• Treffer 5 von 18
Zurück zur Trefferliste

Etwas nimmt seinen Anfang, weil es um sein Ende (nicht) weiß

  • Freuds „Zeitgemässes über Krieg und Tod“ steht in doppelter Hinsicht im Zeichen der Zeit: Der Aufsatz ist nicht nur von der Kriegszeit geprägt, die 1915 den Schreibanlass liefert, sondern setzt sich auch inhaltlich intensiv mit Zeitlichkeit auseinander. Beides ist nicht voneinander zu trennen, weil es die aktuellen Erfahrungen sind, die den Bruch mit der vorherrschenden Vorstellung von Zeit und Historizität fordern: Vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges ist die Erzählung von Geschichte als Kultivierungsentwicklung, das heißt von fortschreitender Zeit unzeitgemäß. Als zeitgemäß erweist sich hingegen das psychoanalytische Modell, das Freud dem Kulturoptimismus substituiert. Es erlaubt, die regressive Aggression zu erklären, die sich in der Welt des frühen 20. Jahrhunderts Bahn bricht. Auf diese Weise verspricht die Psychoanalyse dem Forscher Freud den sicheren, wissenschaftlichen Boden unter den Füßen zurückzugewinnen, den er, vom „Wirbel dieser Kriegszeit gepackt“, zu Beginn als verloren beklagt. Dass dies gelingt, ist wiederumFreuds „Zeitgemässes über Krieg und Tod“ steht in doppelter Hinsicht im Zeichen der Zeit: Der Aufsatz ist nicht nur von der Kriegszeit geprägt, die 1915 den Schreibanlass liefert, sondern setzt sich auch inhaltlich intensiv mit Zeitlichkeit auseinander. Beides ist nicht voneinander zu trennen, weil es die aktuellen Erfahrungen sind, die den Bruch mit der vorherrschenden Vorstellung von Zeit und Historizität fordern: Vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges ist die Erzählung von Geschichte als Kultivierungsentwicklung, das heißt von fortschreitender Zeit unzeitgemäß. Als zeitgemäß erweist sich hingegen das psychoanalytische Modell, das Freud dem Kulturoptimismus substituiert. Es erlaubt, die regressive Aggression zu erklären, die sich in der Welt des frühen 20. Jahrhunderts Bahn bricht. Auf diese Weise verspricht die Psychoanalyse dem Forscher Freud den sicheren, wissenschaftlichen Boden unter den Füßen zurückzugewinnen, den er, vom „Wirbel dieser Kriegszeit gepackt“, zu Beginn als verloren beklagt. Dass dies gelingt, ist wiederum eine Frage der Zeit: Freud etabliert ein Modell von Zeitlichkeit, dem über die spezifisch psychoanalytische Dimension des Unbewussten ein zeitimmuner, a-temporaler Kern eingeschrieben ist, der den stürmischen Zeiten trotzt.zeige mehrzeige weniger

Metadaten exportieren

Weitere Dienste

Suche bei Google Scholar Statistik - Anzahl der Zugriffe auf das Dokument
Metadaten
Verfasserangaben:Johannes UngelenkORCiDGND
ISSN:1019-1976
Titel des übergeordneten Werks (Deutsch):Riss : Zeitschrift für Psychoanalyse
Untertitel (Deutsch):Freud und der Flirt
Verlag:Textem
Verlagsort:Hamburg
Publikationstyp:Wissenschaftlicher Artikel
Sprache:Deutsch
Jahr der Erstveröffentlichung:2019
Erscheinungsjahr:2019
Datum der Freischaltung:08.10.2020
Freies Schlagwort / Tag:Freud; Psychoanalyse; Theorien der Liebe; amerikanischer Flirt
Band:90
Erste Seite:104
Letzte Seite:118
Organisationseinheiten:Philosophische Fakultät / Institut für Künste und Medien
DDC-Klassifikation:1 Philosophie und Psychologie / 10 Philosophie / 100 Philosophie und Psychologie
Peer Review:Referiert
Verstanden ✔
Diese Webseite verwendet technisch erforderliche Session-Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie diesem zu. Unsere Datenschutzerklärung finden Sie hier.