Refine
Year of publication
- 2020 (46) (remove)
Document Type
- Review (46) (remove)
Language
- German (46) (remove)
Keywords
- Anna Seghers (1)
- Bibliothek (1)
- Informationsgesellschaft (1)
- Krieg und Literatur (1)
- Poetik (1)
Institute
„Zur rechten Zeit“ ist ein flüssig geschriebenes, gut lesbares und an ein breites Publikum gerichtetes Sachbuch. Es will die Geschichte der Bundesrepublik „unter dem Eindruck der gegenwärtigen rechten Konjunktur anders denn als gängige Erfolgsgeschichte“ (S. 10) erzählen. Die Autorinnen und Autoren sind nicht bestrebt, das Erfolgsnarrativ radikal zu dekonstruieren und damit den Forschungsertrag der Zeitgeschichtsschreibung zu ignorieren, wohl aber rekonstruieren sie Abschattungen und Brüche, die zeigen, dass der Prozess weniger geradlinig war als häufig angenommen – und dass seine Ergebnisse nicht irreversibel sind.
Die prinzipiellen Schwierigkeiten, die ein ebenso basaler wie kaum greif-und abgrenzbarer Gegenstand wie mentale Bilder mit sich bringt, geht Stephanie Jordans in ihrer philosophiegeschichtlich-literaturtheoretischen Monographie (zugl. RWTH Aachen, Habil.-Schrift, 2016) mit eineraspektreichen Problembeschreibung an. Neben der Darstellung zahlreicher Konzeptualisierungen und entsprechender literarischer Inszenie‐rungen bildhafter mentaler Repräsentation (ohne Traum, Halluzination,Vision) geht es im Kern darum, deren originäre Leistung als ein der Sprache komplementäres Erkenntnisorgan anzuerkennen. Im ersten Teil werden mit dem Fokus auf das Verhältnis von Wahrnehmung, Vorstellung, as Kuhn vorgestellt, gefolgt von fünf poetologisch-ästhetischen Ansätzen(Johann Jakob Bodmer/Johann Jacob Breitinger, Jean Paul, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Theodor Vischer, Hans Blumenberg). Derdritte, systematische Teil verbindet in sechs Zugriffen (Wahrnehmungund Imagination, Sehen und Denken, Sagen und Zeigen, Unsagbarkeit,Nichtpropositionalität, Literarische Erkenntnis) die erarbeiteten historischen Modelle und Begriffe mit der aktuellen Bildwissenschaft: So ermögliche etwa die Unschärfe innerer Bilder deren anhaltende Verhandelbarkeit. Der vierte Teil zeigt anhand von fünf Erzähltexten (von E. T. A.Hoffmann bis Thomas Bernhard) die Funktion der Bildhaftigkeit vonmentalen Bildern für das Textverständnis. Der Band bietet einen fast en‐zyklopädischen, verschiedene Denkmodelle souverän in Beziehung setzenden und stets argumentativ fokussierten Überblick über das Schnittfeld von mentaler Repräsentation, Bildhaftigkeit und Sprache. Die verschiedenen Ansätze und Interpretationslinien werden ohne Komplexitätsverlust präzis und gut lesbar herausgearbeitet.