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Gegen die gängige Vorstellung von der ‚kreativen Phantasie‘ als dem schöpferischen Vermögen des Dichters argumentiert der Aufsatz, dass erst mit der Frühromantik die Phantasie zum kreativen Vermögen erklärt wird, davor jedoch die Vernunft als kreatives Vermögen galt. In der Fakultätenpsychologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit wurde die imaginatio als ein rein passives Vorstellungsvermögen der Vernunft nicht entgegengestellt, sondern ihr übergeordnet, indem sich die Vernunft der Phantasie als bildgebendem Verfahren bediente. Während das Ergebnis der Phantasie seit der Frühromantik als ästhetisches ‚Werk‘ im emphatischen Sinne gilt, war das Ergebnis der dichtenden Vernunft ein Argument im logischen Sinne, das Prozess der inventio gefunden worden war. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelt sich dann der Begriff der ‚kreativen Phantasie‘ aus dem rhetorischen Konzept der Anschaulichkeit (evidentia).
Zu rezensieren sind zwei Bücher von stattlichem Umfang, die ein gemeinsames Thema und ein gemeinsames Anliegen verbindet. Die Herausgeber beider Bände haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen Reader vorzulegen, der die Forschung zum Thema "Deutsch in Ost und West" in ihrer historischen Entwicklung dokumentiert. Eine Reihe ausgewählter Beiträge - so das übereinstimmende Anliegen - soll nicht nur einen Überblick über wesentliche Phasen und Schwerpunkte der Forschung geben, sondern auch Orientierung und Anregung all denen bieten, die sich dem Thema künftig zuwenden wollen.