Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 20. April 2010
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Bernd Kölbel, Martin Sauerwein, Katrin Sauerwein, 
Steffen Kölbel, Cathleen Buckow

Das Fragment des englischen Tagebuches von Alexander von Humboldt

6. Tagebuchedition

Grundlage der Transkription ist eine Kopie aus der Universytet Jagielloński, Biblioteka Jagiellońska, ehemals Handschriftenbestand Deutsche Staatsbibliothek Berlin.

Reise. 1790.

England.

Wiltshire

Viel Tuchmanufakturen in Wiltsh[ire], Glo[u]cestersh[ire] und Sommersetsh[ire], besonders um Bath in Trowbridge und Bradford. Die Schafe in diesen südwestl[ichen] Grafschaften sind zweischürig, in Leicester-, Lincoln - und Warwickshire aber größtentheils einschürig. Die Färber drängen sich alle an den Avon, dessen reines Wasser zum Färben von vorzüglicher Güte ist.

[Bemerkung auf der rechten Seite:]

Den hohen Preis der Wolle im J[ahre] 1790 schrieb man in öffentl[lichen] Blättern dem Steigen d[er] Tuchmanufakturen zu. Die höchsten Preise waren: Welch per Pfund 15.3 d.[,]1 South Down 13,2 d.[,] Norfolk 15.1 d.[,] West Country 8 d. halfpenny.

Ueber engl[ische] Schaafzucht im Allgemeinen und über ihr Alter, da schon für die Röm[ischen] Kaiser Wollene Zeuge zu Winchester gemacht wurden S. D. Anderson2 im report of the Comittee of the highland Society, to whom the subject of Shetland Wool was referred. 1790.3

Es fehlt noch immer an genauen chem[ischen] Untersuchungen über den Einfluß verschiedener Wasserarten beim Färben, Bierbrauung. Es ist eben so unverständig, den Vorzug des engl[lischen]Biers, der engl[ischen] Färbereien dem engl[ischen] Wasser zuzuschreiben als es voreilig ist, den Einfluß des Wassers, der Atmosphäre bei so schweren

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chem[ischen] Prozessen, da Gärungen, für die es keine Wasser giebt, im Spiel sind, abzuleugnen.

Chippenham war die Residenz Alfreds d[es] Großen4.

[Randbemerkung:]

Alfred entriß 884 den Dänen Rochester und London5.

Ueberhaupt scheint damals der west[liche] Theil von England der angebautere gewesen zu sein. Jetzt hat sich die Kultur ganz gegen Osten gezogen. War das ältere Verhältnis nicht natürlicher, da die Einfahrt in den Bristol Channel bequemer, als die in die Themse, da das westl[liche] England an Ausfuhrprodukten reicher, die Kommunikation mit Ireland näher und Milford ein sicherer Hafen für die Flotte als Portsmouth ist ? Allerdings. Aber das auswärtige Interesse gab allem eine entgegengesezte Richtung. Der flämische Handel

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machte die Schiffarth im Kanale lebhaft, das Contoir der Hanse in London brachte diese Stadt empor, die engl[ische] Wolle ging nun von da aus, die unaufhörlichen Zwistigkeiten mit Frankreich machten eine Flotte und also auch einen Hafen im Kanale notwendig, die Barbarei, in welcher Ireland so spät noch lag, ließ den natürliche Handelsverkehr zwischen England und Ireland nicht aufblühen.......

Sommersetshire

Dipsacus sylvestris6, D. fullonum7 und wenn ich recht gesehen, auch D. laciniatus8 wachsen in Sommersetsh[ire] und Glo[u]cestersh[ire] wild. Linné hielt gewiß mit Unrecht D. fullonum, der für die Tuchmanufak[tur] so wichtig ist, für

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eine bloße Abart von D. sylvestris. S. Roths9 Bot[anische] Abhandl[ung]10 p.18. Ob aber D. fullon[um] in England einheimisch oder nur aus den Gärten der Tuchmanufakt[uren] verstreut sei, entscheide ich nicht. In Deutschland ist das eben so zweifelhaft. Roth Flor. Germ. II p. 16211.

Die Grafschaft enthält Galmei12, Blei13 ( das nicht so biegsam als das Derbyshirsche ist) und Röthel14. Mit dem Röthel zeichnet man die hiesigen Schaafe und verderbt die Wolle damit, wie die Spanier die ihrige mit Okker15 verderben. Die neuen Vorschläge (Lewis16 Zusammenhang der Künste II 7617) mit Talg18, Theer19 und Kohlenstaub20 zu zeichnen, sind also noch immer nicht befolgt.

Am Avon21 bei Bath wenn die

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Erdschichten zu Tage sind, sieht man daß ein Kieselthon22 und Muschelkalk, von einer leichten Thonmasse bedekt, hier auf einem gräulichen, quarzreichen Sandstein ruhen.

Gloucestershire

Der ächte Glo[u]c[estershire] Käse geht nach Bristol und von da nach Westindien. Der meiste Glo[u]c[estershire] Käse den man in London sieht, kommt aus Wiltshire.

Matlock

An den Kalkwänden der Heights of Abraham und in dem lover’s Walk an den Derwent23 (dem old Bath gegenüber) sah ich mit dem schönen Hypnum crista castrensis24 (womit der ganze bruch25 bei Göttingen bedeckt ist), dann Lich[en] capperatus26 und L[ichen] calcareus27, und die Verrucaria pertusa Willd28. Auch

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das Lich[en] tartareus29, dem völlig ähnlich das ich in Teutschland vor Hannover sah. Das L[ichen] tartareus wird häufig in Yorkshire und im Peak von Derbysch[ire] gesamelt, nach Manchester gebracht und dort in die Färbereien verkauft. Es giebt mit Urin präparirt (wie L[ichen] saxatilis[,]30 L[ichen] calcar[eus] und Verruc[aria] pertusa) eine schöne purpurrothe Farbe, bei der man die theuren Erd- und Kräuterfilter (L[ichen] Roccella31 und L[ichen] Parell[a]32) entbehren kann.

L[ichen] calcar[eus], L[ichen] saxatil[is], L[ichen] tartar[eus] und Verr[ucaria] pertusa wachsen fast im ganzen nördlichen Europa wild – aber wenn liest die patriotischen Schriften

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von Dambourney33 (Procédés sur les teintures solides que nos végétaux indigènes communiquent aux laines, Paris 178634) und Hof[f]man35 (de vario lichen usu, Erlangae 178636) und verschreibt noch immer Farbstoffe aus den Canar[en], Capverdischen und Griechischen Inseln oder aus dem südlichen Frankreich, die unsere einheimische Flechten uns darbieten könnten. Wir kaufen La[c]kmus37 von Holländern und Engländern und vergessen daß diese ihn von L[ichen] saxatilis machen, das bei uns jed[er] Baum, jeder Pfahl, jeder Stein trägt (S[iehe] von den La[c]kmusfabriken bei Leith38 in Schottland zu der 200 Menschen sich mit dem Sammeln des L. saxatilis beschäftigen.

8

Ferber39, neue Beiträge zur Mineralgesch[ichte] I, p. 45540). Unsere Unwissenheit geht sogar so weit, daß uns Jakobson41 noch vorlügen durfte, La[c]kmus werde aus Croton tinctorum42, aus dem Tournesol43 von Grand Gatarques, nicht aus Orseille44 (s[iehe] Demachy45, Laborant im Grossen, II. 27346) gemacht. Technol[ogisches] Wörterbuch II, 544. Das kryptogamische Studium ist nicht so unwichtig als man es gewöhnlich glaubt. Bei einer guten Staatswirtschaft muß auch das Steinmoos47 mit zu dem Nationalreichtum beitragen. – Im Jahre 1300 wurde der Farbstoff des L[ichen] Roccella in d[er] Levante dadurch entdeckt, daß ein Florentiner Kaufmann auf dem Felde sein Wasser abschlug und das Moos zu seinen Füßen

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sich färben sah. Manni48 Comment[ario] de Florentin[is] inventis c. 2049. Wir leben in einem Zeitalter, wo wir nicht auf solche chem[ischen] Prozesse zu hören brauchen. S[iehe] meine MSS [Manuskripte] zur Mater[ia] technologica plantae tinctor n. 468.50

Mohr51 sagt noch in seinem Forsog til en Islandsk naturhistorie p[agina] 23052

„L[ichen] tartareus, Litmusmoose53, Hriddblik54 oder Korte. Dies Moos ist seit den ältesten Zeiten in Norwegen, Schweden und den Färöerinseln und Island zum Färben gebraucht worden. Der Indigo und andere ausländ[ische] Farbstoffe haben jetzt den Gebrauch desselben fast ganz verdrängt. Der Vorwurf, daß die Farbe daraus nicht so hoch-glänzend und haltbar

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als die aus ostindischen Materialien sei, ist unbegründet, da auch bei der elendsten Bereitung ohne Verwendung von Salzen und anderen Bindemitteln dieselben oft so überaus prächtig ausfällt. Prof[essor] Strom55 versicherte in der Maanedsskrift fra Christiania, daß der Hriddblik oder Lich[en] tartar[eus] von Norwegen nach England gehe, wo man ihn zu einer rothen und blauen Farbe auf Wolle und Kattun veredele. 1785 gingen allein 2 Schif[f]sladungen von diesem Lich[en] tartareus von Norwegen nach England.

Die Schweden bereiten eine braune Farbe, die sie Bötelet nennen aus dem Lich[en] tartar[eus]. Fabricius56 Reise nach Norwegen p[agina] 6657.

11

In Derbyshire heißt das Lich[en] tartar[eus] welch liverwort. It is gathered for dyers and gives a purple colour. Pilkington’s58 View of the present state of Derbyshire Vo. I p[age] 47859.

Poole ’s hole.

560 yards lang. Sie liegt im Südwesten von Buxton und dem Flüßchen Wye, gegen das hohe Kalkgebirge Ax-edge zu. Weil die Hö[h]le eng ist[,] so bilden sich hier schönere Stalaktiten, als die im im Peak’s hole. Die größten sind der Flitch of Bacon und der Queen of Scots pillar[,] den die unglückliche Maria60 während ihrer Gefangenschaft in Chatsworth besucht haben soll. Ein kleiner Bach fließt aus

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der Hö[h]le heraus. Auf dem Weg nach Buxton bis zur Hö[h]le fand ich häufig Saxifraga granulata61 und S[axifraga] tridactylites62. An dem Eingang Hö[h]le sah ich Viola montana63, Alchemilla vulgaris64 und Polypodium vulgare65.

Bei Poole’s hole sind viele Kalkbrennereien im Freien. Denn in England brennt man Kalk im Freien und Ziegel in konischen Oefen, gerade umgekehrt als in Deutschland.

Castelton.

Bei der Flußspatrinne am holen Wege nach Buxton zu, der Gentiana amarella66, deren Gelb mir hier von ungewöhnlicher Schönheit schien.

In Middelton dale (wie

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Stoney-Middelton [)] fand ich in großer Menge Arenaria saxatilis67, diese seltene Pflanze, die in Deutschland nur bei Herberg am Harze entdekt ist.

Rowly ragg Basalt

Auf der Straße nach Dudley bei dem schönen Dorfe Hales owen liegt alles voll von Rowly ragg, den Kirwan68 und Cavallo69 als eine eigene Steinart aufführen. Rowly ragg ist ein bloßer Trivialnahme für Basalt, wie die deutschen Namen Unkelstein und Stolpenerstein. Ich find diese englische Abänderung des Basalts von schwärzlich grauer Farbe, im Bruch uneben, von scharf-

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kantigen Bruchstükken, hart, sehr schwer zersprengbar, rauh, kalt und schwer. Er hat aber den weißlich-grünen thonartigen Ueberzug, den die Basalte vom Dransberge und Meißener zeigen70. Er ist ungemein schimmernd, wegen der ihm eingesprengten Körner von Basalt. Chrysolith71. Große Massen von Chrys[olith] oder Olivit72, wie die Unkler und Rhöner Basalte enthalten, fand ich nirgends. Ueberhaupt sind die Chrys[olithe] schön gleichmäßig eingesprengt und fest wie die Quarzkörner in einem Sandstein vertheilt. Die Strahlige Textur, welche die Antrimmer Basalte73 und zum Theil auch die Rhönischen haben und die nie Spuren einer ordentlichen einschießenden Chrystallisation

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anzudeuten scheinen, vermisse ich ganz im rowly ragg.

Die Mischung der Grunderden der Steine ist überhaupt so verschieden, daß wenn man wie Kirwan die Arten nach zehntheiligen Brüchen trennen wollte, es fast so viele Arten, als Individuen geben würde. Vergleiche z. B. die verschiedenen Analysen des Trapps im Faujas de St. Fond74 Abhandl[ung] vom Trapp p. 5775 und Philos. Transactions for 1782, p. 333.76

Bei Hales owen erscheinen zwei kegelförmige, zum Theil mit Buschwerk bekränzte Hügel. Läßt ihre Form, die Nähe der Rowly-ragghügel und des rothen Sandsteins hier auf

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Basalt schließen.

Bei Hales owen viel Dianthus prolifer77 !

Bäder in Derbyshire

D. Pearson’s observations and experiments of Buxton water, Matlockwater & London 177878.

Matlock

Der Toadstone79 oder Channel, den ich in den hiesigen Bleigruben besonders am Massonhill und Heights of Abraham sehe, schien mir ein ächter Mandelstein80 mit einem gekneteten Kalkspat zu sein und ich kann Herrn Fauj[as] de St. Fond, der eben diese Gegend besuchte, nicht beipflichten, wenn er diese Toadstone, troz Ferber81, Trapp82 nennen will. Abh. vom Trapp p. 20.

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Derbyshire

Pilckington II. p.57 klagt sehr über die rohen Sitten der Einwohner des Peaks. Aus den Gesezen kann man auf ihren alten Zustand schließen. Unter Edward I83. wurde ein Gesez gemacht, nach dem jeder, der eine Bleimine bestöhle mit einer Hand an einen Tisch genagelt werde und entweder verhungern oder als das einzige Rettungsmittel, mit der anderen Hand die angenagelte abschneiden soll.

18

A.

D.

Alfred. 2.

 

B.

E.

Basalt. 13.

 

 

F.

 

Färben. 1. 5.

C.

 

Castleton. 12.

 

 

G.

19

 

H.

M.

 

Mineralien 5. 11. 12. 13.16.

 

Mandelstein. 16.

I.

N.

K.

O.

Kultur. 2.

 

Käse. 5.

 

L.

P.

 

Poole ’s hole. 11.

20

 

Q.

U.

R.

V.

Röthel. 4.

 

S.

W.

Schaafe. 1. 4.

Wolle. 1. 3.

Stoney Middleton. 13.

 

T.

Y.

Toadstone. 16

 

 

Z.

 

21

                             Flora

 

Dipsacus          fullonum 3.

                        sylvestris 3.

                        laciniatus 3.

Hypnum            crista castrensis 5.

Lichen              tartareus

                        calcareus 5.

                        capperatus 5.

Verrucaria         pertusa 5.

Saxifraga          granulata 12.

                        Tridactylites 12.

Alchimilla          vulgaris 12.

Viola                montana 12.

Polypodium       vulgare 12.

Gentiana           amarella 13.

Dianthus           profiler 16.



1 Bis 1971 wurde für Penny die Abkürzung d (lat. denarius) verwendet.

2 Anderson, D. (1766-1846), Botaniker, Gärtner, Autor zahlreicher Publikationen.

3 Der exakte Titel der hier von Alexander von Humboldt zitierten Arbeit lautet: ”Report of the Committee of the Highland Society of Scotland, to whom the subject of Shetland wool, drawn up by Sir John Sinclair and Dr. Anderson. Subject: Wool industry – Scotland ”, Edinburhg 1790.

4 Alfred der Große, (849-899), angelsächsischer König (871-899), vertrieb nach jahrelangen Kämpfen die Dänen aus Wessex und eroberte 886 London zurück.

5 Die Angabe 884 ist offensichtlich nicht korrekt, Alfred eroberte 886 London.

6 Dipsacus sylvestris: Wilde Karde, die Art entspricht heute teilweise der Dipsacus fullonum.

7 Dipsacus fullonum: Weberkarde, die Art entspricht heute teilweise der Dipsacus sativus = Weberkarde.

8 Dipsacus laciniatus: gelappte oder Schlitz-Karde.

9 Roth, August Wilhelm (1757-1834), Mediziner, Botaniker. Autor zahlreicher botanischer Schriften. Sein Werk „Tentamen florae germanicae“ (1788-1800), enthielt alle in Deutschland einheimischen Gewächse. Durch Vermittlung von Goethe wurde er für den Botanischen Lehrstuhl in Jena vorgeschlagen.

10 Der exakte Titel lautet: „Botanische Abhandlungen und Beobachtungen“, Nürnberg 1787.

11 Der exakte Titel lautet: „Tentamen florae germanicae“, Teil 2, Leipzig 1789. Teil 1 war bereits 1788 ebenfalls in Leipzig erschienen.

12 Galmei: bergmännische Bezeichnung für Zinkerze, z. B. Zinkspat. Die Bezeichnung dieser Erze findet sich bereits bei A. G. Werner.

13 Blei: Die hier von Humboldt verwendete Bezeichnung kann sich nur auf Bleierze beziehen, da Blei gediegen nicht vorkommt.

14 Röthel (heute Rötel): Rotstein, Farberde lateritischer Herkunft. Besteht aus einem Gemisch von Eisenoxiden, Eisenhydroxiden und Tonmineralien. Rötel wird auch heute noch als Anstrichfarbe, als Putz- und Poliermittel verwendet.

15 Okker (heute Ocker): Gelblich-braunes, erdiges Brauneisenerz, meist stark mit Ton vermengt.

16 Lewis, William (1714-1781), Chemiker und praktizierender Arzt in London, veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Schriften, so z. B. „Pharmacopoeia Edinburgensis“ 1748 in 8 Bänden.

17 Der exakte Titel lautet: „Der Zusammenhang aller Künste philosophisch-praktisch abgehandelt: ein Versuch für die Beförderung der Künste, Gewerbe und Manufakturen“ – aus dem englischen übersetzt von Johann Heinrich Ziegler. Band 1 erschien 1764, Band 2 erschien 1766.

18 Talg: Fett besonders vom Rind und Hammel, wird bei 60- 65° C ausgeschmolzen. Stearin und Palmitin werden heute in der Seifenindustrie sowie für Margarine- und Salbenherstellung verwendet.

19 Theer: heute Teer, wird bei der Verkokung von Steinkohle gewonnen. Dabei bildet sich eine braune bis schwarze zähe Flüssigkeit. Teer wird auch heute noch zur Herstellung u. a. von Farbstoffen verwendet.

20 Kohlenstaub: staubförmige Kohle.

21 Avon: Lower Avon, Fluß in den Grafschaften Avon und Wiltshire, mündet bei Bristol in den Severntrichter.

22 Kieselthon: Tongestein mit Resten von Organismen (Kalk- und Kieselgerüste), wird u. a. beim Walken der Gewebe als Walkerde verwendet.

23 Derwent: Fluß in Mittelengland, Nebenfluß des Trent.

24 Hypnum crista castrensis: heute Ptilium crista-castrensis (Hedw.) De Not. – Federmoos, Farnwedelmoos.

25 bruch bei Göttingen: wahrscheinlich ist der Steilabbruch des Muschelkalkplateaus, das den Göttinger Wald nach Osten absäumt, gemeint.

26 Lichen capperatus: heute Flavoparmelia caperata (l.) Hale – Schlüsselflechte.

27 Lichen calcareus: heute Aspicilia calcarea (L.) Körb. – Kalk-Hohlschildflechte.

28 Verrucaria pertusa Willd.: heute Pertusaria pertusa (Weigel) Tuck. – Lochflechte.

29 Lichen tartareus: heute Ochrolechia tartarea (L.) A. Massal. – Weinsteinflechte.

30 Lichen saxatilis: heute Parmelia saxatilis (L.) Ach.

31 Lichen rocella: heute Roccella fuciformis (L.) DC – Färberflechte.

32 Lichen parella: heute Ochrolechia paralla (L.) Massal. – kein gebräuchlicher deutscher Name.

33 Dambourney, Louis Auguste (1722-1795, auch 1797), Chemiker und Botaniker.

34 Der exakte Titel lautet: „Recueil de procédés et d’expériences sur les teintures solides que nos végétaux indigènes communiquent aux laines et aux lainages", Paris 1786.

35 Hoffmann, Georg Franc (1761-1826), Professor der Botanik in Göttingen 1792-1804, dann in Moskau.

36 Der exakte Titel lautet: „De Vario Lichenum usu commentatio“, Sect. 1, Erlangen 1786.

37 Lackmus: Farbstoff der Flechte Rocella fuciformis.

38 Leith: nördlicher Vorort und Seehafen von Edinburgh.

39 Ferber, Johann Jacob (1743-1821), 1783 Professor der Naturgeschichte in Petersburg, 1786 preußischer Oberbergrat.

40 Der exakte Titel lautet: „Neue Beyträge zur Mineralgeschichte verschiedener Länder. Erster Band, der zugleich Nachrichten von einigen chymischen Fabriken enthält“, [mehr nicht erschienen], Mietau 1778.

41 Jacobson, Johann Karl Gottfried (1725-1789), Technologe, Chemiker und Schriftsteller. Wahrscheinlich bezieht sich Humboldt auf das 1789 erschienene Buch von Jacobson: „Johann Karl Gottfried Jacobsons technologisches Wörterbuch oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufakturen, Fabriken und Handwerker“.

42 Croton tinctorium (Croton tictorium): heute Chrozophora tinctoria, Familie der Wolfsmilchgewächse, Färberkroton, Lackmuspflanze.

43 Tournesol: heute Heliotropum tricoceum, Sonnenblume, Lackmuspflanze.

44 Orseille: heute Lichen Roccella Lin. Flechtenart, die die bekannte Columbinfarbe gibt.

45 Demachy, Jaques François (1728-1803), Chemiker, Naturwissenschaftler.

46 Der exakte Titel des Werkes lautet: „Herrn Demachy’s Laborant im Großen oder Kunst die chemischen Produkte fabrikmäßig zu verfertigen.“ Der Band 1 erschien 1784 und Band 2 ebenfalls 1784.

47 Steinmoos: Bezeichnung für die Flechte Lichen saxatilis - heute Parmelia saxatilis (L.) Ach. – Schlüsselflechte.

48 Manni, Domenico Maria (1690-1788), Arzt und Biologe, auch Technologe.

49 Der exakte Titel lautet: „De Florentinis inventis“, Florenz 1731.

50 Das Manuskript oder eine Publikation zu dieser Thematik konnte nicht nachgewiesen werden. Das Manuskript dürfte verschollen sein.

51 Mohr, Niklas (1742-1790), Naturforscher, Biologe, Autor zahlreicher wissenschaftlicher Werke.

52 Der exakte Titel lautet: „Forsøg til en islandsk naturhistorie“, Kopenhagen 1786.

53 Litmusmoose: wahrscheinlich meint Humboldt eine Flechte aus der Gattung Roccella (Roccella fuciformis – Färberflechte.

54 Hriddblik – dänische Bezeichnung für Lichen tartareus (heute Ochrolechia tartarea – Weinsteinflechte.

55 Strom, Edvard (1749-1794), Schriftsteller und Geograph.

56 Fabricius, Johann Christian (1745-1808), Professor der Ökonomie und Naturhistorie an der Universität Kiel.

57 Der exakte Titel lautet: „Reise nach Norwegen mit Bemerkungen aus der Naturhistorie und Oekonomie“, Hamburg 1779.

58 Pilkington, James (erwähnt 1785), Topograph und Religionsschriftsteller.

59 Der exakte Titel lautet: „A view of the present state of Derbyshire, with an account of its ... antiquities, illustrated by an … map and plates”, Derby 1789 (Vol. I).

60 Maria Stuart (1542-1587), Königin von Schottland 1542-1567. Nach mehreren Auseinandersetzungen floh sie 1568 von Schottland nach England, wo sie 19 Jahre in Haft genommen wurde. Wegen angeblicher Verschwörung gegen Elisabeth I. wurde sie 1587 enthauptet.

61 Saxifraga granulata – Knöllchen-Steinbrech.

62 Saxifraga tridactylites – Dreifinger-Steinbrech.

63 Viola montana: heute Viola canina ssp. Montana – Berg-Veilchen, Unterart vom Hunds-Veilchen.

64 Alchemilla vulgaris – Gewöhnlicher Frauenmantel.

65 Polypodium vulgare – Gewöhnlicher Tüpfelfarn oder Engelsüß.

66 Gentiana amarella (Bitterer Enzian): Synonym zu Gentianella amarella: Bitterer Franzenenzian.

67 Arenaria saxatilis: heute Minuartia verna – Frühlings-Miere.

68 Kirwan, Richard (1735-1812), Advokat, später Privatgelehrter in London und Dublin; chemische, physikalische und meteorologische Experimente.

69 Cavallo, Tiberius (1749-1809), Physiker und Naturphilosoph.

70 Den Hohen Meißner, den Dransberg und den Gleichen hatte Humboldt am 24. September 1789 auf seiner gemeinsamen Reise mit Steven Jan van Geuns durch Hessen, die Pfalz, längs des Rheins und durch Westfalen besucht. Der Hohe Meißner war 1789 auch durch A. G. Werner beschrieben worden (Faust 1784, Werner 1789).

71 Chrysolith: Silikatmineral, grüne Varietät des Olivin.

72 Olivit: nach heutiger Nomenklatur Olivin, oliv- bis flachsgrünes gesteinsbildendes Mineral, oft als Einsprengling im Basalt.

73 Antrimmer Basalte: korrekt ist Antrimer Basalte, gemeint sind die Basalte des Antrimer Plateaus im Nordosten von Nordirland.

74 Faujas de St. Fond, Barthélemy (1742-1819), Geologe und Paläontologe am Muséum d’Histoire naturelle in Paris.

75 Der exakte Titel der Arbeit von Faujas de St. Fond lautet: „Physikalische Abhandlung über den Trapp. Aus dem Französischen“. Strasburg 1789.

76 Der exakte Titel lautet: „Philosophical transactions of the Royal Society of London: giving some account of undertaking, studies, and labours, of the ingenious, in many considerable parts of London for 1782“.

77 Dianthus prolifer: heute Petrorhagia prolifera – Felsnelke.

78 Es handelt sich um George Pearson (1751-1828), Physiker und Chemiker. Der Titel des von Humboldt erwähnten Werkes lautet exakt: Observations and Experiments for investigating the chymical history of the springs of Buxton... With an account of some...properties of substances relating to several branches of chemystri...to which are prefixed a chronological relation of use of Buxton water, ...sketches of a history of the atmosphere of the Peake, etc.“, Band 1 1784, Band 2 1787. London .

79 Toadstone: Eine Gesteinsbezeichnung von John Whitehurst (1713-1788). Im Jahre 1778 hatte Whitehurst ein Buch über den Ursprung der Erde geschrieben und im Anhang die Stratigraphie von Derbyshire erläutert. Er erklärte Toadstone als Produkte eines Vulkans, der seine Lava zwischen Kalksteinschichten ergossen hatte und sich mit den Kalkschichten vermischte hatte („Whitehurst und der vulkanische Ursprung der Toadstone“, London 1778).

80 Mandelstein: Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gebräuchliche Bezeichnung. 1787 bezeichnete Werner blasenreiches Gestein als Mandelstein und zählte es zu den uranfänglichen Gebirgen, später kurz Urgebirge genannt (Werner 1787, S. 7, 13). Die Hohlräume werden sekundär durch Ausscheidung mineralischer Stoffe gefüllt. Heute als Gesteinsbezeichnung nur im Zusammenhang mit einem Eruptivgesteinsnamen verwendet, z. B. Diabas-, Melaphyrmandelstein (Murawski H. & Meyer W. 1998, S. 132-133).

81 Ferber, Johann Jakob (1743-1790), Mineraloge und Montanwissenschaftler in Berlin.

82 Trapp: Um 1754 für Gangdiabase verwendete Bezeichnung. Heute fast ausschließlich für mächtige basaltische Flächenergüsse (Plateaubasalte, Flutbasalte) oft von erheblicher Ausdehnung gebraucht (Murawski H. & Meyer W. 1998, S. 225).

83 Edward I. (1272-1307), König, drängte den kirchlichen Einfluß zurück, erließ Reformgesetze, unterwarf Wales und wurde 1292 Oberlehnsherr von Schottland.

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