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Inhalt:
- Kurt-R. Biermann und Ingo Schwarz: Der Aachener Kongreß und das Scheitern der indischen Reisepläne Alexander von Humboldts
- Kurt-R. Biermann und Ingo Schwarz: „Sibirien beginnt in der Hasenheide“ – Alexander von Humboldts Neigung zur Moquerie
- Kurt-R. Biermann und Ingo Schwarz: Rezepte des jungen Alexander von Humboldt von 1789 gegen Mangel an Arbeit und an Subsistenz
- Francisco Díaz Solar y Duanel Díaz Infante: Gastón Baquero invita a leer Cosmos, de Alejandro de Humboldt
- Ottmar Ette: The Scientist as Weltbürger: Alexander von Humboldt and the Beginning of Cosmopolitics
- Margot Faak: Alexander von Humboldt. Reise durch Venezuela
- Heinz Krumpel: Zur Aneignung und Verwandlung der Ideen Humboldts und Krauses in Lateinamerika – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Oliver Lubrich: En el reino de la ambivalencia. La Cuba de Alejandro de Humboldt
- Ursula Thiemer-Sachse: Welche Kunst es ist, Kunst zu begreifen …
Alexander von Humboldts Sicht auf indianische Kunst
- Engelhard Weigl: Alexander von Humboldt and the Beginning of the Environmental Movement
Naturgenuss und Weltgemälde
(2004)
Humboldts "Kosmos" oder "physische Weltbeschreibung" zielte gleichzeitig auf die äußere und die innere Welt. Entsprechend dem berühmten Wort von Horaz sollte sie zugleich nützen und erfreuen. Solch eine Beschreibung war durch zwei Begriffe charakterisiert, durch Kraft und Freiheit. Der Aufsatz beschäftigt sich mit Humboldts Konzeption seines Werkes, mit seinem von Plinius dem Älteren übernommenen Naturbegriff. Immer wieder nannte Humboldt sein berühmtes Vorbild Laplace, dessen methodologische Prinzipien mit seinen eigenen Überzeugungen übereinstimmten. Der Aufsatz zeigt, dass und wie Humboldt von Herder beeinflusst war, ohne dass er Goethes Freund beim Namen nannte, und erklärt Kants Rolle in diesem Kontext. Die letzten Ziele der Humboldtschen Konzeption von Naturwissenschaft waren die Naturgesetze, die die Naturphänomene miteinander verknüpfen. Schließlich wird Humboldts Hochachtung für die Mathematik analysiert.
- Kurt-R. Biermann (hg. von I. Schwarz): Ein „politisch schiefer Kopf“ und der „letzte Mumienkasten“ – Humboldt und Metternich
- Ottmar Ette: Die Ordnung der Weltkulturen : Alexander von Humboldts Ansichten der Kultur
- Eberhard Knobloch: Naturgenuss und Weltgemälde : Gedanken zu Humboldts Kosmos
- Jason H. Lindquist: threats to the European subject in Humboldt’s personal narrative of travels to the equinoctial regions of the New Continent
- Oliver Lubrich: Sobre la disolución del clasicismo en la Relación histórica de un viaje a las regiones equinocciales del Nuevo Continente - Engelhard Weigl: Wald und Klima: Ein Mythos aus dem 19. Jahrhundert
Himmelsblau
(2006)
Alexander von Humboldt widmete einen Teil seiner Forschungsarbeit Erscheinungen, die mit dem Phänomen „Farbe“ zusammenhängen. So erforschte er das Blau des Himmels, interessierte sich für gefärbte Stäube, roten Hagel sowie die Farben von Pflanzen. Mit vielen Wissenschaftler korrespondierte er über damit zusammenhängende Themen – beispielsweise über die Beziehung zwischen Sonnenlicht und der Farbe von Pflanzen, über farbige Schatten, die Blaue Grotte auf Capri, die Farbe von Sternen usw. Interessiert verfolgte Humboldt die Entwicklung von Modellen zur wissenschaftlichen Erklärung der Entstehung von Farben – so beispielsweise für die von Claude-Louis Berthollet entwickelte chemische Vorstellung über die Entstehung des Indigoblaus auf Textilien. Dieser Prozess war für die Textilindustrie von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf Humboldts Interesse am Blau des Himmels, das er mit Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern wie Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottfried Lichtenberg, Caspar David Friedrich and Horace Bénédict de Saussure teilte. Während seiner Reisen durch Südamerika benutzte er Saussure´s Cyanometer, um die Intensität des Blaus des Himmels zu bestimmen. Später korrespondierte er mit seinem Freund François Arago, der ein Cyanometer entwickelt hatte, das auf chromatischer Polarisation basierte, über dieses Instrument. Während seiner Arbeit am Werk „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ erklärte ihm Arago die neuesten Fortschritte der Physik, speziell der Polarographie. Gegen Ende seines Lebens korrespondierte Humboldt mit dem Maler J. G. Schall und räumte ein, irgendwie das Interesse an der physikalischen Aufklärung des Himmelsblaus verloren zu haben.
- Ulrike Leitner: Aus dem Humboldt-Nachlaß: Juan José de Oteyzas Beschreibung der Pyramiden von Teotihuacán
- Ottmar Ette: Alexander von Humboldt, die Humboldtsche Wissenschaft und ihre Relevanz im Netzzeitalter
- Bernd Kölbel, Martin Sauerwein, Katrin Sauerwein, Steffen Kölbel und Lucie Terken: Alexander von Humboldt und seine geognostischen Studien in Göttingen
- Nicolaas A. Rupke: A Metabiography of Alexander von Humboldt
- Franz-J. Weihrauch: Nachrichten aus Amerika oder wie man in Koblenz von Humboldts Reise nach Amerika erfuhr
- Petra Werner Himmelsblau. Bemerkungen zum Thema „Farben“ in Humboldts Alterswerk Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung
- Robert Hoffmann: Die Entstehung einer Legende. Alexander von Humboldts angeblicher Ausspruch über Salzburg.
Alexander von Humboldt hat im Verlauf eines langen Gelehrtenlebens geduldig an der Ausformulierung und Gestaltung einer Wissenschaft von der Welt gearbeitet, an der Vision von jenem Kosmos, dem er während der letzten Jahrzehnte seines Lebens seinen bis heute faszinierenden Entwurf einer physischen Weltbeschreibung widmete. Dabei bildete die selbstkritische Hinterfragung eigener, kulturell geprägter Forschungsansätze im Kontext jeweils spezifischer Kulturen des Wissens ein entscheidendes Kriterium seines wissenschaftlichen Handelns. Wissenschaft von der Welt ist bei Humboldt verbunden mit dem Anspruch, die Welt in ihren komplexen Zusammenhängen neu zu denken: transdisziplinär, interkulturell, kosmopolitisch. So verstanden ist Humboldt keineswegs der "letzte Universalgelehrte", sondern vielmehr Pionier und Vertreter einer neuen Wissenschaftskonzeption, deren Potentiale bis heute noch nicht ausgeschöpft sind.
Der fünfteilige Aufsatz zeigt zunächst Ähnlichkeiten zwischen Humboldts Weltbild und dem Weltbild der Pythagoreer auf und untersucht Humboldts Naturbegriff, der beides umfasst: Die natura naturans und die natura naturata. Zahlen sind Mächte des Kosmos. Sie treten insbesondere in der ‚einzig entscheidenden Methode‘ auf, der Methode der Mittelwerte. Diese ermöglicht, das Gesetz zu erkennen, das der Änderung variabler Größen zugrunde liegt. Beispiele bieten die Arithmetica botanica und der Erdmagnetismus. Abschließend wird gezeigt, wie Humboldt die drei möglichen Weltzugänge Denken, Handeln, Anschauen im Begriff Wissen miteinander verband.
In dem vorliegenden Artikel wird Alexander von Humboldts Beschäftigung mit der geschichtlichen Dimension der Natur analysiert. Es soll gleichzeitig untersucht werden, inwiefern der von Darwin sehr verehrte Humboldt ein „Vorläufer“ des englischen Wissenschaftlers genannt werden kann. Während Humboldt in seiner Jugendzeit auf dem Gebiet der Geschichte der Natur durchaus interessante Forschungsansätze verfolgt, scheint er in der Zeit ab 1800 aus methodischen Gründen Forschungen abzulehnen, die sich mit (unsicheren) Hypothesen über den einstigen Zustand der Erde beschäftigen. Die Wissenschaft, so Humboldt, braucht empirisch fundierte Belege. Untersucht wird auch, inwiefern sich seine Position mit der Zeit verändert, insbesondere angesichts der ab 1810/1820 florierenden Paläontologie. Spannend wird es dann im späten Kosmos, in dem Humboldt zwei eigentlich widersprüchliche Positionen einnimmt: in seinen programmatischen Abschnitten hebt er hervor, daß sich seine Art der Naturbeschreibung ganz strikt auf das Seiende beschränken müsse, anderswo im gleichen Werk subvertiert er diese Aussage allerdings und bietet dem Leser breitangelegte Einblicke in die Geschichte der Natur.
Dass Darwin und Humboldt einander kannten und schätzten, ist allgemein bekannt. Im folgenden Text wird darüber hinaus genauer untersucht, inwieweit Darwin in seinem Werk Origin of Species durch Humboldts Arbeiten angeregt wurde. Darwins datierte Randbemerkungen zu Humboldts Büchern – die sich noch heute in Darwins Library in Cambridge befinden - belegen, dass Darwin noch wenige Wochen vor seinem Tode Humboldts Personal Narratives studierte. Alexander von Humboldts Arbeiten, vor allem sein Reisewerk mit seinen detailreichen Beobachtungen, war für Charles Darwin ein Leben lang eine wichtige empirische Quelle, regten ihn aber auch zum Widerspruch an. Das wird anhand des Themas „Migration“ erläutert. Dennoch waren Darwins und Humboldts Wahrnehmung und Bewertung von Literatur unterschiedlich und offenbaren kontroverse Ansichten von Entwicklung, wie sich u. a. in der Bewertung der Arbeiten Heinrich Bronns zeigt. Von Humboldts Alterswerk Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung, zeigte sich Darwin enttäuscht, weil er bestimmte Erwartungen hatte, die sich nicht erfüllten. Auch von Christian Gottfried Ehrenberg, einem Vertrauten Humboldts, erhoffte Darwin wichtige Erkenntnisse – er schickte an ihn 183 Proben zur Untersuchung. Leider erfüllte sich Darwins Hoffnung nicht.
Gustav Rose (1798-1873) begleitete Alexander von Humboldt auf seiner Russlandreise und stand bis zu Humboldts Tod persönlich und postalisch zum ihm in Kontakt. Die Edition des vorliegenden Briefs zielt darauf ab, die Bedeutung der Person Gustav Rose in ihrer Beziehung zu Alexander von Humboldt und ihrem Einfluss auf den mineralogisch-geologischen Teil des Kosmos zu beleuchten und dem Leser dieses interessante historische Dokument zugänglich zu machen.