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FRAKIS (Fragebogen zur frühkindlichen Sprachentwicklung) ist ein Elternfragenbogen zur Erfassung des Sprachstandes bei deutsch-sprachigen Kindern zwischen 18 und 30 Monaten und die deutsche Adaptation des MacArthur-Bates Communicative Development Inventory for Toddlers. Es gibt eine Langform (FRAKIS) und Kurzform (FRAKIS-K). Der lange Fragebogen enthält eine Wortliste von 600 Wörtern und Skalen zur Flexionsmorphologie und Syntax, die Kurzform eine Wortschatzliste von 102 Wörtern und drei Fragen zur Grammatik. Beide Fragebögen sind an einer Stichprobe von 1240 Kindern normiert. Die Normierungsstudie wird im Manual dargestellt. Normen werden in monatlichen Altersgruppen für Mädchen und Jungen getrennt, und für alle Kinder angegeben. Mit FRAKIS und FRAKIS-K stehen im deutschsprachigen Bereich erstmals Elternfragebögen zur Verfügung, die auf empirisch gesicherten, strengen Normierungsverfahren beruhen. Die Normwerte bringen ein Bezugssystem für das Ausmaß an Variabilität im frühen Spracherwerb. FRAKIS-K ist geeignet für die Sprachstandsbestimmung im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Kinder mit spätem oder verzögertem Sprachbeginn können identifiziert werden. Darüber hinaus sind die Fragebögen geeignet für eine Verlaufsbeobachtung der frühen Sprachentwicklung, ob in Forschung oder Praxis.
Im Rahmen dieser Dissertation wurden die erstmaligen Totalsynthesen der Arylnaphthalen-Lignane Alashinol D, Vitexdoin C, Vitrofolal E, Noralashinol C1 und Ternifoliuslignan E vorgestellt. Der Schlüsselschritt der entwickelten Methode, basiert auf einer regioselektiven intramolekularen Photo-Dehydro-Diels-Alder (PDDA)-Reaktion, die mittels UV-Strahlung im Durchflussreaktor durchgeführt wurde. Bei der Synthese der PDDA-Vorläufer (Diarylsuberate) wurde eine Synthesestrategie nach dem Baukastenprinzip verfolgt. Diese ermöglicht die Darstellung asymmetrischer komplexer Systeme aus nur wenigen Grundbausteinen und die Totalsynthese einer Vielzahl an Lignanen. In systematischen Voruntersuchungen konnte zudem die klare Überlegenheit der intra- gegenüber der intermolekularen PDDA-Reaktion aufgezeigt werden. Dabei stellte sich eine Verknüpfung der beiden Arylpropiolester über einen Korksäurebügel, in para-Position, als besonders effizient heraus. Werden asymmetrisch substituierte Diarylsuberate, bei denen einer der endständigen Estersubstituenten durch eine Trimethylsilyl-Gruppe oder ein Wasserstoffatom ersetzt wurde, verwendet, durchlaufen diese Systeme eine regioselektive Cyclisierung und als Hauptprodukt werden Naphthalenophane mit einem Methylester in 3-Position erhalten. Mit Hilfe von umfangreichen Experimenten zur Funktionalisierung der 4-Position, konnte zudem gezeigt werden, dass die Substitution der nucleophilen Cycloallen-Intermediate, während der PDDA-Reaktion, generell durch die Zugabe von N-Halogen-Succinimiden möglich ist. In Anbetracht der geringen Ausbeuten haben diese intermolekularen Abfangreaktionen, jedoch keinen präparativen Nutzen für die Totalsynthesen von Lignanen. Mit dem Ziel die allgemeinen photochemischen Reaktionsbedingungen zu optimieren, wurde erstmalig die triplettsensibilisierte PDDA-Reaktion vorgestellt. Durch die Verwendung von Xanthon als Sensibilisator wurde der Einsatz von effizienteren UVA-Lichtquellen ermöglicht, wodurch die Gefahr einer Photozersetzung durch Überbestrahlung minimiert wurde. Im Vergleich zur direkten Anregung mit UVB-Strahlung, konnten die Ausbeuten mit indirekter Anregung durch einen Photokatalysator signifikant gesteigert werden. Die grundlegenden Erkenntnisse und die entwickelten Synthesestrategien dieser Arbeit, können dazu beitragen zukünftig die Erschließung neuer pharmakologisch interessanter Lignane voranzutreiben.
1 Bisher ist nur die semisynthetische Darstellung von Noralashinol C ausgehend von Hydroxymatairesinol literaturbekannt.
Der französische Autor Michel Houellebecq und sein literarisches Werk sorgen in der medialen Öffentlichkeit regelmäßig für Skandale, die Vorwürfe reichen von bewusster Provokation bis hin zu diversen Diskriminierungen. Dabei unterstützt Houellebecq durch seine mediale Selbstinszenierung die Verwischung zwischen sich selbst als realer Person und den Erzählstimmen seiner Texte. Dies führt auch in der Literaturwissenschaft zu wiederholten Versuchen, dem Schriftsteller und seinen Romanen eine politische Position zuzuschreiben.
Im Gegensatz dazu ist das Ziel dieser Abschlussarbeit, am Beispiel des 2015 bei Flammarion publizierten Romans Soumission – welchem neben Misogynie auch Islam- und Homofeindlichkeit vorgeworfen wurde –, herauszustellen, wie der Text Widerstände gegen konkrete politische Positionierungen und starre Bedeutungszuschreibungen aufweist. Über eine Analyse der Männlichkeits- und Weiblichkeitsentwürfe im Sinne dekonstruktiver Gendertheorien sowie über eine intertextuelle und postkoloniale Perspektivierung werden die Ambivalenz und das provokative Potential des Textes herausgearbeitet. Das intertextuelle Verweisspiel des Romans und die Systemreferenz zur Décadence, besonders durch Bezüge zu Einzeltexten und zur Biografie des Autors Joris-Karl Huysmans, bilden eine wichtige Grundlage sowohl für das zentrale Thema der religiösen Konversion, die textimmanente Bedeutung der Literatur, als auch für die Geschlechterkonstruktionen. Trotz der Stereotypisierung von Frauenfiguren, deren gesellschaftlicher Wert vom sexuellen Begehren eines Mannes abhängt, oder der orientalistischen Darstellung des Islams entwirft Soumission eine komplexe Inszenierung von Männlichkeitsvorstellungen. Dies zeigt sich in der verunsicherten männlichen Identität des Protagonisten François, die zwischen universalem Anspruch und individueller Einzigartigkeit changiert und gleichzeitig, wie auch jene von anderen männlichen Figuren, eine strikte, stereotype Geschlechterbinarität unterläuft. Die Verunsicherung der Identität des Protagonisten spiegelt die der französischen Gesellschaft wider, dabei verfügen nur der fiktive Islam und dessen Genderpolitik über ausreichend Stärke, dem kulturellen Verfall des Westens etwas entgegenzusetzen. Der religiösen Konversion zum Islam wird eine korrektive und erlösende Funktion zugeschrieben, die in dem Akt der Unterwerfung ihren Höhepunkt findet.
In den Translationsprozessen von französischer, christlich geprägter in eine muslimisch fundierte Kultur offenbart sich nicht nur ein Angriff auf die akademische Bildungselite Frankreichs, sondern auch auf das Wissen der Literatur. Indem eine Re- und Uminterpretation literarischer Texte durch den Protagonisten und weitere Figuren für die neue fundamentalistische Gesellschaftsordnung vorgenommen wird, offenbart sich neben binären Geschlechterkonstruktionen und diversen politischen Positionierungen auch das nationale Narrativ der französischen Literatur als labile Fiktion.
Neue Wege ins Lehramt
(2023)
Bis zum Jahr 2035 fehlen nach neuesten Prognosen von Klemm (2022) in Deutschland ca. 127.000 Lehrkräfte. Diese große Lücke kann nicht mehr allein durch Lehrkräfte abge-deckt werden, die ein traditionelles Lehramtsstudium absolviert haben. Als Antwort auf den Lehrkräftemangel werden in Schulen in Deutschland daher vermehrt Personen ohne traditio-nelles Lehramtsstudium eingestellt, um die Unterrichtsversorgung zu gewährleisten (KMK, 2022). Nicht-traditionell ausgebildete Lehrkräfte durchlaufen vor ihrer Einstellung in den Schuldienst in der Regel ein alternatives Qualifizierungsprogramm. Diese Qualifizierungs-programme sind jedoch in ihrer zeitlichen und inhaltlichen Ausgestaltung sehr heterogen und setzen unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen der Bewerber:innen voraus (Driesner & Arndt, 2020). Sie sind in der Regel jedoch deutlich kürzer als traditionelle Lehramtsstudien-gänge an Hochschulen und Universitäten, um einen schnellen Einstieg in den Schuldienst zu gewährleisten. Die kürzere Qualifizierung geht damit mit einer geringeren Anzahl an Lern- und Lehrgelegenheiten einher, wie sie in einem traditionellen Lehramtsstudium zu finden wäre. Infolgedessen kann davon ausgegangen werden, dass nicht-traditionell ausgebildete Lehrkräfte weniger gut auf die Anforderungen des Lehrberufs vorbereitet sind.
Diese Annahme wird auch oft in der Öffentlichkeit vertreten und die Kritik an alternati-ven Qualifizierungsprogrammen ist groß. So äußerte sich beispielsweise der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, im Jahr 2019 gegenüber der Zeitung „Die Welt“, dass die unzureichende Qualifizierung von Quereinsteiger:innen „ein Verbre-chen an den Kindern“ sei (Die Welt, 2019). Die Forschung im deutschsprachigen Raum, die in der Läge wäre, belastbare Befunde für die Unterstützung dieser Kritik liefern zu können, steht jedoch noch am Anfang. Erste Arbeiten weisen generell auf wenige Unterschiede zwi-schen traditionell und nicht-traditionell ausgebildeten Lehrkräften hin (Kleickmann & An-ders, 2011; Kunina-Habenicht et al., 2013; Oettinghaus, Lamprecht & Korneck, 2014). Ar-beiten, die Unterschiede finden, zeigen diese vor allem im Bereich des pädagogischen Wis-sens zuungunsten der nicht-traditionell ausgebildeten Lehrkräfte. Die Frage nach weiteren Unterschieden, beispielsweise in der Unterrichtsqualität oder im beruflichen Wohlbefinden, ist bislang jedoch für den deutschen Kontext nicht beantwortet worden.
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, einen Teil dieser Forschungslücken zu schließen. Sie bearbeitet in diesem Zusammenhang im Rahmen von drei Teilstudien die Fragen nach Unterschieden zwischen traditionell und nicht-traditionell ausgebildeten Lehrkräften hin-sichtlich ihrer professionellen Kompetenz, Berufswahlmotivation, Wohlbefinden und Unter-richtsqualität. Die übergeordnete Fragestellung wird vor dem Hintergrund des theoretischen Modells zu den Determinanten und Konsequenzen der professionellen Kompetenz (Kunter, Kleickmann, Klusmann & Richter, 2011) bearbeitet. Dieses Modell wird auch für die theore-tische Aufarbeitung der bereits bestehenden nationalen und internationalen Forschungsarbei-ten zu Unterschieden zwischen traditionell und nicht-traditionell ausgebildeten Lehrkräften herangezogen.
Teilstudie I untersucht zunächst Unterschiede in der professionellen Kompetenz zwi-schen traditionell und nicht-traditionell ausgebildeten Lehrkräften. Nach dem Kompetenz-modell nach Baumert und Kunter (2006) werden die beiden Gruppen in den vier Aspekten professioneller Kompetenz – Professionswissen, Überzeugungen, motivationale Orientierun-gen und selbstregulative Fähigkeiten – verglichen. Im Fokus dieser Arbeit stehen traditionell ausgebildete Lehramtsanwärter:innen und die sogenannten Quereinsteiger:innen während des Vorbereitungsdiensts. Mittels multivariater Kovarianzanalysen wurde eine Sekundärdaten-analyse des Projekts COACTIV-R durchgeführt und Unterschiede analysiert.
Teilstudie II beleuchtet sowohl Determinanten als auch Konsequenzen professioneller Kompetenz. Auf Seiten der Determinanten werden Unterschiede in der Berufswahlmotivati-on zwischen Lehrkräften mit und ohne traditionellem Lehramtsstudium untersucht. Ferner erfolgt die Analyse von Unterschieden im beruflichen Wohlbefinden (emotionale Erschöp-fung, Enthusiasmus) und die Intention, im Beruf zu verbleiben, als Konsequenz professionel-ler Kompetenz. Es erfolgte eine Analyse der Daten aus der Pilotierungsstudie aus dem Jahr 2019 für den Bildungstrend des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Unterschiede zwischen traditionell und nicht-traditionell ausgebildeten Lehrkräften wurden erneut mittels multivariater Kovarianzanalysen berechnet.
Abschließend erfolgte in Teilstudie III die Untersuchung von Unterschieden in der Un-terrichtsqualität zwischen traditionell und nicht-traditionell ausgebildeten Lehrkräften als Konsequenz professioneller Kompetenz. Hierzu wurden Daten des IQB-Bildungstrends 2018 im Rahmen einer Sekundäranalyse mithilfe doppelt-latenter Mehrebenenanalysen genutzt. Es wurden die Unterschiede in den Bereichen Abwesenheit von Störungen, kognitive Akti-vierung und Schüler:innenunterstützung betrachtet.
Im finalen Kapitel der vorliegenden Arbeiten werden die zentralen Befunde der drei Teilstudien zusammengefasst und diskutiert. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich traditionell und nicht-traditionell ausgebildete Lehrkräfte nur in wenigen der untersuchten Aspekte signifikant voneinander unterscheiden. Nicht-traditionell ausgebildete Lehrkräfte verfügen über weniger pädagogisches Wissen, haben bessere selbstregulative Fähigkeiten und unterscheiden sich nicht in ihren Berufswahlmotiven, ihrem Wohlbefinden und in der Unterrichtsqualität von traditionell ausgebildeten Lehrkräften. Die Ergebnisse öffnen die Tür für die Diskussion der Relevanz des traditionellen Lehramtsstudiums, bieten eine Grundlage bzgl. der Implikationen für weiterführende Forschungsarbeiten und die Bildungspolitik. Die Arbeiten werden abschließend hinsichtlich ihrer Grenzen bewertet.
In Forschungsprogrammen werden zahlreiche Akteure mit unterschiedlichen Hintergründen und fachlichen Expertisen in Einzel- oder Verbundvorhaben vereint, die jedoch weitestgehend unabhängig voneinander durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund, dass gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie die globale Erwärmung zunehmend disziplinübergreifende Lösungsansätze erfordern, sollten Vernetzungs- und Transferprozesse in Forschungsprogrammen stärker in den Fokus rücken. Mit der Implementierung einer Begleitforschung kann dieser Forderung Rechnung getragen werden. Begleitforschung unterscheidet sich in ihrer Herangehensweise und ihrer Zielvorstellung von den „üblichen“ Projekten und kann in unterschiedlichen theoretischen Reinformen auftreten. Verkürzt dargestellt agiert sie entweder (1) inhaltlich komplementär zu den jeweiligen Forschungsprojekten, (2) auf einer Metaebene mit Fokus auf die Prozesse im Forschungsprogramm oder (3) als integrierende, synthetisierende Instanz, für die die Vernetzung der Projekte im Forschungsprogramm sowie der Wissenstransfer von Bedeutung sind. Zwar sind diese Formen analytisch in theoretische Reinformen trennbar, in der Praxis ergibt sich in der Regel jedoch ein Mix aus allen dreien.
In diesem Zusammenhang schließt die vorliegende Dissertation als ergänzende Studie an bisherige Ansätze zum methodischen Handwerkszeug der Begleitforschung an und fokussiert auf folgende Fragestellungen: Auf welcher Basis kann die Vernetzung der Akteure in einem Forschungsprogramm durchgeführt werden, um diese effektiv zusammenzubringen? Welche weiteren methodischen Elemente sollten daran ansetzen, um einen Mehrwert zu generieren, der die Summe der Einzelergebnisse des Forschungsprogrammes übersteigt? Von welcher Art kann dann ein solcher Mehrwert sein und welche Rolle spielt dabei die Begleitforschung?
Das erste methodische Element bildet die Erhebung und Aufbereitung einer Ausgangsdatenbasis. Durch eine auf semantischer Analyse basierenden Verschlagwortung projektbezogener Texte lässt sich eine umfassende Datenbasis aus den Inhalten der Forschungsprojekte generieren. Die Schlagwörter werden dabei anhand eines kontrollierten Vokabulars in einem Schlagwortkatalog strukturiert. Parallel dazu werden sie wiederum den jeweiligen Projekten zugeordnet, wodurch diese thematische Merkmale erhalten. Um thematische Überschneidungen zwischen Forschungsprojekten sichtbar und interpretierbar zu machen, beinhaltet das zweite Element Ansätze zur Visualisierung. Dazu werden die Informationen in einen Netzwerkgraphen transferiert, der sowohl alle im Forschungsprogramm involvierten Projekte als auch die identifizierten Schlagwörter in Relation zueinander abbilden kann. So kann zum Beispiel sichtbar gemacht werden, welche Forschungsprojekte sich auf Basis ihrer Inhalte „näher“ sind als andere. Genau diese Information wird im dritten methodischen Element als Planungsgrundlage für unterschiedliche Veranstaltungsformate wie Arbeitstagungen oder Transferwerkstätten genutzt. Das vierte methodische Element umfasst die Synthesebildung. Diese gestaltet sich als Prozess über den gesamten Zeitraum der Zusammenarbeit zwischen Begleitforschung und den weiteren Forschungsprojekten hinweg, da in die Synthese unter anderem Zwischen-, Teil- und Endergebnisse der Projekte einfließen, genauso wie Inhalte aus den unterschiedlichen Veranstaltungen. Letztendlich ist dieses vierte Element auch das Mittel, um aus den integrierten und synthetisierten Informationen Handlungsempfehlungen für zukünftige Vorhaben abzuleiten.
Die Erarbeitung der methodischen Elemente erfolgte im laufenden Prozess des Begleitforschungsprojektes KlimAgrar, welches der vorliegenden Dissertation als Fallbeispiel dient und dessen Hintergründe in der Thematik Klimaschutz und Klimaanpassung in der Landwirtschaft im Text ausführlich erläutert werden.
Die Arbeit befasst sich mit der Vorgabe des Aachener Vertrages, welche mit der Schaffung des Deutsch-Französischen Bürgerfonds die Zivilgesellschaften der beiden Partnerländer und ihr weiteres Zusammenwachsen in den Fokus genommen haben. Hierzu wird auf die Frage eingegangen, warum eine weitere deutsch-französische Organisation gerade in diesen Zeiten notwendig ist und warum ihr durch Ausgestaltung als möglichst eigenständige Institution die erforderliche Rolle als beständiger Motor für eine notwendige weitere Europäisierung zuteilwerden kann.
Der Bürgerfonds soll mithilfe seiner finanziellen Unterstützungsleistungen des binationalen Austausches von Bürgerinitiativen, Stiftungen, Kulturzentren, Vereinen, Städtepartnerschaften und sonstigen Formen privaten Engagements als „Leuchtturmprojekt des Aachener Vertrages“ diejenigen ansprechen, welche bislang nicht als klassische stakeholder der deutsch-französischen Freundschaft bekannt geworden sind.
Die Ausgestaltung des Bürgerfonds als eigenständige internationale Organisation erscheint vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung die optimale Rechtsform. Seine generelle Aufbauorganisation sollte an der des Deutsch-Französischen Jugendwerks angelehnt werden. Insoweit war die Vorgabe der organisatorischen Einbindung des Bürgerfonds in das Jugendwerk im Rahmen der Pilotphase bis Ende 2022 nicht nur wegen der dort vorhandenen großen Expertise eine sinnvolle Entscheidung des Deutsch-Französischen Ministerrats.
Eine Erweiterung des Verwaltungs- bzw. Kontrollgremiums in einem selbständigen Bürgerfonds durch Vertreter der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung erscheint zur Gewährleistung von Transparenz und tagespolitischer Unabhängigkeit ebenso ratsam, wie seine zumindest partielle Öffnung für andere europäische Mitgliedsstaaten.
Abschließend bleibt zu konstatieren, dass in den Zeiten kriselnder Demokratien und der COVID-Gefahr eine Hinwendung zu den Bürgern und ihren privaten bzw. para-öffentlichen Organisationsformen ebenso wichtig ist, wie die Förderung des Austausches der Bürger beider Länder im Herzen Europas mehr denn je hilft, Distanzen zu überwinden und transnationale Gemeinschaft zu erleben.
Zahlen in den Fingern
(2023)
Die Debatte über den Einsatz von digitalen Werkzeugen in der mathematischen Frühförderung ist hoch aktuell. Lernspiele werden konstruiert, mit dem Ziel, mathematisches, informelles Wissen aufzubauen und so einen besseren Schulstart zu ermöglichen. Doch allein die digitale und spielerische Aufarbeitung führt nicht zwingend zu einem Lernerfolg. Daher ist es umso wichtiger, die konkrete Implementation der theoretischen Konstrukte und Interaktionsmöglichkeiten mit den Werkzeugen zu analysieren und passend aufzubereiten.
In dieser Masterarbeit wird dazu exemplarisch ein mathematisches Lernspiel namens „Fingu“ für den Einsatz im vorschulischen Bereich theoretisch und empirisch im Rahmen der Artifact-Centric Activity Theory (ACAT) untersucht. Dazu werden zunächst die theoretischen Hintergründe zum Zahlensinn, Zahlbegriffserwerb, Teil-Ganze-Verständnis, der Anzahlwahrnehmung und -bestimmung, den Anzahlvergleichen und der Anzahldarstellung mithilfe von Fingern gemäß der Embodied Cognition sowie der Verwendung von digitalen Werkzeugen und Multi-Touch-Geräten umfassend beschrieben. Anschließend wird die App Fingu erklärt und dann theoretisch entlang des ACAT-Review-Guides analysiert. Zuletzt wird die selbstständig durchgeführte Studie mit zehn Vorschulkindern erläutert und darauf aufbauend Verbesserungs- und Entwicklungsmöglichkeiten der App auf wissenschaftlicher Grundlage beigetragen. Für Fingu lässt sich abschließend festhalten, dass viele Prozesse wie die (Quasi-)Simultanerfassung oder das Zählen gefördert werden können, für andere wie das Teil-Ganze-Verständnis aber noch Anpassungen und/oder die Begleitung durch Erwachsene nötig ist.
V3-Deklarativa – wie z.B. ‚Auf einmal der Hund hat sich mies erschrocken‘ – kommen sowohl bei bilingualen als auch bei monolingualen L1-Sprecher:innen des Deutschen vor. Im Rahmen einer korpuslinguistischen Analyse anhand des RUEG-Korpus (Wiese et al. 2021) untersucht diese Masterarbeit die folgende Fragestellung: In welchen Kontexten verwenden mono- und bilinguale Sprecher:innen des Deutschen genuines V3? Dabei bezieht sich der Begriff ‚Kontext‘ sowohl auf das Setting, in dem die V3-Deklarativa produziert werden (mediale und konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit), als auch den linguistischen Kontext (syntaktische, semantische, informationsstrukturelle und phonologische Eigenschaften der präverbalen Konstituenten). Die Korpusuntersuchung ergibt, dass V3-Belege in allen Settings und in allen Sprecher:innengruppen auftreten. Die bilingualen Sprecher:innen verwenden insgesamt häufiger V3 als die monolingualen, wobei jedoch große Frequenzunterschiede je nach Heritage-Sprache vorliegen. Hinsichtlich der präverbalen Konstituenten bestätigt sich die bereits in der vorherigen Forschung identifizierte Tendenz zur syntaktischen Abfolge Adverbial-Subjekt und zur semantischen Abfolge Zeit-Person. Neben Temporaladverbialen erscheinen insbesondere Satzadverbiale als initiale Konstituente. Auf Ebene der Informationsstruktur kann den initialen Adverbialen zu fast 94% die Funktion eines Diskurslinkers oder Framesetters zugeschrieben werden, was die These einer informationsstrukturellen Motivation der V3-Stellung bekräftigt. Eine zweite Korpusanalyse anhand des Korpus Falko der Humboldt-Universität zu Berlin zeigt, dass sich auch bei V3-Deklarativa fortgeschrittener DaF-Lernender eine informationsstrukturelle Motivation der Syntax geltend machen lässt. Insgesamt plädiert die Masterarbeit somit für einen ressourcenorientierten Blick auf V3-Strukturen.
Die vorgelegte Dissertation befasst sich mit der frühen Wortsegmentierung im monolingualen und bilingualen Spracherwerb. Die Wortsegmentierung stellt eine der wesentlichen Herausforderungen für Säuglinge im Spracherwerb dar, da gesprochene Sprache kontinuierlich ist und Wortgrenzen nicht zuverlässig durch akustische Pausen markiert werden. Zahlreiche Studien konnten für mehrere Sprachen zeigen, dass sich Segmentierungsfähigkeiten von monolingualen Säuglingen zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat herausbilden (z. B. Englisch: Jusczyk, Houston & Newsome, 1999; Französisch: Nazzi, Mersad, Sundara, Iakimova & Polka, 2014; Deutsch: Höhle & Weissenborn, 2003; Bartels, Darcy & Höhle, 2009). Frühe Wortsegmentierungsfähigkeiten sind sprachspezifisch (Polka & Sundara, 2012). Crosslinguistische Studien zeigten, dass eine sprachübergreifende Segmentierung für einsprachig aufwachsende Säuglinge nur erfolgreich bewältigt wird, wenn die nicht-native Sprache rhythmische Eigenschaften mit ihrer Muttersprache teilt (Houston, Jusczyk, Kuijpers, Coolen & Cutler, 2000; Höhle, 2002; Polka & Sundara, 2012).
In vier Studien dieser Dissertation wurden mit behavioralen (Headturn Preference Paradigma) und elektrophysiologischen Untersuchungen (Elektroenzephalografie) monolingual Deutsch aufwachsende und bilingual Deutsch-Französisch aufwachsende Säuglinge im Alter von 9 Monaten untersucht. Dabei wurde der Frage nachgegangen, ob monolingual Deutsch aufwachsende Säuglinge im Alter von 9 Monaten in der Lage sind, ihre Muttersprache Deutsch und die rhythmisch unähnliche Sprache Französisch zu segmentieren. Mit anderen Worten: Können monolinguale Säuglinge im Alter von 9 Monaten ihre Segmentierungsprozeduren modifizieren bzw. von ihrer bevorzugten Segmentierung abweichen, um auch nicht-muttersprachlichen Input erfolgreich zu segmentieren?
Bezogen auf die bilingualen Sprachlerner wurde der Frage nachgegangen, ob zweisprachig aufwachsende Säuglinge vergleichbare Segmentierungsfähigkeiten wie monolingual aufwachsende Säuglinge aufweisen und ob sich zudem ein Einfluss der Sprachdominanz auf die Entwicklung der Wortsegmentierungsfähigkeiten in einer bilingualen Population zeigt.
Durch die gewählten Methoden konnten sowohl Verhaltenskorrelate als auch elektrophysiologische Korrelate zur Beantwortung der Fragestellungen herangezogen werden. Darüber hinaus ermöglichte das EEG durch ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs) einen Einblick in Lern- und Verarbeitungsprozesse, die mit Verhaltensmethoden nicht erfassbar waren.
Die Ergebnisse zeigen, dass monolingual Deutsch aufwachsende Säuglinge im Alter von 9 Monaten sowohl ihre Muttersprache als auch die nicht-native Sprache Französisch erfolgreich segmentieren. Die Fähigkeit zur Segmentierung der nicht-nativen Sprache Französisch wird jedoch beeinflusst von der Muttersprache: monolinguale Säuglinge, die mit Französisch zuerst getestet wurden, segmentierten sowohl das Französische als auch das im Anschluss präsentierte deutsche Sprachmaterial. Monolinguale Säuglinge die zuerst mit Deutsch und anschließend mit Französisch getestet wurden, segmentierten die deutschen Stimuli, jedoch nicht das französische Sprachmaterial.
Bilingual Deutsch-Französisch aufwachsende Säuglinge segmentieren im Alter von 9 Monaten beide Muttersprachen erfolgreich. Die Ergebnisse deuten zudem auf einen Einfluss der Sprachdominanz auf die Wortsegmentierungsfähigkeiten von zweisprachig aufwachsenden Säuglingen. Die balancierten Bilingualen segmentieren beide Muttersprachen erfolgreich, die unbalancierten Bilingualen zeigen nur für die jeweils dominante Sprache eine erfolgreiche Segmentierung.
Zusammenfassend liefert diese Arbeit erstmals Evidenz für eine erfolgreiche sprachübergreifende Segmentierung in prosodisch differenten Sprachen unterschiedlicher Rhythmusklassen in einer monolingualen Population. Darüber hinaus liefern die Studien dieser Arbeit Evidenz dafür, dass bilingual aufwachsende Säuglinge bezogen auf die Wortsegmentierungsfähigkeiten eine vergleichbare Entwicklung wie einsprachig aufwachsende Sprachlerner zeigen. Dieses Ergebnis erweitert die Datenlage bisheriger Studien, die für verschiedene Entwicklungsschritte im Spracherwerb keine Verzögerung, sondern eine zu monolingual aufwachsenden Säuglingen vergleichbare Entwicklung innerhalb einer bilingualen Population nachweisen konnten (Sprachdiskrimination: Byers-Heinlein, Burns & Werker, 2010; Bosch & Sebastian-Galles, 1997; Phonemdiskrimination: Albareda-Castellot, Pons & Sebastián-Gallés, 2011; Wahrnehmung rhythmischer Eigenschaften: Bijeljac-Babic, Höhle & Nazzi, 2016).
Reiz der Revolution
(2023)
Die Dissertation untersucht die vielseitigen Verflechtungen und Transfers im Rahmen der deutschen Nicaraguasolidarität der späten 1970er und der 1980er Jahre. Bereits im Vorfeld ihres Machtantritts hatten die Sandinistas in beiden Lagern um ausländische staatliche und zivile Unterstützung geworben. Nun gestalteten sie mit dem sandinistischen Reformstaat zugleich ein internationales Netz an Solidaritätsbeziehungen aus, die zur Finanzierung ihrer sozialreformerischen Programme, aber auch zur Legitimation ihrer Herrschaft dienten.
Allein in der Bundesrepublik entstanden mehrere hundert Solidaritätsgruppen. In der DDR löste die politische Führung eine staatlich gelenkte Solidarisierung mit Nicaragua aus, der sich zehntausende Menschen und unabhängige Basisinitiativen anschlossen. Trotz ihrer Verwurzelung in rivalisierenden Systemen und der Heterogenität ihrer Weltbilder – von christlicher Soziallehre bis zur kritischen Linken – arbeiteten etliche Solidaritätsinitiativen in beiden Ländern am selben Zielobjekt: einem Nicaragua jenseits der Blöcke. Gemeinsam mit ihren nicaraguanischen Projektpartner_innen eröffneten sie auf transnationaler Ebene einen neuen Raum für Kommunikation und stießen dabei auf Differenzen und Auseinandersetzungen über politische Ideen, die beiderseits des Atlantiks neue Praktiken anregten.
Die Forschungsarbeit basiert auf einer umfangreichen Quellenauswertung in insgesamt 13 Archiven, darunter das Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft, das Archiv der BStU, verschiedene westdeutsche Bewegungsarchive und die archivalischen Nachlässe des nicaraguanischen Kulturministeriums.
Der vorliegende Text versucht, das in der Humboldt-Forschung weithin bekannte und gut erforschte Thema „Humboldt und die Sklaverei“ biographisch neu einzuordnen und orientiert sich dabei an folgender These: Humboldt durchläuft in den Jahrzehnten nach Beginn seiner Reise durch die amerikanischen Tropen (1799–1804) verschiedene Phasen in der Beschäftigung mit dem Thema Sklaverei. Im Laufe dieser Phasen, die keineswegs einer chronologischen Ordnung folgen, sondern zum Teil parallel verlaufen, nimmt Humboldt verschiedene soziale Rollen an, die ihren Ausdruck in spezifischen Haltungen und Handlungen finden. In ihrer Summe zeichnen sie ein für das Verständnis von Humboldts Persönlichkeit typisches Psychogramm: ein selbstbewusster Moralist, ein rigoroser, beinahe kriminalistisch agierender Wissenschaftler, ein politisch zurückhaltender Akteur.
Der Humboldtsche Magnetische Verein (1829–1834) mit seinem Zentrum in Berlin, an dem 4 weitere Stationen mitwirkten, hatte einen Vorläufer, die Societas meteorologica Palatina (1780–1795). Diese verfügte über 17 über die Nordhalbkugel verteilte Stationen, an denen magnetische Beobachtungen durchgeführt wurden. Der Nachfolgeverein mit 61 über den Globus verteilten Stationen war der Göttinger Magnetische Verein (1834–1841).
Der Humboldtsche Magnetische Verein war der erste, an dem die Gleichzeitigkeit der Beobachtungen, sog. korrespondierende Beobachtungen, anhand Berliner Zeit eingeführt wurden. Diese Methode wurde in Göttingen, wo Gauß und Weber seit 1834 über ein Magnetisches Observatorium verfügten, übernommen, modifiziert und verbessert, alle 61 angeschlossenen Stationen beobachteten gemäß Göttinger mittlerer Zeit.
Im Gedenken an Heinz Krumpel
Mit meinem Freund Heinz Krumpel verband mich eine stets heitere, unbedingte, jahrzehntelange Freundschaft. Ich darf sagen, dass nie etwas diese Freundschaft trübte. In unseren Gesprächen gab es niemals eine Einleitung, ein wechselseitiges Sich-Beschnuppern, eine Einstimmung auf den jeweils Anderen. „Glaubst Du auch, dass Clavijero der wichtigste Aufklärungsphilosoph Lateinamerikas war?“ oder „Kants kategorischer Imperativ gilt noch heute, meinst Du nicht?“ waren übliche Eröffnungssätze unserer Gespräche. Und zwar gleichgültig, ob wir uns in Toluca, Mexiko-Stadt oder Potsdam begegneten. Stets war von der ersten Sekunde an Vertrautheit die Grundlage.
Heinz Krumpel hat in einer stark auf sich selbst bezogenen deutschen Philosophie, die am inter- und transkulturellen Austausch nur wenig Interesse zeigte, immer das offene Gespräch mit Lateinamerika gesucht. Die Philosophie anderer Breitengrade, anderer Denkrichtungen, vor allem aber die Philosophie der von ihm so geliebten lateinamerikanischen Welt lagen ihm am Herzen, waren für ihn eine Herzensangelegenheit. Die Hochachtung vor den großen Philosophen dieser Welt, der respektvolle Umgang und die bohrenden Fragen, die er an ihre philosophischen Ansätze richtete, waren die Grundlage dafür, dass er über Jahrzehnte einem Denken treu blieb, das den meisten Philosophen des deutschsprachigen Raumes noch nicht einmal vom Hörensagen bekannt war. Heinz Krumpel ließ sich dadurch nicht entmutigen, veröffentlichte in schöner Reihenfolge Bücher und Aufsätze, die den Weg zu dieser Welt, zu seiner Welt ebneten.
Daher rührte auch sein Interesse für Alexander von Humboldt. Der preußische Kultur- und Naturforscher war für ihn der Garant dafür, dass zwischen den Amerikas und Europa, dass zwischen Mexiko, Kolumbien, Peru oder Argentinien der Gesprächsfaden niemals abreißen durfte. Dass der Denker der Wechselwirkung stets das Symbol für eine transatlantische Wechselwirkung war und ist. Wie oft haben wir uns in unseren Gesprächen gefragt, wie Alexander die Entwicklung der Philosophie nach Hegel, bei dem er noch Vorlesungen gehört hatte, bewertet hätte.
Dass Heinz Krumpel sich für die Sache Alexander von Humboldts stark machte und sich selbstverständlich auch für unsere Zeitschrift HiN – Alexander von Humboldt im Netz einsetzte, verstand sich von selbst. Heinz hatte die Lektionen der Geschichte gelernt und stand nicht nur für den Polylog, den er auf vielen Ebenen führte, sondern auch und gerade für das Polylogische, das Viellogische. Für ein Denken, das die eigenen Positionen kritisch und selbstreflexiv aus unterschiedlichen Blickwinkeln befragt. So habe ich ihn kennengelernt, so werde ich ihn immer im Gedächtnis behalten.
Unsere Zeitschrift verneigt sich in Dankbarkeit für die jahrzehntelange Unterstützung vor Heinz Krumpel. Ich habe daher einen seiner beiden Söhne darum gebeten, einen Nachruf für unsere Zeitschrift zu verfassen – im Andenken an einen Menschen, dessen Heiterkeit, dessen Selbstkritik und dessen Spontaneität uns allen präsent und gegenwärtig sind.
Ottmar Ette
Digitale und gesellschaftliche Entwicklungen fordern kontinuierliche Weiterbildung für Mitarbeiter im Vertrieb. Es halten sich in dieser Berufssparte aber immer noch einige Mythen zum Training von Vertriebsmitarbeitern. Unter anderem deshalb wurde in der Vergangenheit der Trainingsbedarf im Vertrieb stark vernachlässigt. Die Arbeit befasst sich deshalb zunächst mit der Frage, wie der Vertrieb in Deutschland aktuell geschult wird (unter Einbezug der Corona-Pandemie) und ob sich aus den Trainingsgewohnheiten erste Hinweise zur Erlangung eines strategischen Wettbewerbsvorteils ergeben könnten.
Dabei greift die Arbeit auf, dass Investitionen in das Training von Vertriebsmitarbeitern eine Anlage in die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sein könnten. Automatisierte Trainings, beispielsweise basierend auf Virtual Reality (VR) und Künstlicher Intelligenz (KI), könnten in der Aus- und Weiterbildung des Vertriebs einen effizienten Beitrag in der Sicherstellung eines strategischen Wettbewerbsvorteils leisten. Durch weitere Forschungsfragen befasst sich die Arbeit anschließend damit, wie ein automatisiertes Vertriebstraining mit KI- und VR-Inhalten unter Einbeziehung der Nutzer gestaltet werden muss, um Vertriebsmitarbeiter in einem dafür ausgewählten Verhandlungskontext zu trainieren. Dazu wird eine Anwendung mit Hilfe von Virtual Reality und Künstlicher Intelligenz in einem Verhandlungsdialog entwickelt, getestet und evaluiert.
Die vorliegende Arbeit liefert eine Basis für die Automatisierung von Vertriebstrainings und im erweiterten Sinne für Trainings im Allgemeinen.
Es wird ein Überblick über verschiedene spektroskopische Techniken, mit denen dünne organische Schichten, wie sie in der Fotovoltaik, bei Leuchtdioden oder organischen Halbleitern Anwendung finden, gegeben. Mit einfachen Zusatzgeräten lassen sich Schichtdicke, Schichtaufbau und Zusammensetzung untersuchen. Die Schichtdicke kann monomolekular sein. Unter bestimmten Voraussetzungen sind einzelne Moleküle in einer Schicht charakterisierbar.
Diese Masterarbeit zielt darauf ab, exemplarisch an zoologischen Gärten für das politische Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Tier zu sensibilisieren sowie die damit einhergehenden Aushandlungsprozesse auf individueller bzw. gesamtgesellschaftlicher Ebene didaktisch anschlussfähig zu machen. Nach einer kurzen begrifflichen Einführung der titelgebenden Termini werden in diesem Sinne vier verschiedene Ausdrucksformen ambivalenter Mensch-Tier-Beziehungen erörtert: die Entwicklungsgeschichte und Architektur sowie die Artenschutz- bzw. Bildungsleistungen der Zoos. Dabei wird der historisch vorbelastete Balanceakt zoologischer Gärten deutlich, in Gegenwart und Zukunft menschliche und tierliche Interessen glaubhaft in Einklang bringen zu müssen. Als Grundübel dieses Dilemmas wird wiederum der menschliche Anspruch identifiziert, Naturzustände vor dem Hintergrund eines fragwürdigen Legitimationsnarratives kulturell nachstellen zu wollen.
Außerdem entfaltet der Autor die These, dass der Zoo gerade durch die ihn prägenden Ambivalenzen gegenüber anderen Problembereichen der Mensch-Tier-Beziehungen an Kontroversität gewinnt und somit prädestiniert ist, um als politikdidaktische Reibungsfläche zeitgemäßer Mensch-Tier-Beziehungen zu fungieren. Dementsprechend werden abschließend Zugänge vorgeschlagen, um den Zoo als außerschulischen politischen Lernort vor dem Hintergrund vielfältiger Streitfragen erkunden und produktiv erörtern zu können.
Indem Schülerinnen und Schüler demnach die Wert- und Zweckrationalität der Zoos auf den Prüfstand stellen, werden sie dazu angeregt, sich selbst- und gesellschaftskritisch mit dem politischen Verhältnis zwischen Tieren und Menschen auseinanderzusetzen. Die dabei exemplarisch am Zoo gewonnenen Erkenntnisse und Überzeugungen lassen sich in Bezug auf die ebenso drängende wie polarisierende Tierfrage abstrahieren. Durch den somit geschaffenen Orientierungsrahmen werden die Lernenden nicht zuletzt in die Lage versetzt, ihre gereiften Vorstellungen von einem angemessenen Umgang mit (nichtmenschlichen) Tieren öffentlich zu vertreten.
Mit dem FREI DAY wurde ein neues Format entwickelt, welches schulisches Lernen an den globalen Nachhaltigkeitszielen ausrichten und zukunftsrelevante Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen fördern soll. Ob es erfolgreich im Bildungssystem implementiert werden kann, wird insbesondere von der Veränderungsbereitschaft der Lehrkräfte abhängen. Um sie bei der Umsetzung unterstützen zu können, ist notwendig, ihre individuelle Perspektive im Implementationsprozess zu erfassen. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern sich das Kollegium einer Berliner Grundschule mit dem FREI DAY auseinandersetzt. Dazu wird auf die Stages of Concern von Hall und Hord (2015) zurückgegriffen und ein Interview mit der Lehrerin geführt, die die Umsetzung des Lernformats an der Schule koordiniert. Ihre Antworten werden durch eine qualitative Analyse des Interviewtranskripts ausgewertet und vor dem Hintergrund der Forschungsfrage interpretiert. Es zeigt sich, dass das Kollegium hinsichtlich der Auseinandersetzung mit dem FREI DAY in drei Gruppen eingeteilt werden kann. Während die erste von Anfang an begeistert und dazu bereit war, das Lernformat an der Schule einzuführen, war sich die zweite zunächst nicht sicher, ob sie sich die Umsetzung zutraut. Schließlich gab es auch eine Gruppe von Lehrkräften, die kein Interesse daran hatte, sich eingehender mit dem Konzept des FREI DAYS zu befassen und sich dementsprechend auch nicht an der Umsetzung beteiligte. Die Ergebnisse der Untersuchung weisen darauf hin, dass Transferunterstützung, insbesondere vonseiten der Schulleitung, notwendig ist, wenn das Lernformat langfristig in unserem Bildungssystem verankert werden soll. Aufgrund des explorativen Charakters der Studie sind jedoch weitere Untersuchungen in dieser Hinsicht erforderlich.
"Aggredior ad ipsum crimen magiae." Mit diesen Worten leitet Apuleius die Widerlegung der gegen ihn gerichteten Anklage ein: Er soll die reiche Witwe Pudentilla durch Liebeszauber zu einer Heirat mit ihm veranlasst haben. Dagegen setzt er sich in seiner Verteidigungsrede "De magia" zur Wehr. Die vorliegende Arbeit soll diese spannende Rede Lateinschülern der gymnasialen Oberstufe durch ein Lektüreheft bekannt machen. Letzteres ist mit kompetenzorientierten Aufgaben und einem Erwartungshorizont versehen. Es wird ferner von der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den in der Rede behandelten Themen flankiert. Das Heft soll den Schülern einerseits die argumentative Strategie der Rede und andererseits das antike Alltagsphänomen 'Magie' näherbringen. Dabei tauchen sie ein in die antiken Vorstellungen von Zauberei und versuchen zugleich die einstigen Vorwürfe der Ankläger zu rekonstruieren, die etwa die Suche nach bestimmten Fischarten, die Behandlung von Epilepsie oder gewisse nächtliche Rituale betreffen. Darüber hinaus fragen sie nach der Unterscheidung magischer von religiösen Praktiken und stellen dabei Bezüge zu ihrer eigenen Lebenswelt her.
Für eine gelingende Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Therapeut:innen und Eltern sind meines Erachtens zwei Aspekte wesentlich: die therapeutische Haltung/innere Einstellung zur Beziehungsgestaltung auf Seiten der Therapeut:innen sowie ihr Wissen und die Fähigkeiten, Eltern ganz pragmatisch in den therapeutischen Prozess einzubinden.
Alexander von Humboldt führte einen bisher völlig unbekannten Briefwechsel mit Ludwig August von Buch, einem Neffen des berühmten Geologen Leopold von Buch. Die drei in französischer Sprache verfassten und in Rom aufbewahrten Briefe werden zum ersten Mal publiziert. Sie berichten insbesondere über interessante Details von Humboldts Russland-Reise und enthalten ein Empfehlungsschreiben für den Offizier und Historiker Leopold von Orlich.
Mit dem Alter kann eine Zunahme leichtgradiger Entzündungsprozesse beobachtet werden, von denen angenommen wird, dass sie den typischen, altersbedingten Verlust an Muskelmasse, -kraft und -funktion „befeuern“. Diese als Inflammaging bezeichneten Prozesse können auf ein komplexes Zusammenspiel aus einem dysfunktionalen (viszeralen) Fettgewebe, einer Dysbiose und damit einhergehender mikrobiellen Translokation und geringeren Abwehrfähigkeit sowie einer insgesamt zunehmenden Immunseneszenz zurückgeführt werden. In Summa begünstigt ein pro-inflammatorisches Milieu metabolische Störungen und chronische, altersassoziierte Erkrankungen, die das Entzündungsgeschehen aufrechterhalten oder vorantreiben. Neben einem essenziellen Bewegungsmangel trägt auch eine westlich geprägte, industrialisierte Ernährungsweise zum Entzündungsgeschehen und zur Entwicklung chronischer Erkrankungen bei. Daher liegt die Vermutung nahe, dem Entzündungsgeschehen mit ausreichend Bewegung und einer anti-inflammatorischen Ernährung entgegenzuwirken. In dieser Hinsicht werden insbesondere Omega-3-Fettsäuren (Omega-3) mit anti-inflammatorischen Eigenschaften verbunden. Obwohl ein Zusammenhang zwischen dem ernährungsbedingten Inflammationspotenzial bzw. der Zufuhr von Omega-3 und dem Inflammationsprofil bereits untersucht wurde, fehlen bislang Untersuchungen insbesondere bei älteren Erwachsenen, die den Link zwischen dem Inflammationspotenzial der Ernährung und Sarkopenie-relevanten Muskelparametern herstellen.
Aufgrund des Proteinmehrbedarfs zum Erhalt der funktionellen Muskulatur im Alter wurde bereits eine Vielzahl an Sport- und Ernährungsinterventionen durchgeführt, die eine Verbesserung des Muskelstatus mit Hilfe von strukturiertem Krafttraining und einer proteinreichen Ernährung zeigen. Es gibt zudem Hinweise, dass Omega-3 auch die Proteinsynthese verstärken könnten. Unklar ist jedoch, inwiefern eine anti-inflammatorische Ernährung mit Fokus auf Omega-3 sowohl die Entzündungsprozesse als auch den Muskelproteinmetabolismus und die neuromuskuläre Funktionalität im Alter günstig unterstützen kann. Dies vor allem im Hinblick auf die Muskelleistung, die eng mit der Sturzneigung und der Autonomie im Alltag verknüpft ist, aber in Interventionsstudien mit älteren Erwachsenen bisher wenig Berücksichtigung erhielt. Darüber hinaus werden häufig progressive Trainingselemente genutzt, die nach Studienabschluss oftmals wenig Anschluss im Lebensalltag der Betroffenen finden und somit wenig nachhaltig sind. Ziel dieser Arbeit war demnach die Evaluierung einer proteinreichen und zusätzlich mit Omega-3 supplementierten Ernährung in Kombination mit einem wöchentlichen Vibrationstraining und altersgemäßen Bewegungsprogramm auf Inflammation und neuromuskuläre Funktion bei älteren, selbständig lebenden Erwachsenen.
Hierzu wurden zunächst mögliche Zusammenhänge zwischen dem ernährungsbedingten Inflammationspotenzial, ermittelt anhand des Dietary Inflammatory Index, und dem Muskelstatus sowie dem Inflammationsprofil im Alter eruiert. Dazu dienten die Ausgangswerte von älteren, selbständig lebenden Erwachsenen einer postprandialen Interventionsstudie (POST-Studie), die im Querschnitt analysiert wurden. Die Ergebnisse bestätigten, dass eine pro-inflammatorische Ernährung sich einerseits in einem stärkeren Entzündungsgeschehen widerspiegelt und andererseits mit Sarkopenie-relevanten Parametern, wie einer geringeren Muskelmasse und Gehgeschwindigkeit, ungünstig assoziiert ist. Darüber hinaus zeigten sich diese Zusammenhänge auch in Bezug auf die Handgreifkraft bei den inaktiven, älteren Erwachsenen der Studie.
Anschließend wurde in einer explorativ ausgerichteten Pilot-Interventionsstudie (AIDA-Studie) in einem dreiarmigen Design untersucht, inwieweit sich eine Supplementierung mit Omega-3 unter Voraussetzung einer optimierten Proteinzufuhr und altersgemäßen Sportintervention mit Vibrationstraining auf die neuromuskuläre Funktion und Inflammation bei selbständig lebenden, älteren Erwachsenen auswirkt. Nach acht Wochen Intervention zeigte sich, dass eine mit Omega-3 supplementierte, proteinreiche Ernährung die Muskelleistung insbesondere bei den älteren Männern steigerte. Während sich die Kontrollgruppe nach acht Wochen Sportintervention nicht verbesserte, bestätigte sich zusätzlich eine Verbesserung der Beinkraft und der Testzeit beim Stuhl-Aufsteh-Test der älteren Erwachsenen mit einer proteinreichen Ernährung in Kombination mit der Sportintervention.
Darüber hinaus wurde deutlich, dass die zusätzliche Omega-3-Supplementierung insbesondere bei den Männern eine Reduktion der pro-inflammatorischen Zytokine im Serum zur Folge hatte. Allerdings spiegelten sich diese Beobachtungen nicht auf Genexpressionsebene in mononukleären Immunzellen oder in der LPS-induzierten Sekretion der Zytokine und Chemokine in Vollblutzellkulturen wider. Dies erfordert weitere Untersuchungen.
Die Amerikanischen Reisetagebücher wurden von Alexander von Humboldt während seines gesamten Lebens genutzt, dabei annotiert, auseinandergenommen und in Teilen an andere Forscher weitergegeben. In seinem letzten Lebensjahrzehnt ließ er diese in jene neun ledernen Bände einbinden, die heute in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz überliefert sind. Eine der Leitthesen der bisherigen Forschung lautete, dass dabei ihre ursprüngliche Ordnung verlorenging bzw. dass sie in großer Unordnung neu gebunden
wurden. In dem Beitrag wird gezeigt, dass diese Leitthese nicht zutrifft. Vielmehr darf von einem weitgehenden Erhalt des ursprünglichen Zustands der Tagebuchbände ausgegangen werden, jenes Zustands, der in dem 1805 in Berlin angefertigten alphabetischen Register zu seinen Manuskripten (Index général) überliefert ist. Analysiert wurden neben dem Index selbst die Materialität der Bän-
de, besonders Paginierungssprünge und Schnittkanten. Zudem wurde die bestehende Foliierung kritisch hinterfragt.
In der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz befindet sich das Manuskript einer Rezension von Humboldts Kosmos (Band 1), das der Berliner Pädagoge Karl Friedrich von Klöden kurz nach dem Erscheinen des Buches für die „Vossische Zeitung“ verfasste. Manuskript und gedruckter Text werden in dem folgenden Artikel reproduziert. Ihr Vergleich bietet die seltene Gelegenheit, die Entstehung eines Dokumentes zu verfolgen, das als ein Beispiel für die Humboldt-Rezeption im 19. Jahrhundert gelten kann.
Das Ganze erfassen
(2023)
Der Wissenschaftshistoriker Eberhard Knobloch beschäftigt sich seit rund zwanzig Jahren mit Leben und Werk Alexander von Humboldts. Er zeigt, dass Humboldts Wissenschaftstheorie vom Naturbild der pythagoreischen Schule inspiriert war, seine wissenschaftliche Methode hingegen dem Vorbild der Himmelsmechanik Laplaces folgte. Humboldt entwickelte aus diesen Quellen ein auf Zahlenverhältnisse und Mittelwerte gegründetes Erkenntnismodell, das wegweisend für die datenbasierten Bio- und Geowissenschaften wurde. Die wechselseitige Verbundenheit der verschiedenen Naturphänomene visualisierte Humboldt in seinem ‚Tableau physique des Andes‘. In mehreren Aufsätzen entschlüsselte Eberhard Knobloch auf anschauliche Weise diesen komplexen Blick ins Ganze der Natur.
Dieser Beitrag präsentiert die epistemischen Veränderungen, die von der Entdeckungsreise zur Forschungsreise führten, im Lichte jener Auseinandersetzungen, die als „Berliner Debatte um die Neue Welt“ berühmt wurden. Alexander von Humboldt bemerkte und beschrieb um die Wende zum 19. Jahrhundert eine fundamentale Epochenschwelle, die er im Vorwort zu seinen Vues des Cordillères et Monumens des Peuples Indigènes de l’Amérique als eine „glückliche Revolution“ bezeichnete. Diese Revolution schloss für Humboldt auch die Tatsache mit ein, die Aufklärung nicht als eine rein europäische, sondern als eine transatlantische und weltumspannende philosophische Bewegung zu verstehen.
Befragungen von Expert*innen durch Schüler*innen sind eine im Unterricht und in den Methodenhandbüchern der allgemeinen Didaktik sowie insbesondere in der Politischen Bildung etablierte Praxis. Bei dieser Methode gelingt es jedoch nicht immer, die Schüler*innen abzuholen und im gewünschten Maße zu aktivieren. Aus der wissenschaftlichen Literatur und den gängigen Methodenhandbüchern geht hervor, dass Kommunikation zwischen Lehrkraft und Expert*in in der Vorbereitung der Befragung der entscheidende Ansatz sein kann, um die be-stehenden Probleme zu lösen. Dabei sind die konkreten Kommunikationsvorschläge in der Literatur wage und/oder widersprüchlich zueinander. Deswegen wird in dieser Arbeit untersucht, wie die Kommunikation zwischen Lehrkraft und Expert*in in Vorbereitung der Expert*innenbefragung gelingen kann.
Es werden sieben leitfadengestützte Interviews mit einer Dauer von 25 bis 60 Minuten mit Akteur*innen, die am Landtag Brandenburg mehrfach an der Durchführung von Expert*innenbefragungen beteiligt waren, geführt und mit einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Dabei wird zum ersten Mal die Perspektive von Expert*innen auf die Unterrichtsmethode erfasst. Die Analyse ergab, dass Kommunikation in der Vorbereitung auf schulische Expert*innenbefragungen positive Auswirkungen auf die Qualität des Lernangebots für die Schüler*innen und die Bereitschaft der Expert*innen zur Teilnahme haben kann. Dazu muss sie auf Augenhöhe stattfinden, zielorientiert, bewältigbar und zuverlässig sein. Für die Zielorientierung wird in dieser Arbeit eine eigene Definition schulischer Expert*innenbefragungen vorgeschlagen, die als Überbegriff von fünf zieldifferenten Unterrichtsmethoden fungiert. Dabei wird ein konkreter Vorschlag für den Kommunikationsprozess in mit personellen Ressourcen ausgestatteten Kontexten wie dem Landtag Brandenburg sowie für den direkten Kontakt entwickelt. Außer-dem wird gezeigt, dass eine auf solche Art gelungene Kommunikation andere Inhalte transportiert als die bisher in der didaktischen Literatur empfohlenen.
Ein maßvoller Umgang mit der Natur scheint […] nur möglich zu sein, wenn man eine Beziehung zu ihr aufbauen kann. (Wittkowske, 2001, S. 87)
Lehrkräfte sind aktuell in der Verantwortung, die Bildung für nachhaltige Entwicklung umfassend und lerngerecht in den Unterricht ihrer Fächer zu implementieren. In der Grundschulbildung betrifft dies in besonderem Maß Lehrkräfte des Sachunterrichts und dessen Bezugsfächer, da sich im Sachunterricht als Ankerfach der Grundschule vielseitige Gelegenheiten bieten die Bildung für nachhaltige Entwicklung einzubinden. Eine dieser Gelegenheiten ist die Schulgartenarbeit, vorausgesetzt, diese erfährt eine entsprechende konzeptionelle Ausrichtung. Diese Neuausrichtung wird im Rahmen dieses Bandes vollzogen.
Der auf die schulische Praxis ausgerichtete Band 2 der Potsdamer Beiträge zur Innovation des Sachunterrichts richtet sich an alle Lehrkräfte des Sachunterrichts und dessen Bezugsfächer. Der Band stellt den Lehrkräften ein Instrumentarium zur Verfügung, welches die realpraktische Lerntätigkeit der Kinder unter Beachtung der Ziele, der Dimensionen und der Kompetenzerwartungen der Bildung für nachhaltige Entwicklung im Schulgarten als Lerninhalt und Lernort des Sachunterrichts sicherstellt. Dazu werden theoretische Grundlagen sowohl von Schulgärten als auch der Bildung für nachhaltige Entwicklung dargelegt und mit verschiedenen Schulgartentypen in Verbindung gesetzt, bevor aufbauend auf diesen Betrachtungen das Konzept des bildenden Nachhaltigkeitsgartens abgeleitet wird.
Monoklonale Antikörper (mAK) sind eines der wichtigsten Biomoleküle für die Umweltanalytik und die medizinische Diagnostik. Für die Detektion von Mikroorganismen bilden sie die Grundlage für ein schnelles und präzises Testverfahren. Bis heute gibt es, aufgrund des hohen zeitlichen und materiellen Aufwandes und der unspezifischen Immunisierungsstrategien, nur wenige mAK, die spezifisch Mikroorganismen erkennen.
Zu diesem Zweck sollte ein anwendbares Verfahren für die Generierung von mAK gegen Mikroorganismen entwickelt werden, welches anhand von Escherichia coli O157:H7 und Legionella pneumophila validiert wurde. In dieser Dissertation konnten neue Oberflächenstrukturen auf den Mikroorganismen mittels vergleichender Genomanalysen und in silico Epitopanalysen identifiziert werden. Diese wurden in das Virushüllprotein VP1 integriert und für eine gezielte Immunisierungsstrategie verwendet. Für die Bestimmung antigenspezifischer antikörperproduzierender Hybridome wurde ein Immunfärbeprotokoll entwickelt und etabliert, um die Hybridome im Durchflusszytometer zu sortieren.
In der vorliegenden Studie konnten für E. coli O157:H7 insgesamt 53 potenzielle Proteinkandidaten und für L. pneumophila 38 Proteine mithilfe der bioinformatischen Analyse identifiziert werden. Fünf verschiedene potenzielle Epitope wurden für E. coli O157:H7 und drei verschiedenen für L. pneumophila ausgewählt und für die Immunisierung mit chimären VP1 verwendet. Alle Immunseren zeigten eine antigenspezifische Immunantwort. Aus den nachfolgend generierten Hybridomzellen konnten mehrere Antikörperkandidaten gewonnen werden, welche in Charakterisierungsstudien eine starke Bindung zu E. coli O157:H7 bzw. L. pneumophila vorwiesen. Kreuzreaktivitäten zu anderen relevanten Mikroorganismen konnten keine bzw. nur in geringem Maße festgestellt werden.
Folglich konnte der hier beschriebene interdisziplinäre Ansatz zur Generierung spezifischer mAK gegen Mikroorganismen nachweislich spezifische mAK hervorbringen und ist als hocheffizienter Arbeitsablauf für die Herstellung von Antikörpern gegen Mikroorganismen einsetzbar.
Rechtschreibkompetenz ist eine wesentliche Voraussetzung, um eigenständig Texte verfassen zu können und somit am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Die vorliegende Arbeit nimmt daher die Rechtschreibkompetenz von Kindern der Grundschule genauer in den Blick. Mit Hilfe von drei empirischen Untersuchungen wird die Entwicklung der Rechtschreibkompetenz vor allem dahingehend betrachtet, inwiefern sich diese entlang von theoretischen Kompetenzmodellen entwickelt und welche Merkmale diese Entwicklung unterstützen können. Als Datengrundlage dient hierfür das Pilotprojekt inklusive Grundschule, in dem die Rechtschreibkompetenz von 697 Schülerinnen und Schülern zu insgesamt drei Messzeitpunkten (vom Beginn der zweiten Jahrgangsstufe bis zum Ende der dritten Jahrgangsstufe) untersucht wurde.
Mithilfe von latenten Transitionsanalysen konnte gezeigt werden, dass sich hinsichtlich des Ablaufs der Rechtschreibkompetenzniveaus nur sehr wenige Einzelfälle von den theoretischen Modellen unterscheiden. Anschließend zeigte sich durch multinomiale logistische Regressionen, dass Wechsel zwischen Kompetenzniveaus vor allem mit dem Arbeitsverhalten zusammenhingen, wohingegen hinsichtlich der Merkmale der Unterrichtsqualität nicht die erwarteten Zusammenhänge gezeigt werden konnten. Mögliche Ursachen und Implikationen werden in der Arbeit diskutiert.
Dielektrophorese ist die Manipulation polarisierbarer Partikel durch inhomogene elektrische Wechselfelder. In dieser Arbeit wurden drei verschiedene Enzyme durch Dielektrophorese immobilisiert und anschließend hinsichtlich ihrer katalytischen Aktivität untersucht: Meerrettichperoxidase, Cholinoxidase aus Alcaligenes sp. und Glucoseoxidase aus Aspergillus niger. Die Immobilisierung erfolgte durch Dielektrophorese auf nano-Elektrodenarrays aus Wolfram-Zylindern mit 500 nm Durchmesser oder aus Titannitrid-Ringen mit 20 nm Breite. Die Immobilisierung der Enzyme konnte fluoreszenzmikroskopisch entweder anhand der intrinsischen Fluoreszenz oder aufgrund einer Fluoreszenzmarkierung vor oder nach der Immobilisierung für alle getesteten Enzyme nachgewiesen werden. Die Messung der Enzymaktivität erfolgte quantitativ durch den direkten oder indirekten Nachweis des gebildeten Produktes oder, im Falle der Cholinoxidase, durch Beobachtung der intrinsischen Fluoreszenz des Cofaktors FAD, die vom Oxidationszustand dieses Enzyms abhängt. Für die Meerrettichperoxidase konnte so eine hohe erhaltene Enzymaktivität nach der Immobilisierung nachgewiesen werden. Die Aktivität der permanent immobilisierten Fraktion der Meerrettichperoxidase entsprach bis zu 47 % der höchstmöglichen Aktivität einer Monolage dieses Enzyms auf den Elektroden des Chips. Diese Aktivität kann als aktive, aber zufällig gegenüber der Oberfläche ausgerichtete Enzymschicht interpretiert werden. Für die permanent immobilisierte Glucoseoxidase wurde nur eine Aktivität entsprechend <1,3 % der Aktivität einer solchen Enzymschicht detektiert, während für die immobilisierte Cholinoxidase gar keine Aktivität nachgewiesen werden konnte. Die Aktivität der durch DEP immobilisierten Enzyme konnte somit quantitativ bestimmt werden. Der Anteil an erhaltener Aktivität hängt dabei stark vom verwendeten Enzym ab.
Die Fluoreszenz-Calcium-Imaging-Methode wird auch heute noch als gängige Methode verwendet, vor allem wegen der geringeren Kosten für das Wirkstoffscreening in der pharmazeutischen Forschung, wobei Ionenkanäle sowie einige der G-Protein gekoppelte Rezeptoren (GPCRs) die Mehrzahl der Wirkstoffziele ansprechen. Die zellfreie Synthese eukaryotischer Proteine hat nicht die Nachteile, die bei der Überexpression dieser ionenpermeablen Proteine in Zellen auftreten können, wie z. B. Zelltoxizität, geringere Proteinexpression und die Beseitigung der exprimierten Proteine aufgrund veränderter Domänen sowie die zeitaufwändige Pflege von Zelllinien. Die Synthese von Ionenkanälen in zellfreien Proteinsyntheseplattformen für das künftige Wirkstoffscreening ist noch in der Grundlagenforschung. Obwohl die Fluoreszenz-Calcium-Imaging-Methode in zellbasierten Assays weit verbreitet ist, wurde diese Methode bisher noch nicht in zellfreien Proteinexpressionssystemen verwendet. Insgesamt ist die neue Anwendung der Calcium-Imaging-Methode in eukaryontischen zellfreien Systemen eine Voraussetzung für die schnelle pharmakologische Analyse von Wirkstoffen. Das erste Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit bestand darin, die grundlegenden Prinzipien der Calcium-Imaging-Methode zur Untersuchung von Ionenkanälen in zellbasierten Systemen zu untersuchen. Hierfür wurden zwei Tumorzelllinien des Auges verwendet, und zwar benigne Pterygiumzellen und maligne Aderhautmelanom 92.1 Zellen. In diesen Studien wurde die Interaktion zwischen den nativ überexprimierten transient-receptor-potential-Ionenkanälen (TRPs) wie TRP Vanilliod 1 (TRPV1) (Capsaicinrezeptor) und TRP Melastatin 8 (TRPM8) (Mentholrezeptor) in diesen Tumorzellen nach Zugabe von verschiedenen Medikamenten und Hormonen untersucht. Das zweite Ziel dieser Arbeit war es, den Calcium-Mechanismus von GPCRs in den Zellen zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurde Mas, ein GPCR und Angiotensin (1-7) -Hormonrezeptor, aus dem renin-angiotensin-aldosteron-system (RAAS) in der Human Embryonic Kidney-293 (HEK293) Zelllinie überexprimiert. In dieser Studie wurden insbesondere die Aktivierung klassischer GPCR-Signalwege wie Phospholipase C und Proteinkinase C durch Angiotensin-(1-7) über Mas und die Beteiligung von TRP-Kanälen nachgewiesen. Die zellbasierte-Calcium-Imaging-Methode für chemische Calcium-Indikatoren ließ sich aufgrund der Anwesenheit einer großen Menge cytosolischer Carboxylesterasen gut anwenden. Carboxylesterase ist das wichtigste Enzym in der Calcium Imaging Methode, das die Verarbeitung chemischen Calcium-Farbstoffe behandelt. Dieses Enzym fehlt jedoch in Mikrosomen, die als Basismembran für die Integration synthetisierter Ionenkanäle in eukaryontischen zellfreien Systemen verwendet werden. Das dritte Ziel dieser Forschungsarbeit war die Umsetzung der zellbasierten Calcium-Imaging Methode und der Calcium-Signalwege in zellfreie Systeme. Hier wurde die zellfrei synthetisierte Carboxylesterase in Mikrosomen von Spodoptera frugiperda (Sf21) als praktikables Calcium-Imaging-Werkzeug etabliert, um sowohl native ionenpermeable Proteine als auch zellfrei-synthetisierte Ionenkanäle zu untersuchen. Die Enzymaktivität der zellfrei-synthetisierten Carboxylesterase in Mikrosomen wurde durch Esterase-Assays und den Calcium-Fluoreszenzfarbstoff Fluo-5N Acetoxymethylester (Fluo-5N AM) Belastungstests nachgewiesen. Das Calcium-Imaging der nativ vorhandenen Ca2+-ATPase des sarkoplasmatischen/endoplasmatischen Retikulums (SERCA) und der Ryanodin-Rezeptoren (RyR) in den Mikrosomen sowie der zell-frei exprimierten TRP-Ionenkanäle wurden mit dem Fura-5N-AM- Fluoreszenzfarbstoff in mit Carboxylesterase vorsynthetisierten Mikrosomen nachgewiesen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Prinzip der zellbasierten Calcium-Imaging -Methode vielversprechend an das eukaryotische zellfreie Sf21-System angepasst werden konnte, um Ionenkanäle zu analysieren. Nach entsprechender Forschung könnte die etablierte Methode in Zukunft auch auf andere Membranproteine ausgeweitet werden. Dies umfasst die Untersuchung anderer zell-frei exprimierte GPCRs oder anderer Ionenkanäle wie Kalium-, Natrium- und Chlorid-Ionenkanäle.
‚Maise Jeschurun‘
(2023)
Die Studie untersucht, wie Lehrpersonen auf Primarstufe ihre Anleitungsstrategien bei der Durchführung von musikalischen Gestaltungsprozessen in ihren Schulklassen entwickeln. Die Entwicklungsprozesse wurden vom Forscher begleitet und mit Reflexionsimpulsen unterstützt. Lehrende und Forscher analysieren und diskutieren regelmässig das Unterrichtsgeschehen, um neue Wege der Anleitung anzubahnen. Im Fokus stehen die Lehrpersonen, ihr Wirken und ihre im Prozess sich vollziehende Professionalisierung.
Die Studie gliedert sich in vier Teile. Der erste Teil legt die musikfachlichen und professionstheoretischen Fundierungen dar. Diese Fundierungen bilden die Grundlage vorliegender fachgegenstandsspezifischer Professionalisierung. Der zweite Teil stellt das Forschungsformat von Design-based Research sowie dessen konkrete Adaption vor. Der dritte Teil expliziert das empirische Vorgehen im Feld. Der vierte Teil berichtet die Ergebnisse in Form von Designprinzipien und Designprodukten.
Die leitende Forschungsfrage lautet:
Wie verläuft der Kompetenzerwerb von Klassenlehrpersonen auf der Primarstufe beim Anleiten musikalischer Gestaltungsprozesse und wie lässt sich dieser Kompetenzerwerb mittels Reflexionstools unterstützen?
Das Forschungsziel ist demnach ein doppeltes: Erstens Erkenntnisgewinnung zur Struktur des Kompetenzerwerbs im begleiteten Selbstlernprozess der Lehrer:innen. Zweitens die Generierung von Reflexionstools, die Klassenlehrpersonen bei der Initiierung und Moderation musikalischer Gestaltungsprozesse in der Praxis unterstützen.
Die Untersuchung nimmt eine offene Herausforderung aus der Bildungspraxis als Ausgangspunkt für fachspezifische Professionalisierung an. Das Forschungsformat von Design-based Research erwies sich als sinnvolle Strategie, da die Lehrkräfte ihre Professionalisierung als theoriegestützten Selbstlernprozess in ihrem angestammten Praxisfeld angehen konnten.
Die Auswertung der Befragungen, die im Rahmen der Designprozesse erfolgten, zeigt, dass die Untersuchungsteilnehmenden ihr sozial-kommunikatives Verhalten sowie ihre fachdidaktischen Zugänge und Vorgehensweisen veränderten und in Richtung einer didaktisch-improvisierenden Handlungsweise zu erweitern vermochten.
Am Ende der Untersuchung entstanden drei Reflexionstools in unterschiedlichen Formaten und auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus: Das Reflexionstool try-outs beinhaltet konkrete Reflexionsimpulse (Handlungsanregungen und Reflexionsfragen) für das unterrichtliche Lehrer:innen-Handeln. Das dynamische Kompetenzmodell Kompetenzflyer bietet eine Reflexionsfolie für die Ansteuerung eigenständiger Kompetenzerwerbsschritte. Das online-Tool improspider ist ein Selbstreflexionsinstrument zur Einschätzung personaler Orientierungen und bildet, auf Basis empirisch erarbeiteter Merkmale einer didaktisch-improvisierenden Handlungsweise beim Anleiten musikalischer Gestaltungsprozesse, Improvisationskompetenz individuell ab.
Der gemeinsame Unterricht im Land Brandenburg ist bestrebt, Schule inklusiv zu gestalten, um alle Schüler:innen individuell bestmöglich zu fördern. Die Perspektive der Kinder mit Unterstützungsbedarf auf den gemeinsamen Unterricht wurde bislang nur selten erhoben, häufig sind Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf eher Gegenstand der Untersuchungen. Mithilfe der Daten von N = 181 Viert- und Fünftklässler:innen sollten die Fragen beantwortet werden, wie sich Kinder mit (n = 61) und ohne (n = 120) Unterstützungsbedarf bezüglich der Einstellungen zum gemeinsamen Lernen unterscheiden, wie sich ihre allgemeine sowie gruppenspezifische Selbstwirksamkeit unterscheidet und verändert, wenn durch die Intervention „Soziale Entwicklung beim gemeinsamen Lernen“ eine Einstellungsverbesserung erreicht wurde. Dabei wurden die Kinder mit Unterstützungsbedarf nach den Gruppen Unterstützungsbedarf emotionale und soziale Entwicklung (n = 28) sowie Unterstützungsbedarfen Lernen und Sprache (n = 32) unterschieden, um eine differenzierte Darstellung zu erreichen. Der Vergleich der Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen ergab signifikante Unterschiede in der allgemeinen Selbstwirksamkeit zugunsten der Kinder ohne Unterstützungsbedarf. Der Vergleich der Mittelwertsunterschiede zu den Messzeitpunkten vor und nach der Intervention ergab eine signifikante Verbesserung der Einstellungen von Kindern mit Unterstützungsbedarf, wobei sich durch eine Regressionsanalyse zeigte, dass diese keinen Einfluss auf die Selbstwirksamkeit der Schüler:innen hatte. Dennoch zeigt die vorliegende Arbeit auf, dass der gemeinsame Unterricht aus Schüler:innenperspektive differenzierter untersucht werden muss und die personalen Kompetenzen von Kindern mit Unterstützungsbedarf gestärkt werden müssen.
Portal = Zukunft
(2023)
Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass die Zeit schneller verrinnt als früher? Die Tage, Wochen und Monate kommen und gehen scheinbar wie im Flug, und schon beginnt ein neues Jahr, das bereits nach einem Wimpernschlag gar nicht mehr jung ist. Vielleicht hat sich unser Zeitempfinden verändert, denn manchmal wirkt es, als würden sich die Ereignisse überschlagen. Und dabei denke ich nicht nur an die krisenhaften Veränderungen auf der Welt, die auf uns einprasseln und sich sogar überlagern. Auch unser Alltag nimmt Fahrt auf, denn wir suchen nach ständig neuen Erlebnissen und verarbeiten täglich mehr und mehr Informationen. Die Technologien um uns herum verändern sich rasant, Wissen scheint exponentiell zu wachsen und in immer kürzerer Zeit bewirken wir immer mehr auf diesem Planeten und um ihn herum. In diesem Zeitgefühl stehen wir mit einem Bein schon im Morgen: Wir sind auf das Kommende gerichtet und setzen im Hier und Jetzt alles daran, unsere Zukunft zu gestalten.
Diesem vorwärts gewandten Lebensgefühl möchten wir die aktuelle Ausgabe des Universitätsmagazins widmen und haben uns mal umgehört, was da auf uns zukommt. Auch an dieser Hochschule – so schildern Studierende, Forschende und Beschäftigte ihre Utopien der Universität der Zukunft. Und weil das nicht ohne die Vergangenheit geht, haben wir für Sie eine fotografische Zeitreise in die Geschichte der Hochschule gemacht, als heute noch morgen war. Lesen Sie, warum Literatur der Ort für Visionen des Kommenden und die digitale Literaturwissenschaft von morgen heute schon Realität ist. Erfahren Sie, wie wir künftig Musik hören werden, wie der Chemieunterricht von Morgen aussehen und der Klimawandel afrikanische Landschaften verändern wird. Haben Sie sich schon gefragt, was in zehn Jahren wohl aus ihrem Job geworden ist? Wir informieren Sie über Arbeit 4.0 und was das Homeoffice bereits jetzt mit unseren Verhandlungskompetenzen macht.
Dass ich mit den Gedanken eigentlich schon beim nächsten großen Event bin, möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten. Denn am 6. Mai 2023 findet der Potsdamer Tag der Wissenschaften statt, und zwar auf dem Campus Griebnitzsee. Wir freuen uns, Sie dort zu sehen!
Und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Die Fachtagungen HDI (Hochschuldidaktik Informatik) beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Aspekten informatischer Bildung im Hochschulbereich. Neben den allgemeinen Themen wie verschiedenen Lehr- und Lernformen, dem Einsatz von Informatiksystemen in der Hochschullehre oder Fragen der Gewinnung von geeigneten Studierenden, deren Kompetenzerwerb oder auch der Betreuung der Studierenden widmet sich die HDI immer auch einem Schwerpunktthema.
Im Jahr 2021 war dies die Berücksichtigung von Diversität in der Lehre. Diskutiert wurden beispielsweise die Einbeziehung von besonderen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen Studierender, der Unterstützung von Durchlässigkeit aus nichtakademischen Berufen, aber auch die Gestaltung inklusiver Lehr- und Lernszenarios, Aspekte des Lebenslangen Lernens oder sich an die Diversität von Studierenden adaptierte oder adaptierende Lehrsysteme.
Dieser Band enthält ausgewählte Beiträge der 9. Fachtagung 2021, die in besonderer Weise die Konferenz und die dort diskutierten Themen repräsentieren.
Das 16. Herbsttreffen Patholinguistik mit dem Schwerpunktthema »Schnittstelle Alltag: Transfer und Teilhabe in der Sprachtherapie« fand am 19.11.2022 als Online-Veranstaltung statt. Das Herbsttreffen wird seit 2007 jährlich vom Verband für Patholinguistik e.V. (vpl), seit 2021 vom Deutschen Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs) in Kooperation mit der Universität Potsdam durchgeführt. Der vorliegende Tagungsband beinhaltet die Vorträge zum Schwerpunktthema sowie die Posterpräsentationen zu weiteren Themen aus der sprachtherapeutischen Forschung und Praxis.
Portal = Mentale Gesundheit
(2023)
„Es geht mir gut!“ Wann haben Sie diesen Satz zuletzt ganz ehrlich und aus vollem Herzen gesagt? Ich hoffe, es ist nicht allzu lange her. Oft fallen uns ja auf die Frage „Wie geht es dir?“ viele Gründe ein, warum es uns nicht gut geht. Und tatsächlich können unsichere Lebensbedingungen, belastende Ereignisse, problematische soziale Beziehungen oder körperliche Erkrankungen einen großen Einfluss darauf nehmen, wie es um unsere mentale Gesundheit steht. Und doch: Es gibt immer einen Weg aus der Krise und, wie Studien zeigen, gehen viele Menschen sogar gestärkt aus ihnen hervor. Sie können das Gute in ihrem Leben besser wahrnehmen als zuvor und Dankbarkeit dafür empfinden. Letztlich ist die Frage, wie es uns geht, zentral in jeder Phase unseres Lebens – sei es in der Kindheit, in Studium und Ausbildung, im Job und im Alter. Wir widmen daher dem seelischen Wohlbefinden eine Titelgeschichte in „Portal“.
Was ist eigentlich die mentale Gesundheit? Das haben wir Prof. Dr. Petra Warschburger und Prof. Dr. Michael Rapp gefragt. Die beiden sind Expert*innen für psychische Belastungen sowohl in der Jugend als auch im Alter. Wie wirkt eigentlich Psychotherapie? Wie werden Zwangs- und soziale Störungen behandelt und warum hilft Sport bei Depressionen? Was macht Stress mit uns und wieso kann Mental Load die Psyche belasten? Welche Rolle spielt die Teamkultur für die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz und wie trainieren MINT-Studierende ihre Resilienz? In dieser Ausgabe des Universitätsmagazins finden Sie auf all diese Fragen Antworten aus der Forschung. Außerdem bieten wir Ihnen einen Überblick über die zahlreichen Anlaufstellen an Ihrer Universität, die Sie dabei unterstützen, Ihre mentale Gesundheit zu erhalten. Ob Sucht, Prokrastination und Prüfungsangst, Konflikte im Team oder Schwerbehinderung – Beschäftigte und Studierende beraten Sie und haben praktische Angebote für den Alltag im Gepäck.
Und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.
In dieser Dissertation konnten erfolgreich mechanisch stabile Hydrogele über eine freie radikalische Polymerisation (FRP) in Wasser synthetisiert werden. Dabei diente vor allem das Sulfobetain SPE als Monomer. Dieses wurde mit dem über eine nukleophile Substitution erster bzw. zweiter Ordnung hergestellten Vernetzer TMBEMPA/Br umgesetzt.
Die entstandenen Netzwerke wurden im Gleichgewichtsquellzustand im Wesentlichen mittels Niederfeld-Kernresonanzspektroskopie, Röntgenkleinwinkelstreuung (SAXS), Rasterelektronenmikroskopie mit Tieftemperaturtechnik (Kryo-REM), dynamisch-mechanische Analyse (DMA), Rheologie, thermogravimetrische Analyse (TGA) und dynamische Differenzkalorimetrie (DSC) analysiert.
Das hierarchisch aufgebaute Netzwerk wurde anschließend für die matrixgesteuerten Mineralisation von Calciumphosphat und –carbonat genutzt. Über das alternierende Eintauchverfahren (engl. „alternate soaking method“) und der Variation von Mineralisationsparametern, wie pH-Wert, Konzentration c und Temperatur T konnten dann verschiedene Modifikationen des Calciumphosphats generiert werden. Das entstandene Hybridmaterial wurde qualitativ mittels Röntgenpulverdiffraktometrie (XRD), abgeschwächte Totalreflexion–fouriertransformierte Infrarot Spektroskopie (ATR-FTIR), Raman-Spektroskopie, Rasterelektronenmikroskopie (REM) mit energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDXS) und optischer Mikroskopie (OM) als auch quantitative mittels Gravimetrie und TGA analysiert.
Für die potentielle Verwendung in der Medizintechnik, z.B. als Implantatmaterial, ist die grundlegende Einschätzung der Wechselwirkung zwischen Hydrogel bzw. Hybridmaterial und verschiedener Zelltypen unerlässlich. Dazu wurden verschiedene Zelltypen, wie Einzeller, Bakterien und adulte Stammzellen verwendet. Die Wechselwirkung mit Peptidsequenzen von Phagen komplettiert das biologische Unterkapitel.
Hydrogele sind mannigfaltig einsetzbar. Diese Arbeit fasst daher weitere Projektperspektiven, auch außerhalb des biomedizinischem Anwendungsspektrums, auf. So konnten erste Ansätze zur serienmäßige bzw. maßgeschneiderte Produktion über das „Inkjet“ Verfahren erreicht werden. Um dies ermöglichen zu können wurden erfolgreich weitere Synthesestrategien, wie die Photopolymerisation und die redoxinitiierte Polymerisation, ausgenutzt. Auch die Eignung als Filtermaterial oder Superabsorber wurde analysiert.
Bilingualer Unterricht gilt als das Erfolgsmodell für den schulischen Fremdsprachenerwerb in Deutschland und die Beherrschung einer Fremdsprache in Wort und Schrift ist eine entscheidende berufsqualifizierende Kompetenz in unserer globalisierten Welt. Insbesondere die Verzahnung fachlicher und sprachlicher Inhalte im Kontext Bilingualen Unterrichts scheint gewinnbringend für den Fremdspracherwerb zu sein. Dabei ist die Diskrepanz zwischen den zumeist noch geringen fremdsprachlichen Fähigkeiten der Lernenden und den fachlichen Ansprüchen des Geographieunterrichts eine große Herausforderung für fachliches Lernen im bilingualen Sachfachunterricht. Es stellt sich die Frage, wie der Bilinguale Unterricht gestaltet sein muss, um einerseits geographische Themen fachlich komplex behandeln zu können und andererseits die Lernenden fremdsprachlich nicht zu überfordern.
Im Rahmen einer Design-Based-Research-Studie im bilingualen Geographieunterricht wurde untersucht, wie fachliches Lernen im bilingualen Geographieunterricht durch den Einsatz beider beteiligter Sprachen (Englisch/Deutsch) gefördert werden kann.
Auf Grundlage eines theoretisch fundierten Kenntnisstands zum Bilingualen Unterricht und zum Lernen mit Fachkonzepten im Geographieunterricht wurde eine Lernumgebung konzipiert, im Unterricht erprobt und weiterentwickelt, in der Strategien des Sprachwechsels zum Einsatz kommen.
Die Ergebnisse der Studie sind kontextbezogene Theorien einer zweisprachigen Didaktik für den bilingualen Geographieunterricht und Erkenntnisse zum Lernen mit Fachkonzepten im Geographieunterricht am Beispiel des geographischen Konzepts Wandel. Produkt der Studie ist eine unterrichtstaugliche Lernumgebung zum Thema Wandlungsprozesse an ausgewählten Orten für den bilingualen Geographieunterricht mit didaktischem Konzept, Unterrichtsmaterialien und -medien.
Kraft und Kognition
(2023)
Die in den letzten Jahren aus Querschnittstudien gewonnenen empirischen Erkenntnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen muskulärer Kraftleistungsfähigkeit und kognitiver Leistungsfähigkeit hin [10]. Diese Beobachtung wird von Längsschnittstudien gestützt, bei denen in Folge gezielter Krafttrainingsinterventionen, welche typischerweise zur Steigerung der muskulären Kraftleistungsfähigkeit führen, Verbesserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit dokumentiert werden konnten [11]. Die zugrundeliegenden Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen muskulärer Kraftleistungsfähigkeit und kognitiver Leistungsfähigkeit begründen, sind jedoch noch nicht vollständig bekannt und bedürfen weiterer Forschung [10,12]. Vor diesem Hintergrund hatten die im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten Forschungsarbeiten das übergeordnete Ziel, die Mechanismen zu untersuchen, welche den Zusammenhang zwischen der muskulären Kraftleistungsfähigkeit und der kognitiven Leistungsfähigkeit erklären können. In dieser Arbeit wurden dazu unterschiedliche Populationen (junge Menschen und ältere Menschen ohne und mit leichten kognitiven Störungen) unter Anwendung verschiedener untersuchungsmethodischer Ansätze (systematische Literaturrecherche, Doppelaufgabenparadigma und funktionelle Nahinfrarotspektroskopie) untersucht. Aufgrund der im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten Forschungsarbeiten, die konsekutiv aufeinander aufbauen, konnten folgende Haupterkenntnisse gewonnen werden:
• Um einen umfassenden Überblick über die aktuelle Evidenzlage zum Thema Kraftleistungsfähigkeit und kognitiver Leistungsfähigkeit sowie den zugrundeliegenden neuronalen Korrelaten zu erlangen, wurde eine systematische Literaturrecherche zu diesem Forschungsthema durchgeführt. Die Ergebnisse dieser systematischen Literaturrecherche dokumentieren, dass ein gezieltes Krafttraining neben der Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit zu funktionellen und strukturellen Veränderungen des Gehirns, insbesondere in frontalen Gehirnregionen, führen kann [13]. Ferner zeigen die Ergebnisse dieser systematischen Literaturrecherche, bei der eine begrenzte Anzahl verfügbarer Studien (n = 18) identifiziert wurde, den Bedarf weiterer Forschungsarbeiten zu diesem Themenfeld an [13].
• Zur Überprüfung der Hypothese, dass zur Ausführung von Krafttrainingsübungen höhere kognitive Prozesse benötigt werden, wurde in einer experimentellen Studie bei jüngeren gesunden Erwachsenen das Doppelaufgabenparadigma bei der Krafttrainingsübung Knie-beuge angewendet. Die in dieser Studie beobachteten Doppelaufgabenkosten bei der Ausführung der Krafttrainingsübung Kniebeuge (im Vergleich zur Kontrollbedingung Stehen) deuten auf die Beteiligung höherer kognitiver Prozesse zur Lösung dieser Bewegungsaufgabe hin und bestätigen die aufgestellte Hypothese [14].
• Um die Hypothese zu untersuchen, dass spezifische neuronale Korrelate (funktionelle Gehirnaktivität) den Zusammenhang zwischen muskulärer Kraftleistungsfähigkeit und kognitiver Leistungsfähigkeit vermitteln, wurde bei jungen gesunden Erwachsenen der Zusammenhang zwischen der Ausprägung der maximalen Handgriffkraft (normalisiert auf den Body-Mass-Index) und der kortikalen hämodynamischen Antwortreaktion untersucht, die bei der Durchführung eines standardisierten kognitiven Tests mittels funktioneller Nahinfrarotspektroskopie in präfrontalen Gehirnarealen gemessen wurde. Im Rahmen dieser Querschnittsstudie konnte die initiale Hypothese nicht vollständig bestätigt werden, da zwar Zusammenhänge zwischen maximaler Handgriffkraft und kognitiver Leistungsfähigkeit mit Parametern der hämodynamischen Antwortreaktion beobachtet wurden, aber die Ausprägung der maximalen Handgriffkraft nicht im Zusammenhang mit der Kurzeitgedächtnisleistung stand [16].
• Zur Untersuchung der Annahme, dass eine vorliegende neurologische Erkrankung (im Speziellen eine leichte kognitive Störung), die typischerweise mit Veränderungen von spezifischen neuronalen Korrelaten (z.B. des Hippokampus‘ [17-19] und des präfrontalen Kortex‘ [20,21]) einhergeht, einen Einfluss auf die Assoziation zwischen muskulärer Kraftleistungsfähigkeit und kognitiver Leistungsfähigkeit hat, wurde in einer Querschnittsstudie der Zusammenhang zwischen der Ausprägung der maximalen Handgriffkraft (normalisiert auf den Body-Mass-Index) und der Ausprägung der exekutiven Funktionen bei älteren Erwachsenen mit amnestischem und nicht-amnestischem Subtyp der leichten kognitiven Störung sowie gesunden älteren Erwachsenen untersucht. In dieser Querschnittsstudie wurde nur bei älteren Erwachsenen mit dem amnestischen Subtyp der leichten kognitiven Störung ein Zusammenhang zwischen maximaler Handgriffkraft und exekutiven Funktionen beobachtet. Solch eine Korrelation existiert jedoch nicht bei älteren Erwachsenen mit dem non-amnestischen Subtyp der leichten kognitiven Störung oder bei gesunden älteren Erwachsenen [24].
• In einem Perspektivenartikel wurde aufgezeigt, wie durch die theoriegeleitete Nutzung physiologischer Effekte, die bei einer speziellen Krafttrainingsmethode durch die Moderation des peripheren Blutflusses mittels Manschetten oder Bändern auftreten, insbesondere Populationen mit niedriger mechanischer Belastbarkeit von den positiven Effekten des Krafttrainings auf die Gehirngesundheit profitieren könnten [25].
Insgesamt deuten die Ergebnisse der in dieser Dissertation zusammengeführten und aufeinander aufbauenden Forschungsarbeiten auf das Vorhandensein von gemeinsamen neuronalen Korrelaten (z.B. frontaler Kortex) hin, die sowohl für die muskuläre Kraftleistungsfähigkeit als auch für höhere kognitive Prozesse eine wichtige Rolle spielen [26]. Betrachtet man die in der vorliegenden Dissertation gewonnenen Erkenntnisse im Verbund mit den bereits in der Literatur existieren-den empirischen Belegen, unterstützen sie die Sichtweise, dass eine relativ hohe muskuläre Kraftleistungsfähigkeit und deren Erhalt durch gezielte Krafttrainingsinterventionen über die Lebenspanne positive Effekte auf die (Gehirn-)Gesundheit haben können [27].
Im Rahmen dieser Arbeit wurden Energie induzierte Nanopartikel-Substrat Interaktionen untersucht. Dazu wurden Goldnanopartikelanordnungen (AuNPA) auf verschiedenen Silizium-basierten Substraten hergestellt und der Einfluss eines Energieeintrages, genauer gesagt einer thermischen Behandlung oder des Metall-assistierten chemischen Ätzens (MaCE) getestet. Die Nanopartikelanordnungen, welche für die thermische Behandlung eingesetzt wurden, wurden nass-chemisch in Toluol synthetisiert, mit Thiol-terminiertem Polystyrol funktionalisiert und mittels Schleuderbeschichtung auf verschiedenen Substraten (drei Gläser und ein Siliziumwafer) in quasi-hexagonalen Mustern angeordnet. Diese AuNP-Anordnungen wurden mit Temperaturen zwischen 475 °C – 792 °C über verschiedene Zeiträume thermisch behandelt. Generell sanken die Nanopartikel in die Substrate ein, und es wurde festgestellt, dass mit Erhöhung der Glasübergangstemperatur der Substrate die Einsinktiefe der Nanopartikel abnahm. Die AuNPA auf Siliziumwafern wurden auf Temperaturen von 700 °C – 900 °C erhitzt. Die Goldnanopartikel sanken dabei bis zu 2,5 nm in das Si-Substrat ein. Ein Sintern der Nanopartikel fand ab einer Temperatur über 660 °C statt. Welcher Sintermechanismus der dominante ist konnte abschließend nicht eindeutig geklärt werden.
Für die Untersuchung des Einflusses des zweiten Energieeintrages mittels MaCE wurden AuNPA sowie Goldkern-Silberschale-Anordnungen auf Siliziumsubstraten genutzt. Die AuNPA wurden mit Hilfe von Poly-N-Isopropylacrylamid Mikrogelen und Natriumcitrat-stabilisierten Goldnanopartikeln (Na-AuNP) bzw. Tetrachloridogoldsäure (TCG) präpariert. Es ergaben sich Nanopartikelanordnungen mit hemisphärischen Partikeln (aus Na-AuNP) und zum anderen Nanopartikelanordnungen mit sphärischen Partikeln (aus TCG). Durch eine anschließende Silberwachstumsreaktion konnten dann die dazugehörigen Goldkern-Silberschale Nanopartikelanordnungen erhalten werden. Beim MaCE konnten signifikante Unterschiede im Verhalten dieser vier Nanopartikelanordnungen festgestellt werden, z.B. mussten bei den hemisphärischen Partikelanordnungen höhere Wasserstoffperoxidkonzentrationen (0,70 M – 0,91 M) als bei den sphärischen Partikelanordnungen (0,08 M – 0,32 M) für das Ätzen eingesetzt werden, um ein Einsinken der Nanopartikel in das Substrat zu erreichen.
Die finanzgeschichtlichen Untersuchungen sind überwiegend auf Geld konzentriert, Naturalien wurden vernachlässigt oder ausgeblendet. Die vorliegende Arbeit bezieht die Naturalien konsequent mit ein. Nur so ist eine Analyse der Domänenwirtschaft in ihrer Bedeutung für die Staatsfinanzen möglich. Der Erkenntnisfortschritt liegt in der konsequenten Berücksichtigung der Naturalien durch Umrechnung in Geldwerte. Nicht zu leisten ist der Anteil der domänenwirtschaftlichen Erträge am Gesamthaushalt des hessischen Territorialstaates, auch ist die Vermarktung der Überschüsse der Ämter quellenbedingt nicht zu ermitteln. Die Ämterfinanzen zeigen einen Rahmen für domänenwirtschaftliche Staatsfinanzierung auf, dass bei Verzicht auf militärische Aktionen der frühmoderne Territorialstaat domänenwirtschaftlich zu finanzieren war.
Die vorliegende Untersuchung kann aufzeigen, dass der domänenwirtschaftliche Rahmen für die Finanzierung eines Territorialstaates ausreichte, wenn er auf militärische Aktivitäten und Abenteuer verzichtete. In dieser Studie werden erstmalig umfassende statistische Erhebungen der unteren staatlichen Ebene, das Landbuch und das Ämterbuch ausgewertet, die bisher nur von Kersten Krüger ediert waren. Die vorliegende Arbeit ist in die Staatsfinanzierung auf der Stufe der Domänenwirtschaft einzuordnen. Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel war einer der letzten, der es geschafft hatte, seinen Staat domänenwirtschaftlich mit den Einnahmen aus den Naturalien zu finanzieren. Als Domänenstaat wird ein Staat bezeichnet, der auf den ordentlichen Einkünften aus Liegenschaften und Landbesitz beruht. Es wird in dieser Arbeit der domänenwirtschaftliche Rahmen für die Staatsfinanzen berechnet. Das bedeutet, dass die Zentralfinanzen nicht berücksichtigt sind.
Es konnte gezeigt werden, dass, obwohl Landgraf Wilhelm IV. über ein kleineres Territorium als sein Vater, Landgraf Philipp der Großmütige, verfügte, die Gesamtüberschüsse höher waren. Das war seiner klugen Politik zu verdanken und seinen Bemühungen, ständig die Ämterfinanzen zu verbessern. Wilhelm IV. konsolidierte seinen Staat und konnte über domänenwirtschaftliche Einnahmen aus den Ämtern seinen Staat finanzieren. Das gelang ihm, da er erstens seinen Staat ordentlich verwaltete und zweitens keine Kriege führte. Landgraf Wilhelm IV. verabscheute den Krieg. Er sagte über den Krieg: „es ist kain abscheulicher ding auf erden als ein krieg“.
Zeitreisen erklären
(2023)
Die vorliegende Arbeit dreht sich um die Frage, wie sich schlüssig und im Einklang mit gängigen philosophischen Modellen von Zeit und Identität über Zeitreisen sprechen lässt. Dabei läuft die Darstellung nicht auf einen einzelnen theoretischen Ansatz hinaus, sondern zeigt verschiedene Implikationen von Zeitreisen angesichts unterschiedlicher Konzepte von Zeit und Persistenz auf.
Gearbeitet wird mit den Zeitreise-Modellen von Jack Meiland (1974), Geoffrey Goddu (2003) und Peter van Inwagen (2010) und insbesondere Überlegungen zu growing block-Universen und vierdimensionaler Identität werden weitergeführt.
Schwerpunkte der Arbeit liegen einerseits auf Erklärungen zu Veränderungen der Vergangenheit und andererseits auf dem Problem der Bilokation durch Zeitreisen in Zeiten, zu denen die Zeitreisende bereits existiert.
Nicholas J. J. Smith (2015) hat als notwendige Voraussetzung für die Erklärbarkeit von Veränderungen der Vergangenheit dia-hyper-chrone Identitätsbedingungen für Jahre gefordert. Ich zeige, dass es sich hierbei um eine zu starke Forderung handelt. Demnach ist die Erklärung von Veränderungen der Vergangenheit durch Annihilation in growing block-Universen, wie Goddu und van Inwagen sie einführen, legitim.
Bilokation stellt eine Herausforderung für personale Identität dar. Ich schlage eine überarbeitete Definition von gegenwärtigen zeitlichen Teilen vor, die es zulässt, dass mehr als ein zeitlicher Teil einer diachron identischen Person synchron präsent sein kann. Auf diese Weise muss nicht zwischen zeitlichen Teilen und Personenstadien differenziert werden, wie Ted Sider (2001) es tut.
Ich komme im Rahmen dieser Arbeit zu den Ergebnissen, dass erstens bisher kein Modell von Zeit oder Persistenz bekannt ist, für das Zeitreisen grundsätzlich auszuschließen sind. Eine umfangreiche Systematik über Möglichkeiten und Implikationen von Zeitreisen bleibt jedoch lückenhaft, solange keine präsentistischen Modelle von Zeitreisen vorliegen. Zweitens erweisen sich Zeitreisen, die keine Veränderungen verursachen, nicht als weniger problematisch als Zeitreisen, die Veränderungen verursachen. Erstere werfen eigene Probleme auf, wie das Motivationsproblem und die Frage nach der Determination durch Zukunftsfakten. Drittens lassen sich trotz all der geleisteten Erklärungen weiterhin Szenarien entwickeln, die suspekt bleiben. Dies verweist auf die weiterführende Frage, inwiefern Chronologie wesentlich und unverzichtbar ist für die Intelligibilität beispielsweise sozialer Interaktionen und Institutionen.