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Auf seinen Reisen traf Alexander von Humboldt wiederholt Personen, die später die zufällige Begegnung oder eine flüchtige Bekanntschaft mit ihm für ihren sozialen bzw. gesellschaftlichen Aufstieg zu nutzen versuchten. So war es auch mit Karolina Jaenisch (1810-1893), der späteren K. Karlovna Pavlova, der Tochter eines in Russland ansässigen deutschen Hochschullehrers. Humboldt begegnete ihr 1829 in Moskau bei einer Soiree, und er soll sie zu weiterem literarischen (dichterischen) Schaffen ermuntern haben. Humboldt nahm damals ein Bruchstück des von ihr aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzten Poems „Konrad Wallenrod“ von Adam Mickiewicz, dem späteren polnischen prince des poètes, mit, und übergab es Goethe. Zu jener Zeit war Karolina sehr eng mit Mickiewicz befreundet und beteuerte ihm in Briefen ihre grenzlose und ewige Liebe. Mickiewicz war aber fest entschlossen, Russland für immer zu verlassen. Das tat er 1829. In ihrem Sonett „An Alexander von Humboldt“ drückte sie, nach Meinung von Literaturkritikern, ihren unstillbaren Schmerz über den Verlust des geliebten Mickiewicz aus. Humboldt traf Karolina noch einmal 30 Jahre später in Berlin.
Inhalt:
- Michael Zeuske: Humboldt, Historismus, Humboldteanisierung. Der „Geschichtsschreiber von Amerika“, die Massensklaverei und die Globalisierungen der Welt
- Christian Suckow: Abenteuer Alexander-von-Humboldt-Bibliographie
- Sandra Rebok: Alexander von Humboldt im Spiegel der spanischen Presse.
Zur Wahrnehmung seiner Person und seiner Ideen während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Renate Nöller: Jade aus Amerika und weitere Grünsteinobjekte von Alexander von Humboldt aus dem Berliner Mineralienkabinett
- Frank Holl: Humboldt y el Colonialismo
- Ottmar Ette: „… daß einem leid tut, wie er aufgehört hat, deutsch zu sein“. Alexander von Humboldt, Preußen und Amerika
This article treats Alexander von Humboldt as an Atlantic intellectual, not only as an european intellectual. The article tries to analize also the "Ensayo político sobre la Isla de Cuba" as a key text of the second globalization ("industrial revolution"). Against the background of our knowledge about the reality at the beginnings of the 19th century the article analizes the humboldtian presentation of this reality during his stay in Cuba (1801/1804), confronting it with his "Essay" about Cuba (1826-1831), as well tries to demonstrate the position of Humboldt in the historical thinking. The third part explains the relations of Humboldt to the network of Cuban intellectuals and with some important personalities of the Cuban elite (Arango, Calvo) in the development of his work.
El artículo trata Humboldt como intelectual atlántico, no solo como intelectual europeo. Trata de analizar también el "Ensayo político sobre la Isla de Cuba" como texto clave de la segunda globalización ("revolución industrial"). Bajo el trasfondo de los conocimientos de nosotros sobre la realidad de aquel entonces analiza la presentación humboldtiana de esta realidad durante su estancia en Cuba (1801/1804) y en el "Ensayo" sobre Cuba (1826-1831), así como la posición de Humboldt en el pensamiento histórico. Una tercera parte trata de explicar las relaciones de Humboldt con la red de intelectuales cubanos y con varias personas (Arango, Calvo) en el desarrollo de su obra.
-Jill Rabea Zaun: Eduard Hildebrandts „Wunderbild“
in einem Brief von Alexander von Humboldt an Henriette Mendelssohn, geb. Meyer
-Ottmar Ette: Paris/Berlin/Havanna: Alexander von Humboldts transareale Wissenschaft und die Revolution nach der Revolution
-Frank Holl: Alexander von Humboldt und der Klimawandel
Mythen und Fakten
-Cettina Rapisarda: Antike Marmorarten nach Zoёga’s Bestimmungen. Alexander von Humboldts Sammlung und Gesteinsstudien in Rom
-Sandra Rebok: De la pintura de viaje a la fotografía: Alexander von Humboldt y la representación artística del Nuevo Mundo
-Ingo Schwarz: Der zweite Entdecker Kubas
Die 2011 von Sebastian Panwitz und Ingo Schwarz herausgegebene Korrespondenz Alexander von Humboldts mit den Mendelssohns dokumentiert ihre lebenslange Verbundenheit. Ein Brief von Humboldt an Henriette Mendelssohn, den die Mendelssohn-Gesellschaft von einem privaten Sammler erwarb, und der erst seit diesem Jahr in der Mendelssohn-Remise in Berlin-Mitte, in der Dauerausstellung Die Mendelssohns in der Jägerstraße zu sehen ist, war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht zugänglich. Dieser Brief lässt das gesellschaftliche und künstlerische Leben der Stadt um 1850 sichtbar werden und enthält einige Rätsel: Was hat es mit dem unkommentierten Zettel auf sich, auf dem ein nicht korrekt wiedergegebener Buchtitel der amerikanischen Autorin Harriet Beecher Stowe geschrieben steht und welches „Wunderbild“ erwähnt der weltberühmte Forschungsreisende in dem Brief an Henriette Mendelssohn?
Dass Darwin und Humboldt einander kannten und schätzten, ist allgemein bekannt. Im folgenden Text wird darüber hinaus genauer untersucht, inwieweit Darwin in seinem Werk Origin of Species durch Humboldts Arbeiten angeregt wurde. Darwins datierte Randbemerkungen zu Humboldts Büchern – die sich noch heute in Darwins Library in Cambridge befinden - belegen, dass Darwin noch wenige Wochen vor seinem Tode Humboldts Personal Narratives studierte. Alexander von Humboldts Arbeiten, vor allem sein Reisewerk mit seinen detailreichen Beobachtungen, war für Charles Darwin ein Leben lang eine wichtige empirische Quelle, regten ihn aber auch zum Widerspruch an. Das wird anhand des Themas „Migration“ erläutert. Dennoch waren Darwins und Humboldts Wahrnehmung und Bewertung von Literatur unterschiedlich und offenbaren kontroverse Ansichten von Entwicklung, wie sich u. a. in der Bewertung der Arbeiten Heinrich Bronns zeigt. Von Humboldts Alterswerk Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung, zeigte sich Darwin enttäuscht, weil er bestimmte Erwartungen hatte, die sich nicht erfüllten. Auch von Christian Gottfried Ehrenberg, einem Vertrauten Humboldts, erhoffte Darwin wichtige Erkenntnisse – er schickte an ihn 183 Proben zur Untersuchung. Leider erfüllte sich Darwins Hoffnung nicht.
Himmelsblau
(2006)
Alexander von Humboldt widmete einen Teil seiner Forschungsarbeit Erscheinungen, die mit dem Phänomen „Farbe“ zusammenhängen. So erforschte er das Blau des Himmels, interessierte sich für gefärbte Stäube, roten Hagel sowie die Farben von Pflanzen. Mit vielen Wissenschaftler korrespondierte er über damit zusammenhängende Themen – beispielsweise über die Beziehung zwischen Sonnenlicht und der Farbe von Pflanzen, über farbige Schatten, die Blaue Grotte auf Capri, die Farbe von Sternen usw. Interessiert verfolgte Humboldt die Entwicklung von Modellen zur wissenschaftlichen Erklärung der Entstehung von Farben – so beispielsweise für die von Claude-Louis Berthollet entwickelte chemische Vorstellung über die Entstehung des Indigoblaus auf Textilien. Dieser Prozess war für die Textilindustrie von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf Humboldts Interesse am Blau des Himmels, das er mit Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern wie Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottfried Lichtenberg, Caspar David Friedrich and Horace Bénédict de Saussure teilte. Während seiner Reisen durch Südamerika benutzte er Saussure´s Cyanometer, um die Intensität des Blaus des Himmels zu bestimmen. Später korrespondierte er mit seinem Freund François Arago, der ein Cyanometer entwickelt hatte, das auf chromatischer Polarisation basierte, über dieses Instrument. Während seiner Arbeit am Werk „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ erklärte ihm Arago die neuesten Fortschritte der Physik, speziell der Polarographie. Gegen Ende seines Lebens korrespondierte Humboldt mit dem Maler J. G. Schall und räumte ein, irgendwie das Interesse an der physikalischen Aufklärung des Himmelsblaus verloren zu haben.
In der vorliegenden Arbeit werden die von Humboldt verfassten Fragmente des Sibirischen Reisejournals von 1829 vorgestellt. Besonders ausführlich waren Humboldts Bemerkungen über Bodenschätze wie Gold und Diamanten und ihre Vorkommen in Russland, er notierte aber auch geographische und meteorologische Messergebnisse sowie pflanzen-geographische und zoologische Bemerkungen. In der vorliegenden Arbeit werden die von Humboldt verfassten Fragmente des Sibirischen Reisejournals von 1829 vorgestellt. Besonders ausführlich waren Humboldts Bemerkungen über Bodenschätze wie Gold und Diamanten und ihre Vorkommen in Russland, er notierte aber auch geographische und meteorologische Messergebnisse sowie pflanzen-geographische und zoologische Bemerkungen.
The present paper investigates the conceptual development of Alexander on Humboldt. The point of reference is his relation to Schelling and to a series of investigators of nature and of physicians closely connected to Naturphilosophie. It is shown that in the correspondence of Humboldt with this group the content underwent a transformation. Scientific exchanges and a general interpretative consensus were over the years more and more replaced by social cooperation over academic appointments, and collaboration over other political problems within the scientific establishment. Humboldt fit Schelling and other partners with whom he cooperated into a network of relationships that rested on mutual social support.
Albert Berg (1825–1884) was the first director of the Silesian Art Museum in Breslau. He was supported by a network of sponsors, who advised him on planning his trips and bought paintings (or arranged purchases). A particularly important mentor beginning in 1849 was Alexander von Humboldt, also the singer Amalie Joachim. Berg made a number of important contacts with fellow students during his law studies in Bonn. He formed a particularly close relationship with Friedrich Franz II von Mecklenburg-Schwerin, who, in 1844, invited Berg to a journey. This expedition marked the beginning of a lifelong friendship. Friedrich Franz II bought numerous paintings from Berg and worked behind the scenes to organize Berg's career.
Der Erwerb der südamerikanischen Reisetagebücher Alexander von Humboldts durch die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz war 2014 ein bedeutendes Ereignis. In einem ersten Schritt wertet der Artikel unveröffentlichte Teile der Tagebücher und Dokumente aus dem Nachlass aus, um den „Kosmos Humboldt´scher Interessen“ zum Thema Pflanzengeographie zu umreißen, darunter auch seine Überlegungen zum Einfluss von Mensch und Tier auf die Ausbreitung von Pflanzen und die Veränderung von Vegetation. Die Einsichten des Gelehrten zur Abhängigkeit Europas von der sogenannten „Neuen Welt“ hinsichtlich der Nahrungsmittel werden ebenso behandelt. So vertrat Humboldt in seinen Ausführungen zum Thema „Was sind Barbaren?“ die These, dass Isolierung von Menschen aus der Gemeinschaft, Elend, Nahrungsmangel, klimatische Ursachen usw. „die Spuren von Zivilisation vertilgen“. Er betonte, dass es nötig sein, in einem weltweiten Wettstreit intellektueller Kräfte die Ressourcenknappheit zu überwinden.
Franz Ferdinand Julius Meyen (1804–1840) veröffentlichte auf sehr vielen Gebieten der Biologie wichtige Arbeiten, vor allem in Botanik und Zoologie. Mit Unterstützung Alexander von Humboldts gelang es ihm, auf dem Forschungsschiff „Prinzess Louise“ anzuheuern und als Schiffsarzt an einer mehrjährigen Weltreise teilzunehmen. Humboldt, der einige Regionen ebenfalls besucht und erforscht hatte, unterstützte seinen jungen Kollegen bei der Vorbereitung seiner Reise. Meyen veröffentlichte seine Reiseergebnisse bereits kurz nach seiner Rückkehr, gefördert von Christian Gottfried Nees von Esenbeck (1776–1858), sowohl als zweiteiligen historischen Reisebericht als auch in sieben Einzelabhandlungen. Einige Ergebnisse, die er, schwerkrank, nicht selbst verwerten konnte, übergab er noch bei Lebzeiten zur Bearbeitung an Spezialisten, andere wurden posthum von Mitgliedern der Leopoldina publiziert. Meyen brachte u. a. eine umfangreiche Sammlung an Vogelpräparaten mit, zu denen auch das Erstbeschreibungsexemplar des von ihm so genannten Spheniscus humboldti (Trivialname: Humboldt-Pinguin) gehört.
In der nahezu vergessenen jakobinischen Zeitung „Der Bewohner des West Rheins“ aus Koblenz/Rhein erscheint am 29. Brumaire des Jahres IX (=20. November 1800) die Zusammenfassung eines Briefes, den Alexander von Humboldt mit Datum vom 24. Januar 1800 von Laguaira, Venezuela, an seinen französischen Kollegen Antoine François de Fourcroy (1755-1809) in Paris sendet. Etwa sechs Monate dauert es, bis Humboldts Brief in der französischen Kapitale ankommt, weitere vier Monate später ist er in der (damals) französichen Provinz der linksrheinischen Departementer angelangt. Diese bislang unbekannte, zusammenfassende Publikation eines Humboldt-Briefes im „Bewohner des West-Rheins“, in einem Blatt von regionaler Bedeutung, zeigt anschaulich zwei parallel verlaufende Entwicklungen: einmal die Verbreitung des Wissens vom Zentrum in die Peripherie, von der Kapitale in die Provinz, und zum anderen die Verbreitung des Wissens aus dem bereits hochspezialisierten Wissenschafts-Netzwerk in den allgemeinen publizistischen Betrieb, der Öffentlichkeit herstellt und Wissen popularisiert.
Wald und Klima
(2004)
Früh setzte in Europa die Wahrnehmung der Veränderung des regionalen Klimas durch Waldrodungen ein. Als erster widmete Theophrastus (372-288 v. Chr.) dem Thema des menschlichen Einflusses auf die Temperatur und die Qualität der Luft einer Region ausführliche Überlegungen. Mit ihm beginnt ein Diskurs, der durch die Entdeckung und Kolonisierung Amerikas einen enormen Aufschwung erfuhr und im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf globaler Ebene seinen Höhepunkt erreichte, um dann nach der Jahrhundertwende in Vergessenheit zu geraten. Alexander von Humboldt legte in seinem Amerika-Werk durch seine Fallstudie zum See von Valencia (1799) die ersten wissenschaftlichen Grundlagen für die systematische Untersuchung der Frage nach dem durch Menschen verursachten Veränderungen des Klimas. Die Fortsetzung dieser Studien in Lateinamerika durch Jean Baptist Boussingault erregten weltweites Aufsehen und wurden für die frühe Umweltbewegung (George Marsh) zum zentralen Argument bei der Verteidigung der Wälder in Europa, in den U.S.A. und in den Kolonien. Dem Klimaeinfluss des Waldes wuchs immer mehr eine mythische Grösse zu, sodass bei der Erschliessung regenarmer Regionen (in Australien und in den U.S.A.) umfangreiche Aufforstungsprogramme die Niederschlagsmenge erhöhen sollten. Nach dem Scheitern dieser Programme war generell die Befürchtung erwarteter anthropogener Klimakatastrophen durch die Zerstörung der Wälder diskreditiert.
Das vorliegende Material soll dazu dienen, Schülern, die sich in unserem Gesundheitssystem kaum Sorgen um ihre Versorgung im Krankheitsfall machen müssen, im Lateinunterricht eine Kultur nahe zu bringen, in der die Arztpraxis ein paar Straßen weiter keine Selbstverständlichkeit war. Angesichts der geringen Zahl an Lektüreheften, die sich mit dem Thema "Medizin in der Antike" befassen, wird letzteres in dieser Arbeit für den Einsatz in der Schule neu aufgearbeitet. Das Konzept des Materials sieht vor, dass es unverändert im Rahmen einer Unterrichtssequenz eingesetzt werden kann. Doch auch die unabhängige Verwendung einzelner Kapitel ist problemlos möglich.
Humboldt hat auf seiner Russlandreise 1829 eine Anzahl von Büchern und Schriften in mongolischer, kalmükischer, armenischer, chinesischer, tibetischer und mandschurischer Sprache als Geschenk erhalten. Darüber hinaus hat er drei persische Handschriften käuflich erworben. Das umfangreichste Stück ist der chinesische Roman Geschichte der Drei Reiche. Humboldt hatte den Altphilologen und Kenner des Armenischen und Chinesischen, Carl Friedrich Neumann, gebeten, diese Titel zu katalogisieren. Als die Liste im Druck erschien (während Neumann sich auf einer Chinareise befand), führten die Monita zu einer Gelehrtenfehde. Danach gerieten die Bücher, eine bunte Mischung, bald in Vergessenheit. Vorliegender Artikel gibt eine Liste auf Grund des heutigen Befundes in der Staatsbibliothek zu Berlin, für die der Sammler die Bücher von Anfang an bestimmt hatte, wie mehrere Beischriften belegen.