Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft
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Lusitania
(2015)
Faust und die Deutschen
(1998)
Du sollst nicht essen
(2024)
Zwar sind Menschen biologisch gesehen Allesesser, dennoch gibt es keine Gemeinschaft, die alle ihr zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel voll ausschöpft. Immer wird etwas nicht gegessen. Warum wir nicht essen, was wir nicht essen – das beleuchtet dieser Sammelband aus neuro-, ernährungs-, gesellschafts- und religionswissenschaftlicher Perspektive. Ein „religiöser Nutriscore“ gibt Auskunft über die wichtigsten Verzichtsregeln in Judentum, Christentum und Islam. Eine Fotostrecke veranschaulicht, wie bestimmte Speisen zu Festen und Feiertagen zu einem heiligen Essen werden. Nicht zuletzt werden Wege aufgezeigt, wie Menschen, die verschiedene Speiseregeln befolgen, dennoch zusammen essen können – inklusive Praxistest in der Unimensa.
Pri ha-Pardes (Früchte des Obstgartens) ist eine Reihe der Vereinigung für Jüdische Studien e.V., welche in Verbindung mit dem Institut für Jüdische Studien der Universität Potsdam publiziert wird. Pri ha-Pardes möchte kleineren wissenschaftlichen Studien, Forschungen am Rande der großen Disziplinen und exzellenten Masterarbeiten eine Publikationsplattform bieten. Im dritten Band der Reihe Pri ha-Pardes beleuchtet Christoph Kühn das Leben jüdischer Delinquenten im frühneuzeitlichen Deutschland. Jüdische Delinquenten lebten – in unterschiedlichem Maße – am Rande sowohl der christlichen als auch der jüdischen Gesellschaft. Diese doppelte Marginalisierung wird in dem vorliegenden Band untersucht. Die Frühe Neuzeit ist eine Epoche, in der sich das jüdische Leben meist außerhalb urbaner Zentren abspielte, die Epoche des Landjudentums. Ein Resultat ökonomischer und sozialer Restriktionen waren umherziehende Gruppen von Betteljuden, aus denen sich wiederum Teile der jüdischen Delinquenten rekrutierten. Jüdische Sozialeinrichtungen waren für die oft überregional agierenden delinquenten Juden eine lebensnotwenige Infrastruktur. Jedoch nicht alle Delinquenten gehörten zu den Nichtsesshaften. Die Verbundenheit zur jüdischen Gemeinschaft blieb meist bestehen, auch wenn das „Gaunerleben“ nicht immer von großer Frömmigkeit geprägt war. Für jüdische Gemeinden war es nicht einfach, zwischen ehrbaren und delinquenten Juden zu unterscheiden. Im Falle einer Missetat reichten die Reaktionen von öffentlicher Rüge bis zum großen Bann. Seitens der christlichen Obrigkeit wurden gegen Juden keine spezifischen Strafen verhängt, obgleich negative Vorstellungen von einer „typisch jüdischen“ Delinquenz virulent waren.
In der Menschheitsgeschichte war und ist es das Judentum, das Gerechtigkeit, also den rechten Umgang von Menschen untereinander, zur Kernfrage der Religion gemacht hat. Hans Kueng und Walter Homolka fuehren ein in die zentrale Idee vom ethischen Zusammenleben der Menschen. Dabei bieten sie auch Einblick in Kerntexte zur Ethik aus drei Jahrtausenden juedischer Weisheit, angefangen von der Hebraeischen Bibel bis zu den juedischen Religionsphilosophen der Moderne. Die repraesentative Textsammlung orientiert sich an den Leitlinien der "Erklaerung zum Weltethos", die unter Federfuehrung von Hans Kueng entstand und 1993 von Vertretern aller Weltreligionen verkuendet wurde: Gewaltlosigkeit, Solidaritaet, Toleranz und Partnerschaft zwischen Frauen und Maennern.
In 1993, the Parliament of the World's Religions endorsed the "Declaration toward a Global Ethic" composed by Hans Küng. In it, representatives from all the world's religions agreed on principles for a global ethic and committed themselves to directives of nonviolence, respect for life, solidarity, a just economic order, tolerance, and equal rights and partnership between men and women. But the declaration was just the first step. In this impressive volume, Hans Kueng, probably the most famous living Roman Catholic theologian, and Rabbi Walter Homolka, head of Germany's Abraham Geiger rabbinical seminary and distinguished professor, draw on the Jewish tradition to show the riches that Judaism can offer people of all faiths and nonbelievers in achieving these directives. Presenting key sacred texts and theological writings, the authors make the case for binding values and basic moral attitudes that can be found in Judaism's universal message of a better world. Exploring Judaism's focus on ethical conduct over declarations of faith, the authors show that making ethical decisions is indispensable in an ever-changing world.
The Jewish population of early modern Italy was characterised by its inner diversity, which found its expression in the coexistence of various linguistic, cultural and liturgical traditions, as well as social and economic patterns. The contributions in this volume aim to explore crucial questions concerning the self-perception and identity of early modern Italian Jews from new perspectives and angles.
Anlass für die Konversion hebräischschriftlicher Zeugnisse in ein anderes Schriftsystem ist im Falle von Bibliotheken der bibliographische Nachweis von Materialien in einem zentralen Katalog, der in einer dominanten Schrift geführt wird. Für Bibliotheken im europäischen und anglo-amerikanischen Sprachraum ist das die lateinische. Weltweit gelten und galten im Bibliotheksbereich unterschiedliche Standards für die Umschrift des Hebräischen. Die Verschiedenartigkeit der Transliterationssysteme und mangelnde Information der Nutzer durch die Bibliotheken über den jeweils verwendeten Standard führen zu großer Unsicherheit bei der Formulierung der Suchanfrage im Rahmen einer OPAC-Recherche. In der vorliegenden Arbeit werden vor diesem Hintergrund Internetauftritte und Online-Kataloge mehrerer europäischer und amerikanischer Bibliotheken betrachtet, die bedeutende Hebraica- Bestände halten. Die Untersuchung konzentriert sich einerseits auf die Frage nach der Vermittlung des für ein zuverlässiges Retrieval notwendigen Wissens. Weiterhin werden einheitliche Suchanfragen an die verschiedenen Online- Kataloge gerichtet und die Rechercheergebnisse analysiert. Ein Exkurs beschreibt die Konsequenzen der Bearbeitung hebräischsprachiger Medien für den Geschäftsgang in Bibliotheken.
Ausgewählte Werke
(2009)
Moses Mendelssohn (geb. 1729 in Dessau, gest. 1786 in Berlin) gehört zu den Schlüsselfiguren der europäischen Aufklärung. Der Freund Lessings setzte sich mit der kantischen Philosophie auseinander und entwickelte unter anderem eine philosophische Theorie des Judentums. Von ihm liegen zahlreiche Schriften zur Theorie der Gefühle, zur Ästhetik, Anthropologie und Literaturwissenschaft vor. Diese neue Studienausgabe bietet sämtliche wichtigen Werke in chronologischer Ordnung und in der Druckfassung der Erstausgabe. So können die Texte in der Originalform erschlossen und verstanden werden, der zeitgenössische Kontext tritt hervor. Interessierte Leser aus den Bereichen Philosophie, Jüdische Studien, Literaturwissenschaft, Ästhetik, Geschichte, Theologie, Aufklärungsforschung können einen zentralen Denker neu kennen lernen. Einleitungen zum historischen Umfeld und der Wirkungsgeschichte sowie weiterführende Literatur zu jedem einzelnen Werk und ein Personenverzeichnis zu jedem Band erschließen die Werke.
Ausgewählte Werke
(2009)
Moses Mendelssohn (geb. 1729 in Dessau, gest. 1786 in Berlin) gehört zu den Schlüsselfiguren der europäischen Aufklärung. Der Freund Lessings setzte sich mit der kantischen Philosophie auseinander und entwickelte unter anderem eine philosophische Theorie des Judentums. Von ihm liegen zahlreiche Schriften zur Theorie der Gefühle, zur Ästhetik, Anthropologie und Literaturwissenschaft vor. Diese Studienausgabe bietet sämtliche wichtigen Werke in chronologischer Ordnung und in der Druckfassung der Erstausgabe. So können die Texte in der Originalform erschlossen und verstanden werden, der zeitgenössische Kontext tritt hervor. Interessierte Leser aus den Bereichen Philosophie, Jüdische Studien, Literaturwissenschaft, Ästhetik, Geschichte, Theologie, Aufklärungsforschung lernen einen zentralen Denker neu kennen. Einleitungen zum historischen Umfeld und der Wirkungsgeschichte sowie weiterführende Literatur zu jedem einzelnen Werk und ein Personenverzeichnis zu jedem Band erschließen die Werke.
This year’s edition of the Yearbook of the Selma Stern Center for Jewish Studies Berlin-Brandenburg (ZJS) highlights innovative approaches to the study of Sephardic history in colonial and postcolonial contexts beyond Europe. The authors intertwine the particularities of their case studies with reflections on patterns of belonging, memorial cultures, and a transnational network of connections spanning from early modern times to the twentieth century.
In the context of the early modern Atlantic world, two essays explore the notion of a Sephardic empire among Portuguese Jewish communities as well as transatlantic entanglements in and beyond the Danish Caribbean. In the frameworks of Spain as well as (post-)colonial Egypt and Morocco, three articles reflect on Jewish citizenship, modes of belonging, and present-day commemorative events of Jewish history across the Mediterranean and beyond.
These collected contributions are the outcome of activities at the ZJS dedicated to Sephardic Studies during the academic year 2020—21.
„Wir alle treffen Entscheidungen im Leben, aber letztendlich treffen unsere Entscheidungen uns.“
(2020)
„Wir alle treffen Entscheidungen im Leben, aber letztendlich treffen unsere Entscheidungen uns.“
So erging es den Herausgebern, nachdem sie sich dazu entschlossen hatten, Lehrveranstaltungen an der Universität Potsdam anzubieten, die sich mit dem Medium „Computerspiel“ beschäftigen sollten – und damit auf überraschend große Resonanz stießen. Das Resultat ist vorliegendes Handbuch. Es möchte Eltern, LehrerInnen und MultiplikatorInnen exemplarische Einblicke in die vielschichtigen Welten dieses Phänomens vermitteln. Bei den AutorInnen der Beiträge handelt es sich um EnthusiastInnen aus der Computerspielbranche sowie um videospielbegeisterte SozialarbeiterInnen, KulturwissenschaftlerInnen und LehrerInnen.
Dorothea M. Salzer untersucht die Verwendung von Bibelzitaten und -anspielungen in den hebraeischen und aramaeischen magischen Texten, die sich unter den aus der Kairoer Geniza geborgenen Handschriften finden. Die Texte datieren in die Zeit vom 10. bis zum 16. Jh. Anspielungen auf die Hebraeische Bibel spielen in fast allen diesen magischen Texten eine wichtige Rolle, sind aber bisher niemals Gegenstand einer grundlegenden und umfassenden Analyse gewesen. Vor dem Hintergrund der Intertextualitaetstheorie stellt die Autorin dar, wie die Verfasser der Texte biblische Zitate und andere Anspielungen zu magischen und rhetorischen Zwecken einsetzten und sie als magisch wirksames Mittel verwendeten. Sie erlaeutert damit, inwiefern diese Anspielungen fuer das Verstaendnis der magischen Texte bedeutsam sind. In einem Anhang werden die in den untersuchten Texten auftretenden biblischen Anspielungen uebersichtlich dargestellt.
Von Moses bis Moses ...
(2020)
Von Moses bis Moses… möchte den vom biblischen und rabbinischen Judentum geprägten und zugleich das Judentum der Moderne prägenden Juden Moses Mendelssohn sichtbar machen und deuten: Vom Moses der Bibel über Moses Maimonides bis zu Moses aus Dessau werden Entwicklung und Überzeugungen des jüdischen Denkers Moses Mendelssohn zwischen deutscher und jüdischer Aufklärung nachgezeichnet. Von Moses bis Moses… versucht sich durch eine Auswahl verschiedener Studien an einer Charakteristik des jüdischen Mendelssohn im übergreifenden Kontext der europäischen Aufklärung: Anhand der Analyse von aussagekräftigen Details aus seinen deutschen und hebräischen Schriften zur Religionsphilosophie, zu Bibel-Exegese und jüdischem Recht werden die philosophischen, politischen und religiösen Positionen Mendelssohns als prominentester Jude des 18. Jahrhunderts dargestellt und konturiert. Der Blick auf den jüdischen Mendelssohn erschließt dessen kritische Auseinandersetzung mit dem Christentum, aber auch seinen Anschluss an und seine Abgrenzung von den christlichen Aufklärern, darunter Leibniz, Reimarus, Michaelis, Kant, Abbt, Lavater, Dohm, Herder, und sogar sein Freund Lessing. Zugleich beleuchtet Von Moses bis Moses… Mendelssohns wichtige Rolle als Wegbereiter und Vorbild der Haskala.
Zimzum
(2023)
The Hebrew word zimzum originally means “contraction,” “withdrawal,” “retreat,” “limitation,” and “concentration.” In Kabbalah, zimzum is a term for God’s self-limitation, done before creating the world to create the world. Jewish mystic Isaac Luria coined this term in Galilee in the sixteenth century, positing that the God who was “Ein-Sof,” unlimited and omnipresent before creation, must concentrate himself in the zimzum and withdraw in order to make room for the creation of the world in God’s own center. At the same time, God also limits his infinite omnipotence to allow the finite world to arise. Without the zimzum there is no creation, making zimzum one of the basic concepts of Judaism.
The Lurianic doctrine of the zimzum has been considered an intellectual showpiece of the Kabbalah and of Jewish philosophy. The teaching of the zimzum has appeared in the Kabbalistic literature across Central and Eastern Europe, perhaps most famously in Hasidic literature up to the present day and in philosopher and historian Gershom Scholem’s epoch-making research on Jewish mysticism. The Zimzum has fascinated Jewish and Christian theologians, philosophers, and writers like no other Kabbalistic teaching. This can be seen across the philosophy and cultural history of the twentieth century as it gained prominence among such diverse authors and artists as Franz Rosenzweig, Hans Jonas, Isaac Bashevis Singer, Harold Bloom, Barnett Newman, and Anselm Kiefer.
This book follows the traces of the zimzum across the Jewish and Christian intellectual history of Europe and North America over more than four centuries, where Judaism and Christianity, theosophy and philosophy, divine and human, mysticism and literature, Kabbalah and the arts encounter, mix, and cross-fertilize the interpretations and appropriations of this doctrine of God’s self-entanglement and limitation
Zimzum
(2014)
Zimzum steht in der Kabbala für die Selbstzusammenziehung Gottes vor der Erschaffung der Welt und zum Zweck der Weltschöpfung. Geprägt wurde dieser Begriff im 16. Jahrhundert durch die Lehren des jüdischen Mystikers Isaak Luria. Der vor der Schöpfung allgegenwärtige Gott muss sich im Zimzum von sich selbst in sich selbst zurückziehen und konzentrieren, um für die Erschaffung der Welt in seiner eigenen Mitte Platz zu machen.
Dieses Buch spürt den Spuren des Zimzum quer durch die jüdische und christliche Geistesgeschichte in mehr als vier Jahrhunderten nach. Von den Kabbalisten in Safed bis zum Chassidismus, von den christlichen Hebraisten zu Newton und Schelling, von mystischen Handschriften bis zur Avantgarde von Else Lasker-Schüler oder Anselm Kiefer mischen und befruchten sich in den Deutungen und Aneignungen des Zimzum Göttliches und Menschliches, Jüdisches und Christliches, Mystik, Philosophie, Theologie, Literatur und Kunst.
Im 20. Jahrhundert schließlich wird in der Idee der Selbstbegrenzung einerseits eine radikale Gottverlassenheit der modernen Welt erkannt, andererseits aber auch ein unverzichtbares Moment menschlicher Kreativität, innerer Freiheit und friedlicher Koexistenz.
Zimzum
(2023)
Zimzum is the kabbalistic idea that God created the world by limiting his omnipresence. Zimzum originated in the teachings of the sixteenth-century Jewish mystic Isaac Luria and here, Christoph Schulte follows its traces across the Jewish and Christian intellectual history of Europe and North America over four centuries.
The Hebrew word zimzum originally means “contraction,” “withdrawal,” “retreat,” “limitation,” and “concentration.” In Kabbalah, zimzum is a term for God’s self-limitation, done before creating the world to create the world. Jewish mystic Isaac Luria coined this term in Galilee in the sixteenth century, positing that the God who was “Ein-Sof,” unlimited and omnipresent before creation, must concentrate himself in the zimzum and withdraw in order to make room for the creation of the world in God’s own center. At the same time, God also limits his infinite omnipotence to allow the finite world to arise. Without the zimzum there is no creation, making zimzum one of the basic concepts of Judaism.
The Lurianic doctrine of the zimzum has been considered an intellectual showpiece of the Kabbalah and of Jewish philosophy. The teaching of the zimzum has appeared in the Kabbalistic literature across Central and Eastern Europe, perhaps most famously in Hasidic literature up to the present day and in philosopher and historian Gershom Scholem’s epoch-making research on Jewish mysticism. The Zimzum has fascinated Jewish and Christian theologians, philosophers, and writers like no other Kabbalistic teaching. This can be seen across the philosophy and cultural history of the twentieth century as it gained prominence among such diverse authors and artists as Franz Rosenzweig, Hans Jonas, Isaac Bashevis Singer, Harold Bloom, Barnett Newman, and Anselm Kiefer.
This book follows the traces of the zimzum across the Jewish and Christian intellectual history of Europe and North America over more than four centuries, where Judaism and Christianity, theosophy and philosophy, divine and human, mysticism and literature, Kabbalah and the arts encounter, mix, and cross-fertilize the interpretations and appropriations of this doctrine of God’s self-entanglement and limitation.
Kafkas Freunde waren Zionisten, und alle äußerten sich zu Fragen von Ehe, Liebe, Kinder und Vaterschaft, einem der zentralen Gebote des Judentums. Die Forderungen der Zionisten reichten weit in privateste Fragen hinein, und Kafka konnte ihnen nicht entsprechen. Das Buch bietet neben einer Datstellung der Probleme einen umfangreichen Materialteil, der die Prager Diskussionen dokumentiert.
Die deutsch-jüdische Symbiose wird als Epochenphänomen beschrieben, das durch die Sonderentwicklung Deutschlands und durch das spezifisch deutsche Bildungsbürgertum gekennzeichnet war. Die Entstehungsphase des Bildungsbürgertums, innerhalb dessen die Symbiose stattfand, hatte viele Eigenheiten, die denjenigen Juden, die sich aus der schon krisenhaften Orthodoxie lösen wollten, Möglichkeiten der Annäherung boten. Fehlende nationale Einheit, Betonung der Erziehung, hohe moralische Ansprüche, Distanz zur Politik und Sprache als Ort der Identifikation stellten die Basis für eine von vielen als beispielhaft erfahrene Symbiose. Die Beschränkung auf das Bildungsbürgertum und die latente Politikfeindlichkeit machten die Symbiose machtlos gegenüber dem aufsteigenden Antisemitismus. Im Zionismus einerseits und in der Europäisierung als Überwindung der spezifisch deutschen Geisteshaltung wurde die Symbiose tendentiell aufgelöst, bevor der Nationalsozialismus an die Macht kam.
"Wir sollen alle kleine Fichtes werden!" : Johann Gottlieb Fichte als Prophet der Kultur-Zionisten
(2003)
Hier wird die Fichte-Rezeption im deutschen Kultur-Zionismus untersucht. Diese war besonders problematisch, weil Fichte als Judenfeind bekannt war. Im Zentrum steheh Fichtes 'Reden an die deutsche Nation' und und die messianisch-extreme Grundhaltung seiner Philosophie. Es wird nachgewiesen, dass die Kultur-Zionisten sich mit dieser Grundhaltung Fichtes so weit und so intensiv identifizieren konnten, dass sie gegenüber seiner judenfeindlichen Haltung blind wurden. Für sie war eine Lektüre der 'Reden' möglich, die viel Jüdisches in ihnen entdeckte. Die Breite dieser Rezeption wird ebenso dargestellt wie die zionistische Kritik an dieser Rezeption und die Nähe zu deutsch-nationalen Strömungen dieser Jahre.
Pri ha-Pardes (Früchte des Obstgartens) ist eine Reihe der Vereinigung für Jüdische Studien e.V., welche in Verbindung mit dem Institut für Jüdische Studien der Universität Potsdam publiziert wird. Pri ha-Pardes möchte kleineren wissenschaftlichen Studien, Forschungen am Rande der großen Disziplinen und exzellenten Masterarbeiten eine Publikationsplattform bieten. Der Erstgeburtsstreit der Brüder Jakob und Esau wird seit jeher ethnologisch rezipiert und diente von frühester Zeit an, sowohl auf jüdischer als auch auf christlicher Seite, in vielfacher Auslegung als Grundlage religiöser und ‚politischer’ Identitätsbildung. Im Zuge dieser Deutung geriet jedoch die Frage in den Hintergrund, weshalb Gott ausgerechnet den ‚Betrüger’ Jakob zum dritten Stammvater Israels erwählt. Im vorliegenden vierten Band dieser Reihe stellt sich Daniel Vorpahl genau diesem Problem und klärt in einer ausführlichen exegetischen Untersuchung der biblischen Jakob-Esau-Erzählung Hintergründe, Verlauf und Bedeutung des Betrugsfalls sowie dessen Folgen. Anhand zentraler Bestandteile dieser Tradition, wie dem Motiv des Brüderstreits, der Begriffe Erstgeburtsrecht, Segen und Verheißung, wird darüber hinaus die Stellung der Jakob-Esau- Erzählung innerhalb der gesamten Vätergeschichte beleuchtet. Dabei werden nicht nur die begründeten Umstände Jakobs Erwählung erläutert, sondern vor allem auch die sozialethische Relevanz der Jakob-Esau-Tradition veranschaulicht.
Sinn und Leid
(2000)
Die Hermann-Cohen-Bibliothek
(2000)
Grenzüberschreitungen
(2016)
Ferman 74
(2021)
„Ferman 74“ bezeichnet den systematischen Völkermord am jesidischen Volk durch fanatische Anhänger des sogenannten Islamischen Staats, der mit dem Überfall auf das Dorf Kotscho im Sintschar-Gebiet am 3.8.2014 begann.
Der vorliegende Band dokumentiert durch über 200 Aussagen und Interviews mit Überlebenden die Selektion der einzelnen Gruppen, sexuelle Mißhandlungen von Mädchen und jungen Frauen, den Menschenhandel in Syrien sowie die Tötung tausender junger Männer und älterer Personen. Wissenschaftliche Analysen u. a. zur Geschichte der Fermane, zur Menschenrechtsfrage, zum Jesidentum aus historischer und religionswissenschaftlicher Perspektive sowie zu den Interviews aus psychologischer Sicht begleiten den Band.
Strings, Sphären und SciFi
(2021)
Die Rede von mehreren Welten wird durch Science-Fiction und Computerspiele reich bebildert. Offensichtlich haben Menschen das Bedürfnis, sich staunenswerte Wirklichkeiten vorzustellen. ‚Alternative Welten‘ sind nicht nur Fiktionen, sondern werden in den Wissenschaften rational diskutiert: Die Philosophie begann mit der These, dass hinter der hiesigen Welt ein Ideenreich sei. In der Modallogik wird ausgelotet, wie sich von ‚möglichen‘ Welten sprechen lässt. Stringtheoretiker errechnen, wie viele Dimensionen notwendig sind. Die Religionswissenschaft erforscht, welche Himmelsmodelle geglaubt werden. Der Sammelband bringt die verschiedenen Zugänge zusammen. Allen Ansätzen ist der Zweifel gemeinsam, dass die hiesige Welt nicht die einzige sei.
Wer über den Teufel spricht, setzt sich dem Verdacht aus, dass er das Böse aus dem Menschen heraus abstrahiert und auf eine mythologische Figur projiziert. Dennoch bleibt die Erfahrung, dass das Böse, das Menschen anrichten, grösser ist als das Böse, das sie beabsichtigen. Hier bietet sich die Rede vom Teufel an. Zu voreilig allerdings spricht die moderne Literatur vom Teufel als Personalisierung des Bösen. Das Besondere des Teufels liegt vielmehr darin, dass er kein personal adressierbares Wesen ist. Wie aber und das ist die kommunikationstheoretisch interessante Frage kann man mit einem Wesen sprechen, das zwar spricht und wie eine Person auftritt, das aber keine Person ist? Wie teilt sich das Böse/der Böse in menschlicher Kommunikation mit? Das ist das Thema dieses Bandes.
Die Stiftungen der preußisch-jüdischen Hofjuweliersfamilie Ephraim und ihre Spuren in der Gegenwart
(2009)
Pointen
(1997)
Als interdisziplinäres Fach sind die Jüdischen Studien eine grosse Herausforderung. Die methodischen Diskussionen der beteiligten Disziplinen müssen nicht nur nachvollzogen, sondern auch auf Forschungsperspektiven der Jüdischen Studien hin überprüft und oft revidiert werden. Gerade in der Literaturwissenschaft haben sich theoretische Zugaenge in den letzten Jahrzehnten verändert und die Philologien beispielsweise auf kulturwissenschaftliche Fragestellungen hin erweitert. Was dies für die Jüdischen Studien bedeutet, die sich textlichen Überlieferungen aus verschiedenen Epochen und kulturellen Zusammenhängen zuwenden, ist bisher jedoch noch nicht vertiefend reflektiert worden. Ebenso gilt es zu klären, inwiefern Themen und Perspektiven der Jüdischen Studien paradigmatisch für die Literaturwissenschaft sind. In vierzehn Beiträgen analysieren international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die wechselseitige Befruchtung zwischen den Jüdischen Studien und neueren literaturtheoretischen Ansätzen und bieten sowohl eine methodologische Standortbestimmung als auch beispielhafte Textanalysen. In ihrer Bedeutung für die Jüdischen Studien beleuchtet werden u. a. Übersetzungstheorien, Diskursanalyse und Medientheorie, literaturwissenschaftliche Ansätze in den gender studies und in den postcolonial studies sowie Theorien der Performativität, der Intertextualität und der Interkulturalität.
Und was machst Du später damit? Wer kennt sie nicht, diese Frage aller Fragen, die sich nicht zuletzt auch viele Studierende selbst stellen? Sie scheint sich gerade bei Fächern, die das Berufsziel nicht unmittelbar nahelegen, unweigerlich aufzudrängen und impliziert, dass man es für unwahrscheinlich hält, mithilfe eines Studienabschlusses in dem betreffenden Fach einen erfüllenden und lukrativen Beruf zu finden. Dass Studierende eines kleinen Fachs zahlreiche Berufsperspektiven haben, soll dieser Band deutlich machen. Neben bekannten Berufsfeldern (Wissenschaft, Medienwesen) werden unterbeleuchtete, vor allem freiberufliche Perspektiven (beispielsweise im Stiftungswesen und Projektmanagement) aufgezeigt, um der offensichtlich verbreiteten Unsicherheit und Ratlosigkeit entgegenzuwirken. In dem Band erzählen Geisteswissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen davon, wie sie ihren Platz im Berufsleben gefunden haben. Sie wollen Mut machen und bieten durch ihre Erfahrungen praktische Hilfestellung für einen erfolgreichen Berufseinstieg.
Porträts
(2000)
Religion-Kultur-Gesellschaft
(1999)
United in Diversity
(2023)
What are the future perspectives for Jews and Jewish networks in contemporary Europe? Is there a new quality of relations between Jews and non-Jews, despite or precisely because of the Holocaust trauma? How is the memory of the extermination of 6 million European Jews reflected in memorial events and literature, film, drama, and visual arts media? To what degree do European Jews feel as integrated people, as Europeans per see, and as safe citizens? An interdisciplinary team of historians, cultural anthropologists, sociologists, and literary theorists answers these questions for Poland, Hungary, the Czech Republic, Slovakia, and Germany. They show that the Holocaust has become an enduring topic in public among Jews and non-Jews. However, Jews in Europe work self-confidently on their future on the "old continent," new alliances, and in cooperation with a broad network of civil forces. Non-Jewish interest in Jewish history and the present has significantly increased over decades, and networks combatting anti-Semitism have strengthened.
Das neue Unbehagen
(2022)
Damit hatte niemand gerechnet, jedenfalls nicht so schnell: Auf europäischen Straßen werden wieder Juden beleidigt, angegriffen oder sogar getötet. Auch in Deutschland häufen sich seit Jahren die Negativerfahrungen. Hassmails, Beschimpfungen, Vandalismus und die Bedrohung jüdischer Kinder an öffentlichen Schulen verunsichern die jüdische Gemeinschaft, mit fatalen Folgen: Ein Teil der Menschen zieht sich ins Private zurück und möchte nicht mehr als jüdisch wahrgenommen werden. Andere denken sogar an Auswanderung. Das neue Unbehagen sitzt tief, auch wenn manche Politiker sich für solidarisch erklären.
Was hat den Hass und die Abneigung gegenüber Juden in Deutschland so spürbar verstärkt? Zwölf Experten und Akteure gehen in diesem Band Ursachen für den Wiederanstieg des Antisemitismus nach. Sie scheuen sich nicht, kontroverse Themen aufzugreifen und antisemitische Potentiale zu benennen –egal ob in rechtsextremen, linksradikalen oder islamistischen Milieus, oder in von entsprechenden Weltanschauungen beeinflussten Personenkreisen, die weit in die Mitte der Gesellschaft reichen.
Ein Buch mit erschreckenden Befunden, aber auch Beispielen resoluter zivilgesellschaftlicher Gegenwehr.
Sephardim and Ashkenazim
(2021)
Sephardic and Ashkenazic Judaism have long been studied separately. Yet, scholars are becoming ever more aware of the need to merge them into a single field of Jewish Studies. This volume opens new perspectives and bridges traditional gaps. The authors are not simply contributing to their respective fields of Sephardic or Ashkenazic Studies. Rather, they all include both Sephardic and Ashkenazic perspectives as they reflect on different aspects of encounters and reconsider traditional narratives. Subjects range from medieval and early modern Sephardic and Ashkenazic constructions of identities, influences, and entanglements in the fields of religious art, halakhah, kabbalah, messianism, and charity to modern Ashkenazic Sephardism and Sephardic admiration for Ashkenazic culture. For reasons of coherency, the contributions all focus on European contexts between the fourteenth and the nineteenth centuries.
Isaac Euchel
(2010)
Isaac Euchel (1756-1804) war lange Zeit einer der zu Unrecht vergessenen jüdischen Aufklärer. Das hat sich erst seit wenigen Jahren geändert: Seine bedeutende Rolle innerhalb der Haskala, der jüdischen Aufklärungsbewegung, wurde in der Forschung erkannt, seine wichtigen Schriften in hebräischer und jiddischer Sprache wiederentdeckt, übersetzt und ediert.
Euchel war ein vielseitiger Aufklärer: Er war Verleger und Kaufmann, Autor, Herausgeber und Übersetzer, schrieb in Deutsch, Hebräisch und Jiddisch; er war zugleich in der jüdischen und in der christlichen Gesellschaft zu Hause, war Student Kants und Biograph Mendelssohns. In Königsberg und Berlin wurde er zum Organisator und Vernetzer der über halb Europa verstreuten Anhänger der Haskala, die nach seiner Vorstellung durch die Erneuerung der hebräischen Sprache eine aufgeklärte und moderne jüdische Kultur hervorbringen sollte.
Anlässlich seines 250. Geburtstags trafen sich Historiker, Hebraisten, Jiddisten, Judaisten und Literaturwissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Israel und den USA in Potsdam, um auf einer internationalen Tagung unter dem Titel »Vom Nutzen der Aufklärung oder: Woß tut me damit« sein Leben und Werk zu ehren und umfassend zu diskutieren. Der vorliegende Tagungsband bündelt die Früchte dieser Diskussionen und bietet einen Überblick über den Stand der Forschung.
Mendelssohn-Studien
(2004)
Kabbala und Romantik
(1994)
Das Buch Jezira
(1993)
Mendelssohn-Studien
(2021)
It is a widespread idea that the roots of the Christian sermon can be found in the Jewish derasha. But the story of the interrelation of the two homiletical traditions, Jewish and Christian, from New Testament times to the present day is still untold. Can homiletical encounters be registered? Is there a common homiletical history - not only in the modern era, but also in rabbinic times and in the Middle Ages? Which current developments affect Jewish and Christian preaching today, in the 21st century? And, most important, what consequences may result from this mutual perception of Jewish and Christian homiletics for homiletical research and the practice of preaching? This book offers the papers of the first international conference (Bamberg, Germany, 6th to 8th March 2007) which brought together Jewish and Christian scholars to discuss Jewish and Christian homiletics in their historical development and relationship and to sketch out common homiletical projects.
Die Neufassung der Karfreitagsfuerbitte des Papstes hat vielfaeltige Reaktionen ausgeloest. Der Band bildet die kontoversen Positionen zu diesem sensiblen Thema ab und zeigt Zukunftsperspektiven fuer das katholisch-juedische Gespraech auf. Mit Beitraegen von: Henry G. Brandt, Johannes Brosseder, Micha Brumlik, Elias H. Fuellenbach OP, Albert Gerhards, Guenther B. Ginzel, Hanspeter Heinz, Hans Hermann Henrix, Walter Homolka, Nathan Kalmanowicz, John T. Pawlikowski OSM, Heinz-Guenther Schoettler, Jonah Sievers, Michael A. Signer, Knut Wenzel, Josef Wohlmuth, Erich Zenger sowie der Stellungnahme des Gespraechskreises "Juden und Christen" beim ZdK, einer uebersicht ueber die Fuerbittformulierungen seit 1570 und der Stellungnahme des Vatikanischen Staatssekretariates.
Das jüdische Gebetbuch ist von jeher eine Brücke zwischen dem großen Reservoir der juedischen Tradition und den modernen Lebensumständen. Die ständige überarbeitung und Veränderung der Liturgie ist dabei nicht nur eine historische Tatsache, sondern liegt in ihrem Wesen begründet: Liturgie als Theologie. Das Gebetbuch ist also ein zutiefst menschliches Produkt, zu dem jede Generation ihren jeweiligen Beitrag leistet. Dazu muss man zwischen Liturgie und Gebet unterscheiden. Das eine ist Gebets-Ordnung, das andere Gebets-Haltung. Der vorliegende Band dokumentiert die Studientagung 2003 des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam. Rabbiner und Gelehrte haben Ursprung und Entwicklung der jüdischen Liturgie nachgezeichnet. Entstanden ist ein vielschichtiges Kaleidoskop, das Werden und Sein des jüdischen Gottesdienstes vertieft.
Leo Baeck (1873-1956) can be considered to be one of the most important proponents of German Jewry. Over the course of his life, he strove constantly to combine tradition and modernity within Judaism. Baeck educated young rabbis at Berlin's "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums" (College for the Science of Judaism) and sought dialogue between Christianity, Islam, and other religions. Indebted to Baeck's legacy the Abraham Geiger College dedicated its annual study conference in 2006 to this brilliant Jewish thinker - to mark the fiftieth anniversary of his death on November 2, 1956. This volume celebrates the wide spectrum of Leo Baeck's heritage.
From a Jewish perspective, divine action in this world revolves around two poles: Hesed and Tzedakah. There is one fundamental difference between them: Hesed describes those actions of God that arise not from obligation, but instead are spurred by pure love for humankind, by grace and mercy. Tzedakah by contrast touches on God's righteous interaction within his covenant, as well as justice observed by man seeking harmony with God's will. Each of the terms applies to both God and man. Hesed and Tzedakah emanate from God, and eventually should transform a person into a Hasid and a Tzaddik. The authors of this volume parse the subtlety of different meanings behind this pair of terms - from Bible to modernity.
Wer ist nach gängiger Auffassung Jude? Unwissenheit ist oft der Hintergrund gequälter Formulierungen wie "ein Mitbürger jüdischen Glaubens" oder der peinlichen Frage: "Bist du Deutscher oder Jude?" Die Autoren zeigen, daß der Begriff "jüdische Identität" nicht leicht zu fassen ist. In ihrem aufklärenden Buch zum Thema Konversion geben sie keine Anleitung zum übertritt, es geht ihnen vielmehr darum, Aspekte der Geschichte und religiösen Lehre ebenso zu vermitteln wie die Entscheidungswege von Menschen, die den bewußten Weg ins Judentum gegangen sind. Die aktualisierte Neuausgabe enthält die Regeln der Allgemeinen Rabbinerkonferenz zum übertritt.
Blickt man auf die Entstehung und Entwicklung der Orientwissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert zurück, so kann man nicht umhin, festzustellen, dass die maßgebliche Rolle des Pioniers und dann Formgebers hier jüdisch akkulturierten Wissenschaftlern in Europa, insbesondere in Deutschland, zukommt. Orientwissenschaft ist in ihren Anfängen keine lineare Bewegung von westlichen, d.h. christlichen oder noch öfter saekularisierten Forschern hin auf einen islamischen Orient. Sie reflektiert auch keine reine Subjekt-Objekt-Beziehung, wie Edward Saids Konzept Orientalism suggerieren könnte. Vielmehr ist das mit dieser Forschung eröffnete intellektuelle Spannungsfeld nur als ein kreatives Dreiecksverhältnis zu begreifen: Es waren zunächst deutsche Juden, die sich dem "Orient" zuwandten, die mit den im saekularisierten Europa entwickelten Methoden arabistische Textforschung betrieben. Und es waren Angehörige der Wissenschaft des Judentums, die diese von ihnen studierte "orientalische Kultur" - statt sie als exklusives Forschungs-Objekt wahrzunehmen - als Teil ihrer eigenen Kultur begriffen. Diese plurikulturellen "Ursprünge" möchte das hier vorliegende Buch beleuchten. Der von Ernest Renan erhobene Anspruch, der Islam sei "im vollen Licht der Geschichte" entstanden, verdient heute neu reflektiert zu werden: Der Band will zeigen, wie das von der Wissenschaft des Judentums auf den Koran geworfene Schlaglicht auch heute Wege zu einer kulturell offeneren, der islamischen Tradition angemesseneren Wahrnehmung der Grundurkunde des Islam weisen kann.
Das Handbuch umreißt das gesamte Spektrum der 2000jährigen Geschichte der Juden auf europäischem Boden. Wissenschaftler aus Europa und den USA haben ihre Forschungsergebnisse allgemein verständlich aufbereitet mit dem Ziel, das Leben und Wirken der Juden, aber auch die ihnen entgegengebrachte Intoleranz und deren Ursachen aufzuzeigen.
Der erste Teil konzentriert sich systematisch auf die Länder und Regionen, in denen Juden siedelten bzw. nach Vertreibungen aus anderen Staaten Aufnahme fanden. Es wird sowohl auf die innere Entwicklung der jüdischen Gemeinden als auch auf die Beziehungen zwischen Juden und der sie umgebenden andersgläubigen Gesellschaft eingegangen.
Der zweite Teil behandelt themenspezifische Schwerpunkte. Gemeindeleben und Religion, Familie und Stellung der Frau, kulturelle und geistige Entwicklung, aber auch Judenfeindschaft der sie umgebenden Gesellschaft – vom Antijudaismus bis zur Shoa und zum Antisemitismus der Gegenwart – werden in großangelegten Beiträgen dargelegt.