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Mit dem FREI DAY wurde ein neues Format entwickelt, welches schulisches Lernen an den globalen Nachhaltigkeitszielen ausrichten und zukunftsrelevante Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen fördern soll. Ob es erfolgreich im Bildungssystem implementiert werden kann, wird insbesondere von der Veränderungsbereitschaft der Lehrkräfte abhängen. Um sie bei der Umsetzung unterstützen zu können, ist notwendig, ihre individuelle Perspektive im Implementationsprozess zu erfassen. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern sich das Kollegium einer Berliner Grundschule mit dem FREI DAY auseinandersetzt. Dazu wird auf die Stages of Concern von Hall und Hord (2015) zurückgegriffen und ein Interview mit der Lehrerin geführt, die die Umsetzung des Lernformats an der Schule koordiniert. Ihre Antworten werden durch eine qualitative Analyse des Interviewtranskripts ausgewertet und vor dem Hintergrund der Forschungsfrage interpretiert. Es zeigt sich, dass das Kollegium hinsichtlich der Auseinandersetzung mit dem FREI DAY in drei Gruppen eingeteilt werden kann. Während die erste von Anfang an begeistert und dazu bereit war, das Lernformat an der Schule einzuführen, war sich die zweite zunächst nicht sicher, ob sie sich die Umsetzung zutraut. Schließlich gab es auch eine Gruppe von Lehrkräften, die kein Interesse daran hatte, sich eingehender mit dem Konzept des FREI DAYS zu befassen und sich dementsprechend auch nicht an der Umsetzung beteiligte. Die Ergebnisse der Untersuchung weisen darauf hin, dass Transferunterstützung, insbesondere vonseiten der Schulleitung, notwendig ist, wenn das Lernformat langfristig in unserem Bildungssystem verankert werden soll. Aufgrund des explorativen Charakters der Studie sind jedoch weitere Untersuchungen in dieser Hinsicht erforderlich.
Ein maßvoller Umgang mit der Natur scheint […] nur möglich zu sein, wenn man eine Beziehung zu ihr aufbauen kann. (Wittkowske, 2001, S. 87)
Lehrkräfte sind aktuell in der Verantwortung, die Bildung für nachhaltige Entwicklung umfassend und lerngerecht in den Unterricht ihrer Fächer zu implementieren. In der Grundschulbildung betrifft dies in besonderem Maß Lehrkräfte des Sachunterrichts und dessen Bezugsfächer, da sich im Sachunterricht als Ankerfach der Grundschule vielseitige Gelegenheiten bieten die Bildung für nachhaltige Entwicklung einzubinden. Eine dieser Gelegenheiten ist die Schulgartenarbeit, vorausgesetzt, diese erfährt eine entsprechende konzeptionelle Ausrichtung. Diese Neuausrichtung wird im Rahmen dieses Bandes vollzogen.
Der auf die schulische Praxis ausgerichtete Band 2 der Potsdamer Beiträge zur Innovation des Sachunterrichts richtet sich an alle Lehrkräfte des Sachunterrichts und dessen Bezugsfächer. Der Band stellt den Lehrkräften ein Instrumentarium zur Verfügung, welches die realpraktische Lerntätigkeit der Kinder unter Beachtung der Ziele, der Dimensionen und der Kompetenzerwartungen der Bildung für nachhaltige Entwicklung im Schulgarten als Lerninhalt und Lernort des Sachunterrichts sicherstellt. Dazu werden theoretische Grundlagen sowohl von Schulgärten als auch der Bildung für nachhaltige Entwicklung dargelegt und mit verschiedenen Schulgartentypen in Verbindung gesetzt, bevor aufbauend auf diesen Betrachtungen das Konzept des bildenden Nachhaltigkeitsgartens abgeleitet wird.
Rechtschreibkompetenz ist eine wesentliche Voraussetzung, um eigenständig Texte verfassen zu können und somit am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Die vorliegende Arbeit nimmt daher die Rechtschreibkompetenz von Kindern der Grundschule genauer in den Blick. Mit Hilfe von drei empirischen Untersuchungen wird die Entwicklung der Rechtschreibkompetenz vor allem dahingehend betrachtet, inwiefern sich diese entlang von theoretischen Kompetenzmodellen entwickelt und welche Merkmale diese Entwicklung unterstützen können. Als Datengrundlage dient hierfür das Pilotprojekt inklusive Grundschule, in dem die Rechtschreibkompetenz von 697 Schülerinnen und Schülern zu insgesamt drei Messzeitpunkten (vom Beginn der zweiten Jahrgangsstufe bis zum Ende der dritten Jahrgangsstufe) untersucht wurde.
Mithilfe von latenten Transitionsanalysen konnte gezeigt werden, dass sich hinsichtlich des Ablaufs der Rechtschreibkompetenzniveaus nur sehr wenige Einzelfälle von den theoretischen Modellen unterscheiden. Anschließend zeigte sich durch multinomiale logistische Regressionen, dass Wechsel zwischen Kompetenzniveaus vor allem mit dem Arbeitsverhalten zusammenhingen, wohingegen hinsichtlich der Merkmale der Unterrichtsqualität nicht die erwarteten Zusammenhänge gezeigt werden konnten. Mögliche Ursachen und Implikationen werden in der Arbeit diskutiert.
Der gemeinsame Unterricht im Land Brandenburg ist bestrebt, Schule inklusiv zu gestalten, um alle Schüler:innen individuell bestmöglich zu fördern. Die Perspektive der Kinder mit Unterstützungsbedarf auf den gemeinsamen Unterricht wurde bislang nur selten erhoben, häufig sind Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf eher Gegenstand der Untersuchungen. Mithilfe der Daten von N = 181 Viert- und Fünftklässler:innen sollten die Fragen beantwortet werden, wie sich Kinder mit (n = 61) und ohne (n = 120) Unterstützungsbedarf bezüglich der Einstellungen zum gemeinsamen Lernen unterscheiden, wie sich ihre allgemeine sowie gruppenspezifische Selbstwirksamkeit unterscheidet und verändert, wenn durch die Intervention „Soziale Entwicklung beim gemeinsamen Lernen“ eine Einstellungsverbesserung erreicht wurde. Dabei wurden die Kinder mit Unterstützungsbedarf nach den Gruppen Unterstützungsbedarf emotionale und soziale Entwicklung (n = 28) sowie Unterstützungsbedarfen Lernen und Sprache (n = 32) unterschieden, um eine differenzierte Darstellung zu erreichen. Der Vergleich der Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen ergab signifikante Unterschiede in der allgemeinen Selbstwirksamkeit zugunsten der Kinder ohne Unterstützungsbedarf. Der Vergleich der Mittelwertsunterschiede zu den Messzeitpunkten vor und nach der Intervention ergab eine signifikante Verbesserung der Einstellungen von Kindern mit Unterstützungsbedarf, wobei sich durch eine Regressionsanalyse zeigte, dass diese keinen Einfluss auf die Selbstwirksamkeit der Schüler:innen hatte. Dennoch zeigt die vorliegende Arbeit auf, dass der gemeinsame Unterricht aus Schüler:innenperspektive differenzierter untersucht werden muss und die personalen Kompetenzen von Kindern mit Unterstützungsbedarf gestärkt werden müssen.
Die differenzierte und individuelle Förderung der Leseflüssigkeit in heterogenen Gruppen erfordert ein hohes Maß an diagnostischer Kompetenz. Diese kann nicht allein durch die Vermittlung von Wissen gefördert werden, sondern muss zusätzlich durch praxisnahe Übungen sukzessive ausgebildet werden. Um die Diagnosekompetenz von Masterstudierenden der Grundschulpädagogik (Deutsch) an der Universität zu Potsdam zu fördern, wurde im Rahmen des Projekts PSI-Potsdam ein Seminar entwickelt und durchgeführt, das nach der Idee des Blended Learning mit digitalen Übungen angereichert ist und eine Förderung der Diagnosekompetenz über einen längeren Zeitraum gewährleisten soll. In dem Beitrag werden nach einer theoretischen Einführung sowie einer Darlegung der Relevanz des Seminarkonzepts für Lehrkräfte der Primarstufe Deutsch die Entwicklung und Einbettung der Übungstools im Seminar dargestellt sowie deren praktischer Einsatz diskutiert.
Das Mathematik-Teilprojekt SPIES-M zielt auf eine stärkere Professionsorientierung und die Verknüpfung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik in der universitären Lehrkräftebildung. Zu allen großen Inhaltsgebieten der Mathematik wurden neue Lehrveranstaltungen konzipiert und in den Studienordnungen sämtlicher Lehrämter Mathematik an der Universität Potsdam implementiert. Für die Konzeption wurden theoriebasiert Gestaltungsprinzipien herausgearbeitet, die sowohl für das Design als auch für die Evaluation und Weiterentwicklung der Lehrveranstaltungen nach dem Design-Research-Ansatz genutzt werden können. Die Umsetzung der Gestaltungsprinzipien wird am Beispiel der Fundamentalen Idee der Proportionalität verdeutlicht und dabei aufgezeigt, wie Studierende dazu befähigt werden können, fachdidaktisches Wissen aus fachmathematischen Inhalten zu generieren. Die Entwicklung des Professionswissens der Studierenden wird mithilfe unterschiedlicher Instrumente untersucht, um Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der neu konzipierten Lehrveranstaltungen zu ziehen. Für die Untersuchungen im Mixed-Methods-Design werden neben Beobachtungen in Lehrveranstaltungen eigens konzipierte Wissenstests, Gruppeninterviews, Unterrichtsentwürfe aus Praxisphasen und Lerntagebücher genutzt. Die Studierendenperspektive wird durch Befragungen zur wahrgenommenen (Berufs-)Relevanz der Lehrveranstaltungen erhoben. Weiteres wesentliches Element der Begleitforschung ist die kollegiale Supervision durch sogenannte „Spies“ (Spione), die die Veranstaltungen kriteriengeleitet beobachten und anschließend gemeinsam mit den Dozierenden reflektieren. Die bisherigen Ergebnisse werden hier präsentiert und hinsichtlich ihrer Implikationen diskutiert. Die im Projekt entwickelten Gestaltungsprinzipien als Werkzeug für Design und Evaluation sowie das Spies-Konzept der kollegialen Supervision werden für die Qualitätsentwicklung von Lehrveranstaltungen zum Transfer vorgeschlagen.
Methodisches Erschließen
(2022)
Heimatkunde in der DDR
(2022)
Kognitive Entwicklung
(2022)
Die Sachen mitgestalten
(2022)
Grundschule
(2022)
In dieser Masterarbeit wird der Frage nachgegangen, wie das Thema Grundvorstellungen und Vorstellungsumbrüche zur Multiplikation und Division von Brüchen im Rahmen der Lehrveranstaltung „Didaktik der Arithmetik II“ an der Universität Potsdam gelehrt wird. Ziel des Lehrens und Lernens ist es, das notwendige Professionswissen der Studierenden zu sichern. Dafür wurden Gestaltungsprinzipien für neue Lehrveranstaltungen zur Verzahnung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik im Fach Mathematik von der Arbeitsgruppe Mathematikdidaktik der Universität Potsdam entwickelt. Mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse wird genauer untersucht, welches fachbezogene Wissen zum Aufgreifen von notwendigen Vorstellungsumbrüchen, Aufbau von Grundvorstellungen und zur Behebung von Fehlvorstellungen in den Lehrveranstaltungen vermittelt wurde und auf welche Art und Weise die Vermittlung des Wissens erfolgte. Weiterhin werden Testdaten zur Bruchrechenkompetenz der Studierenden dahingehend analysiert, ob sich für einen Teil der Studierenden beim Operieren mit Brüchen das Vorliegen des Natural Number Bias (NNB) oder weiterer basaler Fehlvorstellungen zeigen lässt.
Die qualitativ-quantitative Auswertung der Testdaten zeigt, dass bei einem Teil der Studierenden vor Beginn der Lehreinheit zur Bruchrechnung Fehlvorstellungen vorlagen, die durch den NNB bzw. falsch generalisierte Merkregeln eines kalkülorientierten Unterrichts erklärt werden können. Diese Fehlvorstellungen konnten zum Großteil von den betroffenen Studierenden bis zum Ende der Lehrveranstaltungsreihe abgebaut werden, wie die Ergebnisse des Post-Tests belegen. Allerdings zeigen die Ergebnisse zu den Modellierungsaufgaben des Bruchrechentests sowie die analysierten Rechengeschichten, die passend zu einer vorgegebenen Rechenaufgabe von Studierenden in den Übungen formuliert werden sollten, auch, dass viele Studierende weiterhin Schwierigkeiten mit der Anwendung von relevanten Grundvorstellungen der Multiplikation und Division im Sachkontext besitzen, selbst wenn Studierende in der Lage sind geeignete Grundvorstellungen explizierend zu nennen. Insbesondere erscheinen die Verhältnisvorstellung und die Vorstellung des Aufteilens/Ausmessens im Umgang mit entsprechenden Aufgabenstellungen zur Bruchrechnung bei einem Teil der Studierenden nicht flexibel anwendbar zu sein.
Im Sinne des Design-Based-Research Ansatzes konnte im Rahmen dieser Arbeit durch die erfolgte Inhaltsanalyse ein Verbesserungspotenzial für die Lehrveranstaltung identifiziert werden, beispielsweise in Bezug auf die Behandlung von Grundvorstellungen zur Multiplikation/Division rationaler Zahlen. So wird konkret vorgeschlagen, im Rahmen der Behandlung der Grundvorstellungen der Multiplikation auch die Grundvorstellung der Skalierung zu behandeln, da diese ohne notwendigen Vorstellungsumbruch anschlussfähig auf rationale Zahlen als Multiplikatoren anwendbar ist und daher sinnstiftend dazu beitragen könnte, die Fehlvorstellung ‚Multiplikation vergrößert immer‘ auf Basis einer konkreten Vorstellung zu überdenken. Weiterhin sollte die im Rahmen der analysierten Lehrpassagen vertretene Behauptung, dass das ‚Verteilen bei einem Bruch als Divisor scheitert‘ auf Grundlage der in dieser Arbeit theoretisch hergeleiteten Ausführungen differenzierter betrachtet werden.
Als Folge der sicherheitstechnischen Entwicklung haben sich die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte in den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sehr gewandelt. Immer komplexere Arbeitsabläufe im Unterricht machen es erforderlich, die begleitenden Vorsorgemaßnahmen zur Sicherheitserziehung und Unfallverhütung weiterzuentwickeln.
Lehrkräfte sind in der umfassenden Verantwortung, den Gesundheitsschutz gegenüber den ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schülern sicherzustellen. Dies betrifft insbesondere Unterricht, bei dem technische Hilfsmittel, Handwerkzeuge, Maschinen und Apparate zum Einsatz kommen, also sogenannte Werkstattkontexte auftreten, etwa in den Fächern Sachunterricht, Kunst und Wirtschaft-Arbeit-Technik. Der Klassenraum fungiert dabei einerseits als Bildungsstätte, andererseits ist er auch der Arbeitsplatz von Lehrerinnen und Lehrern und unterliegt damit Arbeitsschutzvorschriften.
Um für beide Zielgruppen die Gefahr einer Verletzung durch die zugrundeliegenden Tätigkeiten zu minimieren, hat der Gesetzgeber über das Arbeitsschutzgesetz Normen und Verantwortlichkeiten erlassen, welche den Gesundheitsschutz von Schülerinnen und Schülern und von Lehrkräften sicherstellen sollen. Als zentrales Mittel dient dazu die sogenannte Gefährdungsbeurteilung.
Dieser praxisorientierte Band richtet sich an alle Lehrkräfte, um sie bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung zu unterstützen. Dazu werden die Grundlagen der Gefährdungsbeurteilung als zentrales Instrument der vorbeugenden Gefahrenabwehr und die Mitbestimmungspflichten der Lehrkräfte abgebildet. Am Beispiel der Holzwerkstatt erfolgt eine exemplarische Anwendung und Umsetzung der Methode der Gefährdungsbeurteilung. Überdies erhalten die Lesenden in der Kombination von Gefährdungsbeurteilung und Erste-Hilfe-Maßnahmen einen vollständigen Überblick über den Verantwortungsbereich des Arbeitsschutzes als umfassenden Schutz der Gesundheit im Werkstattkontext an Schulen.
Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehramtsstudierenden im Kontext von schulpraktischen Erfahrungen
(2022)
Selbstwirksamkeitserwartungen spielen eine wichtige Rolle für das professionelle Verhalten von Lehrkräften im Unterricht (Tschannen-Moran et al., 1998) sowie für die Leistungen und das Verhalten der Schülerinnen und Schüler (Mojavezi & Tamiz, 2012). Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehrkräften sind definiert als die Überzeugung von Lehrkräften, dass sie in der Lage sind, bestimmte Ziele in einer spezifischen Situation zu erreichen (Dellinger et al., 2008; Tschannen-Moran & Hoy, 2001). Aufgrund der bedeutenden Rolle der Lehrkräfte im Bildungssystem und in der Gesellschaft ist es wichtig, das Wohlbefinden, die Produktivität und die Wirksamkeit von Lehrkräften zu fördern (Kasalak & Dagyar, 2020). Empirische Befunde unterstreichen die positiven Effekte von Selbstwirksamkeitserwartungen bei Lehrkräften auf ihr Wohlbefinden (Perera & John, 2020) und auf das Lernen sowie die Leistungen der Schülerinnen und Schüler (Zee & Koomen, 2016). Dabei mangelt es jedoch an empirischer Forschung, die die Bedeutung von Selbstwirksamkeitserwartungen bei Lehramtsstudierende in der Lehrkräftebildung untersucht (Yurekli et al., 2020), insbesondere während schulpraktischen Ausbildungsphasen. Ausgehend von der Bedeutung eigener Unterrichtserfahrungen, die als mastery experience, d.h. als stärkste Quelle von Selbstwirksamkeit für Lehramtsstudierende, beschrieben wurden (Pfitzner-Eden, 2016b), werden in dieser Dissertation Praxiserfahrungen als Quelle von Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden und die Veränderung der Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden während der Lehrkräfteausbildung untersucht. Studie 1 konzentriert sich daher auf die Veränderung der Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden während kurzer praktischer Unterrichtserfahrungen im Vergleich zur Online-Lehre ohne Unterrichtserfahrung. Aufgrund inkonsistenter Befunde zu den wechselseitigen Beziehungen zwischen den Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehrkräften und ihrem Unterrichtsverhalten (Holzberger et al., 2013; Lazarides et al., 2022) wurde in Studie 2 der Zusammenhang zwischen der Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden und ihrem Unterrichtsverhalten während des Lehramtsstudiums untersucht. Da Feedback als verbale Überzeugung (verbal persuasion) dienen kann und somit eine wichtige Quelle für Selbstwirksamkeitserwartungen ist, die das Gefühl der Kompetenz stärkt (Pfitzner-Eden, 2016b), fokussiert Studie 2 den Zusammenhang zwischen der Veränderung der Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden und der wahrgenommenen Qualität des Peer-Feedbacks im Kontext kurzer schulpraktischer Erfahrungen während des Lehramtsstudiums. Darüber hinaus ist es für die Untersuchung der Veränderung von Selbstwirksamkeit bei Lehramtsstudierenden wichtig, individuelle Persönlichkeitsaspekte und spezifische Bedingungen der Lernumgebung in der Lehrkräftebildung zu untersuchen (Bach, 2022). Ausgehend von der Annahme, dass die Unterstützung von Reflexionsprozessen in der Lehrkräftebildung (Menon & Azam, 2021) und der Einsatz innovativer Lernsettings wie VR-Videos (Nissim & Weissblueth, 2017) die Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehramtsstudierenden fördern, werden in Studie 3 und Studie 4 Reflexionsprozesse bei Lehramtsstudierenden in Bezug auf ihre eigenen Unterrichtserfahrungen bzw. stellvertretenden Unterrichtserfahrungen anderer untersucht. Vor dem Hintergrund inkonsistenter Befunde und fehlender empirischer Forschung zu den Zusammenhängen zwischen Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden und verschiedenen Faktoren, die das Lernumfeld oder persönliche Merkmale betreffen, sind weitere empirische Studien erforderlich, die verschiedene Quellen und Zusammenhänge der Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehramtsstudierenden während des Lehramtsstudiums untersuchen. In diesem Zusammenhang wird in der vorliegenden Dissertation der Frage nachgegangen, welche individuellen Merkmale und Lernumgebungen die Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden – insbesondere während kurzer schulpraktischer Phasen im Lehramtsstudium fördern können. Darüber hinaus schließt die Dissertation mit der Diskussion der Ergebnisse aus den vier Teilstudien ab, indem Stärken und Schwächen jeder Studie gesamtheitlich in den Blick genommen werden. Abschließend werden Limitationen und Implikationen für die weitere Forschung und die Praxis diskutiert.
Begegnungen mit Mathematik
(2022)
Die Reflexion der eigenen mathematischen Bildungsbiografie angehender Mathematiklehrkräfte bietet eine bisher wenig beachtete, aber lohnende Perspektive auf ihre zukünftige Lehrtätigkeit. Insbesondere bei negativen Vorerfahrungen mit Mathematik bietet die biografische Reflexion eine Gelegenheit zur Aufarbeitung. An der Universität Potsdam wurde deshalb für Studierende des Mathematiklehramts für die Primar- und die Sekundarstufe ein freiwilliges Angebot zur Beschäftigung mit der mathematischen Bildungsbiografie geschaffen. Seit dem Wintersemester 2018/19 ist dieses Angebot in das Fachdidaktische Tagespraktikum integriert. Dieser Artikel stellt den theoretischen und methodischen Hintergrund des Workshops dar. Zudem werden erste Ergebnisse einer begleitenden Untersuchung unter den Workshopteilnehmenden vorgestellt.
Schulpraktika bilden die zentrale Grundlage der Lehrerbildung in Potsdam. Bereits im Potsdamer Modell der Lehrerbildung (1993) sind sie festgehalten, seit der Integration des Schulpraktikums (Praxissemesters) 2008 absolvieren alle Potsdamer Lehramtsstudierenden fünf Pflichtpraktika. Während die Ziele der Praktika klar beschrieben sind, sind die tatsächlichen Lernerfolge nicht immer klar – ebenso wenig, wie die Begleitung der Praktika aussehen muss, um die Studierenden bestmöglich zu unterstützen. Auch die Integration in weitere Lehrveranstaltungen des Studiums ist ein noch offenes Feld, das weiterer Betrachtung verdient. Die unterschiedliche Ausrichtung der Potsdamer Praktika, Perspektivwechsel im Orientierungs-/Integriertem Eingangspraktikum, Selbstreflektion im Praktikum in pädagogisch-psychologischen Handlungsfeldern, Unterricht als Profession in den Fachdidaktischen Tagespraktika, Anwendung von Diagnostik im psychodiagnostischen Praktikum und die Synthese all dessen im Schulpraktikum, bieten dafür zahlreiche Ansatzpunkte.
Schulpraktika sind nicht nur ein zentraler und von Studierenden hoch geschätzter Bestandteil des Studiums, sondern werden auch zunehmend für die Bildungsforschung interessant. Fragen nach der Kompetenzentwicklung, Selbsteinschätzungen und der Entwicklung der Reflexionsfähigkeit von Studierenden stehen dabei ebenso im Fokus wie die Einschätzung der universitären Begleitung und der Einbindung ins weitere Studium.
Der vorliegende Band versammelt Studien von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Potsdam, die die fünf Pflichtpraktika im Lehramtsstudium unter unterschiedlichen Blickwinkel beforschen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen stammen und somit die Praktika mit verschiedenen Instrumenten und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Die präsentierten Ergebnisse bilden eine gute Grundlage, um die Praktika in Potsdam und an anderen Standorten weiterzuentwickeln.
Schulleitungen nehmen eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung der schulischen Qualität ein. Hierfür existieren Hinweise empirischer Untersuchungen, die Schulleitungen attestieren, dass ihr berufliches Handeln im direkten Zusammenhang mit Strukturen und Prozessen der schulischen Arbeit und mit Merkmalen auf Ebene der Lehrkräfte steht (z.B. Berufszufriedenheit, professionelle Weiterentwicklung; Kim & Lee, 2020; Liu, Keeley, Sui & Sang, 2021). Über diese Zusammenhänge steht das Führungshandeln von Schulleitungen in einer indirekten Beziehung mit der Qualität des Unterrichts sowie mit den Leistungen von Schüler*innen (z.B. Grissom, Egalite & Lindsay, 2021; Özdemir, Gün & Yirmibes, 2021; Pietsch, Lücken, Thonke, Klitsche & Musekamp, 2016). Im Rahmen der schulischen Entwicklung tragen Schulleitungen wesentlich dazu bei, die Entwicklungsbedarfe der Schule zu identifizieren, konkrete Zielstellungen zu definieren sowie entsprechende Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele zu planen, zu implementieren und zu evaluieren (vgl. Dalin, Rolff & Buchen, 1998). In all diese Prozesse können Schulleitungen weitere Mitglieder ihres Leitungsteams sowie Lehrkräfte involvieren und ihnen somit indirekt Führungsverantwortung übertragen (Heck & Hallinger, 2010). Auch aus normativer Perspektive nehmen Schulleitungen eine wichtige Funktion für die schulische Qualität ein. So verfügen sie neben Aufgaben der Administration und Verwaltung der Schule auch zunehmend über die Verantwortung, die schulische Qualität weiterzuentwickeln (Schratz, Wiesner, Kemethofer, George, Rauscher, Krenn & Huber, 2016). In Anbetracht der hohen Relevanz schulischen Führungshandelns für die Schulentwicklung, müssen Schulleitungen über die Kompetenzen zur Ausübung entsprechender Tätigkeiten verfügen. Diese können sie im Zuge einer vorbereitenden Ausbildung sowie durch Angebote der berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildung erwerben. Die vorliegende Dissertation schließt an bestehende Forschungsarbeiten an und untersucht mithilfe von insgesamt vier Teilstudien, (1) über welche Aufgaben Schulleitungen hinsichtlich der Schulentwicklung verfügen, (2) wie ihr Handeln mit der Kooperation von Lehrkräften zusammenhängt, (3) wie sie die Zusammenarbeit von Lehrkräften im Rahmen der Schulentwicklung fördern können und (4) wie Schulleitungen auf Tätigkeiten der Schulentwicklung im Rahmen einer Fortbildung vorbereitet werden können. Insgesamt unterstreichen die vier Teilstudien in vielfältiger Weise die Relevanz von Schulleitungen und ihrem beruflichen Handeln für Strukturen und Prozesse der Schulentwicklung. Die Befunde können zeigen, inwiefern Schulleitungen über Aufgaben im Bereich der Schulentwicklung verfügen, wir ihr Handeln mit der Partizipation und Zusammenarbeit und von Lehrkräften im Rahmen der Schulentwicklung zusammenhängt und wie Schulleitungen auf Tätigkeiten der Schulentwicklung im Kontext von Fortbildungen vorbereitet werden können. Diesen Befunden sollte in Zukunft Rechnung getragen werden, indem Schulleitungen einerseits mehr Zeiten und Möglichkeiten für Tätigkeiten der Schulentwicklung eingeräumt werden. Anderseits betonen die Befunde die hohe Relevanz grundständig ausgebildeter Schulleitungen, um die Qualität der schulischen Arbeit längerfristig und eigenverantwortlich weiterentwickeln zu können. Dies sollte im Rahmen der Aus- und Fortbildung von Schulleitungen berücksichtigt werden.
Dieses open access-Buch analysiert den Zusammenhang von Berufsorientierung und politischer Bildung von Jugendlichen. Der Anspruch der Mündigkeitsbildung stellt die Ausgangsposition für die Vorstellungsforschung subjektiver Sinnbilder über die Berufs- und Arbeitswelt von Jugendlichen in der Sekundarstufe I dar. Dabei zeichnen sich Unterschiede in den Vorstellungen entlang der Trennlinien von sozioökonomischem Hintergrund, Herkunft, Geschlecht und Schulform ab. Die empirische Studie liefert wichtige Erkenntnisse zu den Vorstellungen und Handlungsmöglichkeiten von Schüler*innen und hilft zu verstehen, wovon diese abhängen und welche didaktischen Ansätze sich für die Berufsorientierung ableiten lassen.
Das Rahmenkonzept der Universitätsschule Potsdam beschreibt die Wertegrundlage und das pädagogisch-didaktische sowie das wissenschaftliche Fundament einer zu gründenden Universitätsschule Potsdam. Wie andere Universitätsschulen soll sich auch diese Schule durch eine enge und institutionalisierte Beziehung zwischen Schule und Universität auszeichnen, die den ständigen Wissenstransfer zwischen Schulpraxis, Wissenschaft, Lehrkräftebildung und Schulverwaltung unterstützt. Das Rahmenkonzept legt die Grundlagen für eine inklusive Schule, deren Schüler:innen einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden, und die in ungleichheitssensiblen Bildungsangeboten alle Bildungsabschlüsse des Landes Brandenburg anbietet. Die Universitätsschule soll den starken Segregationsprozessen in Potsdam entgegenwirken.
Im Leitbild werden die Grundwerte (Nachhaltigkeit, Inklusion und Bildungsgerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratie, Gemeinschaft, Ganzheitlichkeit) und die Bildungsziele (Transferfähigkeit, kritisch-reflexives Denken und lebensbegleitendes Lernen, Diversitätsbewusstsein und Transkulturalität, Selbstkompetenz und Beziehungskompetenz, Kulturtechniken und digitale Kompetenz) der Universitätsschule dargestellt. Das Pädagogische Konzept veranschaulicht, wie Werte und Bildungsziele in den Bereichen Schulform, Schulkultur, Lernkultur sowie Lernorte und Lernumgebung ausgestaltet werden können. Schließlich wird die Universitätsschule als lernende und lehrende Institution beschrieben, die ein Ort des Transfers von Bildungsinnovationen ist. Dafür soll eine Transferwerkstatt in der Schule verankert werden, die den Wissensaustausch der schulrelevanten Akteur:innen unterstützt und gestaltet.
Das Professionswissen von Lehrkräften gehört zu den bedeutendsten Stellschrauben der Bildung an den Schulen. Seine Kernbereiche sind fachwissenschaftliches Wissen und fachdidaktisches Wissen, welche hauptsächlich in der universitären Ausbildung erworben werden.
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, einen Beitrag zur stetigen Verbesserung und Sicherung der Qualität der Lehrerausbildung an der Universität Potsdam zu leisten, und stellt die Frage: Über welches fachwissenschaftliche und fachdidaktische Wissen verfügen die Lehramtsstudierenden im Fach Mathematik nach Besuch der Lehrveranstaltung Arithmetik und ihre Didaktik I und II? Untersucht wurde exemplarisch das Wissen der Lehramtsstudierenden im Bereich der rationalen Zahlen mit dem Fokus auf dem Verständnis der Dichte von Bruchzahlen. Die Dichte stellt eines der am schwierigsten zu erwerbenden Konzepte im Bruchzahlerwerb dar und fordert ein konzeptionelles Umdenken sowie die Reorganisation bereits erworbener Vorstellungen. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurden in einer qualitativen Studie 112 Lehramtsstudierende hinsichtlich ihres Wissens zu dem Thema Dichte von rationalen Zahlen schriftlich getestet. Um Denkprozesse der Studierenden zu verstehen und Denkhürden zu identifizieren, wurden zusätzlich qualitative Interviews in Form von Gruppendiskussionen geführt. Die Daten wurden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse computergestützt ausgewertet.
Es zeigte sich eine große Bandbreite verschiedener Wissensbestände. Die Ergebnisse im fachdidaktischen Wissen blieben hinter den Ergebnissen im fachwissenschaftlichen Wissen zurück. Am schwierigsten fiel den Studierenden die Gegenüberstellung von wesentlichen Eigenschaften der rationalen und natürlichen Zahlen auf der metakognitiven Ebene. Neben positiven Ergebnissen, welche für die Effektivität der Konzeption der Lehrveranstaltung sprechen, zeigten sich diverse Denkhürden. Defizite im Fachwissen wie ein mangelndes Verständnis von äquivalenten Brüchen oder Fehler im Erweitern von Brüchen enthüllen unzulänglich ausgebildete Grundvorstellungen im Bereich der rationalen Zahlen seitens der Studierenden. Schwierigkeiten in den fachdidaktischen Aufgaben wie die Formulierung einer kindgerechten Erklärung oder die anschauliche Darstellung des mathematischen Inhalts auf bildlicher Ebene lassen sich ursächlich auf die Defizite im Fachwissen zurückführen. Zusätzlich stellten sich Einschränkungen seitens der Studierenden in der Motivation und Relevanzzuschreibung heraus.
Die Ergebnisse führen zu gezielten Änderungsvorschlägen bezüglich der Konzeption der Lehrveranstaltung. Es wird empfohlen, verschiedene Lernangebote wie Hausaufgaben und wöchentliche Selbsttests zur individuellen Lernzielkontrolle für alle Teilnehmenden der Lehrveranstaltung verpflichtend zu gestalten und motivationale Aspekte verstärkt aufzugreifen. Zusätzlich wird der Ausbau von konkreten Übungen auf der enaktiven Ebene empfohlen, um den Aufbau von notwendigen Grundvorstellungen im Bereich der rationalen Zahlen zu fördern und somit Denkhürden gezielt zu begegnen.
Im deutschsprachigen Raum existiert eine Vielzahl von Modellen zur Entwicklung der Rechtschreibkompetenz von Grundschulkindern. Es zeigen sich starke Übereinstimmungen in der Vorstellung von aufeinanderfolgenden Kompetenzniveaus, wobei in allen Modellen drei Niveaus auftreten: 1) noch nicht lautgetreue Schreibungen, 2) lautgetreue Schreibungen und 3) orthographisch korrekte Schreibungen. Die Kriterien, auf Basis derer ein Kind dem jeweiligen Niveau zugeordnet wird, bleiben jedoch vage. Ebenso fehlt eine umfassende empirische Überprüfung der Modelle. Die vorliegende Längsschnittstudie untersuchte zu drei Messzeitpunkten (Anfang Klasse 2, Ende Klasse 2, Ende Klasse 3) die Schreibungen von N = 697 Grundschulkinder mit standardisierten Rechtschreibtests. Mittels latenter Transitionsanalyse wurden drei Profile identifiziert: 1) Überwiegend nicht lautgetreu 2) Überwiegend lautgetreu und 3) Überwiegend korrekt. Auch die durchlaufenen Pfade und Übergangswahrscheinlichkeiten stützen die angenommene hierarchische Struktur der Modelle.
Aus theoretischer Sicht existieren verschiedene Merkmale, die einen Einfluss auf die individuelle Entwicklung der Rechtschreibkompetenz von Grundschulkindern ausüben können. Um diese zu analysieren, wurden in der vorliegenden Studie Schreibungen von 607 Schülerinnen und Schülern zu drei Messzeitpunkten (Anfang Klasse 2, Ende Klasse 2, Ende Klasse 3) untersucht. Zur Bestimmung des Rechtschreibkompetenzniveaus wurden Schülerinnen und Schüler mittels latenter Profilanalyse zu den drei Profilen Buchstabenentdeckende (überwiegend nicht lautgetreue Schreibungen), Phonemprofis (überwiegend lautgetreue Schreibungen) und Rechtschreibspezialisten (vor allem korrekte Schreibungen) zugeordnet. Mittels logistischer Regressionen wurde geprüft, welche Zusammenhänge zwischen den individuellen Merkmalen Geschlecht, kognitive Grundfähigkeiten und Arbeitsverhalten und den Zuordnungen zu einem Profil sowie den Wechseln zwischen den Profilen bestehen. Unter Kontrolle des Arbeitsverhaltens zeigten sich keine signifikanten Zusammenhänge mit dem Geschlecht oder der kognitiven Grundfähigkeit. Hingegen konnten bedeutsame Zusammenhänge des Arbeitsverhaltens sowohl mit der Zuordnung zu den Profilen als auch mit den Wechseln zwischen den Profilen Phonemprofis und Rechtschreibspezialisten gefunden werden.
Editorial
(2019)
Der enge Zusammenhang von sprachlichen Kompetenzen und fachlichem Lernen ist empirisch gut belegt. Ebenfalls umfassend untersucht und beschrieben sind die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen sprachlichen und kognitiven Prozessen, dies gilt insbesondere für das Kindesalter. Bisher liegt jedoch keine integrierende Übersicht über die Zusammenhänge von sprachlichen und kognitiven Funktionen sowie fachlichem Lernen im Schulkontext vor. Dieser Beitrag bietet einen Überblick, wie sich Sprache und kognitive Prozesse in ihrer Entwicklung gegenseitig beeinflussen und welche Konsequenzen sich daraus für das fachliche Lernen in der Schule ableiten lassen. Auf der Basis der dargestellten Befunde wird dann skizziert, welche Prinzipien im fachlichen Unterricht berücksichtigt werden sollten, um sprachliche und fachliche Lerngelegenheiten zu verbinden. Sprache kann sich so zu einem immer besseren Werkzeug des Lernens entwickeln. Sprachliche Kompetenzen in ihrer kommunikativen und kognitiven Funktion sind in diesem Sinne also nicht nur Voraussetzung, sondern auch Ziel fachlichen Lernens.
Einleitung
(2017)
Kinder und Jugendliche ohne Auslese und Barrieren zusammen lernen zu lassen, sie gemäß ihrer Fähigkeiten und Voraussetzungen zu fördern und mit verschiedenen Professionen gemeinsam an ihrer Lernentwicklung zu arbeiten sind Ziele inklusiver Bildung. Doch wie stehen Lehrerinnen und Lehrer diesen bildungspolitischen Herausforderungen gegenüber? Können sich Lehramtsstudierende und Lehrkräfte vorstellen, dass Kinder mit heterogenen Voraussetzungen gemeinsam lernen? Sind sie überzeugt davon, einen solchen inklusiven Unterricht ausgestalten zu können?
Insbesondere im deutschen Bildungssystem war lange Zeit das Primat eines separierenden Schulwesens vorherrschend, das Kinder bei der Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs auf Förder- bzw. Sonderschulen überwies und Kinder ohne diesen Status an Regelschulen lernen ließ. Seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention ist die Ausweitung des gemeinsamen Unterrichts Kern von verschiedenen bildungspolitischen Reformen. Neben diesen top-down veranlassten Rahmenbedingungen sind im besonderen Maße individuelle Aspekte bedeutsam für das professionelle Handeln von Lehrerinnen und Lehrern, da sie im Unterricht weitgehend autonom handeln.
Ausgehend vom Modell professioneller Handlungskompetenz ging es in dieser Dissertationsschrift vordergründig um zwei lehrerspezifische Merkmale: die Einstellung zum inklusiven Lernen und die Selbstwirksamkeit bezogen auf das inklusive Unterrichten. Wie zugewandt Lehrkräfte der schulischen Inklusion gegenüber sind und wie überzeugt sie sind, inklusiven Unterricht arrangieren zu können, hat Einfluss auf das Gelingen inklusiver Bildungsprozesse. Das Ziel der Dissertationsschrift war ein empirisches Untermauern der theoretischen Annahmen zur inklusiven Einstellung und Selbstwirksamkeit.
Effektivität frühzeitiger Interventionen zur Prävention von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten
(2016)
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Förderung der Lese- und Schreibkompetenz in der Anfangsphase des Schriftspracherwerbs. Ziel der Untersuchung ist die Erprobung und Evaluierung frühzeitiger, diagnosegeleiteter Interventionen zur Prävention von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten. Im Unterschied zu vielen Studien in diesem Bereich werden alle Maßnahmen unter realen schulischen Bedingungen im Rahmen des Erstlese- und Schreibunterrichts durch die Klassenlehrer selbst durchgeführt, wobei diese von der Autorin unterstützt und begleitet werden. Förder- und Prozessdiagnose sowie Elemente diagnosegeleiteter Förderung werden aus Theorien und Forschungslage abgeleitet und zu einem Interventionsset verbunden. Die Effektivität der evidenzbasierten Maßnahmen wird durch Parallelgruppenvergleiche überprüft.
An der empirischen Untersuchung nahmen insgesamt 25 Schulklassen mit 560 Erstklässlern teil, geteilt in Versuchs- und Kontrollgruppe. Mit der Eingangsdiagnose am Schulbeginn wurden Voraussetzungen für den Schriftspracherwerb erhoben und mit der Evaluierungsdiagnose am Ende der ersten Schulstufe entwicklungsadäquate schriftsprachliche Kompetenzen auf der Wortebene überprüft. Zusätzlich erfasst wurden internale und externale Einflussfaktoren, deren Wirkung in der statistischen Auswertung berücksichtigt wurde. Alle Datenerhebungen wurden in Versuchs- und Kontrollgruppe durchgeführt, während die evidenzbasierten Treatments nur in der Versuchsgruppe stattfanden.
Die Auswertung bestätigt mit signifikanten Ergebnissen den engen Zusammenhang zwischen der Phonologischen Bewusstheit zu Beginn des Schriftspracherwerbs und der Lese- und Rechtschreibfähigkeit am Ende der ersten Schulstufe sowie zwischen Familiärer Literalität und Lesefertigkeit. Schriftsprachliche Vorkenntnisse weisen eine Tendenz zur Signifikanz hinsichtlich ihrer positiven Wirkung auf die Basale Lesefertigkeit auf. Eine höchst signifikante positive Wirkung auf die Basale Lesefertigkeit zeigt die Druckschrift als Ausgangsschrift.
Die Ergebnisse deuten auf eine Überlegenheit vorschulischer präliteraler Fertigkeiten hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Lese- und Rechtschreibfertigkeit am Ende der ersten Schulstufe gegenüber Fördermaßnahmen unter realen schulischen Bedingungen hin. Die positive Wirkung einer unverbundenen Ausgangsschrift auf den Leseerwerb betont die Wichtigkeit der Wahl der Ausgangsschrift. Im frühen Schriftspracherwerb sollte die Druckschrift für das Lesen und Schreiben verwendet werden.
Gut ausgebildete Schreibkompetenzen gelten als zentrale Voraussetzung für den schulischen Erfolg. Wenngleich die schriftliche Textproduktion unbestritten fester Bestandteil des Deutschunterrichts ist, wird vielfach beklagt, dass die vorhandenen Schreibkompetenzen unzureichend sind. Blickt man auf die fachdidaktische Forschung so zeigt sich, dass Schreibkompetenz ein schwer zu definierendes Phänomen bleibt und innerhalb der schreibdidaktischen Forschung strittig ist, wie Schreibkompetenz – insbesondere nach Erwerb der grundlegenden Schreibfertigkeiten – am Besten entwickelt werden kann. Zudem gilt für das Fach Deutsch, insbesondere den Aufgabenbereich „Texte verfassen“, das eine empirische Fundierung der Fachdidaktik bisher kaum realisiert wurde.
Vor diesem Hintergrund wurde in der vorgelegten Arbeit ein Programm zu Förderung der schriftlichen Erzählfähigkeit von Fünftklässlern entwickelt und anschließend in der regulären Unterrichtspraxis eingesetzt und begleitend evaluiert. Methodisch orientiert sich die Arbeit dabei im Hinblick auf die Konzeption, Umsetzung und Evaluation des Förderprogramms an den von Einsiedler postulierten „Standards der (didaktischen) Entwicklungsforschung“.
Bei der im ersten Schritt erfolgten Konzeption des Förderprogramms ging es darum eine spezifische, didaktische Konzeption, die Kombination sprachstruktur- und (lern)prozessbezogenener Elemente, sprachwissenschaftlich basiert und pädagogisch-didaktisch begründet zu entwickeln. Bei der hierzu notwendigen Integration verschiedener theoretischer Zugänge unterschiedlicher Fachdisziplinen galt es vorhandene Ansätze im Hinblick auf interne Anschlussmöglichkeiten auszuloten und auf diesem Wege einen sich gegenseitig ergänzenden, umfassenden Bezugsrahmen zu schaffen. Dabei gelang - unter Einbeziehung von Modellen und Befunden aus der Schreibentwicklungsforschung - die innerhalb der Schreibforschung vielfach geforderte, jedoch bisher fehlende Integration von strukturellen Ansätzen aus der linguistischen Schreibforschung mit den innerhalb der Kognitionspsychologie favorisierten prozessuellen Ansätzen.
Auf dieser Grundlage wurde ein aufgabenbasiertes Programm mit insgesamt acht verschiedenen Fördermodulen entwickelt, aufgabenbasiert deshalb, weil dies nicht nur einen lehrergesteuerten aber schülerzentrierten Unterricht ermöglicht, sondern auch einen adaptiven Unterricht, somit den spezifischen Anforderungen des Unterrichts in heterogenen Lerngruppen gerecht wird, was angesichts der zunehmenden (sprachlich-kulturellen) Heterogenität in regulären Schulklassen sinnvoll scheint.
In einem zweiten Schritt wurde innerhalb einer Pilotstudie die Umsetzbarkeit des Förderprogramms im schulischen Kontext erprobt. Unter Kontrolle seiner praktischen Umsetzbarkeit (Machbarkeitshypothese) wurde im Anschluss daran die Wirksamkeit des Förderprogramms im Hinblick auf eine Steigerung in den produktbezogenen Schreibmaßen (Wortschatzvarianz, Satzkomplexität, lexikalische Dichte, Kohäsionsgrade, Textlänge) und die Stabilität der Fördereffekte untersucht. Dies geschah mittels eines quasiexperimentellen Untersuchungsplans, genauer eines Zweigruppen-Pretest-Posttest-Follow-up-Plans mit Kontrollvariablen.
Grundlage hierfür war eine möglichst heterogene Stichprobe von knapp 200 Schüler/innen. Denn angesichts der angesprochenen zunehmenden Heterogenität in regulären Schulklassen galt es neben der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Förderprogramms auch dessen Eignung für den Unterricht in heterogenen Lerngruppen zu prüfen. Die Ergebnisse dieser Prüfung sprechen dafür, dass es gelungen ist ein entsprechendes Förderprogramm zu entwickeln.
Trotz dem Auftreten von forschungsmethodischen Schwierigkeiten, die innerhalb der vorgelegten Arbeit ausführlich im Hinblick auf Ursachen und Wirkungen diskutiert werden, können, unter Berücksichtigung des explorativen Charakters der Studie, die Ergebnisse insbesondere zur Wortschatzvarianz und zur Satzkomplexität ebenfalls als Indizien für die Effektivität des Förderprogramms gelten.
In der Handreichung geben Experten (Wissenschaftler und Praktiker) theoretische Orientierungen und praktische Anregungen und Hinweise zur Umwelterziehung und Erziehung zur Naturverbundenheit innerhalb und außerhalb von Schule. Einen Schwerpunkt bilden hierbei der Schulgarten und Schulgartenunterricht. Weitere Themen sind Lernen mit allen Sinnen, Erfahrungen im Grünen Klassenzimmer, praktische Umweltprojekte und Naturerziehung konkret, Nutzung moderner Medien in der Umweltbildung u.a. Adressaten der Handreichung sind Förderer, Träger, Betreiber und Nutzer schulischer und außerschulischer Umweltbildungseinrichtungen und des Schulgartens sowie auf dem Gebiet arbeitende und forschende Wissenschaftler. Insbesondere richtet sich die Handreichung an im Schulgarten tätige Lehrerinnen und Lehrer, denen Möglichkeiten aufgezeigt werden sollen, wie die nicht explizit in der Stundentafel der Schule verankerte Arbeit im Schulgarten zu einem festen Bestandteil pädagogischer Bemühungen um die Umwelterziehung (auch über Schulgrenzen hinaus) gemacht und der Schulgartenbewegung neue Impulse verliehen werden kann.
Vom Spiel zur Lerntätigkeit
(2009)
Editorial
(2009)
Editorial
(2009)