370 Bildung und Erziehung
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Kinder mit internalisierenden Problemen erleben täglich herausfordernde akademische sowie soziale Situationen im Schulkontext. Dabei ist entscheidend, dass Lehrkräfte in der Lage sind diese Kinder zu identifizieren, um pädagogisch adäquat handeln zu können. Aufgrund der nach innen gerichteten Symptome stellt das Erkennen internalisierender Probleme eine große Herausforderung dar. Zur Diagnostik werden vorwiegend standardisierte Fragebögen eingesetzt, welche den Schulkontext sowie spezifische Altersgruppen und die damit einhergehende Veränderlichkeit von Emotionswahrnehmungen der betroffenen Kinder nur unzureichend berücksichtigen. Dieser Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Interviewstudie und diskutiert den Einsatz von Interviews als Methode zur Identifikation emotional relevanter Situationen aus der Perspektive von Kindern. Die Ergebnisse sollen der Ableitung alters- und kontextspezifischer Items dienen, um die Diagnostik internalisierender Schwierigkeiten weiterzuentwickeln.
PSI-Potsdam
(2023)
An der Universität Potsdam wird seit 2015 im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ das Projekt „Professionalisierung – Schulpraktische Studien – Inklusion“ (PSI-Potsdam) durchgeführt und am Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB) koordiniert. Zur ersten Projektförderphase (2015-2018) erschien der Band „PSI-Potsdam – Ergebnisbericht zu den Aktivitäten im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (2015-2018)“ zum Auftakt der Reihe „Potsdamer Beiträge zur Lehrerbildung und Bildungsforschung“.
Der vorliegende Band aus der gleichen Reihe gibt in den Kapiteln „Erhebungen“, „Lehrkonzepte“ und „Vernetzungen“ einen Überblick über alle Teilprojekte der zweiten Projektförderphase (2019-2023). Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Fachdidaktiken, Fachwissenschaften sowie aus den Bildungswissenschaften und der Inklusionspädagogik haben im Rahmen des Projektes kooperiert. Sowohl praxisnahe Forschung als auch die Entwicklung neuer Lehrkonzepte sowie Strategien zur Vernetzung innerhalb der Lehrkräftebildung stehen im Fokus dieses Bandes. Die Praxisphasen, die im Rahmen des „Potsdamer Modells der Lehrerbildung“ eine zentrale Rolle spielen, wurden in einer großen Studie über alle Praxisphasen untersucht.
Der Band gibt interessante Einblicke in die Ergebnisse der Teilprojekte und Anregungen sowohl für die eigene Forschung als auch für Entwicklungsarbeit wie zum Beispiel die Entwicklung neuer Lehrkonzepte. Herausgegeben wird dieser Band von PD Dr. Jolanda Hermanns (Gesamtkoordinatorin PSI-Potsdam und Chemiedidaktikerin).
Development of self-concept and task interest has been shown to be affected by social comparison processes in a variety of cross-sectional studies. A potential explanation for these effects is an effect of social comparative performance feedback on an individual’s self-evaluation of performance, which in turn influences development of self-concept and task interest. There are, however, only few studies addressing this topic with experimental designs. This study was aimed at closing this research gap by experimentally manipulating social comparative performance. Feedback given was based on 2 × 2 experimental conditions: social position (high vs. low) and average performance of the reference group (high vs. low). Results show a strong effect of social position on self-evaluation of performance and smaller effects on self-concept and task interest.
In intervention research, single-case experimental designs are an important way to gain insights into the causes of individual changes that yield high internal validity. They are commonly applied to examine the effectiveness of classroom-based interventions to reduce problem behavior in schools. At the same time, there is no consensus on good design characteristics of single-case experimental designs when dealing with behavioral problems in schools. Moreover, specific challenges arise concerning appropriate approaches to analyzing behavioral data. Our study addresses the interplay between the test power of piecewise regression analysis and important design specifications of single-case research designs. Here, we focus on the influence of the following specifications of single-case research designs: number of measurement times, the initial frequency of the behavior, intervention effect, and data trend. We conducted a Monte-Carlo study. First, simulated datasets were created with specific design conditions based on reviews of published single-case intervention studies. Following, data were analyzed using piecewise Poisson-regression models, and the influence of specific design specifications on the test power was investigated. Our results indicate that piecewise regressions have a high potential of adequately identifying the effects of interventions for single-case studies. At the same time, test power is strongly related to the specific design specifications of the single-case study: Few measurement times, especially in phase A, and low initial frequencies of the behavior make it impossible to detect even large intervention effects. Research designs with a high number of measurement times show robust power. The insights gained are highly relevant for researchers in the field, as decisions during the early stage of conceptualizing and planning single-case experimental design studies may impact the chance to identify an existing intervention effect during the research process correctly.
Dieser Beitrag diskutiert die diagnostischen Kompetenzen Lehramtsstudierender vor allem in Bezug auf internalisierende Verhaltensbesonderheiten. Da diese häufig weniger Einfluss auf den Verlauf des Schulalltags von Lehrpersonen haben als externalisierendes Erleben und Verhalten von Kindern, werden internalisierende Verhaltensbesonderheiten von Kindern häufig seltener wahrgenommen und seltener als pädagogisch relevant eingestuft. Daher erfahren diese Kinder oft weniger förderdiagnostische Unterstützung. Mit dem Ziel der Entwicklung diesbezüglicher diagnostischer Kompetenzen der Studierenden wird das Psychodiagnostische Praktikum (PDP) mit praktischen Abschnitten und begleitenden Seminarsitzungen zeitgleich zum Praxissemester durchgeführt. Um Veränderungen in der Selbstwahrnehmung der Studierenden in Bezug auf ihre diagnostischen Kompetenzen im Rahmen des PDP abzubilden und damit das Gesamtkonzept zu evaluieren, wird ein selbstentwickelter Fragebogen verwendet. Der Beitrag stellt die konzeptuellen Gedanken des Fragebogens sowie die Ergebnisse einer ersten Pilotstudie vor.
Schulpraktika bilden die zentrale Grundlage der Lehrerbildung in Potsdam. Bereits im Potsdamer Modell der Lehrerbildung (1993) sind sie festgehalten, seit der Integration des Schulpraktikums (Praxissemesters) 2008 absolvieren alle Potsdamer Lehramtsstudierenden fünf Pflichtpraktika. Während die Ziele der Praktika klar beschrieben sind, sind die tatsächlichen Lernerfolge nicht immer klar – ebenso wenig, wie die Begleitung der Praktika aussehen muss, um die Studierenden bestmöglich zu unterstützen. Auch die Integration in weitere Lehrveranstaltungen des Studiums ist ein noch offenes Feld, das weiterer Betrachtung verdient. Die unterschiedliche Ausrichtung der Potsdamer Praktika, Perspektivwechsel im Orientierungs-/Integriertem Eingangspraktikum, Selbstreflektion im Praktikum in pädagogisch-psychologischen Handlungsfeldern, Unterricht als Profession in den Fachdidaktischen Tagespraktika, Anwendung von Diagnostik im psychodiagnostischen Praktikum und die Synthese all dessen im Schulpraktikum, bieten dafür zahlreiche Ansatzpunkte.
Schulpraktika sind nicht nur ein zentraler und von Studierenden hoch geschätzter Bestandteil des Studiums, sondern werden auch zunehmend für die Bildungsforschung interessant. Fragen nach der Kompetenzentwicklung, Selbsteinschätzungen und der Entwicklung der Reflexionsfähigkeit von Studierenden stehen dabei ebenso im Fokus wie die Einschätzung der universitären Begleitung und der Einbindung ins weitere Studium.
Der vorliegende Band versammelt Studien von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Potsdam, die die fünf Pflichtpraktika im Lehramtsstudium unter unterschiedlichen Blickwinkel beforschen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen stammen und somit die Praktika mit verschiedenen Instrumenten und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Die präsentierten Ergebnisse bilden eine gute Grundlage, um die Praktika in Potsdam und an anderen Standorten weiterzuentwickeln.
Internalizing problems in children belong to the category of special educational needs called emotional and behavioral difficulties. Recent decades have witnessed a critical discussion about whether children and adolescents experiencing internalizing problems are at risk of being sociometrically neglected (neither liked nor disliked by their peers). Previous studies have shown evidence both for and against the association between internalizing problems and neglected sociometric status. These contradictory results may be due to the following methodological aspects: (1) shortcomings of sociometric status classification methods (arbitrariness of the sociometric classification rules) and (2) different operationalizations of internalizing problems (broadband and narrowband dimensions of behavior). The aim of the present study is to investigate empirically whether and to what extent these methodological aspects lead to contradictory results on the internalizing behavior of neglected students. This question is investigated using a sample of students (N = 2334) in German inclusive primary schools. The systematic investigation presented here provides initial indications that the various methodological approaches can lead to conflicting results. The contradictory results are not only due to the application of different sociometric classification methods, but also to different operationalizations of internalizing behavior (narrowband and broadband scales). Earlier contradictory evidence on the internalizing behavior of neglected students must therefore be seen in a different light: the reasons for previously conflicting results may actually be methodological. Based on the results, conclusions are drawn as to how methodological aspects can be given more consideration in sociometric research on internalizing behavior.
Social comparison processes and the social position within a school class already play a major role in performance evaluation as early as in elementary school. The influence of contrast and assimilation effects on self-evaluation of performance as well as task interest has been widely researched in observational studies under the labels big-fish-little-pond and basking-in-reflected-glory effect. This study examined the influence of similar contrast and assimilation effects in an experimental paradigm. Fifth and sixth grade students (n = 230) completed a computer-based learning task during which they received social comparative feedback based on 2 × 2 experimentally manipulated feedback conditions: social position (high vs. low) and peer performance (high vs. low). Results show a more positive development of task interest and self-evaluation of performance in both the high social position and the high peer performance condition. When applied to the school setting, results of this study suggest that students who already perform well in comparison to their peer group are also the ones who profit most from social comparative feedback, given that they are the ones who usually receive the corresponding positive performance feedback.
Sociometrically neglected children are not often liked and not often disliked by their peers. This kind of social information is known as social status. Evidence concerning internalizing behaviour of neglected children is as yet equivocal. Contradictory research results could possibly be attributed to methodological issues of social status classification methods. Therefore, we will paradigmatically emphasize insufficiencies of one social status classification method. Since arbitrary cutoffs (sociometric data) provide the basis for the categorical classification of social status groups, the classification approach lacks precision and consistency. Furthermore, social status classification discounts the multidimensional nature of a child’s social status (social status group affiliation is mutually exclusive), disregards between-peer-group differences in the sociometric data, and offers a peer-group-norm-referenced interpretation. By contrast, we will highlight some advantages of the newly introduced social status extreme points procedure, which describes a child’s social status in terms of the child’s adaptation to sociometric extreme points. The continuous social status extreme points variables offer a criterion-referenced interpretation (multidimensionality: degree of adaptation to each and every sociometric extreme point). The performance and agreement of both methods will be demonstrated using empirical data (N = 316 children within 22 school classes).
Der Beitrag stellt das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung entwickelte Seminarkonzept zur Vermittlung diagnostischer Lehrkräftekompetenzen mit Fokus auf internalisierende Verhaltensauffälligkeiten von Schüler_innen vor, das bereits in Form des Psychodiagnostischen Praktikums im Studium des Grundschullehramts mit dem Schwerpunkt Inklusionspädagogik an der Universität Potsdam umgesetzt wird. Dabei wird das Konzept zunächst hinsichtlich der Relevanz für die Ausbildung diagnostischer Kompetenzen angehender Lehrkräfte betrachtet, bevor auf den Aufbau und Ablauf der Lehrveranstaltung eingegangen wird. Die Lehrveranstaltung umfasst neben der Vermittlung und Vertiefung von Wissen zur pädagogischen Diagnostik die Umsetzung praktischer Aufgaben im Kontext Schule und deren anschließende Analyse und Reflexion, orientiert an wissenschaftlichen Reflexionsmodellen. Abschließend werden bisherige Erfahrungen hinsichtlich der Umsetzung des Seminarkonzepts im Rahmen des Psychodiagnostischen Praktikums berichtet und daraus Gelingensbedingungen für die Lehrveranstaltung formuliert.
Die Diagnostik lernrelevanter Eigenschaften von Schüler_innen ist eine zentrale Kompetenz angehender und aktiver Lehrkräfte. Auch psychische Auffälligkeiten, also emotional-soziale Schwierigkeiten wie internalisierende und externalisierende Verhaltensweisen, können die betroffenen Schüler_innen belasten und somit deren akademische sowie emotional-soziale Entwicklung beeinträchtigen. Grundlage einer angemessenen pädagogischen und/oder psychotherapeutischen Intervention ist das frühzeitige und sachgerechte Erkennen von psychischen Auffälligkeiten. Der vorliegende Beitrag thematisiert daher die diagnostischen Kompetenzen von Lehrkräften hinsichtlich psychischer Auffälligkeiten von Schüler_innen sowie fachliche Gelingensbedingungen für diese diagnostischen Kompetenzen (Wissen, Selbstwirksamkeitserwartung, Verantwortungsempfinden). Darauf aufbauend wird ein Fragebogen zur Erfassung der diagnostischen Kompetenzen hinsichtlich psychischer Auffälligkeiten vorgestellt und Einsatzmöglichkeiten des Fragebogenverfahrens diskutiert.
PSI-Potsdam
(2018)
In Brandenburg kommt der Universität Potsdam eine besondere Rolle zu: Sie ist die einzige, an der zukünftige Lehrerinnen und Lehrer die erste Phase ihres Werdegangs – das Lehramtsstudium – absolvieren können. Vor diesem Hintergrund wurde bereits kurz nach der Gründung im Jahr 1991 das „Potsdamer Modell der Lehrerbildung“ entwickelt. Dieses Modell strebt fortlaufend eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis über das gesamte Studium hinweg an und bindet hierfür die schulpraktischen Studienanteile in besonderer Weise ein. Eine erneute Stärkung erfuhr die Lehrerbildung im Dezember 2014 mit der Gründung des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB). Aus der koordinierenden Arbeit des Zentrums entstand das fakultätsübergreifende Projekt „Professionalisierung – Schulpraktische Studien – Inklusion“ (PSI-Potsdam) das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erfolgreich gefördert wurde (2015–2018) und dessen Verlängerung (2019–2023) bewilligt ist.
Der vorliegende Band vermittelt in den drei großen Kapiteln „Erhebungsinstrumente“, „Seminarkonzepte“ und „Vernetzungen“ einen Überblick über einige der praxisnahen Forschungszugänge, hochschuldidaktischen Ansätze und Strategien zur Vernetzung innerhalb der Lehrerbildung, die im Rahmen von PSI-Potsdam entwickelt und umgesetzt wurden. Die Beiträge wurden mit dem Ziel verfasst, Kolleginnen und Kollegen an Universitäten und Hochschulen, Akteur_innen des Vorbereitungsdiensts sowie der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften möglichst konkrete Einblicke zu gewähren.
Unter der Herausgeberschaft von Prof. Dr. Andreas Borowski (Fachdidaktik Physik), Prof. Dr. Antje Ehlert (Inklusionspädagogik mit dem Förderschwerpunkt Lernen) und Prof. Dr. Helmut Prechtl (Fachdidaktik Biologie) vereinen sich Autor_innen mit breit gestreuter fachdidaktischer und bildungswissenschaftlicher Expertise.
Concrete-operational thinking depicts an important aspect of cognitive development. A promising approach in promoting these skills is the instruction of strategies. The construction of such instructional programs requires insights into the mental operations involved in problem-solving. In the present paper, we address the question to which extent variations of the effect of isolated and combined mental operations (strategies) on correct solution of concrete-operational concepts can be observed. Therefore, a cross-sectional design was applied. The use of mental operations was measured by thinking-aloud reports from 80 first- and second-graders (N = 80) while solving tasks depicting concrete-operational thinking. Concrete-operational thinking was assessed using the subscales conservation of numbers, classification and sequences of the TEKO. The verbal reports were transcribed and coded with regard to the mental operations applied per task. Data analyses focused on tasks level, resulting in the analyses of N = 240 tasks per subscale. Differences regarding the contribution of isolated and combined mental operations (strategies) to correct solution were observed. Thereby, the results indicate the necessity of selection and integration of appropriate mental operations as strategies. The results offer insights in involved mental operations while solving concrete-operational tasks and depict a contribution to the construction of instructional programs.