Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 20. April 2010
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Eberhard Knobloch

Herbert Pieper zum 65. Geburtstag - ein Rückblick

Herbert Pieper

Herbert Pieper

Herbert Pieper

1938 zogen der Eisenbahner Wilhelm Pieper und seine Ehefrau Ella aus dem hinterpommer­schen Stolp ins westpreußische, seit 1920 zu Polen gehörende Gutenwirt im Kreis Konitz (polnisch Gutowiec, Kreis Choinice).

Fünf Jahre später wurde ihr zweiter Sohn Herbert geboren, der vor kurzem seinen 65. Geburtstag gefeiert hat. Ihm ist mein folgender, zweiteiliger Rückblick gewidmet. Zunächst möchte ich seinen Werdegang und sein wissenschaftliches Wirken schildern, in einem zweiten Teil auf ihn und mich betreffende Gemeinsamkeiten zu sprechen kommen.

1. Herbert Piepers Werdegang und wissenschaftliches Wirken

Familie Pieper zog nach dem 2. Weltkrieg über Stolp und Thüringen nach Berlin – Müggelheim, wo Herbert Pieper seitdem wohnt. 1961 legte er die Reifeprüfung mit Auszeichnung ab. Der Name der Schule seit 1959: Alexander von Humboldt. Noch ahnte der 18-jährige Abiturient nicht, dass dieser Name für ihn schicksalsbestimmend werden sollte. Zunächst schloss er nach 5 Jahren das Mathematikstudium an der Humboldt-Universität mit Auszeichnung ab. Sein Spezialgebiet war algebraische Zahlentheorie. 1970 promovierte er mit „Magna cum laude“ auf eben diesem Gebiet. Seine wichtigsten Lehrer und Betreuer waren Hans Reichardt und Helmut Koch. Kein Zweifel: Herbert Pieper war und ist Perfektionist. Mit halben Sachen gab oder gibt er sich nicht zufrieden.

1973 wurden zwei seiner mathematischen Aufsätze als wissenschaftliche Höchstleistung anerkannt. Noch zwei weitere Jahre widmete er sich der reinen Mathematik, das heißt der algebraischen Zahlentheorie, bevor er sich schließlich 1978 ganz der Wissenschaftsgeschichte zuwandte: ein Glücksfall für diese Disziplin.

Über seine wissenschaftlichen Ergebnisse hat Herbert Pieper seit 1966, dem Jahr seiner Diplomarbeit, regelmäßig vorgetragen, zunächst in den verschiedensten Forschungs- und Bildungseinrichtungen der DDR und Russlands, später des wiedervereinigten Deutschlands, Österreichs und Spaniens. Rund 140 Vorträge hat er so bis heute gehalten. Hohes pädagogisches Geschick, wissenschaftliche Klarheit, besondere Befähigung zu einer Lehrtätigkeit an einer Hochschule wurden ihm 1975 von Helmut Koch bescheinigt, selbst renommiertes Mitglied nicht nur der Akademie der Wissenschaften der DDR, sondern auch der BBAW nach deren Neukonstituierung im Jahre 1992.

Kein Wunder also, dass Pieper seit 1972 Vorlesungen an der Humboldt-Universität hielt, wo ihm 1984 die „facultas docendi“ für das Fachgebiet „Zahlentheorie“ zuerkannt wurde. Im wiedervereinigten Berlin kam seine Lehrtätigkeit allen drei großen Berliner Universitäten zugute.

Institutionell gehörte Pieper zunächst als wissenschaftlicher Assistent der Humboldt-Universität an (1966 – 1968),  von 1968 bis 1991 als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentralinstituts für Mathematik und Mechanik (1968 – 1977), sodann des Zentralinstituts für Astrophysik der Akademie der Wissenschaften zu Berlin bzw. der DDR. Es folgten vier Jahre an der Technischen Universität (TU) Berlin mit Arbeiten zu Jacobi, drei Jahre an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und ein knappes Jahr an der Humboldt Universität (HU) Berlin mit Arbeiten zu Hermann von Helmholtz. Die von ihm erarbeiteten Helmholtz-Materialien würde er gern entsprechenden weiterführenden Forschungen zur Verfügung stellen.

Seit 1999 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der BBAW, um eine Internet-Edition der gedruckten, an der Preußischen Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vorträge zu erstellen. Diese Edition ist in einer vorläufigen Fassung seit 2006 aufrufbar. Seine mathematischen und wissenschaftshistorischen Forschungen haben in über 130 Veröffentlichungen ihren Niederschlag gefunden. Dazu gehören auch Lehrbücher zur Zahlentheorie und zahlreiche Arbeiten, die sich an Schüler, Studenten oder eine breitere Öffentlichkeit wenden. Auf seine Popularisierungstätigkeit ist Herbert Pieper zu Recht stolz, eine Tatsache, die im Jahr der Mathematik 2008 besonders hervorgehoben zu werden verdient. Genannt sei sein wiederholt aufgelegtes Buch „Heureka – Ich hab’s gefunden“ (1988, 1991, 1996), dessen Titelblatt den leicht bekleideten Archimedes in einem Badetrog zeigt.

Abb. 2. Archimedes im Badetrog

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Abb. 2. Archimedes im Badetrog

Nach Vitruvs Bericht (De architectura, Buch 9, Vorwort) war er freilicht nackt. Dies erschien wohl dem Renaissance-Autor Walter Ryff zu unziemlich: Archimedes hatte gerade heraus­gefunden, wie er die ihm von König Hieron II von Syrakus gestellte Aufgabe lösen konnte, einen aus Gold gefertigten Weihekranz auf dessen Goldgehalt zu überprüfen. Ein Falsarius hat Herbert Piepers Kopf anstelle des archimedischen ins Bild kopiert:

Abb. 3. Herbert Pieper im Badetrog

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Abb. 3. Herbert Pieper im Badetrog

Piepers wissenschaftshistorische Arbeiten gelten vor allem der Geschichte der Zahlentheorie bzw. zwei Gelehrten ersten Ranges: dem Potsdamer Mathematiker Carl Gustav Jacob Jacobi und dem Berliner Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt. Von herausragender Bedeutung ist seine 1987 erschienene Edition des Briefwechsels zwischen den beiden Gelehrten. Entsprechend eulogisch fielen die Besprechungen des Bandes aus.

Mit größter Akribie und glücklichem Spürsinn hat Pieper Archiv- und Bibliotheksstudien im In- und Ausland betrieben, die zu wichtigen neuen Erkenntnissen über Humboldts Interessen am Vulkanismus, zu Humboldts Wahl in die Berliner Akademie, zu dessen segensreichem Wirken als Förderer junger Wissenschaftler wie Gotthold Eisenstein führten.

Insbesondere initiierte er 2000 den Alexander-von-Humboldt-Tag, der seitdem jährlich von den Mitarbeitern der Forschungsstelle in wechselnder Verantwortung durchgeführt wird.  Seine Wahl zum korrespondierenden Mitglied der Académie Internationale d’Histoire des Sciences mit Sitz in Paris im Jahre 2005 war das wohlverdiente Zeichen internationaler Wertschätzung seines wissenschaftlichen Wirkens.

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Letzte Aktualisierung: 21 April 2008 | Kraft
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