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Gewichts- und essstörungsrelevante Auffälligkeiten sind bereits im Kindesalter verbreitet. Neben genetischen Faktoren kommt auch die familiale Vermittlung gestörten Essverhaltens als Genesefaktor in Betracht. Ab dem Alter von zehn Jahren gibt es eine breite empirische Basis für die Verknüpfung gestörten Essverhaltens zwischen Müttern und ihren Kindern. Für das Alter unter zehn Jahren existiert bislang wenig gesichertes Wissen. Die Erforschung der spezifischen Wirkung des mütterlichen auf kindliches gestörtes Essverhalten ist jedoch im Hinblick auf Ansätze zur Prävention kindlicher Gewichts- und Essstörungen für dieses Alter von Bedeutung. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde gestörtes Essverhalten von Müttern und Kindern im Alter zwischen einem und zehn Jahren sowie die Beziehung gestörten Essverhaltens von Müttern und ihren Kindern in zwei Studien analysiert. Die erste Studie verfolgte das Ziel, gestörtes Essverhalten von Müttern und Kindern sowie deren Beziehung im Kontext mütterlichen Übergewichts zu analysieren. Es wurden 219 Mütter von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren befragt. In der zweiten Studie wurde neben mütterlichem Übergewicht die Rolle mütterlicher Essstörungssymptomatik fokussiert und in den Analysen des gestörten Essverhaltens von Kindern im Alter von einem bis zehn Jahren berücksichtigt. In die Untersuchung ging eine Stichprobe von 506 Müttern und deren Kindern ein. In beiden Studien beantworteten Mütter ein Fragebogenpaket, welches Instrumente zum gestörten Essverhalten der Mütter (emotionales, externales und gezügeltes Essverhalten) und gestörten Essverhalten des Kindes (emotionales und externales Essverhalten sowie Verlangen nach Essen) umfasste. In der zweiten Studie wurden darüber hinaus Primärsymptomatik einer Essstörung der Mutter (Schlankheitsstreben, Körperunzufriedenheit und bulimisches Essverhalten) und pathologisches Essverhalten der Kinder erfragt. Übergewichtige Mütter berichteten nicht nur höhere Ausprägungen emotionalen und externalen Essverhaltens, sondern auch mehr Schlankheitsstreben, Körperunzufriedenheit und bulimisches Essverhalten als normal- und untergewichtige Mütter. Insgesamt 26% der befragten Mütter der zweiten Studie berichteten eine relevante Essstörungssymptomatik, davon waren 62% übergewichtig. Für die Kinder konnten keine Geschlechtsunterschiede hinsichtlich des Essverhaltens nachgewiesen werden. Im Grundschulalter waren emotionales und pathologisches Essverhalten höher ausgeprägt als bei jüngeren Kindern. Kindliches Übergewicht war mit mehr emotionalem und externalem Essverhalten, Verlangen nach Essen sowie pathologischem Essverhalten verbunden. Das Vorliegen mütterlichen Übergewichts sowie einer mütterlichen Essstörungssymptomatik war mit höheren Ausprägungen v.a. emotionalen Essverhaltens des Kindes assoziiert. Die höchsten Ausprägungen emotionalen Essverhaltens zeigten Kinder, deren Mütter Übergewicht und eine komorbide Essstörungssymptomatik berichtet hatten. Darüber hinaus leisteten gestörte Essverhaltensweisen der Mutter über allgemeine und gewichtsspezifische Aspekte hinaus einen relevanten Beitrag zur Varianzaufklärung emotionalen und externalen Essverhaltens des Kindes. Dabei war emotionales und externales Essverhalten von Mutter und Kind spezifisch miteinander verknüpft. In der ersten Studie ließ sich im Rahmen eines Mediatormodells zeigen, dass die Beziehung zwischen mütterlichem BMI und emotionalem Essverhalten des Kindes vollständig durch das emotionale Essverhalten der Mutter vermittelt wurde. In der zweiten Studie moderierte das Alter des Kindes die Beziehung zwischen emotionalem Essverhalten von Müttern und ihren Kindern in Richtung einer signifikanten Assoziation ab dem Alter von 5,4 Jahren des Kindes. Die vorliegende Arbeit liefert deutliche Hinweise auf die Verknüpfung zwischen mütterlichen gewichts- und essstörungsrelevanten Merkmalen und kindlichem gestörtem Essverhalten. Die Befunde legen nahe, dass emotionales Essverhalten als spezifischer Übertragungsweg gewichts- und essbezogener Störungen zwischen Müttern und Kindern in Betracht kommt und in Präventionsansätzen berücksichtigt werden sollte.
Körperliche Attraktivität und gutes Aussehen spielen in der heutigen Gesellschaft eine entscheidende Rolle, was bereits frühzeitig auch Kinder und Jugendliche in ihren Einstellungen und der Wahrnehmung ihres Körpers prägt. Sorgen um den eigenen Körper gelten als normatives Problem unter Jugendlichen und bergen nicht selten das Risiko für gesundheitsgefährdendes Verhalten und psychische Erkrankungen. In der Suche nach den Ursachen gerieten in den letzten Jahren insbesondere soziokulturelle Faktoren, insbesondere der Einfluss von medial vermittelten Schönheitsidealen, in den Fokus der Forschung. Es ist jedoch fraglich, warum nicht alle Jugendlichen in gleicher Weise auf den allgegenwärtigen Mediendruck reagieren. Naheliegend ist, dass die Jugendlichen besonders gefährdet sind, deren unmittelbares soziales Umfeld das geltende Schönheitsideal direkt oder indirekt vermittelt und verstärkt. Das Verständnis der Rolle sozialen Drucks ist jedoch bislang noch durch zahlreiche inhaltliche und methodische Aspekte beschränkt (z.B. Einschränkungen in der Operationalisierung, ungenügende Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Mechanismen, fehlende längsschnittliche Belege). Daher widmet sich die vorliegende Arbeit der Bedeutung aussehensbezogenen sozialen Drucks in der Entstehung von Körperunzufriedenheit im Jugendalter in drei aufeinander aufbauenden Untersuchungsschritten. Ausgehend von der Entwicklung eines umfassenden und zuverlässigen Erhebungsinstruments zielt die Arbeit darauf ab, unterschiedliche Aspekte sozialen Drucks gegenüberzustellen und hinsichtlich ihrer Verbreitung und Risikowirkung zu vergleichen. Die Umsetzung des Forschungsvorhabens erfolgte in unterschiedlichen Schülerstichproben der Klassen 7 bis 9 unterschiedlicher Gymnasien und Gesamtschulen (Hauptstichprobe N = 1112, im Mittel = 13.4 ± 0.8 Jahre). Dabei wurden sowohl quer- als auch längsschnittliche Analysen durchgeführt. Zusätzlich wurden zur Erprobung des Fragebogenverfahrens klinische Stichproben mit Ess- und Gewichtsstörungen herangezogen. Zur detaillierten Erfassung unterschiedlicher Formen aussehensbezogenen sozialen Drucks erfolgte im ersten Schritt die Entwicklung des Fragebogen zum aussehensbezogen sozialen Druck (FASD), welcher acht unterschiedliche Formen aussehensbezogene sozialen Drucks ausgehend von Eltern und Gleichaltrigen reliabel und valide erfasst. Dabei erwies sich das Verfahren gleichermaßen für Jungen und Mädchen, wie für Jugendliche mit unterschiedlichem Gewichtsstatus geeignet. Die psychometrische Güte des Verfahrens konnte sowohl für populationsbasierte als auch für klinische Stichproben mit Ess- und Gewichtsstörung belegt werden, wodurch eine breite Einsatzmöglichkeit in Forschung und Praxis denkbar ist. Im zweiten Schritt erfolgte die Untersuchung der Verbreitung aussehensbezogenen sozialen Drucks unter besonderer Berücksichtigung von Geschlechts-, Alters- und Gewichtsgruppenunterschieden. Dabei erwiesen sich Mädchen als stärker von aussehensbezogenem Druck durch Gleichaltrige betroffen als Jungen. Darüberhinaus legen die Ergebnisse nahe, dass Übergewicht ungeachtet des Geschlechts mit verstärkten aussehensbezogenen Abwertungen und Ausgrenzungserfahrungen verbunden ist. Zudem deuten die Alterseffekte der Studie darauf hin, dass der Übergang von früher zu mittlerer Adoleszenz aber auch Schulwechsel besonderes kritische Zeitpunkte für die Etablierung aussehensbezogener Einflüsse darstellen. Abschließend widmete sich die Arbeit der längsschnittlichen Risikowirkung unterschiedlicher Aspekte aussehensbezogenen sozialen Drucks in der Entstehung von Körperunzufriedenheit. Aussehensbezogene Einflüsse von Freunden verstärkten längsschnittlich Körpersorgen sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. Zudem ergab sich das Erleben von Ausgrenzung durch Gleichaltrige als entscheidender Risikofaktor für gewichtsbezogene Körpersorgen unter Jungen. Als bedeutsamster elterlicher Einfluss erwiesen sich Aufforderungen auf die Figur zu achten. Diese Aufforderungen verstärkten gleichermaßen für Mädchen und Jungen gewichtsbezogene Körpersorgen. Die vorliegende Arbeit widmete sich dem Ziel, die Rolle aussehensbezogener sozialer Einflüsse weiter aufzuklären. Das dazu vorgelegte umfassende Instrument ermöglichte eine differenzierte Betrachtung der Verbreitung und Wirkung unterschiedlicher Formen sozialen Drucks. Hierdurch weisen die Ergebnisse nicht nur auf wichtige geschlechtsspezifische Mechanismen hin, sondern leisten ebenso einen Beitrag zum vertieften Verständnis der Risikowirkung sozialen Drucks. Diese Erkenntnisse liefern somit einerseits konkrete Ansatzpunkte für Prävention und Intervention und ermöglichen andererseits auch eine weitere Konkretisierung bereits etablierter soziokultureller Wirkmodelle.
Simple geometric shapes moving in a self-propelled manner, and violating Newtonian laws of motion by acting against gravitational forces tend to induce a judgement that an object is animate. Objects that change their motion only due to external causes are more likely judged as inanimate. How the developing brain is employed in the perception of animacy in early ontogeny is currently unknown. The aim of this study was to use ERP techniques to determine if the negative central component (Nc), a waveform related to attention allocation, was differentially affected when an infant observed animate or inanimate motion. Short animated movies comprising a marble moving along a marble run either in an animate or an inanimate manner were presented to 15 infants who were 9 months of age. The ERPs were time-locked to a still frame representing animate or inanimate motion that was displayed following each movie. We found that 9-month-olds are able to discriminate between animate and inanimate motion based on motion cues alone and most likely allocate more attentional resources to the inanimate motion. The present data contribute to our understanding of the animate-inanimate distinction and the Nc as a correlate of infant cognitive processing.
Visual information processing is guided by an active mechanism generating saccadic eye movements to salient stimuli. Here we investigate the specific contribution of saccades to memory encoding of verbal and spatial properties in a serial recall task. In the first experiment, participants moved their eyes freely without specific instruction. We demonstrate the existence of qualitative differences in eye-movement strategies during verbal and spatial memory encoding. While verbal memory encoding was characterized by shifting the gaze to the to-be-encoded stimuli, saccadic activity was suppressed during spatial encoding. In the second experiment, participants were required to suppress saccades by fixating centrally during encoding or to make precise saccades onto the memory items. Active suppression of saccades had no effect on memory performance, but tracking the upcoming stimuli decreased memory performance dramatically in both tasks, indicating a resource bottleneck between display-controlled saccadic control and memory encoding. We conclude that optimized encoding strategies for verbal and spatial features are underlying memory performance in serial recall, but such strategies work on an involuntary level only and do not support memory encoding when they are explicitly required by the task.
Control of fixation duration during scene viewing by interaction of foveal and peripheral processing
(2013)
Processing in our visual system is functionally segregated, with the fovea specialized in processing fine detail (high spatial frequencies) for object identification, and the periphery in processing coarse information (low frequencies) for spatial orienting and saccade target selection. Here we investigate the consequences of this functional segregation for the control of fixation durations during scene viewing. Using gaze-contingent displays, we applied high-pass or low-pass filters to either the central or the peripheral visual field and compared eye-movement patterns with an unfiltered control condition. In contrast with predictions from functional segregation, fixation durations were unaffected when the critical information for vision was strongly attenuated (foveal low-pass and peripheral high-pass filtering); fixation durations increased, however, when useful information was left mostly intact by the filter (foveal high-pass and peripheral low-pass filtering). These patterns of results are difficult to explain under the assumption that fixation durations are controlled by foveal processing difficulty. As an alternative explanation, we developed the hypothesis that the interaction of foveal and peripheral processing controls fixation duration. To investigate the viability of this explanation, we implemented a computational model with two compartments, approximating spatial aspects of processing by foveal and peripheral activations that change according to a small set of dynamical rules. The model reproduced distributions of fixation durations from all experimental conditions by variation of few parameters that were affected by specific filtering conditions.
Rational action understanding requires that infants evaluate the efficiency of a movement in achieving a goal with respect to situational constraints. In contrast, recent accounts have highlighted the impact of perceptual characteristics of the demonstrated movement or constraints to explain infants' behavior in so-called rational imitation tasks. The current study employed eye tracking to investigate how 13- to 15-month-old infants distribute their visual attention to different aspects of an action demonstration. In three tasks (touchlight, house, and obstacle), infants watched videos in which a model performed an unusual action while she was or was not restricted by situational constraints. Infants' overall looking to the demonstration as well as looking to four segments of the video (initial segment, constraint demonstration, action performance, and final segment) and to specific areas (constraint area of interest [AOI] and action AOI) was analyzed. Overall, infants looked longer at the demonstration in the constraint condition compared with the no-constraint condition. The condition differences occurred in the two video segments where the constraint or action was displayed and were especially profound for the constraint AOI. These findings indicate that infants processed the situational constraints. However, the pattern of condition differences varied slightly in the three tasks. In sum, the data imply that infants process perceptual characteristics of the movement or constraints and that low-level perceptual processes interact with higher level cognitive processes in infants' action perception.
Several chronometric biases in numerical cognition have informed our understanding of a mental number line (MNL). Complementing this approach, we investigated spatial performance in a magnitude comparison task. Participants located the larger or smaller number of a pair on a horizontal line representing the interval from 0 to 10. Experiments 1 and 2 used only number pairs one unit apart and found that digits were localized farther to the right with "select larger" instructions than with "select smaller" instructions. However, when numerical distance was varied (Experiment 3), digits were localized away from numerically near neighbors. This repulsion effect reveals context-specific distortions in number representation not previously noticed with chronometric measures.