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FRAKIS (Fragebogen zur frühkindlichen Sprachentwicklung) ist ein Elternfragenbogen zur Erfassung des Sprachstandes bei deutsch-sprachigen Kindern zwischen 18 und 30 Monaten und die deutsche Adaptation des MacArthur-Bates Communicative Development Inventory for Toddlers. Es gibt eine Langform (FRAKIS) und Kurzform (FRAKIS-K). Der lange Fragebogen enthält eine Wortliste von 600 Wörtern und Skalen zur Flexionsmorphologie und Syntax, die Kurzform eine Wortschatzliste von 102 Wörtern und drei Fragen zur Grammatik. Beide Fragebögen sind an einer Stichprobe von 1240 Kindern normiert. Die Normierungsstudie wird im Manual dargestellt. Normen werden in monatlichen Altersgruppen für Mädchen und Jungen getrennt, und für alle Kinder angegeben. Mit FRAKIS und FRAKIS-K stehen im deutschsprachigen Bereich erstmals Elternfragebögen zur Verfügung, die auf empirisch gesicherten, strengen Normierungsverfahren beruhen. Die Normwerte bringen ein Bezugssystem für das Ausmaß an Variabilität im frühen Spracherwerb. FRAKIS-K ist geeignet für die Sprachstandsbestimmung im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Kinder mit spätem oder verzögertem Sprachbeginn können identifiziert werden. Darüber hinaus sind die Fragebögen geeignet für eine Verlaufsbeobachtung der frühen Sprachentwicklung, ob in Forschung oder Praxis.
Bereits im vorschulischen Bereich, aber vor allem in der Grundschule entwickeln Kinder wichtige Kompetenzen für spätere Bildungsabschlüsse. Doch die Kompe-tenzunterschiede zwischen den Schüler:innen sind bereits zu Beginn der Grund-schulzeit beträchtlich. Somit kommt den Lehrkräften die überaus wichtige Aufga-be zu allen Kindern den für sie besten Bildungsweg zu ermöglichen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, müssen Diagnostik und Förderung im Unterricht Hand in Hand gehen. Deshalb wird die Diagnosekompetenz von Lehrkräften als wichtige Voraussetzung für gelingenden Unterricht angesehen. Diese Dissertation widmet sich nun eben dieser wichtigen Kompetenz. Dabei wird sie als mehrdimen-sionales Konstrukt angesehen, zu dem neben der Beurteilung von fachlichen Kompetenzen auch die Einschätzung des Leistungsstandes und die Schlussfolge-rung hinsichtlich notwendiger Förderung im Unterricht gehören. Anhand dreier Artikel sowie ergänzender theoretischer Betrachtungen wurde die Diagnosekompe-tenz hinsichtlich möglicher Einflussfaktoren, der Bedeutung für den Unterricht sowie für die Lehrer:innenbildung untersucht.
Im Rahmen dieses Projekts wurde zunächst auf der Grundlage des COACTIV-Modells der professionellen Kompetenz von Lehrkräften (Baumert & Kunter, 2011) und dessen Spezifizierungen und Ergänzungen für inklusive Bildungsprozesse (Gebhardt et al., 2018; Ries et al., 2020) ein Modell für den sonderpädagogischen Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung entwickelt. Ein besonderer Fokus lag hier auch auf der Förderung von Beziehungs- und Reflexionskompetenzen. Unter Nutzung des entwickelten Modells wurde ein Praktikumskonzept zur Professionalisierung von angehenden Lehrkräften im sonderpädagogischen Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung erstellt. Die relevanten Kompetenzbereiche wurden mithilfe verschiedener Methoden und Techniken praxisnah operationalisiert und einer gezielten Förderung zugänglich gemacht. Neben der Vermittlung von theoretischem Grundlagenwissen erhielten Studierende die Möglichkeit, im Tandem eine von regelmäßigen Supervisionen und kollegialen Fallberatungen begleitete Einzelfallförderung an Schulen durchzuführen und diese im Einzelfalldesign zu evaluieren. Das Seminarkonzept wurde in geltende Studienordnungen implementiert und soll perspektivisch mit den eigens konzipierten Inhalten und Materialien als Open Educational Resources zur freien Verfügung für andere Ausbildungsstandorte gestellt werden. Zudem erfolgt aktuell eine summative Evaluation des Seminarkonzepts im Kontrollgruppendesign.
Kinder mit internalisierenden Problemen erleben täglich herausfordernde akademische sowie soziale Situationen im Schulkontext. Dabei ist entscheidend, dass Lehrkräfte in der Lage sind diese Kinder zu identifizieren, um pädagogisch adäquat handeln zu können. Aufgrund der nach innen gerichteten Symptome stellt das Erkennen internalisierender Probleme eine große Herausforderung dar. Zur Diagnostik werden vorwiegend standardisierte Fragebögen eingesetzt, welche den Schulkontext sowie spezifische Altersgruppen und die damit einhergehende Veränderlichkeit von Emotionswahrnehmungen der betroffenen Kinder nur unzureichend berücksichtigen. Dieser Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Interviewstudie und diskutiert den Einsatz von Interviews als Methode zur Identifikation emotional relevanter Situationen aus der Perspektive von Kindern. Die Ergebnisse sollen der Ableitung alters- und kontextspezifischer Items dienen, um die Diagnostik internalisierender Schwierigkeiten weiterzuentwickeln.
Zukünftige Lehrkräfte auf den Umgang mit Heterogenität vorzubereiten, besonders im Primarschulbereich, ist ein Ziel der Lehrkräftebildung. Ein Ansatz dazu ist die Förderung diagnostischer Kompetenzen von Studierenden. E-Learning-Angebote bieten hierzu angesichts der Individualisierung von Lernprozessen sowie der Möglichkeiten einer Integration in bereits bestehende Seminare viele Vorteile. Im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung wurde daher ein Online-Training entwickelt, das die mathematische Diagnosekompetenz von Studierenden stärken soll. Das Training ist ein E-Learning-Angebot, das im Selbststudium durchlaufen werden kann und aus Lehrvideos, interaktiven Schüler:innenvideos und interaktiven Übungen besteht. An der Universität Potsdam wurde das Training bisher in drei Seminaren des Lehramtsstudiums für die Primarstufe integriert und evaluiert. Aus der Evaluation mittels Fragebögen ging hervor, dass von Studierenden und Lehrenden die Integration positiv bewertet wird.
Um der großen und zunehmenden sprachlichen Heterogenität der Lernenden gerecht werden zu können, müssen Lehrkräfte schulische Lerngelegenheiten sprachbildend und sprachsensibel gestalten. Sprachliche Unterstützungsangebote müssen hierfür diagnostisch basiert sein und sollten alle relevanten Facetten von Sprache in den Blick nehmen. Im PSI-Teilprojekt „MeWis“ wurde untersucht, welche Vorstellungen Lehramtsstudierende bezüglich der komplexen und facettenreichen Struktur sprachlicher Kompetenzen haben. Im Rahmen ihrer Lehramtsausbildung (Primarstufe sowie Inklusionspädagogik) wurden n = 196 Bachelorstudierende gebeten, ihre Vorstellungen zur Struktur sprachlicher Kompetenzen in Concept Maps (CMs) zu dokumentieren. Die Analysen der CMs zeigen, dass sich in den Vorstellungen der Studierenden ein ausgeprägtes Ungleichgewicht zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit findet, wobei die Studierenden die schriftsprachlichen Kompetenzen Lesen und Schreiben deutlich höher gewichten und das Zuhören als rezeptive mündliche Kompetenz kaum Erwähnung findet. Ergänzend greifen die Studierenden in ihren CMs häufig die in der Sprachbildung intensiv thematisierte Unterscheidung von Alltags-, Fach- und Bildungssprache auf. Erkenntnisse des MeWis-Projekts sind in die Arbeit der AG Sprachbildung der Universität Potsdam eingeflossen und auf diese Weise in der Lehramtsausbildung verstetigt worden.
Lehramtsstudierende äußern vielfach den Wunsch nach umfangreichen praktischen Lerngelegenheiten. Insbesondere fallbasierte Lehr-Lern-Konzepte scheinen diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Dieser Beitrag stellt ein an der Universität Potsdam entwickeltes Seminarkonzept vor, welches diesen Transfer zu fördern versucht. Die Basis des Konzepts bildet der Einsatz erfahrungsbasiert entwickelter Textvignetten pädagogischer Situationen. Im Rahmen der Begleitseminare zum Praktikum in pädagogisch-psychologischen Handlungsfeldern (PppH) wurde die kollegiale Fallbesprechung als eine Form zur angestrebten Transferförderung in dieses Seminarkonzept integriert. Dieser Beitrag skizziert zunächst die erfahrungsbasierte Entwicklung der Vignetten sowie die theoretischen Grundlagen des Seminarkonzepts. Im Anschluss werden die praktische Implementation und erfahrungsbasierte konzeptionelle Änderung (design-based-research) in der Lehre beschrieben sowie erste Ergebnisse der systematischen empirischen Erprobung im Rahmen des PppH vorgestellt. Abschließend diskutieren die Autoren die Herausforderungen der praktischen Umsetzung auch mit Blick auf das Verstetigungsvorhaben.
Dieser Beitrag diskutiert die diagnostischen Kompetenzen Lehramtsstudierender vor allem in Bezug auf internalisierende Verhaltensbesonderheiten. Da diese häufig weniger Einfluss auf den Verlauf des Schulalltags von Lehrpersonen haben als externalisierendes Erleben und Verhalten von Kindern, werden internalisierende Verhaltensbesonderheiten von Kindern häufig seltener wahrgenommen und seltener als pädagogisch relevant eingestuft. Daher erfahren diese Kinder oft weniger förderdiagnostische Unterstützung. Mit dem Ziel der Entwicklung diesbezüglicher diagnostischer Kompetenzen der Studierenden wird das Psychodiagnostische Praktikum (PDP) mit praktischen Abschnitten und begleitenden Seminarsitzungen zeitgleich zum Praxissemester durchgeführt. Um Veränderungen in der Selbstwahrnehmung der Studierenden in Bezug auf ihre diagnostischen Kompetenzen im Rahmen des PDP abzubilden und damit das Gesamtkonzept zu evaluieren, wird ein selbstentwickelter Fragebogen verwendet. Der Beitrag stellt die konzeptuellen Gedanken des Fragebogens sowie die Ergebnisse einer ersten Pilotstudie vor.
Schulpraktika bilden die zentrale Grundlage der Lehrerbildung in Potsdam. Bereits im Potsdamer Modell der Lehrerbildung (1993) sind sie festgehalten, seit der Integration des Schulpraktikums (Praxissemesters) 2008 absolvieren alle Potsdamer Lehramtsstudierenden fünf Pflichtpraktika. Während die Ziele der Praktika klar beschrieben sind, sind die tatsächlichen Lernerfolge nicht immer klar – ebenso wenig, wie die Begleitung der Praktika aussehen muss, um die Studierenden bestmöglich zu unterstützen. Auch die Integration in weitere Lehrveranstaltungen des Studiums ist ein noch offenes Feld, das weiterer Betrachtung verdient. Die unterschiedliche Ausrichtung der Potsdamer Praktika, Perspektivwechsel im Orientierungs-/Integriertem Eingangspraktikum, Selbstreflektion im Praktikum in pädagogisch-psychologischen Handlungsfeldern, Unterricht als Profession in den Fachdidaktischen Tagespraktika, Anwendung von Diagnostik im psychodiagnostischen Praktikum und die Synthese all dessen im Schulpraktikum, bieten dafür zahlreiche Ansatzpunkte.
Schulpraktika sind nicht nur ein zentraler und von Studierenden hoch geschätzter Bestandteil des Studiums, sondern werden auch zunehmend für die Bildungsforschung interessant. Fragen nach der Kompetenzentwicklung, Selbsteinschätzungen und der Entwicklung der Reflexionsfähigkeit von Studierenden stehen dabei ebenso im Fokus wie die Einschätzung der universitären Begleitung und der Einbindung ins weitere Studium.
Der vorliegende Band versammelt Studien von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Potsdam, die die fünf Pflichtpraktika im Lehramtsstudium unter unterschiedlichen Blickwinkel beforschen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen stammen und somit die Praktika mit verschiedenen Instrumenten und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Die präsentierten Ergebnisse bilden eine gute Grundlage, um die Praktika in Potsdam und an anderen Standorten weiterzuentwickeln.
Für ein besseres Miteinander
(2022)
Das Rahmenkonzept der Universitätsschule Potsdam beschreibt die Wertegrundlage und das pädagogisch-didaktische sowie das wissenschaftliche Fundament einer zu gründenden Universitätsschule Potsdam. Wie andere Universitätsschulen soll sich auch diese Schule durch eine enge und institutionalisierte Beziehung zwischen Schule und Universität auszeichnen, die den ständigen Wissenstransfer zwischen Schulpraxis, Wissenschaft, Lehrkräftebildung und Schulverwaltung unterstützt. Das Rahmenkonzept legt die Grundlagen für eine inklusive Schule, deren Schüler:innen einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden, und die in ungleichheitssensiblen Bildungsangeboten alle Bildungsabschlüsse des Landes Brandenburg anbietet. Die Universitätsschule soll den starken Segregationsprozessen in Potsdam entgegenwirken.
Im Leitbild werden die Grundwerte (Nachhaltigkeit, Inklusion und Bildungsgerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratie, Gemeinschaft, Ganzheitlichkeit) und die Bildungsziele (Transferfähigkeit, kritisch-reflexives Denken und lebensbegleitendes Lernen, Diversitätsbewusstsein und Transkulturalität, Selbstkompetenz und Beziehungskompetenz, Kulturtechniken und digitale Kompetenz) der Universitätsschule dargestellt. Das Pädagogische Konzept veranschaulicht, wie Werte und Bildungsziele in den Bereichen Schulform, Schulkultur, Lernkultur sowie Lernorte und Lernumgebung ausgestaltet werden können. Schließlich wird die Universitätsschule als lernende und lehrende Institution beschrieben, die ein Ort des Transfers von Bildungsinnovationen ist. Dafür soll eine Transferwerkstatt in der Schule verankert werden, die den Wissensaustausch der schulrelevanten Akteur:innen unterstützt und gestaltet.
Rehabilitationspädagogik
(2021)
Die Rehabilitationspädagogik ist eine jüngere eigenständige Hybridwissenschaft im Feld der Humanwissenschaften. Sie setzt theoriebildend im Sinne des Neunten Buchs Sozialgesetzbuch (SGB IX) an den längerfristigen Folgen einer Krankheit oder eines biologischen Mangels an. Dabei orientiert sie sich konzeptionell zum Beispiel an der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) und an der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF). Des Weiteren an den Konzepten der Humanontogenetik von K.-F. Wessel, insbesondere: dem ganzen Menschen, der Hierarchie der Kompetenzen, den sensiblen Phasen und der Souveränität.
Die Rehabilitationspädagogik ist Bestandteil der komplexen gesundheitlichen Rehabilitation und eine Tochterdisziplin der allgemeinen Pädagogik. Bei ihrem rehabilitationspädagogischen Prozess gilt das Richtziel, die umfassende Teilhabe des Menschen an individuellen Lebensbereichen durch rehabilitationspädagogische Mittel, Methoden und Organisationsformen zu unterstützen.
Die Dissertation setzt sich mittels Methoden der Hermeneutik mit der DDR-Rehabilitationspädagogik von K.- P. Becker und Autorenkollektiv kritisch-konstruktiv auseinander. Sie legt eine aktuelle fortführende Theorie der Rehabilitationspädagogik unter der Berücksichtigung der UN-BRK, der ICF und des SGB IX vor und liefert eine neue Sichtweise auf die Rehabilitationspädagogik aus historischer und aktueller Perspektive.
Modellen der Sprachaneignung zufolge sind für die die Entwicklung sprachlicher Fähigkeiten auch die sprachlichen Fähigkeiten von wichtigen Interaktionspartnern (z. B. Peers) bedeutsam. Da objektive Kompetenzmaße von Interaktionspartnern selten verfügbar sind, könnten alternativ Fremdeinschätzungen der sprachlichen Fähigkeiten erhoben werden. Im Beitrag wurden daher Schülerurteile über sprachliche Fähigkeiten von Mitschüler(inne)n im Deutschen und den Herkunftssprachen Türkisch und Russisch als potentielle Indikatoren tatsächlicher Sprachfähigkeiten untersucht. Mit Hilfe von Mehrebenenmodellen wurde analysiert, welchen Einflussfaktoren die Fremdeinschätzungen unterlagen, wie akkurat diese ausfielen und unter welchen Bedingungen akkuratere Einschätzungen gelangen. In allen Sprachen ergaben sich moderate Zusammenhänge zwischen den Fremdeinschätzungen und objektiven Leistungsmaßen, wobei die Urteilsakkuratheit insbesondere von Merkmalen auf der Beziehungsebene zur eigeschätzten Person (gemeinsamer Unterricht, geteilter Sprachhintergrund, Beziehungsqualität) moderiert wurde. Im Deutschen zeigten sich negative leistungsbezogene Vorurteile gegenüber Jugendlichen mit türkischer und russischer Herkunftssprache. Die Ergebnisse werden in Bezug auf Möglichkeiten und Grenzen von Fremdeinschätzungen sprachlicher Fähigkeiten sowie auf Konsequenzen leistungsbezogener Vorurteile diskutiert.
Der Beitrag untersucht, ob und zu welchen Anteilen frühe sprachliche Kompetenzen numerische Kompetenzen vorhersagen. An 72 dreijährigen Kindern wurden numerische, verbal produktive und rezeptive sowie grammatische Leistungen zwei Mal im Abstand von drei Monaten erhoben. Mithilfe von Strukturgleichungsmodellen kann gezeigt werden, dass sprachliche und numerische Leistungen in diesem Alter noch wenig distinkt sind. Für die numerischen Kompetenzen findet sich bereits in diesem Alter eine hohe interindividuelle Entwicklungsstabilität. Ein bedeutsamer Einfluss sprachlicher Kompetenz auf den Zuwachs mathematischer Kompetenz im vierten Lebensjahr konnte nicht nachgewiesen werden. Wir diskutieren die Ergebnisse vor dem Hintergrund der aktuellen Thesen zum Zusammenhang von Sprache und Numerik in der Entwicklung.
Zwei grundlegende Herausforderungen der sozialen Inklusionsforschung werden im vorliegenden Beitrag erläutert: Die Operationalisierung sozialer Inklusion sowie sonderpädagogischer Förderbedarfe. Anhand der dargelegten Forschung wird untersucht, ob die beiden methodischen Aspekte zu fehlerhaften Schlüssen und widersprüchlichen Forschungsergebnissen über die soziale Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf führen. Dementsprechend wird die Vermeidung fehlerhafter Schlüsse und widersprüchlicher Forschungsergebnisse mittels einer Optimierung der Operationalisierung sozialer Inklusion sowie sonderpädagogischer Förderbedarfe thematisiert. Die vorliegende Forschung fokussiert sich hierbei vorrangig auf die soziometrischen Methoden zur Erfassung sozialer Inklusion sowie auf schulisches Problemverhalten im Sinne des Förderbedarfs emotional-soziale Entwicklung (insbesondere internalisierende aber auch externalisierende Verhaltensprobleme).
Brandenburg startete im Schuljahr 2012/2013 das Pilotprojekt „Inklusive Grundschule“ (PING). 35 dieser Pilot-Grundschulen wurden wissenschaftlich begleitet (vgl. Spörer, Schründer-Lenzen, Vock & Maaz, 2015). In diesem Beitrag berichten wir Befunde zum sozialen Selbstkonzept, wie die Kinder das Klassenklima erleben und wie sie sich von ihrer Lehrkraft angenommen fühlen. Untersucht wurden 1.435 Kinder in 61 inklusiven Klassen der Jahrgangsstufen 2 und 3. Es finden sich keine durchgängigen Nachteile bei Selbstkonzept und erlebtem Klassenklima für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF), jedoch fühlen sich diese weniger von ihren Lehrkräften angenommen.
ADHS und Schule
(2016)
Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) zählen zu den häufigsten Verhaltensstörungen des Kindes- und Jugendalters (ca. 5-7 %). Neben Lern- und Leistungsschwierigkeiten kann dadurch vor allem die Interaktion mit Gleichaltrigen und Erwachsenen problematisch sein. Lehrkräfte und Eltern sind somit beim Vorliegen einer ADHS besonders herausgefordert. Das Buch liefert auf der Grundlage klinisch-entwicklungspsychologischer und (sonder-)pädagogischer Theorien sowie empirischer Befunde grundlegendes Wissen zur Symptomatik, Entstehung und Diagnostik von ADHS. Darauf aufbauend werden praktische Handlungsempfehlungen und evaluierte Maßnahmen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit ADHS sowie Beratungsaufgaben im Kontext Schule vorgestellt. Das Ganze wird angereichert durch Fallbeispiele und Materialien (Checklisten, Beobachtungsbögen usw.).
Störungsbild ADHS
(2016)
Die foerderdiagnostische Lernbeobachtung ist ein Verfahren, welches im Land Brandenburg im Rahmen des Feststellungsverfahrens eingefuehrt wurde. Mit und in diesem Verfahren sollen Diagnostik und Foerderung bei der Feststellung sonderpaedagogischen Foerderbedarfs sinnvoll verbunden werden, um einerseits einer fruehzeitigen Stigmatisierung vorzubeugen und andererseits die Moeglichkeiten der besonderen Foerderung in der Grundschule zu erweitern. Auf diesem Wege soll zum einen ein klareres Bild ueber den Umfang der Beeintraechtigung eines Kindes gewonnen werden und andererseits im Rahmen des Unterrichts an der Grundschule nach Moeglichkeiten der individuellen Foerderung gesucht werden. Die Sonderpaedagogin und die Grundschullehrkraft arbeiten in diesem Rahmen eng zusammen.
Die förderdiagnostische Lernbeobachtung ist eine Strategie der Verknüpfung von Förderung und Diagnostik. Sie kann zum Beispiel bei der Diagnostik des sonderpädagogischen Förderbedarfs angewandt werden. Das Verfahren erstreckt sich über mehrere Monate. Das Kind bleibt in seiner Grundschulklasse und erhält eine zusätzliche Förderung. Grundschullehrerin und Sonderpädagogin arbeiten zusammen. Auf diesem Wege lässt sich ein klareres Bild über den Umfang der Beeinträchtigung eines Kindes und die Möglichkeiten der Förderung gewinnen. Die Publikation berichtet über ein Untersuchungsprojekt, in dem die Entwicklung von Schülern des 1. und des 2. Schuljahres untersucht wurde, die sich in der förderdiagnostischen Lernbeobachtung befanden. Gleichzeitig diente das Projekt der Verbesserung der Strategie. Im Mittelpunkt standen kontrollierte qualitativ-quantitative Einzelfallanalysen, in denen die individuellen Lern- und Entwicklungsverläufe untersucht wurden. Durch diese Methodik konnte die Komplexität und Individualität der Entwicklung und Förderung der einzelnen Kinder abgebildet werden. Mit Hilfe einer Metaanalyse ermittelten wir allgemeine und relevante Einflussfaktoren für die Diagnostik, Förderplanung und Förderung. Daraus wurde ein Modell zur Gestaltung der förderdiagnostischen Lernbeobachtung abgeleitet. Dargestellt werden auch die Bedingungen und Voraussetzungen einer erfolgreichen Förderung der Kinder.
In dem Buch beschäftigen sich die Autoren zunächst mit den Ursachen, Faktoren und Bedingungen von Lernbeeinträchtigungen angesichts erschwerter Lebens- und lernsituationen und sich überlagernder Entwicklungsrisiken. Neben der Förderdiagnostik stehen dann vor allem neue pädagogisch-didaktische Ansätze zur Gestaltung schulischer Lernprozesse und konkrete Anregungen zur veränderten Gestaltung von Unterricht im Mittelpunkt.
In diesem Beitrag setzen sich die Autoren mit dem Zusammenhang von Belastung und Beanspruchung im schulischen Kontext auseinander. Auf der Grundlage physiologischer Messungen wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Konzentrationsfaehigkeit von Schuelerinnen und Schuelern durch gezielte Entspannungssequenzen im Unterricht gesteuert werden kann.
Im vorliegenden Buch werden die Grundlagen der Förderung von Kindern mit bereichsübergreifenden Lernstörungen dargestellt. Im Blickfeld stehen zunächst die Charakterisierung der Zielgruppe (Definition, Klassifikation, Ursachen- und Entstehungsmodelle) und lern-lehrtheoretische Grundlagen. Den größten Raum nehmen die vorbereitende und begleitende Diagnostik und die Planung und Durchführung der Förderung ein. Die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprogramms des Autors tragen dazu bei zu erkennen, wenn Lernangebote bei einem Kind nicht erfolgreich sind, und ein Programm zu gestalten, die Lernentwicklung dieses Kindes voran bringt. Für die Diagnostik und den Förderunterricht, die Motivationsförderung und die Entwicklung der Lernfähigkeit finden sich zahlreiche erprobte Handlungsvorschläge. Die Publikation ist als Praxishandbuch und Anregung für die Reflexion und Weiterentwicklung der Förderkompetenz konzipiert.
Auf der Grundlage einer Stichprobenuntersuchung wird der Zusammenhang zwischen personalen und sozialen Variablen mit Wirkung auf das Verhalten von Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung aufgezeigt. Gleichzeitig wird die erschwerte soziale Integration von Schülern mit auffälligem Verhalten deutlich. Pädagogische Konsequenzen zielen vor allem auf diagnostische und kompetenzerweiternde Möglichkeiten im Umgfang mit dieser Zielgruppe.
In dem Beitrag wird eine Strategie des Förderunterrichts dargestellt, in der die Aufgaben und Lernanforderungen konsequent auf das individuelle Niveau des Lernens zugeschnitten wer-den, die Schüler realistische Lernziele bilden, Ursachen für Erfolge und Fehler attribuieren und zur Selbststeuerung und Planung angehalten werden. Die Intervention richtete sich an Schüler der 4. und 5. Grundschulklasse mit schwachen Rechtschreibleistungen und mangeln-der Lernaktivität. Die Wirksamkeit der Förderung wird mit zwei kontrollierten Einzelfallstu-dien gezeigt. Die Gestaltung des Förderunterrichts nach der Strategie wirkte für die Schüler ermutigend und ereichte eine generelle Aktivierung der Fertigkeiten zur Selbststeuerung und Planung beim Lernen im Rechtschreib-Unterricht in der Klasse.
Im Beitrag wird von der besonderen Problemlage auffälligen Verhaltens bei Schülern der Schule für geistig Behinderte ausgeganen. Der pädagogische Ansatz zur Selbst- und Fremdwahrnehumg von Gefühlen wird differenziert beschrieben. Ergebnisse aus einer anfallenden Stichprobe bzgl. der Häufigkeiten von sozialen Konflikten und Konfliktlösungsqualitäten in den Untersuchungsgruppen werden ausgewiesen.
In vergleichenden Untersuchungen zum Belastungserleben von Schulkindern wird dargestellt, welche Einschätzungen nicht behinderte und lernbehinderte Schülerinnen und Schüler bezüglich ihrer Belastung in schulischen und außer- schulischen Situationen vornehmen. In einem Gruppenvergleich wird herausgearbeitet, inwieweit gemeinsamer Unterricht in einer Allgemeinen Schule vs. dem Unterricht in einer Sonderschule zu Angst- und Stresserleben führt. Diese subjektiv bewussten Einschätzungen der Schülerinnen und Schüler werden mit Ergebnissen aus physiologischen Messungen verglichen, die im Heft 12/ 2002 dieser Zeitschrift dargestellt wurden.
Diagnostik des sonderpädagogischen Förderbedarfs : Wo stehen wir und wie soll es weitergehen?
(2004)