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The involvement of the two German states in Korea during the 1950s in the context of the Cold War
(2020)
This master thesis will analyze the background of the involvement of the Federal Republic of Germany (FRG) and the German Democratic Republic (GDR) in Korea during the 1950s in the context of the Cold War. In both Korean states, the Democratic People’s Republic of Korea (DPRK) as well as the Republic of Korea (ROK), the so-called humanitarian aid that was provided to them in the form of medical and economic assistance to help surmount the hardship of the postwar period is remembered with great appreciation to this day. However, critical views on the German engagement in Korea are still relatively hard to find. In this paper, two exemplary cases will be studied: the GDR’s city reconstruction project in the North Korean cities of Hamheung and Heungnam and the FRG’s medical assistance to the ROK by means of the West German Red Cross Hospital in Busan. By looking at primary sources like governmental documents, this thesis will examine the geopolitical conditions and particular national interests that stood behind the German development and humanitarian aid for the Korean states at that time, thus shedding light on the political goals the two German states pursued, and the benefit they expected to derive from their engagement in Korea. Sources consulted include primary archival materials, secondary sources like monographs, journal articles, contemporary newspaper articles, and interviews with contemporary witnesses.
The involvement of the two German states in Korea during the 1950s in the context of the Cold War
(2020)
This master thesis will analyze the background of the involvement of the Federal Republic of Germany (FRG) and the German Democratic Republic (GDR) in Korea during the 1950s in the context of the Cold War. In both Korean states, the Democratic People’s Republic of Korea (DPRK) as well as the Republic of Korea (ROK), the so-called humanitarian aid that was provided to them in the form of medical and economic assistance to help surmount the hardship of the postwar period is remembered with great appreciation to this day. However, critical views on the German engagement in Korea are still relatively hard to find. In this paper, two exemplary cases will be studied: the GDR’s city reconstruction project in the North Korean cities of Hamheung and Heungnam and the FRG’s medical assistance to the ROK by means of the West German Red Cross Hospital in Busan. By looking at primary sources like governmental documents, this thesis will examine the geopolitical conditions and particular national interests that stood behind the German development and humanitarian aid for the Korean states at that time, thus shedding light on the political goals the two German states pursued, and the benefit they expected to derive from their engagement in Korea. Sources consulted include primary archival materials, secondary sources like monographs, journal articles, contemporary newspaper articles, and interviews with contemporary witnesses.
Der Südtirolkonflikt findet aufgrund der ausgeprägten Beschäftigung mit dem zeitgleich stattfindenden Kalten Krieg in der deutschen Zeitgeschichtsforschung kaum Beachtung. Wenn auch nicht auf höchster Ebene, musste sich neben Italien und Österreich jedoch auch die Bundesrepublik über mehrere Jahrzehnte hinweg mit dem Südtirolkonflikt auseinander setzten, wodurch eine internationale Bedeutung dieses „Randthemas“ zu erkennen ist. Die Auswertung der Akten des Auswärtigen Amtes ab dem Zeitpunkt der Internationalisierung der Südtirolfrage vor der UNO 1959/60 zeigt, dass die Bundesrepublik eine Einmischung in den Konflikt stets vermeiden und Neutralität in dieser Frage wahren wollte. Wenngleich verschiedene Akteure auf die Bundesrepublik einzuwirken versuchten, hielt sie weitgehend an der strikten Zurückhaltung fest. Weder die Aufforderung durch die USA Österreich von einer UNO-Befassung abzubringen, noch die durch italienische Sicherheitskräfte verübten Menschenrechtsverletzungen an Südtirol-Aktivisten konnten die Bundesrepublik zu einem aktiven Eingreifen in den Konflikt bewegen. Erst als die Untergrundorganisation „Befreiungsauschuss Südtirol“ mit gewaltsamen Aktionen gegen Italien beginnt und sich die deutsche Öffentlichkeit zunehmend mit Südtirol auseinandersetzte, wurde die Bundesrepublik zu Reaktionen gezwungen. Hierbei hatte sich die Bundesrepublik gegenüber Italien nicht nur zu rechtfertigen, wenn vereinzelt deutsche Staatsbürger an gewaltsamen Aktionen in Südtirol beteiligt waren, sondern auch, wenn deutsche Politiker öffentlich Sympathie für die Belange Südtirols bekundeten. Als prominente Südtirol-Aktivisten Zuflucht in der Bundesrepublik suchten, geriet das Auswärtige Amt aufgrund der Gefährdung der guten Beziehungen zu Italien im Rahmen der europäischen Integration schnell in Panik. Besonders wenn die deutsche Presse über Südtirol berichtete und dabei Südtirol-Aktivisten zu Wort kommen ließ, wurde durch die italienische Öffentlichkeit und auf diplomatischer Ebene stets der Vorwurf des Pangermanismus erhoben, was das Auswärtige Amt ursprünglich vermieden wissen wollte. Auch als die Anschläge des Südtirolkonfliktes zu blutigen Höhepunkten gelangten, wird entgegen politischer Ankündigungen keine tiefere Zusammenarbeit mit italienischen Sicherheitsorganen umgesetzt und an der strikten Zurückhaltung bis zum Abschluss eines Autonomiestatuts für Südtirol festgehalten.
Genisa-Blätter III
(2020)
Ursprünglich sollten die „Genisa-Blätter III“ ein europäisches Projekt werden. Veröffentlicht werden sollten Quellen aus Genisot, die im vormals deutschsprachigen Raum gehoben wurden. Das Vorhaben scheiterte. Nunmehr sind im Band sieben Beiträge versammelt, in denen kenntnisreich Funde aus den Ablagen in Alsenz, Altenschönbach, Memmelsdorf, Reckendorf und Veitshöchheim besprochen werden. Der achte Aufsatz knüpft am internationalen Vorhaben an: Im Mittelpunkt des Artikels stehen drei Genisafunde aus Tschechien, genauer gesagt aus den beiden ostböhmischen Ortschaften Luže und Rychnov nad Kněžnou. Alle acht Beiträge gemeinsam verdeutlichen die inhaltliche Spannbreite von Genisot, die sich die Forschung zunutze machen kann: Sie reicht von Aspekten der Wirtschaft und des Rechts, über die Religion bis hin zum alltäglichen Leben und bietet jeweils eigene Geschichten im Spannungsfeld des möglichen Scheiterns.
Hilfe für Erez Israel
(2020)
Europa Universalis IV
(2020)
West of Potsdam’s city center lies the Golm Campus, the largest campus of the University of Potsdam. Its different buildings tell of the numerous institutions that were established at this site over the years: From the mid-1930s, the Walther Wever Barracks were located here. From 1943, it housed the Air Intelligence Division of the German Airforce Supreme Commander. In 1951, a training institution of the Ministry of State Security moved in, which existed until 1989 under different names. In July 1991, the newly founded University of Potsdam took over the premises, which are now part of the Potsdam-Golm Science Park.
The book takes you on a historic journey of the place and invites you to take a walk across today’s campus. The book includes over 110 photos and a detailed map.
Der Universitätscampus Golm
(2019)
Westlich der Potsdamer Innenstadt liegt der Campus Golm, der größte Standort der Universität Potsdam. Die sehr verschiedenen Gebäude erzählen von den zahlreichen Institutionen, die im Laufe der Zeit auf dem Areal angesiedelt waren: Ab Mitte der 1930er Jahre befand sich hier die Walther-Wever-Kaserne, in der ab 1943 die Luftnachrichtenabteilung Oberbefehlshaber der Luftwaffe untergebracht war. 1951 zog eine Ausbildungseinrichtung des Ministeriums für Staatssicherheit ein, die – unter verschiedenen Namen – bis 1989 bestand. Im Juli 1991 übernahm die neu gegründete Universität Potsdam die Liegenschaften, die heute Teil des Wissenschaftsparks Golm sind.
Das Buch führt durch die Geschichte des Standortes und lädt ein zu einem Spaziergang über den heutigen Campus der Universität. Mit über 110 Fotos und einem detaillierten Lageplan.
Fünfundsiebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs steht die heutige Erinnerungskultur vor großen Herausforderungen. Immer weniger Überlebende können persönliches Zeugnis des Erlebten ablegen. Während sich seit den 1980er Jahren hat in der westlichen Welt eine gesellschaftliche und staatliche Erinnerungskultur etabliert hat, die sowohl in der Bildung, als auch im öffentlichen Raum ihren Platz gefunden hat. Jenseits des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ ist diese Erinnerungskultur keineswegs selbstverständlich, bis nicht erwünscht.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der besonderen Situation Belarus, welches heute immer noch stark postsowjetisch geprägt ist und als Land mit dem zweithöchsten Partisanenwiderstand gegen die deutsche Besatzung gilt. Aufgrund der besonderen geschichtlichen Situation geht der von der jüdischen Bevölkerung mitgetragene Widerstand im staatlich geprägten Heldennarrativ der siegreichen sowjetischen Armee unter. Gepaart wird der Sieg der Sowjetarmee mit einem Opfernarrativ, welches in der Folge in allgemeiner Ansprache fast ausschließlich nur verstorbenen Sowjetbürgern gedenkt, aber nicht explizit die jüdischen Mitbürger benennt. Somit geht sowohl die Erinnerung an den jüdischen Widerstand, als auch an die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in der Memorialkultur Belarus bis auf wenige Ausnahmen verloren. Tragischerweise war Widerstand jedoch oftmals die einzige Möglichkeit für Jüdinnen und Juden überhaupt zu überleben. Darüber hinaus muss ein staatlich getragener und geförderter Antisemitismus innerhalb der ehemaligen Sowjetunion mitgedacht werden, der die jüdische Bevölkerung weiterhin diskriminierte und verfolgte.
In einem geschichtlichen Abriss ab 1941 bis zur Gründung der Republik Belarus und ihrer aktuellen staatlichen Doktrin wird einleitend der jüdische Widerstand dargestellt, der in der Folge stattfindende offizielle Umgang mit dem Holocaust und heutige Orte des Erinnerns, sowohl staatlicherseits, als auch privater Initiativen. Einzelne konkrete Beispiele veranschaulichen die angesprochenen Themenbereiche.
Bis heute hat das Gedenken an die jüdischen Opfer, geschweige denn an deren Widerstand, einen sehr geringen Stellenwert in Belarus. Es bleibt zu befürchten, dass mit den letzten Zeitzeugen diese Erinnerung aus dem kollektiven Gedächtnis verschwindet.
Der historische Spielfilm zählt zu den populärsten Formen geschichtskultureller Artikulation. Als solche ist er Gegenstand kontroverser Diskussionen über einen angemessenen didaktischen Umgang. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, ein integratives, theoretisch und empirisch abgesichertes Analysemodell zu entwickeln, das nach den Tiefenstrukturen historischen Erzählens im Medium des Spielfilms fragt und dabei unterschiedliche Erscheinungsformen historischer Spielfilme berücksichtigt. Die Überlegungen bewegen sich deshalb in einem interdisziplinären Spannungsfeld von Theorien zum historischen Erzählen und Konzepten der Literatur- und Filmwissenschaft. Die Diskussion und Synthese dieser unterschiedlichen Konzepte geht dabei – auf der Grundlage einer großen Materialbasis – vom Gegenstand aus und ist induktiv angelegt. Als Orientierung für die praktische Arbeit werden am Ende der einzelnen Kapitel Toolkits entwickelt, die zu einer vertieften Auseinandersetzung mit historischen Spielfilmen anregen sollen.
Nervous allies
(2018)
Diese Dissertation untersucht die Entwicklung der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich, den USA und der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 1969-1980. Auf breiter multiarchivarischer Quellengrundlage rekonstruiert sie die interdependente Außenpolitik dieser drei Staaten im Kontext zentraler Themenkomplexe der 1970er Jahre: des Aufstiegs und Verfalls der Entspannungspolitik, des Streits um den Status quo in Europa, die Deutsche Frage und die Zukunft Berlins, der internationalen Wirtschafts- und Währungskrise, der Debatte um Sicherheit und Zukunft des westlichen Bündnisses und des NATO-Doppelbeschlusses. Ebenso betrachtet werden eine Reihe von regionalen Ereignissen und Konflikten mit weitreichenden Auswirkungen wie der Jom-Kippur-Krieg, die Portugiesische Revolution oder die sowjetische Invasion Afghanistans.
Die Untersuchung folgt der zentralen, theoretisch motivierten Fragestellung, in welchem Maß staatliche Außenpolitik und diplomatische Beziehungen von individuellen Akteuren an der Spitze der Regierungen, ihren Agenden, Sichtweisen und persönlichen Beziehungen zu internationalen Partnern geprägt wurden oder in welchem Maß deren Entscheidungsfindung andererseits durch strukturelle Faktoren geopolitischer, ökonomischer oder politischer Natur definiert und limitiert wurde. Um diese Frage zu beantworten, fokussiert sich die Dissertation auf die Analyse von Regierungswechseln und deren Auswirkungen auf Kontinuität und Wandel der Außenpolitik. Die Narrative umfasst sieben solcher Regierungswechsel: von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger zu Willy Brandt (1969) und von Brandt zu Helmut Schmidt (1974) in Bonn, von Präsident Charles de Gaulle zu Georges Pompidou (1969) und von Pompidou zu Valéry Giscard d’Estaing (1974) in Paris sowie von Lyndon B. Johnson zu Richard M. Nixon (1969), von Nixon zu Gerald R. Ford (1974) und von Ford zu Jimmy Carter (1977) in Washington.
Abseits eines Spektrums empirisch fundierter Erkenntnisse über die Geschichte der internationalen Beziehungen der 1970er Jahre belegt diese Arbeit vor allem hochgradig personalisierte und exklusive außenpolitische Entscheidungsstrukturen und eine deutliche Abhängigkeit der Qualität intergouvernementaler Beziehungen von den persönlichen Beziehungen außenpolitischer Führungspersönlichkeiten. Zugleich werden jedoch strukturelle Grenzen ihres Handlungsspielraums im internationalen System deutlich, die von Faktoren wie militärischer Sicherheit und geopolitischer Lage, Zugang zu Ressourcen und ökonomischer Leistungsfähigkeit sowie politischem Druck aus dem In- und Ausland abhängen. Die Dissertation kommt zu dem zentralen Ergebnis, dass Regierungswechsel zwar bisweilen drastische Einschnitte in Inhalt und Stil der auswärtigen Beziehungen nach sich zogen und Bonn, Paris und Washington im Laufe der Dekade mit vielerlei neuen Herausforderungen konfrontiert wurden, dass in der Gesamtschau jedoch pfadabhängige strukturelle Druckszenarien zu höherer politischer Kontinuität im internationalen System führten, als oft mit den für tiefgreifenden historischen Wandel bekannten 1970er Jahren assoziiert wird.
Abgeleitet von der Frage, seit wann sich die Menschheit auf dem Weg der Gleichstellung befindet, untersucht die Arbeit Handlungsspielräume von athenischen und spartanischen Frauen zur Zeit der klassischen Antike. Die Forschungslage vermittelt den Eindruck, dass sowohl athenische als auch spartanische Frauen in ihren Rechten stark eingeschränkt waren. Damit einher geht die Forschungsmeinung, spartanische Frauen seien rechtlich gesehen besser gestellt gewesen als ihre athenischen Zeitgenossinnen. Bezugnehmend auf wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse von Elke Hartmann, Christine Schnurr-Redford sowie Beate Wagner-Hasel untersucht die Bachelorarbeit die Frage, in welchem Umfang die Bürgerinnen Athens und Spartas am gesellschaftlichen, politischen und familialen Leben teilhaben konnten. Darüber hinaus wird nach der Bedeutung von Frauen, ihren Tätigkeiten und Beziehungen in den sozialen sowie politischen Lebensräumen gefragt. Hierzu werden die antiken Schriftquellen –durchweg von Männern verfasst – kritisch gelesen und miteinander verglichen.
Für jede der beiden Poleis Athen und Sparta liegen zwei Schwerpunkte der Analyse zugrunde. Exemplarisch werden die Denkmuster antiker Philosophen wie Aristoteles und Platon herausgearbeitet. Vor diesem ideologischen Hintergrund werden die weiblichen Lebenswelten athenischer sowie spartanischer Bürgerinnen diskutiert. Für Analyse und Vergleich richtungsweisend ist die im populären und wissenschaftlichen Diskurs verankerte vermeintlichen Bipolarität zwischen Athen und Sparta, die im Verlauf der Arbeit methodische hinterfragt und relativiert wird.
Allgemein gesagt, nahmen Frauen in der griechischen Poliswelt eine eher untergeordnete Rolle ein. Athen stellt sich bei der Betrachtung der Quellen antiker Autoren als besonders rückschrittlich und konservativ hinsichtlich der gesellschaftlichen sowie politischen Integration von Frauen dar. Die Schattenseiten der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Macht Athens werden in den Schriften der männlichen Bildungselite bildhaft dargestellt. Mit der Geburt war die Zukunft der athenischen Bürgerinnen vorbestimmt. Ihnen blieb lediglich ein zurückgezogenes Leben unter der Vormundschaft eines Mannes ohne jegliche eigene politische Teilhabe. Die Abhängigkeit vom männlichen Geschlecht war dabei nicht nur gesellschaftlich, sondern auch rechtlich abgesichert.
Dennoch herrschte, entgegen der Schriften Aristoteles’ auch in Sparta keine „Weiberherrschaft“. Spartanischen Frauen hatten, ebensowenig wie ihre athenischen Zeitgenossinnen, ein Teilnahme- bzw. Rederecht in der Volksversammlung. Auch das spartanische Ideal war einem konservativen Frauenbild verpflichtet.
Spartanische Frauen waren sich unterordnende Ehefrauen, deren Anteil an der Erhaltung des familiären Oikos größer und selbständiger war, als derjenige ihre athenischen Geschlechtsgenossinnen. In ihrem spezifischen Lebensmodell ging damit einher die Sorge um Nachkommen für die Familie und den spartanischen Staat.
Unterschieden haben sich die beiden Poleis lediglich in ihrer Haltung zu den weiblichen Pflichten. Die Wertschätzung der Athenerinnen litt massiv unter der Annahme, die weibliche Physis sei zu schwach für Tätigkeiten außerhalb des Haushalts. Athen schränkte daher die weiblichen Handlungsspielräume erheblich ein, es blieben Hausarbeit und Kindererziehung. Sparta dagegen privilegierte die eigenen Bürgerinnen und verpflichtete sie als Gegenleistung dazu, die nächste Generation von Spartanern auf die Welt zu bringen. Der Erfahrung, dass das Gebären von Kindern für Mutter und Kind eine lebensgefährliche Situation war, trugen die Spartaner Rechnung, indem sie Frauen sportliche Betätigung zur physischen Stärkung verordneten. Hinsichtlich des Erziehungsmodells unterschieden sich Athen und Sparta. Während in Athen die Erziehung der Nachkommen eine Privatsache und bis ins Jugendalter Angelegenheit der Mütter war, wuchsen spartanische Jungen seit dem siebten Lebensjahr gemeinsam und außerhalb der Familie auf.
Der am 15. Juni 1875 in Frankfurt (Oder) geborene und langjährig in seiner Wahlheimat Potsdam praktizierende Allgemeinmediziner Georg Otto Schneider war einer der bedeutendsten ärztlichen Standesvertreter der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eng verknüpft mit seinem Namen sind eine geradlinige, liberale Berufspolitik sowie die Entfaltung und der Erhalt beruflicher Selbstverwaltung in der brandenburgischen und gesamtdeutschen Ärzteschaft. Als führendes Mitglied in mehreren provinzialen und reichsweiten Verbänden engagierte sich Schneider über vier historische Epochen stets im Sinne einer freien Ausübung und autonomen Verwaltung des Arztberufes.
Im Deutschen Kaiserreich war Schneiders standespolitisches Handeln zunächst noch regional begrenzt. 1912 initiierte er die Errichtung eines Schutzverbandes für die Ärzte des Bezirks Potsdam, dem er über zehn Jahre vorsaß. In der Weimarer Republik stieg Schneider sodann zu einer Schlüsselfigur der Gesundheits- und ärztlichen Berufspolitik auf. 1920 belebte er den Ärzteverband für die Provinz Brandenburg, ab 1928 leitete er dazu in Personalunion die brandenburgische Ärztekammer. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er die Geschäftsführung des Deutschen Ärztevereinsbundes übernommen. Infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten schied Schneider bis Mitte 1934 aus allen Ämtern aus, seine Bemühungen für den Erhalt der Berufsautonomie waren vergebens. Anders sah es zunächst nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus. In der Sowjetischen Besatzungszone saß Schneider der Fachgruppe Ärzte im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund Brandenburg vor und verteidigte die Möglichkeiten der selbstständigen Berufsverwaltung. Zudem war er von 1946 an bis zu seinem Tod am 26. Oktober 1949 Fraktionsvorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei im brandenburgischen Landtag.
Vor dem Hintergrund des Lebens und Wirkens Georg Schneiders untersucht die Dissertation Kontinuitäten und Brüche im ärztlichen Organisationswesen, ausgehend vom Deutschen Kaiserreich über die Weimarer Epoche und den Nationalsozialismus bis hin zur Zeit der sowjetischen Besatzung. Die Arbeit stellt die Auswirkungen der jeweiligen politischen, sozioökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auf den Ärztestand und die entsprechenden Reaktionen der ärztlichen Berufsvertreter, allen voran Georg Schneiders, gegenüber. Dabei hinterfragt sie, inwiefern sich die ärztlichen Organisationsstrukturen dem jeweiligen System anpassten und welchen Einfluss Schneider als einzelne Person in den größeren Institutionen entfalten konnte.
Die Entstehung der modernen britischen Nachrichtendienstarchitektur fiel in die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Zeitgleich erfuhr die britische Gesellschaft eine nie dagewesene Demokratisierung. Die Arbeit versucht darzulegen, wie auch vermeintlich arkane Bereiche staatlichen Handelns in öffentliche Aushandlungsprozesse eingebettet sind und rekonstruiert deshalb erstmals systematisch öffentliche und fachöffentliche Diskurse über Nachrichtendienste Großbritanniens im Zeitalter der Weltkriege.
Beworbene Vergangenheit
(2017)
Age of Empires 3
(2017)
A Case for Serious Play
(2017)
After Action Reports
(2017)
Einleitung
(2017)
Ende September 1910 erschütterten schwere Straßenkämpfe zwischen Bevölkerung und Polizei den Berliner Stadtteil Moabit. Die mehrtägigen Unruhen hatten unter anderem eine Vielzahl Verletzter auf beiden Seiten, zwei Tote, diplomatische Beschwerden und zwei Mammutprozesse vor Berliner Gerichten zur Folge.
Ausgehend von dem Gedanken Wilhelm Mommsens „nichts versetzt so leicht in die Atmosphäre einer Zeit als ihre Zeitungen und nichts zeigt so gut, was die Zeitgenossen beschäftigt und hauptsächlich interessiert hat,“ soll in dieser Arbeit der Versuch unternommen werden, den die Moabiter Unruhen begleitenden Diskurs in den Tageszeitungen nachzuzeichnen, um somit anhand der zeitnahen zeitgenössischen Rezeption dieser zugespitzten Ausnahmesituation Wesen und Charakter der öffentlichen Diskussion in der wilhelminischen Gesellschaft sichtbar zu machen.
In der vorliegenden Arbeit sollen zunächst kurz der Bezirk Moabit sowie seine Bewohner vorgestellt werden, ehe daran anknüpfend der Verlauf von Streik und Auseinandersetzungen überblicksartig vorgestellt werden. Daran anschließend soll ein Bild der zeitnahen Berichterstattung während der Entwicklung der Ereignisse in der deutschen Presselandschaft entworfen werden.
Um ein detailliertes Bild des die in dieser Arbeit vorgestellten Ereignisse begleitenden Diskurses zu erhalten, wurden für diese Arbeit die Ausgaben der nachstehenden deutschen Tageszeitung von Beginn des die Unruhen auslösenden Streiks am 19. September bis zum Ende der Prozesse im Februar 1911 systematisch durchgesehen. Die detaillierte Diskussion der Berichterstattung beschränkt sich in dieser Arbeit jedoch auf den Zeitraum von Beginn des Streiks bis zu dessen Ende im Oktober 1910.
Seitens der liberal ausgerichteten Blätter wurden das liberal-bürgerliche Berliner Tageblatt sowie die Frankfurter Zeitung gesichtet. Als Vertreter der katholischen Zentrumspartei wurde die Germania durchgesehen. Als führendes Organ der Sozialdemokratie wurde der Vorwärts hinzugezogen. Von der konservativen Presse wurden der Berliner Lokal‑Anzeiger und die protestantische Neue Preußische Zeitung begutachtet.
Zersplitterung statt Einheit
(2016)
Das frühe 20. Jahrhundert brachte in Europa eine politische Ideologie hervor, die sich rasch auf dem Kontinent ausbreitete und ihn nachhaltig prägte: den Faschismus. In den Fokus der Geschichtswissenschaft, aber auch der Medien und der Unterhaltungsindustrie rückten dabei vor allem der italienische Faschismus und der deutsche Nationalsozialismus. Doch auch in anderen europäischen Staaten formierten sich in der Zwischenkriegszeit faschistische Bewegungen, die in einigen Fällen mehr, in anderen Fällen weniger Erfolg hatten. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen Faschismus in einem dieser Staaten, der oft als Vorreiter der modernen Demokratie angesehen wird: Großbritannien.
Den Untersuchungen liegt die zentrale Frage zugrunde, warum der britische Faschismus in den turbulenten Jahren zwischen den beiden Weltkriegen nicht denselben Erfolg wie in Deutschland oder Italien erringen und zu einer bestimmenden politischen Kraft aufsteigen konnte. Zur Klärung dieser Frage werden zwei Aspekte betrachtet. Zum einen untersucht die Arbeit eine Auswahl an faschistischen Bewegungen, die sich in dieser Zeit gebildet hatten und politisch aktiv wurden. Die persönlichen Einstellungen, politischen Ambitionen und gegenseitigen Differenzen der jeweiligen Führungsfiguren spielen dabei ebenso eine Rolle wie das politische Programm und die Erfolgsgeschichte ihrer Bewegungen. Der zweite Teil fokussiert die britische Gesellschaft und beleuchtet die Rolle der Bevölkerung sowie die politischen und soziokulturellen Umstände in Großbritannien.
Mithilfe dieser personenbezogenen sowie politik- und gesellschaftszentrierten Analyse sollen die Gründe für den Misserfolg des britischen Faschismus in der Zwischenkriegszeit ermittelt werden. Neben einschlägiger Sekundärliteratur stützt sich die Arbeit auch auf ausgewähltes Quellenmaterial. Zeitgenössische Zeitungsartikel sowie die von den zu untersuchenden Personen verfassten Werke sollen einen detaillierteren Einblick in die politischen Absichten und persönlichen Intentionen der Bewegungen und ihrer Protagonisten liefern.
Faktor Mensch
(2016)
Eine Krisensituation ist eine Umbruchssituation. Sie kann als Chance, als Herausforderung sowie im Sinne einer SCHUMPETER’SCHEN „schöpferischen Zerstörung“ als Ausgangspunkt von bedeutsamen Veränderungen und neuen Entwicklungsmöglichkeiten begriffen werden. Die Krisensituation der 1970er und 1980er Jahre bildet dahingehend durch ihre Einzigartigkeit einen herausragenden wirtschaftshistorischen Untersuchungsgegenstand. Für die westeuropäischen Staaten waren es nicht nur Jahre einer, nach der außergewöhnlich langen Boomzeit der „Wirtschaftswunderjahre“, problematischen sozialen und wirtschaftliche Situation. Es war auch eine Zeit eines bedeutungsvollen und beschleunigten Wandels. Die Gleichzeitigkeit vieler Veränderungen, das zeitliche Zusammentreffen von konjunkturellen und strukturellen Problemlagen sowie die äußerst kritische Situation an den westeuropäischen Arbeitsmärkten bildete eine multiple Krisensituation. Deren Auswirkungen waren weitreichender, als es von den Zeitgenossen erahnt werden konnte. Es gab nicht nur Änderungen im (wirtschafts-)politischen Makrogefüge vieler Volkswirtschaften, auch bedeutende Einflüsse waren auf der Mikroebene feststellbar. Marktorientierte Unternehmen mussten sich auf die neue Situation einstellen und im Rahmen einer Neupositionierung von Betriebsstrategien, organisatorischen Umgestaltungen und einer stärkeren Ressourcenorientierung betriebswirtschaftlich handeln. Das schien letztlich zu einer stärkeren Beachtung und Entwicklung der in den Unternehmen vorhandenen humanen und sozialen Ressourcen zu führen.
Diese Arbeit stellt die Hypothese auf, dass umfassende organisatorische Veränderungen und strategische Neupositionierungen, insbesondere die effektivere Nutzung sowie der intensive Auf- und Ausbau betriebsinterner Personalressourcen Unternehmen maßgeblich halfen, die Krisensituation der 1970er und 1980er Jahre besser und nachhaltiger überwinden zu können. Anders als die bisherige wirtschaftshistorische Forschungsliteratur nimmt diese Dissertation nicht die makroökonomisch Perspektive in den Fokus, sondern untersucht die Hypothese anhand mehrerer Unternehmensfallstudien. Ausgewählt sind drei Großunternehmen der westeuropäischen Elektroindustrie. Diese Arbeit liefert mit dieser Untersuchung einen weiteren Baustein zur wirtschaftshistorischen Annäherung an die 1970er und 1980er Jahre und leistet ebenso einen Beitrag zur Fortschreibung der Firmengeschichte der drei Unternehmen.
Die Elektrobranche fand bisher wirtschaftshistorisch nur wenig Beachtung, dennoch ist sie ein gutes Beispiel für die umfassende Veränderungssituation jener Jahre. Entsprechende Sekundärquellen sind für diesen Zeitraum für die drei Unternehmen kaum vorhanden. Aus diesem Grund bildet eine Vielzahl von Archivalien das Fundament dieser Arbeit. Sie werden als Primärquellen aus den jeweiligen Unternehmensarchiven als Basis der Fallanalyse herangezogen. Mit Hilfe zahlreicher Dokumente des betrieblichen „Alltagsgeschäfts“, wie beispielsweise Daten des betrieblichen Personal- und Rechnungswesens, Protokolle von Sitzungen der Arbeitsnehmervertreter, des Aufsichtsrats oder des Vorstands sowie interne Strategiepapiere und Statistiken, wird nicht nur der anfangs aufgestellten Hypothese nachgegangen, sondern auch mehrerer sich aus ihr ergebende Fragenkomplexe. Im Rahmen derer wird untersucht, wie die Unternehmen – die Beschäftigten, die Leitungsebenen und die Aufsichtsräte – auf die Krisensituation reagierten, ob sie ggf. ihrerseits Einfluss darauf zu nehmen versuchten und welche betriebswirtschaftlichen Schlüsse daraus gezogen wurden. Es wird hinterfragt, ob eine stärkere Ressourcenorientierung wirklich eine neue Strategieperspektive bot und es diesbezüglich zu einer stärkeren Beachtung humaner und sozialer Ressourcen im Unternehmen kam. Diese Arbeit untersucht, ob gezielt zur Krisenüberwindung in diese Ressourcen investiert wurde und diese Investitionen halfen, die Krisensituation erfolgreich zu überstehen und nachhaltig den Unternehmenserfolg zu sichern.
Nero nuntiis magis et rumoribus quam armis depulsus. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus konstatierte in den Historien, Kaiser Nero sei „mehr durch Botschaften und Gerüchte gestürzt worden als durch Waffengewalt“ (hist. 1,89,2). Laut der antiken Quellen redete die plebs urbana tatsächlich mit unbändigem Interesse über den princeps und diskutierte Gerüchte, die Neros Verfehlungen als Schutzherr Roms thematisierten oder ihn gar der Brandstiftung bezichtigten – das Bild des verrückten Kaisers, der Leier spielend seine Freude über das brennende Rom ausdrückt, dient weithin als anschauliches Beispiel eines Tyrannen.
Diese Arbeit überprüft die genannte taciteische These auf Schlüssigkeit. Dazu muss die komplexe Konstellation der Herrschaft Neros sowie seines Untergangs, in Hinblick auf die Wirkungsweise der Gerüchte, dargelegt und analysiert werden. Es werden anfangs elementare Fragen der geschichtswissenschaftlichen Forschung zu Nero und zum frühen Prinzipat behandelt: Über welches Ansehen und Handlungspotential verfügte die plebs urbana? Wodurch wurde die Herrschaft des Kaisers legitimiert und auf welche Gruppen zielte Neros Herrschaftspropaganda ab?
Im Anschluss erläutert und analysiert der Verfasser die Funktionen des Gerüchts als Mittel der politischen Meinungsbildung für die Aristokratie und die hauptstädtische plebs. Der Einfluss der üblen Nachrede auf die Herrschaft Neros wird durch die Schilderung dreier kennzeichnender Gerüchtekomplexe analysiert und führt schließlich zu der Frage, ob tatsächlich die fama zum Sturz des Kaisers führte oder vielmehr die vernachlässigte Heeresklientel an den Reichsgrenzen die entscheidenden Entwicklungen vorantrieb.
Zwischen Schah und Khomeini
(2015)
1978/79 fegte eine Revolution das Regime von Schah Mohammad Reza Pahlavi im Iran hinweg - eine islamische Revolution, an deren Ende ein Gottesstaat unter Führung der Geistlichkeit stand, mit Ayatollah Khomeini an der Spitze. Die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt und Außenminister Hans-Dietrich Genscher befand sich in einer Zwickmühle: Einerseits war der Iran ein wichtiger Erdöllieferant und Handelspartner, andererseits verstörte die Gewalt gegen politische Gegner und Vertreter der westlichen Staatengemeinschaft, die in der Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran gipfelte. Frank Bösch zeigt auf der Basis neuer Quellen, wie die Bundesregierung auf die islamische Revolution reagierte, zwischen interessengeleitetem Pragmatismus und außenpolitisch gebotener Bündnistreue zu den USA lavierte und so hinter den Kulissen als Vermittler zwischen Teheran und Washington fungieren konnte.
Arthur Ewert (1890-1959)
(2015)
Arthur Ewert (1890-1959) war in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren ein wichtiger Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Kommunistischen Internationale.
Er wurde in der Familie eines armen Bauern in Ostpreußen geboren. Nach dem Abschluß der Schule ging er nach Berlin, um hier eine Lehre als Sattler zu absolvieren. Über die Berliner Arbeiterjugendbewegung fand er Kontakt zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, deren Mitglied er 1908 wurde.
Im Mai 1914 emigrierte er gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Elise Saborowski (1886-1939) nach Nordamerika, wo er sich sofort der sozialistischen Bewegung anschloß. Anfang 1919 gehörte er zu den Mitbegründern der ersten Kommunistischen Partei Kanadas.
Im Sommer 1919 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Mitglied der wenige Monate zuvor gegründeten KPD.
Auf dem Leipziger Parteitag der KPD im Februar 1923 wurde er in die zwanzigköpfige Zentrale seiner Partei gewählt und stieg damit in den engeren Führungszirkel auf.
Nach der gescheiterten »Deutschen Oktoberrevolution« im Herbst 1923 kämpfte er gemeinsam mit Ernst Meyer, Hugo Eberlein, Wilhelm Pieck und anderen um das Überleben der KPD, doch gelang es seiner Gruppe nicht, den Sieg der Linken und Ultralinken im parteiinternen Machtkampf zu verhindern. Ewert wurde politisch »kaltgestellt« und schied für mehr als ein Jahr aus der Parteiführung aus.
In dieser Zeit erfüllte er verschiedene Aufgaben für die Kommunistische Internationale. Bereits im Juni 1923 war er Berichterstatter zur Lage in der Norwegischen Arbeiterpartei gewesen, ab Ende 1924 war er Abgesandter bei der KP Großbritanniens. Im Sommer und Frühherbst 1927 hielt er sich mehrere Monate in den USA auf.
Im Sommer 1925 wurde er auf Veranlassung der Kommunistischen Internationale in die Führung der KPD zurückgeholt. Er trug wesentlich dazu bei, die Parteiführung unter Ernst Thälmann zu stabilisieren und sie – zumindest zeitweise – auf einen realpolitischen Kurs zu orientieren.
Mit dem erneuten »Links«-Schwenk der KPD ab Anfang 1928 wurde er als »Versöhnler« stigmatisiert und zunehmend zur Zielscheibe innerparteilicher Attacken. Der Versuch eines »Befreiungsschlages« unter Ausnutzung der sogenannten Wittorf-Affäre im Herbst 1928 scheiterte, bis zum Sommer 1929 wurde Arthur Ewert auf Drängen Stalins und mit ausdrücklicher Zustimmung Thälmanns aus allen Funktionen in der KPD entfernt.
Nach der Auflösung des Reichstags und dem damit verbundenen Verlust seines Reichstagsmandats im Juli 1930 schied Ewert endgültig aus der deutschen Parteiarbeit aus.
Ende 1930 wurde er zum Leiter des Südamerikanischen Büros der Kommunistischen Internationale in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, ernannt. Er trug damit Verantwortung für die unmittelbare Anleitung der Kommunistischen Parteien im sogenannten Südkegel Südamerikas. In diese Zeit fielen seine ersten Kontakte zu Luiz Carlos Prestes, dem legendären »Ritter der Hoffnung«, mit dem er ab Anfang 1935 in Brasilien zusammenarbeitete.
Von 1932 bis 1934 leitete Arthur Ewert das Büro der Kommunistischen Internationale in Shanghai und spielte dabei eine entscheidende Rolle zugunsten Mao Tse-tungs, dessen politisches Überleben er in einem innerparteilichen Machtkampf der KP Chinas sicherte.
Als Vertreter der Kommunistischen Internationale war Arthur Ewert im Verlaufe des Jahres 1935 an den Versuchen beteiligt, in Brasilien – gestützt auf ein breites Bündnis, die »Nationale Befreiungsallianz« - einen politischen Machtwechsel herbeizuführen. Nach dem Scheitern des von Prestes geführten Aufstandsversuches wurde er Ende 1935 verhaftet. Arthur Ewert verlor in Folge der barbarischen Folterungen in brasilianischer Haft den Verstand.
Er kam im Mai 1945 im Ergebnis einer Amnestie frei. 1947 gelang es seiner Schwester, ihn in die sowjetische Besatzungszone zurückzuholen. Die Ärzte dort konnten nur noch feststellen, daß eine Heilung unmöglich war. Arthur Ewert verbrachte den Rest seines Lebens in einem Pflegeheim in Eberswalde, wo er 1959 starb.
Die Debatte geht weiter: Gab es 1930/31 ernst zu nehmende Kreditangebote der französischen Regierung an das Deutsche Reich? Versäumte es die Reichsregierung unter Kanzler Heinrich Brüning aus politisch- revisionistischem Kalkül heraus bewusst, diese Angebote auszuloten? War die eiserne Sparpolitik der ersten beiden Präsidialkabinette also nicht die alternativlose Konsequenz ökonomischer Zwänge, sondern die logische Folge davon unabhängiger außen- und gesellschaftspolitischer Prämissen? Paul Köppen, der diese Debatte im Juli 2014 in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte eröffnet hat, antwortet seinen Kritikern, präzisiert seine Argumentation und stellt seine Thesen in den weiteren Kontext der aktuellen Diskussion um die Chancen und Belastungen der Zeit zwischen den Weltkriegen.
Although claiming the authority of an eye-witness account, frater Simon’s letter is almost certainly a ficticious description of the fall of Constantinople to the Ottoman Turks in 1453. This presumed lack of authenticity has obviously prompted modern scholarship for a long time to be oblivious to this contemporary and exclusive source on the events, preferring well-known and reliable sources such as Leonard of Chios and Isidore of Kiev. However, since frater Simon’s letter has survived in two different versions and ten manuscripts from the 15th century, it is clearly more than a marginal note. Rather is it a remarkable contribution to the literary treatment of the Turkish threat and timeless moral instruction.With his portrayal of the pagan Mehmed II as a just ruler, the recurring moral instructions and the lack of a call to arms. Simon’s text stands out against themyriad of more or less contemporary depictions. In preparation for a critical edition the paper gives an analysis of the text and an overview of the extant manuscripts.
Einleitung zu Georg Lukács
(2015)
Two short typescripts by G. Lukacs from the archive, dating from 1941/42, shed light on his appraisal of the cultural ‘inner reserves’ of Germany and the ‘moral reserves’ of the democracies involved in the Second World War, as well as on Lukacs’s political philosophy at that time. The conception of an intrinsic interrelation of a humanist philosophical anthropology and rationalist epistemology elucidates his egalitarian and democratic account. Both texts are located within the intellectual development of the author in an introduction by the editor, which sketches the historical background and indicates relevant contemporaneous theoretical and political debates, such as the controversies over realism and humanism and also a dispute with K. Jaspers on German collective guilt.
Au centre de cette étude se trouvent les patients de la clinique psychiatrique et neurologique de la Charité (Berlin-Est, RDA), durant la période des années 1960. Tout en prenant en compte l'interprétation qui en est faite par le discours médical, ce travail vise à reconstituer les expériences et les trajectoires de ces individus, en les inscrivant dans le contexte de la société socialiste. À partir des dossiers de patients – qui constituent le principal matériau archivistique de cette étude –, il s'agit de saisir certaines des tensions qui traversent la société est-allemande, en relation avec le contexte politique et idéologique. Comme en attestent ces sources, dans le cadre de l'échange thérapeutique, les patients peuvent prendre la parole selon des règles qui diffèrent de celles habituellement en vigueur au sein de la société socialiste. Parce qu'ils peuvent contenir les traces d'une parole ordinairement mise sous silence, du fait de la censure ou de l'auto-censure, de son caractère indicible, inavouable ou délirant, les dossiers de patients apparaissent comme une source précieuse pour l'historien. Des tensions conjugales provoquées par des dissensions idéologiques aux conflits intérieurs d'une « fervente marxiste », de la douleur suscitée par la radiation du parti à celle née de la construction du Mur, des « délires réunificateurs » à ceux faisant de l'Ouest une source de menaces, les expériences individuelles et singulières des patients permettent de reconstituer, selon une approche micro- historique, certaines tensions inhérentes au fonctionnement de la société socialiste.
Im Rahmen eines interdisziplinären studentischen Projekts wurde ein Framework für mobile pervasive Lernspiele entwickelt. Am Beispiel des historischen Lernortes Park Sanssouci wurde auf dieser Grundlage ein Lernspiel für Schülerinnen und Schüler implementiert. Die geplante Evaluation soll die Lernwirksamkeit von geobasierten mobilen Lernspielen messen. Dazu wird die Intensität des Flow-Erlebens mit einer ortsgebundenen alternativen Umsetzung verglichen.
What is a radical? Somebody who goes against mainstream opinions? An agitator who suggests transforming society at the risk of endangering its harmony? In the political context of the British Isles at the end of the eighteenth century, the word radical had a negative connotation. It referred to the Levellers and the English Civil War, it brought back a period of history which was felt as a traumatic experience. Its stigmas were still vivid in the mind of the political leaders of these times. The reign of Cromwell was certainly the main reason for the general aversion of any form of virulent contestation of the power, especially when it contained political claims.
In the English political context, radicalism can be understood as the different campaigns for parliamentary reforms establishing universal suffrage. However, it became evident that not all those who were supporting such a reform originated from the same social class or shared the same ideals. As a matter of fact, the reformist associations and their leaders often disagreed with each other. Edward Royle and Hames Walvin claimed that radicalism could not be analyzed historically as a concept, because it was not a homogeneous movement, nor it had common leaders and a clear ideology. For them, radicalism was merely a loose concept, « a state of mind rather than a plan of action. »
At the beginning of the nineteenth-century, the newspaper The Northern Star used the word radical in a positive way to designate a person or a group of people whose ideas were conform to those of the newspaper. However, an opponent of parliamentary reform will use the same word in a negative way, in this case the word radical will convey a notion of menace. From the very beginning, the term radical covered a large spectrum of ideas and conceptions. In fact, the plurality of what the word conveys is the main characteristic of what a radical is. As a consequence, because the radicals tended to differentiate themselves with their plurality and their differences rather than with common features, it seems impossible to define what radicalism (whose suffix in –ism implies that it designate a doctrine, an ideology) is. Nevertheless, today it is accepted by all historians. From the mid-twentieth century, we could say that it was taken from granted to consider radicalism as a movement that fitted with the democratic precepts (universal suffrage, freedom of speech) of our modern world.
Let us first look at radicalism as a convenient way to designate the different popular movements appealing to universal suffrage during the time period 1792-1848. We could easily observe through the successions of men and associations, a long lasting radical state of mind: Cartwright, Horne Tooke, Thomas Hardy, Francis Burdett, William Cobbett, Henry Hunt, William Lovett, Bronterre O’Brien, Feargus O’Connor, The London Society for Constitutional information (SCI), The London Corresponding Society (LCS), The Hampden Clubs, The Chartists, etc. These organizations and people acknowledged having many things in common and being inspired by one another in carrying out their activities. These influences can be seen in the language and the political ideology that British historians name as "Constitutionalist", but also, in the political organization of extra-parliamentary societies. Most of the radicals were eager to redress injustices and, in practice, they were inspired by a plan of actions drawn on from the pamphlets of the True Whigs of the eighteenth-century. We contest the argument that the radicals lacked coherence and imagination or that they did not know how to put into practice their ambitions. In fact, their innovative forms of protest left a mark on history and found many successors in the twentieth century. Radicals’ prevarications were the result of prohibitive legislation that regulated the life of associations and the refusal of the authorities to cooperate with them.
As mentioned above, the term radical was greatly used and the contemporaries of the period starting from the French Revolution to Chartism never had to quarrel about the notions the word radical covered. However, this does not imply that all radicals were the same or that they belong to the same entity. Equally to Horne Tooke, the Reverend and ultra-Tory Stephens was considered as a radical, it went also with the shoemaker Thomas Hardy and the extravagant aristocrat Francis Burdett. Whether one belonged to the Aristocracy, the middle-class, the lower class or the Church, nothing could prevent him from being a radical. Surely, anybody could be a radical in its own way. Radicalism was wide enough to embrace everybody, from revolutionary reformers to paternalistic Tories.
We were interested to clarify the meaning of the term radical because its inclusive nature was overlooked by historians. That’s why the term radical figures in the original title of our dissertation Les voix/voies radicales (radical voices/ways to radicalism). In the French title, both words voix/voies are homonymous; the first one voix (voice) correspond to people, the second one voies (ways) refers to ideas. By this, we wanted to show that the word radical belongs to the sphere of ideas and common experience but also to the nature of human beings.
Methodoloy
The thesis stresses less on the question of class and its formation than on the circumstances that brought people to change their destiny and those of their fellows or to modernize the whole society. We challenged the work of E.P. Thompson, who in his famous book, The Making of the English Working Class, defined the radical movements in accordance with an idea of class.
How a simple shoe-maker, Thomas Hardy, could become the center of attention during a trial where he was accused of being the mastermind of a modern revolution? What brought William Cobbett, an ultra-Tory, self-taught intellectual, to gradually espouse the cause of universal suffrage at a period where it was unpopular to do so? Why a whole population gathered to hear Henry Hunt, a gentleman farmer whose background did not destine him for becoming the champion of the people? It seemed that the easiest way to answer to these questions and to understand the nature of the popular movements consisted in studying the life of their leaders. We aimed at reconstructing the universe which surrounded the principal actors of the reform movements as if we were a privileged witness of theses times.
This idea to associate the biographies of historical characters for a period of more than fifty years arouse when we realized that key events of the reform movements were echoing each other, such the trial of Thomas Hardy in 1794 and the massacre of Peterloo of 1819. The more we learned about the major events of radicalism and the life of their leaders, the more we were intrigued. Finally, one could ask himself if being a radical was not after all a question of character rather than one of class. The different popular movements in favour of a parliamentary reform were in fact far more inclusive and diversified from what historians traditionally let us to believe. For instance, once he manage to gather a sufficient number of members of the popular classes, Thomas Hardy projected to give the control of his association to an intellectual elite led by Horne Tooke.
Moreover, supporters of the radical reforms followed leaders whose background was completely different as theirs. For example, O’Connor claimed royal descent from the ancient kings of Ireland. William Cobbett, owner of a popular newspaper was proud of his origins as a farmer. William Lovett, close to the liberals and a few members of parliament came from a very poor family of fishermen. We have thus put together the life of these five men, Thomas hardy, William Cobbett, Henry Hunt, William Lovett and Feargus O’Connor in order to compose a sort of a saga of the radicals. This association gives us a better idea of the characteristics of the different movements in which they participated, but also, throw light on the circumstances of their formation and their failures, on the particular atmosphere which prevailed at these times, on the men who influenced these epochs, and finally on the marks they had left. These men were at the heart of a whole network and in contact with other actors of peripheral movements. They gathered around themselves close and loyal fellows with whom they shared many struggles but also quarreled and had strong words.
The original part of our approach is reflected in the choice to not consider studying the fluctuations of the radical movements in a linear fashion where the story follows a strict chronology. We decided to split up the main issue of the thesis through different topics. To do so, we simply have described the life of the people who inspired these movements. Each historical figure covers a chapter, and the general story follows a chronological progression. Sometimes we had to go back through time or discuss the same events in different chapters when the main protagonists lived in the same period of time.
Radical movements were influenced by people of different backgrounds. What united them above all was their wish to obtain a normalization of the political world, to redress injustices and obtain parliamentary reform. We paid particular attention to the moments where the life of these men corresponded to an intense activity of the radical movement or to a transition of its ideas and organization. We were not so much interested in their feelings about secondary topics nor did we about their affective relations. Furthermore, we had little interest in their opinions on things which were not connected to our topic unless it helped us to have a better understanding of their personality. We have purposely reduced the description of our protagonists to their radical sphere. Of course we talked about their background and their intellectual development; people are prone to experience reversals of opinions, the case of Cobbett is the most striking one.
The life of these personalities coincided with particular moments of the radical movement, such as the first popular political associations, the first open-air mass meetings, the first popular newspapers, etc. We wanted to emphasize the personalities of those who addressed speeches and who were present in the radical associations. One could argue that the inconvenience of focusing on a particular person presents a high risk of overlooking events and people who were not part of his world. However, it was essential to differ from an analysis or a chronicle which had prevailed in the studies of the radical movements, as we aimed at offering a point of view that completed the precedents works written on that topic. In order to do so, we have deliberately put the humane character of the radical movement at the center of our work and used the techniques of biography as a narrative thread.
Conclusion
The life of each historical figure that we have portrayed corresponded to a particular epoch of the radical movement. Comparing the speeches of the radical leaders over a long period of time, we noticed that the radical ideology evolved. The principles of the Rights of Men faded away and gave place to more concrete reasoning, such as the right to benefit from one’s own labour. This transition is characterized by the Chartist period of Feargus O’Connor. This does not mean that collective memory and radical tradition ceased to play an important part. The popular classes were always appealed to Constitutional rhetoric and popular myths. Indeed, thanks to them they identified themselves and justified their claims to universal suffrage.
We focused on the life of a few influent leaders of radicalism in order to understand its evolution and its nature. The description of their lives constituted our narrative thread and it enabled us to maintain consistency in our thesis. If the chapters are independent the one from the other, events and speeches are in correspondences. Sometimes we could believe that we were witnessing a repetition of facts and events as if history was repeating itself endlessly. However, like technical progress, the spirit of time, Zeitgeist, experiences changes and mutations. These features are fundamental elements to comprehend historical phenomena; the latter cannot be simplified to philosophical, sociological, or historical concept. History is a science which has this particularity that the physical reality of phenomena has a human dimension. As a consequence, it is essential not to lose touch with the human aspect of history when one pursues studies and intellectual activities on a historical phenomenon.
We decided to take a route opposite to the one taken by many historians. We have first identified influential people from different epochs before entering into concepts analysis. Thanks to this compilation of radical leaders, a new and fresh look to the understanding of radicalism was possible. Of course, we were not the first one to have studied them, but we ordered them following a chronology, like Plutarch enjoyed juxtaposing Greeks and Romans historical figures. Thanks to this technique we wanted to highlight the features of the radical leaders’ speeches, personalities and epochs, but also their differences. At last, we tried to draw the outlines and the heart of different radical movements in order to follow the ways that led to radicalism. We do not pretend to have offered an original and exclusive definition of radicalism, we mainly wanted to understand the nature of what defines somebody as a radical and explain the reasons why thousands of people decided to believe in this man. Moreover, we wanted to distance ourselves from the ideological debate of the Cold War which permeated also the interpretation of past events. Too often, the history of radicalism was either narrated with a form of revolutionary nostalgia or in order to praise the merits of liberalism.
If the great mass meetings ends in the mid-nineteenth-century with the fall of Chartism, this practice spread out in the whole world in the twentieth-century. Incidentally, the Arab Spring of the beginning of the twenty-first-century demonstrated that a popular platform was the best way for the people to claim their rights and destabilize a political system which they found too authoritative. Through protest the people express an essential quality of revolt, which is an expression of emancipation from fear. From then on, a despotic regime loses this psychological terror which helped it to maintain itself into power. The balance of power between the government and its people would also take a new turn. The radicals won this psychological victory more than 150 years ago and yet universal suffrage was obtained only a century later. From the acceptance of the principles of liberties to their cultural practice, a long route has to be taken to change people’s mind. It is a wearisome struggle for the most vulnerable people. In the light of western history, fundamental liberties must be constantly defended. Paradoxically, revolt is an essential and constitutive element of the maintenance of democracy.
Die Arbeit beleuchtet die Beziehungen zwischen der DDR und der Volksrepublik China in den Jahren 1978 bis 1990. Dabei werden sowohl die innen-, wie auch die außenpolitischen Bedingungen dieser Beziehungen in der DDR und China beleuchtet. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Sowjetunion gelegt. Die Beziehungen Moskaus gegenüber Beijing und Ostberlin werden dargestellt und mit den daraus resultierenden Folgen für die DDR-Führung in Bezug gesetzt.
Die MfS-Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Pankow, Kissingenstraße (heutige JVA für Frauen Berlin-Pankow in der Arkonastraße 56, 13189 Berlin) war mit über 58 Zellen und zahlreichen Vernehmungszimmern für etwa 120 Untersuchungshäftlinge vorgesehen. Die Häftlinge waren von der Außenwelt völlig isoliert und wurden meistens nach ihrer mehrmonatigen Untersuchungshaft zu Freiheitsstrafen in DDR-Zuchthäusern verurteilt. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit wurde dieser Ort politischer Repression als Beispiel ausgesucht, um Haftbedingungen, strukturelle Begebenheiten sowie den alltäglichen Ablauf sowohl für Inhaftierte als auch für MfS-Mitarbeiter im letzten Jahrzehnt der DDR zu untersuchen. Insbesondere die Funktionsmechanismen einer derartigen Haftanstalt und deren möglicher Wandel im Verlauf der politischen Ereignisse stehen im Fokus der Untersuchung. Es wurde versucht, die Maßnahmen der Staatssicherheit anhand des MfS-Aktenbestandes zu rekonstruieren und diese in Verbindung mit den Wahrnehmungen und Handlungen der betreffenden Personen zu bringen. Geostrategische Besonderheiten der Haftanstalt sowie mentalitäts- bzw. alltagshistorische Perspektiven anhand ausgewählter Fallbeispiele vervollkommen das Bild der Untersuchungshaftanstalt als Seismograph der gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR der achtziger Jahre. Außen- sowie innenpolitische Ereignisse in den achtziger Jahren versinnbildlichen dabei die Erbebenwellen. Deren Wirkungskraft auf den MfS-Untersuchungshaftvollzug in Berlin-Pankow wurden in dieser Studie der historischen Analyse unterzogen. So stellt diese Studie nicht nur eine reine Bestandsaufnahme der Untersuchungshaft dar. Vielmehr wurde sowohl der Blick auf den DDR-Alltag in den achtziger Jahren gerichtet als auch ansatzweise eine vergleichende Analyse zu den heute bekannten Berliner Erinnerungsorten Hohenschönhausen und Lichtenberg dargelegt.
„Alle Kinder müssen zu wertvollen Menschen erzogen werden“, forderte Margot Honecker, Erziehungsminister der DDR von 1963 bis 1989. Während liberale Jugendsoziologen die Jugendphase als Moratorium begreifen und damit Heranwachsenden Freiräume zubilligen, geltende soziale Normen infrage zu stellen und selbstbestimmte Lebensentwürfe zu erproben, ohne ihr Handeln in gleicher Weise verantworten zu müssen wie Erwachsene, wurden Jugendliche in der DDR danach beurteilt, inwieweit sie dem Ideal der „allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit“ entsprachen. Nach Honeckers Ansicht wäre die freie Entfaltung des Individuums erst im Kommunismus möglich. Individuelle Entfaltung besaß für sie keinen eigenen Wert. Der politische Erziehungsanspruch erstreckte sich grundsätzlich auf alle Lebenswelten von Jugendlichen. Freiräume zur Selbstentfaltung waren in der DDR sowohl materiell als auch ideell eng umgrenzt, ein Umstand den der bundesdeutsche Bildungssoziologe Jürgen Zinnecker als „Jugendmoratorium in kasernierter Form“ bezeichnete. Dem politischen Anpassungsdruck waren Kinder und Jugendliche in besonders starkem Maße ausgesetzt. Zwar richtete sich der Erziehungsanspruch der SED grundsätzlich auf alle Bürger, doch anders als Erwachsene hatten Kinder und Jugendliche noch keine eigenständige Stellung innerhalb des sozialen und gesellschaftlichen Gefüges gefunden und deshalb weniger Möglichkeiten, sich der politischen Einwirkung zu entziehen. Mit dem Jugendgesetz von 1974 wurde die sozialistische Persönlichkeit als Erziehungsziel festgelegt, dem auch die Eltern zu folgen hatten. Bildungschancen wurden schon frühzeitig von der Anpassung an vorgegebene Normen abhängig gemacht, abweichendes Verhalten konnte rigide bestraft werden und gravierende Folgen für den weiteren Lebensweg haben. Auch wenn die meisten Jugendlichen die Forderungen des Staates zu erfüllen schienen und ihre Verbundenheit mit der Politik der SED wann immer gefordert bezeugten, standen sie dieser Politik tatsächlich mindestens gleichgültig gegenüber. Der „Widerspruch zwischen Wort und Tat“ war eines der gravierenden Probleme der Herrschenden im Umgang mit Heranwachsenden. Es gab aber auch Jugendliche, die bewusst Einschränkungen in Kauf nahmen, um ihre Vorstellungen eines selbstbestimmten Lebens verwirklichen zu können. Schon bei geringfügiger Abweichung von ausdrücklichen oder unausgesprochenen Vorgaben mussten sie mit erheblichen staatlichen Eingriffen in ihr persönliches Dasein rechnen. Die äußerste Form der Abweichung waren Ausreiseersuchen und Fluchtversuche. Jugendliche waren unter Antragstellern und „Republikflüchtigen“ überproportional vertreten. Die Dissertation beleuchtet das Spannungsverhältnis zwischen staatlich vorgegebenen Lebenswegen und eigen-sinniger Gestaltung verschiedener Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen für die Jahre der Honecker-Herrschaft zwischen 1971 bis 1989 im Bezirk Schwerin.
Die Magisterarbeit untersucht die Kirchenpolitik der SED in der ersten Hälfte der sechziger Jahre auf regionaler Ebene. Sie fragt, wie die Staats- und Parteiorgane des Bezirkes Potsdam gegenüber der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg agierten, wie die zentralen Beschlüsse vor Ort umgesetzt wurden und welche Probleme dabei auftraten. Bei der Durchsetzung des Sozialismus in der DDR und der Sicherung der eigenen Herrschaft, stand der Staatspartei SED die evangelische Kirche als gesellschaftlicher Großverband im Weg. Nach einem harten Repressionskurs in den fünfziger Jahren, änderte die SED um 1960/61 ihre Strategie, um den Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft auszuschalten. Die Christen sollten in die Gesellschaft integriert und vom Sozialismus überzeugt werden. Nach der Darstellung der Grundlagen der Kirchenpolitik der SED sowie der Evangelischen Kirche, analysiert die Arbeit die Umsetzung der Überzeugungsstrategie des SED-Staates im Bezirk Potsdam. Kirchenpolitische Strukturen, Akteure sowie Methoden werden anhand von Unterlagen des Rates des Bezirkes Potsdam sowie der SED-Bezirksleitung untersucht. Die Kirchenpolitik in den Bezirken sollte zu Beginn der sechziger Jahre systematischer und kontinuierlicher durchgeführt werden als zuvor. In einem Betreuungssystem wurden alle Pfarrer, kirchliche Mitarbeiter und engagierte Laien erfasst, um sie in regelmäßigen Gesprächen vom Sozialismus zu überzeugen, notfalls mit finanziellen Anreizen. Bei der Umsetzung klafften Anspruch und Realität weit auseinander. Personalmangel, Qualifizierung und mangelnde Bereitschaft der Mitarbeiter, aber auch die Resistenz der Pfarrerschaft ließen den Bezirksorganen meist nur die Beobachtung und Verwaltung kirchlicher Angelegenheiten. Als die Kirche in Berlin-Brandenburg Anfang 1966 den EKD-Ratsvorsitzenden Kurt Scharf zu ihrem Bischof wählte, war offensichtlich, dass die Überzeugungsstrategie erhebliche Mängel aufwies.
Räuber und Gendarm
(2012)