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LiebeLesen
(2020)
Unsere Vorlesung versucht, einem verführerisch vielfältigen und unendlich verwirrenden Thema näher und auf die Schliche zu kommen: der Liebe. Und zugleich einer Tätigkeit und kulturellen Praxis, die Literatur erst zum Leben erweckt: dem Lesen. Was haben Leben und Liebe mit dem Lesen, mit dem Akt der Lektüre zu tun? Es geht beim Lesen immer um die Sehnsucht nach einer Ganzheit von Leben und Liebe, um die Herstellung jener Totalität, die uns Menschen im realen Leben grundlegend entzogen ist. Allein die Literatur erlaubt es uns, über die Totalität eines Lebens mit seinen Anfängen und seinen Enden zu verfügen. Und genau dies gilt auch und gerade für die Liebe und deren Geschichten und Vorgeschichten.
Von der Liebe und dem Abendland (Denis de Rougemont) bis zu den Fragmenten einer Sprache der Liebe (Roland Barthes), den Schreibformen des Marquis de Sade, von Giacomo Casanova oder Italo Calvino über die Liebes- und Lesekristallisationen Prousts bis hin zur Liebe in den Zeiten der Cholera (Gabriel García Márquez), von der Liebe zwischen zwei Dichtern und der Transzendenz ihres Begehrens (Juana Borrero) zu den Liebesgeschichten zwischen den Sprachen und Kulturen (Assia Djebar), hin zu den Theorien der Liebesgeschichten nach der Liebe (Michel Houellebecq), von Tristan und Isolde über Don Juan sowie Romeo und Julia bis zu Sab, Emma Bovary und den Versatzstücken aktueller Massenkommunikation zwischen Lese- und Liebesrevolution soll das Verhältnis von Liebe, Leben und Lesen, von Literatur und Leidenschaft leidenschaftslos analysiert werden.
ReiseSchreiben
(2020)
Reiseliteratur besaß als Genre bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend marginale Bedeutung und wurde bestenfalls dokumentarisch gelesen oder sozialwissenschaftlich »ausgewertet«. Heute gehört sie zu jenen literarischen Vermittlungsformen, in denen sich am eindringlichsten die Probleme der (europäischen) Moderne, aber auch aktuelle transkulturelle Herausforderungen, Erfahrungsmodi, Projektionen und Sehnsüchte reflektieren. Der vorliegende Band behandelt Reiseliteratur systematisch wie historisch und stellt die Frage nach den ökonomischen, sozialen und politischen Hintergründen des Reisens, nach der Entwicklung der Gattung seit der frühen Neuzeit, nach den Strukturierungen reiseliterarisch dargestellter hermeneutischer Bewegungen, aber auch nach den Figuren von Reisenden und Lesenden. Im Zentrum stehen französisch-, spanisch- und italienischsprachige Reisen(de), aber auch deutsch- und englischsprachige Texte seit der Frühen Neuzeit sowie reiseliterarische Ausdrucksformen des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Sagt uns die Reiseliteratur, wohin die Reise unserer Gesellschaften geht?
Ars Equitandi
(2020)
Nachdem Federico Griso 1550 in Neapel das weltweit erste gedruckte Reitlehrbuch veröffentlicht hatte, folgten etliche Autoren in ganz Europa seinem Beispiel. Die vorliegende Studie untersucht theoretische Texte zur Reitkunst, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in deutscher Sprache erschienen. Dabei wird nicht nur (mitunter überraschend aktuelles) reiterliches Spezialwissen aus der Vergangenheit vergegenwärtigt, sondern zugleich auch ein weiter Rundblick über die Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit eröffnet. Denn das Reiten gehörte ebenso selbstverständlich wie notwendig zu vielen Bereichen des Lebens, angefangen beim Personenverkehr über Kriegführung, Jagd, Turnier, Sport und Vergnügen bis hin zur höfischen Repräsentation mit ihren höchsten Steigerungen in der Festkultur. Reitlehren wandten sich an ein Publikum, das Bücher kaufen und lesen konnte: Sie spiegeln daher die gesellschaftlichen Dynamiken von adeliger Disktinktion und bürgerlicher Emanzipation.
Als die Theorie des Reitens in Büchern festgehalten wurde, erfuhr das Reiten eine Aufwertung von der angewandten Körpertechnik zu einer ‚echten‘ Kunstform, die nunmehr ihren Platz im Wissens- und Wertesystem der Renaissance beanspruchte. Infolgedessen sind die Reitlehren geprägt durch die allgemeine Tendenz zur Professionalisierung, durch die Kanonisierung von angewandtem Traditions- und Erfahrungswissen, durch den Rangstreit der Künste, durch (Sinn-)Bilder und Symbole, durch die politischen Ideengeschichte, durch den kunsttheoretischen Nachahmungsdiskurs und sogar durch die Medizingeschichte.
Nicht zuletzt geht es in dieser Studie um die Frage, inwieweit man aus den aufwendig gestalteten Lehrbüchern überhaupt das Reiten erlernen konnte – oder ob die schönen Bände nicht womöglich (auch) ganz andere Funktionen übernahmen.
Mehr als nur Soldatenkönig
(2020)
Laut gängiger Auffassung leitet sich die Regierungsbilanz des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. in erster Linie aus den Reformen im Militärwesen und in der Verwaltung sowie aus seinen Bemühungen um eine Sanierung des Haushaltes her. Die von den Zeitgenossen bzw. der Nachwelt vorgenommenen Titulierungen als 'Roi sergeant', 'größter innerer König' oder 'Plusmacher' entsprachen genau diesen Zuweisungen. Solche Verdienste sind ihm gewiss nicht abzusprechen, jedoch erfassen diese Etikettierungen kaum die gesamte Persönlichkeit des Monarchen. Deshalb hat sich der aus einer vom Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem und von der Historischen Kommission zu Berlin ausgerichteten Tagung hervorgehende Sammelband vor allem solchen Facetten zugewandt, die man gemeinhin nicht mit der Herrschaftspraxis Friedrich Wilhelms I. verbindet. Vielmehr geraten mit dem durchaus in dynastischen Kategorien denkenden, dem sehr wohl den Konventionen der Zeremonialpraxis seiner Zeit folgenden, keineswegs sich durchweg naiv auf dem Parkett der Außenpolitik bewegenden und dem sich zuweilen als kunstsinnig und Genussmensch erweisenden Monarchen solche Seiten seiner Persönlichkeit in den Blick, die belegen, dass er 'mehr war als nur ein Soldatenkönig.
Die Danziger Juden bildeten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine der größten jüdischen Gemeinschaften Preußens. Bis zum Jahr 1883 blieben sie allerdings in fünf Gemeinden gespalten und konnten ihr Potenzial nicht in vollem Ausmaß nutzen. Das zu dieser Zeit angesammelte ökonomische, soziale und kulturelle Kapital setzten sie erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts endgültig ein und wurden an der Wende zum 20. Jahrhundert zum Kern des Bürgertums der westpreußischen Hauptstadt.
Diese Monographie skizziert die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft Danzigs vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklungen in Deutschland: des Bevölkerungswachstums, der wirtschaftlichen Konjunkturen, der Neuorganisation des Gemeinde- und Vereinswesens, der Modernisierung des Judentums, der Akkulturation sowie des modernen Antisemitismus. Die sozialhistorische Lokalstudie basiert auf größtenteils erstmals ausgewerteten Akten der Danziger jüdischen Gemeinden aus den Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem, auf Quellen aus Berliner und Danziger Archiven sowie auf umfangreichem zeitgenössischen Pressematerial.
Friedrich Wilhelm I.
(2020)
Friedrich Wilhelm I. von Preußen: ein Monarch der Widersprüche König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), Wegbereiter für Preußens Vormachtstellung, war bereits zu Lebzeiten eine höchst kontroverse Herrscherfigur. Anders als sein Sohn Friedrich der Große, der ein begnadeter Fachmann in Sachen Selbstinszenierung war, oder sein Großvater, dem »Großen Kurfürsten«, nach dem er benannt ist, wurde er von Anfang an ambivalent beurteilt. Frank Göse, Spezialist für die frühneuzeitliche preußische Geschichte, legt die erste umfassende Biographie des Monarchen vor und beurteilt ihn entschieden aus seiner Zeit heraus. Er zeichnet die Rolle des Königs an der Entwicklung Preußens nach und würdigt seine Leistungen in der Finanz-, Wirtschafts- und Militärpolitik. Friedrich Wilhelm I. im Kontext seiner Zeit: Vom Kronprinz zum »größten inneren König« Preußens Der Weg vom ärmlichen Staat an der Peripherie zum mächtigen Land: Großes Panorama Preußens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Wie der »Soldatenkönig« und »roi sergeant« den preußischen Staat als Militärmonarchie prägte Welche Werte prägten Friedrich Wilhelm und wie trug seine Herrschaft zum negativen Preußenbild bei? »Bildungsfeind« und »Kunstbanause«: Warum König Friedrich Wilhelm I. kein Sympathieträger war Als Vater trat er despotisch auf und beschwor innerhalb der Familie schlimme Zerwürfnisse herauf. Als Herrscher ordnete er seinen »lieben blauen Kindern«, den Soldaten seines Königsregiments, alles unter. Mit cholerischen Charakterzügen, Geiz und Misstrauen ausgestattet weckte er beim Adel Ablehnung. Gleichzeitig stellten seine umfassenden Reformen im Bereich Bildung, Finanzen und Militär die Weichen für den oft deklarierten »preußischen Sonderweg«. Frank Göse analysiert in diesem Sachbuch die Person Friedrich Wilhelms I. prägnant und nachvollziehbar im Kontext seiner Herrschaftspraxis. So macht er den Weg frei für eine möglichst vorurteilsfreie Beurteilung des preußischen Königs!
Als Friedrich Wilhelm I.- der Soldatenkönig - 1713 den Thron bestieg, war Preußen ein zurückgebliebenes Land. Als er 1740 starb, verfügte es über Schulen, moderne Verwaltung und eine schlagkräftige Armee.Frank Göse schreibt die erste umfassende Biographie des Begründers preußischer Macht - und damit das Panorama Preußens zur Zeit seines Aufstiegs.
Von Moses bis Moses ...
(2020)
Von Moses bis Moses… möchte den vom biblischen und rabbinischen Judentum geprägten und zugleich das Judentum der Moderne prägenden Juden Moses Mendelssohn sichtbar machen und deuten: Vom Moses der Bibel über Moses Maimonides bis zu Moses aus Dessau werden Entwicklung und Überzeugungen des jüdischen Denkers Moses Mendelssohn zwischen deutscher und jüdischer Aufklärung nachgezeichnet. Von Moses bis Moses… versucht sich durch eine Auswahl verschiedener Studien an einer Charakteristik des jüdischen Mendelssohn im übergreifenden Kontext der europäischen Aufklärung: Anhand der Analyse von aussagekräftigen Details aus seinen deutschen und hebräischen Schriften zur Religionsphilosophie, zu Bibel-Exegese und jüdischem Recht werden die philosophischen, politischen und religiösen Positionen Mendelssohns als prominentester Jude des 18. Jahrhunderts dargestellt und konturiert. Der Blick auf den jüdischen Mendelssohn erschließt dessen kritische Auseinandersetzung mit dem Christentum, aber auch seinen Anschluss an und seine Abgrenzung von den christlichen Aufklärern, darunter Leibniz, Reimarus, Michaelis, Kant, Abbt, Lavater, Dohm, Herder, und sogar sein Freund Lessing. Zugleich beleuchtet Von Moses bis Moses… Mendelssohns wichtige Rolle als Wegbereiter und Vorbild der Haskala.
Nachdem Kaiser Karl IV. 1373 seinem Schwiegersohn, Markgraf Otto dem Faulen von Brandenburg, dessen Fürstentum abgenommen hatte, ließ er 1375/76 das sogenannte Landbuch der Mark Brandenburg in lateinischer Sprache anlegen. Es ist eine Zusammenstellung der Burgen, Städte, Dörfer, Ritter, Gerichte, Dienste, Rechte, Zölle und anderer Einkünfte, die dem Markgrafen von Brandenburg damals noch gehörten. Denn vieles davon war von seinen Vorgängern seit dem 13. Jahrhundert zur Beschaffung von Geld bereits an Adlige, Geistliche, Städte und Bürger verpfändet oder verkauft worden. Diese für die spätmittelalterliche Geschichte der Mark Brandenburg äußerst wichtige Quelle ist nur noch in drei Abschriften - von denen zwei aus dem Ende des 14.¿Jahrhunderts stammen, während eine weitere zwischen 1420 und 1450 entstand - im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem überliefert. Der Text des Landbuches wurde 1781, 1856 und 1940 veröffentlicht. Hier liegt der Nachdruck der Edition von Johannes Schultze des allgemeinen Teils - ohne die Dorfregister - erstmals mit einer deutschen Übersetzung vor. Herausgeber und Verlag hoffen, damit den Heimat- und Ortshistorikern sowie allen an der brandenburgischen Geschichte Interessierten die Arbeit mit dieser wichtigen Quelle zu erleichtern.
Die Geschichte der deutschen Sprache als unverzichtbares Standardwerk für das germanistische Studium erscheint nunmehr in der 12., überarbeiteten und aktualisierten Auflage. Das umfassende Lehrbuch zur Sprachgeschichte gliedert sich fortan in zwei Bände: Dieser erste Teil bietet neben einer Einführung in sprachgeschichtliche Fragen eine detaillierte Darstellung der Vorgeschichte und der Geschichte der deutschenSprache bis in die Gegenwart. Basierend auf intensiven Quellenanalysen fokussiert sich die Darstellung auf kultur- und sozialgeschichtliche Aspekte. Lediglich dieKapitel zur indogermanischen und germanischen Sprache enthalten bereits wichtige strukturgeschichtliche Informationen.