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Was und von wem wurde mit wissenschaftlichem Anspruch während des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts über Antisemitismus in Deutschland gearbeitet und geschrieben? Welche Ansätze bot die frühe Antisemitismusforschung? Das sind die Leitfragen dieser Studie, die ein Stück Kulturund Wissenschaftsgeschichte zugleich bietet. Darüber hinaus schlägt das Buch einen Bogen zur Geschichte des Abwehrkampfs gegen den Antisemitismus bis 1933. Das Fazit: Bereits in der Weimarer Republik existierte ein tiefergehendes Wissen über den Antisemitismus, das jedoch für den Abwehrkampf gegen antisemitische und völkische Bewegungen wenig Perspektiven bieten konnte.
Historisches Jahrbuch
(2016)
Die Zeitschrift zählt zu den ältesten geschichtswissenschaftlichen Fachzeitschriften im deutschen Sprachraum, genießt hohes internationales Ansehen und nimmt seit über einem Jahrhundert einen festen Platz im Forschungsprozess ein. Sie bietet in Aufsätzen, Berichten und Besprechungen auf hohem Niveau eine thematisch breite Palette aus dem Gesamtbereich von Mittelalter, Neuzeit sowie Zeitgeschichte ...
Ephraim Carlebach
(2016)
"Seid mutig und aufrecht!"
(2016)
Der 'Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens' (C.V.) wurde 1893 in Berlin gegründet. Sein Tätigkeitsschwerpunkt lag ursprünglich auf dem Gebiet des Rechtsschutzes gegen antisemitische Diskriminierungen. Eine zweite Säule seiner Arbeit war die Aufklärung der Nichtjuden über das 'wahre Wesen' des Judentums. Johann Nicolai analysiert in diesem Band unter Auswertung der Moskauer Archivbestände die Entwicklung des Vereins von 1933 bis zu seiner Auflösung im Jahr 1938. Im Mittelpunkt der Studie steht die Frage, wie der Centralverein die Fortsetzung seiner Arbeit gegenüber seinen Mitgliedern begründete, obwohl im Nationalsozialismus die grundlegenden Bürgerrechte für die deutschen Juden, die er ursprünglich verteidigen wollte, nicht mehr gewährleistet waren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Wandlung des Centralvereins nach den Nürnberger Gesetzen und der darauf erfolgten Umbenennung und Umstrukturierung. Wesentlicher Bestandteil ist auch die Auseinandersetzung mit der jüdischen Emigration nach Übersee. Nicolai zeigt auf, dass es bis tief in die 1930er-Jahre hinein starke Spannungen im deutschen Judentum gab.
Nachdem der Sicherheitsdienst der SS 1934 zum einzigen politischen Nachrichtendienst der NSDAP aufgestiegen war, entwickelten seine führenden Mitarbeiter ein ehrgeiziges Konzept zur Erfassung, Bewertung und praktischen Anwendung von Informationen über die Gegner des NS-Staates. Die Gegnerforscher im Amt II des Sicherheitshauptamtes versuchten so, politischen Einfluss auf die Partei- und Staatsführung des „Dritten Reiches“ zu nehmen. Ihre Analysen dienten auch zur Schulung und als Material für die exekutiv arbeitende Gestapo, lieferten also die materielle und ideologische Grundlage zur Verfolgung des „Gegners“ – Freimaurer, Juden, die „politischen Kirchen“, „Marxisten“ und Liberale. Unter den Gegnerforschern entstand ein gemeinsamer Denkstil. Daraus entwickelten sie Strategien zur Erkennung und Bekämpfung der Gegnergruppen und professionalisierten sie Mitte der 1930er-Jahre. Viele von ihnen wandten in den ersten Einsatzkommandos in Österreich, der Tschechoslowakei oder Polen, in den Stäben der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und als „Judenberater“ genau die Methoden zur Gegnerbekämpfung an, die sie im Amt II des Sicherheitshauptamtes mitentwickelt hatten.
Der gedachte Krieg
(2016)
Wie ein Damoklesschwert schwebte während des Ost-West-Konflikts die Möglichkeit einer offenen militärischen Auseinandersetzung mit den Streitkräften des Warschauer Pakts über dem "Frontstaat" Bundesrepublik Deutschland. Angesichts dieser permanenten Bedrohung wurde die Bundeswehrführung ständig mit der Frage nach dem Kriegsbild konfrontiert. Florian Reichenberger geht der Entwicklung von Kriegsbildern in der militärischen Führung der Bundeswehr im Zeitalter des Ost-West-Konflikts auf den Grund. Dabei werden Perzeptionsverläufe von einem möglichen "Dritten Weltkrieg" in den vielfältigen Wechselbeziehungen zu Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik beleuchtet. In einem interdisziplinären, epochenübergreifenden und zwischen den Teilstreitkräften vergleichenden Ansatz fragt der Autor nach Einheitlichkeit, Kontinuität und Wandel sowie Interessenleitung in den Denkmustern der westdeutschen Militärelite. Die Theorie zum Phänomen Kriegsbild bildet dabei den methodischen Rahmen.
Klingende Eklats
(2016)
Der klingende Eklat ist mehr als der Pfeffer musikhistorischer Narrationen. Vielmehr ist der Musikskandal ein kultureller Störfall und ein ästhetisches Ereignis. Er überschreitet nicht nur die künstlerischen und moralischen Grenzen des guten Tons, sondern greift zudem gesellschaftliche Normen auf und an.
Anna Schürmer analysiert diese Verschränkung und nutzt das interdisziplinäre Potential, das der klingende Eklat als konfliktiver Seismograf sozialer Problem- wie ästhetischer Experimentierfelder bereithält. An der Schnittstelle von Geschichts- und Musikwissenschaften fokussiert die medienkulturwissenschaftlich inspirierte Studie den prismatischen Gegenstand des klingenden Eklats vor dem akustischen Hintergrund nicht nur der musikalischen Moderne.
"Der unterirdische Kampf"
(2016)
Die militärische Rüstungsbürokratie zwischen Niederlage des Deutschen Kaiserreiches und ›Totalem Krieg‹ der NS-Diktatur – in dieses Spannungsverhältnis begibt sich der Autor. Er untersucht, wie die Fachleute des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes die Mobilisierung planten – und dabei scheiterten.
Bereits kurze Zeit nach der deutschen Niederlage von 1918 wurden die wirtschaftlichen Aspekte der Kriegführung wieder von einem kleinen, hochprofessionellen Offizierskreis diskutiert. Sie nahmen Gedanken aus der Zeit des Ersten Weltkrieges auf und forderten in der Reichswehr und noch stärker in der Wehrmacht die Steuerungshoheit des Militärs über die kriegsrelevante Wirtschaft. Ihre Planungen und Maßnahmen waren nicht nur im Offizierkorps selbst umstritten, sondern unterlagen letztlich auch den Widerständen der Privatwirtschaft und den Interessen von NS-Parteigrößen. Entlang dieser Fronten beschreibt der Autor eine militärische Organisation von ihrem Aufbau 1924 bis zu ihrer ›Zerschlagung‹ durch Albert Speer 1942. Dabei nimmt er auch das alles andere als eindeutige Verhalten des Führungspersonals im Amt in den Blick.