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Zeitreisen erklären
(2023)
Die vorliegende Arbeit dreht sich um die Frage, wie sich schlüssig und im Einklang mit gängigen philosophischen Modellen von Zeit und Identität über Zeitreisen sprechen lässt. Dabei läuft die Darstellung nicht auf einen einzelnen theoretischen Ansatz hinaus, sondern zeigt verschiedene Implikationen von Zeitreisen angesichts unterschiedlicher Konzepte von Zeit und Persistenz auf.
Gearbeitet wird mit den Zeitreise-Modellen von Jack Meiland (1974), Geoffrey Goddu (2003) und Peter van Inwagen (2010) und insbesondere Überlegungen zu growing block-Universen und vierdimensionaler Identität werden weitergeführt.
Schwerpunkte der Arbeit liegen einerseits auf Erklärungen zu Veränderungen der Vergangenheit und andererseits auf dem Problem der Bilokation durch Zeitreisen in Zeiten, zu denen die Zeitreisende bereits existiert.
Nicholas J. J. Smith (2015) hat als notwendige Voraussetzung für die Erklärbarkeit von Veränderungen der Vergangenheit dia-hyper-chrone Identitätsbedingungen für Jahre gefordert. Ich zeige, dass es sich hierbei um eine zu starke Forderung handelt. Demnach ist die Erklärung von Veränderungen der Vergangenheit durch Annihilation in growing block-Universen, wie Goddu und van Inwagen sie einführen, legitim.
Bilokation stellt eine Herausforderung für personale Identität dar. Ich schlage eine überarbeitete Definition von gegenwärtigen zeitlichen Teilen vor, die es zulässt, dass mehr als ein zeitlicher Teil einer diachron identischen Person synchron präsent sein kann. Auf diese Weise muss nicht zwischen zeitlichen Teilen und Personenstadien differenziert werden, wie Ted Sider (2001) es tut.
Ich komme im Rahmen dieser Arbeit zu den Ergebnissen, dass erstens bisher kein Modell von Zeit oder Persistenz bekannt ist, für das Zeitreisen grundsätzlich auszuschließen sind. Eine umfangreiche Systematik über Möglichkeiten und Implikationen von Zeitreisen bleibt jedoch lückenhaft, solange keine präsentistischen Modelle von Zeitreisen vorliegen. Zweitens erweisen sich Zeitreisen, die keine Veränderungen verursachen, nicht als weniger problematisch als Zeitreisen, die Veränderungen verursachen. Erstere werfen eigene Probleme auf, wie das Motivationsproblem und die Frage nach der Determination durch Zukunftsfakten. Drittens lassen sich trotz all der geleisteten Erklärungen weiterhin Szenarien entwickeln, die suspekt bleiben. Dies verweist auf die weiterführende Frage, inwiefern Chronologie wesentlich und unverzichtbar ist für die Intelligibilität beispielsweise sozialer Interaktionen und Institutionen.
Ausgehend von Überlegungen des anthropologisch orientierten Psychiaters Erwin Straus geht dieses Buch der Frage nach, welche Bedingungen vorliegen, wenn bestimmte Ereignisse von Personen als bedeutsam erlebt werden. Des Weiteren wird ausführlich erörtert, wie sich Personalität im Menschen ausbildet und inwieweit sie von der gelingenden Integration bedeutungsvoller Ersterlebnisse abhängt. Das dabei zugrundeliegende Person-Konzept stellt einen eigenständigen Syntheseversuch der vier Konzepte von Erwin Straus, Viktor Emil von Gebsattel, Helmuth Plessner und Max Scheler dar. Der Autor arbeitet in oberärztlicher Funktion am Klinikum Schloss Lütgenhof in Dassow, einer Akutklinik für Personale Medizin, integrierte Psychosomatik, Innere Medizin und Psychotherapie
Die "europäischen Wilden"
(2023)
Der Kunst wird seit langem nachgesagt, dem Subjekt ein anderes Verhältnis zur Natur zu eröffnen, als dies die gewöhnliche theoretische oder praktische Erkenntnis ermöglicht. Statt die Natur zum distanzierten Objekt unserer Betrachtung zu machen oder zum bloßen Material und Mittel unserer praktischen Konstruktionen, erschließt sich uns in der Kunst eine Intelligibilität der Natur, die weiter reicht als unsere Begriffe, und eine Natürlichkeit unserer selbst, die uns mit dem verbindet, was uns sonst bloß gegenübersteht. Vor diesem Hintergrund scheint es nicht verwunderlich, dass die jüngeren Diskussionen um das problematische Verhältnis zur Natur, die das Anthropozän geprägt haben, immer wieder den Blick auf die Kunst richten und ihr Vermögen hervorheben, den problematischen modernen Gegensatz von Subjekt und Objekt, Geist und Natur zu überwinden, der uns in diese missliche Lage gebracht hat. Wenn die Kunst hier aber weiterführen soll, dann muss sie über die klassischen ästhetischen Paradigmen des Schönen und des Erhabenen hinausführen. Das Schöne träumt von einer Passung von Subjekt und Natur, die im Anthropozän gerade in Frage steht, und das Erhabene verwendet die Übermacht der Natur als Vehikel, um eine Macht im intelligiblen Subjekt zu markieren, die von der natürlichen Übermacht unberührt bleibt. Diese klassischen Figuren ästhetischer Erfahrung verstellen so, wie tiefgreifend wir das Naturverhältnis neu bestimmen müssen, um auf das Anthropozän zu antworten.
Dass das Wohlergehen künftig lebender Individuen moralische Berücksichtigung verdient, ist unbestritten. Sowohl im Rahmen des öffentlichen Diskurses als auch in der akademischen Umwelt- oder Zukunftsethik wird diese Ansicht vertreten.Durch das Problem der Nicht-Identität wird sie jedoch auf empfindliche Weise in Frage gestellt: Wie kann eine Handlung wie die Verschwendung begrenzt verfügbarer Ressourcen falsch sein, wenn die faktisch davon betroffenen künftig lebenden Individuen nur durch sie in die Existenz gelangen konnten? Gilt dann nicht, dass diese Handlung für niemanden schlecht ist und keine Schädigung darstellt? Dieses Buch verfolgt das Ziel zu verdeutlichen, wie das moralische Unrecht, das künftig lebende Individuen durch Handlungen gegenwärtig lebender Akteur:innen erfahren – trotz des Faktums der Nicht-Identität – mithilfe eines nicht-personenbezogenen Prinzips identifiziert und das Problem der Nicht-Identität somit gelöst werden kann.
Die vorliegende Arbeit verteidigt die von Richard Foley entwickelte Wissenstheorie, der zufolge propositionales Wissen nicht mehr, aber auch nicht weniger als adäquate Information ist. Wissen ist eine Funktion der Güte von Informationszuständen. Glaubt ein Subjekt wahrerweise, dass p, ohne zu wissen, dass p, so fehlt dem Subjekt mindestens eine wichtige Information im Umfeld der Zielüberzeugung. Die Adäquatheitstheorie ist eine minimalistische und pragmatische Wissenstheorie. Sie ist minimalistisch, weil es über wahre Überzeugung hinausgehend keiner weiteren epistemischen Schlüsseleigenschaft bedarf. Sie ist pragmatisch, weil Adäquatheit epistemische Signifikanz voraussetzt. Klassische Zusatzbedingungen für Wissen, beispielsweise Rechtfertigung oder verlässliche Meinungsbildung, sind lediglich Begleitphänomene.
Die vorliegende Arbeit vertritt die These, dass Hegels Wissenschaft der Logik mit einer Konzeption von Absolutheit Ernst zu machen versucht, nach der es kein Außerhalb des Absoluten geben kann. Dies macht sich bereits im Anfang der Logik bemerkbar: Wenn es nichts außerhalb des Absoluten geben kann, dann darf auch der Anfang nicht außerhalb des Absoluten sein. Folglich kann der Anfang nur mit dem Absoluten gemacht werden. Das Setzen des Anfangs als absolut ist aber gleichzeitig ein Testen des Anfangs auf seine Absolutheit. Diese Prüfung kann der Anfang nicht bestehen. Denn es liegt im Wesen eines Anfangs, nur Anfang und nicht das Ganze und somit nicht das Absolute zu sein. Der Anfang ist am weitesten davon entfernt, das Ganze zu sein, und muss folglich als das Nicht-Absoluteste innerhalb der Logik betrachtet werden. Also ist er beides: Er ist ein Anfang mit dem Absoluten und er ist ein Anfang mit dem Nicht-Absolutesten. Die Logik widerspricht sich bereits in ihrem Anfang. Von diesem Widerspruch muss sie sich befreien. Diese Befreiung treibt den Gang vom Anfang fort. Dies erzeugt den Fortgang der Logik. Die anfängliche Bestimmung hebt sich auf und geht in ihre Folgebestimmung über. Die Folgebestimmung wird ihrerseits absolut gesetzt, kann dieser Setzung aber ebenfalls nicht gerecht werden und hebt sich in ihre Folgebestimmung auf. Eine jede Bestimmung, die auf den Anfang folgt, durchläuft diese Bewegung des Absolutsetzens, Daran-Scheiterns und Sich-Aufhebens, bis – ganz am Ende der Logik – ebendiese Bewegung als dasjenige erkannt wird, was allein vermögend ist, dem Anspruch auf Absolutheit zu genügen. Denn wenn eine jede Bestimmung dieser Bewegung unterworfen ist, dann gibt es kein Außerhalb zu dieser Bewegung. Und also muss sie das gesuchte Absolute sein.
Auf ihrem Weg hin zur wahren Bedeutung des Absoluten kehrt die Logik immer wieder in die Bestimmung ihres Anfangs zurück, um Voraussetzungen einzuholen, die in Zusammenhang mit ihrem Anfang gemacht werden mussten. Für das Einholen dieser Voraussetzungen werden folgende Textstellen von Interesse sein: der Übergang in die Wesenslogik, der Übergang in die Begriffslogik und das Schlusskapitel. Denn auch zuallerletzt, in ihrem Ende kehrt die Logik in ihren Anfang zurück. Entsprechend kann mit Hegel gesagt werden: Das Erste ist auch das Letzte und das Letzte ist auch das Erste.
Ein Recht gegen das Recht
(2022)
Conspiracy theories are currently all the rage in philosophy and broader intellectual culture. One of the most common background assumptions in the discourse on conspiracy theories is that conspiracy theorists exhibit certain epistemic vices in the sense of cognitive misconduct. This epistemic vice is mostly seen as a form of irrationality; the corresponding "remedy", as suggested by some commentators, is a return to the ideals of the Enlightenment. This article argues that this idea is wrongheaded. Upon closer inspection, it becomes clear that conspiracy theorists are actually motivated by the rational Enlightenment ideal of self-thinking in the first place. In contrast to the standard discourse, the article posits that conspiracism is based on a certain form of social scepticism, according to which conspiracy theorists radically mistrust a certain form of expert testimony, namely "official" statements. This form of social scepticism in turn facilitates a naive appropriation of the Enlightenment ideal of self-thinking. The article closes by drawing connections to the ethical and epistemological debate on trust and offers the pessimistic assessment that there are no easy solutions based on individual epistemic virtues.
Gattungswesen
(2022)
In which sense can human beings be conceived as social animals? To elucidate this question, the present paper (I) distinguishes the logical sociality of all living beings from the material sociality of social animals and the political sociality of self-conscious social animals. (II) The self-conscious political sociality that characterises the human genus-being requires a complex interplay of first and second person through which alone we can participate in our form of life and determine its content. (III) The human form of life thus constituted is characterised by a particularly open, and at the same time precarious, membership which involves specific forms of vulnerability and power. (IV) Against this background, forms of objective spirit are necessary which grant us a generalized recognition and relieve us from the contingency of each particular second-personal recognition, without abandoning the openness of the sociality of the human form of life. This double requirement has led to paradoxical institutions in modern society which strive to protect and ensure the sociality of the human form of life precisely by naturalising and individualising our access to it.
Philosophie der Personalität
(2021)
Die Philosophie der Person tritt mit dem Anspruch an, unser Selbstverständnis als Individuen artikulieren zu wollen. Wird die gängige Lesart von Personen als rationalen, selbstbewussten Individuen diesem Anspruch wirklich gerecht? In Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ansätzen der Gegenwart arbeitet Moritz von Kalckreuth neben der rationalen auch die leibliche, emotionale und soziokulturelle Dimension von Personalität heraus und fragt nach der Möglichkeit, sie alle in einem „Syntheseversuch“ zusammenzuführen. Im Anschluss an Helmuth Plessners Philosophische Anthropologie, Nicolai Hartmanns Neue Ontologie und Max Schelers Phänomenologie lassen sich verschiedene Lesarten von Geist gewinnen, die sich für eine solche Verknüpfung der einzelnen Dimensionen von Personalität besonders eignen.
George Santayana
(2021)
Bezug nehmend auf Rainer E. Zimmermanns Buch "Metaphysik als Grundlegung von Naturdialektik. Zum Sagbaren und Unsagbaren im spekulativen Denken" wird der von Zimmermann entwickelte Ansatz eines transzendentalen Materialismus in der Traditionslinie Schellingscher Dialektik einerseits und dem Spin-Schaum-Ansatz der Quantengravitationstheorie andererseits erörtert. Die Rückführung von Wirklichkeitsstrukturen auf mathematische Strukturen - auf das Prozessieren von Zahlen - wird problematisiert.
Any conception in linguistics and linguistic philosophy that prioritizes the world-disclosing function over the world-representing function of language can be regarded as a kind of linguistic hermeneutics. The paper tries to specify this general thesis by picking up and analysing historical trends in the philosophy of language. It spells out the relationship between the situatedness of locutors in the medium of linguistic practices and the way in which they (through their speech acts) articulate this medium by actualizing possibilities for personal expressivity and interpersonal communication. It is argued that the starting point from the medium that always already transcends the particular speech acts offers an alternative to inferential semantics. From the perspective of linguistic hermeneutics, the world is disclosed and exposed to ongoing articulation in characteristic hermeneutic situations of language use. The concepts of linguistic medium and discursive articulation of the world are treated in terms of hermeneutic trans- subjectivity as enabling all forms of communicative intersubjectivity. If one ignores the fore-structuring role of the former, one would hypostatise the latter. With regard to this claim, the theory of formal pragmatics is critically discussed.
Anerkennung und Macht
(2021)
In der vorliegenden Untersuchung habe ich das Ziel verfolgt, einen sachlich-eigenständigen Beitrag für eine Debatte gegen Honneths kritische Gesellschaftstheorie zu leisten. In dieser Debatte wird Honneth dahingehend kritisiert, dass es ihm mit seiner kritischen Gesellschaftstheorie entgegen seiner eigenen systematischen Zielsetzung nicht gelingt, in modernen liberaldemokratischen Gesellschaften sämtliche Phänomene von sozialer Herrschaft kritisch zu hinterfragen. Denn soziale Anerkennung, die Honneth als Schlüsselbegriff für diese kritische Hinterfragung behandelt, bei der soziale Herrschaft in Verbindung mit sozialer Missachtung (als mangelnde soziale Anerkennung) steht, kann laut der Kritik faktisch selbst ein Medium für die Stiftung von sozialer Unterwerfung sein. Dies geschieht in Prozessen von Identitätsentwicklung, in denen soziale Anerkennung für Individuen als Anerkannte bestimmte Identitätsmöglichkeiten einräumt und auf diese Weise gleichzeitig andere Identitätsmöglichkeiten ausschließt, womit sie auf diese Identität einschränkend und insofern herrschend wirkt. Es handelt sich um eine Form von sozialer Herrschaft, die durch soziale Anerkennung gestiftet wird. Honneth zieht dem Vorwurf zufolge nicht in Erwägung, dass soziale Anerkennung bei Individuen als Anerkannte einen solchen negativen Effekt erzielen kann. Hieraus ergeben sich die Fragen, ob soziale Anerkennung in Prozessen von Identitätsentwicklung jeweils mit sozialer Herrschaft einhergeht und wie dieser Typus von sozialer Herrschaft kritisiert werden kann. Diese Fragen hat Honneth zuletzt in einem persönlichen Gespräch mit Allen und Cooke (als zwei Teilnehmerinnen der Debatte gegen Honneth) beantwortet. An dieser Stelle vertritt er mit beiden Gesprächsteilnehmerinnen die Auffassung, dass die Operation der Einschränkung von Identitätsmöglichkeiten an sich keine Operation darstellt, welche, wie sonst in der Debatte gegen seine kritische Gesellschaftstheorie behauptet wird, auf soziale Herrschaft zurückführt. Diese Auffassung beruht auf der Idee, wonach soziale Anerkennung sich in jenem praktischen Kontext nur unter der Bedingung als herrschaftsstiftend erweist, dass sie immanente Prinzipien verletzt, die substanziell kritische Maßstäbe definieren.
Mein Beitrag zu dieser Debatte gegen Honneth besteht auf der einen Seite in der Erklärung, dass sowohl jene Auffassung als auch jene Idee argumentativ mangelhaft sind, und auf der anderen Seite in der Ausführung des Vorhabens, diesen argumentativen Mangel selbst zu beheben. Gegen jene Auffassung behaupte ich, dass die drei Autoren in ihrem Gespräch nicht erläutern, inwiefern soziale Anerkennung nicht herrschend wirkt, wenn sie die Identitätsmöglichkeiten von Individuen als Anerkannte einschränkt, denn mit dieser Einschränkung wird vielmehr faktisch über diese Individuen geherrscht – die Debatte gegen Honneth, so zur Unterstützung dieser Ansicht, baut hauptsächlich auf ebendiesem Faktum auf. Gegen jene Idee habe ich fünf problematische Fragen gestellt und beantwortet, die Bezug eigentlich nicht allein auf diese Idee selbst, sondern überdies auf weitere, naheliegende Ideen nehmen, welche die drei Autoren angesprochen haben.
Bezug nehmend auf Rainer E. Zimmermanns Buch "Metaphysik als Grundlegung von Naturdialektik. Zum Sagbaren und Unsagbaren im spekulativen Denken" wird der von Zimmermann entwickelte Ansatz eines transzendentalen Materialismus in der Traditionslinie Schellingscher Dialektik einerseits und dem Spin-Schaum-Ansatz der Quantengravitationstheorie andererseits erörtert. Die Rückführung von Wirklichkeitsstrukturen auf mathematische Strukturen - auf das Prozessieren von Zahlen - wird problematisiert.
Der geistig-kulturelle Umgang mit der Covid-19-Pandemie und ihrer Wirtschaftskrise als Testfall
(2021)
Why has the global West (North America, Europe) handled the covid-19 pandemic and the corresponding economic crisis so much worse than the global East (East Asia)? The crises demonstrate the degree to which the West is shaped by its forms of competition and the East by its forms of cooperation. In the West, we have become habitualised to American neoliberalism over the last two generations. In the East, varieties of neo-Confucianism and neo-Buddhism have been transformed into national cultures. The way humans understand their position in the world intellectually and react to crises according to corresponding habit makes an effective difference. The present comparison between global East and West makes use of Hannah Arendt's conception of politics and the shared world as well as of Helmuth Plessner's conception of mediated immediacy in forms of modern biopower. The pandemic is a catalyst within the decline of the West and the rise of the East.
Urteil und Anschauung
(2021)
Wie hier durch textnahe und argumentative Rekonstruktion erstmals gezeigt wird, entwickelt Kant in der Metaphysischen Deduktion in drei Schritten: (i) einen Begriff des Urteils, auf dem die Tafel logischer Funktionen beruht; (ii) einen Begriff der Synthesis der Anschauung, der die Inhalte der Kategorien erklärt; und (iii) einen Begriff des Verstandes, demzufolge die Kategorien a priori zu demselben Vermögen gehören, durch das wir auch urteilen.
Die vorliegende Untersuchung ist eine argumentative Rekonstruktion von Kants Text. Der rekonstruierte Text ist der „Leitfaden der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe" auf A 64 bis 83 / B 89 bis 113 der Kritik der reinen Vernunft in ihren beiden Auflagen von 1781 (A) und 1787 (B). Zudem werden andere, für ein Verständnis der Überlegungen in diesem Kapitel erforderliche oder zumindest erhellende Textstellen aus der Kritik herangezogen; aus Schriften, die Kant nach der Kritik geschrieben hat; sowie schließlich aus Kants Nachlass-Notizen und aus Nachschriften zu seinen Vorlesungen jeweils seit der Entstehungszeit der Kritik. Von entscheidender Bedeutung sind dabei vor allem vier weitere Passagen der Kritik selbst: i) die rückblickende Beschreibung der Aufgabe der Metaphysischen Deduktion auf B 159, ii) die rückblickende Beschreibung des Vorgehens im „Leitfaden" auf A 299/B 355 f., iii) der Abschnitt „Von den Gründen a priori zur Möglichkeit der Erfahrung" auf A 95 bis 110 der Transzendentalen Deduktion der Kategorien in der ersten Auflage und schließlich iv) die §§ 15 bis 21 auf B 128 bis 148 der Transzendentalen Deduktion der Kategorien in der zweiten Auflage der Kritik.
Vor dem Hintergrund einer umfassenden und detaillierten Analyse des „Leitfadens", bei Hinzuziehung verwandter Stellen aus dem umgrenzten Textbestand und nicht zuletzt bei Berücksichtigung des Verhältnisses des „Leitfadens" zu den genannten vier Passagen der Kritik legt sich eine Interpretation der Metaphysischen Deduktion nahe, die sich nur schwer bestreiten lässt, sobald diese Texte einmal gemeinsam betrachtet und auf eine bestimmte Weise zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. Dabei kann eine durchgehend wohlwollende, argumentative Rekonstruktion dazu beitragen, auch die philosophische Überzeugungskraft der Position Kants deutlich zu machen.
Einführung
(2020)
Galileis "Platonismus" als Reaktion auf das prinzipielle Manko der aristotelischen Bewegungslehre
(2020)
Zyklizität & Rhythmik
(2020)
The aim of this paper is to discuss the relation between our experience in everyday life and ontological reflection. While many accounts in contemporary ontology still defend the idea that the world consists only of material objects, some new views on everyday metaphysics or social ontology which try to articulate the specific properties of the objects used and found in ordinary life have been established during the last years. In the critical ontology of Nicolai Hartmann, the social and cultural dimension of our life is situated in the sphere of spiritual being [Geistiges Sein]. By investigating the methodical relation of phenomenology and critical ontology as well as specific entities (objective spirit, cultural objects), it is established that Hartmann offers a wide and methodologically reflected view which could be able to satisfy the practical significance of these entities.
Ausgehend von Andreas Arndt Buch "Die Reformation der Revolution. Friedrich Schleiermacher in seiner Zeit" wird die Bedeutung der von Schleiermacher konzipierten Dialektik für dessen praktisches Wirken erörtert. Mit der Dialektik stieß er eine Revolutionierung von Mathematik und Logik durch die Gebrüder Graßmann an. Mit seinem Engagement im Rahmen der Humboldtschen Bildungsreform hatte er einen wesentlichen Anteil an der inhaltlichen Neugestaltung der Elementar- und Volksschulbildung. Schleiermachers philosophischer Impuls griff dergestalt - in wohl historisch einmaliger Weise - von der Elementarschulbildung auf die Wissenschaft, insbesondere Mathematik, über.
Naturalism is the current orthodoxy in analytic philosophy. Naturalism is the conjunction of the (ontological) claim that all that truly exists are the entities countenanced by the natural sciences and the (epistemological) claim that the only true knowledge is natural-scientific knowledge. Drawing on some recent work in Critical Theory, this article argues that naturalism qualifies as an ideology. This is the case because naturalism meets three key aspects shared by paradigmatic cases of ideology: (i) naturalism has practical consequences and implications of a specific kind, (ii) those endorsing naturalism fall prey to a dual deception: having false meta-level beliefs about naturalism as being without alternative, and (iii) naturalism has a tendency towards self-immunisation. The article ends by suggesting we pull naturalism out of our collective cognitive backgrounds onto the main stage of critical discourse, making it a proper topic for philosophical critique again.
Philosophische Tugenden
(2020)
Worin besteht gutes Philosophieren? Und weshalb ist gerade John Stuart Mill ein außergewöhnlich guter Philosoph? Joachim Toenges-Hinn verbindet in diesem Band die metaphilosophische Suche danach, was gute Philosophie ausmacht, mit einer historischen Betrachtung des Philosophen John Stuart Mill. Dabei fungiert Mill zugleich als Urheber von und Verkörperung des Strebens nach zwei philosophischen Tugenden, die Toenges-Hinn aus Mills philosophischem Werk ableitet und anschließend systematisch verteidigt. Diese als „Bentham-Ideal“ und „Coleridge-Ideal“ bezeichneten Tugenden stehen dabei ebenso im Fokus seiner Untersuchung wie die Bedeutung von Lebensexperimenten für philosophische Biografien.
Ausgehend von Andreas Arndt Buch "Die Reformation der Revolution. Friedrich Schleiermacher in seiner Zeit" wird die Bedeutung der von Schleiermacher konzipierten Dialektik für dessen praktisches Wirken erörtert. Mit der Dialektik stieß er eine Revolutionierung von Mathematik und Logik durch die Gebrüder Graßmann an. Mit seinem Engagement im Rahmen der Humboldtschen Bildungsreform hatte er einen wesentlichen Anteil an der inhaltlichen Neugestaltung der Elementar- und Volksschulbildung. Schleiermachers philosophischer Impuls griff dergestalt - in wohl historisch einmaliger Weise - von der Elementarschulbildung auf die Wissenschaft, insbesondere Mathematik, über.
Eine Gruppe, gar eine innerlich verbundene Gemeinschaft, können Intellektuelle im Normalfall nur bilden, soweit sie von gleichem Denken und Wollen bewegt werden […]. Wo dagegen die von den Intellektuellen vertretenen Ansichten weit divergieren, da kann es nur unter sehr kritischen Umständen geschehen, daß die verschieden gearteten (sozialen, politischen, rechtlichen, kulturellen, religiösen) Standpunkte und Anliegen – auf Zeit – sich zusammenfinden […]. Das polemische Element, das kritischen Intellektuellen ja wesensmäßig zu eigen ist, bringt am ehesten eine gemeinsame Front zwischen ihnen zustande.
In der Dissertationsarbeit mit dem Titel „Eine Hypothese über die Grundlagen von Moral und einige Implikationen“ unternimmt die Autorin den Versuch, die anthropologischen Prämissen moralischen Handelns herauszuarbeiten. Es wird eine Hypothese aufgestellt und erläutert, die behauptet, dass moralisches Handeln nur dann verständlich wird, wenn der Handelnde erstens die Fähigkeit der Phantasie aufweist, zweitens auf Erfahrungen (mittels seines Gedächtnisses) zugreifen kann und durch Konversation mit anderen Personen interagierte und interagiert, denn nur auf der Basis dieser drei Grundlagen von Moral können sich diejenigen Fähigkeiten ent¬wickeln, die als Voraussetzungen moralischen Handeln gesehen werden müssen: Selbstbewusstsein, Freiheit, die Entwicklung eines Wir-Gefühls, die Genese eines moralischen Ideals und die Fähigkeit, sich im Entscheiden und Handeln nach diesem Ideal richten zu können. Außerdem werden in dieser Dissertation einige Implikationen dieser Hypothese auf individueller und zwischenmenschlicher Ebene diskutiert.
Errata zu: Denken und Welt – Wege kritischer Metaphysik. dzph. Band 67, 2019, Heft 1, S. 76–97
(2019)
We begin by considering two common ways of conceiving critical metaphysics. According to the first (and polemical) conception, critical metaphysics analyzes nothing more than the form of thought and thereby misses the proper point of metaphysics, namely to investigate the form of reality. According to the second (and affirmative) conception, critical metaphysics starts from the supposed insight that the form of reality can’t be other than the form of thought and is thus not required to analyze anything but that form. We argue that the first conception is too weak while the second is too strong. Then we sketch an alternative conception of critical metaphysics, a conception we find expressed both in Kant’s B-Deduction and in the way Barry Stroud has recently investigated the possibility of metaphysics. According to such a conception, a properly critical metaphysics needs to proceed in two steps: first, it needs to analyze the most general and necessary form of any thought that is about an objective reality at all; second, it needs to investigate how that form of thought relates to the reality it purports to represent. But unlike Kant, Stroud remains sceptical regarding the possibility of a satisfying transition from thought to reality in metaphysics. We argue that this dissatisfaction can be traced back to a notion of objectivity and reality in terms of complete mind-independence. Then we sketch an alternative notion of objectivity and reality in terms of distinctness from subjects and acts of thinking, and argue that it is that notion that allows Kant, with his Transcendental Idealism, to make the transition required for any satisfying metaphysics, namely that from the form of thought to reality.
Wird Metaphysik realistisch verstanden, so ist sie mit dem Anspruch verbunden, in objektiver Weise von der grundlegenden Beschaffenheit und Ordnung der Welt (oder Realität, Wirklichkeit etc.) zu handeln. Damit beansprucht sie die Möglichkeit von Objektivität, d. h. die Möglichkeit der Repräsentation der grundlegenden Beschaffenheit und Ordnung einer Welt, die von uns und unserer Repräsentation verschieden ist.
Realistisch verstandene Metaphysik verfährt dogmatisch, wenn sie ihre eigene Möglichkeit einfach voraussetzt. Eine dogmatische Metaphysik ist unkritisch, weil sie ohne eine Untersuchung der Frage betrieben wird, wie eine objektive und adäquate Repräsentation der grundlegenden Beschaffenheit und Ordnung der Welt überhaupt möglich ist. Im Unterschied dazu nennen wir eine realistische Metaphysik in einem vorläufigen Sinne kritisch, sofern sie ihren Ausgang von einer Untersuchung dieser Möglichkeit nimmt und erst auf der Grundlage positiver Ergebnisse dieser Untersuchung einen – vor diesem Hintergrund nunmehr gerechtfertigten – Objektivitätsanspruch erhebt.
Der vorliegende Beitrag erörtert das Verhältnis einer Philo-sophie der Person zur Religionsphilosophie bzw. einer Philosophie religiöser Phänomene. Dabei soll die These vertreten werden, dass der personale Lebenszusammenhang bestimmte Phänomene aufweist, die nur in einem religiösen Kontext adäquat verstanden werden können. Die Interpretation dieser Phänomene kann einen Zugang zu bestimmten Aspekten von Personalität ermöglichen, die von den meisten Persontheorien der Gegenwart kaum beachtet werden.
The aim of this paper is to discuss Nicolai Hartmann’s conception of personhood as developed in his philosophy of spiritual being. Many contemporary accounts of personhood are systematically focused on rational phenomena as self-consciousness or practical reasoning, which are understood as ‘conditions of personhood’. Apart from having some technical problems, those accounts limit our self-under-standing as persons on distinct rational properties and often fail to consider the sociocultural aspects of the personal situation. Nicolai Hartmann — although respecting the role of reason — understands personhood particularly as participation in a shared spiritual sphere called Objektiver Geist (objective spirit), which includes various intersubjective phenomena as languages, religion, moral, arts, and the
sciences. Being part of this sphere seems to be more fundamental than having distinct rational properties, which requests a spiritual frame to be exerted. Further it is shown that Hartmann’s ontology of person also includes a notion of being affected by the existential weight of situations and other person’s actions — an idea often maintained by phenomenological positions. By regarding rational, intersubjective and affective aspects, Hartmann’s philosophy of person succeeds in offering a broad articulation of our self-understanding and may also be seen as providing a background to understand certain phenomena that are part of the personal situation.
Seit ihrem Beginn ist die Raumfahrt Untersuchungsgegenstand verschiedenster Disziplinen. Auch die Philosophie hat seither eine kritische Perspektive auf diese Aktivität eingenommen. Und doch fehlt es bislang eines philosophisch-systematischen Zugangs, mit einem genuin ‚anthropologischen‘ Gesichtspunkt. Diese Lücke wird immer offensichtlicher, seitdem sich, nach Entdeckung der ersten Exoplaneten, neue ‚Astro-wissenschaften‘ (z.B. Astrobiologe, Astrokognition, Astrosoziologie) gebildet haben, die explizit Menschen als Raumfahrer voraussetzen bzw. menschliche Eigenschaften auf ihre ‚Ablösbarkeit‘ hin diskutieren. Mit vorliegender Masterarbeit soll der Versuch gemacht werden, die notwendigen Präsuppositionen, für das Verständnis von Menschen als ‚raumfahrende Lebewesen‘, aufzudecken, ohne naturalistische oder kulturalistische Verkürzungen zu betreiben. Zu diesem Zweck wird der systematische Rahmen von Helmuth Plessners Philosophischer Anthropologie gewählt, da dieser eine umfassende ‚spezies-neutrale‘ (d.h. es erlaubt über Menschen, Tiere und Extraterrestriker gleichermaßen nachzudenken, ohne ‚anthropozentrische‘ oder ‚speziesistische‘ Vorurteile zu machen) Untersuchung des infrage stehenden Sachverhaltes bietet. Um diesen Rahmen zu exemplifizieren, und währenddessen den philosophisch-systematischen Ansatz zur Raumfahrt zu elaborieren, der raumfahrende Extraterrestriker ohne Anthropomorphisierung konzeptualisieren, wie auch den Umgang mit Extraterrestrikern in ethischer und politischer Hinsicht berücksichtigen kann, werden die Themenkreise der Astrobiologie, Astroethik und Astropolitik in einzelnen Kapiteln besprochen. Abschließend ist, entgegen aller Erwartung, der gewählte Ansatz als ‚kritisch-posthumanistische‘ Option zu verteidigen.
Die vorliegende Dissertation zielt generell darauf ab, die Anwendung der dialektischen Methodologie auf den Bereich der Sprachphilosophie zu rechtfertigen und eine systematische Bearbeitung eines begrenzten Teils der Sprachphilosophie mithilfe der Dialektik durchzuführen. Um diese Herangehensweise, die in der Forschung kaum oder gar nicht vertreten ist, aufzuklären und festzustellen, werde ich zuerst auf die philosophischen Überlegungen von zwei Autoren zurückgreifen: Hegel und Wittgenstein.
Hegel und Wittgenstein sind, auf den ersten Blick, Autoren, die kaum Gemeinsamkeiten haben, außer dass sie sich beide mit der Philosophie als Fach beschäftigt und unvermeidlich ein gemeinschaftliches Thema, die Sprache, behandelt haben, wobei jedoch weder eine inhaltliche noch eine methodologische Verbindung hervorgehoben werden könnte. Die erste Voraussetzung dieser Dissertation, in Bezug auf die Geschichte der Idee, besteht darin, darauf hinzudeuten, dass der hegelsche Geistesbegriff und Wittgensteins Lebensform zwei Ansätze und Resultat einer philosophischen Bemühung sind, die gemeinsam die notwendige Auflösung bzw. Überwindung skeptischer Argumentation vornehmen. Tatsächlich hat Wittgenstein in seinen Philosophischen Untersuchungen eine Argumentation entwickelt, die als „Paradox des Regelfolgens“ bezeichnet und in der sekundären Literatur (hauptsächlich bei Kripke) als eine Art skeptische Argumentation betrachtet wurde. Demnach wird Wittgensteins Theorie der Sprache entweder als eine Auflösung dieses Skeptizismus oder einfach als ein skeptischer Text selbst ausgelegt (Brandom). Das erste Ziel meiner Dissertation besteht darin, zu zeigen, dass dieses Paradox als skeptische Argumentation allerdings unvollständig geblieben ist dass dieses Paradox als der erster entscheidender Moment zu der höchsten Form der skeptischen Herausforderung, der Antinomie, betrachtet werden kann. Eine vollständige skeptische Argumentation heißt, dass die alleinige Auflösung des Paradoxes, der Dispositionalismus und die Negation dieser Theorie, beide beweisbar sind. Ich werde also versuchen, aus der in den PU dargestellten Auflösung des Paradoxes des Regelfolgens die Vervollständigung einer Antinomie des Begriffes der Normativität in Bezug auf die Sprachregeln festzulegen, ähnlich der von Kant entwickelten kosmologischen Antinomie (Thesis cum Antithesis). Das zweite Ziel meiner Dissertation besteht folglich darin, zu zeigen, 1. dass die kantische Auflösung der Antinomie unwirksam bezüglich der Antinomie der Normativität ist, 2. dass diese Antinomie eine notwendige Auseinandersetzung mit einem radikalen Skeptizismus bedeutet und dass wir logisch gezwungen sind, nicht nur irgendeine Theorie der Sprachphilosophie neu zu bestimmen, sondern unsere Methodologie – das heißt die Anwendung der üblichen Normen der Rationalität – selbst grundsätzlich tiefer gehend in Frage zu stellen, und 3. dass die hegelsche Dialektik sich als die methodologische Auflösung einer solchen radikalen skeptischen Herausforderung bzw. als die Auflösung einer Antinomie überhaupt ergibt. Anlässlich dieser methodologischen Revidierung wird auf die hegelsche Dialektik zurückgegriffen.
Dennoch begrenzt sich der Zweck dieser Dissertation nicht darauf, eine Interpretation von Hegels Dialektik oder eine Überwindung von Wittgensteins Lebensform darzustellen, vielmehr geht es darum, auf die Problematik und die Grundsätze des Begriffs der Lebensform bzw. des theoretischen Geistes zurückzugreifen und kraft Hegels Dialektik darüber hinauszuführen, um den Platz und die Funktion der Sprache besser zu verstehen. Diese Arbeit erfolgt vielmehr im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts, oder anders gesagt, sie nutzt die methodologischen Resultate von zwei Autoren der Philosophie, um ein wissenschaftliches Programm vorzustellen. Der Anspruch dieser Arbeit ist dementsprechend, durch das Zurückgreifen auf Hegels Dialektik eine neue Erkenntnis über die Sprache zu gewinnen, wobei die beiden kontradiktorischen Momente der Kognition – die Normativität, die durch das Bewusstsein erfolgt und diejenige, die durch Dispositionen erfolgt –, konstruktiv verbinden sind. Der konkrete Gewinn dieser Methodologie ist es demnach, eine Sprachphilosophie überhaupt als System festlegen zu können, ein System, das es ermöglicht, sprachliche Phänomene in all ihren Aspekten in kohärenter Weise zu fassen. Inhaltlich betrachtet zielt dieses Programm darauf ab, die allgemeine Stufe des Begriffs der Sprache als Moment des Begriffs des Geistes dialektisch abzuleiten, d. h. den richtigen Sinn der Sprache festzulegen. Eine vollständige Bearbeitung der Sprachphilosophie mithilfe der Dialektik konnte ich allerdings nicht durchführen, und der Umfang der mithilfe der Dialektik hergeleiteten Sprachkategorien begrenzt sich auf die Lehre der Einbildungskraft, die die Lehre der allgemeinen Semiologie und der Grammatik einschließt.
Material und Begriff
(2019)
Moskauer Passagen
(2019)
Hat für Personen eine ethische Auseinandersetzung mit ihrem Leiden an Problemen und Konflikten gegenüber strategischen und technischen Lösungen eine Bedeutung? Diese Abhandlung zeigt, dass Ansätze philosophischer Ethik, die von formalen Prinzipien, menschlichen Lebensformen oder sozialen Praktiken ausgehen, diese Frage unzureichend beantworten. Zu deren Beantwortung werden stattdessen ethische Subjektivität in der Klage über Leid, ethische Überlegungen als Negation von Leid und ethischer Dialog als Überwindung von Leid erörtert.
Im Netz der Zeit
(2019)
In der vorliegenden Schrift, die aus der Dissertation der Zwillinge Konstantin und Kornelius Keulen im Fach Philosophie hervorgegangen ist, werden die vielfältigen Verwebungs- und Vernetzungszusammenhänge des Internet zeit- und ereignisphilosophischer Ausdeutung weist nach Meinung der Autoren den Weg, das Konglomerat Internet als technomediales menschliches Produkt in seinen sozio-kulturellen, politisch-ökonomischen und psychosozialen Komplexitäten ausdeutbar zu machen.
Who Can We Laugh At?
(2018)
Um die gegenwärtige Transformation der Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter erfassen zu können, ist in der Öffentlichkeitstheorie eine erweiterte Perspektive notwendig, die nicht nur den massenmedialen Diskurs, sondern auch die Veränderung sozialer Praktiken und institutioneller Strukturen in den Blick nimmt. Das Ziel dieses Buches besteht darin, die Grundlagen einer solchen Perspektive auf die Theorie digitaler Öffentlichkeiten zu entwickeln. Im vorgeschlagenen Ansatz wird Öffentlichkeit im Anschluss an John Dewey als Prozess verstanden. In seiner prozessualen und funktionalen Bestimmung von Öffentlichkeit liegt eine besondere Originalität, die seinen Ansatz von anderen Öffentlichkeitskonzeptionen unterscheidet. Das Buch liefert sowohl eine systematische Rekonstruktion und Interpretation der Philosophie John Deweys als auch einen Vorschlag zur gesellschaftstheoretischen Deutung des digitalen Wandels.