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Die Studie analysiert das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell um 1700. Der Untersuchungszeitraum, von 1648 bis 1740, umfasst die Regentschaft dreier Hohenzollern, veranschaulicht vorhandene Kontinuitäten und erläutert den Einfluss einzelner Personen auf das Zeremoniell. Zugleich wird die Entwicklung des Gesandtschaftszeremoniells an sich über einen längeren Zeitraum verfolgt. Hier offenbart sich, die Vorgänge am und das Vorgehen des Berliner Hofes muten geradezu exemplarisch an. Die Hohenzollern waren Vertreter der allgemein vorherrschenden zeremoniellen Konjunkturen. In der vorliegenden Arbeit werden wiederkehrende Muster und Mechanismen des Gesandtschaftszeremoniells, sei es das Aufeinderbeziehen von Forderungen, der beständige Vergleich mit den übrigen Mächten oder die Darstellung von Abhängigkeiten, aufgezeigt. Es wird analysiert, welche Elemente einander bedingten, wie diese zusammenwirkten und welche Bestandteile häufig zu Diskussionen führten.
Zu Seiner Majestät allerhöchstem Interesse als titelgebendem Zitat bekannten sich die zeitgenössischen Amtsträger in ihrer Beeidigung als grundlegende Maxime des durch den König verkörperten werdenden preussischen Staates.Die Domänenpolitik Friedrich Wilhelms I., dem zweiten preussischen König, war die wesentliche Voraussetzung für die folgende Entwicklung Preussens von einer Regionalmacht im Heiligen Römischen Reich zu einer europäischen Grossmacht. Ohne nennenswerte Rohstoffe und handwerkliche Traditionen, agrarisch geprägt und ganz dem merkantilistischen Wirtschaftsmodell und seiner kameralistischen Methodik verhaftet, war der Ausbau und die Intensivierung der landesherrlichen Gutswirtschaft der für Preussen verheissungsvollste Weg zur Erwirtschaftung der Mittel, die es zum Schuldenabbau, dem Aufbau einer starken Militärmacht und Anhäufung eines Staatsschatzes befähigte. Erreicht wurde dies durch konsequente Einnahmen- und Ausgabenkontrolle und die Schaffung eines effizienten Verwaltungsapparates mit detaillierten Vorschriften, was knapp einhundert Jahre Bestand behalten sollte und bis zu nahezu 50 Prozent der Staatseinnahmen hervorbrachte. Das friderizianische Preussen wäre ohne die Leistungen Friedrich Wilhelms I. nicht möglich gewesen.Der vorliegende Band stellt diese Entwicklung mit einer Fülle von Quellenmaterial und dessen Auswertungen sowie einem umfangreichen Anhang unter Beweis. Der allein 22seitige Personenindex mit über 1.300 Verweisen und 103 Kurzbiogra-fien der kurmärkischen Kammerräte machen deutlich, wer hinter den Leistungen dieser Epoche stand.
Das neue Unbehagen
(2022)
Damit hatte niemand gerechnet, jedenfalls nicht so schnell: Auf europäischen Straßen werden wieder Juden beleidigt, angegriffen oder sogar getötet. Auch in Deutschland häufen sich seit Jahren die Negativerfahrungen. Hassmails, Beschimpfungen, Vandalismus und die Bedrohung jüdischer Kinder an öffentlichen Schulen verunsichern die jüdische Gemeinschaft, mit fatalen Folgen: Ein Teil der Menschen zieht sich ins Private zurück und möchte nicht mehr als jüdisch wahrgenommen werden. Andere denken sogar an Auswanderung. Das neue Unbehagen sitzt tief, auch wenn manche Politiker sich für solidarisch erklären.
Was hat den Hass und die Abneigung gegenüber Juden in Deutschland so spürbar verstärkt? Zwölf Experten und Akteure gehen in diesem Band Ursachen für den Wiederanstieg des Antisemitismus nach. Sie scheuen sich nicht, kontroverse Themen aufzugreifen und antisemitische Potentiale zu benennen –egal ob in rechtsextremen, linksradikalen oder islamistischen Milieus, oder in von entsprechenden Weltanschauungen beeinflussten Personenkreisen, die weit in die Mitte der Gesellschaft reichen.
Ein Buch mit erschreckenden Befunden, aber auch Beispielen resoluter zivilgesellschaftlicher Gegenwehr.
Given the immense ethnic and cultural diversity as well as the vast geographical dimensions of the Roman Empire, the teaching of Roman antiquity comprises an enormous potential to deal with the increasing heterogeneity in German-speaking classrooms. This article aims to show how the majority of contemporaneous Latin textbooks, however, fail to use this potential by being limited to mono-perspective and Eurocentric approaches to the ancient world.
In spite of didactical claims to foster students’ intercultural competence, most of the textbooks depict the city of Rome as an ethnically and culturally homogeneous sphere. At the same time, they present the Roman Empire nearly exclusively from the perspective of representatives of Italian-born, powerful upper-class families firmly connected to ‘Roman’ culture. In doing so, the Latin textbooks falsify the ancient historical realities and deprive students of the perspectives of figures like provincials or slaves. Furthermore, the textbooks’ narrative scope clearly focusses on Rome and Greece, still paying noticeable attention to West-European provinces, with the African and Asian ones being remarkably excluded. Only few exceptions among the textbooks apply alternative approaches which allow students to engage with the Roman Empire’s intercultural dynamics in a more differentiated and multi-perspective way.
In March 2021, the IMAGINES Project – an international and interdisciplinary research network for the modern reception of antiquity in the visual and performing arts – held their seventh conference online. The event focused on PLAYFUL CLASSICS, and was hosted from Göttingen University by the organizers Juliette Harrisson, Antje Kuhle and Martin Lindner.
The keynote by Dunstan Lowe on „The Danger of Seriousness: Play and the Future of Classics“ outlined the potential of researching classical reception as a creative process. The following sections brought this to life with in-depth treatments of the underlying mechanics of constructing and deconstructing, playful learning, the „Faces of Antiquity“, forms of interaction and national/nationalistic traditions. The programme combined scholarly contributions with presentations and workshops by various artists and open discussion elements.
The shift to an online format allowed the participation of an unusually international audience, while the interactive elements – including a thematic game as a continuous side event – especially encouraged a large number of students to participate actively. Therefore, this conference report will not just summarize the content of the event, but also provide a student perspective on attending a conference on classical reception – a research area which is mostly neglected in the teaching curriculum.
Demagogen dichten
(2022)
Manipulative rhetoric is a common issue in ancient sources. As the issue of political populism and rhetoric still attracts a high degree of interest among a wide range of people, the author, a singer-songwriter, attempts to ‘revive’ these ancient sources and to adapt them into a lyrical/musical format for modern audiences, in order to test different strategies of manipulation and gauge the reactions of modern audiences. The following article describes the process of adapting and performing two of these experiments, as well as the results and feedback from audiences. The ancient case studies chosen for this are Thucydides’ description of how Alcibiades lead the Athenians into a fatal expedition to Sicily, and Xenophon’s blames of two public orators for executing Athenian generals after the battle of Arginusae through their manipulative speeches.
Das Image der Päpste
(2022)
Wie jede öffentlichkeitssuchende Institution oder Person legen auch die katholische Kirche und ihre Päpste großen Wert auf das eigene Image. Dabei weicht die intendierte Selbstdarstellung oftmals von der medialen Wahrnehmung ab oder steht ihr sogar diametral entgegen. Ganz gleich ob Pius XII. als „Hitlers Papst“, Johannes XXIII. als „Revoluzzer“ oder Paul VI. als „Antipillenpapst“ – es existieren eine Fülle von außen zugetragener printmedialer Papst-Images, deren Entstehung, Verlauf und Brüche es in diesem Buch mithilfe einer mediensemiotischen, textbasierten Methodik auszumachen und nachzuzeichnen gilt.
Die fachdidaktischen Tagespraktika (FTP) bilden ein Kernelement im Potsdamer Modell der Lehrerbildung, weist man ihnen doch eine „studienleitende Funktion“ zu. Wie aber realisiert sich diese Funktion in den einzelnen Fächern an der Universität Potsdam und welche Folgen ergeben sich für die Ausbildung der Lehramtsstudierenden ? Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine Analyse der Verankerung der FTP in allen Studienordnungen hinsichtlich qualitativer (Inhalte und Ziele, Prüfungsformen, Belegungsvoraussetzungen) und quantitativer (Leistungspunkte, Semesterwochenstunden) Kriterien durchgeführt. Leitfadengestützte Interviews mit verantwortlichen Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern dienten der Untersuchung der konkreten Umsetzung und der Relevanzzuschreibung. Ziel war es, durch das Zusammenführen beider Zugänge – der realiter existierenden Curricula, der individualisierten Praktiken sowie der subjektiven Überzeugungen – ein Verständnis eben jener „studienleitenden Funktion“ zu erlangen und anschließend Diskussions- und Handlungsfelder für die Weiterentwicklung des FTP herauszuarbeiten.
Ein Dach über Europa
(2022)
Wo ist Deutschlands Raketenabwehr? Diese Frage rückte nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland 2014 in den Fokus der Presseberichterstattung. Für die Abwehr von ballistischen Raketen ist die Flugabwehrraketentruppe der Luftwaffe zuständig. Im Ost-West-Konflikt schützten rund 18.600 deutsche Soldaten im Rahmen der Integrierten NATO-Luftverteidigung die westliche Allianz vor Luftangriffen durch den Warschauer Pakt. Nach der Wiedervereinigung befand sich der Luftverteidigungsgürtel des Bündnisses nicht nur in einer geografisch wirkungslosen Position, sondern ihm fehlte auch die Daseinsberechtigung. Mit seiner Auflösung ging ein erheblicher Abbau von Personal und Material der Flugabwehrraketenverbände einher. Nach der Neuausrichtung der Bundeswehr 2012 blieb diesem Dienstbereich der Luftwaffe nur noch ein Geschwader mit rund 2.300 Dienstposten. Der alte Feind war weg – und Deutschland nach 1989/90 umgeben von Freunden und Verbündeten. Warum also sollte die Regierung in eine Fähigkeit investieren, die Deutschland für sich selbst nicht brauchte?
Hier geblieben?
(2022)
Die historische Forschung hat seit längerem herausgearbeitet, dass Migration nichts von einer Norm Abweichendes ist, sondern vielmehr ein »konstitutives Element der Menschheitsgeschichte« (J. Oltmer), der Mensch mithin stets ein »homo migrans« (K.-J. Bade) war. Auch die Geschichte Brandenburgs wurde seit jeher von Einwanderungsprozessen geprägt. Von »Toleranz« im modernen Sinne kann freilich keine Rede sein, sondern meistens ging es um ökonomisch nutzbringende Aufnahme bestimmter Gruppen. Sehr oft waren die Ansiedlungen aber auch das Ergebnis von Flucht, Vertreibung und kriegerischer Gewalt. Der vorliegende Band zeigt anhand von Beispielen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart die Bedeutung der Zuwanderung für Brandenburg auf. Der Bogen reicht von der slawischen Einwanderung des 8./9. Jahrhunderts bis zur Ankunft russisch-jüdischer »Kontingentflüchtlinge« im Gefolge der deutschen Wiedervereinigung, von Niederländern, Juden, Hugenotten, Revolutionsflüchtlingen in der Frühen Neuzeit bis hin zu Muslimen, Zwangsarbeitern, Vertriebenen und DDR-»Fremdarbeitern« im 20. Jahrhundert – eine Geschichte der Vielfalt des brandenburgischen Raumes und seiner Bevölkerung im Spiegel der Zuwanderung.
Das Reich der Vernichtung
(2022)
Der organisierte Massenmord an ethnischen und sozialen Bevölkerungsgruppen als Kriegsstrategie. Von 1939 bis 1945 ermordete das nationalsozialistische Regime rund 13 Millionen Zivilisten und andere Nichtkombattanten in Vernichtungslagern und außerhalb davon. Fast die Hälfte der Opfer des Nationalsozialismus waren Juden. Die Judenverfolgung und die Shoah sind in der Geschichte ohne Beispiel, aber als Teil eines systematischen Massenmordprogramms zu betrachten. Zu den Opfern der NS-Verbrechen gehörten auch Behinderte, Roma, polnische Eliten, gefangene Rotarmisten und unbewaffnete Zivilisten. Der Massenmord als Kriegsstrategie: die erste integrative, umfassende Analyse. Vom britischen Historiker Alex J. Kay, der bereits fünf bedeutende Bücher über die Zeit des Nationalsozialismus veröffentlicht hat. Die Geschichte des Holocausts und die Ermordung ethnischer und sozialer Bevölkerungsgruppen. Fundamentaler Beitrag zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen im 2. Weltkrieg. Die erste integrative Gesamtdarstellung der Völkermord-Politik des NS-Regimes. Erstmals führt Alex J. Kay die systematischen Mordprogramme und ihre Opfer in einer differenzierten Darstellung der deutschen Kriegsverbrechen zusammen. Es wird deutlich, dass Genozid und Vergeltungsmaßnahmen integrativer Bestandteil der Kriegsstrategie zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Ideologie waren. In seiner bahnbrechenden Analyse zeigt er, wie eine strategisch geplante, staatliche Politik des Massenmords Millionen von Menschen das Leben kostete.
Filbert, Alfred
(2022)
Bibliographie-Eintrag: Der Jurist Alfred Filbert gehörte von 1935 bis 1945 zu den Funktionseliten im Hauptamt des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS und im Reichssicherheitshauptamt. 1941 verantwortete er als Leiter des SS-Einsatzkommandos 9 die Ermordung von rund 18 000 Juden. 1945 untergetaucht, wurde er 1959 verhaftet, 1962 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1975 vorzeitig entlassen.
Obwohl Bildungsreisen nach England und in andere westeuropäische Staaten in adligen Kreisen seinerzeit regelrecht in Mode waren, ragen die Itzenplitz'schen Briefe aufgrund ihrer inhaltlichen Vielseitigkeit sowie wegen des häufigen Auftretens der bedeutendsten englischen Agrarökonomen und Naturwissenschaftler jener Zeit aus vergleichbaren Überlieferungen heraus.Henriette und Peter von Itzenplitz - erstere war die Tochter der vor allem durch Theodor Fontanes »Wanderungen...« bekannt gewordenen Agrarpionierin »Frau von Friedland« auf Kunersdorf im Oderbruch - traten kurz nach ihrer Hochzeit im Herbst 1792 eine landwirtschaftlich-ökonomisch-botanische Bildungsreise nach England an. Sie starteten vom Itzenplitz'schen Familiengut im havelländischen Groß Behnitz aus und sollten über ein Jahr lang unterwegs sein. Erst am letzten Tag des Jahres 1793 kehrte das junge Ehepaar mit ihrem in Kew bei London geborenen Sohn abgekämpft, aber erfüllt heim.Die von den beiden unterwegs regelmäßig an...
Chronologie der Englandreise
(2023)
Einleitender Kommentar
(2023)
Geschichts-Didaktik
(2023)
Beinahe 30 Jahre lang glänzte die »Völkerfreundschaft« zwischen Kuba und der DDR im öffentlichen Diskurs der SED als Musterbeispiel ihres proletarischen Internationalismus. Doch die Rhetorik täuscht: Besonders in den Anfangsjahren der bilateralen Beziehungen nahmen die deutschen Kader ihre kubanischen »Genossen« in der Karibik als notorische Querschläger wahr, die mit ihrem Aufbegehren gegen den ideologischen Suprematieanspruch des Kremls die Stabilität des Ostblocks gefährdeten.
Anhand bislang unveröffentlichten Quellenmaterials aus deutschen und kubanischen Archiven veranschaulicht Antonia Bihlmayer die Bemühungen der Regierung Walter Ulbrichts, die widerspenstigen Sozialisten in der Karibik auf Moskau auszurichten. Auf politisch-ideologischer, wirtschaftlicher und kulturpolitischer Ebene analysiert ihre Studie zum einen die Charakteristika dieser sozialistischen Zivilisierungsmission. Zum anderen nimmt sie diejenigen Faktoren in den Blick, die dafür ausschlaggebend waren, dass sich diese beiden sozialistischen Enklaven ab Mitte der 1970er Jahre schließlich zu gleichwertigen »Juniorpartnern« der Sowjetunion entwickelten.
Parlamentarismus bezeichnet die Idee der Repräsentation Regierter durch gewählte Abgeordnete. Er entfaltete sich hierzulande seit dem frühen 19. Jahrhundert im Zusammenwirken mit Vereinen und Verbänden, Parteien und Bewegungen, innerhalb komplementärer oder auch konkurrierender Strukturen und Prinzipien. Das Selbst- und Fremdbild, die Zusammensetzung, Themen und Debattenkultur deutscher Parlamente als politische Akteure bildet damit bis heute zugleich eine Art Resonanzboden gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse.
Welcher Weg führte von den zunächst kaum wirkmächtigen und nicht im Ansatz repräsentativen Parlamenten der Restaurationszeit über die Paulskirche bis in die Gegenwart? Wie gestalteten sich die Beziehungen zwischen dem Parlamentarismus und dem Föderalismus? Wie entwickelten sich Wahlen und Wahlsysteme als Grundlage allgemeiner Repräsentation? Wer sah oder sieht sich im Parlamentarismus in-, wer exkludiert? Wie leben und arbeiten Parlamentsangehörige ehedem und heute? Welche Formen medialer Interaktion zwischen ihnen und der Öffentlichkeit haben sich herausgebildet? Worin gründen Vorbehalte, Reformwünsche, aber auch Anfeindungen des Parlamentarismus? Und welchen Herausforderungen wird sich die repräsentative Demokratie in Zukunft stellen müssen?
Fördern und Zensieren
(2023)
Deutsche Blauhelme in Afrika
(2023)
Warum trat die Bundesregierung ab Ende der 1980er Jahre weltweit als sicherheitspolitischer Akteur in Erscheinung? Warum engagierte sie sich in multinationalen Missionen der Vereinten Nationen etwa in Somalia, Namibia und Ruanda mit Soldaten oder Polizisten - und in anderen Missionen in Afrika im gleichen Zeitraum nicht? Gestützt auf ministerielle Archivquellen untersucht Torsten Konopka die Prozesse der nationalen Entscheidungsfindung, die zu einer Beteiligung oder Nichtbeteiligung an VN-Missionen in Afrika führten. Das Buch leistet einen politik- sowie militärgeschichtlichen Beitrag zur Genese der frühen Auslandsverwendungen der Bundeswehr.
Reiz der Revolution
(2023)
Die Dissertation untersucht die vielseitigen Verflechtungen und Transfers im Rahmen der deutschen Nicaraguasolidarität der späten 1970er und der 1980er Jahre. Bereits im Vorfeld ihres Machtantritts hatten die Sandinistas in beiden Lagern um ausländische staatliche und zivile Unterstützung geworben. Nun gestalteten sie mit dem sandinistischen Reformstaat zugleich ein internationales Netz an Solidaritätsbeziehungen aus, die zur Finanzierung ihrer sozialreformerischen Programme, aber auch zur Legitimation ihrer Herrschaft dienten.
Allein in der Bundesrepublik entstanden mehrere hundert Solidaritätsgruppen. In der DDR löste die politische Führung eine staatlich gelenkte Solidarisierung mit Nicaragua aus, der sich zehntausende Menschen und unabhängige Basisinitiativen anschlossen. Trotz ihrer Verwurzelung in rivalisierenden Systemen und der Heterogenität ihrer Weltbilder – von christlicher Soziallehre bis zur kritischen Linken – arbeiteten etliche Solidaritätsinitiativen in beiden Ländern am selben Zielobjekt: einem Nicaragua jenseits der Blöcke. Gemeinsam mit ihren nicaraguanischen Projektpartner_innen eröffneten sie auf transnationaler Ebene einen neuen Raum für Kommunikation und stießen dabei auf Differenzen und Auseinandersetzungen über politische Ideen, die beiderseits des Atlantiks neue Praktiken anregten.
Die Forschungsarbeit basiert auf einer umfangreichen Quellenauswertung in insgesamt 13 Archiven, darunter das Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft, das Archiv der BStU, verschiedene westdeutsche Bewegungsarchive und die archivalischen Nachlässe des nicaraguanischen Kulturministeriums.
Spur der Scherben
(2023)
Kaum eine Studie zum Deutschen Kaiserreich kommt ohne einen Verweis auf die »Preußischen Jahrbücher« als einflussreicher Stimme der Zeit aus, deren Herausgeber Hans Delbrück keine Kontroverse scheute. Jonas Kleins systematische Beziehungsgeschichte untersucht, woher das Vertrauen resultierte, das Hans Delbrück als politischer Intellektueller parteiübergreifend genoss. Indem die wichtigsten innen- und außenpolitischen Krisenherde des Kaiserreichs in den Blick genommen werden, kristallisieren sich die politischen Grundlinien heraus, auf die Delbrück die »Preußischen Jahrbücher« verpflichtete: für einen starken Staat, kulturellen Liberalismus, progressive Sozialpolitik und nationale Integration. Sein unermüdlicher, keineswegs solitärer Kampf für einen »aufgeklärten Konservatismus« zeugt von alternativen Entwicklungsoptionen des Hohenzollernstaates.
Theodor Fontane Handbuch
(2023)
Für Theodor Fontanes Werk und Leben liegt derzeit keine umfassend angelegte Publikation vor, die den aktuellen Stand der Forschung für das Gesamtwerk (einschließlich der Texte aus dem Nachlass) auf Basis des aktuellen Stands der Editionen aufarbeiten würde. Diese Lücke füllt das vorliegende Handbuch, indem es einen differenzierten Einblick in Fontanes facettenreiches Œuvre bietet, dieses in seiner ganzen Breite vorstellt, in seinen Traditionslinien verortet und mit Blick auf die zeitgenössischen Kontexte erschließt. Werke und Schriften sowie die wichtigsten Korrespondenzen werden in Artikelgruppen behandelt, wobei Entstehungsgeschichte und -kontexte berücksichtigt werden. Weiter stellt das Handbuch die Lebenswelten und sozialen Beziehungen, in denen sich Fontane bewegte, dar und situiert sein Werk sowie sein Wirken im Spektrum der mentalitäts-, ideen-, wissens- und nicht zuletzt mediengeschichtlichen Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts. Die einzelnen Artikel stellen dabei zum größten Teil genuine Forschungsarbeiten dar, die ein Gebiet, ein Thema oder einen Gegenstand mit Blick auf Fontane neu erschließen.
umfassend angelegt
auf Basis des neuesten Forschungsstandes
unter Einbezug der Texte im Nachlass
"Aggredior ad ipsum crimen magiae." Mit diesen Worten leitet Apuleius die Widerlegung der gegen ihn gerichteten Anklage ein: Er soll die reiche Witwe Pudentilla durch Liebeszauber zu einer Heirat mit ihm veranlasst haben. Dagegen setzt er sich in seiner Verteidigungsrede "De magia" zur Wehr. Die vorliegende Arbeit soll diese spannende Rede Lateinschülern der gymnasialen Oberstufe durch ein Lektüreheft bekannt machen. Letzteres ist mit kompetenzorientierten Aufgaben und einem Erwartungshorizont versehen. Es wird ferner von der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den in der Rede behandelten Themen flankiert. Das Heft soll den Schülern einerseits die argumentative Strategie der Rede und andererseits das antike Alltagsphänomen 'Magie' näherbringen. Dabei tauchen sie ein in die antiken Vorstellungen von Zauberei und versuchen zugleich die einstigen Vorwürfe der Ankläger zu rekonstruieren, die etwa die Suche nach bestimmten Fischarten, die Behandlung von Epilepsie oder gewisse nächtliche Rituale betreffen. Darüber hinaus fragen sie nach der Unterscheidung magischer von religiösen Praktiken und stellen dabei Bezüge zu ihrer eigenen Lebenswelt her.
Kälte-Pop
(2023)
Am Ende der 1970er Jahre entstand ein ästhetisch-subjektkulturelles Konzept in der deutschsprachigen Pop-Musik, das alles ‚Kalte‘ affirmierte: ‚Kälte-Pop‘. Bands wie Kraftwerk, DAF und Einstürzende Neubauten entwickelten als Gegenentwurf zum pop- wie gegenkulturell hegemonialen Wärme-Kult ein System von Motiven und Strategien, das all jene Zeichen und Prozesse der (Post-)Moderne ästhetisierte und glorifizierte, die in der bundesdeutschen Gesellschaft und vor allem im linksalternativen Milieu als negative Aspekte einer vermeintlich kalten Welt interpretiert wurden: Gefühlslosigkeit und Dehumanisierung, Industrie und Großstadt, Künstlichkeit und Entfremdung, Disziplin und körperliche Funktionalität, Schnee und Eis, Beton und Stahl sowie Computer, Maschinen und Roboter. Dabei schlugen die ‚Kälte‘-Akteur:innen eine Brücke zu den Historischen Avantgarden der 1920er Jahre und inszenierten sich stereotypisch als ‚kalte Deutsche‘. Die Arbeit analysiert unter Einbeziehung der transnationalen Verknüpfungen die ‚Kälte-Welle‘ (1978–1983) in der deutschen Pop-Musik, ihre Bildwelten und Codes, historischen Bezüge und Rezeption, das historische Umfeld ihrer Entstehung sowie nachfolgende Erscheinungsformen ‚kalter‘ Musik, die sich bis heute in der internationalen Pop-Musik und bei Acts wie Rammstein zeigen.
Jürgen Rieger (1946–2009)
(2023)
In Königstein im Taunus gründeten vertriebene katholische Priester aus den ehemaligen Ostgebieten nach 1945 eine Bildungsstätte, in der die Frömmigkeitskultur an die nächsten Generationen weitergegeben werden sollte. Hier entwickelte sich in den 1950er Jahren ein Kommunikationszentrum, in dem eine Hochschule Priester für den Osten ausbildete und vielfältige Medien über die Lage hinter dem Eisernen Vorhang informierten. Von Königstein ging die Kapellenwagenmission aus, die katholische Gläubige in der westdeutschen Diaspora aufsuchte. Nostalgische Rückbesinnung verband sich mit der Errichtung eines modernen Tagungsbaus. Seit den 1970er Jahren gerieten die Königsteiner Unternehmungen in eine grundlegende Krise. Mit der Gründungsgeneration starben die auf den Osten bezogene Mentalität und letztlich auch die Königsteiner Anstalten. Das Ende des Kalten Kriegs verschob die Nachkriegszeit der katholischen Vetriebenen endgültig in die Erinnerungskultur.
Als eine der großen Veteranenorganisationen und rechte Sammlungsbewegung war der "Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten" ein bedeutender politischer Akteur der Weimarer Republik. Er stand in einem äußerst ambivalenten Verhältnis zum aufstrebenden Nationalsozialismus. Einerseits konkurrierten sie um die Vorherrschaft innerhalb des nationalen Lagers, andererseits erkannten beide Seiten den Nutzen einer Kooperation. Insbesondere den einfachen Stahlhelm-Mitgliedern erschien die NS-Bewegung als attraktive Alternative, die ihre Ziele zu erreichen schien. Die Konkurrenz steigerte sich 1931/32 zur erbitterten Feindschaft. Nach der Eingliederung eines Großteils der Bundesmitglieder in die SA im Jahr 1933 sah sich der Rest-Bund immer heftigeren Repressalien ausgesetzt, bevor er 1935 aufgelöst wurde. 1951 neu gegründet, konnte er nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen. Mehrere Spaltungen beschleunigten den Niedergang der Organisation.
Die abgetrennte Zunge by Katharina Wesselmann deals with gender and power relations in ancient literature and beyond. It has received widespread attention, particularly in popular media. In this interview, thersites examines the book from an academic perspective. We talk to Katharina Wesselmann about the reactions to her work, her methodology and her conclusions. The primary focus of this interview is on what ancient texts may tell us about today’s gender issues and vice versa – it, thus, entails a broader discussion about modern Classics.
Ordre vergessen
(2023)
Königin Luise in Berlin
(2023)
Königin Luise von Preußen, deren Mythos sie als fürsorglich und dem Volk zugewandt umschreibt, wurde von Napoleon als der „wahre Herrscher Preußens“ gelobt. Wie passt dies zusammen? Luise brach von Beginn an das Protokoll, gab sich nahbar und packte Dinge an. Ihr früher Tod im Alter von nur 34 Jahren nahm ihr Gatte, König Friedrich Wilhelm, zum Anlass, den bis heute bestehenden Luisen-Kult mit Denkmälern, Gemälden und Gedenkstätten zu etablieren. Diesen vielen Facetten ihrer Persönlichkeit widmet sich dieses Buch und liefert einen Überblick über ihr kurzes, aber überaus ereignisreiches Leben.
Die finanzgeschichtlichen Untersuchungen sind überwiegend auf Geld konzentriert, Naturalien wurden vernachlässigt oder ausgeblendet. Die vorliegende Arbeit bezieht die Naturalien konsequent mit ein. Nur so ist eine Analyse der Domänenwirtschaft in ihrer Bedeutung für die Staatsfinanzen möglich. Der Erkenntnisfortschritt liegt in der konsequenten Berücksichtigung der Naturalien durch Umrechnung in Geldwerte. Nicht zu leisten ist der Anteil der domänenwirtschaftlichen Erträge am Gesamthaushalt des hessischen Territorialstaates, auch ist die Vermarktung der Überschüsse der Ämter quellenbedingt nicht zu ermitteln. Die Ämterfinanzen zeigen einen Rahmen für domänenwirtschaftliche Staatsfinanzierung auf, dass bei Verzicht auf militärische Aktionen der frühmoderne Territorialstaat domänenwirtschaftlich zu finanzieren war.
Die vorliegende Untersuchung kann aufzeigen, dass der domänenwirtschaftliche Rahmen für die Finanzierung eines Territorialstaates ausreichte, wenn er auf militärische Aktivitäten und Abenteuer verzichtete. In dieser Studie werden erstmalig umfassende statistische Erhebungen der unteren staatlichen Ebene, das Landbuch und das Ämterbuch ausgewertet, die bisher nur von Kersten Krüger ediert waren. Die vorliegende Arbeit ist in die Staatsfinanzierung auf der Stufe der Domänenwirtschaft einzuordnen. Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel war einer der letzten, der es geschafft hatte, seinen Staat domänenwirtschaftlich mit den Einnahmen aus den Naturalien zu finanzieren. Als Domänenstaat wird ein Staat bezeichnet, der auf den ordentlichen Einkünften aus Liegenschaften und Landbesitz beruht. Es wird in dieser Arbeit der domänenwirtschaftliche Rahmen für die Staatsfinanzen berechnet. Das bedeutet, dass die Zentralfinanzen nicht berücksichtigt sind.
Es konnte gezeigt werden, dass, obwohl Landgraf Wilhelm IV. über ein kleineres Territorium als sein Vater, Landgraf Philipp der Großmütige, verfügte, die Gesamtüberschüsse höher waren. Das war seiner klugen Politik zu verdanken und seinen Bemühungen, ständig die Ämterfinanzen zu verbessern. Wilhelm IV. konsolidierte seinen Staat und konnte über domänenwirtschaftliche Einnahmen aus den Ämtern seinen Staat finanzieren. Das gelang ihm, da er erstens seinen Staat ordentlich verwaltete und zweitens keine Kriege führte. Landgraf Wilhelm IV. verabscheute den Krieg. Er sagte über den Krieg: „es ist kain abscheulicher ding auf erden als ein krieg“.
"Ein Brandenburger Weg"?
(2023)
"Rock gegen Kommunismus"
(2023)
Protagonistinnen und Protagonisten der „nationalen Opposition“ in der Bundesrepublik Deutschland
(2023)
Rechtsextrem
(2023)
Der Rechtsextremismus begleitet die Geschichte der Bundesrepublik seit ihren Anfängen. Dazu gehören u.a. Parteien, im Hintergrund arbeitende Kulturorganisationen, Jugendbünde, aber auch militante und terroristische Gruppierungen.
Die Existenz vielfältiger Organisationen und Zusammenschlüsse, ihre inhaltliche Ausrichtung und die Vernetzung untereinander waren und sind in hohem Maß auch durch das Engagement einzelner Akteure und Akteurinnen geprägt. Der Band versammelt biografische Studien zu 24 einschlägigen Protagonistinnen und Protagonisten des bundesdeutschen Rechtsextremismus. Der akteurszentrierte Ansatz vertieft die geschichtswissenschaftlichen Erkenntnisse über diese „besondere politische Kultur" (Peter Dudek/Hans-Gerd Jaschke) in Deutschland.
Die vorgestellten Lebensläufe stehen exemplarisch für unterschiedliche Alterskohorten, Sozialisationsverläufe und politische Ausrichtungen im rechtsextremen Milieu. Gleichzeitig führen sie eindrücklich vor Augen, in welcher Weise politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen die „Erfolgsfähigkeit" der hier vorgestellten Akteurinnen und Akteure mitbestimmten.
Die Königlich Preußische Seehandlung, nach der heute die „Stiftung Preußische Seehandlung“ benannt ist, besitzt eine lange und vielseitige Geschichte. Der anlässlich des Stiftungsjubiläums erscheinende Band wirft einen Blick auf die Gründungskonstellation 1772, als König Friedrich II. die Gewerbe in Preußen fördern wollte. Er zeichnet die Aktivitäten von Männern an der Spitze der Seehandlung nach, wie Finanzminister Carl August von Struensee und dem unternehmerisch denkenden Karrierebeamten Christian Rother. Das Gebäude der Seehandlung wurde nach 1900 neu erbaut und ist heute in der Berlin-Brandenburgischen Akademie am Gendarmenmarkt lebendige Gegenwart. Die Seehandlung erhielt von ihren Zeitgenossen im 19. Jahrhundert ambivalente Urteile. Ein Ausblick auf die Geschichte der Stiftung Preußische Seehandlung seit 1983 zeigt das Bemühen um Kunst- und Kulturförderung als zentrale Aufgabe.
Das Buch ist der erste systematisch und allseitig angelegte wissenschaftliche Versuch, die in der Schulmathematik angewandten logischen Regeln vertieft zu erforschen. Dabei zeigte sich eine wichtige Besonderheit: In der Schulmathematik gehen - anders als in der Wissenschaft der Mathematik und anders als in den übrigen Wissenschaften - zwei Logiksysteme, das der Umgangssprache und das von G. Frege begründete kunstlogische System, eine noch kaum bekannte Beziehung ein. Im Buch wird dies besonders an der Arbeit von Ch. Schamberger und am „Ziegenproblem“ demonstriert. Die ersten Bemühungen des Buches brachten mehrere nicht unwichtige Teilergebnisse, ließen aber vor allem größere Lücken in der Erforschung der umgangssprachlichen Logik erkennen. Darauf und in der Formierung neuer Logiksysteme (z. B. quantenlogischer Art) ist in Zukunft ein Hauptwert zu legen.
Scholarship on the history of advertising has dedicated only a limited atten-tion to all centuries preceding 1700, even though sources and data for a history of an-cient and medieval advertising are consistent. Since the birth of writing, in the Medi-terranean basin as well as in Asia, different forms of branding emerge. Their originalfunction, showing the origin of a product, was quickly subject to a process of differen-tiation. Ancient sources also show an embeddedness of oral and written advertising–advertising became such a crucial component of daily life that it also became a topicof public discourse and poetry. In Roman times, advertising also became an object ofjuridical regulations–while a further process of differentiation took place in theMiddle Ages. The invention of print, finally, allowed a quicker reproduction and dis-tribution of posters, flyers etc.–in forms which had already been practiced for thou-sands of years in other parts of the world, particularly China.
Befragungsergebnisse unter Lehramtsstudierenden belegen nur mittelmäßige Relevanzeinschätzungen hinsichtlich fachwissenschaftlicher Studieninhalte. Der Relevanzwahrnehmung in Lehr-Lern-Situationen werden indes motivations- und interessensförderliche Effekte und dadurch Einflüsse auf den Wissenserwerb zugeschrieben. Der Beitrag stellt eine auf Theorien zur Relevanzeinschätzung und einem besonderen, auf Lehr-Lern-Kontexte anwendungsbezogenen Fachwissen basierende Interventionsmaßnahme im Bachelorgeschichtsstudium an der Universität Potsdam vor: eine spezielle Vorlesung und Online-Tutorium mit Lehr-Lern-Videos, die auf die Erhöhung der Relevanzwahrnehmung von Lehramts- und Fachstudierenden abzielt. Eine fragebogengestützte Erhebung zu den Relevanzeinschätzungen der Studierenden nach dem Besuch der Lehrveranstaltung zeigt, dass alle Geschichtsstudierenden die Inhalte der Vorlesung und des Online-Tutoriums als relevant für Studium und Beruf einschätzen. Insbesondere die Inhalte des Online-Tutoriums, das anwendungsbezogenes Fachwissen vertieft, werden als berufsrelevant eingestuft, Fachstudierende könnten aber noch besser adressiert und Reflexionsfragen zur eigenen Generierung von Relevanz seitens der Studierenden eingebaut werden. Die Studie belegt insgesamt Gelingensfaktoren für die Konzeption fachwissenschaftlicher Vorlesungen, die auch an anderen Universitätsstandorten die mangelnde Relevanzeinschätzung erhöhen könnten.
Im 19. Jahrhundert waren Konversationslexika, wie der Name schon andeutet, dazu gedacht, die Konversation in Salon und Vereinen mit Informationen zu bereichern. In den einzelnen Artikeln wurde auf Präzision, Genauigkeit und Überprüfbarkeit gesetzt, um der Leserschaft auch ein eigenes Urteil zu ermöglichen. Die „Seehandlungs-Societät in Preußen“ oder „Seehandlung, preußische“, wie sie in deutschen Lexika vorkommt, wandelte sich im 19. Jahrhundert zur Staatsbank. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fielen die Urteile der Lexika meist ablehnend aus: Die Seehandlung erschien als eine wirtschaftspolitisch katastrophale Fehlentwicklung. Eine besondere Rolle spielte der Präsident Christian (von) Rother, der die Seehandlung zum selbständigen Unternehmen gemacht hatte. Der Wandel der allgemeinen Lexika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte auch die Sicht auf die Seehandlung. Die Geschäfte der Bank wurden positiv hervorgehoben, die Beurteilungen verwiesen auf Statistiken und Bilanzen. Der Fokus rückte von den leitenden Personen der Seehandlung hin zum Kampf um Handelsmonopole und den preußischen Landtag als öffentlichem Forum. Das vernichtende Urteil der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war einer differenzierten Bewertung der Bankentätigkeit gewichen.
Die Geschichte der Preußischen Seehandlung als Institut für Handels- und Gewerbeförderung ist nur partiell erforscht. Vor allem für die Jahrzehnte nach 1870, als die Seehandlung zur preußischen Staatsbank wurde, bleibt vieles unbekannt. Mit Alliiertem Kontrollratsbeschluss vom 15. Februar 1947 wurden das Land Preußen und auch die Seehandlung aufgelöst. Die Abwicklung der Geschäfte dauerte bis 1983. Mit dem Restvermögen wurde die heute existierende Stiftung gegründet, die sich der Förderung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur widmet. Die von der Stiftung geförderten Aktivitäten reichen von Wissenschafts- und Literaturstipendien über den Ankauf von Nachlässen und Sammlungen bis hin zu Kulturpreisen, v.a. dem Theaterpreis Berlin.
Kein anderer Akteur prägte die ersten Dezennien der Preußischen Seehandlung so sehr wie Carl August von Struensee. Als deren Direktor und dann als preußischer Finanzminister initiierte er zwischen 1782 und seinem Tod im Jahr 1804 bereits maßgeblich den langen Transformationsprozess der Seehandlung vom königlichen Wachs- und Salzmonopol hin zu einer Staatsbank, der erst im 20. Jahrhundert zum Abschluss kommen sollte. In dem Beitrag wird Struensee sowohl als Wirtschaftstheoretiker in den ökonomischen Diskursen der Aufklärung zwischen Physiokratie und Frühliberalismus situiert als auch als ein Finanzpolitiker mit konsequent europäischem Handlungshorizont vor dem Hintergrund einer beschleunigten globalen und kolonialen Mächtekonkurrenz porträtiert.
Der Beitrag widmet sich der Baugeschichte des Gebäudes der Preußischen Seehandlung bis zu seinem Abriss und dem Neubau in den Jahren 1901–1903, um dann die Veränderungen dieses Bauwerkes bis in die Gegenwart zu verfolgen. In einem zweiten Schritt wird versucht, die Stellung dieser Gebäude im urbanen Kontext zu verorten. Der dritte Teil rekonstruiert an Beispielen, welch markanten Beitrag die Preußische Seehandlung für die Berliner Museen und insbesondere für die im Berliner Schloss lozierte Kunstkammer wie auch für das Museum für Naturkunde geleistet hat, indem seine Großsegler Meteor und Princess Louise von ihren Weltreisen jeweils reich beladen mit naturkundlichen und völkerkundlichen Exponaten zurückkamen, die durch Austausch oder Kauf oder auch als Geschenk erworben worden waren.
Das Jahr 1772
(2023)
Im Jahr 1772 beschäftigten drei Dinge, die lange Zeit ihre Bedeutung behalten sollten, den preußischen König Friedrich den Großen. Zunächst war dies die Adelsrepublik Polen. Polen beabsichtigte er zusammen mit der Zarin Katharina II. von Russland und Kaiserin Maria Theresia zu zerteilen. Dies geschah am 5. August des Jahres. Der geraubte Landgewinn führte bei Friedrich II. zu wirtschaftlichen Überlegungen. Mit und in den annektierten Gebieten wollte er den preußischen Handel intensivieren, zuvörderst den Salzhandel, und zwar am liebsten mit Spanien, einem Land, mit dem er schon seit geraumer Zeit versuchte, einen Handelsvertrag abzuschließen. Dazu gründete er u. a. die Preußische Seehandlungs-Gesellschaft, die, um sich zu behaupten, verschiedene weitreichende Privilegien erhielt. Ein schneller Erfolg der Bemühungen blieb jedoch aus. Trotz aller gewährten Privilegien florierten die Geschäfte der Seehandlungs-Gesellschaft in den ersten Jahren nach ihrer Gründung nicht in dem erhofften Maß. Zu Lebzeiten des Königs kam auch kein Handelsvertrag mit Spanien zustande. Bis die Seehandlung durch die Vorteile, die sie aus dem annektierten Polen ziehen konnte, profitierte, dauerte es noch einige Jahre.
Vorwort
(2023)
Die Königlich Preußische Seehandlung, nach der heute die „Stiftung Preußische Seehandlung“ benannt ist, besitzt eine lange und vielseitige Geschichte. Der anlässlich des Stiftungsjubiläums erscheinende Band wirft einen Blick auf die Gründungskonstellation 1772, als König Friedrich II. die Gewerbe in Preußen fördern wollte. Er zeichnet die Aktivitäten von Männern an der Spitze der Seehandlung nach, wie Finanzminister Carl August von Struensee und dem unter- nehmerisch denkenden Karrierebeamten Christian Rother.
Das Gebäude der Seehandlung wurde nach 1900 neu erbaut und ist heute in der Berlin-Brandenburgischen Akademie am Gendarmenmarkt lebendige Gegenwart. Die Seehand- lung erhielt von ihren Zeitgenossen im 19. Jahr- hundert ambivalente Urteile. Ein Ausblick auf die Geschichte der Stiftung Preußische Seehandlung seit 1983 zeigt das Bemühen um Kunst- und Kul- turförderung als zentrale Aufgabe.
Umweltschutz und nachhaltige Lebensweise sind die globalen Herausforderungen der heutigen Zeit. Diese Arbeit wird zu den derzeit geführten Debatten einen Beitrag aus altsprachlicher Perspektive leisten, indem sie das Thema Holzwirtschaft in den Blick nimmt und dem Lateinunterricht zugänglich macht. Dabei geht die Autorin auf die antike Forstwirtschaft ein, beleuchtet den vielfältigen Einsatz der Ressource Holz und vergleicht die damals herrschenden Vorstellungen vom Nachwachsen natürlicher Rohstoffe mit dem heutigen Kenntnisstand.
Sardinien
(2023)
Die antike Geschichte Sardiniens ist noch heute ein sichtbarer Bestandteil der insularen Landschaft: Nuraghen und Gräber aus der Bronzezeit, punische Nekropolen, Ruinen von römischen Städten und spätantike Kirchen, in denen man teilweise noch heute Gottesdienste feiert, prägen die zweitgrößte Insel des Mittelmeeres und überraschen die Besuchenden immer wieder aufs Neue.
Ausgewählte Stätten im Südwesten der Insel standen auf dem Reiseplan einer Exkursion von Studierenden der Universität Potsdam. Der vorliegende Reiseführer ist das Ergebnis ihrer Forschung und bietet eine kurze Beschreibung der sardischen Geschichte von der Antike bis ins 21. Jahrhundert, thematisiert die Rolle der antiken Geschichte in all ihren Facetten für die heutige sardische Identität und ordnet die größeren Orte auf der Reiseroute historisch-archäologisch ein. Detaillierte Beschreibungen von Ausgrabungsstätten, Katakomben und nuraghischen Kraftorten runden das Buch ab.
Die Beiträge wurden durch die studentischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der Denkfabrik Scriptio Continua erarbeitet und geschrieben.
Christian (von) Rother, Chef der Preußischen Seehandlung 1820–1848, ist vermutlich die prägendste Gestalt der Institution im 19. Jahrhundert. Seine Lebensgeschichte als Sohn eines schlesischen Bauern zeugt von sozialem Aufstieg und einer eindrucksvollen Beamtenkarriere. Rother formte die Seehandlung zu einem Konglomerat von gewerblichen Unternehmen, die durch Bankengeschäfte, Chausseebauprogramme und das Engagement des Staates in der Wirtschaftsförderung leistungsstark gemacht werden sollten. Der Erfolg blieb allerdings unterschiedlich. In den 1840er Jahren stießen diese Bemühungen darüber hinaus auf Kritik von unternehmerischen Konkurrenten. Bleibende Bedeutung behauptete eine von Rother gegründete soziale Einrichtung, die in Berlin ansässige Rother-Stiftung für arme und unverheiratete Töchter von Beamten und Offizieren.
Das in Bremen gebaute Handelsschiff Princess Louise, gewissermaßen das Flaggschiff der Preußischen Seehandlung, unternahm zwischen 1825 und 1844 insgesamt sechs Weltumsegelungen. Das Schiff fungierte u. a. als Überbringer diplomatischer Geschenke zwischen Herrschern und Herrscherfamilien. Von der ersten Weltumsegelung brachte es den berühmten Federmantel mit, den der hawai’ianische Monarch Kamehameha III. dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. zum Geschenk machte. Bei der zweiten Weltumsegelung wurden wiederum Gaben des preußischen Königs nach Hawai‘i transportiert. Die Princess Louise brachte aber darüber hinaus auch Gebrauchsgegenstände wie Kleidung, Waffen, Körbe, Tongefäße und Fächer aus der Südsee und Südamerika nach Europa. Solche ethnographischen Objekte der Vergangenheit können nicht zuletzt mit und durch zeitgenössische Kunst Fragen an die Gegenwart stellen.
Editorial
(2023)
DDR im Plural
(2023)
Es gab nicht nur eine DDR. Ob Unrechtsstaat, Fürsorgediktatur oder „Nischengesellschaft“: Der ehemalige ostdeutsche Teilstaat hat in Geschichtswissenschaft und öffentlichen Debatten diverse Deutungen erfahren. Ebenso plural sind die Erfahrungen und Erinnerungen der Menschen, die in der DDR lebten. In „Die DDR im Plural“ zeigen 25 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in anschaulichen Beiträgen, wie sie sich mit neuen Forschungsansätzen dem vielschichtigen Wesen der DDR und seinen Nachwirkungen bis in die gesamtdeutsche Gegenwart annähern. In prägnanten, kurzen Texten widmen sie sich unter anderem dem alltäglichen Leben, kulturellen Räumen, aber auch dem Politik- und Sicherheitsapparat. Die gewählten Perspektiven reichen von der Aufbauzeit bis zu den Jahren nach der „Wende“. Der Band spiegelt die Methodenvielfalt aktueller Forschungen und lädt zum weiteren Nachdenken über die DDR und Ostdeutschland ein.
Liebesgaben aus West-Berlin
(2023)
Die DDR im Plural
(2023)
Eine Frage der Würdigkeit?
(2023)
Nach der einleitenden Bemerkung, dass die alteuropäische (mittelalterliche und früh neuzeitliche) Identität grundsätzlich konfessionell bestimmt war (Heiraten, Vergabe von Ämtern, Kriegsbündnisse u. a. orientierten sich an der Konfession), gliederte der Referent seinen Vortrag in zwei Abschnitte:
Teil 1: Reflexion über die christliche Identität Alteuropas an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit
Teil 2: Die Folgen von Katholischer Reform, Reformation und Gegenreformation für die europäische Geschichte im Konfessionellen Zeitalter, mit einigen Ausblicken auf das aufgeklärte, säkulare 18. Jahrhundert
Vergangenheit ist vergangen, Geschichte wird gemacht. An diesem Konstruktionsprozess sind nicht nur die historischen Akteur:innen und deren Quellen, sondern in besonderem Maße auch die Historiker:innen, die sich mit diesen auseinandersetzen, beteiligt. Sie sind es, die die Quellen erst zum Sprudeln bringen. Was dabei zutage tritt, ist somit in hohem Maße von den Forschenden selbst, von ihren Vorannahmen und Methoden aber auch von ihren sozialen, kulturellen und biografischen Prägungen abhängig. Das hier vorgestellte Prozessmodell versucht, diese als Einflussfaktoren zu fassen und sichtbar zu machen, um auf dieser Basis eine erweiterte wissenschaftliche (Selbst-)Reflexion zu ermöglichen.
Sexualität in der Geschichte
(2024)
Jelena Tomović führt in diesem Band durch die Entwicklungen unserer sexuellen Sprache und Praktiken. Sie zeigt, dass die Art und Weise, wie über Sexualität gesprochen wird, nicht nur ein Spiegelbild, sondern auch ein treibender Faktor für soziale Veränderungen ist. Die Studie stellt die konventionelle Vorstellung von Sexualität in Frage und führt die Lesenden in eine Welt der subtilen Nuancen und kulturellen Veränderungen. Mit kommunikationstheoretischen Ansätzen, dem praxeologischen Ansatz, ihrer sozialkonstruktivistischen Grundannahme und einem klaren Fokus auf Akteur*innen bietet die Autorin eine frische Perspektive auf die Geschichte der Sexualität. Das Buch eröffnet neue Wege für die Erforschung und das Verständnis von Intimität und sozialer Kommunikation.
Der Fall des T. Annius Milo bietet für den Lateinunterricht großes didaktisches Potenzial. Denn an seinem Beispiel kann die Lektüre eines lateinischen Textes hervorragend mit realienkundlichen Aspekten verknüpft und es können plausible Bezüge zur Gegenwart hergestellt werden. Die vorliegende Masterarbeit zeigt, welch reiches Themenspektrum in Ciceros Rede Pro Milone steckt. Dazu zählen der historische Kontext des Falls, der Tatbestand des Mordes und der Ablauf des damaligen Gerichtsverfahrens. Darüber hinaus wird das römische Recht mit dem heutzutage in Deutschland geltenden Strafrecht verglichen. Und zu guter Letzt wird hier die Glaubwürdigkeit verschiedener schriftlicher Zeugnisse geprüft, insbesondere die Frage, ob die überlieferte Rede das einstige Prozessgeschehen in authentischer Weise widerspiegelt.