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Die vorliegende Studie zeigt, dass Daten in der Krise eine herausragende Bedeutung für die wissenschaftliche Politikberatung, administrative Entscheidungsvorbereitung und politische Entscheidungsfindung haben. In der Krise gab es jedoch gravierende Kommunikationsprobleme und Unsicherheiten in der wechselseitigen Erwartungshaltung von wissenschaftlichen Datengebern und politisch-administrativen Datennutzern. Die Wissensakkumulation und Entscheidungsabwägung wurde außerdem durch eine unsichere und volatile Datenlage zum Pandemiegeschehen, verbunden mit einer dynamischen Lageentwicklung, erschwert. Nach wie vor sind das Bewusstsein und wechselseitige Verständnis für die spezifischen Rollenprofile der am wissenschaftlichen Politikberatungsprozess beteiligten Akteure sowie insbesondere deren Abgrenzung als unzureichend einzuschätzen.
Die Studie hat darüber hinaus vielfältige Defizite hinsichtlich der Verfügbarkeit, Qualität, Zugänglichkeit, Teilbarkeit und Nutzbarkeit von Daten identifiziert, die Datenproduzenten und -verwender vor erhebliche Herausforderungen stellen und einen umfangreichen Reformbedarf aufzeigen, da zum einen wichtige Datenbestände für eine krisenbezogene Politikberatung fehlen. Zum anderen sind die Tiefenschärfe und Differenziertheit des verfügbaren Datenbestandes teilweise unzureichend. Dies gilt z.B. für sozialstrukturelle Daten zur Schwere der Pandemiebetroffenheit verschiedener Gruppen oder für kleinräumige Daten über Belastungs- und Kapazitätsparameter, etwa zur Personalabdeckung auf Intensivstationen, in Gesundheitsämtern und Pflegeeinrichtungen. Datendefizite sind ferner im Hinblick auf eine ganzheitliche Pandemiebeurteilung festzustellen, zum Beispiel bezüglich der Gesundheitseffekte im weiteren Sinne, die aufgrund der ergriffenen Maßnahmen entstanden sind (Verschiebung oder Wegfall von Operationen, Behandlungen und Prävention, aber auch häusliche Gewalt und psychische Belastungen). Mangels systematischer Begleitstudien und evaluativer Untersuchungen, u.a. auch zu lokalen Pilotprojekten und Experimenten, bestehen außerdem Datendefizite im Hinblick auf die Wirkungen von Eindämmungsmaßnahmen oder deren Aufhebung auf der gebietskörperschaftlichen Ebene.
Insgesamt belegt die Studie, dass es zur Optimierung der datenbasierten Politikberatung und politischen Entscheidungsfindung in und außerhalb von Krisen nicht nur darum gehen kann, ein „Mehr“ an Daten zu produzieren sowie deren Qualität, Verknüpfung und Teilung zu verbessern. Vielmehr müssen auch die Anreizstrukturen und Interessenlagen in Politik, Verwaltung und Wissenschaft sowie die Kompetenzen, Handlungsorientierungen und kognitiv-kulturellen Prägungen der verschiedenen Akteure in den Blick genommen werden. Es müssten also Anreize gesetzt und Strukturen geschaffen werden, um das Interesse, den Willen und das Können (will and skill) zur Datennutzung auf Seiten politisch-administrativer Entscheider und zur Dateneinspeisung auf Seiten von Wissenschaftlern zu stärken. Neben adressatengerechter Informationsaufbereitung geht es dabei auch um die Gestaltung eines normativen und institutionellen Rahmens, innerhalb dessen die Nutzung von Daten für Entscheidungen effektiver, qualifizierter, aber auch transparenter, nachvollziehbarer und damit demokratisch legitimer erfolgen kann.
Vor dem Hintergrund dieser empirischen Befunde werden acht Cluster von Optimierungsmaßnahmen vorgeschlagen:
(1) Etablierung von Datenstrecken und Datenteams,
(2) Schaffung regionaler Datenkompetenzzentren,
(3) Stärkung von Data Literacy und Beschleunigung des Kulturwandels in der öffentlichen Verwaltung,
(4) Datenstandardisierung, Interoperabilität und Registermodernisierung,
(5) Ausbau von Public Data Pools und Open Data Nutzung,
(6) Effektivere Verbindung von Datenschutz und Datennutzung,
(7) Entwicklung eines hochfrequenten, repräsentativen Datensatzes,
(8) Förderung der europäischen Daten-Zusammenarbeit.
During COVID-19, various public institutions tried to shape citizens’ behaviour to slow the spread of the pandemic. How did their authority affect citizens’ support of public measures taken to combat the spread of COVID-19? The article makes two contributions. First, it presents a novel conceptualisation of authority as a source heuristic. Second, it analyses the authority of four types of public institutions (health ministries, universities, public health agencies, the WHO) in two countries (Germany and the UK), drawing on novel data from a survey experiment conducted in May 2020. On average, institutional endorsements seem to have mattered little. However, there is an observable polarisation effect where citizens who ascribe much expertise to public institutions support COVID-19 measures more than the control group. Furthermore, those who ascribe little expertise support them less than the control group. Finally, neither perception of biases nor exposure to institutions in public debates seems consistently to affect their authority.
This article provides a conceptual framework for the analysis of COVID-19 crisis governance in the first half of 2020 from a cross-country comparative perspective. It focuses on the issue of opportunity management, that is, how the crisis was used by relevant actors of distinctly different administrative cultures as a window of opportunity. We started from an overall interest in the factors that have influenced the national politics of crisis management to answer the question of whether and how political and administrative actors in various countries have used the crisis as an opportunity to facilitate, accelerate or prevent changes in institutional settings. The objective is to study the institutional settings and governance structures, (alleged) solutions and remedies, and constellations of actors and preferences that have influenced the mode of crisis and opportunity management. Finally, the article summarizes some major comparative findings drawn from the country studies of this Special Issue, focusing on similarities and differences in crisis responses and patterns of opportunity management.
Reacting, fast and slow
(2021)
The COVID-19 pandemic created extraordinary challenges for governments to safeguard the well-being of their people. To what extent has leaders' reliance on scientific advice shaped government responses to the COVID-19 outbreak? We argue that leaders who tend to orient themselves on expert advice realized the extent of the crisis earlier. Consequently, these governments would adopt containment measures relatively quickly, despite the high uncertainty they faced. Over time, differences in government responses based on the use of science would dissipate due to herding effects. We test our argument on data combining 163 government responses to the pandemic with national- and individual-level characteristics. Consistent with our argument, we find that countries governed by politicians with a stronger technocratic mentality, approximated by holding a PhD, adopted restrictive containment measures faster in the early, but not in the later, stages of the crisis. This importance of expert-based leadership plausibly extends to other large-scale societal crises.