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Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Konstruktionen literarischer Figuren in Bezug auf die kulturellen Konstruktionen von „race“ und Gender. Die beiden hier besprochenen Romane „Quicksand“ und „Passing“ von Nella Larsen zeigen Hauptprotagonistinnen mit interrassischen Identitäten, die auf einer schwarzen und weißen Elternschaft beruhen und sich damit an den bis in die späten 1970er Jahre in den USA tatsächlich existierenden sog. Rassenmischungsverboten (Anti-Miscegenation Laws) sowie an schwarzen Weiblichkeitsentwürfen reiben. Aus kultureller wie auch aus literarischer Perspektive sind diese Identitäten interessant, da sie lange als „schwarz“ und nicht als „interrassisch“ eingeordnet wurden und eigene interrassische Identitätsentwürfe damit weitenteils fehlen. Eine Ausnahme ist die Figur der Tragischen Mulattin, die in Kapitel 3 besprochen wird. Die Arbeit blickt nach einer Darlegung kultureller Prozesse der Identitätsbildung auf interrassische Figuren in der Literaturgeschichte, Identitätsentwürfe in der Harlem Renaissance, Vorstellungen von Weiblichkeit und Sexualität und schließlich auf die Praxis des Passing (dem Verschleiern eines Teils der Herkunft zu Gunsten eines anderen).
Gleich dem Individuum benötigen Gesellschaften Vergangenheit in erster Linie zur Selbstdefinition. Eine feste Struktur gesellschaftlich geteilter Vergangenheitsreferenzen erzeugt ein überindividuelles kollektives Gedächtnis, das soziale Rollen und Identitäten determiniert. Was aber geschieht, wenn eine Gemeinschaft ihre Vergangenheit oder wesentliche Teile dieser nicht erinnert? Am Beispiel Russlands wird dargestellt, warum tragische Ereignisse – in diesem Fall die stalinistischen Repressionen – nicht kommemoriert werden und in welcher Weise sich diese weitgehend verdrängten Erinnerungen und die defizitär ausgebildete Erinnerungskultur auf die heutige russländische Gesellschaft auswirken.
Der Sammelband umfasst die Beiträge des 10. Arbeitstreffens slavistischer Nachwuchswissenschaftler im Rahmen des Jungen Forums Slavistischer Literaturwissenschaft (JFSL), das vom 26. bis zum 28. März 2010 an der Universität Trier stattfand. Präsentiert wird ein Überblick über aktuelle Forschungsrichtungen und -themen der deutschsprachigen Slavistik, der trotz der weiter bestehenden Dominanz der Russistik eine zunehmende Tendenz zu Studien über verschiedene slavische Literaturen zeigt. Die Beiträge lassen sich in drei große Bereiche differenzieren: Der erste Teil ,Texturen' beinhaltet literaturwissenschaftliche Studien, die sich mit den textimannenten Effekten literarischer Werke auseinandersetzen. Der Text als Gewebe wird auf seine Fadendichte und -verkreuzung wie Entstehung und Tradierung bestimmter Motive und Topoi, Decodierung intertextueller Referenzen oder Allegorisierungs- und Symbolisierungprozesse hin analysiert. Der zweite Teil vereinigt unter dem Begriff ,Identitäten' Arbeiten aus dem Bereich der kulturwissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft, die mit Geschlechter-, Raum-, Erinnerungs- und postkolonialen Konzepten den Fragen der literarischen Identitätsgenese nachgehen. Untersucht werden ästhetische Umsetzungen von Machtdispositiven, Hierarchiebildungen und Ausschlussmechanismen. Die Beiträge des dritten Teils ,Theorien' reflektieren entweder die Literaturforschung und ihre Ästhetiktheorien oder unternehmen einen Theorieimport aus verschiedenen Disziplinen wie Philosophie, strukturalistische Psychoanalyse, Neuro-, Geschichts- oder Translationswissenschaften, die sich für die Analyse literarischer Texte als fruchtbar erweisen und damit das Literaturverständnis erweitern.
Der Fall der Rachel Dolezal
(2016)
Die Amerikanerin Rachel Dolezal war bis ins Jahr 2015 als Afroamerikanerin bekannt. Als Aktivistin der National Association for the Advancement of Colored People setzte sie sich für die Rechte der afroamerikanischen Bevölkerung ein, lebte in einem schwarzen Umfeld und lehrte an einer Universität Afroamerikanische Studien. „I identify as black“ antwortete sie auf die Frage eines amerikanischen Fernsehmoderators, ob sie Afroamerikanerin sei. Ihre Kollegen und ihr näheres Umfeld identifizierten sie ebenfalls als solche. Erst, als regionale Journalisten auf sie aufmerksam wurden und ihre Eltern sich zu Wort meldeten, wurde deutlich, dass Dolezal eigentlich eine weiße Frau ist. Dolezals Eltern bestätigten dies, indem sie Kindheitsfotos einer hellhäutigen, blonden Rachel veröffentlichten. Dolezals Verhalten entfachte daraufhin eine rege mediale Diskussion über ihre Person im Kontext von Ethnizität und »Rasse«.
Die Verfasserin greift Dolezals Fall exemplarisch auf, um der Frage nachzugehen, ob ein Doing Race nach Belieben möglich ist. Darf sich Dolezal als schwarz identifizieren, obwohl sie keine afrikanischen Vorfahren hat? Welche gesellschaftliche Wissensvorräte schränken diese Wahl ein und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Anhand einer Diskursanalyse amerikanischer Zeitungsartikel geht die Verfasserin diesen Fragen nach. Hierbei werden »Rasse« und Ethnizität als soziale Konstruktionen, basierend auf dem Konzept von Stephen Cornell und Douglas Hartmann, betrachtet.
Narratives of Belonging
(2017)
Die Darstellungen genealogischer Netzwerke waren in der Antike Ausdruck der Weltsicht ihrer Erzähler, mit deren Hilfe Nähe und Distanz zwischen verschiedenen Gruppen und Völkern ausgedrückt und hergestellt werden konnte. Auch Paulus bedient sich genealogischer Argumente, um die Beziehung nicht-jüdischer Christus-Gläubiger zu Israel und ihrem Gott zu verdeutlichen. Es handelt sich um eine ethnozentrische Argumentation, deren Fokus aber gleichzeitig eindeutig theozentrisch ist.
The corrosion of character
(2017)
The topic of this imaginary dialogue between Georg Simmel and Max Weber is the relation between work – in the sense of labour – and personality. Its aim is to show that the thinking of these ‘founding fathers’ of sociology can furnish valuable insight into the current issue of the corrosion of character in contemporary post-Fordist society. The concept of work still represents one of the major factors determining modern individuals’ ability (or inability) to formulate personal, stable identities that enable them to become fully socialized. Both Simmel and Weber make reference to a common theoretical background that views the human being as a creature with originally rational potential, who is faced with the task of becoming a personality by means of consciously chosen life behaviour: This is evident in the parallelism between Simmel’s interest in the concept of ‘style of life’ (Der Stil des Lebens) and Weber’s research on the ‘life conduct’ (Lebensführung) that arose in Western rationalistic culture.
Um den zunehmenden Diebstahl digitaler Identitäten zu bekämpfen, gibt es bereits mehr als ein Dutzend Technologien. Sie sind, vor allem bei der Authentifizierung per Passwort, mit spezifischen Nachteilen behaftet, haben andererseits aber auch jeweils besondere Vorteile. Wie solche Kommunikationsstandards und -Protokolle wirkungsvoll miteinander kombiniert werden können, um dadurch mehr Sicherheit zu erreichen, haben die Autoren dieser Studie analysiert. Sie sprechen sich für neuartige Identitätsmanagement-Systeme aus, die sich flexibel auf verschiedene Rollen eines einzelnen Nutzers einstellen können und bequemer zu nutzen sind als bisherige Verfahren. Als ersten Schritt auf dem Weg hin zu einer solchen Identitätsmanagement-Plattform beschreiben sie die Möglichkeiten einer Analyse, die sich auf das individuelle Verhalten eines Nutzers oder einer Sache stützt.
Ausgewertet werden dabei Sensordaten mobiler Geräte, welche die Nutzer häufig bei sich tragen und umfassend einsetzen, also z.B. internetfähige Mobiltelefone, Fitness-Tracker und Smart Watches. Die Wissenschaftler beschreiben, wie solche Kleincomputer allein z.B. anhand der Analyse von Bewegungsmustern, Positionsund Netzverbindungsdaten kontinuierlich ein „Vertrauens-Niveau“ errechnen können. Mit diesem ermittelten „Trust Level“ kann jedes Gerät ständig die Wahrscheinlichkeit angeben, mit der sein aktueller Benutzer auch der tatsächliche Besitzer ist, dessen typische Verhaltensmuster es genauestens „kennt“.
Wenn der aktuelle Wert des Vertrauens-Niveaus (nicht aber die biometrischen Einzeldaten) an eine externe Instanz wie einen Identitätsprovider übermittelt wird, kann dieser das Trust Level allen Diensten bereitstellen, welche der Anwender nutzt und darüber informieren will. Jeder Dienst ist in der Lage, selbst festzulegen, von welchem Vertrauens-Niveau an er einen Nutzer als authentifiziert ansieht. Erfährt er von einem unter das Limit gesunkenen Trust Level, kann der Identitätsprovider seine Nutzung und die anderer Services verweigern.
Die besonderen Vorteile dieses Identitätsmanagement-Ansatzes liegen darin, dass er keine spezifische und teure Hardware benötigt, um spezifische Daten auszuwerten, sondern lediglich Smartphones und so genannte Wearables. Selbst Dinge wie Maschinen, die Daten über ihr eigenes Verhalten per Sensor-Chip ins Internet funken, können einbezogen werden. Die Daten werden kontinuierlich im Hintergrund erhoben, ohne dass sich jemand darum kümmern muss. Sie sind nur für die Berechnung eines Wahrscheinlichkeits-Messwerts von Belang und verlassen niemals das Gerät. Meldet sich ein Internetnutzer bei einem Dienst an, muss er sich nicht zunächst an ein vorher festgelegtes Geheimnis – z.B. ein Passwort – erinnern, sondern braucht nur die Weitergabe seines aktuellen Vertrauens-Wertes mit einem „OK“ freizugeben.
Ändert sich das Nutzungsverhalten – etwa durch andere Bewegungen oder andere Orte des Einloggens ins Internet als die üblichen – wird dies schnell erkannt. Unbefugten kann dann sofort der Zugang zum Smartphone oder zu Internetdiensten gesperrt werden. Künftig kann die Auswertung von Verhaltens-Faktoren noch erweitert werden, indem z.B. Routinen an Werktagen, an Wochenenden oder im Urlaub erfasst werden. Der Vergleich mit den live erhobenen Daten zeigt dann an, ob das Verhalten in das übliche Muster passt, der Benutzer also mit höchster Wahrscheinlichkeit auch der ausgewiesene Besitzer des Geräts ist.
Über die Techniken des Managements digitaler Identitäten und die damit verbundenen Herausforderungen gibt diese Studie einen umfassenden Überblick. Sie beschreibt zunächst, welche Arten von Angriffen es gibt, durch die digitale Identitäten gestohlen werden können. Sodann werden die unterschiedlichen Verfahren von Identitätsnachweisen vorgestellt. Schließlich liefert die Studie noch eine zusammenfassende Übersicht über die 15 wichtigsten Protokolle und technischen Standards für die Kommunikation zwischen den drei beteiligten Akteuren: Service Provider/Dienstanbieter, Identitätsprovider und Nutzer. Abschließend wird aktuelle Forschung des Hasso-Plattner-Instituts zum Identitätsmanagement vorgestellt.
The author stems from the premise that modern anthroponymy effectively incorporates data from related fields of knowledge, primarily those of cultural and political history, thus getting enlarged through interdisciplinary research. An integrated approach allows one to deduce the extra-linguistic mechanisms which lay behind anthroponymic changes. In the same vein, the present paper focuses on the dynamics within the Russian anthroponymic paradigm caused by the changing vectors of political, ideological, cultural, and religious identity in the historical perspective of the New Time (1700-1920s). The study aims to establish the connection between specific trends in naming and the precedent names, events, and texts of political, cultural, and religious life. The mechanisms of anthroponymic shifts are illustrated by the cases of individual names becoming socially significant in a particular historical context. Using interdisciplinary methods of cultural anthropology, the study builds on textual sources, primarily name indexes to the collections of works by outstanding cultural figures and scholars, and biographical dictionaries. Some examples of pragmatic naming strategies in works of art (literature, opera, cinema) are also provided. Preliminary findings reveal some major trends in the Russian anthroponymic system of the New Age such as Europeization vs. Russification, modernization vs. archaization, as well as their synthesis. These tendencies remain key up to the present day and can be traced and characteristically defined within a set (or corpus) of names relating to the particular epoch, in terms of their frequency and the parameters of the sociolinguistic distribution. The diachronic perspective of the study also supports the sociolinguistic observation that the newly introduced names, which are currently in use, have a pronounced social resonance, which is getting neutralized as their frequency increases. Further development of the topic implies, among other things, statistical verification of preliminary findings.
We examined whether German adolescents who participated in an adapted 8-week school-based intervention, the Identity Project, reported greater changes in heritage and global identities and perceptions of classroom cultural climate. We used a longitudinal, wait-list control design pooling eight classrooms across the school years of 2018-2019 and 2019-2020. The sample included 195 seventh graders (M-age = 12.35 years, SD =.79, 39% female, 83% of migration background). Findings showed moderate support for more heritage identity exploration and greater perceptions of unequal treatment and critical consciousness climate in the intervention group. There were also important differences across conditions regarding how identity and climate related to adolescent outcomes. We conclude that the Identity Project can be adapted and applied in other cultural contexts such as Germany. It provides a necessary space for adolescents to engage in discussions about diversity, cultural heritage, social inequities, and their relevance to one's identities.