Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 20. April 2010
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Anne Jobst

„wie man die Gabe aplicirt“
Der Briefwechsel zwischen Humboldt und Ehrenberg, ein Beispiel

Anläßlich des Erscheinens der elektronischen Edition des Briefwechsels[1] zwischen Alexander von Humboldt und Christian Gottfried Ehrenberg soll ein weiterer Brief aus diesem Bestand in der Handschrift vorgestellt werden.

Es ist weithin bekannt und vielfach an Beispielen belegt, dass Humboldt sich bei Wissenschaftlern in seinem Umfeld Rat und Hilfe holte, die auf dem jeweiligen Fachgebiet Koryphäen waren.[2]

Auch im nun elektronisch vorliegenden Briefwechsel zwischen Humboldt und Ehrenberg, die gemeinsam mit Gustav Rose 1829 die Expedition nach Russland und Asien unternommen hatten, finden sich natürlich sehr viele Belege für den wissenschaftlichen Austausch zwischen den beiden Forschern.

Humboldt hielt viel von den Untersuchungen des Mikropaläontologen und setzte sich mit deren wissenschaftlichen Resultaten intensiv auseinander.

Unter diesen Briefen findet sich aber auch eine Anfrage anderer Art:

Am 10. Mai 1833 fragte Humboldt Ehrenberg, der bereits Vater eines Sohnes war, wie er sich bei der Taufe des Sohnes seines Kammerdieners Johann Seifert, die bei ihm zu Hause stattfinden sollte, verhalten solle. 

Hier der Wortlaut des Schreibens:[3]

„S[eine]r Wohlgeboren

Herrn Prof. Ehrenberg

 

Ich lasse heute in meinem Zimmer den Knaben des braven Seyffert taufen und bin in

grosser Angst da mir der Zufall zur Taufhandlung den Hofprediger Strauss zuführt,

was man giebt u[nd] wie man giebt. Schreiben Sie, theurer Freund mir gütigst auf

einen Zettel:

was Sie bei Ihrem Knäbchen dem Prediger gegeben? Haustaufe. und wie man dem

Struthio Camelus die Gabe aplicirt, durch den Küster od[er] ganz menschlich in

seine hole Hand?
 

Dankbarst Ihr AlHumboldt

Freitags.“

Abb. 1: Brief an Ehrenberg, Umschlag.

  Abb. 2: Brief an Ehrenberg, das Schreiben.

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Abb. 1: Brief an Ehrenberg, der Umschlag.

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Abb. 2s: Brief an Ehrenberg, das Schreiben.

Wie bei vielen Schreiben Humboldts, die wahrscheinlich mit Boten zugestellt wurden, (Ehrenberg wohnte in der Friedrichstraße 94) ist es auch bei diesem so, dass es nur mit der Nennung des Wochentages datiert ist. Aber aufgrund des erwähnten Sachverhaltes war es leicht, das Datum des Briefes zu eruieren.

Ehrenbergs „Knäbchen“ Johannes Alexander war 1832 geboren worden[4]. Johann Seiferts Sohn Wilhelm Alexander Johann August wurde am 14. April 1833 in Berlin geboren[5] und der Eintrag im Taufbuch der Domgemeinde Berlin, Jg. 1833, S.151, Nr.145 lautet: „Wohnort: Hinter dem neuen Packhof Nr. 4. Taufe: 10. Mai, im Hause. Täufer: Hofprediger Strauß[6]. Taufzeugen: 1. Wilhelm v. Humboldt.- 2. Alexander v. Humboldt.- 3. Generalleutnant v. Witzleben.- 4. Präsident Dr. Rust.- 5. Oberst von Hedemann.- 6. Professor Kundt[7].“[8]

So ist also das Datum des Briefes der 10. Mai 1833.

Angesichts der illustren Runde ist es nachzuvollziehen, wieso Humboldt, der wohl eher unerfahren in diesen Dingen war, sich beim später mehrfachen Familienvater Ehrenberg Rat holte, wie die Verfahrensweise in der Angelegenheit sei.

Schließlich sei noch auf das Wortspiel hingewiesen, das Humboldt hier einbrachte: „Struthio camelus“ ist der lateinische Name des Vogels Strauß, den er dem Hofprediger Stauß beilegt.

Die knapp 300 Briefe aus dem Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Christian Gottfried Ehrenberg, die nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, werden die Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts wieder ein wenig greifbarer werden lassen.


 

[2] vgl. u.a. Petra Werner „Himmel und Erde. Alexander von Humboldt und sein Kosmos

Beiträge zur Alexander von Humboldt Forschung Bd. 24. Berlin 2004

[3] Hs: ABBAW NL Ehrenberg Nr. 71

[4] Ehrenbergs Erstgeborener starb bereits 1834.

[5] auch Seiferts Sohn starb sehr früh, 1842.

[6] Gerhard Friedrich Abraham Strauß (1786 - 1863), Oberhofprediger und Domprediger.

[7] Job von Witzleben (1783 – 1837), preußischer General, Kriegsminister. Johann Nepomuk Rust (1775 – 1840), Chirurg. August von Hedemann (1785 – 1859), Generalmajor, Schwiegersohn von Wilhelm von Humboldt. Karl Sigismund Kunth (1788 – 1850), Botaniker.

[8] zit. nach: Alexander Graf: Der Tod der Wölfe. Das abenteuerliche Leben des Romanschriftstellers und Amerikareisenden Balduin Möllhausen (1825 – 1905). Diss. Köln 1989 S. 104

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Letzte Aktualisierung: 22 November 2008 | Kraft
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