Department Lehrerbildung
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Die vorliegende Arbeit widmet sich subjektiven Kompetenzeinschätzungen Lehramtsstudierender in einem zentralen Element des Lehramtsstudiums – den schulischen Praxisphasen. Dabei stehen Selbstwirksamkeitserwartungen als bedeutender Aspekt professioneller Kompetenz sowie deren Bedeutung für das Beraten im schulischen Bereich und für den Umgang mit Beanspruchungsfolgen im Mittelpunkt der Arbeit.
Im ersten Abschnitt werden Ansätze zur Professionsforschung im Lehrberuf sowie das Modell der professionellen Kompetenz dargestellt (Baumert & Kunter, 2011). Zudem werden individuelle Eingangsvoraussetzungen Lehramtsstudierender wie Persönlichkeitsmerkmale und pädagogische Vorerfahrungen als bedeutende Determinanten für den Erwerb professioneller Kompetenz betrachtet (Kunter, Kleickmann, Klusmann & Richter, 2011). Anschließend werden Lerngelegenheiten und zentrale Zielstellungen spezifiziert, die für schulische Praxisphasen kennzeichnend sind (König & Rothland, 2018). Dabei steht das Praxissemester als bedeutende Phase der Schulpraktischen Studien im Mittelpunkt der Betrachtung. Zudem werden spezifische Herausforderungen gekennzeichnet, die mit schulischen Praxisphasen verbunden sind sowie damit in Zusammenhang stehende Belastungen und Beanspruchungsfolgen (z.B. Keller-Schneider 2016b). Anschließend wird die empirische Befundlage zu negativen Beanspruchungsfolgen in schulischen Praxisphasen dargelegt und es wird auf essentielle Ressourcen im Umgang mit emotionaler Erschöpfung und reduzierter Leistungsfähigkeit eingegangen (z.B. Rothland & Klusmann, 2016). Zum einen wird die Bedeutsamkeit sozialer Unterstützung durch Mentoring als zentrale umgebungsbezogene Ressource spezifiziert, zum anderen werden Selbstwirksamkeitserwartungen als bedeutende personengebundene Ressource betrachtet. Danach wird auf den hochrelevanten Kompetenzaspekt Beraten eingegangen. Dabei werden spezifische Fähigkeiten betrachtet, die essentiell für die schulische Beratungsarbeit sind sowie besondere Merkmale, Formen und Beratungsanlässe. Zudem werden Möglichkeiten zur Erfassung von Beratungskompetenz aufgezeigt sowie damit verbundene Forschungsdesiderate. Abschließend wird der Blick auf die Förderung von Beratungskompetenz im Lehramtsstudium gerichtet. Am Ende des Theoriekapitels werden die Forschungsfragen systematisiert, die sich aus der dargestellten Befundlage ergeben sowie damit in Verbindung stehende Forschungsdesiderate.
Studie 1 widmet sich der Fragestellung inwieweit Selbstwirksamkeitserwartungen und soziale Unterstützung durch Mentoring bedeutend sind für den Umgang mit negativen Beanspruchungsfolgen von Burnout wie emotionaler Erschöpfung und verminderter Leistungsfähigkeit. Zudem wird untersucht, inwieweit Mentoring den Effekt von Selbstwirksamkeitserwartungen auf die benannten Burnout-Dimensionen moderiert. In der längsschnittlichen Studie konnte anhand der Daten von 192 Lehramtsstudierenden im Praxissemester gezeigt werden, dass hohe Selbstwirksamkeitserwartungen zu Beginn des Praxissemesters mit geringerer emotionaler Erschöpfung als auch mit höherer Leistungsfähigkeit zum Ende des Praxissemesters einhergehen. Zudem konnte gezeigt werden, dass der Effekt von Selbstwirksamkeitserwartungen auf Leistungsfähigkeit durch Mentoring moderiert wird. Zur Auswertung der Daten wurden multiple Regressionsanalysen berechnet.
Studie 2 widmet sich der Entwicklung und Validierung einer Skala zur Erfassung der Beratungskompetenz, die bereits im Rahmen des Lehramtsstudiums eingesetzt werden kann. In Faktorenanalysen konnte mithilfe der Daten von 200 Lehramtsstudierenden gezeigt werden, dass sich Beratungskompetenz anhand von vier Subskalen beschreiben lässt. Die Skalen wurden als Personale Ressourcen, Kooperation- und Perspektivenübernahme, Berater-Skills sowie Ressourcen- und Lösungsorientierung bezeichnet und erwiesen sich hinsichtlich der internen Konsistenz insgesamt als akzeptabel. Für die einzelnen Subskalen ergaben sich zudem schwache bis mittlere Zusammenhänge mit den Validierungsvariablen Selbstwirksamkeit in Beratungen, der Beratungsmotivation sowie Pädagogische Vorerfahrungen.
Studie 3 ging der Frage nach, inwieweit zentrale individuelle Eingangsvoraussetzungen von Lehramtsstudierenden wie Persönlichkeitsmerkmale und pädagogische Vorerfahrungen bedeutend sind für Selbstwirksamkeitserwartungen in Schüler-Beratungen. Ebenfalls basierend auf Fragebogendaten von 200 Praxissemesterstudierenden konnte anhand multipler Regressionsanalysen gezeigt werden, dass hohe Offenheit für neue Erfahrungen und geringer Neurotizismus mit hohen Selbstwirksamkeitserwartungen einhergehen. Zudem stehen pädagogische Vorerfahrungen in positivem und signifikantem Zusammenhang mit Selbstwirksamkeitserwartungen. Die Studie widmet sich abschließend insbesondere der Förderung von Beratungskompetenz im Lehramtsstudium.
In Studie 4 wird ein Seminarbaustein präsentiert, mithilfe dessen Beratungskompetenz im Lehramtsstudium gefördert werden kann. Mit dem Konzept können sämtliche Aspekte professioneller Kompetenz im Bereich Beraten sowohl theoretisch vermittelt als auch praktisch erprobt werden. Die Rückmeldungen von Lehramtsstudierenden, die den Seminarbaustein erprobt haben, geben erste Hinweise darauf, dass Fähigkeiten im Bereich schulischer Beratungen gefördert werden können.
Die vorliegende Arbeit wird durch die Gesamtdiskussion der Ergebnisse beendet und es werden Grenzen der Arbeit, Anschlussfragen und pädagogischen Implikationen besprochen.
Sprachliche Kompetenzen spielen für den Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern eine grundlegende Rolle. Die besonderen sprachlichen Anforderungen der Bildungsinstitutionen stellen einige Kinder und Jugendliche vor Herausforderungen, die ihnen eine erfolgreiche Bildungslaufbahn erschweren. Um allen Lernenden den Zugang zu Bildung zu gewähren, sollten sprachliche Kompetenzen im Rahmen des schulischen Alltags und insbesondere des Fachunterrichts gefördert werden. Um Lehrerinnen und Lehrer für diese Aufgabe zu qualifizieren, sind wirksame Fortbildungen essenziell. Fortbildungen sind allerdings nicht per se wirksam. Vielmehr wird ihre Wirksamkeit von einer Vielzahl von Faktoren bedingt und sie variiert je nach Bereich. Inwieweit Merkmale und Bedingungen wirksamer Fortbildungen sowie Gesamteffekte, die bereichsübergreifend und für einige spezifische Bereiche bekannt sind, auch für Lehrkräftefortbildungen zur fachintegrierten Sprachförderung gelten, ist bisher ungeklärt. Im deutschen Raum fehlt es an Evaluationsstudien, die die Wirksamkeit solcher Fortbildungen und ihre Gelingensbedingungen untersuchen. Im internationalen Raum sind solche Studien zwar vorhanden, in ihrer Gesamtheit jedoch schwer zu überblicken, sodass sich bislang keine umfassenden Aussagen über den Erfolg dieser Fortbildungen treffen lassen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Dissertation anhand von drei Teilstudien mit der Wirksamkeit von Fortbildungen, die Lehrkräfte dafür qualifizieren sollen, eine in die Fächer und Lernbereiche der Schule integrierte Sprachförderung umzusetzen.
In einem systematischen Review (Studie 1) wurden die vorhandenen englischsprachigen Studien, in denen solche Fortbildungsmaßnahmen evaluiert wurden, systematisch ausgewertet. Insgesamt wurden 38 Studien einbezogen. Anhand dieser wurde qualitativ-inhaltsanalytisch untersucht, ob Merkmale wirksamer Lehrkräftefortbildung, die aus der fächerübergreifenden Forschung bekannt sind, für das spezifische Feld der Sprachförderung im Fachunterricht ebenfalls von Bedeutung sind oder ob dort andere Merkmale eine Rolle spielen. Die Studien deuten darauf hin, dass alle evaluierten Fortbildungen zumindest in gewissem Maß wirksam waren. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Maßnahmen viele Eigenschaften teilen, die für eine erfolgreiche Lehrkräftefortbildung über verschiedene Fächer hinweg wichtig sind. Sie enthalten darüber hinaus einige Merkmale, die spezifisch für Fortbildung zur fachintegrierten Sprachförderung zu sein scheinen. Das Review stützt die Annahme, dass Fortbildungen die Kognitionen und die Unterrichtspraxis von Lehrkräften verändern und den Schülerinnen und Schülern zugutekommen kann, wenn bestimmte Merkmale bei der Gestaltung und Umsetzung berücksichtigt werden.
Aufbauend auf das Review wurden mit einer Meta-Analyse (Studie 2) die Effekte aus denjenigen zehn Studien aggregiert, die sich auf quantitative Weise analysieren ließen. Es wurde der Gesamteffekt der Fortbildungen sowohl auf die Kognitionen (z. B. Überzeugungen) der Lehrkräfte als auch auf das unterrichtspraktische Handeln (z. B. Verwendung sprachförderlicher Strategien) der Lehrkräfte ermittelt. Außerdem wurde untersucht, welche Rolle Merkmale der einbezogenen Studien sowie der Fortbildungen für die Ausprägung der Effekte spielen. Die Analysen ergaben einen kleinen Fortbildungseffekt auf die Kognitionen und einen mittleren bis großen Effekt auf das unterrichtspraktische Handeln der Lehrkräfte. Studienmerkmale, die die methodische Qualität der Studien betrafen, moderierten die Effekte. Dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Fortbildung zur fachintegrierten Sprachförderung sich günstig auf die Kognitionen und Handlungen von Lehrkräften auswirkt.
Mit einer quasi-experimentellen Tagebuchstudie (Studie 3) wurde eine in Deutschland umgesetzte Fortbildung zur integrierten Sprachförderung formativ evaluiert. Die zentrale Frage war, inwiefern die fortgebildeten Grundschullehrkräfte in der Maßnahme vermittelte Sprachförderstrategien nach eigenen Angaben häufiger anwenden als ihre Kolleginnen und Kollegen, die nicht an der Fortbildung teilgenommen hatten. Untersucht wurde außerdem, inwiefern Faktoren wie die berichtete Kooperation im Kollegium mit der berichteten Häufigkeit der Strategieanwendung zusammenhängen. Mit einem standardisierten Tagebuch wurden 59 Grundschullehrkräfte befragt. Die mehrebenenanalytische Auswertung der Daten ergab keine signifikanten Unterschiede in der angegebenen Häufigkeit der Strategieanwendung zwischen den beiden Gruppen. Allerdings wurde die Nutzung einiger Strategien häufiger berichtet, wenn die Kooperation im Kollegium höher eingeschätzt wurde. Zudem fühlten sich die fortgebildeten Lehrkräfte im Vergleich zu den nicht fortgebildeten in der Anwendung der Strategien sicherer.
Die zentralen Ergebnisse dieser Dissertation werden abschließend zusammengefasst und diskutiert. Implikationen für zukünftige Forschung, Fortbildungspraxis und Bildungspolitik werden formuliert.
Die empirische Studie hat die Verwissenschaftlichung der Physiotherapie und deren Relevanz für die berufliche Praxis in Deutschland zum Gegenstand. Unter Verwissenschaftlichung werden Prozesse der wissenschaftlichen Disziplinbildung und Akademisierung verstanden. Die Praxisrelevanz drückt sich in Veränderungsbestrebungen der Physiotherapie vom Beruf hin zur Profession aus.
Ausgehend von wissenschaftstheoretischen Ansätzen zur Disziplinbildung, Akademisierung und Professionalisierung sowie dem diesbezüglichen physiotherapeutischen Forschungsstand wendet sich die Arbeit aus den Perspektiven historischer und gegenwärtiger wissenschaftlicher Formierungsprozesse der empirischen Analyse des beschriebenen Gegenstandes zu.
Die zentralen Fragestellungen der vorliegenden Arbeit sind:
Auf welcher theoretischen Basis werden welche der Physiotherapie impliziten Gegenstände im Kontext welchen Theorie-Praxis-Verständnisses konstituiert?
Und: Gibt es ein theoretisches Fundament in Form von Theorien und Modellen, aus welchem sich forschungsmethodologische und wissenschaftstheoretische Zugänge begründen lassen und inwieweit zeigt sich hier das Potential zur Heranbildung einer wissenschaftlichen Disziplin?
Wie bezieht sich die Wissenschaft dabei auf eine professionelle Praxis und umgekehrt?
Der empirische Zugang zum Gegenstand erfolgte auf zwei Wegen:
1. Fachzeitschriftenanalyse zur Erfassung der Historizität,
2. Experteninterviews zur Erfassung der Kontextualität der Verwissenschaftlichung.
Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs in der Physiotherapie. Sie verfolgt das Ziel, eine empirisch belastbare Aussage bezüglich des Gelingens einer Disziplinbildung sowie des Akademisierungsprozesses in Deutschland zu treffen und diese in Beziehung zum Praxisfeld zu setzen. Empirisch relevant ist hierfür die Analyse der Historie. Letztere wiederum definiert den Weg zu einer ebenfalls zu analysierenden gegenwärtigen gesellschaftlichen Verortung. Die vorliegenden Analysen rekonstruieren die Emanzipation der Physiotherapie in Deutschland von einem Heilhilfsberuf hin zu einer eigenständigen Profession mit dem Fokus auf Prozesse der Disziplinbildung und Akademisierung.
Die Ergebnisse der Arbeit sind vielfältig und zeigen, dass die deutsche Physiotherapie sich unter anderem durch die Akademisierung auf dem Weg zu einer Wissenschaft sowie einer Profession befindet. Allerdings führt die Parallelität von Theoriebildung und Praxishandeln im Sinne einer kaum nachweisbaren Verschränkung beider Handlungsebenen zu dem Schluss, dass die untersuchten Prozesse bislang nicht zwangsläufig zu wissenschaftlich emanzipatorischem Erfolg führen müssen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwieweit die Integrität der phonologischen Sprachverarbeitung für den erfolgreichen Schriftspracherwerb bei deutschsprachigen Kindern relevant ist. Hierbei bilden Fähigkeiten zur phonologischen Bewusstheit (PhB) den Schwerpunkt. Der erfolgreiche Schriftspracherwerb ist nicht nur für den Bildungserfolg mit den damit verbundenen beruflichen und sozio‑ökonomischen Perspektiven wichtig, sondern auch für die aktive Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in unserer Gesellschaft.
Die Bestandteile dieser publikationsbasierten Dissertation sind eine Monographie (Schnitzler, 2008), ein Beitrag in einem Sammelwerk (Schnitzler, 2013) sowie zwei Zeitschriftenartikel (Schnitzler, 2014, 2015). Die ersten beiden Publikationen beschäftigen sich mit der Entwicklung der PhB sowie Zusammenhängen zwischen PhB und Schriftsprachfertigkeiten. Die beiden Zeitschriftenartikel beschäftigen sich mit dem LRS‑Risiko deutschsprachiger Kinder, die im Vorschulalter aufgrund phonologischer Aussprachestörungen (PhAS) logopädisch behandelt werden. Hierzu wurden in Schnitzler (2015) die Ergebnisse einer selbst durchgeführten Studie dargestellt. In dieser Studie wurden mögliche Einflüsse zusätzlicher nicht‑phonologischer Symptome und der Art der phonologischen Aussprachestörung kontrolliert.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass zum Schulbeginn und während der Schuleingangsphase genau beobachtet werden sollte, ob Kinder über altersentsprechende Fähigkeiten zur PhB verfügen und ob sie diese segmental‑phonologischen Wissensbestände bewusst aktivieren und beim Lesen und Schreiben effizient nutzen. Dies gilt insbesondere für Kinder, für die ein erhöhtes LRS‑Risiko besteht. Verfügen Kinder zu dieser Zeit über unzureichend spezifizierte phonologische Repräsentationen, ist eine frühzeitige Intervention im Sinne einer Prävention von LRS angezeigt.