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Der Beitrag zeigt in einem ersten Schritt, dass die "Absurda comica" ein theologisches Gleichnis darstellt, in dem der König die Rolle Gottes, Pickelhäring die Rolle des Teufels und die Handwerker die Rolle des Menschen übernehmen. Schlüssel für dieses Gleichnis ist Lk 9.60 und Mt 8.22, wo Christus von seinen Jüngern fordert, "die Toten ihre Toten begraben zu lassen", d.h. sich vom Reich der Welt abzuwenden. Auf die "Absurda comica" übertragen, besagt dies, dass die Handwerker die Rollenhaftigkeit und die Narrheit ihrer Existenz erkennen müssen, wenn sie vor Gott gerechtfertigt werden wollen. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, dass die "Absurda comica" als ein solches Gleichnis in der Tradition der Fastnachtspiele steht, deren Funktion eben dieser Aufweis der menschlichen Narrheit war. Das protestantische Schuldrama trat dabei bewusst in die Tradition dieser Fastnachtspiele, wie sich gerade an der "Absurda comica" zeigen lässt. In einem dritten Schritt wird diese These in einem Vergleich mit Jacob Masens "Rusticus imperans" und Christian Weises "Tobias und die Schwalbe" bestätigt.
Berlin 1800 - 1830 : Emanzipation einer Kulturmetropole (Konferenz vom 12. - 14.10.2007 in Potsdam )
(2008)
Werbesprache als Textsprache
(2008)
Der Artikel praesentiert eine empirische Untersuchung der von kindlichen DaZ-Lernern gebildeten Pluralformen zu deutschen Substantiven. Die Frage, auf welche Weise der Erwerb dieses komplexen morphologischen Teilsystems erfolgt und wie er erklaert werden kann, reiht sich ein in die Diskussion zweier entgegen gesetzter Konzepte zum Erwerb und mentalen Repraesentation morphologisch komplexer (ir)regulaerer Formen, naemlich des Duale Routen Modells und des Netzwerkmodells. Aufgrund der Komplexitaet des deutschen Plurals sind die hier praesentierten Daten hervorragend geeignet, einen Beitrag zu leisten zu der seit ca. 20 Jahren in der Psycholinguistik und Spracherwerbsforschung gefuehrten Diskussion darueber, nach welchem Modell morphologische Systeme im natuerlichen Spracherwerb gelernt und verarbeitet werden. Die Untersuchung zeigt, dass Umlaut-konforme Formen unter den uebergeneralisierungen deutlich ueberwiegen. Dies ist Evidenz fuer das Vorliegen von Musterextraktion und deren assoziativer Verknuepfung zu Netzwerken. Denn diese mehrheitlich Umlaut-konformen Bildungen deuten darauf hin, dass die Lerner eine ungefaehre Vorstellung vom richtigen Muster entwickelt haben, die Verknuepfung aber nur unvollkommen herstellen. Offenbar haben sie eine Vorstellung hinsichtlich des Vokals der Pluralform. Sie folgen also keiner Regel, sondern einem Muster, das sie aus den im Input vorgefundenen Formen extrahiert und durch Verknuepfung mit aehnlichen Formen zu einem Schema aufgebaut haben. Musterextraktion und Analogiebildung besteht in der Konnektion zwischen Singular- und Pluralform einerseits und der zwischen verschiedenen Pluralformen eines Musters andererseits. Dafuer spielt der betonte Stammvokal eine zentrale Rolle. Unter- und uebergeneralisierung des Umlauts kann konnektionistisch erklaert werden: Fehlende Umlautung beruht auf zu enger Bindung des Lerners an den Singular bzw. zu enger Verknuepfung der Pluralform mit dem Singularstamm - von Fuchs gelangt man leichter zu *Fuchse als zu Fuechse. Hyperkorrekte Umlautung beruht dagegen auf zu enger Verknuepfung der Pluralformen einer Umlaut-Klasse untereinander: von Fuechse gelangt man leichter zu *Huende als zu Hunde.
Die vorliegende Magisterarbeit beschäftigt sich mit dem literarischen Werk der Autorin Annemarie Schwarzenbach, deren Wiederentdeckung 1987 ein verstärktes Medieninteresse erfuhr: zwei Herausgeber (Ch. Linsmayer und R. Perret) streiteten sich um die Veröffentlichungsrechte der Werke von Schwarzenbach. Schnell wurde klar, dass sich das Interesse an der Schriftstellerin nicht so sehr auf ihr Werk richtete, sondern ihr Lebenswandel rückte in den Vordergrund und verdrängte für lange Zeit eine ernsthafte, literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihren Arbeiten. Ein ausführlicher Forschungsüberblick (1987 bis 2007) verdeutlicht anhand ausgewählter Themen (autobiographisches Schreiben, Homosexualität/ Androgynie/ Geschlechterdifferenz, Reisen und Exil, Schreiben als Therapie, Schreibstil und literar-/kulturhistorische Einordnung des Werkes, Mythos und mythologische Ansätze), dass die literarischen Arbeiten Schwarzenbachs zumeist als maskierte autobiographische Romane und Erzählungen gelesen wurden. So wird der Roman Das glückliche Tal oft als Mythologisierung der zu Lebzeiten der Autorin nicht veröffentlichten autobiographischen Schrift Tod in Persien aufgefasst. Die Magisterarbeit stellt dagegen die These auf, dass mythische Strukturen in beiden Schriften eine Rolle spielen, d. h. schon in Tod in Persien angelegt sind. Das glückliche Tal und Tod in Persien stellen eigenständige literarische Arbeiten dar: zwar beruht Das glückliche Tal auf dem Typoskript Tod in Persien, da sich z. B. die Rahmenhandlung gleicht und einzelne Textpassagen aus Tod in Persien wortwörtlich im Glücklichen Tal übernommen werden, aber beide Werke unterscheiden sich stark in ihrer Form und Struktur. Es liegt auf der Hand, dass beide Romane auch verschiedene Aussagen haben. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Thema ‚Erinnerung’, das auch in Verbindung mit ‚Mythos’ gebracht werden kann: Mythos kann als Erinnerungsform betrachtet werden, die vor allem Identität stiften soll. Sowohl Tod in Persien als auch Das glückliche Tal weisen mythische Strukturen auf, behandeln aber auch das Thema ‚Identitätsverlust’ (der Ich-Erzählfigur). Die Magisterarbeit untersucht, wie ‚mythische Struktur’ und ‚Identitätsverlust’ in den literarischen Werken Annemarie Schwarzenbachs zusammen gebracht werden. Dazu wird dieses Werk in den zeitgenössischen Kontext gestellt, der die Bedeutung des Mythos als Antwort auf die Krisen der Moderne (Sprach-, Subjekt- und Erkenntniskrise) sieht. Zu einzelnen Themen, die mit mythischen Strukturen in Zusammenhang gebracht werden, kommen Zeitgenossen Annemarie Schwarzenbachs zu Wort: Cassirers Modell mythischer Raum-Zeit-Aspekte wird auf Schwarzenbachs Werk übertragen, ebenso die Geschichtsauffassung Nietzsches wie die ‚archäologische Metapher’ Freuds. Die Untersuchung zeigt, dass ‚Mythos’ bei Annemarie Schwarzenbach keine Bedeutung im Sinne einer „Mythologisierung“ autobiographischer Aufzeichnungen hat, sondern dass die mythischen Strukturen in ihren literarischen Werken als literarästhetische Auseinandersetzung mit Krisen der Moderne betrachtet werden sollten und somit ihre Werke auch heute noch – da Krisen wie Identitäts- und Erkenntniskrise immer noch Aktualität besitzen – außerordentlich lesenswert sind.
Dieser Beitrag untersucht dass-Saetze, bei denen das finite Verb nicht, wie eigentlich zu erwarten, am Ende, sondern in Zweitposition platziert ist. Anhand von authentischem Sprachmaterial des gesprochenen Deutsch wird dieses Phaenomen hinsichtlich syntaktischer und pragmatischer Eigenschaften systematisiert und beschrieben. Ziel ist es erstens, die zunaechst ungewoehnlich erscheinende Verbstellung in dass-Saetzen funktional zu motivieren. Dabei fließen sowohl diskursfunktionale Beobachtungen als auch informationsstrukturelle Faktoren in die Betrachtung ein. Auf der Grundlage dieser Befunde werden zweitens Moeglichkeiten und Probleme einer (formal-)syntaktischen Analyse von dass-V2-Konstruktionen besprochen. Die Ergebnisse sprechen dafuer, von einer parataktischen Struktur auszugehen. Der Konnektor dass wird hier also nicht als Subjunktion, sondern als Assertionsmarker verwendet und uebernimmt damit Diskursfunktion. This article deals with German dass ("that")-clauses in spoken German that do not show the finite verb - as one would expect in subordinate clauses - in final, but, just like in main clauses, in second position. Based on material from spoken language corpora this phenomenon is investigated and systematically described. After a closer look at syntactic and pragmatic properties of this construction, this somewhat surprising pattern of verb placement is motivated by functional needs, such as discourse functional strategies and information structural factors. With these findings in mind, several ways of formal syntactic analysis are discussed. As a result, I propose a paratactic analysis suggesting that dass does not function as a complementiser, but as an assertion marker instead.
Linking elements in German are generally assumed to have developed either from suffixes indicating the genitive singular or from plural markers. In this paper it is argued that only the linking element -(e)s- evolved from an inflectional suffix, that of the genitive case, but not the syllabic linking elements -e-, -er- and -(e)n- homophonous with plural markers. For these linking elements the explanation is doubtful for a number of reasons. The present paper proposes an alternative explanation for the development of such interfixes, according to which both linking elements and plural markers have been grammaticalized from the same old Indo-European stem suffixes which indicated the declension class of the noun.. Their homophony is due to the fact that they both evolved from the same source. After the decline of the original endings, the indicators of moribund inflectional classes became afunctional 'junc' and were then reanalysed either as plural markers or as linking elements. This development of linking elements can thus be shown as a case of exaptation or regrammaticalization.
Der Artikel verfolgt ein doppeltes Ziel, ein deskriptives und ein theoretisches. Einerseits wird der Erwerb eines komplexen morphologischen Systems, nämlich des Plurals deutscher Substantive, durch kindliche DaZ-Lerner mit unterschiedlicher L1 beschrieben und dabei besonders auf die Schwierigkeiten der fortgeschrittenen Lerner geachtet. Zum andern werden anhand der Daten die von den Lernern, 6-10jährigen Grundschulkindern, eingesetzten Erwerbsstrategien herausgearbeitet. Die Frage, auf welche Weise der Erwerb dieses komplexen morphologischen Teilsystems erfolgt und wie er erklärt werden kann, gibt Anlass zur Diskussion zweier entgegen gesetzter Konzepte zum Erwerb und mentalen Repräsentation, nämlich des Duale Routen Modells und des Netzwerkmodells. Aufgrund der Komplexität des deutschen Plurals sind die hier präsentierten Daten hervorragend geeignet, einen Beitrag zu leisten zu der seit ca. 20 Jahren in der Psycholinguistik und Spracherwerbsforschung geführten Diskussion darüber, nach welchem Modell morphologische Systeme im natürlichen Spracherwerb gelernt und verarbeitet werden bzw. wie der trotz hoher Komplexität in der L1 und teilweise auch in der L2 erfolgreiche Spracherwerb erklärt werden kann. Im Hinblick auf die zugrundeliegende Lernstrategie bestätigt meine Untersuchung des Pluralerwerbs bei kindlichen DaZ-Lernern die Ergebnisse neuester Untersuchungen zum L1-Pluralerwerb (Elsen 1999, Bittner 2000, Schaner-Wolles 2001, Behrens 2001, Szagun 2001). Diese können anhand dichter Datenmengen nachweisen, dass die Kinder keine qualitativ verschiedenen Lernstrategien für reguläre und irreguläre Pluralformen anwenden, sondern auf der Basis der vom Input angebotenen Formen Schemata in graduell unterschiedlicher Stärke für sämtliche Möglichkeiten ausbilden. Die hier untersuchten DaZ-Lerner lernen wie die L1-Lerner "the different plural markings by using distributional and frequency information contained in the input" (Szagun 2001:139). Auch wenn sie das Zielsystem nur ansatzweise erreichen, so bieten sie keine Evidenz für zwei unterschiedliche Erwerbswege, vielmehr lernen sie die graduell unterschiedlichen Regularitäten des komplexen deutschen Pluralsystems nach einheitlichem kognitiven Verfahren, indem sie ihre kombinatorischen Fähigkeiten ausschöpfen.