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Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Untersuchung von Wanderungsüberlegungen der Einwohner der Stadt Visaginas vor dem Hintergrund steigender ökonomischer Unsicherheit, bedingt durch die bevorstehende Schließung des Atomkraftwerkes 'Ignalina'. Visaginas befindet sich im Nordosten Litauens, in einer der strukturschwächsten Regionen des Landes. Von Mitte der 70er bis Ende der 80er Jahre entstand die Stadt als Wohnstätte für die Arbeiter des sich zu dieser Zeit ebenfalls im Bau befindlichen Atomkraftwerkes 'Ignalina' sowie für deren Angehörige. Noch heute ist die Stadt wirtschaftlich vom Kraftwerk abhängig: Nicht nur ist das staatliche Unternehmen der größte Arbeitgeber für die ca. 30.000 Einwohner, sondern darüber hinaus stellt auch die Mehrzahl der unabhängigen Firmen ihre Leistungen und Produktion in dessen Dienst. Auf Druck der Europäischen Union, welche bereits Ende der 90er Jahre aus sicherheitstechnischen Gründen die Schließung des Atomkraftwerkes forderte, beschloss die Regierung Litauens, das Atomkraftwerk stillzulegen. Am 1. Januar 2005 wird der Betrieb des ersten Reaktors eingestellt. Die endgültige Abschaltung ist bis zum Januar 2009 vorgesehen. Auf diese Weise wird der Stadt Visaginas, und damit verbunden vielen ihrer Einwohner, die wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen. Bedingt durch den Wegfall ihres Arbeitsplatzes wird ein Großteil der Einwohner gezwungen sein, sich nach Beschäftigungsalternativen umzuschauen. Da jedoch auch im Umland der Stadt keine ausreichenden Möglichkeiten bestehen, die freigesetzten Arbeitskräfte aufzufangen, wird für viele Betroffene die einzige Alternative darin liegen, Visaginas auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz zu verlassen. Die Tatsache, dass der Großteil der heutigen Einwohner aus anderen Unionsrepubliken der damaligen Sowjetunion nach Visaginas kam und nur selten über gute Kenntnisse in der Landessprache Litauisch verfügt, stellt dabei ein besonderes Problem dar. Der Arbeit lag folgende zentrale Fragestellung zugrunde: Warum wandern unter gleichen strukturellen (vor allem ökonomischen) Rahmenbedingungen Menschen aus Visaginas ab, während andere dies nicht tun bzw. eine Abwanderung gar nicht in Erwägung ziehen? Betreuer/Gutachter: Prof. Wilfried Heller; Prof. Sebastian Lentz
In dieser ethnographisch-soziologischen Fallstudie wird die Geschichte der chinesischen Immigration in Bukarest nach 1990 in ihrer Besonderheit und ihren allgemeinen Strukturen nachvollzogen. Dies geschieht durch eine Doppelperspektive auf den Fall: Die Rekonstruktion der diskursiven (Re-)Präsentation des Falles als methodisch-analytische Vorstufe wurde einer anschließenden historischen Rekon-struktion der erlebten Geschichte der Migranten vorangestellt. Die anschließende Kontrastierung der Ergebnisse aus beiden Analyseschritten diente der Heraus-arbeitung vorher noch nicht sichtbarer Interdependenzen und Bezüge zwischen diesen beiden Ebenen. Mit anderen Worten: Die diskursive Ebene und die historische bzw. erlebte Ebene bilden gemeinsam und in Verschränkung miteinander die konstitutive/n Struktur/en des Falles: Erstens geht es um die Besonderheit der Post-1989-Migration von China nach Rumänien im Kontext von Transformationen. So ist für die Struktur und den Verlauf des Falles bestimmend, dass sich mehrere Wandlungsprozesse sowohl im Herkunfts- als auch im Einwanderungskontext zugleich ereigneten. Dazu gehören die Globalisierung allgemein sowie die als Transformationen bezeichneten Prozesse in China seit 1978 und in Rumänien seit 1989. Auf nationaler, lokaler Ebene sowie auf der Ebene der alltäglichen sozialen Wirklichkeit der Stadtbevölkerung und der Immigranten in Bukarest war zu beobachten, dass diese mit rapiden Veränderungen konfrontiert waren und sind. So kamen zu Beginn der 1990er Jahre einige Pioniere mit Koffern voll China-Ware in Bukarest an und verkauften ihre Ware auf den unzähligen kleinen Straßenmärkten der Stadt. Im Jahr 2007 befindet sich auf einem großen Areal am Stadtrand von Bukarest ein Baukomplex aus acht großen Shopping-Malls. Chinesische UnternehmerInnen investieren nun in Großprojekte wie etwa der Telekommunikation in Rumänien. Neu ist auch die Rekrutierung von chinesischen Textilarbeiterinnen durch rumänische Unternehmer. Diese Entwicklung hängt mit dem gegenwärtigen Mangel an rumänischen Arbeitskräften aufgrund der Auswanderungs-wellen aus Rumänien zusammen. Charakteristisch ist jedoch, dass diese ge-sellschaftlich tiefgreifenden Änderungen, die nicht nur die hier genannten öko-nomischen, sondern auch politische und soziale Konsequenzen haben, in einem starken Kontrast dazu stehen, dass ihre soziale Wirklichkeit in der Forschung, der Politik und Öffentlichkeit unbeachtet und unbekannt blieb. Als zweites Themenfeld ist das Spannungsverhältnis von lokalen und globalen Prozessen für die Geschichte der Migranten zu nennen. Dabei sind die Bedeutung der „Verortung“ einerseits und die der Transnationalität andererseits strukturbildend für die Fallgeschichte. Dabei spielte die Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Transnationalismuskonzept eine besondere Rolle: Dieses behandelte ich als theo-retischen Diskurs, der zunächst kritisch betrachtet wurde. Die Frage, ob und wie die chinesische Community in Bukarest transnational lebt und was transnationale Lebens-formen sein könnten, wurde empirisch beantwortet. Drittens habe ich unter Bezugnahme auf das Konzept des sozialen Deutungsmusters aufgezeigt, dass Informalität als soziales Konstrukt auf unterschiedlichen Ebenen fallbestimmend ist. Informalisierungsprozesse sowie damit verbundene Illegalisierung und Kriminalisierung der Migranten in Europa bilden also ein weiteres Themenfeld der Fallstruktur. Schließlich stellt die gesellschaftliche Konstruktion kultureller Deutungsmuster über chinesische Migranten ein viertes zentrales Thema der Fallstruktur dar. Die chinesischen Migranten in Bukarest leben im Fadenkreuz unterschiedlicher Zuschreibungen. Im Herkunftsland werden sie als patriotische Kapitalisten, die Moder-nität ins Land bringen, gefeiert. In Europa werden sie der internationalen Welle ‚illegaler Migration‘ zugeordnet und auf Kriminelle und/oder Opfer reduziert. In Bukarest leben sie mit und in Konkurrenz der Bewertungen bzw. Abwertungen von Minderheitengruppen, wie etwa der Roma-Minderheit. Diese Bewertungen und Zuschreibungen haben mehrere Konsequenzen. Eine davon ist, dass chinesische Immigranten in Bukarest es gelernt haben, mit diesen aktiv umzugehen. So wurde deutlich, dass sich kulturelle Deutungsmuster nicht nur habituell verankern oder als biographisches Kapital gelebt werden, sondern situationsangemessen genutzt oder sogar teilsweise inszeniert werden, mit dem Ziel, einen Weg in die Gesellschaft zu finden und in dieser als Minderheitengruppe in eine respektierte Position zu gelangen.
Migration ist ein weltweites Phänomen. Der Politikwissenschaftler Christian Kube betrachtet sie in „Immigration und Arbeitskämpfe in den USA“ am Beispiel mexikanischer Einwanderer in Kalifornien. Der Autor analysiert das Verhältnis zwischen Arbeitern aus Mexiko und der US-amerikanischen Arbeiterbewegung, insbesondere den Gewerkschaften. Er tut dies an zwei Fallbeispielen, in denen Gewerkschaften versuchten bzw. versuchen, in Kalifornien transnationale Arbeiter zu organisieren: Zum einen wird das Los Angeles Manufacturing Project (LAMAP) betrachtet, zum anderen der immer noch andauernde Arbeitskampf in der Mandelfabrik Blue Diamond Growers (BDG) in Sacramento/Kalifornien. Abschließend wird die Frage beantwortet, ob die traditionellen Gewerkschaften der USA für die Interessenvertretung und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Niedriglohnsektor geeignet sind. Christian Kube ist der Ansicht, dass sie einen wesentlichen Beitrag zur Organisation transnationaler Arbeiter leisten müssen, da es derzeit keine annähernd so mitgliederstarken Institutionen wie die Gewerkschaften in den USA gibt.
Im Februar und März 2007 wurde vom Geographischen Institut der Universität eine Exkursion nach Neuseeland durchgeführt. Der hier vorliegende Bericht bezieht sich auf diese Exkursion. Im ersten Teil wird durch 17 Protokolle der Exkursionsverlauf wiedergegeben. Im zweiten Teil befassen sich sechs Texte näher mit je einem thematischen Aspekt der Exkursion. Autoren der Protokolle und der thematischen Texte sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion. Zum ersten Teil des Berichts – der Exkursionsverlauf Im ersten Teil dieses Berichtes wird der Verlauf der Exkursion Neuseeland 2007 des Geographischen Instituts der Universität Potsdam durch Tagesprotokolle dargestellt. Die Exkursion begann am 14. Februar 2007 in Auckland und endete am 4. März 2007 in Christchurch. Während dieser 19 Tage wurden verschiedene Orte auf der neuseeländischen Nord- und Südinsel aufgesucht, wobei die Exkursionsgruppe verschiedene Aspekte der neuseeländischen Gesellschaft aus einer humangeographischen Perspektive studierte. Im Mittelpunkt standen die Themen historische und jüngere Migration nach Neuseeland, Maori, Milchwirtschaft, Holzwirtschaft und Tourismus in Neuseeland. Die Tagesprotokolle machen deutlich, dass die Exkursion weniger in einer thematisch-systematischen Art und Weise durchgeführt wurde. Statt dessen erfolgte das Aufsuchen exemplarischer Orte, an denen Beobachtungen und darüber hinausgehende Erkundungen stattfanden. Die entsprechenden Aussagen sind in den Protokollen wiedergegeben, schwerpunktmäßig wird dabei folgendes angesprochen: Der erste Exkursionstag, das war der 14. Februar 2007, wurde für den Besuch des Geographischen Institutes der Auckland University genutzt. Dort wurde zum Beispiel eine Diskussionsrunde mit den beiden Humangeographen Richard Le Heron und Gordon Winder veranstaltet. Auch die folgenden zwei Tage verbrachten die Exkursionsgruppe in Auckland, wobei sie sich im »Auckland Museum« über die neuseeländische Geschichte und insbesondere über die Kultur der Maori informierte. Mit einem Maori-Guide unternahmen die Teilnehmer eine Stadtführung durch Auckland, wobei ebenfalls das Leben der Maori im Fokus stand. Außerdem besuchten sie eine private Einwanderungsagentur und führten in Kleingruppen Expertengespräche zum Thema »Migration und Integration in Neuseeland« durch. Am 17. Februar erkundeten die Exkursionsteilnehmer drei Orte in der näheren Umgebung Aucklands. Zunächst begaben sie sich zum Otara Market, einem Wochenmarkt der Pacific Islanders, der immer samstags in Otara abgehalten wird. Anschließend ging es weiter an die westliche Küste, wo sie unter Führung einer Rangerin durch den Muriwai-Regionalpark wanderten. Auf der Rückfahrt nach Auckland machten sie Halt in Soljan’s Winzerei, wo der Betrieb vorgestellt wurde und Wein verkosten werden konnte. Am 18. Februar verließ die Exkursionsgruppe Auckland in Richtung Norden, um zum Ort Puhoi zu gelangen. Dort beschäftigten sich die Teilnehmer mit den sogenannten Bohemians, die einst aus Böhmen nach Neuseeland auswanderten und deren Traditionen dort auch heute noch (zumindest teilweise) gepflegt werden. Am nächsten Tag fuhren sie weiter nach Pahia, dem nördlichsten Aufenthaltsort während der Exkursion. Auf dem Weg dorthin machten sie einen Umweg über Matakohe, wo das Kauri-Museum und der Tane Mahuta, der größte Kauribaum Neuseelands, besichtigt wurden. Am 20. Februar stand vormittags die Beschäftigung mit der Geschichte Neuseelands auf dem Tagesplan. Hierfür besuchte die Exkursionsgruppe die Waitangi Treaty Grounds. Dort informierten sich die Teilnehmer über den Vertrag von Waitangi und darüber, welche Folgen dieser für das Leben der Maori hatte. Am Nachmittag stand das Thema Tourismus im Mittelpunkt. Die Exkursionsteilnehmer machten sich mit einem Teil des touristischen Angebots vertraut, indem sie eine Bootstour durch die Bay of Islands unternahmen. Am 21. Februar fuhr die Gruppe in die Hamilton-Region, wo sie sich auch die folgenden zwei Tage aufhielt. Auf dem Weg dorthin wurde ein Zwischenstopp in Kawakawa und an den Whangarei Falls eingelegt. In Hamilton war die Exkursionsgruppe Gast im Geographischen Institut der Waikato University und im Waikato Migrant Resource Centre. Außerdem stand das Thema Milchwirtschaft auf dem Programm. Hierfür besichtigten die Teilnehmer das Unternehmen AmBreed, welches die Grundlage für die Aufzucht von Hochleistungsmilchkühen bereitstellt – nämlich das Bullensperma. Außerdem konnten sie sich über die Organisation und Probleme einer Milchfarm informieren. Darüber hinaus gestalteten in der Waikato-Region wohnende Nachfahren der böhmischen Einwanderer ein Abendprogramm für die Exkursionsgruppe. Den 24. Februar verbrachten die Teilnehmer im Gebiet von Rotorua. Dort durchkreuzten sie das Thermal Wonderland, in dem heiße Quellen und Geysire sowie die dadurch geschaffenen Oberflächengegebenheiten studiert werden können. Die heißen Quellen werden hier auch zur Energiegewinnung herangezogen, wovon sich die Exkursionsteilnehmer bei einer Besichtigung der Geothermal Power Station of Warakei überzeugen konnten. Auf der Fahrt zum Tongariro Nationalpark bewunderten sie die Huka Falls und machten Halt am Lake Taupo, dem größten See Neuseelands. Im Nationalpark unternahmen sie am 26. Februar eine Wanderung. Tags darauf fuhren sie weiter über Marton nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. Dort war nachmittags sowie am 28. Februar Gelegenheit, die Stadt zu erkunden, unter anderem auf einer Stadtführung mit Prof. Bredlich. Daneben erfuhr man bei einem Besuch des neuseeländischen Nationalmuseums Te Papa viel Wissenswertes über Gesellschaft und Geschichte Neuseelands. Am 1. März überquerten sie mit der Fähre die Cookstraße, um zur Südinsel zu gelangen. Den Nachmittag dieses Tages verbrachte die Exkursionsgruppe in Upper Moutere, wo sie sich mit der Einwanderung Deutscher in der Region Nelson befasste Am Tag darauf fuhren die Teilnehmer zur Westküste und beschäftigten sich mit den Landschaftsformen der Südalpen und der Küste sowie mit der Frage, welche wirtschaftliche Rolle diese Region einst spielte und welche sie heute einnimmt. Am 3. März überquerten sie die Südalpen über den Athur’s Pass und kamen am Nachmittag in Christchurch an. Am nächsten Tag erlebten sie eine Besichtigungstour durch die größte Stadt der Südinsel unter Leitung von Prof. Parson vom Institut für Geographie der Universität von Canterbury. Dabei standen insbesondere Fragen des städtischen Wandels im Mittelpunkt, welcher mit den ökonomischen Reformen seit Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts einherging. Damit endete am 4. März die Exkursion in Christchurch. Zum zweiten Teil des Berichts – die thematischen Texte Neben dem Gewinn eines ersten Eindrucks vor Ort bietet eine Exkursion als Form der Erkundung eines Landes durchaus auch die Gelegenheit, kritisch über gesellschaftliche Vorgänge zu reflektieren. Über solche Reflexionen geben die Darstellungen im zweiten Teil dieses Exkursionsberichtes Aufschluss. Das Spektrum der in den Texten aufgegriffenen Themen reicht dabei von physisch-geographischen Gegebenheiten, über Land- und Forstwirtschaft, die Maori bis zu bevölkerungsgeographischen Fragestellungen zur Migration und Integration in Neuseeland. Dem zu Grunde liegt ein – in der Geographie lange verwurzeltes – holistisches Verständnis der Disziplin. In den Berichten findet die zentrale Debatte in der Geographie um die Bedeutung und das Zusammenspiel von globalen, regionsunabhängigen und lokalen, regionsspezifischen Faktoren (»Glokalisierung«) an vielen Stellen ihren Ausdruck. Da während der Exkursion Einblick in verschiedenste Bereiche des Lebens in Neuseeland gewonnen werden konnten, ist es im thematischen zweiten Teil des Berichts vorrangiges Ziel, einen guten Überblick über Neuseeland und seine Bevölkerung zu geben. Dabei überwiegt ein beschreibender Charakter der Texte, gleichzeitig sollen aber auch zentrale Veränderungen und Herausforderungen für die neuseeländische Gesellschaft angesprochen, Erklärungsansätze gegeben und Lösungsstrategien aufgewiesen werden. Im Einzelnen ist der thematische Teil folgendermaßen aufgebaut: Zu Beginn widmet sich Anja Lehmann den Maori und beleuchtet Geschichte, Kultur und heutige Situation der indigenen Bevölkerung Neuseelands. Anschließend gehen Katharina Popig und Manuel Hundt in ihrem Text auf die frühe europäische Einwanderung nach Neuseeland, insbesondere auf die Rolle der deutschen bzw. böhmischen Einwanderer, ein. Im darauf folgenden Text zeigt Manuel Hundt die sich verändernden Muster in der jüngeren Migration auf und beleuchtet Fragen der Integration in Neuseeland, wobei insbesondere auf die Rolle der Pacific Islanders eingegangen wird. Dann folgt der Text von Lilli Maier. Sie beschäftigt sich mit Fragen des Tourismus und schildert die Gestalt des Fremdenverkehrs und seine Bedeutung für die neuseeländische Wirtschaft. Natalia Kiselgof gibt einen Überblick sowohl über physisch-geographische Aspekte und den Naturraum Neuseelands als auch über die Struktur der neuseeländischen Landwirtschaft, bevor Sören Sturm die Forstwirtschaft Neuseelands einer kritischen Analyse unterzieht.
Diese von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam angenommene Dissertation thematisiert die Selbstorganisation von Migranten in eigenen Sportvereinen und auf anderen Ebenen des Vereinssports. Sie beruht auf den Ergebnissen eines vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Forschungsprojekts der Universität Potsdam. Mit mehreren hundert Migrantensportvereinen in ganz Deutschland stellt der Sport einen der wichtigsten Gesellschaftsbereiche für die Selbstorganisation von Zuwanderern dar. Doch obwohl sich Migranten in der Bundesrepublik schon seit den 1960er Jahren in eigenen Sportvereinen zusammenschließen, ist das Thema zuvor noch nicht umfassend untersucht worden. Um diese Forschungslücke zu schließen, stellt die Arbeit Basisinformationen über verschiedene Organisationsformen, typische Entstehungszusammenhänge, spezifische Problemfelder sowie wiederkehrende Konfliktmuster bereit und präsentiert darauf aufbauende Annahmen über die Wirkungen der sportbezogenen Selbstorganisation auf das Verhältnis von Einheimischen und Zuwanderern im Sport, auf die allgemeinen interethnischen Beziehungen und auf den gesamtgesellschaftlichen Integrationsprozess. Daran anknüpfend werden mögliche Konsequenzen aufgezeigt, die die verschiedenen Akteure des Sportsystems aus den dargestellten Forschungsbefunden ziehen können. Die Arbeit basiert auf den Befunden einer in den Jahren 2006 bis 2009 durchgeführten empirischen Untersuchung, in der verschiedene qualitative Methoden eingesetzt wurden, um das Forschungsfeld explorativ, ergebnisoffen und in einer möglichst weiten Perspektive zu beleuchten. In erster Linie bestand diese Feldstudie in einer Interviewreihe, für die 25 Vertreter von Migrantensportvereinen sowie 15 Feldexperten aus verschiedenen Berufsgruppen und Organisationen in Leitfaden-Interviews befragt wurden. Ergänzt wurde die Interviewstudie durch eine Zeitungsanalyse, für die sieben Tages- und Wochenzeitungen nach Artikeln zum Thema durchsucht wurden, sowie gezielte Feldbeobachtungen, etwa beim Besuch von Fußballspielen, bei Versammlungen und Festen sowie in Vereinsheimen. Darüber hinaus wurde eine umfangreiche Internetrecherche durchgeführt, bei der vor allem die Webseiten von über 65 Migrantensportvereinen in Augenschein genommen wurden. In allen Untersuchungsteilen war das Vorgehen des Verfassers stark an der Grounded-Theory-Methode orientiert. Die so gewonnenen Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eigenständige Migrantensportvereine, die als vorherrschende Form der sportbezogenen Selbstorganisation von Zuwanderern im Mittelpunkt der Arbeit stehen, aus komplexen gesellschaftlichen Inklusions-, Schließungs- sowie Segmentationsprozessen resultieren und interindividuell unterschiedliche Beteiligungsmotive ihrer Mitglieder aufnehmen. Sie stellen typischerweise multifunktionale Hybridorganisationen dar und erbringen für die beteiligten Migranten und deren lokale Gemeinschaften spezifische Integrations-, Repräsentations- und Solidarleistungen, durch die sie sich signifikant von deutschen Sportvereinen und Migrantenorganisationen in anderen Sektoren abheben. Zugleich unterscheiden sich die Migrantensportvereine untereinander hinsichtlich Vereinstätigkeit, Selbstverständnis und Konfliktbeteiligung sehr stark. Ihre Rückwirkung auf den Vereinssport als organisationales Feld, auf die interethnischen Beziehungen in anderen Gesellschaftsbereichen und auf den gesamtgesellschaftlichen Integrationsprozess ist den präsentierten Forschungsergebnissen zufolge gleichfalls sehr ambivalent. Einerseits erbringen Migrantenvereine nicht nur die gleichen gemeinnützigen Leistungen im Bereich der sozialen Integration wie andere Sportvereine auch, sondern entfalten darüber hinaus, indem sie die Integrationsfähigkeit ihrer Mitglieder erhöhen und Personen in den organisierten Sport einbeziehen, die sonst gar keinem Sportverein beitreten würden, spezifische Integrationswirkungen, die andere Sportvereine nicht aufweisen. Andererseits erhöht die Selbstorganisation von Migranten in eigenen Sportvereinen soziale Distanzen und Spannungen zwischen Einheimischen und Zuwanderern, zumal Migrantensportvereine vor allem an den manchmal gewaltvollen Konflikten im Amateurfußball überproportional häufig beteiligt sind. Darüber hinaus stellt ein relativ kleiner Teil der Migrantensportvereine wegen Organisationsdefiziten eine ernste Belastung für die Tätigkeit der Sportverbände dar. Pauschalisierende Negativbewertungen der Vereine werden vom Verfasser jedoch als ungerechtfertigt und nicht sachangemessen zurückgewiesen.
Exil oder Heimat?
(2013)
Die Volksrepublik Polen befand sich Ende der 1960er Jahre in einer wirtschaftlichen und innenpolitischen Krise. Das Regime in Warschau nahm den Sechs-Tage-Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten des Jahres 1967 zum Anlass, ein Exempel an den wenigen Zehntausend nach der Schoah im Land verbliebenen Juden zu statuieren und sie als politische Sündenböcke zu brandmarken. Über 3000 polnische Juden wählten in Folge der offiziell lancierten „Antizionistischen Kampagne“ Israel als neues Heimatland. Dort trafen sie auf eine Gesellschaft, die in zahllose Konflikte verstrickt war: den Krieg gegen die benachbarten arabischen Staaten, der Okkupation der Palästinensergebiete und den innenpolitischen Spannungen zwischen europäischen und orientalischen, religiösen und säkularen Juden. Neben einer historischen Einordnung der Migration nimmt der Autor auch deren Analyse unter migrationspsychologischen Aspekten vor. Die beschriebenen Erfahrungen werden im beiliegenden Dokumentarfilm „There Is No Return To Egypt“ veranschaulicht, in dem Zeitzeugen dieser sogenannten 1968er-Migration in ihrem heutigen Lebensumfeld in Israel zu Wort kommen.
Verlaufen
(2016)
Ankommen
(2016)
Jaro und Malia sind endlich wieder mit ihren Kindern Juna, Nenad und Yasha zusammen. Endlich! Vor den klimatischen Veränderungen und den dadurch ausgelösten bürgerkriegsähnlichen Zuständen flohen sie. Der Vater ging mit der ältesten Tochter Juna zuerst, so hatten sie es beschlossen. Die Mutter folgte später mit den Kindern Nenad und Yasha. Nun wohnen sie in der winzigen Wohnung von Avron und versuchen, in Deutschland anzukommen. Dabei stellen sich ihnen nicht nur deutsche Wortmonster in den Weg. Alles ist neu: Die Stadt, in der sich Nenad noch nach Wochen verläuft; der Schnee, der zu Hause nicht fiel; die Formulare, die auf Ämtern auszufüllen sind und die Supermärkte, in denen es keine ganzen Hähne zu kaufen gibt. Nur die Zahlen und Zeichen der Mathematik sind überall gleich und geben zumindest Nenad Sicherheit. Noch mehr Geborgenheit erfährt die Familie jedoch durch ihre Religion. Wie in ihrem alten Zuhause gibt es auch hier Menschen, die sich versammeln um zu beten, zu feiern und zu singen. Aber sie treffen sich nicht in einer heiligen Grotte wie die Ahaqu. Besonders Malia, die Mutter, vermisst ihre Religion mit ihren naturverbundenen Bräuchen sehr.
„Ankommen“ thematisiert unaufdringlich das Verhältnis zwischen Religion und Migration anhand einer Familie, die aus einem unbekannten und nicht näher bezeichneten Land nach Deutschland kommt und einer fiktiven Religion angehört. Hier treffen sie nicht nur auf andere naturräumliche Gegebenheiten, sondern auch auf völlig andere gesellschaftlich-kulturell-religiöse Traditionen, wodurch es zu Irritationen und Missverständnissen kommt. Die elf Geschichten des Buches stehen jeweils für sich und thematisieren ein Element religiösen Lebens bzw. der Religion unter den Bedingungen des Ankommens in einem fremden Land. Zugleich sind alle Texte inhaltlich-thematisch miteinander verwoben. Dadurch ist es möglich, die Geschichten einzeln zu lesen oder das Buch als Ganzschrift. Für den Einsatz im wertebildenden und religionskundlichen Unterricht bietet das Buch am Ende jeder Geschichte ein didaktisches Setting an.
„Was ist Migration?“
(2016)
Auch wenn die Appelle, die Bedeutung von Migration für Erwachsenenbildung deutlicher wahrzunehmen, unüberhörbar sind, bleiben sie bezüglich kategorialer Arbeit bemerkenswert wenig beachtet. Grundlagentheoretisch motivierte Arbeit am Begriff „Migration“ ist in der Erwachsenenbildung noch lange nicht hinreichend ausgeschöpft. Auch wenn sich einzelne Studien mit ihm auseinandersetzen, besteht dennoch der Eindruck, dass kategoriale Klärungsversuche singulär bleiben. Die nicht einfache Aufgabe, den Begriff Migration vor seiner kategorialen Stilllegung zu bewahren, bleibt eine ernsthafte Herausforderung für erwachsenenpädagogische Migrationsforschung, sofern sie daran interessiert ist, die Risiken eines bisher essentialistischen Kurses ernsthaft ins Visier zu nehmen.