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Zukunftswissen?
(2023)
Heinrich Böll was known in German postwar literature primarily as a committed intellectual and author of novels and short stories. Less visible were his poems, which are neither among the great lyrical texts of postwar literature nor exclusively occasional poetry – although occasional poems make up an important part of Böll’s body of work. The writer of poems also expresses concerns typical of Böll as an author in general, such as themes of everyday life, social problems, or issues of religion. This is particularly evident in the poems written between 1968 and 1984, in which he speaks of his hometown of Cologne. Changes of the postwar decades are thereby problematized within the horizon of Cologne’s history. Böll thus delivers a noteworthy attempt to update the tradition of metropolitan poetry beyond National Socialism and the postwar period.
Kitsch oder Kanon?
(2022)
Objektivität
(2023)
Heimat
(2023)
Dieser Beitrag geht der Frage nach Möglichkeiten einer systematischen Vernetzung von germanistischer Literaturwissenschaft und -didaktik in der Hochschullehre nach. Dazu sind im Rahmen eines Projekts insgesamt zwölf Seminarkooperationen durchgeführt worden, in denen jeweils ein fachwissenschaftliches mit einem fachdidaktischen Seminar kooperiert hat. Die Auswertung dieser Kooperationsseminare, die auf der Grundlage einer Auseinandersetzung mit in der Forschungsliteratur skizzierten bestehenden Problemlagen im Lehramts-Studium Deutsch und aktuellen vergleichbaren Projekten erfolgt, ist qualitativ-analytisch angelegt und erfolgt auf der Basis leitfadengestützter Interviews mit den betreffenden Dozentinnen und Dozenten. Diese ausführliche Reflexion der Kooperationsseminare zeigt zum einen Probleme der Kooperation zwischen Fachwissenschaft und -didaktik auf, zum anderen werden auf dieser Basis aber auch mögliche Gelingensbedingungen effektiver Kooperation(en) auf den Ebenen der Planung, Durchführung und Reflexion von Kooperationsseminaren eruiert. Die Befunde haben darüber hinaus auch Implikationen für die Studienordnung im Lehramt Deutsch und wurden bereits mit ersten Änderungen berücksichtigt.
Orthografie
(2020)
Kein anderer Akteur prägte die ersten Dezennien der Preußischen Seehandlung so sehr wie Carl August von Struensee. Als deren Direktor und dann als preußischer Finanzminister initiierte er zwischen 1782 und seinem Tod im Jahr 1804 bereits maßgeblich den langen Transformationsprozess der Seehandlung vom königlichen Wachs- und Salzmonopol hin zu einer Staatsbank, der erst im 20. Jahrhundert zum Abschluss kommen sollte. In dem Beitrag wird Struensee sowohl als Wirtschaftstheoretiker in den ökonomischen Diskursen der Aufklärung zwischen Physiokratie und Frühliberalismus situiert als auch als ein Finanzpolitiker mit konsequent europäischem Handlungshorizont vor dem Hintergrund einer beschleunigten globalen und kolonialen Mächtekonkurrenz porträtiert.
Der vorliegende Beitrag interpretiert Herders Alte Volkslieder (1773-1775) als paradigmatische Konstellation des Nationaldiskurses im 18. Jahrhundert. Blickleitend ist dabei die These einer Gleichursprünglichkeit von nationalpoetischem Begründungs- und kulturanthropologischem Forschungsdiskurs in Herders Volksliedprojekt.
So entwickelt das Erste Buch der Alten Volkslieder zunächst das Projekt, durch die Sammlung und Edition muttersprachlicher Liedquellen zur Formierung und Kultivierung der deutschen Nationalkultur beizutragen. Die folgende Untersuchung arbeitet die diskursiven Voraussetzungen und Ziele dieser Konstruktion des Volkslieds als Paradigma ,nationaler‘ Poesie heraus.
Deutlich wird dabei erstens, wie Herder sein Projekt in kritisch-polemischer Abgrenzung von philologisch-gelehrten Ansätzen zur Erschließung von Quellen alter deutscher Poesie profiliert. Es zeigt sich, dass Herder mit seinem Projekt einer Nationsbildung im Medium des Volkslieds einen starken Innovationsanspruch äußert: In der deutschen Liedkultur, deren Idealbild Herder entwirft, soll die Differenz von Volk und gelehrtem Stand aufgehoben sein (sozialkritische Dimension); analog dazu soll das Verhältnis von unterem und oberem Erkenntnisvermögen neu konstelliert werden (wirkungsästhetische Perspektive). ,Nationallieder‘ erscheinen mithin als revolutionäre Verheißungsformel, um Restriktionen der ständischen Gesellschaft und Konventionen ihres Geschmacks infrage zu stellen.
Wann und wo ist nû?
(2022)
Die neuere Literaturtheorie hat sich mit dem Sachverhalt auseinanderzusetzen, dass immer mehr zeitgenössische Erzähltexte durchgehend das Präsens nutzen, um zu erzählen. Das deutschsprachige Mittelalter kennt solche durchgängig im Präsens erzählenden Texte, also solche, die das ›narrative Präsens‹ verwenden, unserem Wissen nach nicht. Was es kennt, ist der punktuelle Gebrauch des Präsens in Texten, die ansonsten nahezu durchgängig im epischen Präteritum abgefasst sind, also ein Präsens, das oft als ›historisches‹ bezeichnet wird, das sich für das Mittelhochdeutsche jedoch besser als ›punktuelles Präsens‹ fassen lässt.
Die Verwendung eines solchen Präsens bildet den Gegenstand dieses Beitrages. Wir verfolgen dabei die Frage, wie sich dieser Tempusgebrauch narratologisch beschreiben lässt und welche Auswirkungen er auf die diegetische Struktur eines Erzähltextes hat.
Diese Frage, mag sie auch schlicht daherkommen, ist eine recht voraussetzungsreiche, erfordert sie doch zwei grundsätzliche Klärungen. Zunächst die nach der ganz allgemeinen Temporalität des Präsens. Was sagt das Präsens über die zeitliche Lagerung einer Aussage überhaupt aus? Außerdem berührt der Versuch, den Präsensgebrauch in Erzähltexten narratologisch zu beschreiben, auch die Frage, ob sich die Funktion von Tempora in narrativen und/oder fiktionalen Texten ändert oder ändern kann. Beides sind nicht nur umfassende und komplexe Fragen, sondern auch solche, die in der Forschung hochgradig umstritten sind. Unsere Überlegungen hierzu können angesichts dessen nur skizzenhaft und vorläufig sein.
Sapere aude!
(2022)
Theorie des (Un-)Praktischen
(2022)
Panegyrik und Post-Patronage
(2022)
Ikonischer Überschuss
(2022)
Der Beitrag fragt nach Anzeichen einer transmedialen Ästhetik in Texten, die Josef Winkler um die Jahrtausendwende veröffentlicht hat. In einem ersten Teil werden inhaltliche und strukturelle Gemeinsamkeiten von Natura morta (1998) und Wenn es soweit ist (2001) herausgearbeitet. Der Fokus der Untersuchung liegt auf dem Verfahren der Wiederholung und damit verbunden auf Kontinuitäten zwischen den beiden Texten. Zweitens werden die Organisations- und Strukturprinzipien der Texte anhand zweier räumlicher Modelle, des Ablagerungs- und Ansammlungsmodells, analysiert und miteinander verglichen. Drittens werden ausgehend vom Prinzip der Wiederholung, das den beiden Modellen Ablagerung und Ansammlung zugrunde liegt, performative Aspekte von Winklers Erzählen aufgezeigt und erste Spuren einer transmedialen Ästhetik in Winklers Œuvre freigelegt.