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Alexander von Humboldts 1827/28 gehaltene Kosmos-Vorträge stellen ebenso einen kanonischen Bezugspunkt wie einen weißen Fleck in der Rezeption seines Schaffens dar. Zahlreiche Deutungen basieren auf lediglich zwei unkommentierten Leseausgaben von Collegheften anonym gebliebener Zuhörer Humboldts. Seine 2009 wiedergefundenen eigenhändigen Vorlesungsmanuskripte versprechen, diese schmale Quellenbasis zu erweitern. Alfred Dove hatte bereits 1872 auf ihre Existenz verwiesen und interpretierte sie damals als Nukleus der schriftlichen Ausarbeitung des Kosmos. Diese Sichtweise hat sich in der Rezeption gehalten, während die Materialien, die Dove beschrieb, in Vergessenheit gerieten. Der Artikel stellt anhand ausgewählter Beispiele die Vorlesungsmanuskripte Humboldts und Nachschriften seiner Zuhörer in ihrem Zusammenhang vor, entwickelt die These von der Eigenständigkeit der sogenannten Kosmos-Vorträge gegenüber dem fünfbändigen Kosmos und umreißt die wichtigsten Ziele und Inhalte der geplanten digitalen Edition.
Der Hofmaler Friedrich Georg Weitsch begann 1806 ein Gemälde, das Humboldt vor dem Chimborazo zeigt. Eine Akte im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz liefert neue Erkenntnisse dazu. Weitsch fertigte das Gemälde, das die Preußische Akademie der Wissenschaften in Auftrag gegeben hatte und das dann der preußische König für sich bestellte, nach Humboldts Anleitung an. Vermutlich eigenmächtig fügte er eine Aufschrift auf den Expeditionskisten hinzu, um Humboldts Amerikareise als preußische Expedition zu deklarieren und dem König als Landesherrn zu ermöglichen, an dem großen Ruhm der naturwissenschaftlichen Unternehmung Anteil zu nehmen. Der Untertitel des Gemäldes lautet nicht wie bisher angenommen „Preußische Expedition von Alexander von Humboldt“, sondern „Beschrieben von Alexander von Humboldt“.
„Zwischen den Zeilen …“
(2015)
Der Artikel beschäftigt sich mit dem kodikologischen Befund der Amerikanischen Reisetagebücher und materialtechnologischen Untersuchungen zu ihrem Papier und Beschreibstoffen. Der kodikologische Aspekt beinhaltet eine umfassende Erfassung aller physischen Merkmale und Besonderheiten der Tagebücher, wobei ein Fokus auf die Zusammenstellung der Lagen, auf heraus getrennten oder ganz fehlenden Seiten liegt. Dies geschieht vor dem Hintergrund, die ursprüngliche Zusammenstellung der Tagebücher zu rekonstruieren, die Genese zu erforschen und im Nachlass befindliche Teile ggf. fehlenden Blättern oder Fragmenten in den Tagebüchern zuzuordnen. Wasserzeichenaufnahmen mit der Thermographiekamera und Tintenanlaysen mithilfe der Röntgenfluoreszenztechnik können dabei helfen aufzuzeigen, wie die Tagebücher entstanden sind und wie sie bis zum Tod Alexander von Humboldts von ihm als Arbeitsinstrument genutzt wurden.
„Zur Freiheit bestimmt“
(2014)
Im Zentrum des Beitrags von Frank Holl steht die Frage nach Humboldts Menschenbild und seiner Sicht auf die Kulturen der Welt. Der Autor sieht seinen Aufsatz als Weiterführung und Ergänzung der Auseinandersetzung mit der Initiative „NoHumboldt21“. Er geht zunächst auf Humboldts Sicht auf die amerikanischen Kulturen ein, die stark mit seiner Kritik am europäischen Kolonialismus und an der Sklaverei verbunden ist. Dann wirft er einen Blick auf Humboldts Sicht auf andere Kulturen der Welt und erläutert letztendlich sein Verhältnis zu den Juden.
In Alexander von Humboldts Tagebüchern seiner berühmten Forschungsreise durch Spanisch-Amerika finden sich Bemerkungen und Hinweise für künftige Leser seiner Reisedarstellungen zu Problemen der Verpflegung. Zumeist werden Engpässe und Missstände erwähnt sowie Fragen soziopolitischer Situation verdeutlicht. Sie beziehen sich auf Extrembedingungen in stadtfernen Gebieten und im Kontakt mit den indigenen Trägern und Helfern während der einzelnen Exkursionen. Die Darstellungen der alltäglichen Gegebenheiten sind zugleich eine interessante Quelle für Verhaltensmuster der verschiedenen Schichten der spanischkolonialen Gesellschaft wie der Forschungsreisenden, die mit den Schwierigkeiten umzugehen hatten, sich anzupassen verstanden oder ihre eigenen Verhaltensmuster entwickelt haben. Damit ermöglichen Humboldts Aufzeichnungen zugleich auch auf diesem Gebiet manchen Blick auf den seither erfolgten Kulturwandel.
Gustav Rose (1798-1873) begleitete Alexander von Humboldt auf seiner Russlandreise und stand bis zu Humboldts Tod persönlich und postalisch zum ihm in Kontakt. Die Edition des vorliegenden Briefs zielt darauf ab, die Bedeutung der Person Gustav Rose in ihrer Beziehung zu Alexander von Humboldt und ihrem Einfluss auf den mineralogisch-geologischen Teil des Kosmos zu beleuchten und dem Leser dieses interessante historische Dokument zugänglich zu machen.
In Anknüpfung an die Gründungsfeier des „Naturwissenschaftlichen Vereins“ zu Magdeburg im Jahre 1869, in der auch der 100. Geburtstag Alexander von Humboldts gefeiert wurde, werden die Ehrungen dreier bedeutender Naturforscher des 19. Jahrhunderts für ihren Förderer Alexander von Humboldt behandelt: Matthias Jacob Schleiden, der 1842 Humboldt sein Lehrbuch „Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik“ gewidmet hatte und dafür von ihm einen langen Dankesbrief bekam, hielt 1869 in Dresden eine Gedenkrede. Emil du Bois-Reymond, dessen elektrobiologische Forschungen durch A. v. Humboldt maßgeblich gefördert worden waren, ehrte 1883 die Brüder Humboldt anläßlich der Enthüllung ihrer Denkmäler vor der Berliner Universität mit einer Rede. Charles Darwin, der durch Humboldts Reisebeschreibung zu seiner Weltreise inspiriert worden war, sandte ihm 1839 seinen eigenen Reisebericht und erhielt einen bemerkenswerten Dankesbrief. Anhand von Originalbriefen wird die Bedeutung der drei Naturforscher für den Beginn der neuen naturwissenschaftlichen Epoche im 19. Jahrhundert illustriert, für die die Gründung des „Naturwissenschaftlichen Vereins“ charakteristisch war.
In der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz befindet sich das Manuskript einer Rezension von Humboldts Kosmos (Band 1), das der Berliner Pädagoge Karl Friedrich von Klöden kurz nach dem Erscheinen des Buches für die „Vossische Zeitung“ verfasste. Manuskript und gedruckter Text werden in dem folgenden Artikel reproduziert. Ihr Vergleich bietet die seltene Gelegenheit, die Entstehung eines Dokumentes zu verfolgen, das als ein Beispiel für die Humboldt-Rezeption im 19. Jahrhundert gelten kann.
Friedrich Wilhelm IV. wollte den preußischen Staat nach seiner Thronbesteigung auch auf den Gebieten der Kultur und Wissenschaft modernisieren. Bedeutende Persönlichkeiten wurden nach Berlin geholt. In vielen dieser Berufungsangelegenheiten kam Alexander von Humboldts Einfluss zum Tragen. Zu den Koryphäen, die von Bayern nach Preußen gelockt wurden, gehörte auch der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert. Ulrike Leitner veranschaulicht in Ihrem Aufsatz Rückerts Berufung nach Berlin und präsentiert in diesem Kontext zwei Briefe.
Berichtet wird von einer 1858 veröffentlichten Novelle, in der Alexander von Humboldt als Titelheld erschien. Der Verfasser, der preußische Offizier Eugen Hermann von Dedenroth, sandte Humboldt ein Exemplar des Buches in der Hoffnung auf eine lobende Notiz. Stattdessen beklagte sich Humboldt öffentlich „über die Unzartheit deutscher literarischer Gewohnheiten“.
Im Zusammenhang mit einer geplanten Wiederveröffentlichung des Bandes Die Jugendbriefe Alexander von Humboldts 1787-1799 durch den Akademie Verlages im Andenken an die kürzlich verstorbene Mitherausgeberin Ilse Jahn sollen in loser Folge bisher unpublizierte Briefe aus der Jugendzeit Alexander von Humboldts in der Rubrik Von Humboldts Hand erscheinen. Der folgende Brief Alexander von Humboldts an den Göttinger Arzt Christoph Girtanner steht am Anfang dieser Reihe, welche sukzessive versucht, neuere Erkenntnisse der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle in Bezug auf die Jugendbriefe zu publizieren. Das Schreiben, welches zur so genannten Berlinka-Sammlung der Biblioteka Jagiellońska in Krakau gehört, gelangte während des Zweiten Weltkrieges nach Polen, und ist der Forschungsstelle vor einiger Zeit zugänglich gemacht worden. Editorisch werden sich die in dieser Rubrik erscheinenden Briefe Humboldts in den bestehenden Band der Jugendbriefe von 1973 einfügen.
An Oscar M. Lieber (1830-1862) wird bis heute meist im Zusammenhang mit seinem Vater, Francis Lieber, erinnert, der als Publizist einer der einflussreichsten Deutsch-Amerikanern seiner Zeit war. Aber auch Oscar hatte eine bemerkenswerte Karriere in den Vereinigten Staaten. Nach intensiven Studien in Berlin, Göttingen und Freiberg wurde er ein erfolgreicher und produktiver Geologe. Der Aufsatz erinnert insbesondere an die Hilfe, die O. Lieber durch den langjährigen Freund des Vaters, Alexander von Humboldt, erfuhr.An Oscar M. Lieber (1830-1862) wird bis heute meist im Zusammenhang mit seinem Vater, Francis Lieber, erinnert, der als Publizist einer der einflussreichsten Deutsch-Amerikanern seiner Zeit war. Aber auch Oscar hatte eine bemerkenswerte Karriere in den Vereinigten Staaten. Nach intensiven Studien in Berlin, Göttingen und Freiberg wurde er ein erfolgreicher und produktiver Geologe. Der Aufsatz erinnert insbesondere an die Hilfe, die O. Lieber durch den langjährigen Freund des Vaters, Alexander von Humboldt, erfuhr.
Friedrich Wilhelm III., seit 1797 König von Preußen, garantierte am 19. November 1805 dem 36-jährigen Humboldt eine Pension von jährlich 2.500 Talern. Nur wenige Tage danach ernannte er ihn zu seinem Kammerherrn. Was Humboldt nicht ahnen konnte war, dass dieser Dienst 54 Jahre währen sollte. Bärbel Holtz beschreibt die bisher wenig untersuchte Beziehung des Monarchen zum Forschungsreisenden.
Die Geschichte der Mikrobiologie als Laborwissenschaft des späten 19. Jahrhunderts hat für Ehrenberg keinen Platz. Unmodern, ja fehlerhaft scheinen die Befunde dieses „Humboldt en miniature“, der die Belebtheit von Wasser oder Luft mikroskopisch untersuchte, der Proben aus aller Welt sammelte und so zahlreiche „Infusorien“ genannte Mikroben sowie deren Effekte etwa bei Blutwundern beschrieb, deren Beteiligung an Infektionskrankheiten aber verneinte. Zugleich scheint sein ökologischer Blick auf den Mikrokosmos die Gegenwart auf überraschende Weise anzusprechen – einerseits weil Mikroben omnipräsentes Faszinosum wie Bedrohung bleiben, andererseits weil viele der Prämissen von Pasteur und Koch im Zeitalter der Genomik überholt erscheinen. Ausgehend von der zwiespältigen Position Ehrenbergs fragt dieser Artikel, warum er möglicherweise gerade deswegen spannender ist, als ihn die Historiographie bislang hat erscheinen lassen.
In a letter dated August 6, 1797 to his friend Christian Gottfried Körner, Friedrich Schiller characterized Alexander von Humboldt as a person of limited imagination, who, in spite of his numerous activities, would never be able to achieve greatness in his scientific pursuits. Yet, only in 1849 did Humboldt learn of Schiller’s opinion from the published correspondence between Schiller and Körner. Nonetheless, Humboldt declared that this basically unjust characterization of himself by Schiller would never prevent him from admiring the great German playwright and poet; moreover, Humboldt looked for comfort in a similarly harsh opinion of Johann Gottfried Herder also expressed by Schiller. In the end, Humboldt could barely conceal his feelings of disappointment regarding Schiller’s opinion, especially because Humboldt had considered Schiller to be his friend.
Im Jahr 1836 traf der US-amerikanische Geistliche und Sammler historischer Dokumente William B. Sprague (1795–1876) während seines zweiten Europabesuches auch mit Alexander von Humboldt in Berlin zusammen. Im Verlaufe des Gespräches zeigte sich Humboldt mit den politischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten bestens vertraut. Er kritisierte das Sklavensystem, räumte aber auch ein, dass er viele Aspekte der amerikanischen Demokratie bewunderte.
A number of special purpose vessels in the world carried or carry the name of Alexander von Humboldt, who had substantial interests in oceanography. However, most of his marine texts are scattered over his major works, and he never finished his manuscript on ocean circulation. But there is a general agreement that A. v. Humboldt was one of the pioneers of marine sciences. He made his own observations on the sailing vessels he used on his expedition to the Neotropics, mainly concerning sea surface temperatures. In 2002 there was a discussion in Germany about the name of a new research vessel which is going to be commissioned in the summer of 2004. It was suggested by the science community to take the name of „Alexander von Humboldt“ again, as the new vessel is replacing a medium-sized ship with this name operated now by the Baltic Sea Research Institute in Rostock-Warnemünde. This vessel has been in service from 1970 to 1990 for the Academy of Sciences of the former German Democratic Republic. The first German research vessel „Alexander von Humboldt“ was a fishing trawler (1939). Furthermore, Peru and Mexico operate research vessels bearing Humboldt’s name. The best known „Alexander von Humboldt“ is an ocean going sailing ship of the International Sail Training Association, based in Bremen. She is engaged in educational programmes and went the South America in 1999 following Humboldt’s route. Thus, Humboldt’s marine legacy is preserved. The proposal to use the undisputed name of this great all-round scientist for the new German vessel under construction now was not successful. A high-ranking jury decided to prefer “Maria Sibylla Merian” (1647-1717), which was suggested by a young student in a nation-wide competition to find a name. As Humboldt 100 years later, she went to South America to study plants and other fields of natural history.