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Die schulische Berufswahlvorbereitung versäumt es, Jugendliche auf die Wahl des Ausbildungsbetriebs vorzubereiten. Sie thematisiert nur die Berufswahl, obwohl die Entscheidung für eine betriebliche Ausbildung immer auch die Entscheidung für einen Ausbildungsbetrieb voraussetzt. Für die Ausbildungszufriedenheit und den -erfolg ist diese Betriebswahl zentral. Angesichts des Mismatchs am Ausbildungsmarkt ist das Thema hochrelevant.
Aus welchen Gründen entscheiden sich Jugendliche für einen Ausbildungsbetrieb? Diese Frage untersucht die vorliegende Arbeit aus prospektiver Sicht in narrativen Einzelinterviews mit 52 Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klassenstufen verschiedener Schultypen und aus retrospektiver Sicht in vier multipel eingebetteten Mehrfallstudien mit 17 Auszubildenden aus vier Betrieben und in acht Berufen – jeweils in Brandenburg und Berlin. Theoretisch nähert sich diese Arbeit dem Thema über psychologische, soziologische und wirtschaftswissenschaftliche sowie interdisziplinäre Berufswahltheorien an, dem operativen Modell der Betriebswahl sowie dem hier neu entwickelten Modell der Ausbildungswahl als Entscheidungsprozess, das die beiden Wahlkomponenten Betrieb und Beruf vereint.
Drei zentrale Erkenntnisse kennzeichnen das Ergebnis der vorliegenden Arbeit:
1. Jugendliche beschäftigen sich mit der Wahl des Ausbildungsbetriebs und berücksichtigen vor allem emotionale Gründe. Diese variieren von Person zu Person.
2. Wichtigste Entscheidungsgründe für den Ausbildungsbetrieb sind der persönliche Eindruck, die inhaltliche Solidität, der Ort, das Betriebsklima, Kontakte ins Unternehmen, Perspektiven und die Bezahlung.
3. Jugendliche mit Mittlerem Schulabschluss achten besonders auf die Perspektiven nach Ausbildungsende.
Die wenigen anderen Studien zur Entscheidung für den Ausbildungsbetrieb gehen auf den am häufigsten genannten Entscheidungsgrund persönlicher Eindruck nicht ein. Auch kommen sie zu uneinheitlichen Schlüssen, für welche Personengruppe der Entscheidungsgrund Perspektiven besonders relevant ist. Es bedarf zusätzlicher Studien, um die Ergebnisse zu überprüfen und ihre statistische Verteilung in größeren Bevölkerungsgruppen zu untersuchen sowie eine belastbare, ganzheitliche Theorie zur Ausbildungswahl zu entwickeln.