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Juden in Schwedt
(2010)
270 Jahre lang gab es jüdisches Leben in der brandenburgischen Stadt Schwedt an der Oder. Der Leser dieses Bandes nimmt teil an der wechselvollen Geschichte der jüdischen Menschen und ihrer Gemeinde. Der erste Jude, der sich im 17. Jahrhundert in Schwedt niederließ, war Bendix Levi. Nachdem sein Haus in Oderberg abgebrannt war, erhielt er von Kurfürst Friedrich Wilhelm die Genehmigung zum Aufenthalt in Schwedt. Die preußischen Könige wünschten jedoch, daß in den kleinen brandenburgischen Städten nur wenige Juden leben sollten. Deshalb bestand während des 18. Jahrhunderts die jüdische Gemeinschaft in Schwedt nur aus Angehörigen von drei Familien, nämlich von Bendix Levi, Simon Salomon und Wulff Salomon. Ihr Leben war geprägt vom Kampf um Aufenthaltsrecht und Handelserlaubnis. Solidarität untereinander war dabei nicht immer selbstverständlich, da oft das Aufenthaltsrecht des einen, wirklich oder vermeintlich, dem Recht des anderen entgegenstand. Das umfangreiche Quellenmaterial aus Berliner, brandenburgischen und Jerusalemer Archiven führt uns die Auswirkungen der restriktiven preußischen Judenpolitik auf das Leben der Schwedter Juden lebendig vor Augen und gibt uns außerdem Einblicke in jüdische Traditionen und Gebräuche. So werden wir Zeugen einer jüdischen Eidesleistung im Schwedter Rathaus und nehmen teil an der feierlichen Unterzeichnung eines Heiratsvertrages. Das Emanzipationsedikt von 1812 machte Juden endlich zu preußischen Staatsbürgern und erleichterte das Leben durch Niederlassungs- und Gewerbefreiheit. Dies führte bald zu einer beträchtlichen Vergrößerung der Schwedter jüdischen Gemeinde, der sich auch die jüdischen Einwohner des nahe gelegenen Städtchens Vierraden anschlossen. Als erster ließ sich Israel David Loewenheim aus Tütz / Westpreußen in Schwedt nieder. Ihm folgten aus seiner Heimatstadt nicht weniger als sieben weitere Familien. Zuzüge gab es auch aus anderen Städten, sodass bis zum späten 19. Jahrhundert die Zahl der jüdischen Einwohner Schwedts bis auf ca. 200 Personen zunahm. Ab ca. 1880 führten dann jedoch zahlreiche Wegzüge – besonders nach Berlin – wieder zu einer Verkleinerung der Gemeinde. Seit 1840 war Schwedt Amtssitz eines Rabbiners. Nathan Hirsch Kuttner blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1895 in Schwedt. Dieses lange Zusammenleben lässt ein harmonisches Verhältnis zwischen ihm und der Gemeinde vermuten. Dies war aber in den ersten Jahren durchaus nicht der Fall. Kuttner musste einige Jahre um Anerkennung in der Gemeinde kämpfen und sogar die Zahlung seines Gehalts gerichtlich durchsetzen. Der Bau einer neuen Synagoge im Jahr 1862 gab der Gemeinde neues Zusammengehörigkeitsgefühl und brachte Ruhe in die Auseinandersetzungen mit dem Rabbiner. Unter dem Eindruck des zunehmenden Antisemitismus im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert schloss sich die Gemeinde Vereinen und Organisationen an, die sich den antisemitischen Angriffen entgegenzustellen versuchten, so 1894 dem „Deutsch-Israelitischen Gemeindebund“ und 1901 dem „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“. Im Jahr 1922 gründete man die „Reuchlin Loge“ im Verband „Unabhängiger Orden Bne-Beriss“. Bald folgte das schnelle und vollständige Ende der jüdischen Gemeinde in Schwedt durch den nationalsozialistischen Massenmord. In der Datenbank der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wird die Erinnerung an 60 namentlich bekannte ermordete Schwedter Juden aufbewahrt. Nachfahren von Überlebenden hat es in alle Erdteile verschlagen. Intensive genealogische Forschungen in Zusammenarbeit mit Peter Lowe aus Hertford (UK), einem Nachkommen der Familie Loewenheim, und Yehuda Meinhardt (Israel) machten es möglich eine Reihe von Familienstammbäumen zu rekonstruieren. Der Band wird mit der Beschreibung des jüdischen Friedhofs und der Erfassung der Grabinschriften abgeschlossen. Eine ausführliche Dokumentation mit Fotografien findet sich im Internet (www.uni-potsdam.de/juedische-friedhoefe).
rezensiertes Werk: Pareigis, Christina: "trogt zikh a gezang..." : jiddische Liedlyrik aus den Jahren 1939 - 1945 ; Kadye Molodovsky, Yitzhak Katzenelson, Mordechaj Gebirtig. - Hamburg [u.a.] : Dölling und Galitz, 2003. - 297 S. (Hamburger Veröffentlichungen zur Geschichte Mittel- und Osteuropas ; 10) Zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 2002 ISBN 3-935549-59-8
rezensiertes Werk: Die jiddischen Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek. Alphabetischer Katalog /The Yiddish Printed Books in the Bayerische Staatsbibliothek. Alphabetical Catalogue : mit einem Verfasserregister in hebräischer Schrift /With an Index of Names in Hebrew Script. - München : Saur, 2004. - 699 S. (Bayerische Staatsbibliothek - Schriftenreihe ; 3) ISBN 978-3-598-24061-4
Die Gegenwart der Kabbala
(2005)
rezensierte Werke: Perspectives on Gustav Mahler / ed. by Jeremy Barham. - Aldershot [u.a.] : Ashgate, 2005. - 628 S. ISBN 0-7546-0709-7 Bohlman, Philip: Jüdische Volksmusik : eine mitteleuropäische Geistesgeschichte. - Wien : Böhlau, 2005. - 388 S. (Schriften zur Volksmusik ; 21) ISBN 978-3-205-77119-7 Frühauf, Tina: Orgel und Orgelmusik in deutsch-jüdischer Kultur. - Hildesheim : Olms, 2005. - 336 S. (Netiva ; 6) ISBN 978-3-487-12872-6
rezensiertes Werk: Normes culturelles et construction de la déviance : accusations et procès antijudaïques et antisémites à l'époque moderne et contemporaine ; actes des journées d'études organisées à Paris, à la Maison Heinrich-Heine (Cité internationale universitaire) les 6 et 7 juin 2003 = Kulturelle Normen und Konstruktion von Devianz : antijüdische und antisemitische Beschuldigungen in der Frühen Neuzeit und in der Moderne / par le Collège Doctoral Européen "Ordres Institutionnels, Écrit et Symboles", École Pratique des Hautes Études et Technische Universiät Dresden. Éd. par Juliette Guilbaud, ... - Paris : Collège Doctoral Européen, 2004. - 248 S. (Études et rencontres du Collège Doctoral Européen ; 2) ISBN 2-9521563-0-1
rezensiertes Werk: Weihnukka : Geschichten von Weihnachten und Chanukka ; [Ausstellung Weihnukka, Geschichten von Weihnachten und Chanukka. Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin , 28. Oktober 2005 - 29. Januar 2006] / Jüdisches Museum Berlin. [Konzeptentwicklung: Cilly Kugelmann ...]. - Berlin : Nicolai, 2005. - 129 S. ISBN 3-89479-286-8
rezensiertes Werk: Sachs, Salomo: Mein fünfzigjähriges Dienstleben und literarisches Wirken. "Ich büsse für meinen Glauben." / Herausgegeben von Heegewaldt, Werner ; Sander, Oliver. Kommentiert von Heegewaldt, Werner ; Sander, Oliver. - Berlin : Hentrich & Hentrich, 166 S. (Jüdische Memoiren ; 3) ISBN 978-3-933471-04-8
rezensiertes Werk: Mordstein, Johannes: Selbstbewusste Untertänigkeit : Obrigkeit und Judengemeinden im Spiegel der Judenschutzbriefe der Grafschaft Oettingen 1637-1806. - Epfendorf/Neckar : bibliotheca academica, 2005. - 417 S. (Quellen und Darstellungen zur jüdischen Geschichte Schwabens ; 2) ISBN 978-3-928471-61-9
rezensierte Werke: Löw, Andrea: Juden im Getto Litzmannstadt : Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten. - Göttingen : Wallstein, 2006. - 584 S. (Schriftenreihe zur Lodzer Getto-Chronik) ISBN 978-3-8353-0050-7 Die Chronik des Gettos Lodz /Litzmannstadt / Herausgegeben von Feuchert, Sascha ; Leibfried, Erwin ; Riecke, Jörg. Mitherausgeber: Baranowski, Julian ; Radziszewska, Krystina ; Wozniak, Krzysztof. - Göttingen : Wallstein, 2007. - 3052 S. (Schriftenreihe zur Lodzer Getto-Chronik) ISBN 978-3-89244-834-1
rezensiertes Werk: Marcin Wodziński: Władze Królestwa Polskiego wobec chasydyzmu. Z dziejów stosunków politycznych [Die Behörden des Königreichs Polen und der Chassidismus. Aus der Geschichte der politischen Verhältnisse]. - Wrocław : Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego, 2008. - 283 S. (Złota seria Uniwersytetu Wrocławskiego ; 2)
rezensiertes Werk: "Auch in Deutschland waren wir nicht wirklich zu Hause" : Jüdische Remigration nach 1945 / hrsg. von Lühe, Irmela von der ; Schildt, Axel ; Schüler-Springorum, Stefanie. - Göttingen : Wallstein, 2008. - 508 S. (Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden ; 34) ISBN 978-3-8353-0312-6
rezensierte Werke: Spuren eines Europäers: Karl Emil Franzos als Mittler zwischen den Kulturen / hrsg. von Colin, Amy D. ; Kotowski, Elke V. ; Ludewig, Anna D. - Hildesheim : Olms, 2008. - 252 S. (Haskala ; 36) ISBN 978-3-487-13468-0 Ludewig, Anna D.: Zwischen Czernowitz und Berlin: Deutsch-jüdische Identitätskonstruktionen im Leben und Werk von Karl Emil Franzos (1847-1904). - Hildesheim : Olms, 2008. - 346 S. (Haskala ; 37) ISBN 978-3-487-13702-5
rezensiertes Werk: Critchfield, Richard D.: From Shakespeare to Frisch: The Provocative Fritz Kortner. - Heidelberg : Synchron, 2008. - 223 S. ISBN 978-3-935025-99-7
Im sechsten Band der Reihe Pri ha-Pardes untersucht Ulrike Heikaus die deutschsprachigen Filme, die zwischen 1933 und 1945 aus Mitteleuropa nach Palästina importiert und einer breiten Öffentlichkeit vorgeführt wurden. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Bedeutung und Repräsentation dieser deutschsprachigen Filme in der palästinensischen Filmkultur, ihre Wahrnehmung und Rezeption, vor allem durch die deutschsprachigen Einwanderer selbst. Mehr als zweihundert deutschsprachige Filme wurden in den palästinensischen Kinotheatern während der Jahre 1930 bis 1945 in Palästina zum Teil über Jahre hinweg regelmäßig aufgeführt. Doch wie sehr waren diese Filme tatsächlich in der hebräischsprachigen Öffentlichkeit präsent? Wie wurde für sie geworben? Und wie wurden diese Filme von den deutschsprachigen Einwanderer wahrgenommen? Antworten dazu geben dabei vor allem die in Palästina in den dreißiger und vierziger Jahren erschienenen Zeitungen in deutscher Sprache, die den Neueinwanderern als Mittel zur sozialen Kommunikation und Plattform für gesellschaftliches, kulturelles und soziales Leben zur Verfügung standen. Untersucht werden ferner Materialien israelischer Archive, die über den Aspekt des deutschsprachigen Filmimports und die Vermarktung der Filme im Kontext der frühen Kinokultur im damaligen Palästina Aufschluss geben.
What did Cain say to Abel?
(2009)
Jüdische Friedhöfe in Europa
(2009)
Regulating public space
(2009)
PaRDeS : Zeitschrift der Vereinigung für Jüdische Studien e.V. = 100jähriges Jubiläum Tel Avivs
(2009)
Aus dem Editorial: "Seit Anfang April diesen Jahres feiert Tel Aviv sein 100jähriges Jubiläum. Bei über 400 verschiedenartigsten Veranstaltungen in dieser israelischen Stadt und in unzähligen Orten außerhalb Israels wird 2009 über deren Geschichte resümiert, reflektiert sowie (kritisch) diskutiert. Dabei wird nicht nur die Geschichte der Stadt thematisiert, sondern gerade auch die Gegenwart und insbesondere deren Zukunft. Aus diesem Anlass weist die diesjährige Ausgabe von PaRDeS den Themenschwerpunkt 100 Jahre Tel Aviv /100th anniversary of Tel Aviv auf. Israelische, (zeitweise) in Tel Aviv oder in anderen Ländern tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nähern sich aus mitunter sehr unterschiedlichen Perspektiven und Wissensbereichen der Geschichte und Gegenwart dieser größten israelischen Stadt. Anita Shapira eröffnet mit Tel Aviv, a White City on the Sands den insgesamt sieben Artikel umfassenden Themenschwerpunkt. In ihrem Beitrag umreißt sie die Entstehungsgeschichte der israelischen Großstadt bis zur Gründung des Staates Israel 1948. Shapira geht dabei insbesondere auf zionistische Ideen bei der Stadtgründung und deren (stellenweise nicht) erfolgte Realisierung ein. In den 1920er und 30er Jahren wird das modernisierte Hebräisch zur Triebfeder bei der Herausbildung einer neuen säkular-jüdischen Kultur in Palästina. Innerhalb dieses Prozesses nimmt gerade die jungen Metropole Tel Aviv eine bedeutende Rolle ein. Philipp Messner beschreibt in seinem Beitrag Tel Aviv und die Revolution des hebräischen Schriftbilds diese Umwälzungen auf der graphisch-ästhetischen Ebene des hebräischen Schriftbildes. In ihrem Artikel Von der Einwanderung der Jekim zu ihrer politischen Partizipation bei den Wahlen zum Tel Aviver Stadtrat im Jahr 1936 zeigt Sarah Wittkopf anhand des Publikationsorgans Mitteilungsblatt der Irgun Olej Merkas Europa welchen Widerständen die Einwanderer aus den deutschsprachigen Ländern bei der Mitgestaltung der Politik in Palästina ausgesetzt waren. Im Zentrum der Auseinandersetzungen in Tel Aviv steht der Spitzenkandidat der Einwandererorganisation Felix Rosenblüth. Im vierten Artikel Building a Modern Jewish City: Projects of the Architect Wilhelm Zeev Haller in Tel Aviv stellt Ulrich Knufinke Kontinuitätslinien und -brüche im architektonischen Schaffen Wilhelm Zeev Hallers zwischen Europa und Tel Aviv dar." [die Herausgeber] PaRDeS, die Zeitschrift der Vereinigung für Jüdische Studien e.V., möchte die fruchtbare und facettenreiche Kultur des Judentums sowie seine Berührungspunkte zur Umwelt in den unterschiedlichen Bereichen dokumentieren. Daneben dient die Zeitschrift als Forum zur Positionierung der Fächer Jüdische Studien und Judaistik innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses sowie zur Diskussion ihrer historischen und gesellschaftlichen Verantwortung.