Algorithmen als Dozierende?
(2023)
Auf maschinellem Lernen basierende Tools haben schon längst Einzug in unseren Alltag gefunden und so konnten auch in der Lehrkräftebildung erste Anwendungen entwickelt, erprobt und evaluiert werden. Im Teilprojekt Physikdidaktik des Schwerpunktes 2 „Schulpraktische Studien“ wurden auf Basis eines Rahmenmodells für Reflexion (Nowak et al., 2019) automatisierte Analysemethoden (Wulff et al., 2020) entwickelt und fanden Einzug in universitäre fachdidaktische Lehre (Mientus et al., 2021a). Mit dem Projekt konnten Potenziale KI-basierter Unterstützung aufgezeigt und verstetigt sowie spezifische Herausforderungen identifiziert werden. Dieser Beitrag skizziert ausgewählte Anwendungsmöglichkeiten und weiterführende Forschungen unter dem Gesichtspunkt der Akzeptanz computerunterstützter Lehre.
Befragungsergebnisse unter Lehramtsstudierenden belegen nur mittelmäßige Relevanzeinschätzungen hinsichtlich fachwissenschaftlicher Studieninhalte. Der Relevanzwahrnehmung in Lehr-Lern-Situationen werden indes motivations- und interessensförderliche Effekte und dadurch Einflüsse auf den Wissenserwerb zugeschrieben. Der Beitrag stellt eine auf Theorien zur Relevanzeinschätzung und einem besonderen, auf Lehr-Lern-Kontexte anwendungsbezogenen Fachwissen basierende Interventionsmaßnahme im Bachelorgeschichtsstudium an der Universität Potsdam vor: eine spezielle Vorlesung und Online-Tutorium mit Lehr-Lern-Videos, die auf die Erhöhung der Relevanzwahrnehmung von Lehramts- und Fachstudierenden abzielt. Eine fragebogengestützte Erhebung zu den Relevanzeinschätzungen der Studierenden nach dem Besuch der Lehrveranstaltung zeigt, dass alle Geschichtsstudierenden die Inhalte der Vorlesung und des Online-Tutoriums als relevant für Studium und Beruf einschätzen. Insbesondere die Inhalte des Online-Tutoriums, das anwendungsbezogenes Fachwissen vertieft, werden als berufsrelevant eingestuft, Fachstudierende könnten aber noch besser adressiert und Reflexionsfragen zur eigenen Generierung von Relevanz seitens der Studierenden eingebaut werden. Die Studie belegt insgesamt Gelingensfaktoren für die Konzeption fachwissenschaftlicher Vorlesungen, die auch an anderen Universitätsstandorten die mangelnde Relevanzeinschätzung erhöhen könnten.
Im Rahmen der Lehrkräftebildung stellen hohe Selbstwirksamkeitserwartungen eine wichtige persönliche Ressource dar, um einem erhöhten Beanspruchungserleben entgegenzuwirken. Dabei gelten erfolgreiche eigene Erfahrungen im Unterrichten als Möglichkeit, die Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartungen in der Lehrkräftebildung zu begünstigen. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen eines Schulnetzwerks ein Seminarkonzept entwickelt, um neben den obligatorischen Praktika während des Lehramtsstudiums weitere begleitete Unterrichtserfahrungen sammeln zu können. Dabei werden die Seminarkonzeption sowie der Ablauf der Kooperation im Kontext der Netzwerkarbeit dargestellt und erläutert. Darüber hinaus werden die Ergebnisse der Seminarevaluation vorgestellt und ein Fazit aus dem Konzept des Schulnetzwerks bzw. der Seminarkonzeption gezogen und diskutiert.
Um der großen und zunehmenden sprachlichen Heterogenität der Lernenden gerecht werden zu können, müssen Lehrkräfte schulische Lerngelegenheiten sprachbildend und sprachsensibel gestalten. Sprachliche Unterstützungsangebote müssen hierfür diagnostisch basiert sein und sollten alle relevanten Facetten von Sprache in den Blick nehmen. Im PSI-Teilprojekt „MeWis“ wurde untersucht, welche Vorstellungen Lehramtsstudierende bezüglich der komplexen und facettenreichen Struktur sprachlicher Kompetenzen haben. Im Rahmen ihrer Lehramtsausbildung (Primarstufe sowie Inklusionspädagogik) wurden n = 196 Bachelorstudierende gebeten, ihre Vorstellungen zur Struktur sprachlicher Kompetenzen in Concept Maps (CMs) zu dokumentieren. Die Analysen der CMs zeigen, dass sich in den Vorstellungen der Studierenden ein ausgeprägtes Ungleichgewicht zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit findet, wobei die Studierenden die schriftsprachlichen Kompetenzen Lesen und Schreiben deutlich höher gewichten und das Zuhören als rezeptive mündliche Kompetenz kaum Erwähnung findet. Ergänzend greifen die Studierenden in ihren CMs häufig die in der Sprachbildung intensiv thematisierte Unterscheidung von Alltags-, Fach- und Bildungssprache auf. Erkenntnisse des MeWis-Projekts sind in die Arbeit der AG Sprachbildung der Universität Potsdam eingeflossen und auf diese Weise in der Lehramtsausbildung verstetigt worden.
The highly structured nature of the educational sector demands effective policy mechanisms close to the needs of the field. That is why evidence-based policy making, endorsed by the European Commission under Erasmus+ Key Action 3, aims to make an alignment between the domains of policy and practice. Against this background, this article addresses two issues: First, that there is a vertical gap in the translation of higher-level policies to local strategies and regulations. Second, that there is a horizontal gap between educational domains regarding the policy awareness of individual players. This was analyzed in quantitative and qualitative studies with domain experts from the fields of virtual mobility and teacher training. From our findings, we argue that the combination of both gaps puts the academic bridge from secondary to tertiary education at risk, including the associated knowledge proficiency levels. We discuss the role of digitalization in the academic bridge by asking the question: which value does the involved stakeholders expect from educational policies? As a theoretical basis, we rely on the model of value co-creation for and by stakeholders. We describe the used instruments along with the obtained results and proposed benefits. Moreover, we reflect on the methodology applied, and we finally derive recommendations for future academic bridge policies.
Wiedereinstieg in den Lehrerberuf nach der Flucht mit dem Refugee Teachers Program in Brandenburg
(2019)
Die durch die Fluchtmigration ausgelösten aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen erfordern auch in der Lehrer*innenbildung institutionelle Weiterentwicklungsprozesse. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Bedeutung der Fluchtmigration für die Lehrer*innenbildung. Am Beispiel des Refugee Teachers Program an der Universität Potsdam wird ein universitäres Bildungsangebot zur Nachqualifizierung für geflüchtete Lehrkräfte vorgestellt. Dabei fokussieren wir die konzeptionellen Grundlagen, die Struktur und die Inhalte des Programms und diskutieren es im Kontext aktueller Fragestellungen der Lehrer*innenbildung.
This article is a summary of the work carried out by the Ministry of Education in Turkey, in terms of the development of a new ICT Curriculum, together with the e-Training of teachers who will play an important role in the forthcoming pilot study. Based on recent literature on the topic, the article starts by introducing the “F@tih Project”, a national project that aims to effectively integrate technology into schools. After assessing teachers’ and students’ ICT competencies, as defined internationally, the review continues with the proposed model for the e-training of teachers. Summarizing the process of development of the new ICT curriculum, researchers underline key points of the curriculum such as dimensions, levels and competencies. Then teachers’ e-training approaches, together with selected tools, are explained in line with the importance and stages of action research that will be used throughout the pilot implementation of the curriculum and e-training process.