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Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der wissensbasierten Modellierung von Audio-Signal-Klassifikatoren (ASK) für die Bioakustik. Sie behandelt ein interdisziplinäres Problem, das viele Facetten umfasst. Zu diesen gehören artspezifische bioakustische Fragen, mathematisch-algorithmische Details und Probleme der Repräsentation von Expertenwissen. Es wird eine universelle praktisch anwendbare Methode zur wissensbasierten Modellierung bioakustischer ASK dargestellt und evaluiert. Das Problem der Modellierung von ASK wird dabei durchgängig aus KDD-Perspektive (Knowledge Discovery in Databases) betrachtet. Der grundlegende Ansatz besteht darin, mit Hilfe von modifizierten KDD-Methoden und Data-Mining-Verfahren die Modellierung von ASK wesentlich zu erleichtern. Das etablierte KDD-Paradigma wird mit Hilfe eines detaillierten formalen Modells auf den Bereich der Modellierung von ASK übertragen. Neunzehn elementare KDD-Verfahren bilden die Grundlage eines umfassenden Systems zur wissensbasierten Modellierung von ASK. Methode und Algorithmen werden evaluiert, indem eine sehr umfangreiche Sammlung akustischer Signale des Großen Tümmlers mit ihrer Hilfe untersucht wird. Die Sammlung wurde speziell für diese Arbeit in Eilat (Israel) angefertigt. Insgesamt werden auf Grundlage dieses Audiomaterials vier empirische Einzelstudien durchgeführt: - Auf der Basis von oszillographischen und spektrographischen Darstellungen wird ein phänomenologisches Klassifikationssystem für die vielfältigen Laute des Großen Tümmlers dargestellt. - Mit Hilfe eines Korpus halbsynthetischer Audiodaten werden verschiedene grundlegende Verfahren zur Modellierung und Anwendung von ASK in Hinblick auf ihre Genauigkeit und Robustheit untersucht. - Mit einem speziell entwickelten Clustering-Verfahren werden mehrere Tausend natürliche Pfifflaute des Großen Tümmlers untersucht. Die Ergebnisse werden visualisiert und diskutiert. - Durch maschinelles mustererkennungsbasiertes akustisches Monitoring wird die Emissionsdynamik verschiedener Lauttypen im Verlaufe von vier Wochen untersucht. Etwa 2.5 Millionen Klicklaute werden im Anschluss auf ihre spektralen Charakteristika hin untersucht. Die beschriebene Methode und die dargestellten Algorithmen sind in vielfältiger Hinsicht erweiterbar, ohne dass an ihrer grundlegenden Architektur etwas geändert werden muss. Sie lassen sich leicht in dem gesamten Gebiet der Bioakustik einsetzen. Hiermit besitzen sie auch für angrenzende Disziplinen ein hohes Potential, denn exaktes Wissen über die akustischen Kommunikations- und Sonarsysteme der Tiere wird in der theoretischen Biologie, in den Kognitionswissenschaften, aber auch im praktischen Naturschutz, in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Contents: Introduction (The Editors) Basic Notions of Information Structure (Manfred Krifka) Notions of Focus Anaphoricity (Mats Rooth) Topic and Focus: Two Structural Positions Associated with Logical Functions in the Left Periphery of the Hungarian Sentence (Katalin É. Kiss) Direct and Indirect Aboutness Topics (Cornelia Endriss & Stefan Hinterwimmer) Information Structure as Information-based Partition (Satoshi Tomioka) Focus Presuppositions (Dorit Abush) Contrastive Focus, Givenness and the Unmarked Status of “Discourse-new”(Elisabeth O. Selkirk) Contrastive Focus (Malte Zimmermann) The Fallacy of Invariant Phonological Correlates of Information Structural Notions (Caroline Féry) Notions and Subnotions of Information Structure (Carlos Gussenhoven) The Restricted Access of Information Structure to Syntax – A Minority Report (Gisbert Fanselow) Focus and Tone (Katharina Hartmann)
Die Dissertation untersucht die Entwicklung der prosodischen Struktur von Simplizia und Komposita im Deutschen. Ausgewertet werden langzeitlich erhobene Produktionsdaten von vier monolingualen Kindern im Alter von 12 bis 26 Monaten. Es werden vier Entwicklungsstufen angenommen, in denen jedoch keine einheitlichen Outputs produziert werden. Die Asymmetrien zwischen den verschiedenen Wörtern werden systematisch auf die Struktur des Zielwortes zurückgeführt. In einer optimalitätstheoretischen Analyse wird gezeigt, dass sich die Entwicklungsstufen aus der Umordnung von Constraints ergeben und dass dasselbe Ranking die Variation zwischen den Worttypen zu einer bestimmten Entwicklungsstufe vorhersagt.
Seit den Anfängen empirisch-neurowissenschaftlicher Forschung gilt Sprachkompetenz zuvorderst als eine Leistung der Hirnrinde (Kortex), jedoch wurden v. a. im Zuge sich verbessernder bildgebender Verfahren aphasische Syndrome auch nach Läsionen subkortikaler Hirnregionen, insbesondere der Basalganglien und des Thalamus nachgewiesen. Diese Strukturen liegen in der Tiefe des Gehirns und kommunizieren über weit gefächerte Faserverbindungen mit dem Kortex. In erster Linie werden den Basalganglien senso-motorische Kontrollfunktionen zugewiesen. Dementsprechend werden diverse Erkrankungen, die durch Störungen physiologischer Bewegungsabläufe gekennzeichnet sind (z. B. Morbus Parkinson, Chorea Huntington), auf Funktionsdefekte dieser Strukturen zurückgeführt. Der Thalamus wird häufig als Relaisstation des Informationsaustauschs zwischen anatomisch entfernten Arealen des Nervensystems aufgefasst. Basalganglien und Thalamus werden jedoch auch darüber hinausgehende Funktionen, z. B. zur Bereitstellung, Aufrechterhaltung und Auslenkung von Aufmerksamkeit bei der Bearbeitung kognitiver Aufgaben zugesprochen. In der vorliegenden Arbeit wurde mit elektrophysiologischen Methoden untersucht, ob auf der Ebene von Thalamus und Basalganglien kognitive Sprachleistungen, spezifisch der syntaktischen und semantischen Verarbeitung nachgewiesen werden können und inwieweit sich eventuell subkortikale von kortikaler Sprachverarbeitung unterscheidet. Die Untersuchung spezieller Sprachfunktionen der Basalganglien und des Thalamus ist im Rahmen der operativen Behandlung bewegungsgestörter Patienten mit der sog. Tiefenhirnstimulation (DBS = engl. Deep Brain Stimulation) möglich. Hierbei werden Patienten mit Morbus Parkinson Stimulationselektroden in den Nucleus subthalamicus (STN) implantiert. Bei Patienten mit generalisierten Dystonien erfolgt die Implantation in den Globus pallidus internus (GPI) und bei Patienten mit essentiellem Tremor in den Nucleus ventralis intermedius (VIM). STN und GPI sind Kernareale der Basalganglien, der VIM ist Teil des motorischen Systems. Nach der Implantation besteht die Möglichkeit, direkt von diesen Elektroden elektroenzephalographische (EEG)-Signale abzuleiten und diese mit simultan abgeleiteten Oberflächen-EEG zu vergleichen. In dieser Arbeit wurden DBS-Patienten aus allen genannten Gruppen in Bezug auf Sprachverständnisleistungen untersucht. Neben der Präsentation korrekter Sätze hörten die Patienten Sätze mit syntaktischen oder semantischen Fehlern. In verschiedenen Studien wurden an der Skalp-Oberfläche EKP-Komponenten (EKP = ereigniskorrelierte Potentiale) beschrieben, welche mit der Verarbeitung solcher Fehler in Verbindung gebracht werden. So verursachen syntaktische Phrasenstrukturverletzungen eine frühe links-anteriore Negativierung (ELAN). Dieser Komponente folgt eine späte Positivierung (P600), die mit Reanalyse und Reparaturmechanismen in Verbindung gebracht wird. Semantische Verletzungen evozieren eine breite Negativierung um 400ms (N400). In den thalamischen Ableitungen wurden zwei zusätzliche syntaktische fehlerbezogene Komponenten gefunden, die (i) ~ 80ms nach der Skalp-ELAN und (ii) ~ 70ms vor der Skalp-P600 auftraten. Bei semantischen Verletzungen wurde im Thalamus ein fehlerbezogenes Potential nachgewiesen, welches weitgehend parallel mit dem am Skalp gefundenen Muster verläuft. Aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie folgt, dass der Thalamus spezifische Sprachfunktionen erfüllt. Komponenten, die Sprachverarbeitungsprozesse reflektieren, konnten in den Basalganglienstrukturen STN und GPI nicht identifiziert werden. Aufgrund der erhobenen Daten werden zwei getrennte Netzwerke für die Verarbeitung syntaktischer bzw. semantischer Fehler angenommen. In diesen Netzwerken scheint der Thalamus spezifische Aufgaben zu übernehmen. In einem ‚Syntaxnetzwerk’ kommunizieren frontale Hirnstrukturen unter Einbeziehung des Thalamus mit parietalen Hirnstrukturen. Dem Thalamus wurde eine Mediationsfunktion in der syntaktischen Reanalyse zugesprochen. In einem ‚Semantiknetzwerk’ waren keine eindeutig zuordenbaren Prozesse auf thalamischer Ebene nachweisbar. Es wurde eine unscharfe, jedoch aber spezifische Aktivierung des Thalamus über den gesamten Zeitraum der kortikalen semantischen Analyse gezeigt, welche als Integration verschiedener Analysemechanismen gewertet wurde.
Die vorliegende Dissertation widmet sich dem Thema Synonymie im besonderen Fall der phraseologischen Einheiten. Es handelt sich um eine korpusbasierte, empirische Untersuchung, die sich insbesondere mit der Frage beschäftigt, ob und inwiefern es möglich ist, sich typisch semantischen Kategorien wie Bedeutung, Idiomatizität, Bildlichkeit etc. über die Untersuchung typischer Verwendungsmuster zu nähern. Diese Themenstellung motiviert sich aus bisher in der linguistischen Literatur strittigen grundsätzlichen Aspekten der Diskussion um Bedeutung und Synonymie: Sie ist zum einen als Beitrag zum besseren Verständnis des Verhältnisses zwischen Verwendungsdaten und Bedeutung sowie zum Status traditioneller wörterbuchähnlicher Bedeutungsangaben innerhalb einer gebrauchsbasierten Semantik gedacht: Zum anderen geht es darum, detaillierte Erkenntnisse über die Übertragbarkeit des Konzepts Synonymie von Einzellexemen auf phraseologische Einheiten zu gewinnen. Unter der Annahme, dass menschliches Lernen bzw. Erschließen von Bedeutung primär empirisch funktioniert, ist die Analyse der Breite der Varianz des tatsächlichen kontextuellen Verhaltens phraseologischer Einheiten bei gleicher oder ähnlicher Bedeutung dazu geeignet, detaillierte Erkenntnisse über die Korrelation zwischen Bedeutungs- und Verwendungsaspekten sowie über den Einfluss phraseologiespezifischer Eigenschaften zu gewinnen. Ausgangspunkt der Untersuchung ist eine Gruppe phraseologischer Einheiten, die in Wörterbüchern als bedeutungsähnlich bzw. synonym klassifiziert werden. Unter diesen phraseologischen Einheiten finden sich Ausdrücke unterschiedlicher Bildlichkeit, Idiomatizität und morphosyntaktischer Struktur, von denen einige aus mehreren Inhaltswörtern bestehen, wie etwa jmd. schüttelt etw. aus dem Ärmel, jmd. hat etw. mit der Muttermilch eingesogen und jmd. weiß Bescheid, während andere lediglich Verbindungen eines Inhaltswortes mit einem oder mehreren Funktionswörtern und dem Verb haben oder sein darstellen. Zur letzteren Gruppe gehören unter anderem Ausdrücke wie jmd. hat das Zeug zu etw., jmd. ist auf Zack und jmd. ist vom Fach. Diese Heterogenität der zu untersuchenden Ausdrücke bezüglich ihres phraseologischen Status macht sie zu einem geeigneten Gegenstand der differenzierten Betrachtung der Rolle phraseologiespezifischer Eigenschaften für die Beschreibung von Bedeutung und Synonymie. Die Untersuchung besteht im ersten Schritt in einer detaillierten Annotation aller Vorkommenskontexte der phraseologischen Einheiten im Korpus des DWDS (Berlin-Brandeburgische Akademie der Wissenschaften, www.dwds.de) auf Basis einer Reihe vordefinierter Analysekriterien. Aus dieser Annotation wird in einem zweiten Schritt eine Beschreibung der typischen Verwendungsmerkmale jeder einzelnen lexikalischen Einheit gewonnen. Gleichzeitig enstehen nach einer festgelegten Methode Bedeutungsbeschreibungen in Form von Paraphrasen, die auf elementare Bedeutungsbestandteile reduziert werden. Diese Bedeutungs- und Verwendungsbeschreibungen der untersuchten phraseologschen Einheiten bilden die Basis für den dritten Teil der Arbeit, in der die beiden Beschreibungsebenen aufeinander bezogen werden. Im Ergebnis zeigt die Arbeit, dass a) Zwischen Verwendung und Bedeutung lexikalischer (phraseologischer) Einheiten identifizierbare systematische Korrelationen bestehen, die einen datenzentrierten Zugang zur Untersuchung und Beschreibung lexikalischer Semantik ermöglichen. b) Innerhalb einer Gruppe von Synonymen so wie auch innerhalb einer erweiterten Menge quasisynonymer Ausdrücke jedem einzelnen Element ein eigener Platz zukommt, der dieses Element von allen anderen Elementen unterscheidet. c) Die Verwendungsdaten einer phraseologischen Einheit positive Evidenz für den individuellen Grad der Relevanz der Merkmale Festigkeit, Idiomatizität und Motiviertheit einer phraseologischen Einheit liefern.
Phonology and intonation
(2007)
Introduction
(2007)
The aim of this paper is to validate a dataset collected by means of production experiments which are part of the Questionnaire on Information Structure. The experiments generate a range of information structure contexts that have been observed in the literature to induce specific constructions. This paper compares the speech production results from a subset of these experiments with specific claims about the reflexes of information structure in four different languages. The results allow us to evaluate and in most cases validate the efficacy of our elicitation paradigms, to identify potentially fruitful avenues of future research, and to highlight issues involved in interpreting speech production data of this kind.
This volume presents annotation guidelines that have been developed in the context of the SFB 632, a collaborative research center entitled "Information Structure: the Linguistic Means for Structuring Utterances, Sentences and Texts". An important result of the SFB 632 are the SFB corpora from more than 20 typologically different languages, which have been annotated according to the guidelines presented here. The ultimate target of the data and its annotations is to support the study of Information Structure. Information Structure involves all levels of grammar and, hence, the present guidelines cover relevant aspects of all these levels: - Phonology - Morphology - Syntax - Semantics - Information Structure These levels are dealt with in individual chapters, containing tagset declarations with obligatory and optional tags, detailed annotation instructions, and illustrative examples. The volume also presents an evaluation of inter-annotator agreement of Syntax and Information Structural annotation.
In a first step, definitions of the irreducible information structural categories are given, and in a second step, it is shown that there are no invariant phonological or otherwise grammatical correlates of these categories. In other words, the phonology, syntax or morphology are unable to define information structure. It is a common mistake that information structural categories are expressed by invariant grammatical correlates, be they syntactic, morphological or phonological. It is rather the case that grammatical cues help speaker and hearer to sort out which element carries which information structural role, and only in this sense are the grammatical correlates of information structure important. Languages display variation as to the role of grammar in enhancing categories of information structure, and this variation reflects the variation found in the ‘normal’ syntax and phonology of languages.
The aim of this paper is to outline the means for encoding information structure in Yucatec Maya. Yucatec Maya is a tone language, displaying a three-fold opposition in the tonal realization of syllables. From the morpho-syntactic point of view, the grammar of Yucatec Maya contains morphological (topic affixes, morphological marking of out-of-focus predicates) and syntactic (designated positions) means to uniquely specify syntactic constructions for their information structure. After a descriptive overview of these phenomena, we present experimental evidence which reveals the impact of the nonavailability of prosodic alternatives on the choice of syntactic constructions in language production.
We propose a definition of aboutness topicality that not only encompasses individual denoting DPs, but also indefinites. We concentrate on the interpretative effects of marking indefinites as topics: they either receive widest scope in their clause, or they are interpreted in the restrictor of an overt or covert Q-adverb. We show that in the first case they are direct aboutness topics insofar as they are the subject of a predication expressed by the comment, while in the second case they are indirect aboutness topics: they define the subject of a higher-order predication – namely the set of situations that the respective Q-adverb quantifies over.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle von Konkordanzmarkierungen innerhalb einer Phrase für die Segmentierung eines fremden Sprachstroms. Das Merkmal der Konkordanz tritt auf, wenn alle Bestandteile einer Phrase gleichermaßen durch eine identische Markierung gekennzeichnet sind (z. B. los muchachos ricosSpanisch = die reichen Männer). Da diese wiederkehrenden Markierungen zumeist aus Affixen bestehen, kann Konkordanz als ein Sonderfall der Flexionsmorphologie betrachtet werden. Es wurde untersucht, ob die formale Korrespondenz zwischen den Bestandteilen konkordanter Phrasen als Hinweis auf die Grenzen der linguistisch relevanten Einheit Phrase im Spracherwerb fungieren kann. Zusätzlich wird auf das Zusammenspiel einzelner Hinweisreize untereinander eingegangen. Mit Kindern im Alter von zehn Monaten wurden vier Experimente mit dem Headturn Preference Paradigma (Jusczyk & Aslin, 1995) durchgeführt. Es wurde zunächst bei deutschen und englischen Kleinkindern untersucht, ob sie sensibel für gleich bleibende Suffixe innerhalb einer Phrase sind und diese für die Segmentierung nutzen können. Außerdem wurde das Zusammenspiel der Hinweise Konkordanz und Prosodie bei der Auffindung von Phrasengrenzen betrachtet. Es zeigte sich, dass deutsche Kinder in besonderer Weise auf konkordante Markierungen reagieren. Neben einer Sensitivität für Konkordanzmarkierungen zeigte das Ergebnis der deutschen Kinder auch, dass sie Flexionssuffixe im Deutschen bereits im Sprachstrom bemerken können. Ein solches Ergebnismuster ließ sich bei den Englisch lernenden Kindern nicht beobachten. Verschiedene Erklärungsmöglichkeiten für diesen Unterschied werden erläutert. Insgesamt weisen die Daten aus den Kindersprachexperimenten darauf hin, dass bereits im Alter von zehn Monaten bei Kindern eine Sensibilität für wiederholt in ähnlicher / gleicher Form auftretende sprachliche Elemente innerhalb der Domäne der Phrase vorhanden ist. Außerdem lassen die Resultate darauf schließen, dass Konkordanzmarkierungen bereits früh zur Segmentierung von kontinuierlicher Sprache verwendet werden. Diese Leistung steht in Zusammenhang mit der Beachtung von statistischen Regularitäten im Sprachstrom. Untersuchungen dazu zeigen, dass m. H. statistischer Lernmechanismen wiederkehrende Elemente im Sprachstrom erkannt werden können (Bonatti, Peña, Nespor, & Mehler, 2005; Newport & Aslin, 2004; Saffran, 2001; Saffran, Aslin & Newport, 1996). Anscheinend ist das Auftreten identischer Segmente innerhalb einer relativ kleinen Domäne im Sprachstrom für Lerner ein hervorstechendes Merkmal, das dazu beiträgt, diese Domäne aus dem Signal hervorzuheben und somit die Segmentierung des Sprachstroms in kleinere Anteile zu unterstützen. Neben den Untersuchungen mit den Kleinkindern wurden zusätzlich drei Reaktionszeitexperimente mit deutschen und englischen Erwachsenen zur Rolle von Konkordanzmarkierungen bei der Verarbeitung der Fremdsprachen Spanisch, Suaheli und (für die englischen Probanden) Deutsch durchgeführt. Das erste Experiment befasste sich mit der Stimulussprache Spanisch, in der es bei Konkordanz zum mehrfachen Auftreten von identischen Suffixen mit Vollvokalen kommt. Dabei war zu beobachten, dass deutsche und englische Muttersprachler die zu erinnernden Phrasen besser in einem kontinuierlichen spanischen Sprachstrom wieder erkannten, wenn die kritischen Phrasen konkordant waren, als wenn sie nicht konkordant waren. Das zweite Experiment verwendete die Stimulussprache Suaheli (konkordante vs. nicht konkordante Präfixe). Dabei zeigte sich ein solches Muster ausschließlich bei den englischen Muttersprachlern. Das dritte Experiment untersuchte englische Muttersprachler mit deutschem Stimulusmaterial, wobei Konkordanz durch Suffixe markiert wird, die aus einer Schwa-Silbe bestehen. Hier ergab sich kein Hinweis für eine Nutzung konkordanter Markierungen bei der Erkennung von Phrasen. Als Grund dafür wird die reduzierte Vokalqualität angenommen, die Schwa-Silben u.U. schwerer wahrnehmbar macht als Vollvokalsilben (z.B. Widera & Portele, 1999; Goméz Lacabex, García Lecumberri, & Cooke, 2005). Es werden weitere Erklärungshypothesen bzgl. der Ergebnisunterschiede bei deutschen und englischen Muttersprachlern beschrieben, die auch auf den Unterschied zwischen der Verarbeitung von konkordanten Suffixen vs. Präfixen eingehen. Zusätzlich erfolgt eine Diskussion der Ergebnisse vor dem Hintergrund von Annahmen über Arten von (nicht-)sprachlichen Ähnlichkeiten und ihren Einfluss auf die Wahrnehmung von ähnlichen Elementen. Die vorliegenden Daten stützen die Annahme von Morgan (1986), dass der Input für einen Sprachlerner bereits zahlreiche Hinweise über die Struktur der jeweiligen Sprache enthält. Sowohl Kleinkinder als auch erwachsene Sprachlerner scheinen für einen beachtlichen Teil dieser Hinweisreize sensibel zu sein. Die bislang kaum beachteten konkordante Markierungen innerhalb von Phrasen scheinen zumindest einen Teil dieser Hinweisreize auszumachen.