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Als Humboldt sein 1804 geschriebenes Tagebuch seiner Reise von Mexico City nach Veracruz 1853 nochmals sichtete, schrieb er an den Rand einer Passage die kritischen Worte “Alte neptunistische Verrücktheiten!” Dieser Text und seine spätere Randbemerkung beweisen nun endgültig, daß Humboldt noch gegen Ende seiner Amerikareise Neptunist war, was von Forschern oft bezweifelt worden war. Seltsamerweise hat Humboldt dieses Manuskript nicht mit in die Tagebücher aufgenommen, als er sie gegen Ende seines Lebens in 9 Hefte neu binden ließ. Der Nachlaß Humboldts galt zusammen mit der Autographensammlung der Staatsbibliothek Berlin seit der Auslagerung im zweiten Weltkrieg als verschollen. Er befindet sich heute in Krakau, wo ich diesen Tagebuchteil vor einiger Zeit entdeckte, das nun eine wertvolle Ergänzung zur Edition der Tagebücher durch Margot Faak bildet. Der folgende Text stellt diesen Tagebuchteil vor und zeigt die Entwicklung einzelner Ansichten Humboldts in naturwissenschaftlichen Disziplinen, die z. T. paradigmatische Wandel von Theorien - beispielsweise in der Geologie - anzeigen.
Die bisher - 1860 und 1872 - unternommenen beiden Versuche, das Gesamtwerk Alexander von Humboldts bibliographisch zu erfassen, können als gescheitert betrachtet werden. Die in der mehr problem- als werkorientierten Schaffensweise Humboldts, der zeitgenössischen Popularität seiner Schriften und den buchhändlerischen Verhältnissen seiner Zeit begründete Unüberschaubarkeit seines publizierten Œuvres begründete eine Art bibliographischen und buchhändlerischen Mythos, der jeden weiteren Versuch einer verläßlichen und wenigstens in Teilen vollständigen Bibliographierung dieses Werkes geradezu als Abenteuer erscheinen lassen mußte. Horst Fiedler und Ulrike Leitner haben sich diesem bibliographischen Abenteuer gestellt. Als Ergebnis ihrer sich über zwei Jahrzehnte erstreckenden Bemühungen konnte im Jahre 2000 die Bibliographie der selbständig erschienenen Schriften Humboldts vorgelegt werden.
In diesem Artikel wird das Bild untersucht, das von Alexander von Humboldt seit seinem Aufbruch nach Amerika 1799 bis zu seinem Tod im Jahr 1859 sowohl in professioneller als auch in privater Hinsicht in der spanischen Presse verbreitet worden war. Für eine solche Analyse ist es notwendig einerseits zu untersuchen, welche Aspekte seiner Person, seines Lebens, seines Werkes sowie seiner Ideen in der während jener Jahren erschienenen Presse erwähnt bzw. hervorgehoben wurden, und auf der anderen Seite, welche Facetten keinen Eingang in diese Publikationen erhielten - denn das Bild, das man von einer Persönlichkeit entstehen lassen will, setzt sich aus beiden Bereichen zusammen. In beiden Fällen ist es zudem unerlässlich, die Absichten bzw. Interessen zu untersuchen, die sich hinter dem jeweiligen “Fokus” der Publikationen verborgen haben mögen. Innerhalb dieser Studie kam der Rolle, die Humboldt im Zusammenhang mit zwei wichtigen Geschehnissen zu dieser Zeit – der Unabhängigkeitsbewegung der spanischen Kolonien in Amerika sowie dem, was wir heute “Moderne” nennen - zugesprochen worden war, eine besondere Bedeutung zu. Diese Phase in der Geschichte Spaniens fiel zudem in einen sehr wechselhaften und komplexen politisch-sozialen Kontext, woraus sich die Notwendigkeit erklärt, nicht nur die moderate Presse zu untersuchen, die sich in Spanien unter der absolutistischen Zensur entwickelt hatte, sondern ebenfalls die liberale Presse des Londoner Exils einzubeziehen, um zu sehen, inwiefern diese Zeitschriften eine unterschiediche Wahrnehmung Alexander von Humboldts aufzeigten.
Das Ganze der Natur
(2002)
Die Beziehungen Humboldts zur Romantik werden in der Literatur unterschiedlich gedeutet. Betrachtet man jedoch das grundlegende Ziel von Humboldts Wissenschaft, das Ganze der Natur möglichst adäquat zu erfassen, dann wird deutlich, wie sich Humboldts Programm in Anknüpfung und in Abstoßung vom romantischen Leitbild entwickelt hat. Im Beitrag wird Humboldts Wissenschaft von der Ganzheit der Natur in ihren Grundzügen dargestellt, wobei vor allem die Verhältnisse von Naturwissenschaft, Naturphilosophie, Naturgefühl, Geschichte und Kunst näher analysiert werden.
Editorial
(2002)
Die Forschung über Alexander von Humboldt hat - wie sein Schaffen selbst - eine weltweite Dimension angenommen. Die Vielsprachigkeit und Multidisziplinarität der Humboldt-Forschung am Beginn des 21. Jahrhunderts ist beeindruckend und anläßlich des 200. Jahrestages des Beginns seiner amerikanischen Forschungsreise in aller Deutlichkeit ins Bewußtsein getreten. Dies erfordert neue Anstrengungen, eine für alle Disziplinen und Arbeitsgebiete offene wissenschaftliche Plattform der Alexander von Humboldt gewidmeten Studien zu schaffen. Das Projekt »Alexander von Humboldt im Netz« bietet den notwendigen Rahmen für eine derartige Plattform, die wissenschaftliche Zeitschrift »HiN« soll nun dem internationalen und interdisziplinären Austausch im wissenschaftlichen Bereich wesentliche neue Impulse geben. Für ein Netzwerk, wie es das Humboldtsche Œuvre darstellt, bietet das Medium des Internet eine ausgezeichnete Grundlage, um eine internationale Vernetzung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Alexander von Humboldt voranzutreiben. HiN versteht sich als eine transdisziplinär ausgerichtete internationale Zeitschrift im Internet. HiN ist ein halbjährlich erscheinendes wissenschaftliches Periodikum im Netz, das den Austausch innerhalb der Humboldt-Forschung ausbauen will. HiN stellt neue Forschungen über Alexander von Humboldt vor mit dem Ziel, unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen, Forschungstraditionen und Sprachen im Bereich der Humboldt-Forschung zusammenzuführen. Mit HiN wollen wir einen Beitrag zur Vertiefung und Internationalisierung der Forschung über Alexander von Humboldt leisten und zugleich jene Vermittlung an eine breitere interessierte Öffentlichkeit verwirklichen, die für den Autor des Kosmos stets eine ethische Grundforderung war.
Inhalt:
- Michael Zeuske: Humboldt, Historismus, Humboldteanisierung. Der „Geschichtsschreiber von Amerika“, die Massensklaverei und die Globalisierungen der Welt
- Christian Suckow: Abenteuer Alexander-von-Humboldt-Bibliographie
- Sandra Rebok: Alexander von Humboldt im Spiegel der spanischen Presse.
Zur Wahrnehmung seiner Person und seiner Ideen während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Renate Nöller: Jade aus Amerika und weitere Grünsteinobjekte von Alexander von Humboldt aus dem Berliner Mineralienkabinett
- Frank Holl: Humboldt y el Colonialismo
- Ottmar Ette: „… daß einem leid tut, wie er aufgehört hat, deutsch zu sein“. Alexander von Humboldt, Preußen und Amerika
Inhalt:
- Kristian Köchy: Das Ganze der Natur – Alexander von Humboldt und das romantische Forschungsprogramm
- Gerhard Kortum: „Alexander von Humboldt“ als Name für Forschungsschiffe vor dem Hintergrund seiner meereskundlichen Arbeiten
- Ulrike Leitner: „Anciennes folies neptuniennes!“ Über das wiedergefundene „Journal du Mexique à Veracruz“ aus den mexikanischen Reisetagebüchern A. v. Humboldts
- Oliver Lubrich: „Egipcios por doquier“. Alejandro de Humboldt y su visión ‘orientalista’ de América
- Jose Alberto Navas Sierra: Humboldt y el ‘Área de Libre Comercio de las Américas (ALCA)’ – Un ejercicio de ‘ciencia humboldtiana
- Miguel Ángel Puig-Samper und Sandra Rebok: Un sabio en la meseta. El viaje de Alejandro de Humboldt a España en 1799
- Ingo Schwarz: Nachruf – Zur Erinnerung an Kurt-R. Biermann
Humboldt y el Colonialismo
(2002)
During his American expedition Humboldt grappled intensively with the iniquities of colonialism. In the year 1803, for example, he noted "that the idea of a colony is itself an immoral idea, this idea of a land which is obliged to pay dues to another country." The colonial powers, wrote Humboldt, support intolerance, repression and slavery. However, he did not express his criticism in public during the expedition but entrusted it only to good friends and his diary. The lecture treats Humboldt's political stance during the expedition, based on human rights and his communicative role as a research traveller who, having returned to Europe, made his criticism public. Central to the lecture are examples of Humboldt's criticism of representatives of the colonial system. These make clear which important impulses the researcher gave to the independence movement and to the politicians of the young American states.
Humboldt y el ‘Área de Libre Comercio de las Américas (ALCA)’Un ejercicio de ‘ciencia humboldtiana’
(2002)
Como es sabido, Humboldt y Bonpland concluyeron su largo periplo americano de casi 5 años con una corta e intensa estadía de casi 3 meses en los EE.UU., de América. Como ya se estudió en un estudio precedente (‘HiN’ nº 3, 2001) en un inciso de su obra político-económica, Humboldt auguró el papel y puesto que muy seguramente habría de corresponderles a los nacientes Estados americanos en el conjunto del nuevo orden mundial post-napoleónico. Sin que su obra involucrase a los ‘jóvenes’ EE. UU., en algún momento Humboldt dejó explícito que ese futuro pintaba muy diferente para los países hispanoamericanos, en particular en razón de las muchas barreras étnicas, sociales, culturales y sobre todo ‘vicios’ heredadas de la colonia. Tales convicciones fueron compartidos en su momento por otros connotados ‘ilustrados’ alemanes, entre ellos G.F. Hegel quien además veía casi inevitable –y hasta necesario- un enfrentamiento –incluso armado- entre el Norte y Sur de América. Esto último, como precondición para que la ‘razón’, la idea’ y el ‘espíritu’ pudieran renacer en el ‘nuevo mundo’ una vez hubiera concluida, tras la plena emancipación iberoamericana, la dominación colonial europea en el continente; o lo que era lo mismo, para evitar el ‘fin’ de la ‘Historia’. Después de 200 años de compleja y no fácil ‘convivencia’ entre los EE.UU., de América y el resto del continente ‘suramericano’, y después de haber fracasado Iberoamérica en al menos dos ocasiones por lograr una plena reinserción en la economía, política y cultura occidentales, los EE.UU., han tomado la iniciativa de ofrecer –e incluso forzar- una gran alianza continental que llevará en un cortísimo plazo –2005- a la formación de un solo mercado preferencial hemisférico, y si se quiere una única cultura económica americana. Una de las muchas preguntas que motiva semejante reto está en saber si los países iberoamericanos han superados las aludidas rigideces y ‘vicios’ histórico-estructurales que en su momento denunció Humboldt; y por lo mismo, si persistiendo éstas, cara sus eventuales socios del Norte, sería posible que Iberoamérica, de la mano de EE.UU., y Canadá, podrá por fin encontrar un sitio adecuado –y por lo demás un papel apropiado y digno- dentro del nuevo sistema mundial, ahora llamado de la ‘globalización’. La mencionada inquietud constituye un nuevo reto para la ‘ciencia humboldtiana’ y por ello la posibilidad de intentar analizar el ‘presente’ con las mismas premisas que en su fecha utilizó Humboldt para criticar la realidad hispanoamericana y en alguna forma presagiar su futuro inmediato. Es lo que, una vez más con la modestia que el intento exige, lo que se pretende plantear en este trabajo.
This article treats Alexander von Humboldt as an Atlantic intellectual, not only as an european intellectual. The article tries to analize also the "Ensayo político sobre la Isla de Cuba" as a key text of the second globalization ("industrial revolution"). Against the background of our knowledge about the reality at the beginnings of the 19th century the article analizes the humboldtian presentation of this reality during his stay in Cuba (1801/1804), confronting it with his "Essay" about Cuba (1826-1831), as well tries to demonstrate the position of Humboldt in the historical thinking. The third part explains the relations of Humboldt to the network of Cuban intellectuals and with some important personalities of the Cuban elite (Arango, Calvo) in the development of his work.