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Carl Einsteins Drama „Die schlimme Botschaft“ (1921), das ihm einen Prozess wegen Gotteslästerung einbrachte, steht mit seiner kritischen Haltung gegenüber der christlichen Lehre von der Kreuzigung und Auferstehung im Trend einer seinerzeit von jüdischen Theologen geführten Diskussion mit Adolf Harnacks Modernisierungsprojekt des Christentums. Jüdische Theologen wie Joseph Eschelbacher entwarfen ein Judentum, das, anders als von Harnack dargestellt, bereits jene moderne Gestalt einer Religion erfüllt, die Harnack für das Christentum erst zu erreichen versuchte. Einsteins „vom Dogma abweichende[r] Standpunkt“, der ihm vor Gericht von einem katholischen Geistlichen als Standpunkt eines dissidenten Juden vorgeworfen wurde, hätte durchaus als Beitrag eines jüdischen Literaten zur Apologie des Judentums gelten können, wenn Einstein nicht selbst seine Glaubensbrüder im Verbund mit der von ihm abgelehnten bürgerlichen Ideologie des kapitalistischen Marktes gesehen hätte.
Inhalt: 1) Die Berliner Jahre 1920-24 2) Die Berichterstattung für den Forverts 1940-45 2.1) Bolschewistische und nationalsozialistische Herrschaftspraxis im Vergleich 2.2) Die Lage der Juden in Europa und die Haltung der amerikanischen Juden 2.3) Die Auseinandersetzung mit der deutschen Gesellschaft und der nationalsozialistischen Ideologie
„Wer ist wer?!“
(2013)
Dieser Beitrag liefert eine historische Übersicht zur Entwicklung des polemischen Diskurses,der sich über zwei Jahrtausende hinweg aus der biblischen Esau/Jakob Narrative bis ins zwanzigste Jahrhundert entwickelt hat. Dabei werden die Bedeutungen einige seiner herausragenden und wenig beachteten Erscheinungen hervorgehoben; besonders die Komödie Jakob und Christian (1937) des deutschen Zionisten Sammy Gronemann (1875–1952). Sie wird im Detail analysiert und gezeigt wie sich durch Gronemann Esau und Jakob in Symbolfiguren des aschkenasischen Judentums und des nationalsozialistischen Deutschtums verwandeln. Gronemanns Innovation besteht darin, dass er mit Hilfe eines rabbinischen Axiom betreffs Purim die überlieferte dichotomische Polarität zwischen Esau und Jakob zugunsten einer humanistischen Menschensicht mittels emphatischer Dialektik auflöst. Dieses exemplarische Phänomen wird eingehend beschrieben, sowie die Rezeption des Stückes in Wien und Tel Aviv.
Jakob Wassermanns Roman „Die Juden von Zirndorf“ (1897), ein Sittengemälde deutsch-jüdischen Lebens, ist von diversen messianischen Vorstellungen getragen, die nur zum Teil auf die jüdische Tradition zurückzuführen sind. Folglich vereint der jüdische Knabe Agathon, die Hauptgestalt des zweiten Romanteils, Züge sowohl des jüdischen Messias als auch des christlichen Heilands. Die hohe Anzahl von Anspielungen auf die Figur Jesu und die ästhetische Funktionalisierung christologischer Motive im Roman ist in den Kontext jener „Heimholung Jesu in das Judentum“ einzubetten, die ab dem 19. Jahrhundert mit der Wissenschaft des Judentums einsetzte. Der vorliegende Beitrag wird – vor dem Hintergrund zeitgenössischer Jesus-Deutungen – sowohl auf die Spuren Jesu in der Charakterisierung Agathons als auch auf die Aneignung christologischer Motive vor allem im 2. Romanteil eingehen. Dabei soll insbesondere auf Lou von Salomés Aufsatz „Jesus der Jude“ (1896) als mögliche Quelle verwiesen werden.