PaRDeS (2016) 22
Die Rezeption des Propheten Jona im Koran setzt dessen biblischen Narrativ im Wesentlichen voraus und deutet diesen vor allem dort aus, wo man um eine Korrektur seines Prophetenbildes bemüht ist. Im Fokus stehen dabei die Buße, Umkehr und Erlösung Yūnus’ und seines Volkes. Nachkoranische Prophetenerzählungen (qisas alanbiyā’) füllen die narrativen Leerstellen der ‚Jona-Suren‘ wiederum mit erklärendem Erzählmaterial auf und schöpfen dafür auch aus dem umfangreichen Fundus biblischer und rabbinischer Traditionen, die sie sich im äußeren Rahmen der koranischen Yūnus Überlieferung schöpferisch zu eigen machen. So entstehen Erzählkompositionen, die sich als dialogische Auseinandersetzung mit religiösen Themen von gemeinsamer Relevanz lesen lassen. Der Artikel reflektiert gezielt Entwicklung und Verhältnis der Rezeptionen Jonas im Koran sowie in den Prophetenerzählungen von Ibn-Muhammad at-Ta‛labī und Muhammad ibn ‛Abd Allāh al-Kisā’i, in stetiger Auseinandersetzung mit der jüdischen Jona-Tradition.
Duldung und Diskriminierung
(2016)
The concept of three journeys as a way to denote spiritual development was introduced
by Dhu al-Nun, one of the founding fathers of Islamic mysticism. The use of this
concept was later refined by combining it with the Sufi technique of adding different
prepositions to a certain term, in order to differentiate between spiritual stages. By
using the words journey (Safar) and God (Allah) and inserting a preposition before the
word God, Sufi writers could map the different roads to God or the stations (Maqamat) on this road. Ibn al-'Arabi, in the beginning of the thirteenth century, speaks of three
different ways: from God, toward God and in God. Tanchum ha-Yerushalmi, the Judeo
Arabic biblical commentator from the end of this century, speaks of the three journeys
as three stations of one continuous way. A nearly identical description we can find in
the writing of the Muslim scholar Ibn Qayyim al-Jawziyya, a generation later. Later in
the fourteenth century, in the writing of the Sufi writer al-Qashani, the three travels
become four, although the scheme of three prepositions is preserved. Near the end of
the fourteenth century, in the writings of R. David ha-Nagid, we find only two journeys:
to God and in God. All this tells us that Judeo Arabic literature can help us map
with greater precision the historical development of Sufi ideas.
Die Worte „entjuden“ und „Entjudung“ sind sprachlicher Ausdruck zumeist judenfeindlicher Haltungen und Taten in der deutschen Geschichte. Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des Begriffs anhand seiner Verwendungszusammenhänge nach. Im Kontext der Assimilation des beginnenden 19. Jahrhunderts meinte der Terminus, dass man sich jener jüdischen „Eigenheit“ zu entkleiden habe, welche als Postulat gemeinhin Konsens war. Innerhalb der innerjüdischen Diskussion wird „Entjudung“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum diagnostischen Ausdruck des Identitätsverlustes. Als politischer Kampfbegriff der Nationalsozialisten ist er wiederum zum Synonym für die Entrechtung und Vernichtung jüdischer Menschen geworden. Protestantische Theologen verwendeten diesen Begriff in der Debatte um die Erneuerung des Christentums, was durch die Entfernung jüdischer Einflüsse geschehen sollte. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts formuliert, findet diese Forderung in der 1939 erfolgten Gründung des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben seine programmatische Umsetzung.