900 Geschichte und Geografie
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"Der unterirdische Kampf"
(2016)
Die militärische Rüstungsbürokratie zwischen Niederlage des Deutschen Kaiserreiches und ›Totalem Krieg‹ der NS-Diktatur – in dieses Spannungsverhältnis begibt sich der Autor. Er untersucht, wie die Fachleute des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes die Mobilisierung planten – und dabei scheiterten.
Bereits kurze Zeit nach der deutschen Niederlage von 1918 wurden die wirtschaftlichen Aspekte der Kriegführung wieder von einem kleinen, hochprofessionellen Offizierskreis diskutiert. Sie nahmen Gedanken aus der Zeit des Ersten Weltkrieges auf und forderten in der Reichswehr und noch stärker in der Wehrmacht die Steuerungshoheit des Militärs über die kriegsrelevante Wirtschaft. Ihre Planungen und Maßnahmen waren nicht nur im Offizierkorps selbst umstritten, sondern unterlagen letztlich auch den Widerständen der Privatwirtschaft und den Interessen von NS-Parteigrößen. Entlang dieser Fronten beschreibt der Autor eine militärische Organisation von ihrem Aufbau 1924 bis zu ihrer ›Zerschlagung‹ durch Albert Speer 1942. Dabei nimmt er auch das alles andere als eindeutige Verhalten des Führungspersonals im Amt in den Blick.
"Der vergessene Partner"
(2009)
"Wir mußten uns die Aufgabe stellen, wenigstens bei Eintritt eines bewaffneten Konfliktes jederzeit in der Lage zu sein, die fehlenden Waffen neu erstehen zu lassen; ähnlich wie es die nordamerikanische Armee, die aus Sparsamkeit in Friedenszeiten nur wenig stärker war als unsere Reichswehr, für den Ernstfall auf Grund der Erfahrungen im Weltkriege 1917 vorgesehen hatte. Meine Reise nach Nordamerika als Chef der Heeresleitung im Jahre 1927 gab in dieser Beziehung sehr gute Aufklärung für unsere Belange."
So betrachtete General Wilhelm Heye seinen eigenen Besuch in den USA und führte ein Kapitel der Beziehungen der Reichswehr zu einer auswärtigen Macht an, welches bisher kaum beachtet worden ist. Während die geheimen Verbindungen der Reichswehr zur Roten Armee bereits auf breites, wissenschaftliches Interesse gestoßen sind und Inhalt vielfacher Untersuchungen waren, so ist deren Zusammenarbeit mit der U.S. Army bisher kaum ins Blickfeld der historischen Forschung gerückt. Die Missionen und Kommandierungen zwischen 1922 und 1933 von nahezu 30 Offizieren, unter denen sich auch namhafte Vertreter wie Wilhelm Speidel, Werner von Blomberg und Walter Warlimont befanden, sind daher fast gänzlich unbekannt.
"Ein Brandenburger Weg"?
(2023)
"Orfeo out of Care"
(2022)
The paper focuses on an example of multiple-step reception: the contribution of the classical story of Orpheus and Eurydice and the mediaeval lay Sir Orfeo to Tolkien’s work.
In the first part, I compare the lay with Virgilian and Ovidian versions of Orpheus’ myth. This comparison shows the anonymous author’s deep knowledge of the ancient texts and complex way of rewriting them through stealing and hybridization.
The lay was highly esteemed by Tolkien, who translated it and took inspiration from it while describing the Elven kingdom in The Hobbit and building the storyline of Beren and Lúthien in The Silmarillion. Through this key tale, Orpheus/Orfeo’s romance has a deep influence also on Aragorn and Arwen’s story in The Lord of the Rings. The most important element that Tolkien takes from the Sir Orfeo figuration of the ancient story is undoubtedly the insertion of political theme: the link established between the recovery of the main character’s beloved and the return to royal responsability.
The second part of the paper is, thus, dedicated to the reception of Sir Orfeo and the classical myth in Tolkien. It shows how in his work the different steps of the tradition of Orpheus’ story are co-present, creating an inextricable substrate of inspiration that nourishes his imagination.
"Rock gegen Kommunismus"
(2023)
"Seid mutig und aufrecht!"
(2016)
Der 'Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens' (C.V.) wurde 1893 in Berlin gegründet. Sein Tätigkeitsschwerpunkt lag ursprünglich auf dem Gebiet des Rechtsschutzes gegen antisemitische Diskriminierungen. Eine zweite Säule seiner Arbeit war die Aufklärung der Nichtjuden über das 'wahre Wesen' des Judentums. Johann Nicolai analysiert in diesem Band unter Auswertung der Moskauer Archivbestände die Entwicklung des Vereins von 1933 bis zu seiner Auflösung im Jahr 1938. Im Mittelpunkt der Studie steht die Frage, wie der Centralverein die Fortsetzung seiner Arbeit gegenüber seinen Mitgliedern begründete, obwohl im Nationalsozialismus die grundlegenden Bürgerrechte für die deutschen Juden, die er ursprünglich verteidigen wollte, nicht mehr gewährleistet waren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Wandlung des Centralvereins nach den Nürnberger Gesetzen und der darauf erfolgten Umbenennung und Umstrukturierung. Wesentlicher Bestandteil ist auch die Auseinandersetzung mit der jüdischen Emigration nach Übersee. Nicolai zeigt auf, dass es bis tief in die 1930er-Jahre hinein starke Spannungen im deutschen Judentum gab.
The paper investigates Tolkien’s narratives of decline through the lens of their classical ancestry. Narratives of decline are widespread in ancient culture, in both philosophical and literary discourses. They normally posit a gradual degradation (moral and ontological) from an idealized Golden Age, which went hand-in-hand with increasing detachment of gods from mortal affairs. Narratives of decline are also at the core of Tolkien’s mythology, constituting yet another underresearched aspect of classical influence on Tolkien. Such Classical narratives reverberate e.g. in Tolkien’s division of Arda’s history into ages, from an idealized First Age filled with Joy and Light to a Third Age, described as “Twilight Age (…) the first of the broken and changed world” (Letters 131). More generally, these narratives are related to Tolkien’s notorious perception of history as a “long defeat” (Letters 195) and to that “heart-racking sense of the vanished past” which pervades Tolkien’s works – the emotion which, in his words, moved him “supremely” and which he found “small difficulty in evoking” (Letters 91). The paper analyses the reception of narratives of decline in Tolkien’s legendarium, pointing out similarities but also contrasts and differences, with the aim to discuss some key patterns of (classical) reception in Tolkien’s theory and practice (‘renewal’, ‘accommodation’, ‘focalization’).
100 Jahre Roter Oktober
(2017)