800 Literatur und Rhetorik
Refine
Has Fulltext
- no (6)
Document Type
- Monograph/Edited Volume (6) (remove)
Is part of the Bibliography
- yes (6)
Keywords
- Berühren (2)
- Lesen (2)
- Berührung (1)
- Philologie (1)
- Tastsinn (1)
Institute
- Institut für Künste und Medien (6) (remove)
Berühren Denken
(2021)
›Theorie‹ geht etymologisch auf ›Anschauen‹ zurück. Der Theoretiker gilt gemeinhin als distanzierter Zuschauer. Diese distanzierte Position wird hier hinterfragt. Die Beiträge stützen sich dabei auf eine theoretische Tradition, die sich am Tastsinn als Korrektiv des Sehsinns orientiert. Taktilen Erfahrungsdimensionen wie dem Berühren wird schon lange eine idealisierte ›unmittelbare Wahrnehmung‹ jenseits von begrifflicher Abstraktion zugeschrieben. Die Autorinnen und Autoren beleuchten dagegen die komplizierte Verwandtschaft von Berühren und Denken und die begrifflichen Verwicklungen und Potenziale des Berührens. Es werden nicht nur unterschiedliche Konzepte von Berührung in Philosophie und Kunst betrachtet, sondern auch theoretische Denk- und Schreibformen erkundet, die selbst ›Berührungen‹ mit sich bringen.
Touching at a Distance
(2023)
Studies the capacity of Shakespeare’s plays to touch and think about touchBased on plays from all major genres: Hamlet, The Tempest, Richard III, Much Ado About Nothing and Troilus and CressidaCentres on creative, close readings of Shakespeare’s plays, which aim to generate critical impulses for the 21st century readerBrings Shakespeare Studies into touch with philosophers and theoreticians from a range of disciplinary areas – continental philosophy, literary criticism, psychoanalysis, sociology, phenomenology, law, linguistics: Friedrich Nietzsche, Maurice Blanchot, Jacques Lacan, Luce Irigaray, Jacques Derrida, Roland Barthes, Niklas Luhmann, Hans Blumenberg, Carl Schmitt, J. L. AustinTheatre has a remarkable capacity: it touches from a distance. The audience is affected, despite their physical separation from the stage. The spectators are moved, even though the fictional world presented to them will never come into direct touch with their real lives. Shakespeare is clearly one of the master practitioners of theatrical touch. As the study shows, his exceptional dramaturgic talent is intrinsically connected with being one of the great thinkers of touch. His plays fathom the complexity and power of a fascinating notion – touch as a productive proximity that is characterised by unbridgeable distance – which philosophers like Friedrich Nietzsche, Maurice Blanchot, Jacques Derrida, Luce Irigaray and Jean-Luc Nancy have written about, centuries later. By playing with touch and its metatheatrical implications, Shakespeare raises questions that make his theatrical art point towards modernity: how are communities to form when traditional institutions begin to crumble? What happens to selfhood when time speeds up, when oneness and timeless truth can no longer serve as reliable foundations? What is the role and the capacity of language in a world that has lost its seemingly unshakeable belief and trust in meaning? How are we to conceive of the unthinkable extremes of human existence – birth and death – when the religious orthodoxy slowly ceases to give satisfactory explanations? Shakespeare’s theatre not only prompts these questions, but provides us with answers. They are all related to touch, and they are all theatrical at their core: they are argued and performed by the striking experience of theatre’s capacities to touch – at a distance
Feministisches Spekulieren
(2020)
Es ist eines der zentralen feministischen Anliegen, die realitätskonstituierende Wirkmacht von Narrationen für die Vorstellung von Geschichte und Gegenwart ernst zu nehmen. Während ab den 1960er-Jahren Science-Fiction-Autor*innen das Spekulative zum Imaginieren und Fabulieren von Post-race und Post-Gender-Welten nutzten, zeichnet sich seit einiger Zeit eine Veränderung in der feministischen Bezugnahme auf das Spekulative ab. Autor*innen wie Donna J. Haraway, Saidiya Hartman und Anna L. Tsing schlagen das Fabulative und Spekulative für eine andere Sicht auf das Jetzt und Hier vor, um sich der Komplexität von Klimawandel, Anthropozän und Dekolonisierung anzunehmen. Statt eine geschlossene Erzählung über etwas zu erzeugen, zeichnen sich die verschiedenen Unternehmungen feministischen Spekulierens durch besondere Modi der Situierung, Relationalität, Verantwortung und Offenheit aus.
Der Band verfolgt eine Theorie- und Diskursgeschichte feministischer Genealogien, die ein besonderes Augenmerk auf Fragen der spekulativen Narrationen und Zeitlichkeiten legen. Dabei werden Autor*innen wie Luce Irigaray, Ursula K. Le Guin oder Hélène Cixous wieder- und neugelesen sowie Fragen nach dem kritischen Potenzial des Möglichen und Spekulativen für die Gegenwart aufgeworfen.
Berühren Lesen
(2021)
Berühren changiert zwischen Buchstäblichkeit und Metaphorik. Gegenüber dem Distanzsinn des Sehens wird mit dem Berühren eine größere Unmittelbarkeit assoziiert. Doch die Möglichkeit des Kontaktes ist von Beginn an prekär. Das Berühren kann sich selbst nicht berühren. In das Berühren schiebt sich ein Dazwischen, das den Entzug dieser ambivalenten Figur bedingt. Diese aporetische Bestimmung des Berührens begründet das Unternehmen des Bandes. Jeder Eintrag wiederholt eine Bewegung des Berührens: In einzelnen Text- oder Bildlektüren werden Spuren verfolgt, die das Berühren im stetigen Sich-Entziehen in seinen mannigfaltigen Nachbarschaften hinterlässt. Die einzelnen Einträge generieren sich aus diesen Lektüren. Dabei spielt die Nachbarschaft der Einträge selbst eine tragende Rolle. So wird das Berühren zum produktiven Prinzip von Philologie als einer kollektiven
Lektüre- und Schreibform.
Der Band ist den existenziellen Turbulenzen gewidmet, die dem Menschen nicht als katastrophales Ereignis widerfahren, sondern seinen unentrinnbaren Alltag formen. Egal ob Verschiebungen im universitären Selbstverständnis (Vinken), Umgang mit geschlechtlicher Abweichung (Ungelenk; Hordych), Brüchen im Familiengefüge (Brook; Goldmann), Kampf gegen Abholzung (Nixon), technische Totalüberwachung im Alltag (Søilen/Maurer), narratologische Erkundungen von Zeit oder Gattung (Horst; Pierstorff; Reisener), stets erweist sich scheinbar banaler Alltag als erstaunlich produktiver Ausgangspunkt für gesellschaftliche, künstlerische und denkerische Prozesse. Das Gewöhnliche des Alltags ist nicht länger bloß statische Folie für einbrechende Ereignisse – es ist selbst als generatives Werden nobilitiert, das nun aber doppelbödige Wertung annimmt: Alltag verliert im Zuge einer Philosophie der Moderne das Verlässliche (Hüsch; Khurana), wird bedrohlich; zugleich bietet diese neue Unruhe des Alltags, sein "trouble", aber auch Chancen für Veränderung und feministisch-kritische oder künstlerische Intervention.