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Reuchlin und die Kabbala
(1993)
Auszug: Hundert Jahre nachdem Johannes Reuchlin sein wissenschaftliches Werk vollendet hatte, war der von ihm hinterlassene Eindruck auf die europäische Wissenschaft und das europäische Denken so nachdrücklich, daß er - liebe- oder vorwurfsvoll - einmal >Rabbi Capnion< genannt wurde. Und wirklich - so meint Joseph Blau in seiner Darstellung der christlichen Kabbala - habe Reuchlin der hebräischen Literatur mehr gedient als mancher ordentliche Rabbiner. Ähnlich hat Gershom Scholem, der Begründer der modernen Kabbalaforschung, anläßlich der Entgegennahme des Reuchlin-Preises der Stadt Pforzheim im Jahre 1969 Reuchlin gerühmt, mit dem er die wissenschaftliche Erforschung der jüdischen Kabbala beginnen läßt. Einschränkend läßt Scholem indessen diese Auszeichnung erst für Reuchlins zweites Buch zur Kabbala gelten, für >De arte cabalistica<. Und in der Tat hat Reuchlin vom Erscheinen seines ersten kabbalistischen Werkes >De verbo mirifico< von 1494 bis zum Erscheinen der >Ars cabalistica< im Jahre 1517 beachtliche Fortschritte in seiner Kenntnis der Kabbala gemacht.
Aus dem Inhalt: In der hier vorgelegten Arbeit soll der Versuch unternommen werden, einen der in der rabbinischen Literatur so überaus häufigen "Zahlensprüche", d.h. der nach einem jeweils festgelegten Zahlenmaß listenmäßigen Aufzählung von Worten oder Dingen, die sich durch ein gemeinsames Merkmal auszeichnen, als eine homiletische Komposition mit einer thematischen Aussage aufzuweisen.
Auszug: Die frühen jüdischen Mystiker, die Mystiker der Merkava und der himmlischen Hallen, haben uns eine Literatur hinterlassen, die in besonderem Maße reich an Hymnen und hymnologischen Aussagen ist, wofür, soweit ich sehe, bis heute noch keine befriedigende Erklärung gefunden wurde. Der Pionier auf dem Gebiete der jüdischen Mystik, G. SCHOLEM, sah sich gezwungen, zu mehr allgemeinen religionsphänomenologischen Auskünften Zuflucht zu nehmen, wie der Steigerung des Numinosen, das in entsprechenden Hymnen zum Ausdruck kommt oder der Herbeiführung der Ekstase durch rythmische Litaneien, schließlich muß noch die "ganze Wesensart" dieser Mystiker ihren Hang zum mystischen Gebet oder Gesang erklären, eine "theoretisch unterbaute Mystik des Gebetes" sei indessen hier nicht zu finden. Über dieses eher negative Ergebnis kam auch A. ALTMANN in seiner Arbeit über die Qedusha-Hymnen kaum wesentlich hinaus, wiewohl er einige wichtige weiterführende Grundsätze aufstellte, auf die unten noch hingewiesen werden soll.
Auszug: Im Bundesschlußformular der Sektenregel von Qumran ist ein durch Erweiterungen veränderter Priestersegen (Num 6,24-26) eingebettet. Der Segen soll über den "Leuten des Gottesloses, die vollkommen in all seinen Wegen wandeln" gesprochen werden [...] Es ist zunächst verwunderlich, einen solchen durch Interpretationen erweiterten Priestersegen anzutreffen, jedoch ein Blick in die Targum- und Midraschliteratur zeigt, daß dergleichen auch im rabbinischen Judentum Brauch war. Einen formal genau entsprechenden "Priestersegen" überliefert das Targum Pseudo-Jonathan ...
Excerpt: The writings from the thirteenth century called by Gershom Scholem the "Writings of the 'lyyun circle" are one of the most intriguing chapters of early kabbalah - this I need not to elaborate on as it is a well known fact to anyone whoever had read these texts or the literature about them. When reading these texts, one gets the impression as if the authors had at hand a box full of terms and phrases into which everybody could just stick his hand and take terms and phrases out of it in order to arrange them according to his own taste, disregarding the meaning they have in the writings of his fellow kabbalists. The result was, that we now have before us a large number of varying mosaic pictures in which we detect again and again the same mosaic pebbles, however composed differently.
Der Beitrag setzt sich mit der halachischen Bedeutung von Dtn. 6,18 im Kontext der heutigen Zeit auseinander.
Rezensiertes Werk: Michael Sokoloff and Joseph Yahalom, Jewish Palestinian Arameic Poetry from Late Antiquity: Critical Edition with Introduction and Commentary (Publications of the Israel Academy of Sciences and Humanities
Der Beitrag stellt die verschiedenen Judaica- und Hebraica-Bestände und ihre Schwerpunkte in der chronologischen Reihenfolge vor, in der sie in die Universitätsbibliothek Potsdam gelangten. Abgesehen von anderen Sammlungen - wie z.B. der Israel-Mehlmann-Bibliothek und der Israil-Bercovici-Bibliothek, die Werke zu allen Bereichen der Jüdischen Studien enthalten - macht die Aschkenasy-Bibliothek den wertvollsten Bestand aus. Sie enthält die frühere Bibliothek des Bet ha-Midrasch, das von Veitel Heine Ephraim, dem Hofjuwelier Friedrich II., gegründet wurde. Die Aschkenasy-Sammlung beinhaltet nicht nur zahlreiche Titel der traditionellen jüdischen Literatur, welche seit 1550 gedruckt wurden, sondern auch Forschungsliteratur und 58 jemenitische Handschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Der Artikel setzt sich mit den Erzählungen des Maassebuches auseinander, welche der Universalgelehrte Johann Christian Schöttgen (1687-1751) in seiner Zeitschrift "Der Rabbiner" publiziert. In seiner Auseinandersetzung mit der jiddischen Literatur befindet sich Schöttgen in einer Reihe mit anderen christlichen Hebraisten, wie zum Beispiel Christoph Helwig (Helvicus, 1581-1617) und Johann Christian Wagenseil (1633-1705).