als Chiffre, als Leseanweisung, sowie auch als ein den Text manipulierender Katalysator jener skizzierten Dynamik fungiert. Im Laufe dieser Untersuchung wird sich erhärten, was hier als Prämisse angeführt wird: In der Dynamik der Auflösung des Textes sowie in dem im Vollzug des Textes sich ergebenden Ausschluss kommunizierbarer einheitlicher Wahrheiten lösen sich ebenso die vermeintlichen philosophischen Schwergewichte des Zarathustra, wie der Topos des Übermenschen, der Willen zur Macht oder die Ewige Wiederkunft auf, sodass von Lehren oder gar Philosophemen im Also sprach Zarathustra nicht die Rede sein kann.
Diese Arbeit wird zeigen, dass der Text weniger inhaltlich als vielmehr im Vollzug seiner Struktur von philosophischer Bedeutung ist und gar als das folgerichtige Paradigma einer Philosophie angesehen werden kann, welche die Dichotomie des binären Diskurses von ‚wahr‘ und ‚falsch‘ der abendländischen Epistemologie kritisch überwunden zu haben scheint.
Die MfS-Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Pankow, Kissingenstraße (heutige JVA für Frauen Berlin-Pankow in der Arkonastraße 56, 13189 Berlin) war mit über 58 Zellen und zahlreichen Vernehmungszimmern für etwa 120 Untersuchungshäftlinge vorgesehen. Die Häftlinge waren von der Außenwelt völlig isoliert und wurden meistens nach ihrer mehrmonatigen Untersuchungshaft zu Freiheitsstrafen in DDR-Zuchthäusern verurteilt. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit wurde dieser Ort politischer Repression als Beispiel ausgesucht, um Haftbedingungen, strukturelle Begebenheiten sowie den alltäglichen Ablauf sowohl für Inhaftierte als auch für MfS-Mitarbeiter im letzten Jahrzehnt der DDR zu untersuchen. Insbesondere die Funktionsmechanismen einer derartigen Haftanstalt und deren möglicher Wandel im Verlauf der politischen Ereignisse stehen im Fokus der Untersuchung. Es wurde versucht, die Maßnahmen der Staatssicherheit anhand des MfS-Aktenbestandes zu rekonstruieren und diese in Verbindung mit den Wahrnehmungen und Handlungen der betreffenden Personen zu bringen. Geostrategische Besonderheiten der Haftanstalt sowie mentalitäts- bzw. alltagshistorische Perspektiven anhand ausgewählter Fallbeispiele vervollkommen das Bild der Untersuchungshaftanstalt als Seismograph der gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR der achtziger Jahre. Außen- sowie innenpolitische Ereignisse in den achtziger Jahren versinnbildlichen dabei die Erbebenwellen. Deren Wirkungskraft auf den MfS-Untersuchungshaftvollzug in Berlin-Pankow wurden in dieser Studie der historischen Analyse unterzogen. So stellt diese Studie nicht nur eine reine Bestandsaufnahme der Untersuchungshaft dar. Vielmehr wurde sowohl der Blick auf den DDR-Alltag in den achtziger Jahren gerichtet als auch ansatzweise eine vergleichende Analyse zu den heute bekannten Berliner Erinnerungsorten Hohenschönhausen und Lichtenberg dargelegt.
Von einer kritischen Analyse des Artikels "Deutsche Literatur in der Entscheidung" (1947) von Alfred Andersch ausgehend, fragt die Untersuchung nach dem Spannungsverhältnis von literarischem Engagement im Sinne Sartres und konzeptuellen Leerstellen in der Auseinandersetzung mit der deutschen NS-Vergangenheit, welches sich in dem programmatischen Aufsatz und Anderschs Roman "Die Rote" (1972) nachweisen lässt.
Zur Versorgung ausländischer Märkte bedienen sich Unternehmen unterschiedlicher Versorgungsformen. Die proximity-concentration trade-off-Literatur betrachtet die Wahl zwischen Export und Auslandsproduktion und erklärt die Entstehung von internationalem Handel und horizontalen ausländischen Direktinvestitionen. Das Standardmodell von Brainard (1993) integriert die Auslandsproduktion als alternative Versorgungsform zum Handel in ein allgemeines Gleichgewichtsmodell mit zwei Ländern, monopolistischer Konkurrenz, steigenden Skalenerträgen und Transportkosten. Im Gleichgewicht versorgen Unternehmen ausländische Märkte entweder durch Exporte oder eine Auslandsproduktion. Die real zu beobachtende Ko-Existenz von internationalem Handel und ausländischen Direktinvestitionen auf der Unternehmensebene kann mit diesem Modell nicht erklärt werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird die Exportplattform (EP) als mögliche Antwort auf dieses Phänomen herangezogen. Eine Exportplattform ist eine Auslandsproduktion, durch die nicht nur der lokale Auslandsmarkt, sondern auch Drittländer versorgt werden. Im modelltheoretischen Teil dieser Arbeit wird ein partialanalytisches EP-Modell formuliert, dass auf Brainard (1993) aufbaut. Dabei wird ihr Modell um eine Mehr-Länder-Welt mit heterogener Verteilungsstruktur erweitert und die Versorgungsalternative der EP-Exporte nach dem Beispiel von Neary (2002) integriert. Durch die analytische Lösung des partiellen Gleichgewichts lässt sich die substitutive Beziehung zwischen Heimatexporten, Auslandsproduktion und EP-Exporten aufzeigen. Ferner kann die Wirkung der Versorgungskosten auf die Versorgungswahl analysiert werden. Dabei wird neben der analytischen Modellbeschreibung besonders auf die Gleichgewichtsbestimmung und die Existenz der Gleichgewichte eingegangen. Aufbauend auf den analytisch abzuleitenden Hypothesen wird das EP-Modell ferner einem empirischen Signifikanztest unterzogen. Unter Anwendung von nicht-linearen Regressionsverfahren wird die Wahl zwischen EP-Exporten und Auslandsproduktion, zwischen EP- und Heimatexporten sowie zwischen EP-Exporten und der EP-Produktion separat geschätzt. Hierfür wird auf Daten der Automobilindustrie zurückgegriffen, welche die regionalen PKW-Produktions- und -Absatzdaten sämtlicher Automobilhersteller in Osteuropa, Asien und Ozeanien umfassen.
Inhalt: Kröger, Björn: Remarks on a scene, depicting the primeval world. A talk given by Leopold von Buch in 1831, popularizing the Duria antiquior Roussanova, Elena: Hermann Trautschold und die Ehrung Alexander von Humboldts in Russland Schmuck, Thomas: Tod in den Anden. Ein Brief Francis Halls an Humboldt 1831 und seine historischen und politischen Hintergründe Schnoepf, Markus: Evaluationskriterien für digitale Editionen und die reale Welt Thiemer-Sachse, Ursula: „Wir verbrachten mehr als 24 Stunden, ohne etwas anderes als Schokolade und Limonade zu uns zu nehmen“. Hinweise in Alexander von Humboldts Tagebuchaufzeichnungen zu Fragen der Verpflegung auf der Forschungsreise durch Spanisch-Amerika Schwarz, Ingo: Hanno Beck zum 90. Geburtstag Beck, Hanno: Das literarische Testament Alexander von Humboldts 1799
Der W-Fragen-Erwerb stellt einen Teilbereich der kindlichen Syntaxentwicklung dar, die sich maßgeblich innerhalb der ersten drei Lebensjahre eines Kindes vollzieht. Eine wesentliche Rolle spielen dabei zwei Bewegungsoperationen, die sich auf die Position des Interrogativpronomens an die erste Stelle der W-Frage sowie die Position des Verbs an die zweite Stelle beziehen. In drei Studien wurde einerseits untersucht, ob deutschsprachige Kinder, die noch keine W-Fragen produzieren können, in der Lage sind, grammatische von ungrammatischen W-Fragen zu unterscheiden und andererseits, welche Leistungen sprachunauffällige und sprachauffällige deutschsprachige Kinder beim Verstehen und Korrigieren unterschiedlich komplexer W-Fragen (positive und negative W-Fragen) zeigen. Die Ergebnisse deuten auf ein frühes syntaktisches Wissen über W-Fragen im Spracherwerb hin und stützen damit die Annahme einer Kontinuität der kindlichen Grammatik zur Standardsprache. Auch scheinen sprachauffällige Kinder sich beim Erwerb von W-Fragen nicht qualitativ von sprachgesunden Kindern zu unterscheiden, sondern W-Fragen lediglich später korrekt umzusetzen. In beiden Populationen konnte ein syntaktischer Ökonomieeffekt beobachtet werden, der für eine spätere Umsetzung der Verbbewegung im Vergleich zur Bewegung des W-Elementes spricht.
Die Arbeit thematisiert die Veränderungen im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem. Im Mittelpunkt steht die "unternehmerische Mission" von Universitäten. Der Blick wird auf das Aufgabenfeld Wissens- und Technologietransfer (WTT) gerichtet. Anhand dessen werden die Veränderungen, die innerhalb des deutschen Universitätssystems in den vergangenen Jahren erfolgten, nachgezeichnet. Die Erwartungshaltungen an Universitäten haben sich verändert. Ökonomische Sichtweisen nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Die Arbeit baut auf den Prämissen der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie auf. Anhand dieser wird gezeigt, wie Erwartungen externer Stakeholder Eingang in Hochschulen finden und sich auf ihre organisatorische Ausgestaltung auswirken. Der Arbeit liegt ein exploratives, qualitatives Untersuchungsdesign zugrunde. In einer Fallstudie werden zwei Universitäten als Fallbeispiele untersucht. Die Untersuchung liefert Antworten auf die Fragen, wie der WTT als Aufgabenbereich an deutschen Universitäten umgesetzt wird, welche Strukturen sich herausgebildet haben und inwieweit eine Institutionalisierung des WTTs an Universitäten erfolgt ist. In der Arbeit werden verschiedene Erhebungsinstrumente im Rahmen einer Triangulation genutzt. Experteninterviews bilden das Hauptanalyseinstrument. Ziel der Untersuchung ist neben der Beantwortung der Forschungsfragen, Hypothesen zu bilden, die für weiterführende Untersuchungen genutzt werden können. Darüber hinaus werden Handlungsempfehlungen für die Umsetzung des WTTs an deutschen Hochschulen gegeben. Die Arbeit richtet sich sowohl an Wissenschaftler als auch Praktiker aus dem Bereich Wissens- und Technologietransfer.
Intensive Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer sehr detaillierten Charakterisierung des Geschmackssystems der Säugetiere geführt. Dennoch sind mit den bislang eingesetzten Methoden wichtige Fragestellungen unbeantwortet geblieben. Eine dieser Fragen gilt der Unterscheidung von Bitterstoffen. Die Zahl der Substanzen, die für den Menschen bitter schmecken und in Tieren angeborenes Aversionsverhalten auslösen, geht in die Tausende. Diese Substanzen sind sowohl von der chemischen Struktur als auch von ihrer Wirkung auf den Organismus sehr verschieden. Während viele Bitterstoffe potente Gifte darstellen, sind andere in den Mengen, die mit der Nahrung aufgenommen werden, harmlos oder haben sogar positive Effekte auf den Körper. Zwischen diesen Gruppen unterscheiden zu können, wäre für ein Tier von Vorteil. Ein solcher Mechanismus ist jedoch bei Säugetieren nicht bekannt. Das Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Verarbeitung von Geschmacksinformation in der ersten Station der Geschmacksbahn im Mausgehirn, dem Nucleus tractus solitarii (NTS), mit besonderem Augenmerk auf der Frage nach der Diskriminierung verschiedener Bitterstoffe. Zu diesem Zweck wurde eine neue Untersuchungsmethode für das Geschmackssystem etabliert, die die Nachteile bereits verfügbarer Methoden umgeht und ihre Vorteile kombiniert. Die Arc-catFISH-Methode (cellular compartment analysis of temporal activity by fluorescent in situ hybridization), die die Charakterisierung der Antwort großer Neuronengruppen auf zwei Stimuli erlaubt, wurde zur Untersuchung geschmacksverarbeitender Zellen im NTS angewandt. Im Zuge dieses Projekts wurde erstmals eine stimulusinduzierte Arc-Expression im NTS gezeigt. Die ersten Ergebnisse offenbarten, dass die Arc-Expression im NTS spezifisch nach Stimulation mit Bitterstoffen auftritt und sich die Arc exprimierenden Neurone vornehmlich im gustatorischen Teil des NTS befinden. Dies weist darauf hin, dass Arc-Expression ein Marker für bitterverarbeitende gustatorische Neurone im NTS ist. Nach zweimaliger Stimulation mit Bittersubstanzen konnten überlappende, aber verschiedene Populationen von Neuronen beobachtet werden, die unterschiedlich auf die drei verwendeten Bittersubstanzen Cycloheximid, Chininhydrochlorid und Cucurbitacin I reagierten. Diese Neurone sind vermutlich an der Steuerung von Abwehrreflexen beteiligt und könnten so die Grundlage für divergentes Verhalten gegenüber verschiedenen Bitterstoffen bilden.
Die Automatisierung von Geschäftsprozessen unterstützt Unternehmen, die Ausführung ihrer Prozesse effizienter zu gestalten. In existierenden Business Process Management Systemen, werden die Instanzen eines Prozesses völlig unabhängig voneinander ausgeführt. Jedoch kann das Synchronisieren von Instanzen mit ähnlichen Charakteristiken wie z.B. den gleichen Daten zu reduzierten Ausführungskosten führen. Zum Beispiel, wenn ein Onlinehändler zwei Bestellungen vom selben Kunden mit der gleichen Lieferanschrift erhält, können diese zusammen verpackt und versendet werden, um Versandkosten zu sparen. In diesem Papier verwenden wir Konzepte aus dem Datenbankbereich und führen Datensichten für Geschäftsprozesse ein, um Instanzen zu identifizieren, welche synchronisiert werden können. Auf Grundlage der Datensichten führen wir das Konzept der Batch-Regionen ein. Eine Batch-Region ermöglicht eine kontext-bewusste Instanzen-Synchronisierung über mehrere verbundene Aktivitäten. Das eingeführte Konzept wird mit einer Fallstudie evaluiert, bei der ein Kostenvergleich zwischen der normalen Prozessausführung und der Batchverarbeitung durchgeführt wird.
Gegenstand dieser Arbeit sind sog. nicht-kanonische bzw. unintegrierte Nebensätze. Diese Nebensätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich mittels gängiger Kriterien (Satzgliedstatus, Verbletztstellung) nicht klar als koordiniert oder subordiniert beschreiben lassen. Das Phänomen nicht-kanonischer Nebensätze ist ein Thema, welches in der Sprachwissenschaft generell seit den späten Siebzigern (Davison 1979) diskutiert wird und spätestens mit Fabricius-Hansen (1992) auch innerhalb der germanistischen Linguistik angekommen ist. Ein viel beachteter Komplex ist hierbei – neben der reinen Identifizierung nicht-kanonischer Satzgefüge – meist auch die Erstellung einer Klassifikation zur Erfassung zumindest einiger nicht-kanonischer Gefüge, wie dies etwa bei Fabricius-Hansen (1992) und Reis (1997) zu sehen ist. Das Ziel dieser Studie ist es, eine exhaustive Klassifikation der angesprochenen Nebensatztypen vorzunehmen. Dazu werden zunächst – unter Zuhilfenahme von Korpusdaten – alle potentiellen Subordinationsmerkmale genauer untersucht, da die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema die stets gleichen Merkmale als gegeben voraussetzen. Dabei wird sich herausstellen, dass nur eine kleine Anzahl von Merkmalen sich wirklich zweifelsfrei dazu eignet, Aufschluss über die Satzverknüpfungsqualität zu geben. Die anschließend aufgestellte Taxonomie deutscher Nebensätze wird schließlich einzig mit der Postulierung einer nicht-kanonischen Nebensatzklasse auskommen. Sie ist darüber hinaus auch in der Lage, die zahlreich vorkommenden Ausnahmefälle zu erfassen. Dies heißt konkret, dass auch etwaige Nebensätze, die sich aufgrund bestimmter Eigenschaften teilweise idiosynkratisch verhalten, einfach in die vorgeschlagene Klassifikation übernommen werden können. In diesem Zuge werde ich weiterhin zeigen, wie eine Nebensatzklassifikation auch sog. sekundären Subordinationsmerkmalen gerecht werden kann, obwohl diese sich hinsichtlich der einzelnen Nebensatzklassen nicht einheitlich verhalten. Schließlich werde ich eine theoretische Modellierung der zuvor postulierten Taxonomie vornehmen, die auf Basis der HPSG mittels Merkmalsvererbung alle möglichen Nebensatztypen zu erfassen imstande ist.
Im September 2009 fand der 5. Potsdamer Lateintag statt. Er war Bestandteil des auf drei Jahre angelegten Brandenburger Antike-Denkwerks (BrAnD), das von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde. Thema war dieses Mal: Macht und Ohnmacht der Worte – Gesellschaft und Rhetorik. Aus der Antike stammen nicht nur die heute noch benutzten Rhetoriktheorien und -anweisungen. Auch das reziproke Verhältnis von Gesellschaft und Rhetorik wurde hier vorgelebt und vorgedacht. Es sollte mit antiken Rhetoriklehren vertraut gemacht werden, antike Reden auf deren Umsetzung und auf ihre Wirkung betrachtet und die Möglichkeit einer heutigen Umsetzung überprüft werden. Der Band versammelt die Vorträge des Lateintags von Herrn Prof. Dr. P. Riemer und Herrn Prof. A. Fritsch, die Darstellung zum Ablauf des gesamten Projekts sowie eine Auswahl der Berichte zu den Schulprojekten.
Die professionalisierte Kommunikation komplexer Gebilde wie Staaten und Nationen, die ihre Hinwendung politischer Fragestellungen in die Sphären von Image und Einfluss verlegt, kommt vor dem Hintergrund wachsenden Wettbewerbs an der Bedeutung der Reputation nicht vorbei. Denn neben ihrer ökonomischen Bedeutung legitimiert Reputation als mittel- oder langfristiges öffentliches Ansehen, das ihren Trägern Definitions- und Überzeugungsmacht verschafft, Macht- und Herrschaftspositionen. In einer mediatisierten Gesellschaft wächst die Bedeutung der Kommunikation mit der Öffentlichkeit sowohl für Erwerb und Erhalt von Reputation – wie auch für deren Aberkennung. Dabei spielt eine zunehmende Skandalisierung als Eigenheit der Mediengesellschaft eine Rolle, die eine erhöhte Fragilisierung der Reputation zur Folge hat und als wirksamster Mechanismus bei der Aberkennung von Reputation gilt, wie das Beispiel der dänischen „Karikaturen-Affäre“ veranschaulicht. In einer kommunikativ schnelllebigen Welt, zunehmend frei verfügbarer Information, geistern durch die Außenministerien des Global Village Begriffe wie Public Diplomacy, Nation Branding, Country Branding oder Place Branding, deren gemeinsamer Nenner zunächst die nach außen gerichtete Kommunikation ist. Aber schon die Frage nach Absender und Adressat, nach Akteur und Rezipient, Botschaften und Zielgruppen verweist auf die Komplexität der Kommunikation eines Landes. Ziel der Untersuchung ist es in den Kommunikationsbemühungen von Ländern, Faktoren zu identifizieren, die Image und Reputation nachhaltig beeinflussen können. Dabei stehen die folgenden Fragen im Mittelpunkt der Untersuchung: Wie werden Länder wahrgenommen und Reputation gebildet? Können die Bezugsgruppen eines Landes durch die Stakeholdertheorie (Freeman 1984) beschrieben werden – und wenn ja, welche Konsequenzen hat eine solche Berücksichtigung der Anspruchs- und Adressatengruppen auf die Kommunikation eines Landes? Welche Aspekte der theoretischen Ansätze können für die Kommunikation von Ländern als zentral bewertet werden? Und schließlich: Kann die Reflexion durch die Praxis, am Fallbeispiel der Schweiz, die Relevanz der eruierten Aspekte bestätigen bzw. um weitere Aspekte ergänzen und können auf dieser Grundlage Erfolgsfaktoren identifiziert und geeignete Instrumente für die Reputationskommunikation aufgezeigt werden?
Aus dem Inhalt: - Die Multidimensionalität der Menschenrechte – Chance oder Gefahr für den universellen Menschenrechtsschutz? - Völkerrechtliche Fragen des Einsatzes bewaffneter Drohnen: Menschenrechtsschutz versus Terrorismusbekämpfung? - Bericht über die Tätigkeit des Menschenrechtsausschusses der Vereinten Nationen im Jahre 2012 – Teil II: Individualbeschwerden
Im September 2010 fand der 6. Potsdamer Lateintag statt. Er war Bestandteil des um ein Jahr erweiterten Brandenburger Antike-Denkwerks (BrAnD), das von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde. Thema war dieses Mal das Römische Recht. Das Römische Recht ist ein faszinierender Forschungsbereich. Es hat die europäische Rechtsentwicklung geprägt und wirkt noch heute nach. Gleichzeitig gehört es zu den Themen, die uns bei der Lektüre lateinischer Texte immer wieder begegnen, die aber Fragen aufwerfen, da man mit der speziellen Thematik oft nicht vertraut ist. Das Projekt wollte die Lücke schließen. Es sollten nicht nur literarische Texte auf ihren rechtlichen Hintergrund hin befragt, sondern auch Fragen gestellt werden, wie der römische Alltag rechtlich geregelt war. Neben der wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen Fragen sollte immer auch der Vergleich mit heute gezogen werden. Der Band versammelt den Vortrag am Lateintag von Frau Prof. Dr. C. Möller, Materialsammlungen u.a. zu den Themen patria potestas, lex Aquilia, Geld bzw. Kauf-Tausch-Kontroverse, die Darstellung zum Ablauf des gesamten Projekts sowie eine Auswahl der Berichte zu den Schulprojekten.
Da geologische Störungen können als Grundwasserleiter, -Barrieren oder als gemischte leitende /stauende Fluidsysteme wirken. Aufgrund dessen können Störungen maßgeblich den Grundwasserfluss im Untergrund beeinflussen, welcher deutliche Veränderungen des tiefen thermischen Feldes bewirken kann. Grundwasserdynamik und Temperaturveränderungen sind wiederum entscheidende Faktoren für die Exploration geothermischer Energie. Diese Studie untersuchte den Einfluss von Störungen auf das Fluidsystem und das thermische Feld im Untergrund. Sie erforschte die physikalischen Prozesse, welche das Fluidverhalten und die Temperaturverteilung in Störungen und in den umgebenden Gesteinen. Dazu wurden 3D Finite Elemente Simulationen des gekoppelten Fluid und Wärmetransports für synthetische sowie reale Modelszenarien auf unterschiedlichen Skalen durchgeführt. Um den Einfluss einer schräg einfallenden Störung systematisch durch die schrittweise Veränderung der hydraulischen Öffnungsweite und der Permeabilität, zu untersuchen, wurde ein klein-skaliges synthetisches Modell entwickelt. Ein inverser linearer Zusammenhang wurde festgestellt, welcher zeigt, dass sich die Fluidgeschwindigkeit in der Störung jeweils um ~1e-01 m/s verringert, wenn die Öffnungsweite der Störung um jeweils eine Magnitude vergrößert wird. Ein hoher Permeabilitätskontrast zwischen Störung und umgebender Matrix begünstigt die Fluidadvektion hin zur Störung und führt zu ausgeprägten Druck- und Temperaturveränderungen innerhalb und um die Störung herum. Bei geringem Permeabilitätskontrast zwischen Störung und umgebendem Gestein findet hingegen kein Fluidfluss in der Störung statt, wobei das hydrostatische Druck- sowie das Temperaturfeld unverändert bleiben. Auf Grundlage der synthetischen Modellierungsergebnisse wurde der Einfluss von Störungen auf einer größeren Skala anhand eines komplexeren (realen) geologischen Systems analysiert. Dabei handelt es sich um ein 3D Modell des Geothermiestandortes Groß Schönebeck, der ca. 40 km nördlich von Berlin liegt. Die Integration von einer permeablen und drei impermeablen Hauptstörungen, zeigte unterschiedlich starke Einflüsse auf Fluidzirkulation, Temperatur – und Druckfeld. Die modellierte konvektive Zirkulation in der permeablen Störung verändert das thermische Feld stark (bis zu 15 K). In den gering durchlässigen Störungen wird die Wärme ausschließlich durch Diffusion geleitet. Der konduktive Wärmetransport beeinflusst das thermische Feld nicht, bewirkt jedoch lokale Veränderungen des hydrostatischen Druckfeldes. Um den Einfluss großer Störungszonen mit kilometerweitem vertikalen Versatz auf das geothermische Feld der Beckenskala zu untersuchen, wurden gekoppelte Fluid- und Wärmetransportsimulationen für ein 3D Strukturmodell des Gebietes Brandenburg durchgeführt (Noack et al. 2010; 2013). Bezüglich der Störungspermeabilität wurden verschiedene geologische Szenarien modelliert, von denen zwei Endgliedermodelle ausgewertet wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass die undurchlässigen Störungen den Fluidfluss nur lokal beeinflussen. Da sie als hydraulische Barrieren wirken, wird der Fluidfluss mir sehr geringen Geschwindigkeiten entlang der Störungen innerhalb eines Bereichs von ~ 1 km auf jeder Seite umgelenkt. Die modellierten lokalen Veränderungen des Grundwasserzirkulationssystems haben keinen beobachtbaren Effekt auf das Temperaturfeld. Hingegen erzeugen permeable Störungszonen eine ausgeprägte thermische Signatur innerhalb eines Einflussbereichs von ~ 2.4-8.8 km in -1000 m Tiefe und ~6-12 km in -3000 m Tiefe. Diese thermische Signatur, in der sich kältere und wärmere Temperaturbereiche abwechseln, wird durch auf- und abwärts gerichteten Fluidfluss innerhalb der Störung verursacht, der grundsätzlich durch existierende Gradienten in der hydraulischen Druckhöhe angetrieben wird. Alle Studien haben gezeigt, dass Störungen einen beachtlichen Einfluss auf den Fluid-, und Wärmefluss haben. Es stellte sich heraus, dass die Permeabilität in der Störung und in den umgebenden geologischen Schichten so wie der spezifische geologische Rahmen entscheidende Faktoren in der Ausbildung verschiedener Wärmetransportmechanismen sind, die sich in Störungen entwickeln können. Die von permeablen Störungen verursachten Temperaturveränderungen können lokal, jedoch groß sein, genauso wie die durch hydraulisch leitende und nichtleitende Störungen hervorgerufenen Veränderungen des Fluidystems. Letztlich haben die Simulationen für die unterschiedlich skalierten Modelle gezeigt, dass die Ergebnisse sich nicht aufeinander übertragen lassen und dass es notwendig ist, jeden geologischen Rahmen hinsichtlich Konfiguration und Größenskala gesondert zu betrachten. Abschließend hat diese Studie demonstriert, dass die Betrachtung von Störungen in 3D Finiten Elementen Modellen für die Simulation von gekoppeltem Fluid- und Wärmetransport auf unterschiedlichen Skalen möglich ist. Da diese Art von numerischen Simulationen sowohl die geologische Struktur des Untergrunds sowie die im Erdinnern ablaufenden physikalischen Prozesse integriert, können sie einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie Feld- und Laborgestützte Untersuchungen vervollständigen.
Der Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit ist, die mit dem Begriff „Design Thinking“ verbundenen Diskurse zu bestimmen und deren Themen, Konzepte und Bezüge herauszuarbeiten. Diese Zielstellung ergibt sich aus den mehrfachen Widersprüchen und Vieldeutigkeiten, die die gegenwärtigen Verwendungen des Design-Thinking-Begriffs charakterisieren und den kohärenten Gebrauch in Wissenschaft und Wirtschaft erschweren. Diese Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, „Design Thinking“ in den unterschiedlichen Diskurszusammenhängen grundlegend zu verstehen und für zukünftige Verwendungen des Design-Thinking-Begriffs eine solide Argumentationsbasis zu schaffen.
Internalin J (InlJ) gehört zu der Klasse der bakteriellen, cysteinhaltigen (leucine-rich repeat) LRR Proteine. Bei den Internalinen handelt es sich um meist invasions-assoziierte Proteine der Listerien. Die LRR-Domäne von InlJ ist aus 15 regelmäßig wiederkehrenden, stark konservierten Sequenzeinheiten (repeats, 21 Aminosäuren) aufgebaut. Ein interessantes Detail dieses Internalins ist das stark konservierte Cystein innerhalb der repeats. Daraus ergibt sich eine ungewöhnliche Anordnung von 12 Cysteinen in einem Stapel. Die Häufigkeit von Cysteinen in InlJ ist für ein extrazelluläres Protein von L. monocytogenes außergewöhnlich, und die Frage nach ihrer Funktion daher umso brennender. Im Vergleich zum ubiquitären Vorkommen der sogenannten repeat-Proteine in der Natur sind Studien zu ihrer Stabilität und Faltung nicht äquivalent vertreten. Die zentrale Eigenschaft der repeat-Proteine ist ihr modularer Aufbau, der durch einfache Topologie gekennzeichnet ist und auf kurzreichenden Wechselwirkungen basiert. Diese Topologie macht repeat-Proteine zu idealen Modellproteinen, um die stabilitätsrelevanten Wechselwirkungen zu separieren und zuzuordnen. In der vorliegenden Arbeit wurde die Faltung und Entfaltung von InlJ umfassend charakterisiert und die Relevanz der Cysteine näher beleuchtet. Die spektroskopische Charakterisierung von InlJ zeigte, dass dessen Faltungszustand durch zwei Tryptophane im N- und C-Terminus fluoreszenzspektroskopisch gut zugänglich ist. Die thermodynamische Stabilität wurde mittels fluoreszenz-detektierten, Guanidiniumchlorid-induzierten Gleichgewichtsexperimenten bestimmt. Um die kinetischen Eigenschaften von InlJ zu erfassen, wurden die Faltungs- sowie die Entfaltungsreaktion spektroskopisch untersucht. Die Identifizierung der produktiven Faltungsreaktion war lediglich durch die Anwendung des reversen Doppelsprungexperiments möglich. Die Auswertung erfolgte nach dem Zweizustandsmodell, wonach die Faltung dem „Alles-oder-Nichts“ Prinzip folgt. Die Gültigkeit dieser Annahme wurde durch die kinetische Charakterisierung bestätigt. Es wurde sowohl in den Gleichgewichtsexperimenten als auch in den kinetisch erhaltenen Daten eine hohe freie Stabilisierungsenthalpie festgestellt. Die hohe Stabilität von InlJ geht mit hoher Kooperativität einher. Die kinetischen Daten zeigen zudem, dass die hohe Kooperativität hauptsächlich der Faltungsreaktion entstammt. Der Tanford-Wert von 0.93 impliziert, dass die Oberflächenänderung während der Faltung bereits zum größten Teil erfolgt ist, bevor der Übergangszustand ausgebildet wurde. Direkte strukturelle Informationen über den Übergangszustand wurden mit Hilfe von Mutationsstudien erhalten. Zu diesem Zweck wurden 12 der 14 Cysteine gegen ein Alanin ausgetauscht. Die repeats 1 bis 11 von InlJ beinhalten jeweils ein Cystein, deren Anordnung eine Leiter ergibt. Deren Substitutionen haben einen vergleichbar destabilisierenden Effekt auf InlJ von durchschnittlich 4.8 kJ/mol. Die Verlangsamung der Faltung deutet daraufhin, dass die Interaktionen der repeats 5 bis 11 im Übergangszustand bereits voll ausgebildet sind. Demnach liegt bei InlJ ein zentraler Faltungsnukleus vor. Im Rahmen dieser Promotionsarbeit wurde eine hohe Stabilität und ein stark-kooperatives Verhalten für das extrazelluläre Protein InlJ beobachtet. Diese Erkenntnisse könnten wichtige Beiträge zur Entwicklung artifizieller repeat-Proteine leisten, deren Verwendung sich stetig ausweitet.
Die nichtproteinogene Aminosäure GABA (γ-Aminobuttersäure) gilt als der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter im Zentralnervensystem von Vertebraten sowie Invertebraten und vermittelt ihre Wirkung u. a. über die metabotropen GABAB-Rezeptoren. Bisher sind diese Rezeptoren bei Insekten nur rudimentär untersucht. Für die Amerikanische Großschabe als etablierter Modellorganismus konnte pharmakologisch eine modulatorische Rolle der GABAB-Rezeptoren bei der Bildung von Primärspeichel nachgewiesen werden. Ziel dieser Arbeit war eine umfassende Charakterisierung der GABAB-Rezeptor-Subtypen 1 und 2 von Periplaneta americana. Unter Verwendung verschiedenster Klonierungsstrategien sowie der Kooperationsmöglichkeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. T. Miura (Hokkaido, Japan) in Hinsicht auf eine dort etablierte P. americana EST-Datenbank gelang die Klonierung von zwei Rezeptor-cDNAs. Die Analyse der abgeleiteten Aminosäuresequenzen auf GB-spezifische Domänen und konservierte Aminosäure-Reste, sowie der Vergleich zu bekannten GB Sequenzen anderer Arten legen nahe, dass es sich bei den isolierten Sequenzen um die GABAB-Rezeptor-Subtypen 1 und 2 (PeaGB1 und PeaGB2) handelt. Für die funktionelle und pharmakologische Charakterisierung des Heteromers aus PeaGB1 und PeaGB2 wurden Expressionskonstrukte für die Transfektion in HEK-flpTM-Zellen hergestellt. Das Heteromer aus PeaGB1 und PeaGB2 hemmt bei steigenden GABA-Konzentrationen die cAMP-Produktion. Die Substanzen SKF97541 und 3-APPA konnten als Agonisten identifiziert werden. CGP55845 und CGP54626 wirken als vollwertige Antagonisten. Das in vitro ermittelte pharmakologische Profil im Vergleich zur Pharmakologie an der isolierten Drüse bestätigt, dass die GABA-Wirkung in der Speicheldrüse tatsächlich von GBs vermittelt wird. Für die immunhistochemische Charakterisierung konnte ein spezifischer polyklonaler Antikörper gegen die extrazelluläre Schleife 2 des PeaGB1 generiert werden. Ein weiterer Antikörper, welcher gegen den PeaGB2 gerichtet ist, erwies sich hingegen nicht als ausreichend spezifisch. Western-Blot-Analysen bestätigen das Vorkommen beider Subtypen im Zentralnervensystem von P. americana. Zudem wird der PeaGB1 in der Speicheldrüse und in den Geschlechtsdrüsen der Schabenmännchen exprimiert. Immunhistochemische Analysen zeigen eine PeaGB1-ähnliche Markierung in den GABAergen Fasern der Speicheldrüse auf. Demnach fungiert der PeaGB1 hier als Autorezeptor. Weiterhin konnte eine PeaGB1-ähnliche Markierung in nahezu allen Gehirnneuropilen festgestellt werden. Auch die akzessorischen Drüsen der Männchen, Pilzdrüse und Phallusdrüse, sind PeaGB1-immunreaktiv.
Die Arbeit leistet einen Beitrag zum Transformationsprozess von der schulischen beruflichen Bildung der DDR hin zu den Oberstufenzentren im Land Brandenburg in den 1990er Jahren. Es wird die Triade der Faktoren Institutionentransfer, Personen- und Knowhow-Transfer und Finanztransfer analysiert. Die vollständige Umstrukturierung ist das berufsschulpädagogisch herausragende Ergebnis der Transformation. Es wird herausgearbeitet welche Folgerungen aus dem Transformationsprozess für berufsschulpolitische Reformprozesse zu ziehen sind. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob die Übernahme des bundesrepublikanischen beruflichen Schulsystems zwangsläufig der Nutzung einer Blaupause gleichkam oder ob es auch abweichende Wege gegeben hat bzw. generell hätte geben können. Der Transformationsprozess wird nicht auf der Ebene der Einzelschulen, der curricularen und konkreten Ausgestaltung der verschiedenen Bildungsgänge und des Lehrkräfteeinsatzes untersucht, sondern auf der Ebene der Entwicklung der Rahmenbedingungen und der Strukturen der Oberstufenzentren, also auf der Metaebene der Policy als inhaltlicher Dimension von Politik. Damit liegt der Fokus auf dem System „Oberstufenzentrum“. Die Untersuchung dieses Systems klammert die Untersuchung der Handelnden aus: Die untere Schulaufsicht, die OSZ-Leitungen, die Lehrkräfte und nicht zuletzt die Schülerinnen und Schüler. Die Analyse dient dem Verständnis und der Interpretation dessen, was sich sowohl durch die bundesstaatlichen Vorgaben – Einigungsvertrag u.a. – als auch durch das berufsbildungs- und berufsschulpolitische Handeln beteiligter Akteure herausbilden konnte. Die inhaltliche Dimension des berufsbildungs- und berufsschulpolitischen Feldes innerhalb des politisch-administrativen Systems im engeren Sinn wird überwiegend bezogen auf die KMK untersucht; ebenso die externen Akteure und ihre Rolle. Es wird herausgearbeitet welche Folgerungen aus dem Transformationsprozess für berufsbildungs- und berufsschulpolitische Reformprozesse gezogen werden können. Gegenstand der Untersuchung sind ausgewählte Beiträge zu verschiedenen Aspekten der Entwicklung der Oberstufenzentren im Land Brandenburg. Gegenstand sind deshalb ausgewählte Rechtsgrundlagen, Fachaufsätze etc. sowie durch Arbeitspapiere dokumentierte Aspekte der berufsschul- und berufsbildungspolitischen Diskussion in der Wendezeit und nachfolgenden nach der Gründung des Landes Brandenburg. Anhand von Vergleichen der rechtlichen Ausgangslagen in den fünf ostdeutschen Ländern wird analysiert, ob es verfassungs- respektive schulrechtliche Besonderheiten gab, die zu unterschiedlichem ministeriellen Handeln führten bzw. führen mussten. Die wiedergegebenen Beiträge zur Entwicklung der Oberstufenzentren werden bezüglich der Relevanz von KMK-Beschlüssen bzw. -Rahmenvereinbarungen untersucht und kommentiert. Der Institutionentransfer besteht aus dem Beitritt der ostdeutschen Länder zur Geschäftsordnung der KMK, der daraus resultierenden Übernahme der Schulformen und Bildungsgänge einschließlich der rechtlichen Folgen durch Schaffung des Schulrechts in den Ländern. Der Personen- und Knowhow-Transfer fand auf der Ebene der entsandten Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der Kultusministerien und der Mittelbehörden statt. Für den Transformationsprozess während des hier interessierenden Untersuchungszeitraums werden Berufsschul- und berufsbildungspolitische Aspekte, bzw. im umfassenderen Sinne die der Berufsbildungswissenschaft erstmalig mit der vorliegenden Untersuchung reflektiert. Insofern kann diese als Beitrag zur historisch-berufsbildungswissenschaftlichen Forschung betrachtet werden.
In den zeitgenössischen slavischen Literaturen ist Gewalt allgegenwärtig – als Echo der Revolutionen, Kriege, Diktaturen und Systemumbrüche des 20. Jahrhunderts, als Reaktion auf andauernde und neu ausbrechende Konflikte, als Faszination, Sensation und Kaufanreiz. Gewalt erscheint als narrativ-ästhetischer, tradierter Bestandteil der literarischen Darstellung und als aussagekräftiges, tabubrechendes Motiv. Dieser Band trägt die Ergebnisse einer internationalen Konferenz an der Universität Hamburg zusammen, die sich im Herbst 2012 diesem Thema unter der Trias "Verbrechen – Fiktion - Vermarktung" gewidmet hat. Das breite Spektrum der untersuchten Literaturen (von ost- und west- über südslavische Literaturen, von Prosa über Lyrik und Dramatik) aber auch der Blick über die Literatur hinaus (unter anderem auf Film und Musik), die Vielfalt der Themen, Darstellungsweisen und analytischen Zugänge ergeben ein vielfältiges Bild, das eine Annäherung an die Frage nach den Spezifika literarischer Gewaltdarstellungen ermöglicht.
Hintergrund: Gestillte Kinder haben im Vergleich zu nicht gestillten Kindern eine geringere Inzidenz von gastrointestinalen Infektionen und atopischen Erkrankungen. Man geht davon aus, dass der gesundheitsfördernde Effekt der Muttermilch teilweise über die intestinale Mikrobiota vermittelt wird. Diese ist in Stillkindern durch eine geringe Diversität und einen hohen Anteil an Bifidobakterien charakterisiert. Neueste Ansätze in der Weiterentwicklung industriell hergestellter Säuglingsnahrung zielen darauf ab, eine intestinale Mikrobiota zu fördern, die der von gestillten Kindern ähnelt. Die Supplementation von Säuglingsnahrung mit Probiotika (lebende Mikroorganismen) oder Präbiotika (unverdauliche Kohlenhydrate, die als Energiesubstrat für probiotische Bakterien dienen) könnte die bifidogene und antipathogene, aber auch immunmodulierende Wirkung der Muttermilch nachahmen. Aufgrund unterschiedlicher Interaktionen mit der Darmmikrobiota und dem Immunsystem fokussiert man mit der gleichzeitigen Gabe von Pro- und Präbiotika (Synbiotika) eine synergistische Wirkung an. Zielstellung und Studiendesign: In einer randomisiert-kontrollierten, klinischen Studie wurde untersucht, ob sich in den ersten drei Lebensmonaten von gesunden und termingerecht geborenen Kindern mit einer Synbiotikum-haltigen Säuglingsnahrung eine intestinale Mikrobiota etabliert, die der von gestillten Kindern gleicht. Das Synbiotikum setzte sich aus Bifidobacterium animalis ssp. lactis CNCM I 3446 (ältere Bezeichnung B. lactis BB-12) und Kuhmilcholigosacchariden zusammen. Die Studie umfasste zwei Gruppen von Kindern, die eine Säuglingsnahrung mit (SYN-Gruppe, n=21) oder ohne Supplement (KON-Gruppe, n=18) erhielten. Gestillte Kinder dienten als Referenz (REF-Gruppe, n=23). Um die Diversität der Bifidobakterien auf Speziesebene umfassend zu charakterisieren, wurden quantitative Real-Time PCR (qPCR)-Verfahren, basierend auf dem single-copy groEL als phylogenetisches Zielgen, zur spezifischen Quantifizierung von zwölf Bifidobakterienspezies in humanen Fäzes entwickelt und validiert. Ergebnisse: Die supplementierte Säuglingsnahrung war gut verträglich und unterstützte eine gesunde Entwicklung; vergleichbare anthropometrische Daten von SYN- und REF-Gruppe. Das Synbiotikum stimulierte selektiv das Wachstum von Laktobazillen und Bifidobakterien. Die Zellzahl für Laktobazillen der SYN-Gruppe war zur REF-Gruppe äquivalent (9,07±0,32 versus 9,90±0,27 log10 Zellen/g Fäzes TM [MW±SEM]; p<0,0019; Äquivalenzdifferenz von 1 log10 Zellen/g Fäzes TM) und höher als in der KON-Gruppe (8,27±0,31 log10 Zellen/g Fäzes TM [MW±SEM]). Die Zellzahl für Bifidobakterien war in der SYN-Gruppe am höchsten (11,54±0,05 versus 11,00±0,17 [REF-Gruppe] und 10,54±0,24 [KON-Gruppe] log10 Zellen/g Fäzes TM [MW±SEM]). In der SYN-Gruppe wurde die höchste Anzahl an Bifidobakterienspezies erfasst (167 mit [128 ohne] B. animalis in 56 Fäzesproben versus 98 und 93 in jeweils 51 Fäzesproben der REF- und KON-Gruppe). Neben Kinder-typischen Spezies wie B. bifidum und B. breve wurden auch Spezies, die für Erwachsene charakteristisch sind (B. adolescentis), häufiger in der SYN-Gruppe als in den Vergleichsgruppen nachgewiesen. Der pH-Wert in Fäzes von Kindern aus der SYN-Gruppe war niedriger als der aus der KON-Gruppe (6,07±0,20 versus 6,45±0,17 [MW±SEM]) und näher an dem von gestillten Kindern mit 5,29±0,12 (MW±SEM). Schlussfolgerung: Die Supplementation einer Säuglingsnahrung mit dem Synbiotikum aus CNCM I-3446 und Kuhmilcholigosacchariden führte zu einer Angleichung in der Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota und des fäkalen pH-Wertes an gestillte Kinder. Die in dieser Arbeit entwickelten groEL-basierten qPCR-Verfahren erlaubten eine spezifische und genaue Analyse der Bifidobakterienpopulation unter dem Einfluss eines Synbiotikums.
Die automatisierte Objektidentifikation stellt ein modernes Werkzeug in den Geoinformationswissenschaften dar (BLASCHKE et al., 2012). Um bei thematischen Kartierungen untereinander vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, sollen aus Sicht der Geoinformatik Mittel für die Objektidentifikation eingesetzt werden. Anstelle von Feldarbeit werden deshalb in der vorliegenden Arbeit multispektrale Fernerkundungsdaten als Primärdaten verwendet. Konkrete natürliche Objekte werden GIS-gestützt und automatisiert über große Flächen und Objektdichten aus Primärdaten identifiziert und charakterisiert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird eine automatisierte Prozesskette zur Objektidentifikation konzipiert. Es werden neue Ansätze und Konzepte der objektbasierten Identifikation von natürlichen isolierten terrestrischen Oberflächenformen entwickelt und implementiert. Die Prozesskette basiert auf einem Konzept, das auf einem generischen Ansatz für automatisierte Objektidentifikation aufgebaut ist. Die Prozesskette kann anhand charakteristischer quantitativer Parameter angepasst und so umgesetzt werden, womit das Konzept der Objektidentifikation modular und skalierbar wird. Die modulbasierte Architektur ermöglicht den Einsatz sowohl einzelner Module als auch ihrer Kombination und möglicher Erweiterungen. Die eingesetzte Methodik der Objektidentifikation und die daran anschließende Charakteristik der (geo)morphometrischen und morphologischen Parameter wird durch statistische Verfahren gestützt. Diese ermöglichen die Vergleichbarkeit von Objektparametern aus unterschiedlichen Stichproben. Mit Hilfe der Regressionsund Varianzanalyse werden Verhältnisse zwischen Objektparametern untersucht. Es werden funktionale Abhängigkeiten der Parameter analysiert, um die Objekte qualitativ zu beschreiben. Damit ist es möglich, automatisiert berechnete Maße und Indizes der Objekte als quantitative Daten und Informationen zu erfassen und unterschiedliche Stichproben anzuwenden. Im Rahmen dieser Arbeit bilden Thermokarstseen die Grundlage für die Entwicklungen und als Beispiel sowie Datengrundlage für den Aufbau des Algorithmus und die Analyse. Die Geovisualisierung der multivariaten natürlichen Objekte wird für die Entwicklung eines besseren Verständnisses der räumlichen Relationen der Objekte eingesetzt. Kern der Geovisualisierung ist das Verknüpfen von Visualisierungsmethoden mit kartenähnlichen Darstellungen.
In der Diskussion über Freiheit und Verantwortung vertritt die Hirnforschung die These, dass wir determiniert sind und unser Gehirn es ist, das denkt und entscheidet. Aus diesem Grunde könne uns für unsere Entscheidungen und Handlungen auch keine Verantwortung zugewiesen werden. Die Philosophie versucht in dieser Diskussion zu klären, ob wir trotz Determiniertheit für unsere Entscheidungen und Urteile verantwortlich sind oder ob Vereinbarkeit von Freiheit und Determinismus grundsätzlich nicht möglich ist. Diese Fragen stellt diese Untersuchung über Freiheit und Verantwortung nicht. In dieser Untersuchung wird ein gewisses Maß an Freiheit vorausgesetzt, weil diese Annahme der erste Schritt für unsere Freiheit ist. In dieser Arbeit geht es um die Verbindung von Freiheit und Verantwortung und was diese Verbindung in unserem Menschsein und Miteinander bedeutet. Ziel ist es, zu zeigen, dass wir uns zusätzliche Freiheit aneignen können, dass Bildung für unsere Freiheit nötig und dass Freiheit ohne Verantwortung nicht möglich ist. Die Untersuchung schließt sich Peter Bieris Thesen an, dass Aneignung von Freiheit und Bildung, die weder als Schul- noch als Ausbildung zu verstehen ist, möglich und nötig sind, um verantwortlich entscheiden und handeln zu können, lehnt jedoch Peter Bieris These ab, dass bedingte Freiheit Voraussetzung für unsere Freiheit ist. Zudem geht diese Arbeit über Peter Bieri hinaus, indem sie eine Lösungsmöglichkeit für unsere Freiheit und der damit verbundenen Verantwortlichkeit anbietet. Als Lösung wird eine Bildung vorgeschlagen, die uns die Verbundenheit mit den anderen und die Abhängigkeit von den anderen zeigt und die die Rechte und Bedürfnisse der anderen ebenso anerkennen lässt wie unsere eigenen. Es ist eine Bildung, die nicht nur Wissen, sondern auch bestimmte rationale und emotionale Kompetenzen beinhaltet. Es ist eine Bildung, die als lern- und lehrbar angesehen wird. Um diese Bildung als eine Notwendigkeit für unsere Freiheit und Verantwortlichkeit uns und den anderen gegenüber vermitteln zu können, ist es wichtig, uns in unserem Wesen verstehen. Deshalb werden in dieser Arbeit Faktoren dargestellt, die auf uns wirken und die uns als Menschen ausmachen. Es sind Faktoren, die auf unsere Freiheit und Verantwortung Einfluss nehmen, indem sie unsere Entscheidungen, unser Urteilsvermögen und in diesem Sinne auch unsere Handlungen ermöglichen oder einschränken. Durch die Darstellung dieser Faktoren werden wir auf unsere Möglichkeiten hingewiesen, die uns unser Leben in Selbstverantwortung und in Verantwortlichkeit den anderen gegenüber gestalten lassen. In dieser Untersuchung wird gezeigt, dass Freiheit ohne Verantwortung nicht möglich ist und es wird gezeigt, dass wir, wenn wir unsere Verantwortung abgeben, unsere Freiheit verlieren.
Die vorliegende Arbeit untersucht das sozio-kulturelle und institutionelle Umfeld der Organisationen des öffentlichen Sektors in der Mongolei, das signifikante Einflüsse auf die aktuellen Reformbemühungen in der öffentlichen Verwaltung hat. Die Studie stützt sich auf die Kultur- und Werttheorie. Die regelkonforme Verhaltensweise, Gemeinschaftsfavorisierende strenge Hierarchie, die fatalistische Annahme einer Autorität als unvermeidlich und unkontrollierbar sowie ein auf möglichst eigenständige Entscheidung und Meinungsbildung angestrebter Individualismus sind die weitverbreiteten kulturellen Verhaltensformen bei den Organisationen des öffentlichen Sektors der Mongolei. Dementsprechend streben die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes uneigennützig das Wohlergehen der Bevölkerung, die Einhaltung der öffentlichen Regeln, die einvernehmlichen Beziehungen der Menschen zueinander sowie die Sicherheit und Nachhaltigkeit des Lebens an. Bestimmte Wertvorstellungen zur Selbstbestimmung, wie persönliche Geisteshaltung, eigenständiges Handeln sowie Kreativität sind für sie sehr wichtig. Dieser sozio- kulturelle Kontext hat große Auswirkungen auf das Arbeitsverhalten und auf die Aktivitäten der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zur Umsetzung von Reformen in der öffentlichen Verwaltung. Daher ist eine institutionelle Führung als Förderer und Beschützer von Wertesystemen bei der Umsetzung von Reformen in den hiesigen Institutionen unerlässlich.
Der Aufsatz rekonstruiert Daniel Heinsius’ Verachtung der Philologie, wie sie in seinen „Orationes” zum Ausdruck kommt. Die These lautet, dass diese Verachtung in Heinsius’ neuplatonischer Poetik mit ihrer Sakralisierung der Dichtung begründet ist. In seinem Kommentar zur aristotelischen „Poetik“, der „Constitutio tragoediae“, ordnet Heinsius das technische Wissen der aristotelischen „Poetik“ der neuplatonischen Inspirationstheorie unter. Dadurch transformiert er den traditionellen, historisch-philologischen Kommentar in eine neue Form des technischen Handbuchs, wie es die „Constitutio tragoediae“ darstellt.
In der vorliegenden Diplomarbeit wird untersucht welche Wirkungen der Industriegüterhandel auf die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe Indiens hat. Dazu werden die Implikationen der handelstheoretischen Modelle der Neoklassik, der Neuen sowie der Neu-Neuen Handelstheorie abgeleitet und erörtert. Es schließt sich eine empirische Analyse an, die sich an Jenkins und Sen (2006) orientiert. Dabei werden zunächst der Faktorgehalt sowie die Handelsstruktur analysiert. Um die Beschäftigungseffekte zu quantifizieren, erfolgt eine Zerlegung des Beschäftigungswachstums. Es wird auch untersucht, inwiefern die handelsinduzierte Wettbewerbsintensivierung zu einem effizienteren Arbeitseinsatz geführt hat. Die Ergebnisse zeigen, dass die handelsinduzierten Beschäftigungseffekte im Beobachtungszeitraum zwar positiv, aber vergleichsweise gering ausgefallen sind. Gleichzeitig wirkt sich die Entwicklung der Handelsstruktur zunehmend negativ auf das potentielle Beschäftigungswachstum aus, sodass auf Basis der hier gewonnenen Erkenntnisse nicht davon auszugehen ist, dass zukünftige Handelsflüsse einen signifikanten Beitrag zur Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten leisten können.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer klassischen aber noch immer zentralen und aktuellen Frage der Evaluationsforschung, der Hinterfragung der Verwendung bzw. Wirksamkeit von Evaluationsverfahren. Vor dem Hintergrund der seit Ende der 1990er Jahre vor allem in Europa starken Zunahme von institutionalisierten Politik-Evaluationsverfahren sowie der zugleich zunehmenden Kritik dieser Verfahren in Wissenschaft und Praxis, untersucht die Arbeit diese Wirksamkeit am Fallbeispiel der Forschungspolitik der Europäischen Union. Aufbauend auf einer Aufarbeitung des Forschungsstandes zur Evaluationsverwendungsforschung und einer Vorstellung des gewählten Politikfeldes sowie der spezifischen Evaluationspraxis, erfolgt dazu eine systematische Gegenüberstellung der zentralen Evaluationsempfehlungen und der Entwicklung im Politikfeld über die vergangenen 15 Jahre. Im Ergebnis kommt die Arbeit zu der Feststellung eines (überraschend) hohen Ausmaßes an Entsprechung der Evaluationsempfehlungen mit der Politikentwicklung im untersuchten Fallbeispiel. Auf der Basis der Untersuchung des Fallbeispiels aber auch unter Heranziehung weiterer empirischer Beiträge in der Literatur ist damit der Behauptung der fehlenden Wirksamkeit der institutionalisierten Evaluation auf die Politikgestaltung klar zu widersprechen. Eine weitergehende Diskussion des Ergebnisses der Fallstudie legt darüber hinaus nahe, dass einige spezifische Faktoren und Bedingungen die Wirksamkeit der Evaluationsverfahren im untersuchten Fallbeispiel positiv zu beeinflussen scheinen. Im Einzelnen sind dies: der Charakter und die Ausprägung der Evaluationsempfehlungen, das spezifische institutionelle Umfeld der Evaluation sowie das spezifische 'politische Klima'. Aus dem Ergebnis lässt sich andererseits aber auch folgern, dass insbesondere im Hinblick auf die Akzeptanzproblematik eine Verstärkung der Bemühungen zur Wahrnehmung der Evaluations-wirksamkeit auf Seiten aller Beteiligten geboten scheint. Die Arbeit stellt hierzu abschließend einige Vorschläge und Ideen zusammen, die diese Wahrnehmung verbessern können.
Escherichia (E.) coli ist als kommensales Bakterium ein wichtiger Bestandteil des Mikrobioms von Säugern, jedoch zudem der häufigste Infektionserreger des Menschen. Entsprechend des Infektionsortes werden intestinal (InPEC) und extraintestinal pathogene E. coli (ExPEC) unterschieden. Die Pathogenese von E. coli-Infektionen ist durch Virulenzfaktoren determiniert, welche von jeweils spezifischen virulenzassoziierten Genen (inVAGs und exVAGs) kodiert werden. Häufig werden exVAGs auch in E. coli-Isolaten aus dem Darm gesunder Wirte nachgewiesen. Dies führte zu der Vermutung, dass exVAGs die intestinale Kolonisierung des Wirtes durch E. coli unterstützen. Das Hauptziel dieser Arbeit bestand darin, das Wissen über den Einfluss von exVAGs auf die Besiedlung und damit die Adhäsion von E. coli an Epithelzellen des Darmtraktes zu erweitern. Die Durchführung einer solch umfassenden E. coli-Populationsstudie erforderte die Etablierung neuer Screeningmethoden. Für die genotypische Charakterisierung wurden mikropartikelbasierte Multiplex-PCR-Assays zum Nachweis von 44 VAGs und der Phylogenie etabliert. Für die phänotypische Charakterisierung wurden Adhäsions- und Zytotoxizitätsassays etabliert. Die Screeningmethoden basieren auf der VideoScan-Technologie, einem automatisierten bildbasierten Multifluoreszenzdetektionssystem. Es wurden 398 E. coli-Isolate aus 13 Wildsäugerarten und 5 Wildvogelarten sowie aus gesunden und harnwegserkrankten Menschen und Hausschweinen charakterisiert. Die Adhäsionsassays hatten zum Ziel, sowohl die Adhäsionsraten als auch die Adhäsionsmuster der 317 nicht hämolytischen Isolate auf 5 Epithelzelllinien zu bestimmen. Die Zytotoxizität der 81 hämolytischen Isolate wurde in Abhängigkeit der Inkubationszeit auf 4 Epithelzelllinien geprüft. In den E. coli-Isolaten wurde eine Reihe von VAGs nachgewiesen. Potentielle InPEC, insbesondere shigatoxinproduzierende und enteropathogene E. coli wurden aus Menschen, Hausschweinen und Wildtieren, vor allem aus Rehen und Feldhasen isoliert. exVAGs wurden mit stark variierender Prävalenz in Isolaten aus allen Arten detektiert. Die größte Anzahl und das breiteste Spektrum an exVAGs wurde in Isolaten aus Urin harnwegserkrankter Menschen, gefolgt von Isolaten aus Dachsen und Rehen nachgewiesen. In Isolaten der phylogenetischen Gruppe B2 wurden mehr exVAGs detektiert als in den Isolaten der phylogenetischen Gruppen A, B1 und D. Die Ergebnisse der Adhäsionsassays zeigten, dass die meisten Isolate zelllinien-, gewebe- oder wirtsspezifisch adhärierten. Ein Drittel der Isolate adhärierte an keiner Zelllinie und nur zwei Isolate adhärierten stark an allen Zelllinien. Grundsätzlich adhärierten mehr Isolate an humanen sowie an intestinalen Zelllinien. Besonders Isolate aus Eichhörnchen und Amseln sowie aus Urin harnwegserkrankter Menschen und Hausschweine waren in der Lage, stark zu adhärieren. Hierbei bildeten die Isolate als Adhäsionsmuster diffuse Adhäsion, Mikrokolonien, Ketten und Agglomerationen. Mittels statistischer Analysen wurden Assoziationen zwischen exVAGs und einer hohen Adhäsionsrate ersichtlich. So war beispielsweise das Vorkommen von afa/dra mit einer höheren Adhäsionsrate auf Caco-2- und 5637-Zellen und von sfa/foc auf IPEC-J2-Zellen assoziiert. Die Ergebnisse der Zytotoxizitätsassays zeigten eine sehr starke und zeitabhängige Zerstörung der Monolayer aller Epithelzelllinien durch die α-Hämolysin-positiven Isolate. Auffallend war die hohe Toxizität hämolytischer Isolate aus Wildtieren gegenüber den humanen Zelllinien. Mit den innerhalb dieser Arbeit entwickelten Screeningmethoden war es möglich, große Mengen an Bakterien zu charakterisieren. Es konnte ein Überblick über die Verbreitung von VAGs in E. coli aus unterschiedlichen Wirten gewonnen werden. Besonders Wildtiere wurden sowohl durch den Nachweis von VAGs in den entsprechenden Isolaten, verbunden mit deren Adhäsionsfähigkeit und ausgeprägter Zytotoxizität als Reservoire pathogener E. coli identifiziert. Ebenso wurde eine zelllinienspezifische Adhäsion von Isolaten mit bestimmten exVAGs deutlich. Damit konnte der mögliche Einfluss von exVAGs auf die intestinale Kolonisierung bestätigt werden. In weiterführenden Arbeiten sind jedoch Expressions- und Funktionsanalysen der entsprechenden Proteine unerlässlich. Es wird anhand der Mikrokoloniebildung durch kommensale E. coli vermutet, dass Adhäsionsmuster und demzufolge Kolonisierungsstrategien, die bisher pathogenen E. coli zugeschrieben wurden, eher als generelle Kolonisierungsstrategien zu betrachten sind. Das E. coli-α-Hämolysin wirkt im Allgemeinen zytotoxisch auf Epithelzellen. Ein in der Fachliteratur diskutierter adhäsionsunterstützender Mechanismus dieses Toxins ist demnach fragwürdig. Innerhalb dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die entwickelten Screeningmethoden umfassende Analysen einer großen Anzahl an E. coli-Isolaten ermöglichen.
Exil oder Heimat?
(2013)
Die Volksrepublik Polen befand sich Ende der 1960er Jahre in einer wirtschaftlichen und innenpolitischen Krise. Das Regime in Warschau nahm den Sechs-Tage-Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten des Jahres 1967 zum Anlass, ein Exempel an den wenigen Zehntausend nach der Schoah im Land verbliebenen Juden zu statuieren und sie als politische Sündenböcke zu brandmarken. Über 3000 polnische Juden wählten in Folge der offiziell lancierten „Antizionistischen Kampagne“ Israel als neues Heimatland. Dort trafen sie auf eine Gesellschaft, die in zahllose Konflikte verstrickt war: den Krieg gegen die benachbarten arabischen Staaten, der Okkupation der Palästinensergebiete und den innenpolitischen Spannungen zwischen europäischen und orientalischen, religiösen und säkularen Juden. Neben einer historischen Einordnung der Migration nimmt der Autor auch deren Analyse unter migrationspsychologischen Aspekten vor. Die beschriebenen Erfahrungen werden im beiliegenden Dokumentarfilm „There Is No Return To Egypt“ veranschaulicht, in dem Zeitzeugen dieser sogenannten 1968er-Migration in ihrem heutigen Lebensumfeld in Israel zu Wort kommen.
Gegenstand dieser Arbeit sind die (Selbst-)Darstellungen von Gründer_innen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Bereich Kinder- und Frauenrechte in Tamil Nadu, Südindien. Um diese (Selbst-)Darstellungen angemessen analysieren zu können, wird zuerst eine analytische Herangehensweise entworfen, die davon ausgeht, dass bestehende soziologische Konzepte, die in erster Linie in Auseinandersetzung mit einem spezifischen (west-europäischen) Kontext entstanden sind, nicht unhinterfragt auf andere Kontexte übertragen werden können. Das erschwert die Verwendung von Begrifflichkeiten wie „Zivilgesellschaft“, „Entwicklung“ oder auch der scheinbar klaren Dichotomie von Moderne und Tradition. Eisenstadt machte diese Problematik in der von ihm begonnenen Debatte um „Multiple Modernities“ deutlich. In der vorliegenden Arbeit wird an diese Diskussion mit handlungstheoretischen Argumenten angeknüpft, um auch Akteursperspektiven angemessen analysieren zu können. Nachdem der theoretische Rahmen und die methodische Grundlage der Arbeit erläutert wurden, wird Kontextwissen erarbeitet, um die Analyse der Interviews einzubetten. Es werden Diskurse um Kaste und den Status von Frauen sowie Aspekte der aktuellen politischen Situation Tamil Nadus betrachtet. Die (Selbst-)Darstellungen lassen sich dann anhand der im Titel angedeuteten Dreiteilung aufschlüsseln: Die Gründer_innen setzen sich zum ersten mit der eigenen Rolle auseinander. Sie beschreiben sich als „social worker“ und greifen in den Selbstbeschreibungen zum Teil auf populistische Elemente des politischen Umfeldes zurück. Zum zweiten beschreiben sie die eigene Position gegenüber ihren „Zielgruppen“. Dabei wird deutlich, dass die Beziehungen zwischen NGO und „community“ zwischen Partizipation und Paternalismus schwanken. Zum dritten formulieren sie Zielsetzungen in Abgrenzung zu anderen (lokalen) politischen Akteuren: Sie grenzen sich zum Beispiel von einem ihrem Verständnis nach „westlichen“ Begriff von Entwicklung ab und formulieren demgegenüber „eigene“ Ziele. Sie reflektieren über lokale Kooperationen, z.B. mit politischen Persönlichkeiten, Kastenassoziationen, aber auch über Abgrenzungen oder Zusammenstöße, die sich dabei ergeben. Insgesamt wird deutlich, dass die (Selbst-)Darstellungen der Gründer_innen sich spannungsgeladen und ambivalent auf unterschiedliche Diskurse, Ideen und soziale Praktiken beziehen. Sie lassen sich insbesondere nicht in eine Perspektive von „Entwicklung“ einordnen, welche auf der Dichotomie von Moderne und Tradition aufbaut.
Die Dissertation untersucht von Autorinnen (Louisa Johnson, Jane Loudon, Maria Theresa Earle, Gertrude Jekyll, Elizabeth von Arnim) verfasste Ratgeberliteratur zum Hausgarten für ein weibliches Lesepublikum, mit dem Anspruch an eine praktische Gartentätigkeit, im Zeitraum von 1839 bis 1900. Die Genderperspektive steht hieraus folgend im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Der Fokus auf die bürgerliche Mittelklasse ergibt sich aus der Autorinnenperspektive und der angesprochenen Leserschaft. Die Behandlung des Gartens wird einer Analyse unterzogen, die nach der weiblichen Sicht auf den Garten und einem spezifisch weiblichen Selbstverständnis der garteninteressierten bzw. gärtnernden Frauen fragt. In ihrer Beschäftigung mit dem Garten leisten die Frauen einen Beitrag zur Konzeption von männlich und weiblich, zur Bewertung von Geschlechternormen und deren Verhandlung. Das Schreiben und Lesen über den Garten sowie hieraus resultierende Handlungen waren mit der Konstruktion weiblicher Identität verknüpft. In ihrer befreienden Konzeption des Gartens heben sich diese Frauenstimmen zu Weiblichkeitsvorstellungen von anderen gesellschaftlichen zugeschriebenen Wirkungsbereichen ab. An die bürgerliche Frau herangetragene Rollenerwartungen werden in den Werken weder affirmativ bestätigt noch offen subversiv hinterfragt. Es handelt sich vielmehr um ein subtiles Unterlaufen durch das Anbieten von Handlungsfeldern, die dem Wunsch nach Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung entgegen kamen. Im Garten als vermeintlich kleinem, hausnah-restriktivem Kontext nehmen die Frauen neue Rollen an und variieren diese. Der Beschäftigung mit dem Garten kommt daher ein protofeministischer Charakter vor dem Einsetzen der Ersten Frauenbewegung zu, so dass von einem Gartenfeminismus als Instrument zur weiblichen Bewusstwerdung gesprochen werden kann.
Lamprophyre sind porphyrische, aus Mantelschmelzen gebildete Gesteine, die meist in Form von Gängen auftreten. Sie zeichnen sich durch auffällige und charakteristische texturelle, chemische und mineralogische Eigenschaften aus. Als ehemalige Mantelschmelzen liefern sie Information sowohl über Bedingungen der Schmelzbildung im Mantel als auch über geodynamische Prozesse, die zu metasomatischer Veränderung des Mantels geführt haben. Im Saxothuringikum Mitteleuropas, am Nordrand des Böhmischen Massivs, gibt es zahlreiche Lamprophyrvorkommen, die hier zur Charakterisierung der Mantelentwicklung während der variszischen Orogenese dienen. Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit den mineralogischen, geochemischen und isotopischen (Sr-Nd-Pb) Signaturen von spätvariszischen kalkalkalischen Lamprophyren, von postvariszischen ultramafischen Lamprophyren, von Alkalibasalten der Lausitz und, zum Vergleich, von prävariszischen Gabbros. Darüberhinaus nutzt die Arbeit Lithium-Isotopensignaturen kombiniert mit Sr-Nd-Pb–Isotopendaten spätvariszischer kalkalkalischer Lamprophyre aus drei variszischen Domänen (Erzgebirge, Lausitz, Sudeten) zur Erkundung der lokalen Mantelüberprägungen während der variszischen Orogenese.
Die Arbeit beleuchtet die Beziehungen zwischen der DDR und der Volksrepublik China in den Jahren 1978 bis 1990. Dabei werden sowohl die innen-, wie auch die außenpolitischen Bedingungen dieser Beziehungen in der DDR und China beleuchtet. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Sowjetunion gelegt. Die Beziehungen Moskaus gegenüber Beijing und Ostberlin werden dargestellt und mit den daraus resultierenden Folgen für die DDR-Führung in Bezug gesetzt.
Low molecular weight organic acids (LMWOAs) are important nutrients for microbes. However, most LMWOAs do not exist freely in the environment but are bound to macromolecular organic matter, e.g. kerogen, lignite and coal. During burial and geological maturation of sedimentary macromolecular organic matter biological and abiological processes promote the liberation of LMWOAs into the surrounding sediment. Through this process, microbes in sedimentary subsurface environments are supplied with essential nutrients. To estimate the feedstock potential of buried macromolecular organic matter to many environments it is important to determine the amount of LMWOAs that are bound to such a matrix. However, high-pressure and high temperature are a key feature of deep subsurface environments, and these physical parameters have a profound influence on chemical reaction kinetics. Therefore it is essential for the estimation of the feedstock potential to generate high-pressure and high temperature for the liberation of LMWOAs to recreate true in-situ conditions. This work presents a newly developed, inexpensive incubation system for biological and geological samples. It allows the application of high-pressure and high temperature as well as a subsampling of the liquid phase without loss of pressure, thereby not disturbing the on-going processes. When simulating the liberation of LMWOAs from sedimentary organic matter, the newly developed incubation system produces more realistic results than other extraction systems like Soxhlet. The extraction products remain in the extraction medium throughout the extraction, influencing the chemical conditions of the extraction medium. Sub-bituminous coal samples from New Zealand as well as lignite samples from Germany were extracted at elevated temperature (90˚C) and pressure (5 MPa). The main LMWOAs released from these low rank coals were formate, acetate and oxalate. Extraction efficiency was increased by two to four times for formate, acetate and oxalate in comparison to existing extraction methods without pressurisation and with demineralised water. This shows the importance of pressure for the simulation of true in-situ conditions and suggests that the amount of bioavailable LMWOAs is higher than previously thought. With the increase in carbon capture and storage (CCS) and the enhanced recovery of oil and gas (EOR/EGR), more and more CO2 becomes injected into the underground. However, the effects of elevated concentrations of carbon dioxide on sedimentary organic matter are rarely investigated. As the incuabtion system allows the manipulation of the composition and partial pressure of dissolved gasses, the effect of highly gas-enriched (CO2, CO2/SO2, CO2/NO2; to simulate flue gas conditions) waters on the extraction yield of LMWOAs from macromolecular organic matter was evaluated. For sub-bituminous coal the concentrations of all LMWAOs decreased upon the addition of gas, irrespective of its composition, whereas for lignite formate always and acetate mostly increased, while oxalate decreased. This suggests an positive effect on the nutrient supply for the subsurface microbiota of lignite layers, as formate and acetate are the most common LMWOAs used for microbial metabolism. In terrestrial mud volcanoes (TMVs), sedimentary material is rapidly ascending from great depth to the surface. Therefore LMWOAs that were produced from buried macromolecular organic matter at depth are also brought up to the surface, and fuel heterotrophic microbial ecosystems at the surface. TMVs represent geochemically and microbiologically diverse habitats, which are supplied with organic substrates and electron acceptors from deep-seated hydrocarbon-generating systems and intersected shallow aquifers, respectively. The main electron donor in TMVs in Azerbaijan is sulphate, and microbial sulphate reduction leads to the production of a wide range of reduced sulphur species that are key players in several biological processes. In our study we estimated the effect of LMWOAs on the sulphur metabolising activity of microorganims in TMVs from Azerbaijan. The addition of a mixture of volatile fatty acids containing acetate and other LMWOAs showed significant positive response to the sulphate reduction rate (SRR) of samples of several mud volcanoes. Further investigations on the temperature dependency of the SRR and the characterisation of thermophilic sulphate-reducing bacteria (SRB) showed a connection between the deep hot subsurface and the surface.
Das Herbsttreffen Patholinguistik wird seit 2007 jährlich vom Verband für Patholinguistik e.V. (vpl) durchgeführt. Das 6. Herbsttreffen mit dem Schwerpunktthema "Labyrinth Grammatik: Therapie von syntaktischen Störungen bei Kindern und Erwachsenen" fand am 17.11.2012 in Potsdam statt. Im vorliegenden Tagungsband finden sich alle Beiträge der Veranstaltung: die vier Hauptvorträge zum Schwerpunkthema, die Vorträge aus Praxis und Forschung von vier Patholinguistinnen in der Reihe Spektrum Patholinguistik sowie die Abstracts der Posterpräsentation.
Verfassungsgerichtsbarkeit in der Russischen Föderation und in der Bundesrepublik Deutschland
(2013)
Der Tagungsband enthält die Referate und Diskussionsbeiträge des in Moskau an der Staatlichen Juristischen Kutafin-Universität am 9. und 10. Oktober 2012 durchgeführten Rundtischgespräches zur Verfassungsgerichtsbarkeit. Behandelt werden ausgewählte rechtshistorische und -politische Fragen sowie aktuelle rechtliche Probleme der Verfassungsgerichtsbarkeit in der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland sowohl aus der Sicht der Rechtspraxis als auch der Wissenschaft: insbesondere die Entwicklung der Verfassungsgerichtsbarkeit in Geschichte und Gegenwart, Status, Rechtsnatur und Aufgaben des Verfassungsgerichts in den Subjekten der Föderation und in den Ländern sowie Verfassungsgericht und Gesetzgebung. Zudem werden Spezialfragen der Verfassungsgerichtsbarkeit erörtert, z.B. die Institution des Bevollmächtigten Vertreters des Präsidenten im Verfassungsgericht in Russland, der Eilrechtsschutz durch das BVerfG und der Rechtsschutz bei überlangen Verfahren vor dem BVerfG in Deutschland.
Soft Power ist zu einem einflussreichen Konzept avanciert – in der Politikwissenschaft, aber auch in der Politik selbst. Dabei bleibt es sowohl theoretisch als auch praktisch umstritten. In der Praxis wird das Konzept instrumentalisiert, um außenpolitisches Handeln von militärischem und wirtschaftlichem Druck positiv abzugrenzen. Unklar ist, wie Soft Power in militärischen Kontexten, in denen Hard Power im Vordergrund steht, funktionieren kann. Anhand des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr wird dieses Verhältnis analysiert und eine eigene Definition von Soft Power entwickelt.
Die vorliegende Studie befasst sich mit den betriebswirtschaftlichen Besonderheiten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Osten Deutschlands, welche sich grundsätzlich auch in der Finanzierung zeigen. Die Forschungen belegen, dass auch die unzureichende Innovationsdynamik Ostdeutschlands keineswegs nur ein konjunkturelles oder gar mentales, sondern ein strukturelles Phänomen ist. Die Analyse unterstreicht einen besonderen Handlungsbedarf in den östlichen Bundesländern, da hier einerseits kleine Unternehmen in großer Zahl vorhanden sind, auch der Mittelstand insgesamt weitgehend etabliert ist, aber im Ost-West-Vergleich weiterhin etablierte Großunternehmen als Partner seltener anzutreffen und die einen positiven Ausstrahlungseffekt auf mittelständische Zulieferbetriebe bewirken. Auch sind in Deutschland-Ost die Finanzierungsverhältnisse besondere, d.h. der Anteil der Fremdfinanzierung ist differenziert ausgeprägt. Entsprechend sollte die „Hausbank“ wegen ihrem herausragenden Stellenwert für den Mittelstand auf den Prüfstand. Die hier nochmals gezeigten Finanzierungsschwächen gelten zwar für KMU grundsätzlich, aber besonders für die kleinere KMU im Osten, wo zwar die Eigenkapitalquote gewachsen ist, aber beispielsweise die Fristenstrukturen der Fremdfinanzierung teilweise mit der Kapitalbindung im Anlagevermögen nicht kongruent sind. Die private Finanzierung von KMU muss wegen der Defizite strukturellen Mängel noch gezielter durch staatliche Förderinstrumente unterstützt werden.
Der Europäische Automobilsektor : Besteuerung, Marktliberalisierung und Beitrag zur CO₂-Reduktion
(2013)
Der Automobilsektor ist derzeit einer der wichtigsten Industriezweige in Europa. Ca. 2,2 Millionen Mitarbeiter sind direkt, weitere 9,8 Millionen indirekt darin beschäftigt (sechs Prozent aller Beschäftigten in Europa) und erwirtschaften mit einem Umsatz von ca. € 780 Milliarden im Jahr einen bedeutenden Teil des europäischen Bruttoinlandprodukts (BIP). Auch aus Sicht der Konsumenten ist das Auto für 80 % der Europäischen Haushalte, die ein Auto besitzen, aus dem täglichen Leben nicht mehr weg zu denken. Die europäischen Staaten beziehen ca. € 380 Milliarden ihrer Steuereinnahmen aus der Automobilindustrie. Damit haben sowohl Staaten, Konsumenten als auch die Automobilindustrie ein gewichtiges Interesse am Florieren der Branche. Die Schattenseite der Automobilindustrie sind die CO2-Emissionen, die mit 20 % (der Anteil lag 1970 bei 12 %) aller CO2-Emissionen in Europa einen wesentlichen Teil zum Klimawandel beitragen, Tendenz steigend. So haben im Lauf der vergangenen Jahre mehr und mehr Staaten ihre Besteuerung der Pkw explizit oder implizit nach Umweltstandards ausgerichtet. Damit soll das Autofahren verteuert oder eingeschränkt und / oder die Nutzung von schadstoffarmen Pkw gefördert werden. Neben den Klimaschutz verfolgt die Europäische Union (EU) das Ziel, einen einheitlichen europäischen Binnenmarkt zu schaffen. Durch den Mangel an verbindlichen EU-Richtlinien im Bezug auf Abgaben, haben die Gesetze, Steuern und Abgaben auf einzelstaatlicher und regionaler Ebene ein kaum mehr zu überschauendes Maß angenommen, da Im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips die Mitgliedsländer weiterhin ihr Steuersystem überwiegend autonom gestalten, sofern dies im Einklang mit bestimmten europaweiten Vorgaben steht. Dies führt zu einem sehr heterogenen Steuersystem, das gerade im Bereich des Verkehrs bedeutende Markteffekte (z. B. höhere Zulassungszahlen für Diesel betriebene Pkw oder kürzere Haltedauern) nach sich zieht. Europaweit einheitlich sind lediglich Regelungen zu Wettbewerbsbeschränkungen. Es lassen sich nach wie vor viele Beispiele für Marktverzerrungen und die Heterogenität der Steuersysteme in Europa finden: Marktverzerrungen und Wettbewerbsbeschränkungen zeigen sich bei Fahrzeugpreisen, die in Europa stark variieren. Beispielsweise kosten in Dänemark Pkw bis zu 37 % weniger als in Deutschland. Diese Arbeit untersucht und vergleicht die Abgaben auf den Erwerb, den Besitz und die Nutzung von Pkw in den EU-Ländern sowie Norwegen und der Schweiz sowohl systematisch als auch quantitativ. Zur quantitativen Analyse wurde eine Datenbank mit den zur Steuerberechnung notwendigen Informationen erstellt. Darunter sind beispielswiese: Steuersätze und –tarife, Fahrzeugdaten, Kraftstoffpreise, Instandhaltungskosten, Versicherungsbeitrage, Wechselkurse und der durchschnittliche Wertverlust der Fahrzeuge. Darauf und auf bestimmten Annahmen basierend wurden die absoluten Abgaben für repräsentative Fahrzeuge in den verschiedenen Ländern berechnet. Besonderes Augenmerk gilt der CO2-orientierten Besteuerung, die in 17 Ländern (zumindest teilweise) eingeführt wurde. Diese Arbeit betrachtet auch andere, d. h. nicht fiskalische Maßnahmen der Europäischen Union zur CO2-Reduzierung, vergleicht diese mit alternativen Instrumenten, und analysiert die Wirkung unterschiedlicher Besteuerung auf den Pkw-Binnenmarkt, z. B. den Einfluss von Abgaben auf die europäischen Automobilpreise und damit auf Arbitrageeffekte. Es zeigt sich, dass die Besteuerung in Europa sowohl in der Abgabenhöhe als auch konzeptionell in der Vielzahl der Bemessungsgrundlagen und Steuertarife sehr heterogen ist und maßgeblich zu den sehr unterschiedlichen Gesamtkosten der Pkw-Nutzung beiträgt. Die relative Abgabenlast ist in einkommensstarken Ländern Westeuropas nicht hoch genug, um den Kraftstoffverbrauch spürbar zu reduzieren. Aus dem gleichen Grund ist von der CO2-orientierten Novellierung der deutschen Kfz-Steuer kein ausreichender Kaufanreiz zugunsten effizienterer Fahrzeuge zu erwarten. Die in der Vergangenheit von der Europäischen Union eingeführten Instrumente zur Reduzierung von CO2-Emissionen aus dem Straßenverkehr führten nicht zu den erwünschten Emissionsverringerungen. Die jüngste Maßnahme der Europäischen Union, den Automobilherstellern Emissionsgrenzen vorzuschreiben, ist weder effektiv noch effizient. Im letzten Jahrzehnt haben sich die Automobilpreise in Europa zwar etwas angeglichen. Dies liegt weniger an einer Angleichung in der Besteuerung als an der schrittweisen Liberalisierung des europäischen Automobilmarktes und den Novellierungen der Gruppenfreistellungsverordnung.
Nach sieben Jahrzehnten Sowjetunion sind die Russen in vielen ihrer Essgewohnheiten wieder zu den Traditionen der vorrevolutionären Zeit zurückgekehrt. Die Esskultur, die private wie die der Restaurants, hat wieder einen hohen Stellenwert, Kochbücher und Ratgeber in Fernsehen und Internet haben Konjunktur. Die wissenschaftliche Erforschung dieser Sparte der Kultur hält mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Im Frühjahr 2010 fand an der Universität Potsdam die erste internationale und interdisziplinäre Tagung zum Thema „Russische Küche und kulturelle Identität“ statt. Der vorliegende Sammelband enthält viele der dort vorgestellten Beiträge in Aufsatzform. Es sind kultur- und literaturwissenschaftliche Untersuchungen zu Essen und Trinken in Russland. Untersucht werden nicht nur die Bedeutung einzelner Speisen und Zubereitungsarten und die Mahlzeit als soziales Geschehen, sondern auch der Verzicht auf Nahrung, sei es freiwillig als Fasten, sei es erzwungen als Hunger. Eine andere Gruppe von Beiträgen geht der Rolle des Essens als literarischem Motiv nach, eine weitere bildlichen Darstellungen. Auch das Trinken wird bedacht. In der Kultur durchweg klar kodiert, eignen sich Essen und Trinken ganz besonders als literarische Zeichen, die in den Werken unterschiedlichste Funktionen übernehmen können. Als Ganzes eröffnen die Beiträge erste Durchblicke in ein großes und bislang oft vernachlässigtes Forschungsgebiet.
Am Beginn dieser Magisterarbeit steht das Scheunenviertelpogrom, das am 05. und 06. November 1923 im Berliner Scheunenviertel stattfand. Ausgehend von einer Charakterisierung der verschiedenen Gruppen, die während des Scheunenviertelpogroms am 05. und 06. November 1923 entweder als Täter oder Opfer, als Ordnungshüter oder Beschützer der Opfer in die Ereignisse involviert waren, soll diese Arbeit dazu dienen, die Rolle des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten dabei näher zu beleuchten. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten war 1919 zum Zweck der Abwehr des Antisemitismus gegründet worden. Eine Intention für die Gründung war der „antisemitische Stachel im Fleisch“ der jüdischen Veteranen, die bereits während des Ersten Weltkrieges als „Drückeberger“ verunglimpft worden waren. Während der gesamten Zeit seines Bestehens war der Reichsbund bemüht, Beweise dafür zu erbringen, dass diese Anschuldigungen ungerechtfertigt waren. In seinem Selbstverständnis sah sich der RjF als Abwehrverein, der mit verbalen und publizistischen Mitteln versuchte, gegen eine Bedrohung vorzugehen. Da diese Mittel in einigen Fällen, wie dem Scheunenviertelpogrom nicht ausreichten, wurde auch ein gewaltsames Vorgehen in Betracht gezogen. Ehemalige, oft hochdekorierte Soldaten, versuchten den bedrohten Glaubensgenossen zu helfen und einzugreifen, als diese von einem antisemitischen Mob angegriffen wurden. Dieses Eingreifen brachte dem Reichsbund einen Zugewinn an Selbstbewusstsein in seinem Abwehrkampf. Der Scheunenviertelpogrom war für den Bund eine Zäsur und leitete eine zweite Phase der Entwicklung ein. Als kleiner Verein mit einem geringen Bekanntheitsgrad hatte er nur gediente Frontsoldaten in seinen Reihen. Nach dem Pogrom stiegen die Mitgliederzahlen sprunghaft an. Vor allem junge Menschen wollten im Abwehrkampf gegen den Antisemitismus mitkämpfen. Diese Tatsache bewog die Leitung des Reichsbundes zur Erweiterung des Aufgabengebietes. Die sportliche Ertüchtigung wurde als erster Schritt in eine neue Richtung gewertet, die Jugend als Hoffnungsträger für die Fortsetzung des eigenen Kampfes zu gewinnen. Die Aufnahme eines Sportprogrammes in den Aufgabenbereich war einerseits dem starken Antisemitismus geschuldet, andererseits diente er zur Bekräftigung eines positiven jüdischen Selbstbildes, indem das Stigma des „krummen, schwächlichen Juden“ bekämpft werden sollte. Im gleichen Kontext ist auch die neu ins Programm aufgenommene Siedlungspolitik des Reichsbundes zu sehen. Diese wendet sich gegen das Stigma einer ungesunden Berufsstruktur unter der jüdischen Bevölkerung. Der Reichbund wollte beweisen, dass auch ein Jude in der Lage war, Landbau zu betreiben. In der Folge des Pogroms und den damit in Verbindung stehenden Erfolgen intensivierte der Reichsbund seine Gegenwehr gegen antisemitische Propaganda. Dabei wurde er bestärkt durch die Zusammenarbeit mit anderen jüdischen Organisationen, wie dem Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens oder der Zionistischen Vereinigung für Deutschland. Auch die Unterstützung durch Vertreter linker, liberaler Parteien, durch örtliche Honoratioren oder durch das Justizsystem trug zu einem erstarkten Selbstbewusstsein bei. Diese gesteigerte Selbstbewusstsein, genährt durch die vermeintlichen Erfolge im Kampf gegen den Antisemitismus, war es auch, dass den Reichsbund ab 1933 nach einer Vormachtstellung unter den deutschen Juden streben lies. In dieser dritten Phase der Geschichte des RjF wurde die über die Jahre streng „gehütete“ Neutralität in innerjüdischen und politischen Belangen beseitigt und der Bund so umgebaut, dass er einer politischen Partei ähnelte. Die Beseitigung der demokratischen Prinzipien innerhalb des RjF durch die einseitige Ausrichtung auf seinen Vorsitzenden Leo Löwenstein rundete dieses Bild ab. Bei seiner Tätigkeit versuchten die Mitglieder des Reichsbundes sich zu entscheiden zwischen einer Identität als Deutscher und Jude. Den Weg der Assimilation zu verlassen und an einer Perspektive in einem anderen Land zu arbeiten, war erst nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten eine denkbare, wenn auch zunächst nicht wünschenswerte Option für den RjF. So rückte schließlich die Identitätsbestimmung als Jude vor die als Deutscher, obwohl der RjF sich in erster Linie als nationaler Verband, der sich aus Soldaten jüdischer „Abstammung“ rekrutierte, und weniger als jüdische Interessenvertretung betrachtet hatte.
Im Rahmen der aktuellen Debatte über Veränderungen im Schulsystem rückt auch die Lehramtsausbildung stärker in den Fokus universitärer und öffentlicher Diskussionen. Um Unterricht und Schule weiterzuentwickeln, bedarf es, nach Ansicht des Autors, kompetenter Lehrkräfte, welche reflexiv und forschungsgeleitet ihre Arbeit als einen permanenten Entwicklungsprozess betrachten. Das „Praxisforschen“ ist eine Form des Lehrens und Lernens, mittels dessen die Hochschullehre verbessert werden kann und Lehramtsstudierende gut auf die zukünftigen Anforderungen als Lehrende vorbereitet werden. „Praxisforschen“ bedeutet, anhand konkreter Forschungsfragen Schule und/oder die eigene Unterrichtstätigkeit weiterzuentwickeln. Studierende durchlaufen hierzu einen typischen Forschungsprozess, vom Entwickeln einer Fragestellung bis zur Auswertung und Darstellung der Ergebnisse. Der Artikel beschreibt die Umsetzung des Praxisforschens, wie es momentan in den Begleitseminaren zum Praxissemester an der Universität Potsdam durchgeführt wird und gibt praktische Hinweise für das forschende Lernen mit Studierenden.
Der israelische Autor und Journalist Noah Klieger ist in der deutschsprachigen Forschung zur Holocaustliteratur, in deren Kontext theoretische Konzepte und Interpretationen zahlreicher Autoren (u.a. Ruth Klüger, Primo Levi) dieser Gattung vorliegen, bisher kaum beachtet worden. In der vorliegenden Arbeit steht seine 2010 erschienene Autobiographie „Zwölf Brötchen zum Frühstück“ im Zentrum. Innerhalb der Textanalyse wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung das Schreiben für Klieger hat und inwieweit seine als Reportage angelegte Autobiographie, die den sehr faktenbezogenen und dokumentarischen Stil des Journalisten widerspiegelt, den Rezipienten in der Interpretation lenkt und Authentizität erzeugt. Ausgehend von dieser Fragestellung werden für die Arbeit geführte Interviews mit Noah Klieger (oral history) einbezogen und der Erlebnisbericht „Ich habe den Todesengel überlebt“ von Eva Mozes-Kor, die das Konzept des Erlebnisberichtes mit all seinen Eigenschaften konstant bewahrt, zum Vergleich hinzugezogen. Im Fokus der Arbeit steht die Analyse der Autobiographie Kliegers, wobei auf das Genre Reportage, relevante Stilmittel, zentrale Begrifflichkeiten und Veröffentlichungskontexte sowie auf die Gedächtnistheorie von Maurice Halbwachs eingegangen werden. Abschließend wird die Thematik des Vergebens bei Klieger und Mozes-Kor erörtert. Die Forschungsergebnisse stellen den israelischen Holocaustüberlebenden Noah Klieger als Autor vor und verdeutlichen, dass die innerhalb der Gattung Holocaustliteratur gewählten Darstellungsweisen unterschiedliche Formen von Authentizität evozieren.
Der vorliegende 3. Band der „Schriften zum deutschen und russischen Strafrecht“ enthält die Vorträge, die an dem „Internationalen rechtsvergleichenden Runden Tisch zu aktuellen Themen des deutschen und russischen Strafrechts“, der am 18. Dezember 2012 an der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam stattgefunden hat, gehalten wurden. Die Beiträge der Wissenschaftler und Praktiker aus Russland und Deutschland decken ein breites Spektrum an Themen ab, die in beiden Ländern von Interesse sind. In den Band aufgenommen wurden zudem der Festvortrag von Prof. Dr. Rarog zum Tag der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam am 20. Juni 2012, ein Beitrag von Prof. Dr. Matskevich sowie ein weiterer Aufsatz von Prof. Dr. Rarog und Dr. Nagaeva. Die Publikation der Beiträge in deutscher und russischer Sprache ermöglicht den Lesern in beiden Ländern die Lektüre in der jeweiligen Muttersprache.
Das rasant voranschreitende Wirtschaftswachstum Chiles in Zusammenhang mit einer sehr liberalen Wirtschafts- und Stadtentwicklungspolitik ist Ursache für eine tiefgreifende gesellschaftliche und urbane Umstrukturierung der chilenischen Hauptstadt. Die Nutznießer dieser Entwicklung sind in jüngster Zeit besonders auch Angehörige der unteren Mittelschicht, für die eigens preiswerte bewachte und umzäunte Wohnprojekte ins Leben gerufen werden. Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung war es, diese sich neu formierende Gesellschaftsschicht genauer zu betrachten und zu untersuchen, mit welchen Anpassungshandlungen diese auf die veränderten Lebens- und Wohnbedingungen innerhalb dieser sogenannten condominios reagieren. Das Konzept condominio scheint zunächst die ideale Antwort auf zahlreiche Handlungsprobleme zu sein; das Wohnen im abgeschlossenen Wohnviertel gibt das Gefühl der Sicherheit und Kontrolle der unmittelbaren Umgebung und ist durch seine Exklusivität gleichzeitig ein willkommenes Statussymbol. Erst auf den zweiten Blick wird sichtbar, was das condominio nicht leisten kann und welche weiteren Probleme mit dem Wohnen im abgeschlossenen Viertel entstehen. Im Laufe der Analyse wurde jedoch die trotz aller Problemlagen essentielle Bedeutung des condominios für ihre Bewohner erkennbar. Die neue Wohnform der unteren Mittelschicht ist nicht nur ein Produkt der sich in ihren Potentialen, Ansprüchen und Werten verändernden Anwohner. Sie wird auch aktiv für die Konstruktion von sozialen Identitäten genutzt und ist damit also zentrales Element in der Formation und Identifikation dieser Gesellschafts-schicht.
Die Komplexität heutiger Geschäftsabläufe und die Menge der zu verwaltenden Daten stellen hohe Anforderungen an die Entwicklung und Wartung von Geschäftsanwendungen. Ihr Umfang entsteht unter anderem aus der Vielzahl von Modellentitäten und zugehörigen Nutzeroberflächen zur Bearbeitung und Analyse der Daten. Dieser Bericht präsentiert neuartige Konzepte und deren Umsetzung zur Vereinfachung der Entwicklung solcher umfangreichen Geschäftsanwendungen. Erstens: Wir schlagen vor, die Datenbank und die Laufzeitumgebung einer dynamischen objektorientierten Programmiersprache zu vereinen. Hierzu organisieren wir die Speicherstruktur von Objekten auf die Weise einer spaltenorientierten Hauptspeicherdatenbank und integrieren darauf aufbauend Transaktionen sowie eine deklarative Anfragesprache nahtlos in dieselbe Laufzeitumgebung. Somit können transaktionale und analytische Anfragen in derselben objektorientierten Hochsprache implementiert werden, und dennoch nah an den Daten ausgeführt werden. Zweitens: Wir beschreiben Programmiersprachkonstrukte, welche es erlauben, Nutzeroberflächen sowie Nutzerinteraktionen generisch und unabhängig von konkreten Modellentitäten zu beschreiben. Um diese abstrakte Beschreibung nutzen zu können, reichert man die Domänenmodelle um vormals implizite Informationen an. Neue Modelle müssen nur um einige Informationen erweitert werden um bereits vorhandene Nutzeroberflächen und -interaktionen auch für sie verwenden zu können. Anpassungen, die nur für ein Modell gelten sollen, können unabhängig vom Standardverhalten, inkrementell, definiert werden. Drittens: Wir ermöglichen mit einem weiteren Programmiersprachkonstrukt die zusammenhängende Beschreibung von Abläufen der Anwendung, wie z.B. Bestellprozesse. Unser Programmierkonzept kapselt Nutzerinteraktionen in synchrone Funktionsaufrufe und macht somit Prozesse als zusammenhängende Folge von Berechnungen und Interaktionen darstellbar. Viertens: Wir demonstrieren ein Konzept, wie Endnutzer komplexe analytische Anfragen intuitiver formulieren können. Es basiert auf der Idee, dass Endnutzer Anfragen als Konfiguration eines Diagramms sehen. Entsprechend beschreibt ein Nutzer eine Anfrage, indem er beschreibt, was sein Diagramm darstellen soll. Nach diesem Konzept beschriebene Diagramme enthalten ausreichend Informationen, um daraus eine Anfrage generieren zu können. Hinsichtlich der Ausführungsdauer sind die generierten Anfragen äquivalent zu Anfragen, die mit konventionellen Anfragesprachen formuliert sind. Das Anfragemodell setzen wir in einem Prototypen um, der auf den zuvor eingeführten Konzepten aufsetzt.
Körperliche Attraktivität und gutes Aussehen spielen in der heutigen Gesellschaft eine entscheidende Rolle, was bereits frühzeitig auch Kinder und Jugendliche in ihren Einstellungen und der Wahrnehmung ihres Körpers prägt. Sorgen um den eigenen Körper gelten als normatives Problem unter Jugendlichen und bergen nicht selten das Risiko für gesundheitsgefährdendes Verhalten und psychische Erkrankungen. In der Suche nach den Ursachen gerieten in den letzten Jahren insbesondere soziokulturelle Faktoren, insbesondere der Einfluss von medial vermittelten Schönheitsidealen, in den Fokus der Forschung. Es ist jedoch fraglich, warum nicht alle Jugendlichen in gleicher Weise auf den allgegenwärtigen Mediendruck reagieren. Naheliegend ist, dass die Jugendlichen besonders gefährdet sind, deren unmittelbares soziales Umfeld das geltende Schönheitsideal direkt oder indirekt vermittelt und verstärkt. Das Verständnis der Rolle sozialen Drucks ist jedoch bislang noch durch zahlreiche inhaltliche und methodische Aspekte beschränkt (z.B. Einschränkungen in der Operationalisierung, ungenügende Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Mechanismen, fehlende längsschnittliche Belege). Daher widmet sich die vorliegende Arbeit der Bedeutung aussehensbezogenen sozialen Drucks in der Entstehung von Körperunzufriedenheit im Jugendalter in drei aufeinander aufbauenden Untersuchungsschritten. Ausgehend von der Entwicklung eines umfassenden und zuverlässigen Erhebungsinstruments zielt die Arbeit darauf ab, unterschiedliche Aspekte sozialen Drucks gegenüberzustellen und hinsichtlich ihrer Verbreitung und Risikowirkung zu vergleichen. Die Umsetzung des Forschungsvorhabens erfolgte in unterschiedlichen Schülerstichproben der Klassen 7 bis 9 unterschiedlicher Gymnasien und Gesamtschulen (Hauptstichprobe N = 1112, im Mittel = 13.4 ± 0.8 Jahre). Dabei wurden sowohl quer- als auch längsschnittliche Analysen durchgeführt. Zusätzlich wurden zur Erprobung des Fragebogenverfahrens klinische Stichproben mit Ess- und Gewichtsstörungen herangezogen. Zur detaillierten Erfassung unterschiedlicher Formen aussehensbezogenen sozialen Drucks erfolgte im ersten Schritt die Entwicklung des Fragebogen zum aussehensbezogen sozialen Druck (FASD), welcher acht unterschiedliche Formen aussehensbezogene sozialen Drucks ausgehend von Eltern und Gleichaltrigen reliabel und valide erfasst. Dabei erwies sich das Verfahren gleichermaßen für Jungen und Mädchen, wie für Jugendliche mit unterschiedlichem Gewichtsstatus geeignet. Die psychometrische Güte des Verfahrens konnte sowohl für populationsbasierte als auch für klinische Stichproben mit Ess- und Gewichtsstörung belegt werden, wodurch eine breite Einsatzmöglichkeit in Forschung und Praxis denkbar ist. Im zweiten Schritt erfolgte die Untersuchung der Verbreitung aussehensbezogenen sozialen Drucks unter besonderer Berücksichtigung von Geschlechts-, Alters- und Gewichtsgruppenunterschieden. Dabei erwiesen sich Mädchen als stärker von aussehensbezogenem Druck durch Gleichaltrige betroffen als Jungen. Darüberhinaus legen die Ergebnisse nahe, dass Übergewicht ungeachtet des Geschlechts mit verstärkten aussehensbezogenen Abwertungen und Ausgrenzungserfahrungen verbunden ist. Zudem deuten die Alterseffekte der Studie darauf hin, dass der Übergang von früher zu mittlerer Adoleszenz aber auch Schulwechsel besonderes kritische Zeitpunkte für die Etablierung aussehensbezogener Einflüsse darstellen. Abschließend widmete sich die Arbeit der längsschnittlichen Risikowirkung unterschiedlicher Aspekte aussehensbezogenen sozialen Drucks in der Entstehung von Körperunzufriedenheit. Aussehensbezogene Einflüsse von Freunden verstärkten längsschnittlich Körpersorgen sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. Zudem ergab sich das Erleben von Ausgrenzung durch Gleichaltrige als entscheidender Risikofaktor für gewichtsbezogene Körpersorgen unter Jungen. Als bedeutsamster elterlicher Einfluss erwiesen sich Aufforderungen auf die Figur zu achten. Diese Aufforderungen verstärkten gleichermaßen für Mädchen und Jungen gewichtsbezogene Körpersorgen. Die vorliegende Arbeit widmete sich dem Ziel, die Rolle aussehensbezogener sozialer Einflüsse weiter aufzuklären. Das dazu vorgelegte umfassende Instrument ermöglichte eine differenzierte Betrachtung der Verbreitung und Wirkung unterschiedlicher Formen sozialen Drucks. Hierdurch weisen die Ergebnisse nicht nur auf wichtige geschlechtsspezifische Mechanismen hin, sondern leisten ebenso einen Beitrag zum vertieften Verständnis der Risikowirkung sozialen Drucks. Diese Erkenntnisse liefern somit einerseits konkrete Ansatzpunkte für Prävention und Intervention und ermöglichen andererseits auch eine weitere Konkretisierung bereits etablierter soziokultureller Wirkmodelle.
Die Zeitschrift möchte die fruchtbare und facettenreiche Kultur des Judentums sowie seine Berührungspunkte zur Umwelt in den unterschiedlichen Bereichen dokumentieren. Daneben dient die Zeitschrift als Forum zur Positionierung der Fächer Jüdische Studien und Judaistik innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses sowie zur Diskussion ihrer historischen und gesellschaftlichen Verantwortung.
Das Selenoprotein Glutathionperoxidase 2 (GPx2) ist ein epithelzellspezifisches, Hydroperoxide-reduzierendes Enzym, welches im Darmepithel, vor allem in den proliferierenden Zellen des Kryptengrundes, exprimiert wird. Die Aufrechterhaltung der GPx2-Expression im Kryptengrund auch bei subadäquatem Selenstatus könnte darauf hinweisen, dass sie hier besonders wichtige Funktionen wahrnimmt. Tatsächlich weisen GPx2 knockout (KO)-Mäuse eine erhöhte Apoptoserate im Kryptengrund auf. Ein Ziel dieser Arbeit war es deshalb, die physiologische Funktion der GPx2 näher zu untersuchen. In Kryptengrundepithelzellen aus dem Colon selenarmer GPx2 KO-Mäuse wurde eine erhöhte Caspase 3/7-Aktivität im Vergleich zum Wildtyp (WT) festgestellt. Zudem wiesen diese Zellen eine erhöhte Suszeptibilität für oxidativen Stress auf. Die GPx2 gewährleistet also den Schutz der proliferierenden Zellen des Kryptengrundes auch bei subadäquater Selenversorgung. Des Weiteren wurde im Colon selenarmer (-Se) und -adäquater (+Se) GPx2 KO-Mäuse im Vergleich zum WT eine erhöhte Tumornekrosefaktor α-Expression und eine erhöhte Infiltration von Makrophagen festgestellt. Durch Fütterung einer selensupplementierten Diät (++Se) konnte dies verhindert werden. In GPx2 KO-Mäusen liegt demnach bereits basal eine niedriggradige Entzündung vor. Dies unterstreicht, dass GPx2 vor allem eine wichtige antiinflammatorische Funktion im Darmepithel besitzt. Dem Mikronährstoff Selen werden protektive Funktionen in der Colonkanzerogenese zugeschrieben. In einem Mausmodell der Colitis-assoziierten Colonkanzerogenese wirkte GPx2 antiinflammatorisch und hemmte so die Tumorentstehung. Auf der anderen Seite wurden jedoch auch prokanzerogene Eigenschaften der GPx2 aufgedeckt. Deshalb sollte in dieser Arbeit untersucht werden, welchen Effekt ein GPx2 knockout in einem Modell der sporadischen, durch Azoxymethan (AOM) induzierten, Colonkanzerogenese hat. Im WT kam es in präneoplastischen Läsionen häufig zu einer erhöhten GPx2-Expression im Vergleich zur normalen Darmmucosa. Eine derartige Steigerung der GPx2-Expression wurde auch in der humanen Colonkanzerogenese beschrieben. Das Fehlen der GPx2 resultierte in einer verminderten Entstehung von Tumoren (-Se und ++Se) und präneoplastischen Läsionen (-Se und +Se). Somit förderte GPx2 die Tumorentstehung im AOM-Modell. Acht Stunden nach AOM-Gabe war im GPx2 KO-Colon im Vergleich zum WT eine erhöhte Apoptoserate in der Kryptenmitte (-Se, +Se), nicht jedoch im Kryptengrund oder in der ++Se-Gruppe zu beobachten. Möglicherweise wirkte GPx2 prokanzerogen, indem sie die effiziente Elimination geschädigter Zellen in der Tumorinitiationsphase verhinderte. Eine ähnliche Wirkung wäre auch durch die erhöhte GPx2-Expression in der Promotionsphase denkbar. So könnte GPx2 proliferierende präneoplastische Zellen vor oxidativem Stress, Apoptosen, oder auch der Antitumorimmunität schützen. Dies könnte durch ein Zusammenwirken mit anderen Selenoproteinen wie GPx1 und Thioredoxinreduktasen, für die ebenfalls auch prokanzerogene Funktionen beschrieben wurden, verstärkt werden. Eine wichtige Rolle könnte hier die Modulation des Redoxstatus in Tumorzellen spielen. Die Variation des Selengehalts der Diät hatte im WT einen eher U-förmigen Effekt. So traten in der –Se und ++Se-Gruppe tendenziell mehr und größere Tumore auf, als in der +Se Gruppe. Zusammenfassend schützt GPx2 also die proliferierenden Zellen des Kryptengrundes. Sie könnte jedoch auch proliferierende transformierte Zellen schützen und so die sporadische, AOM-induzierte Colonkanzerogenese fördern. In einem Modell der Colitis-assoziierten Colonkanzerogenese hatte GPx2 auf Grund ihrer antiinflammatorischen Wirkung einen gegenteiligen Effekt und hemmte die Tumorentstehung. Die Rolle der GPx2 in der Colonkanzerogenese ist also abhängig vom zugrunde liegenden Mechanismus und wird maßgeblich von der Beteiligung einer Entzündung bestimmt.
Unter geeigneten Wachstumsbedingungen weisen Algenkulturen oft eine größere Produktivität der Zellen auf, als sie bei höheren Pflanzen zu beobachten ist. Chlamydomonas reinhardtii-Zellen sind vergleichsweise klein. So beträgt das Zellvolumen während des vegetativen Zellzyklus etwa 50–3500 µm³. Im Vergleich zu höheren Pflanzen ist in einer Algensuspension die Konzentration der Biomasse allerdings gering. So enthält beispielsweise 1 ml einer üblichen Konzentration zwischen 10E6 und 10E7 Algenzellen. Quantifizierungen von Metaboliten oder Makromolekülen, die zur Modellierung von zellulären Prozessen genutzt werden, werden meist im Zellensemble vorgenommen. Tatsächlich unterliegt jedoch jede Algenzelle einer individuellen Entwicklung, die die Identifizierung charakteristischer allgemeingültiger Systemparameter erschwert. Ziel dieser Arbeit war es, biochemisch relevante Messgrößen in-vivo und in-vitro mit Hilfe optischer Verfahren zu identifizieren und zu quantifizieren. Im ersten Teil der Arbeit wurde ein Puls-Amplituden-Modulation(PAM)-Fluorimetriemessplatz zur Messung der durch äußere Einflüsse bedingten veränderlichen Chlorophyllfluoreszenz an einzelnen Zellen vorgestellt. Die Verwendung eines kommerziellen Mikroskops, die Implementierung empfindlicher Nachweiselektronik und einer geeignete Immobilisierungsmethode ermöglichten es, ein Signal-zu-Rauschverhältnis zu erreichen, mit dem Fluoreszenzsignale einzelner lebender Chlamydomonas-Zellen gemessen werden konnten. Insbesondere wurden das Zellvolumen und der als Maß für die Effizienz des Photosyntheseapparats bzw. die Zellfitness geltende Chlorophyllfluoreszenzparameter Fv/Fm ermittelt und ein hohes Maß an Heterogenität dieser zellulären Parameter in verschiedenen Entwicklungsstadien der synchronisierten Chlamydomonas-Zellen festgestellt. Im zweiten Teil der Arbeit wurden die bildgebende Laser-Scanning-Mikroskopie und anschließende Bilddatenanalyse zur quantitativen Erfassung der wachstumsabhängigen zellulären Parameter angewandt. Ein kommerzielles konfokales Mikroskop wurde um die Möglichkeit der nichtlinearen Mikroskopie erweitert. Diese hat den Vorteil einer lokalisierten Anregung, damit verbunden einer höheren Ortsauflösung und insgesamt geringeren Probenbelastung. Weiterhin besteht neben der Signalgewinnung durch Fluoreszenzanregung die Möglichkeit der Erzeugung der Zweiten Harmonischen (SHG) an biophotonischen Strukturen, wie der zellulären Stärke. Anhand der Verteilungsfunktionen war es möglich mit Hilfe von modelltheoretischen Ansätzen zelluläre Parameter zu ermitteln, die messtechnisch nicht unmittelbar zugänglich sind. Die morphologischen Informationen der Bilddaten ermöglichten die Bestimmung der Zellvolumina und die Volumina subzellularer Strukturen, wie Nuclei, extranucleäre DNA oder Stärkegranula. Weiterhin konnte die Anzahl subzellulärer Strukturen innerhalb einer Zelle bzw. eines Zellverbunds ermittelt werden. Die Analyse der in den Bilddaten enthaltenen Signalintensitäten war Grundlage einer relativen Konzentrationsbestimmung von zellulären Komponenten, wie DNA bzw. Stärke. Mit dem hier vorgestellten Verfahren der nichtlinearen Mikroskopie und nachfolgender Bilddatenanalyse konnte erstmalig die Verteilung des zellulären Stärkegehalts in einer Chlamydomonas-Population während des Wachstums bzw. nach induziertem Stärkeabbau verfolgt werden. Im weiteren Verlauf wurde diese Methode auch auf Gefrierschnitte höherer Pflanzen, wie Arabidopsis thaliana, angewendet. Im Ergebnis wurde gezeigt, dass viele zelluläre Parameter, wie das Volumen, der zelluläre DNA- und Stärkegehalt bzw. die Anzahl der Stärkegranula durch eine Lognormalverteilung, mit wachstumsabhängiger Parametrisierung, beschrieben werden. Zelluläre Parameter, wie Stoffkonzentration und zelluläres Volumen, zeigen keine signifikanten Korrelationen zueinander, woraus geschlussfolgert werden muss, dass es ein hohes Maß an Heterogenität der zellulären Parameter innerhalb der synchronisierten Chlamydomonas-Populationen gibt. Diese Aussage gilt sowohl für die als homogenste Form geltenden Synchronkulturen von Chlamydomonas reinhardtii als auch für die gemessenen zellulären Parameter im intakten Zellverbund höherer Pflanzen. Dieses Ergebnis ist insbesondere für modelltheoretische Betrachtungen von Relevanz, die sich auf empirische Daten bzw. zelluläre Parameter stützen welche im Zellensemble gemessen wurden und somit nicht notwendigerweise den zellulären Status einer einzelnen Zelle repräsentieren.
Jahresbericht 2012
(2013)
Inhalt: 1. Allgemeiner Überblick 2. Organisationsstruktur des MRZ 2.1 Angehörige des MRZ 2.2 Wissenschaftlicher Beirat des MRZ 2.3 Förderverein 3. Aktivitäten im Berichtszeitraum 3.1 Forschungsprojekte und wissenschaftliche Veranstaltungen 3.2 Promotionen 3.3 Lehrveranstaltungen 3.4 Publikationen – Neuerscheinungen 2012 3.5 Wissenschaftliche Vorträge, Vorlesungen, Fachgespräche u. ä. 4. Anhang
Die neue interaktive Online-Bildungsplattform openHPI (https://openHPI.de) des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) bietet frei zugängliche und kostenlose Onlinekurse für interessierte Teilnehmer an, die sich mit Inhalten aus dem Bereich der Informationstechnologien und Informatik beschäftige¬n. Wie die seit 2011 zunächst von der Stanford University, später aber auch von anderen Elite-Universitäten der USA angeboten „Massive Open Online Courses“, kurz MOOCs genannt, bietet openHPI im Internet Lernvideos und weiterführenden Lesestoff in einer Kombination mit lernunterstützenden Selbsttests, Hausaufgaben und einem sozialen Diskussionsforum an und stimuliert die Ausbildung einer das Lernen fördernden virtuellen Lerngemeinschaft. Im Unterschied zu „traditionellen“ Vorlesungsportalen, wie z.B. dem tele-TASK Portal (http://www.tele-task.de), bei dem multimedial aufgezeichnete Vorlesungen zum Abruf bereit gestellt werden, bietet openHPI didaktisch aufbereitete Onlinekurse an. Diese haben einen festen Starttermin und bieten dann in einem austarierten Zeitplan von sechs aufeinanderfolgenden Kurswochen multimedial aufbereitete und wann immer möglich interaktive Lehrmaterialien. In jeder Woche wird ein Kapitel des Kursthemas behandelt. Dazu werden zu Wochenbeginn eine Reihe von Lehrvideos, Texten, Selbsttests und ein Hausaufgabenblatt bereitgestellt, mit denen sich die Kursteilnehmer in dieser Woche beschäftigen. Kombiniert sind die Angebote mit einer sozialen Diskussionsplattform, auf der sich die Teilnehmer mit den Kursbetreuern und anderen Teilnehmern austauschen, Fragen klären und weiterführende Themen diskutieren können. Natürlich entscheiden die Teilnehmer selbst über Art und Umfang ihrer Lernaktivitäten. Sie können in den Kurs eigene Beiträge einbringen, zum Beispiel durch Blogposts oder Tweets, auf die sie im Forum verweisen. Andere Lernende können diese dann kommentieren, diskutieren oder ihrerseits erweitern. Auf diese Weise werden die Lernenden, die Lehrenden und die angebotenen Lerninhalte in einer virtuellen Gemeinschaft, einem sozialen Lernnetzwerk miteinander verknüpft.
Korrelation zwischen der genetischen und der funktionellen Diversität humaner Bitterrezeptoren
(2013)
Der Mensch besitzt ~25 funktionelle Bitterrezeptoren (TAS2R), die für die Wahrnehmung potenziell toxischer Substanzen in der Nahrung verantwortlich sind. Aufgrund der großen genetischen Variabilität der TAS2R-Gene könnte es eine Vielzahl funktionell unterschiedlicher TAS2R-Haplotypen geben, die zu Unterschieden der Bitterwahrnehmung führen. Dies konnte bereits in funktionellen Analysen und sensorischen Studien für einzelne Bitterrezeptoren gezeigt werden. In dieser Arbeit wurden die häufigsten Haplotypen aller 25 Bitterrezeptoren verschiedener Ethnien funktionell charakterisiert. Das Ziel war eine umfassende Aussage über die funktionelle Diversität der TAS2Rs, die die molekulare Grundlage für individuelle Bitterwahrnehmung bildet, treffen zu können. Fehlende Varianten wurden aus genomischer DNA kloniert oder durch gezielte Mutagenese bereits vorhandener TAS2R-Konstrukte generiert. Die funktionelle Analyse erfolgte mittels Expression der TAS2R-Haplotypen in HEK293TG16gust44 Zellen und anschließenden Calcium-Imaging-Experimenten mit zwei bekannten Agonisten. Die Haplotypen der fünf orphanen TAS2Rs wurden mit über hundert Bitterstoffen stimuliert. Durch die gelungene Deorphanisierung des TAS2R41 in dieser Arbeit, wurden für die 21 aktivierbaren TAS2Rs 36 funktionell-unterschiedliche Haplotypen identifiziert. Die tatsächliche funktionelle Vielfalt blieb jedoch deutlich hinter der genetischen Variabilität der TAS2Rs zurück. Neun Bitterrezeptoren wiesen funktionell homogene Haplotypen auf oder besaßen nur eine weltweit vorherrschende Variante. Funktionell heterogene Haplotypen wurden für zwölf TAS2Rs identifiziert. Inaktive Varianten der Rezeptoren TAS2R9, TAS2R38 und TAS2R46 sollten die Wahrnehmung von Bitterstoffen wie Ofloxacin, Cnicin, Hydrocortison, Limonin, Parthenolid oder Strychnin beeinflussen. Unterschiedlich sensitive Varianten, besonders der Rezeptoren TAS2R47 und TAS2R49, sollten für Agonisten wie Absinthin, Amarogentin oder Cromolyn ebenfalls zu phänotypischen Unterschieden führen. Wie für den TAS2R16 bereits gezeigt, traten Haplotypen des funktionell heterogenen TAS2R7 und TAS2R41 ethnien-spezifisch auf, was auf lokale Anpassung und verschiedene Phänotypen hinweisen könnte. Weiterführend muss nun eine Analyse der funktionell-variablen TAS2Rs in sensorischen Tests erfolgen, um ihre phänotypische Relevanz zu prüfen. Die Analyse der funktionsmodulierenden Aminosäurepositionen, z.Bsp. des TAS2R44, TAS2R47 oder TAS2R49, könnte weiterführend zum besseren Verständnis der Rezeptor-Ligand- und Rezeptor-G-Protein-Interaktion beitragen.
Die wertschöpfenden Tätigkeiten in Unternehmen folgen definierten Geschäftsprozessen und werden entsprechend ausgeführt. Dabei werden wertvolle Daten über die Prozessausführung erzeugt. Die Menge und Qualität dieser Daten ist sehr stark von der Prozessausführungsumgebung abhängig, welche überwiegend manuell als auch vollautomatisiert sein kann. Die stetige Verbesserung von Prozessen ist einer der Hauptpfeiler des Business Process Managements, mit der Aufgabe die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu sichern und zu steigern. Um Prozesse zu verbessern muss man diese analysieren und ist auf Daten der Prozessausführung angewiesen. Speziell bei manueller Prozessausführung sind die Daten nur selten direkt zur konkreten Prozessausführung verknüpft. In dieser Arbeit präsentieren wir einen Ansatz zur Verwendung und Anreicherung von Prozessausführungsdaten mit Kontextdaten – Daten die unabhängig zu den Prozessdaten existieren – und Wissen aus den dazugehörigen Prozessmodellen, um ein hochwertige Event- Datenbasis für Process Intelligence Anwendungen, wie zum Beispiel Prozessmonitoring, Prozessanalyse und Process Mining, sicherstellen zu können. Des Weiteren zeigen wir offene Fragestellungen und Herausforderungen auf, welche in Zukunft Gegenstand unserer Forschung sein werden.
In den größten Städten Russlands werden aktuell Entwicklungstendenzen sichtbar, welche die Frage nach einem Ende der postsozialistischen Transformation aufwerfen. Ein Beispiel für derartige – posttransformative – Entwicklungstendenzen bildet die Planung und Verwirklichung ikonischer Architekturprojekte. Diese sollen vor allem Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit symbolisieren. Vor Ort sind sie aber insbesondere dann umstritten, wenn sie die überkommenen städtebaulichen Traditionen in Frage stellen. Besonders gut zeigt sich das beim Ochta-Zentrum, einem Geschäfts- und Kulturzentrum mit 400 m hoher Dominante, das nach dem Willen des Gazprom-Konzerns am Rande der historischen Innenstadt Sankt Petersburgs errichtet werden sollte. In der Hochphase der Diskussion beschäftigte das Projekt nicht nur die Stadtbevölkerung, sondern auch die Führungsriege der Russischen Föderation und die UNESCO. Die Analyse des Diskurses über das Ochta-Zentrum ermöglicht daher ebenso Erkenntnisse über Tendenzen der Stadtentwicklung Sankt Petersburgs wie über Strategien der russischen Innen- und Außenpolitik.
In dieser Dissertation erfolgt eine Analyse des Schutzes von Biodiversität durch Payments for Environmental Services (PES) und, insbesondere im empirischen Teil, innerhalb des Ansatzes Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation plus (REDDplus). Die Anwendung von PES-Programmen zum Schutz von Biodiversität gewinnt im umweltpolitischen Bereich immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig ist die Umsetzung solcher Schutzprogramme jedoch mit erheblichen Transaktionskosten und damit der Gefahr von Ineffizienzen verbunden. Die Möglichkeit der Bündelung von Biodiversität mit einer weiteren Ökosystemleistung, hier der Speicherung von Kohlenstoffdioxid, wird hinsichtlich der Wirkungen auf die Schutzniveaus beider Ökosystemleistungen und der Veränderung der Produktionsweise des landwirtschaftlichen Sektors in einem monopsonistischen Modelansatz analysiert. Durch die formale Analyse zeigt sich, dass für einen effizienteren Schutz der beiden Ökosystemleistungen economies of scope bei den Transaktionskosten mit der Bündelung von PES-Programmen realisiert werden müssen. Ein Beispiel für die praktische Umsetzung von Payments for Environmental Services ist der REDDplus-Ansatz. Das Ziel ist die Reduzierung von Treibhausgasemissionen durch den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung von tropischen Wäldern, aber auch der Schutz von Biodiversität. Innerhalb des empirischen Teiles der Dissertation wird untersucht, inwiefern es durch die Verfolgung beider Ziele zur Realisierung von economies of scope bei den Transaktionskosten kommt. In die Analyse werden sechs Länder (Costa-Rica, Indonesien, Mexiko, Kambodscha, Peru und Vietnam) einbezogen. Die Analyse erfolgt auf der Grundlage von Szenarien, welche mit Hilfe der Readiness Proposals der Länder für den Zeitraum von 2008 bis 2030 erstellt wurden. Anhand der Ergebnisse kann gezeigt werden, dass es nicht automatisch durch die Zusammenlegung von PES-Programmen zu einer Realisierung von economies of scope kommt. Eine Bündelung solcher Programme ist daher nicht in allen Phasen ihrer Umsetzung ratsam.
Inhalt: Katja Mönnich: Eine Freundschaft, die Jahrzehnte überdauerte! Ein unveröffentlichter Brief Alexander von Humboldts an seinen langjährigen Freund Johann Karl Freiesleben Detlev Doherr: Interconnectedness und digitale Texte Ursula Thiemer-Sachse: Steinpatrizen aus dem alten Kolumbien zur Vorbereitung des Gusses von Goldobjekten in verlorener Form - Alexander von Humboldts "Kalendersteine" der Muisca Birgit Schneider: Berglinien im Vergleich - Bemerkungen zu einem klimageografischen Diagramm Alexander von Humboldts Ingo Schwarz: Friedrich L. Brand - 1922 bis 2012 Eberhard Knobloch: "Es wäre mir unmöglich nur ein halbes Jahr so zu leben wie er": Encke, Humboldt und was wir schon immer über die neue Berliner Sternwarte wissen wollten
Die Moskauer Staatliche Juristische O. E. Kutafin Universität (Akademie) und die Juristische Fakultät der Universität Potsdam arbeiten seit 2007 mit hohem wissenschaftlichem Ertrag zusammen. Ihre gemeinsamen Anstrengungen um das Verständnis und die Entwicklung des Rechts in Russland und in Deutschland finden in den Wochen des Russischen Rechts ihren Ausdruck. In den Beiträgen spiegelt sich das wissenschaftliche Denken auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft zweier Länder wider, deren Rechtsschulen seit jeher ein historisches Band verbindet. Ius est ars aequi et boni – Nach dem Wahren und Guten durch das Recht streben beide Partner. Den thematischen Schwerpunkt der 2. Woche des Russischen Rechts, Potsdam, 2012, bildeten – neben zivilrechtlichen Fragestellungen – das Zusammenwirken und der wechselseitige Einfluss von Staat und Kirche in Russland und Deutschland. Wo harsche Gegensätze zwischen Staat und Kirche das Bild prägen, wo die eine Seite die andere gar bekämpft, dominieren Unrecht und Willkür. Wo aber zwischen Staat und Kirche gegenseitiges Vertrauen und Wohlwollen herrschen, wo Konflikte rechtsstaatlich, mithin friedlich, ausgetragen werden, lässt sich das Wahre finden, und das Gute gedeiht. Diese Einsicht zu fördern und zu verbreiten, war ein Ziel der Konferenz.
Brandenburger Antike-Denkwerk : o tempora, o mores ; Relevanz und Relativierung von Wertbegriffen
(2013)
Im September 2008 fand der 4. Potsdamer Lateintag statt. Er war Bestandteil des auf drei Jahre angelegten Brandenburger Antike-Denkwerks (BrAnD), das von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde. Der Band versammelt die Vorträge des Lateintags von Frau Prof. Dr. Chr. Kunst und Herrn Prof. Dr. M. Janka sowie eine Auswahl der Berichte zu den Schulprojekten.
Diese Arbeit befasst sich mit der Synthese und der Charakterisierung von thermoresponsiven Polymeren und ihrer Immobilisierung auf festen Oberflächen als nanoskalige dünne Schichten. Dabei wurden thermoresponsive Polymere vom Typ der unteren kritischen Entmischungstemperatur (engl.: lower critical solution temperature, LCST) verwendet. Sie sind bei niedrigeren Temperaturen im Lösungsmittel gut und nach Erwärmen oberhalb einer bestimmten kritischen Temperatur nicht mehr löslich; d. h. sie weisen bei einer bestimmten Temperatur einen Phasenübergang auf. Als Basismaterial wurden verschiedene thermoresponsive und biokompatible Polymere basierend auf Diethylenglykolmethylethermethacrylat (MEO2MA) und Oligo(ethylenglykol)methylethermethacrylat (OEGMA475, Mn = 475 g/ mol) über frei radikalische Copolymerisation synthetisiert. Der thermoresponsive Phasenübergang der Copolymere wurde in wässriger Lösung und in gequollenen vernetzten dünnen Schichten beobachtet. Außerdem wurde untersucht, inwiefern eine selektive Proteinbindung an geeignete funktionalisierte Copolymere die Phasenübergangstemperatur beeinflusst. Die thermoresponsiven Copolymere wurden über photovernetzbare Gruppen auf festen Oberflächen immobilisiert. Die nötigen lichtempfindlichen Vernetzereinheiten wurden mittels des polymerisierbaren Benzophenonderivates 2 (4 Benzoylphenoxy)ethylmethacrylat (BPEM) in das Copolymer integriert. Dünne Filme der Copolymere mit ca. 100 nm Schichtdicke wurden über Rotationsbeschichtung auf Siliziumwafer aufgeschleudert und anschließend durch Bestrahlung mit UV Licht vernetzt und auf der Oberfläche immobilisiert. Die Filme sind stabiler je größer der Vernetzeranteil und je größer die Molmasse der Copolymere ist. Bei einem Waschprozess nach der Vernetzung wird beispielsweise aus einem Film mit moderater Molmasse und geringem Vernetzeranteil mehr unvernetztes Copolymer ausgewaschen als bei einem höhermolekularen Copolymer mit hohem Vernetzeranteil. Die Quellbarkeit der Polymerschichten wurde mit Ellipsometrie untersucht. Sie ist größer je geringer der Vernetzeranteil in den Copolymeren ist. Schichten aus thermoresponsiven OEG Copolymeren zeigen einen Volumenphasenübergang vom Typ der LCST. Der thermoresponsive Kollaps der Schichten ist komplett reversibel, die Kollapstemperatur kann über die Zusammensetzung der Copolymere eingestellt werden. Für einen Vergleich dieser Eigenschaften mit dem gut charakterisierten und derzeit wohl am häufigsten untersuchten thermoresponsiven Polymer Poly(N-isopropylacrylamid) (PNIPAM) wurden zusätzlich photovernetzte Schichten aus PNIPAM hergestellt und ebenfalls ellipsometrisch vermessen. Im Vergleich zu PNIPAM verläuft der Phasenübergang der Schichten aus den Copolymeren mit Oligo(ethylenglykol)-seitenketten (OEG Copolymere) über einen größeren Temperaturbereich. Mit Licht einer Wellenlänge > 300 nm wurden die photosensitiven Benzophenongruppen selektiv angeregt. Bei der Verwendung kleinerer Wellenlängen vernetzten die Copolymerschichten auch ohne die Anwesenheit der lichtempfindlichen Benzophenongruppen. Dieser Effekt ließ sich zur kontrollierten Immobilisierung und Vernetzung der OEG Copolymere einsetzen. Als weitere Methode zur Immobilisierung der Copolymere wurde die Anbindung über Amidbindungen untersucht. Dazu wurden OEG Copolymere mit dem carboxylgruppenhaltigen 2 Succinyloxyethylmethacrylat (MES) auf mit 3 Aminopropyldimethylethoxysilan (APDMSi) silanisierte Siliziumwafer rotationsbeschichtet, und mit dem oligomeren α, ω Diamin Jeffamin® ED 900 vernetzt. Die Vernetzungsreaktion erfolgte ohne weitere Zusätze durch Erhitzen der Proben. Die Hydrogelschichten waren anschließend stabil und zeigten neben thermoresponsivem auch pH responsives Verhalten. Um zu untersuchen, ob die Phasenübergangstemperatur durch eine Proteinbindung beeinflusst werden kann, wurde ein polymerisierbares Biotinderivat 2 Biotinyl-aminoethylmethacrylat (BAEMA) in das thermoresponsive Copolymer eingebaut. Der Einfluss des biotinbindenen Proteins Avidin auf das thermoresponsive Verhalten des Copolymers in Lösung wurde untersucht. Die spezifische Bindung von Avidin an das biotinylierte Copolymer verschob die Übergangstemperatur deutlich zu höheren Temperaturen. Kontrollversuche zeigten, dass dieses Verhalten auf eine selektive Proteinbindung zurückzuführen ist. Thermoresponsive OEG Copolymere mit photovernetzbaren Gruppen aus BPEM und Biotingruppen aus BAEMA wurden über Rotationsbeschichtung auf Gold- und auf Siliziumoberflächen aufgetragen und durch UV Strahlung vernetzt. Die spezifische Bindung von Avidin an die Copolymerschicht wurde mit Oberflächenplasmonenresonanz und Ellipsometrie untersucht. Die Bindungskapazität der Schichten war umso größer, je kleiner der Vernetzeranteil, d. h. je größer die Maschenweite des Netzwerkes war. Die Quellbarkeit der Schichten wurde durch die Avidinbindung erhöht. Bei hochgequollenen Systemen verursachte eine Mehrfachbindung des tetravalenten Avidins allerdings eine zusätzliche Quervernetzung des Polymernetzwerkes. Dieser Effekt wirkt der erhöhten Quellbarkeit durch die Avidinbindung entgegen und lässt die Polymernetzwerke schrumpfen.
Aus dem Inhalt: - Die Umsetzung der Europäischen Menschenrechtskonvention in der deutschen Rechtsordnung - Ein neues Mind-set der Europäischen Grenzschutzagentur? Zur Internalisierung menschenrechtlicher Vorgaben durch Frontex - Menschenwürde und Freiheitsentzug – Die Tätigkeit der Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter
Die Dissertation beschreibt die Herstellung von ringförmigen Verbindungen (Naphthalenophanen) mit Hilfe der Dehydro-Diels-Alder-Reaktion, wobei immer Enantiomerenpaare auftreten. Es wird der diastereoselektive Aufbau von Naphthalenophanen und der enantiomeren reine Aufbau von Biarylen untersucht. Desweiteren werden die physikalischen Eigenschaften der erhaltenen Verbindungen, wie die Phosphoreszenz, Trennbarkeit der entstehenden Enantiomere und die Ringspannung beschrieben.
In diesem Band „Essays zur Didaktik der Geographie“ werden in 8 Beiträgen ausgewählte Methoden für den Geographieunterricht behandelt. Praxiserfahrenen Geographiedidaktiker(inne)n und Geographielehrer(inne)n haben die Themen Croquis/Chorèmes und Schemata, Einstiege, Planspiele, Rollenspiele, Scaffolding, Schulbücher, Spiele und Umweltbildung in pointierter Form aufbereitet. Die Inhalte dieses Buches richten sich an Studierende, Referendarinnen und Referendare sowie Lehrer(inn)en, die sich kompakt über einzelne Themen oder Stichworte informieren wollen. Die acht Beiträge ergänzen die 65 Beiträge im „Metzler Handbuch 2.0 Geographieunterricht“. Sie sind durch wechselseitige Querverweise systematisch miteinander verbunden.
Wohin nach der 10. Klasse?
(2013)
Im Lebenslauf ist die Berufswahl eine zentrale Entwicklungsaufgabe. Durch die Institutionalisierung des Lebenslaufes in modernen Gesellschaften wird der Prozess auch institutionell begleitet. Schule organisiert in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit dazu berufsorientierende Angebote, die u.a. die Entwicklung der Berufswahlreife unterstützen sollen. So werden neben den Eltern auch die Schule und Berufsberatung zu zentralen Vermittlern (Gatekeepern) beim Übergang von der Schule in die Ausbildung. Im Rahmen der Analyse des Berufswahlprozesses ist es wichtig, die Interaktion zwischen „Umwelt und Person“ zu betrachten: Wie gelingt es Jugendlichen, diese Entwicklungsaufgabe anhand personaler und sozialer Ressourcen, sowie im Rahmen gesellschaftlicher Strukturen, zu bewältigen? Diese Fragestellung ist grundsätzlich nicht neu, gewinnt jedoch unter den aktuellen gesellschaftlichen und ökonomischen Übergangsbedingungen eine große Bedeutung. Schulen haben in den letzten Jahren verstärkt begonnen, ihre Berufsorientierung systematisch zu organisieren und weiterzuentwickeln. Die Fülle der neu entwickelten Konzepte und Programme zur Verbesserung der Berufsorientierung steht jedoch in keinem Verhältnis zum Stand der empirischen Forschung. Daher ist die vorliegende Forschungsarbeit von der zentralen Zielstellung geleitet, die empirische Evidenz zur Wirkung schulischer Berufsorientierungsangebote zu erweitern. Im Mittelpunkt der Studie steht die Fragestellung, wie sich der schulische Berufsorientierungsprozess für Schülerinnen und Schüler aller Bildungsgänge für einen verbesserten Übergang in weiterführende Bildungs- und Ausbildungssysteme optimieren lässt. Von Interesse ist dabei, ob und inwieweit schulische Angebote die Entwicklung der Berufswahlreife der Schülerinnen und Schüler beeinflussen, welche Angebote als besonders unterstützend oder weniger sinnvoll beurteilt werden müssen. Diese Fragestellungen wurden auf Basis von schriftlichen Befragungen im Zeitraum von 2008 bis 2010 von Oberschülerinnen und Oberschülern im Landes Brandenburg bearbeitet. Anhand von Querschnitts- und Panelanalysen werden Aussagen über die Wahrnehmung und den Einfluss der verschiedenen schulischen Angebote sowohl für einzelne Jahrgangsstufen als auch im Vergleich zwischen den Jahrgangsstufen getroffen.
Soziale Netzwerkanalyse für HumangeographInnen : Einführung in UCINET und NetDraw in fünf Schritten
(2013)
In den Sozialwissenschaften profiliert sich derzeit eine disziplinübergreifende Netzwerkforschung, die sich durch eine relationale Theorieperspektive auszeichnet. Die empirische Forschung greift dabei vermehrt auf das Methodenrepertoire der Social Network Analysis (SNA) zurück. Für die Humangeographie kann der soziologische Blick der Netzwerkforschung auf unterschiedliche Weise um „Raumbezüge“ ergänzt und in verschiedenen Forschungsfeldern zur Anwendung gebracht werden. Trotz ihres vielfältigen Potenzials nimmt die SNA in der geographischen Methodenausbildung in Deutschland bisher einen eher untergeordneten Stellenwert ein. Dieses Buch richtet sich an Studentinnen und Studenten, die sich für (humangeographische) empirische Netzwerkforschung interessieren und einen einfachen Einstieg suchen. Es führt verständlich in zentrale Fachbegriffe der SNA und die grundlegenden Funktionen der Analyse-Software UCINet ein. Von der Dateneingabe und -aufbereitung, über die Visualisierung bis hin zu netzwerkanalytischen Berechnungen werden die ersten Schritte vorgestellt und nachvollziehbar erläutert.