940 Geschichte Europas
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Als eine der großen Veteranenorganisationen und rechte Sammlungsbewegung war der "Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten" ein bedeutender politischer Akteur der Weimarer Republik. Er stand in einem äußerst ambivalenten Verhältnis zum aufstrebenden Nationalsozialismus. Einerseits konkurrierten sie um die Vorherrschaft innerhalb des nationalen Lagers, andererseits erkannten beide Seiten den Nutzen einer Kooperation. Insbesondere den einfachen Stahlhelm-Mitgliedern erschien die NS-Bewegung als attraktive Alternative, die ihre Ziele zu erreichen schien. Die Konkurrenz steigerte sich 1931/32 zur erbitterten Feindschaft. Nach der Eingliederung eines Großteils der Bundesmitglieder in die SA im Jahr 1933 sah sich der Rest-Bund immer heftigeren Repressalien ausgesetzt, bevor er 1935 aufgelöst wurde. 1951 neu gegründet, konnte er nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen. Mehrere Spaltungen beschleunigten den Niedergang der Organisation.
Die Studie analysiert das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell um 1700. Der Untersuchungszeitraum, von 1648 bis 1740, umfasst die Regentschaft dreier Hohenzollern, veranschaulicht vorhandene Kontinuitäten und erläutert den Einfluss einzelner Personen auf das Zeremoniell. Zugleich wird die Entwicklung des Gesandtschaftszeremoniells an sich über einen längeren Zeitraum verfolgt. Hier offenbart sich, die Vorgänge am und das Vorgehen des Berliner Hofes muten geradezu exemplarisch an. Die Hohenzollern waren Vertreter der allgemein vorherrschenden zeremoniellen Konjunkturen. In der vorliegenden Arbeit werden wiederkehrende Muster und Mechanismen des Gesandtschaftszeremoniells, sei es das Aufeinderbeziehen von Forderungen, der beständige Vergleich mit den übrigen Mächten oder die Darstellung von Abhängigkeiten, aufgezeigt. Es wird analysiert, welche Elemente einander bedingten, wie diese zusammenwirkten und welche Bestandteile häufig zu Diskussionen führten.
Vom Gast zum Gastwirt?
(2021)
Die Arbeitsmigration zählt zu den prägenden gesellschaftlichen Wandlungsprozessen der deutschen Nachkriegsgeschichte. 14 Millionen »Gastarbeiter« kamen zwischen 1955 und 1973 in die Bundesrepublik, etwa 3 Millionen von ihnen kehrten nicht in ihre Heimatländer zurück. Vor allem Türkeistämmige blieben nach dem Anwerbestopp häufiger in Deutschland als die Arbeitskräfte aus anderen Ländern. Wie keine andere Stadt steht Berlin bis heute für die Einwanderung aus der Türkei.
Stefan Zeppenfeld untersucht den Wandel der türkischen Arbeitswelten von ihren Anfängen in den 1960er Jahren bis zur Wiedervereinigung. Ausgehend von der »Gastarbeit« im industriellen Großbetrieb spürt er in seiner Studie am Beispiel West-Berlins dem Übergang in andere Branchen nach. Er zeigt, wie der öffentliche Dienst auch für Migrantinnen und Migranten attraktive Aufstiegsmöglichkeiten eröffnete, zeichnet den schwierigen Weg in die gewerbliche Selbstständigkeit nach und legt illegale Beschäftigungsformen als alternative Verdienstmöglichkeit offen.
Damit bettet der Autor die Geschichte der türkischen Arbeitsmigration in die deutsche Zeitgeschichte ein.
Der Charakter Preußens als composite monarchy prägte seine Geschichte, wobei die politischen und territorialen Verwerfungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts besondere Herausforderungen zur Integration der 1815 hinzugewonnenen Landesteile mit sich brachten – schließlich liefen sie parallel zu den gesellschaftlichen und ökonomischen Wandlungsprozessen jener ,Sattelzeit‘.
Die Potsdamer Dissertation widmet sich erstmals mit vergleichendem Blick der wirtschaftlichen Integration zweier Gebiete, denen unter den preußischen Neuerwerbungen von 1815 seitens der bisherigen Forschung weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde: das zuvor schwedische Vorpommern sowie diejenigen von Sachsen abgetretenen Territorien, die der dann entstehenden Provinz Brandenburg zugeordnet wurden, einschließlich der Niederlausitz. Quellenbasiert und methodisch fundiert arbeitet die Studie heraus, inwiefern es gelang, diese neuen Landesteile wirtschaftlich in den preußischen Gesamtstaat zu integrieren und so einen einheitlichen Wirtschaftsraum zu konstituieren. In welchem Maße staatliche und nicht-staatliche Akteure aus den Provinzen an dem Integrationsprozess beteiligt waren, ist dabei von besonderem Interesse. Lagen Hemmnisse etwa eher in Strukturen oder eher in dem Verhalten maßgeblicher Personen und Institutionen begründet? Warum stellte sich ein administratives oder legislatives Vorgehen in einem Gebiet als erfolgreich heraus, während es andernorts mehr Widerstände hervorrief? Welche Bedeutung kam außerdem der allgemeinen wirtschaftlichen Verfassung und deren Entwicklung während der beginnenden Industrialisierung für die Integrationsfähigkeit eines Gebietes zu? Durch den Vergleich der Territorien lassen sich die Motive der Beteiligten sowie Bedingungen und Einflussfaktoren für die wirtschaftliche Integration identifizieren.
Das bayerisch-ligistische Kriegskommissariat kontrollierte das weitestgehend autonome Söldnerheer im Dreißigjährigen Krieg. Es gilt daher als ein beispielhaftes Forschungsobjekt zur fürstlichen Macht dieser Zeit. Während sich die Forschung bisher auf die normative Ebene beschränkte, unternimmt diese Arbeit durch die Auswertung von Feldakten und Privatkorrespondenzen sowie anhand der Methoden der Prosopographie und Netzwerkanalyse eine multiperspektivische Annäherung an das Thema. Die Verwicklungen verschiedener Kompetenzen und Funktionen des sozialen Netzwerks für die Amtsausführung des Kriegskommissariats werden zu Tage gefördert. Damit trägt die Arbeit zur Erfassung der Vielfältigkeit der Herrschaft in der Frühen Neuzeit bei.
Im Januar 1916 eroberte die Armee des Habsburgerreichs das Königreich Montenegro, den kleinsten und bevölkerungsärmsten Staat Südosteuropas, der an der Seite Serbiens in den Ersten Weltkrieg eingetreten war. Bereits im Sommer 1916 formierte sich bewaffneter Widerstand gegen die Besatzer, 1918 eskalierte dieser zu einer Aufstandsbewegung. Diese Studie zum k. u. k. Militärgeneralgouvernement in Montenegro macht deutlich, welche Relevanz (Fehl-)Einschätzungen und (Fehl-)Entscheidungen in Besatzungssituationen zukommt. Außerdem arbeitet sie die Bedeutung der Geografie des Besatzungsgebiets, des strategischen Kontexts der Besatzung sowie des soziokulturellen Referenzrahmens der Besatzer wie der Besetzten heraus.
Trotz der herausragenden Bedeutung, die dem Großen Nordischen Krieg in der sächsischen Geschichte zukommt, ist dieses Ereignis von der Forschung kaum erforscht worden. Der Autor analysiert den Aufbau der kursächsischen Ar-mee und zeichnet den Verlauf ihrer Feldzüge und Schlachten anhand erstmals ausgewerteter Quellen detailliert nach. Der Große Nordische Krieg stellt einen der wichtigsten militärischen Konflikte in der neuzeitlichen Geschichte Kur-sachsens dar. August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, versuchte durch schnelle Erfolge sei-ner Waffen die Union zwischen seinen beiden Ländern zu stärken. Stattdessen aber reihte sich Niederlage an Nie-derlage, die heute vor allem der Rückständigkeit der sächsischen Armee zugeschrieben werden. Der Autor unter-sucht ausführlich die Struktur der sächsischen Truppen, zeichnet den Verlauf der einzelnen Feldzüge und Schlach-ten anhand neu erschlossenen Quellen detailliert nach und revidiert viele alte Vorurteile.
Vom Kadetten bis zum Admiral
(2018)
Die Royal Navy und die Kaiserliche Marine erlebten seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einen grundlegenden Wandel. Prägten anfangs Segelschiffhybride als Hauptkampfmittel die beiden Flotten, dominierten sie Großkampfschiffe vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Aber auch U-Boote und Seeflugzeuge spielten eine zunehmende Rolle. Vor allem die drastischen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wirkten sich auf die Aufgaben, Rekrutierung und Ausbildung der Offiziere aus. Christian Jentzsch untersucht, wie das Seeoffizierkorps der Kaiserlichen Marine und das Executive Officer Corps der Royal Navy auf die Herausforderungen reagierten.
Ab 1806 versuchte Napoleon über sieben Jahre hinweg, den europäischen Kontinent gegen jegliche Importe aus Großbritannien abzuschotten. Dieses protektionistische Großexperiment löste in der zeitgenössischen Presse intensive Debatten zu wirtschaftstheoretischen Fragen aus: Fördert ökonomischer Isolationismus den nationalen Wohlstand? Können internationale Rechtsregelungen einem Handelskrieg entgegenwirken? Oder werden nationaler Wohlstand und damit globaler Frieden nicht eher durch allgemeinen Freihandel begünstigt? Alix Winter stellt das wirtschaftspolitische Ereignis der Kontinentalsperre als Kristallisationspunkt öffentlicher Auseinandersetzungen über ökonomische Grundsatzfragen heraus und identifiziert das frühe 19. Jahrhundert als Radikalisierungsphase aufklärerischer liberaler Wirtschaftstheorien.In 1806, Napoleon attempted to seal off the entire European continent from British imports. This ambitious protectionist experiment set off extensive debates about questions of economic theory. Did economic isolation foster the wealth of nations? Could international law prevent the outbreak of a maritime trade war? Or would global free trade promote wealth and peace among all nations? In this book, Alix Winter studies how the continental system served as a focal point for public discussions about fundamental economical questions and how the early nineteenth century witnessed the radicalisation of Enlightenment liberal economic theories.
Eine königliche Mission
(2017)
Frankreich 1958: Der Algerienkrieg eskaliert, die links-liberale Regierung implodiert und reicht die Macht an General Charles de Gaulle weiter. Der hebt im Oktober die V. Republik aus der Taufe - und die französische Linke gesteht damit ihre Ohnmacht ein. Die Sozialisten haben den Machtantritt des konservativen Generals nicht verhindert, sondern diesen sogar mit angezettelt. Auch die Kommunisten sind isoliert und kämpfen mit dem stalinistischen Erbe. Einige Genossen erkennen ihre sozialistische Bewegung nicht wieder und beschließen, eine neue linke Bewegung aufbauen. Sie wollen de Gaulle und den Krieg offen bekämpfen, "veraltete" linke Ideologien über Bord werfen und ein "Labor" für neues linkes Denken schaffen. Parteimitglieder der Altkommunisten, Sozialisten und Trotzkisten, aber auch Künstler, Philosophen und Schriftsteller wurden Teil dieser heterogenen Bewegung, die heute als Neue Linke bezeichnet wird. Der interessierte Leser begreift nun die Ideengeschichte dieser Neuen französischen Linken, die nicht nur einen starken Einfluss auf die Ereignisse um 1968 in Frankreich ausübte, sondern deren Ansätze noch bis heute im linken Spektrum, inner- wie außerparteilich, für Diskussionsstoff sorgen.