Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 18. August 2009 |
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Bernd Kölbel, Lucie Terken,
Martin Sauerwein, Katrin Sauerwein, Steffen KölbelAlexander von Humboldt
und seine geognostischen Studien in Göttingen5. Geognostische Studien aus dem Tagebuch von Steven Jan van Geuns
Die Reise mit Steven Jan van Geuns vom 24. September 1789 bis zum 31. Oktober 1789 nach Hessen, in die Pfalz, zum Niederrhein und nach Westfalen bildete eine weitere Grundlage für die „Basalte am Rhein“. Leider sind Humboldts Tagebuch und die Originalaufzeichnungen nicht überliefert. An Hand des Tagebuches, der umfangreichen Briefe von Steven Jan van Geuns sowie weiterer Daten wurde deshalb untersucht, in wie weit die im Tagebuch gemachten geognostischen Aussagen von Humboldt oder von van Geuns stammen könnten. Aus den Briefen von van Geuns ergaben sich keine Hinweise darauf, dass Humboldt seinem Reisegefährten geologische Sachverhalte direkt für dessen Tagebuchaufzeichnungen mitgeteilt hat. Es wurden deshalb weitere Fakten geprüft. Die Recherchen nach den Studienfächern von Steven Jan van Geuns ergaben, dass er zu keiner Zeit Geognosie, Mineralogie oder artverwandte Fächer an einer niederländischen Universität gehört hatte, auch der umfangreiche Briefwechsel ergab dazu keine Anhaltspunkte. Deshalb wurde eine Analyse der frühen Arbeiten und die besuchten Vorlesungen in Göttingen durchgeführt, um Anhaltspunkte zu erhalten, die die geognostischen Aussagen im Tagebuch zuordenbar machen könnten.
Tabelle 2:
Rahmendaten zur Rheinreise 1789
Alexander
von HumboldtSteven Jan
van GeunsReisebeginn
24. September 1789
Vorlesungsbeginn Sommersemester 1789/1790
27. April 1789
Wintersemester
19. Oktober 1789
Datum der Immatrikulation in Göttingen
25. April 1789
24. August 1789
Im Tagebuch zitierte Autoren zu geologischen Fragen
16 deutschsprachige Autoren von insgesamt 19 Autoren
Bisheriges Studium, einschließlich Privatunterricht durch Hauslehrer
Kameralistik, Naturkunde, Naturgeschichte, Botanik, Philosophie, Technologie
Medizin, Botanik Philosophie, Naturkunde, Lizentiat der Medizin
Tabelle 2 unterstreicht, dass die geologischen Angaben und Aussagen im Tagebuch mit hoher Wahrscheinlichkeit von Humboldt stammen, zumal im Tagebuch fast ausschließlich deutschsprachige Autoren und deutschsprachige Bücher und Abhandlungen zur Geognosie und Mineralogie von bekannten und weniger bekannten Autoren angeführt werden, die damals sicherlich nur teilweise in den Niederlanden bekannt waren. Van Geuns hörte ab den 27. April 1789 (Beginn des Sommersemester) in Göttingen bei Blumenbach (vergleichende Anatomie, Naturgeschichte), Murray (Botanik), Gmelin (Mineralogie) und Lichtenberg (experimentelle Physik). In Anbetracht der Kürze der Zeit, die van Geuns bis zum Reiseantritt zur Verfügung stand (Immatrikulation 24. August, Reiseantritt 24. September 1789), wird es als unwahrscheinlich angesehen, dass van Geuns neben dem detaillierten Studium der einzelnen Lokalitäten 16 deutschsprachige Autoren in der Zeit von einem knappen Monat durchgearbeitet hat. Auch die detaillierten geologischen Aussagen und die theoretischen Erläuterungen zu Einzelfragen der Geologie, Mineralogie und die direkten Literaturbezüge weisen auf einen Kenntnisstand hin, den van Geuns in der ihm zur Verfügung stehenden Zeit nicht erreichen konnte. Einen konkreten Hinweis finden wir z. B. bei den salinistischen Studien, die beide Reisenden in Bad Nauheim gemacht haben, wo van Geuns ausdrücklich die Literaturkenntnisse Humboldts hervorhebt: „ Mein Reisebegleiter von Humboldt erinnerte sich, dies auch in Langsdorf’s „Beschreibung der Salinen Deutschlands[1]“ gelesen zu haben“. Auch die Analyse der frühen wissenschaftlichen Arbeiten von van Geuns und von Humboldt zeigen deutlich, dass eine intensive Beschäftigung im Zeitraum bis 1795 (dem Todesjahr von Steven Jan van Geuns) auf geognostisch-mineralogischem Gebiet zu Gunsten von Humboldt sprechen.
Tabelle 3:
Frühe wissenschaftliche Arbeiten im Zeitraum bis 1795
Thematik der wissenschaftlichen Arbeit
Anzahl der Arbeiten auf den einzelnen wissenschaftlichen Gebieten bis 1795
Steven Jan van Geuns
Alexander von Humboldt
Botanik
15
55,6 %
18
40 %
Philosophie
1
3,7 %
1
2,2 %
Medizin
5
18,5 %
3
6,7 %
Chemie
1
3,7 %
-
-
Jura
-
-
-
-
Geognosie/Mineralogie
-
-
14
31,1 %
Fabrikkunde
-
-
1
2,2 %
Physikalische Themen
2
7,4
1
2,2 %
Historische Thematik
-
-
1
2,2 %
Besprechung fremder Arbeiten
-
-
6
13,3 %
Organisationsfragen an der Universität
3
11,1 %
-
-
Gesamt
27
45
Die Zusammenstellung macht deutlich, dass sie ganz unterschiedliche Schwerpunkte zum Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Arbeiten gemacht haben. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten in der Periode bis 1795 liegt bei van Geuns und bei Humboldt auf dem Gebiet der Botanik. Erst danach folgen mit 18,5 % Medizin bei van Geuns und Geognosie/Mineralogie mit 31,1 % bei Humboldt. Interessant ist der hohe Anteil von 11,1 % von Arbeiten van Geuns zu organisatorischen Fragen an der Universität, eine bisher kaum beachtete Tatsache, während bei Humboldt der Anteil der Besprechungen/Rezensionen von fremden Werken bzw. Veröffentlichungen mit 13,3 % relativ hoch ist verglichen mit anderen Arbeitsgebieten.
Bereits auf dem ersten Reiseabschnitt von Göttingen nach Kassel werden am Dransberg in der Nähe von Dransfeld geognostische Untersuchungen durchgeführt. Entsprechend der damals verbreiteten Annahme glaubte man, dass jeder kegelförmige Berg ein Vulkan sei.
Er hat ein ziemlich vulkanisches, d. h. konisches Aussehen. De Luc und andere haben dort jedoch keine Spur von einem Krater finden können. Er besteht ganz aus Basalt, der jedoch sehr unregelmäßig, wie ineinander geschmolzen ist und beinahe nicht in Säulen, die einigermaßen regelmäßig sind, vorkommt; man findet hier und da Körner von Fritten oder sogenanntem vulkanischen Glas oder Hamiltonschen Chrysolith[2], den ich jedoch nachträglich viel schöner und mannigfaltiger in den Basalten am Rhein gefunden habe[3].
Die Kratersuche war um 1789 in Mode gekommen und in Publikationen von de Luc und Hamilton beschrieben worden. Die Modeerscheinung unter den Geognosten wurde wenig später durch Humboldt in seiner Schrift „Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein“ (1790) ironisch beschrieben: „In der festen Überzeugung, dass jeder Basalt ausgespiene Lava sei, liefen sie den Berg hinan, um den großen Krater zu sehen. Er fand – ein kleines Kotloch, dessen Grundfläche man mit der Hand abdecken konnte.“ Eine Äußerung Humboldts zur Genese der angetroffenen Basalte findet man in dem Tagebuch nicht. Am 25. September 1789 wurde die Reise nach Marburg fortgesetzt. Ziel und Beobachtungsobjekte waren wiederum die „Basaltberge“ in der Nähe von Dissen, heute Ortsteil von Gudensberg. Aus den Vorlesungen von Blumenbach waren Humboldt die Vorstellungen Werners über die Basaltberge sicherlich bekannt. Alexander von Humboldt hatte hier die Möglichkeit, die Lehrmeinung mit der Realität zu vergleichen und entsprechende Schlüsse zu ziehen.
Diese Berge bilden einen Teil des sogenannten Habichtswaldes, der nach neueren Beobachtungen von Hessen nach dem Nassauischen und weiter über den Rhein bis in das Elsaß verläuft, Beobachtungen, die nicht sehr günstig für die gegenwärtig so stark in Zweifel gezogene vulkanische Natur dieser Basaltberge sind, weil Vulkane eigentlich niemals eine Bergkette bilden[4]. Auch ist es eine sonderbare Erscheinung, die mir nachträglich Professor Mönch[5] aus Marburg sagte, dass sehr gleichmäßig wahrgenommen wurde, dass sich nämlich unter diesem Basalt überall verkohltes Holz findet[6], was er mit Werner als einen starken Beweis gegen die vulkanische Natur dieser Berge annimmt. Er meint, dass bei wirklichen Feuerbergen und durch die glühende Lava das Holz wohl ganz zu Asche verbrannt worden wäre[7]. Aber könnten nicht die überfließende Lava gerade die Veraschung verhindert haben, da die freie Luft keinen Zugang hatte?[8]
Auch mit der noch uneinheitlichen Nomenklatur befasst sich Humboldt, ohne jedoch einen Lösungsansatz zu formulieren. Auch in seinen Rezensionen und Publikationen gibt es zu dieser Problematik keine Äußerungen.
Die Einwohner von Tüssen und weitere Landsleute bezeichnen diesen Basalt immer als Wacke (so nennt ihn auch Raspe[9] in "„Beschreibung des Habichtswaldes", Kassel, 1774, p. 16, Nr. 1 und anderswo). Ein Wort mit sehr verschiedenen Bedeutungen, worunter z. B. die Bergleute am Rhein einen mit Quarzadern durchzogenen Schiefer verstehen, während man im Harz unter Grauwacke einen dichten Hornstein[10] versteht[11].
Bei Tüssen fanden wir auch hübsche große Stücke von Jaspis mit Quarzadern[12] und auch einige schöne puddingsteinartige Breccien von Jaspis oder Jaspis-Achat[13]. - Von Tüssen fuhren wir nun weiter nach Tänte[14], wobei wir immer rechts und links schöne Basaltberge hatten, unter denen besonders der Heiligenberg und der Mahlenberg[15] merkwürdig sind, welche letztlich fast nackte kegelförmige Klumpen von Basalt sind.
Die geognostische Wanderung führte Alexander von Humboldt und Steven Jan van Geuns dann am 12. und 13. Oktober 1789 zu den Quecksilberbergwerken von Mörsfeld und Münsterappel. Die wichtigsten damals neuen Publikationen über die Bergwerke in Münsterappel und Mörsfeld waren Alexander von Humboldt offenbar aus den Beschreibungen von Collini[16], Ferber[17] und Beroldingen[18] bekannt. Es ist denkbar, dass Humboldt auch von Blumenbach und Link auf diese Arbeiten hingewiesen worden war. Da das Bergwerk von Mörsfeld zum Zeitpunkt des Besuches wegen Wassereinbrüchen nicht begehbar war, wurden die Studien im Bergwerk zu Münsterappel durchgeführt.
Wir mussten dann beschließen, am folgenden Morgen nach einem anderen Quecksilberbergwerk zu wandern, eine Stunde von hier gelegen, nach Münsterappel. [...] dies ist nicht sehr günstig für andere Spezifika jedoch für die nicht unwahrscheinliche Theorie, die Herr von Beroldingen unlängst aufgestellt hat, dass nämlich alle Quecksilbererze dieser Gegend durch Sublimation[19] entstanden sein sollen, welche durch das Feuer der benachbarten und jetzt erloschenen Vulkane, verursacht worden sein soll. - In der Tat sieht diese Gegend viel vulkanischer aus; die umliegenden Bergketten haben meist die kegelförmige Gestalt der Feuerberge und man findet hier sehr viel Basalt und insbesondere sehr viel kugel- und schalenförmigen Basalt, der woanders ziemlich selten vorkommt; dies sind nämlich freie große runde Kugeln von Basalt[20], die im Innern wieder dergleichen konzentrische Kugeln beinhalten, so dass die Innerste gewöhnlich die Größe eines Apfels hat. Noch eine sonderbare Erscheinung zwischen Mörschfeld und Münsterappel ist, dass man da einen Steinbruch für Schiefer hat, in dem viele Abdrücke von Fischen vorkommen, die zum Teil ganz mit Quecksilber überzogen sind. In Mannheim sah ich im Naturalienkabinett schöne Stücke von hier. Wir ließen durch einen Bergmann in diesem Steinbruch etwa herumhacken und bekamen einige ziemlich gute Fischabdrücke, doch mit nur sehr wenig bräunlichem Zinnoberanflug[21]. Wie man sagt, zeugt dies sicherlich für die sehr späte Entstehung des Zinnobers, das sicher jünger ist als das Flözgebirge, worauf die Fischabdrücke liegen. Der Herr von Beroldingen nimmt dann auch dies für einen Beweis seiner Theorie an,[22] doch nach meinen Überlegungen ist diese Erscheinung nicht sehr günstig dafür, da das Flözgebirge[23] von Schiefer auf den Basaltbergen aufliegt und also viel jüngeren Ursprungs ist als der vermeintliche ehemalige Vulkan, so dass dieser wenigstens auf die Entstehung des Zinnobers keinen Einfluß haben konnte[24].
Humboldt hat die Fragen der Entstehung von Erzen durch Sublimation später leider nicht nochmals aufgegriffen, wie überhaupt festgestellt werden muss, dass Fragen der Erzgenese von Humboldt zwar in seinen handschriftlich vorliegenden Berichten[25] ausführlich behandelt werden, eine entsprechende Publikation zu dieser Thematik bisher nicht nachgewiesen ist.
Die nachfolgende Station der Reise wird später auch Bestandteil des Buches von Alexander von Humboldt[26], der Besuch der Basalte von Linz und Linzhausen, Erpel und Unkel.
[...] beschlossen wir, in Linz unsere Jacht zu verlassen und von dort nach Bonn zu Fuß zu gehen. Nirgends habe ich schönere und regulärere Basaltsäulen gesehen als zu Linz [...]. Die Säulen sind meist 6- auch schon 5-eckig, 6 - 12 Zoll dick im Durchmesser und einige sind 10 und 12 Fuß lang. Dieser Basalt ist ziemlich sauber und enthält nicht so viel Hamiltonschen Chrysolith[27] oder Glasfritten[28] als der vom Unkeler Steinufer. [...] Von Linz bis Linzhausen sind Weinstöcke in den Schieferbergen, hinter dem Dörfchen Erpel stehen sie auf Basaltfelsen. Hier geben die Basaltberge ein vortreffliches Bild ab; die schwarzen Säulen streichen schräg aus der Erde nach Süd-Ost in einem Winkel von ungefähr 60° bei einer Höhe von ungefähr 180 Fuß[29] über dem bereits sehr erhabenen Boden; man steht hier unter diesen schönen hervorragenden und sturzdrohenden Säulen und kann sich vorstellen, bei den berühmten Basaltsäulen von Giant’s Causeway[30] in Irland zu sein.
Die Basaltberge in dieser Landschaft stellen keine isolierten Berge dar, wie man das eigentlich gewöhnlich von Vulkanen erwarten sollte, aber sie laufen mit einer ziemlich regulären Erstreckung an den Ufern des Rheins entlang [...] Sollte sich dies näher bestätigen, ergebe dies einen entscheidenden Beweis gegen die vulkanische Natur des Basalts[31]. An Stellen, wo dies nicht gefunden wurde, waren die Zwischenräume mit Schiefern ausgefüllt. Manche Berge bestehen aus stark gemengten Arten von Gesteinen, dass man gar nicht weiß, ob man da Basalt, Trapp oder Hornstein oder Quadersandstein vor sich[32]
Geognostische Skizze von der Spitze des Erpeler Ley aus dem Tagebuch von Steven Jan van Geuns (1789).
hat. Dasselbe findet man auch in einer der jüngsten Reisebeschreibungen von dieser Gegend, von Herrn Nose[33]. So scheint es, dass es leicht auszuführen ist, neue Namen für die Steinarten einzuführen, so von Basaltporphyr, Hornbasalt, Porphyrschiefer, Hornsteinjaspis und dergleichen weitere Bezeichnungen. Bei Erpel, dicht am Ufer des Rheins ist ein Basaltberg, nicht weniger hoch als der bei Linzhausen, Leidenberg genannt[34], die Richtung der Säulen auch nach Süd-Ost ist, doch auf dem Gipfel haben die Säulen eine ganz andere, nämlich horizontale Richtung und zeigen nach West. Diese sehr merkwürdige Erscheinung scheint mir ein ziemlich starkes Argument gegen die Vulkanität des Basalts zu liefern, da ich nicht einsehe, wie anders als durch Wasser solch ein Stück darüber gesetzt werden kann, das eine ganz andere Richtung der Säulen hat[35]. Etwas dergleichen, doch nicht so deutlich, sieht man auch an anderen benachbarten Basaltbergen[36]. Collini hat selbst eine solche horizontale Lage des Basalts neben senkrechten Säulen an dem Unkeler Steinberg abgebildet, ohne in seinem Buch dazu etwas zu sagen[37]. [...] Von hier bis Unkel ist wenig Basalt und zum größten Teil Schiefer, der von Quarzadern durchdrungen ist. Man findet hier selbst Quarz in dünnen Lagen übereinander (Quarzschiefer), was anderswo ziemlich selten ist. Bei Unkel ist noch ein kleiner Basaltberg, wo der Basalt zwischen zwei Lagen von Thonschiefer eingelagert ist, doch der eigentliche Unkeler Steinberg, von wo der Basalt weiter in die am Rhein gelegenen Orte als Bau- und Straßensteine versandt werden, liegt an der gegenüber liegenden Seite des Rheins. Wir ließen uns hier übersetzen und fanden auch hier, ungefähr mitten im Fluss, die durch Collini beschriebene ausgedehnte Basaltmasse[38]. Dieser Steinberg ist ein hoher Basaltberg, auf dem die Basaltsäulen ziemlich regulär und ungefähr senkrecht stehen, manche gegen Süd geneigt, ungefähr in einem Winkel von 85°,[39] oben haben sie eine mehr schräge Richtung. Der Basalt enthält ausgenommen die gewöhnlichen und hier sehr zahlreichen Glasfritten (Chrysolithe nach Hamilton, verre volcanicque[40] nach de Luc, Olivite nach Werner[41]), einige Zeolithe und Feldspäte, die man auch in anderen Basalten gefunden hat; einige Besonderheiten, die man scheint noch übersehen hat und die jedoch von Gewicht sein können bei der Klärung des neptunistischen oder vulkanischen Ursprungs des Basalts. Vor allem war es bemerkenswert, in zerbrochenem Basalt kleine Löcher zu finden, in denen Wassertropfen waren [42], schade, dass man diese Stücke nicht so aufbewahren und vorzeigen kann wie man Quarz, Chalzedon und Bernstein mit Wassertropfen aufbewahren und vorzeigen kann; die Arbeiter versicherten uns, dass dies nicht seltsames war und sie sehr häufig im aufgeschlagenen Basalt diese bemerkten. Andere Basalte hatten größere Löcher und darin zum Teil kristallisierten Quarz und zum größten Teil auch Kalkspath, der selbst in manchen Stücken sehr sauber kristallisiert war, in anderen als Tropfen war. – Auch fanden wir manchen Basalt mit Schwefelkies durchzogen, diese Stücke wollten uns die Arbeiter natürlich überlassen, weil sie den Kies für Silbererz ansahen (Camper[43] hat in diesem Unkeler Steinberg Zähne vom Rhinozeros[44] gefunden (siehe Merk Troisieme Lettre sur les os fossiles etc)[45].
Zu den Quellen geognostischer Studien muss man auch den Besuch von geologisch-mineralogischen Sammlungen zählen. Diese boten einen ausgezeichneten Anschauungsunterricht über einheimische und ausländische Gesteine. Insgesamt wurden auf der Rheinreise 7 Gesteinssammlungen besucht. Dabei sah man nicht nur einheimische Gesteine, Erze und Versteinerungen, sondern auch Gesteine aus dem Ausland, vorwiegend aus Italien, insbesondere vom Vesuv und Ätna. So wurden folgende Museen mit geologisch- mineralogischen Sammlungen besucht:
- In Marburg das Museum Leskeanum. Die Sammlungen von Nathanael Gottfried Leske umfasste die folgenden Teilsammlungen: zoologische (4.642 Exemplare), mineralogische (3.268 Exemplare), geognostische (1.089 Exemplare), mineralogisch-geographische (1.909 Exemplare) und die ökonomische Sammlung (474 Exemplare, insbesondere zur Nutzung der Gesteine und Mineralien) sowie eine Dublettensammlung von 700 Exemplaren[46]. Im Jahre 1789 veröffentlichte Dietrich Ludwig Gustav Karstens, ein Schüler Werners, das Buch „Museum Leskeanum“ (Museum leskeanum, quod ordine systematico disposuit et descriosit) im Auftrag von Frau Leske (geb. Sophie Eleonora Müller aus Leipzig). Zweck dieser Publikation war es, Käufer für die umfangreiche Sammlung zu finden[47].
- In Frankfurt am Main (Aufenthalt vom 29. September bis 2. Oktober) wurde die Sammlung vom „alten Doktor Müller“ besichtigt. Bei der Sammlung handelte es sich um die Sammlung des Frankfurter Arztes und Leiter des Theatrum Anatomicum Wilhelm Müller. Hier hatten die Reisenden die Gelegenheit eine „große Sammlung von vulkanischen Produkten aus der Umgebung von Frankfurt“ zu studieren.
[...] der der erste gewesen ist, der diese Produkte untersucht und als vulkanisch erklärt hat und nach dem auch die glasartigen Gesteine, die man in der Lava findet, allgemein als Müllers Glas bezeichnet werden. Von diesem Glas, das nichts anderes als Chalzedon ist, hat er hier eine schöne Sammlung. Er hat ferner eine große Sammlung von Schlacken und Laven verschiedener Textur, Farbe, Härte und Größe der Luftblasen, ferner von verschiedenen Stoffen, die sich in diesen Luftblasen befinden, wie Zeolithe, den teils kristallisierten und strahligen Braunstein, Schörl, Glaskopf und andere Eisensteinsorten, Flußspat und sogenannte Porphyrlaven, ferner Laven mit Gips, Mergel, Mondstein, Glimmer, Holzkohlen und vor allem Pechstein und endlich noch andere nicht vulkanische Produkte [...].[48]
Bei einem Vergleich der in dieser Sammlung gesehenen vulkanischen Gesteine und denen aus dem Museum des Kurfürsten von Köln[49] gelangte Humboldt offenbar zu der Auffassung, dass außer den Erdbränden von Werner auch andere Vorgänge denkbar sind, so z. B. dass „diese Frankfurter Lava auch durch einen seitlichen Ausfluss aus den nicht weitab gelegenen Hessischen Bergen, die wahrscheinlich erloschene Vulkane sind, hervorgegangen sein können“. Bei ihrem Aufenthalt in Darmstadt besuchten die Reisenden auch die Sammlung von Klipstein.
Von all diesen mineralogischen Produkten von Darmstadt sahen wir eine schöne Sammlung bei Herrn Kammerrat Klipstein[50], ein berühmter Mineraloge und Physiker, der durch seine mineralogischen Briefe[51], eine Beschreibung von den Salzwerken bei Nidda[52] und andere Schriften bekannt ist. Er hat hier ein ganzes Kabinett allein mit Steinen und Mineralien aus dem Darmstädtischen und außer diesen noch eine erhebliche Sammlung von anderen Mineralien unter denen sich einige schöne Granite mit verwachsenem Hornstein und Jaspis, grobe isländische Achate, einige besondere Hornblenden und viele Schorls[53] und Turmaline hervortaten[54].
Weitere Sammlungen wurden in Heidelberg und Mannheim besucht. Die Sammlung in Heidelberg ist vor allem mit dem Namen Georg Adolf Suckow verbunden. Die Reisenden konnten dort „...eine sehr vollständige systematisch geordnete Sammlung von Erden, Steinen und Gebirgsarten (Gebürgsarten) und ferner alle Arten von Erzen und Produkten des Mineralreiches, die sich im Pfälzischen finden kann...“ besichtigen und mit bisher gesehenen Gesteinsproben vergleichen. Schließlich wurden noch die Sammlung in Mannheim besucht. Es handelte sich dabei sowohl um Gesteinssammlungen als auch um paläontologische Fundstücke, die für die Reisenden z. T. neu waren. Eigene Arbeiten bzw. Rezensionen von Humboldt das Gebiet der Paläontologie betreffend oder wissenschaftliche Denkansätze auf diesem Gebiet konnten bisher nicht nachgewiesen worden.
[...] Unter ersteren ist eine große Folge von pfälzischen Produkten; vor allem von Obersteinischen Achaten[55] und Quecksilbererzen, unter letzteren prächtige Stücken von kristallisiertem Zinnober und gediegenem Quecksilber[56], aber auch viel natürliches Amalgam; weiter viel Chrysopras aus Schlesien[57], viele Marmorarten, Jaspis, Mosaike und andere aus Steinen gefertigte Kunstwerke, sodann eine große Sammlung von echten unechten Edelsteinen, - einige sogenannte ludi Helmontis[58]. - Unter den Münzerzen sind ferner besonders die Eisen- und Kupfererze, große Stücken von Kupferblüte[59], schönes kristallines Kupferblau[60] sehr dunkle auf Kalkspat von Bulach, schöne Malachite, die den Göttingern nicht viel nachstehen; ferner große Glasköpfe[61], sogenannte Eisenblüte[62], ein selten kristallisiertes achteckiges Eisenerz, das im Inneren hohl und genauso grün schillernd, beide von der Insel Elba[63] - unter den Fossilien und Petrefakten befinden sich nicht minder merkwürdige Stücke; eine Menge von versteinerten achat- und jaspisartigen Hölzern von Koburg[64], viele Encriniten[65] und die sehr berühmte Pentacrinus[66] von ungefähr 4 Fuß Länge sehr schön und vollständig aus den Schiefern aus dem Württembergischen; dieses Stück ist auch in der Acta Palatina beschrieben[67]. - Verschiedene in der Pfalz ausgegrabene Elefanten- und Rhinozerosbeine[68]; und Reste von einem versteinerten Vogel[69] aus einem plattenartigen Kalk von Aichsted[70], das Stück ist um so merkwürdiger, da Camper verneint, dass da versteinerte Vogelbeine gefunden wurden. - Unter den versteinerten Hölzern sind noch ein paar schöne Stücken, wovon das eine in der Mitte noch Holz enthält und außen Stein ist, so dass er Feuer schlägt, und andere, die innen Stein und von außen brennbar sind; und unter den Versteinerungen sind auch Ichthyolithe von Münsterappel[71] besonders merkwürdig, die ganz mit Zinnober überzogen sind [...][72]
Die Zusammenstellung macht deutlich, dass trotz der z. T. umfangreichen und aus heutiger Sicht berechtigten Zweifel an den neptunistischen Auffassungen, Humboldt sich nicht zu einer eindeutigen Aussage durchringen kann. Er erkennt zwar die Defizite der neptunistischen Deutungen, äußert sich aber nicht eindeutig gegen die eine oder andere Meinung. Folgende Beweggründe werden als wahrscheinlich angesehen:
- Rücksichtnahme auf seine Lehrer in Göttingen (Blumenbach und Link). Ein analoges Beispiel ist aus dem Jahre 1824 bekannt, wo auf Veranlassung des sächsischen Berghauptmanns von Herder der junge Ferdinand Reich zum Studium der Basaltgenese in die Auvergne geschickt wurde. Reich sprach sich klar für eine vulkanische Natur des Basaltes aus, doch unterblieb eine Veröffentlichung seiner Beobachtungen, weil v. Herder nicht offiziell von Freiberg aus gegen den verstorbenen A. G. Werner Stellung nehmen wollte.
- Alexander von Humboldt hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keine tätigen Vulkane gesehen, so dass eigene Erfahrungen dazu nicht vorlagen.
- Alexander von Humboldt beabsichtigte ein Studium in Freiberg aufzunehmen. Eine gute Einführung in diesem Sinne bildete das Buch „Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein“. Bereits am 25. Juli 1790 hatte Humboldt das Buch an G. A. Werner übersandt. In einem Begleitbrief bezeichnet er Werner „...als den glücklichen Restaurator der Oryktognosie...“ und er vergleicht Werners Leistungen mit denen von Linné. Trotz der erheblichen Zweifel am neptunistischen Ursprung der Basalte, die noch im Tagebuch geäußert wurden, schreibt Humboldt an Werner: „... Ich fand nichts, was die Voraussezung ehemaliger Vulkane nothwendig machte, hingegen überall Gründe für den neptunistischen Ursprung der Basalte. Ihre Idee eines ehemals über die Erdfläche allgemein verbreiteten Basaltlagers, wurde mir nie wahrscheinlicher und einleuchtender, als bei Linz und Unkel, wo ich auf den höchsten Kuppen horizontale Schichten sah.“[73] Schließlich bleibt die Frage, warum wurde die Publikation in der Folgezeit durch die geologische Fachwelt kaum erwähnt wurde? Aus dem Jahre 1790 sind insgesamt 4 Rezensionen bekannt und aus dem Jahre 1791 konnten 3 Rezensionen ermittelt werden, davon keine in einem Freiberger Publikationsorgan. Verglichen mit anderen derartigen Publikationen aus der Zeit des Vulkanismus-Neptunismusstreits hat die Arbeit Humboldts offensichtlich für die damalige Fachwelt keine neuen Aspekte erbracht, die der einen oder der anderen Seite in dem Streit einen Vorteil oder die Bestätigung einer geäußerten Ansicht gebracht hätte oder auf einem Teilgebiet zu einer Weiterentwicklung der Geologie geführt hätte. Die abschließende Frage, ob Humboldt nun Neptunist oder Vulkanist war, kann man nur mit einem weder – noch beantworten. Keine von beiden Denkrichtungen hat Humboldts frühe wissenschaftliche Entwicklung entscheidend beeinflusst, seine frühen Positionen stellen vielmehr eine Synthese aus den Gedanken Kants, Blumenbachs und Links sowie später von Werner dar und diese Synthese und die gesammelten Daten und Fakten waren geeignet, die Geologie im 19. Jahrhundert zu profilieren und modern auszuformen.
[1] Langsdorf 1784.
[2] Heutige Nomenklatur: Olivine. W. Hamilton beschreibt den „Chrysolith“ in seiner Abhandlung: „Neue Beobachtungen über die Vulkane Italiens und am Rhein.“, Frankfurt und Leipzig (1784).
[3] Geuns 1789.
[4] Diese Bemerkung ist auf die Auffassung von Werner (1788) bezogen: „Aller Basalt machte ehedem ein einziges ungeheuer weit verbreitetes mächtiges Lager aus, das von der Zeit größtenteils wiederum zerstört wurde, und wovon alle Basaltkuppen Überbleibsel sind“. Mit dieser Aussage konnte Werner die Kegelform der Basaltberge und die Krater als Beweise für die Vulkanität des Basalts völlig wegfallen lassen (Wagenbreth 1955).
[5] Wahrscheinlich bezieht sich dieser Hinweis auf die Erwähnung fossiler Pflanzenreste im Traß durch De Luc im Jahre 1778 (De Luc 1778). De Luc soll diese Information von Baron Hüpsch aus Köln erhalten haben, der bereits vier Jahre zuvor den Traß des Brohltals als vulkanische Bildung gedeutet hatte (Langer 1987).
[6] Die Holzkohle stammt aus der allerödzeitlichen Vegetation (Quartär), die von der Asche begraben wurde. Man hat aus diesen Resten und bestimmbaren Pflanzenabdrücken im Traß das Vegetationsbild vor der Eruption rekonstruieren können. Die Aschen wurden vor ca. 13.000 Jahren aus dem Laacher See-Vulkan gefördert. Die Vegetation hatte damals eine ähnliche Zusammensetzung wie heute im mittleren und nördlichen Skandinavien (Kiefern-Birken-Wälder) (Meyer/Stets 1996).
[7] Die Kontaktmetamorphose hatte im System des Neptunismus keinen Platz. Die Vulkanisten wiesen dagegen auf die Unmöglichkeit der Verbrennung hin, da der Lavastrom für Luftabschluss gesorgt habe. Als Vergleich wurden die Vorgänge in den Meilern herangezogen (Wagenbreth 1955).
[8] Geuns 1789.
[9] Raspe 1774.
[10] Der Name ist seit dem 16. Jahrhundert belegt. Im Bergbau wurde jedes harte, schwer zu bewältigende Gestein Hornstein genannt. Werner unterscheidet Feuerstein und Hornstein als zwei Abarten des Quarzes. Heute versteht man unter Hornstein einen dichten unreinen kryptokristallinen Quarz mit splittrigem Bruch (Lüschen 1968).
[11] Wacke bedeutet Kiesel, Flußkiesel, Felsblock (Lüschen 1968). Wacke als selbständiges Gestein ist in der heutigen Petrographie unbekannt. Hier handelt es sich um mürben ausgewitterten und daher andere äußere Kennzeichen aufweisenden Basalt. Manche von Werner als Grauwacke bezeichneten Gesteine können auch Mandelsteine gewesen sein (Wagenbreth 1955).
[12] Nach heutiger Nomenklatur wahrscheinlich Bandjaspis.
[13] Nach heutiger Nomenklatur wahrscheinlich Trümmerachat. Puddingstone (engl.) - Konglomerat, haselnuss- bis faustgroße Gerölle, verkittet durch kieseliges Bindemittel (Lüschen 1968).
[14] Tänte: heute Ortsteil von Gudensberg,
[15] Wahrscheinlich das Mader Holz, eine heute bewaldete Erhebung, ferner der „Mader Stein“ (Basaltkegel) und der Gudensberger Schloßberg.
[16] Collini 1776.
[17] Ferber 1776.
[18] Beroldingen 1788.
[19] Sublimation zuerst von J. J. Becher 1669 als Zuführung in Dampfform von unten her formuliert, von J. G. Lehmann 1753 auf wässrige Dämpfe ausgedehnt. Die Quecksilberlagerstätten wurden von G. Lasius (1789), B. v. Cotta (1859) durch Sublimation erklärt. Elie de Beaumont (1847), J. Durocher (1857) und J. Ebelmen (1853) erklärten die Bildung durch Wasserdampf. 1851 wies R. Bunsen auf die Möglichkeit der „direkten Verbindung von glühend flüssigem Wasser mit glühend flüssigem Gestein“ (Pneumatolyse) hin. (Fischer 1961).
[20] Kugelige Form der Verwitterung der basaltischen Andesit-Gänge (früher als „Kuselite“ bezeichnet) in der Nordpfalz ein bekanntes und weit verbreitetes Phänomen (Haneke, persönliche Mitteilung 2001).
[21] Schon in der 2. Blüteperiode des nordpfälzischen Quecksilberbergbaues (etwa 1725-1865) wurden Abdrücke von fossilen Fischen gefunden. In Beroldingen 1788 und Collini 1776 wird darüber berichtet. Bisher wurden die Arten Paramblypterus sp. R. und Paramblypterus duvernoyi gefunden. (Nottes/Heidtke 1987).
[22] Auffassung Beroldingens von der Bildung der Quecksilberlagerstätten durch Sublimation.
[23] Nach Werner sind dies: „Flötzkalkarten, Sandsteinarten, Steinkohlen-Flöze, die Kreideflötzarten, Steinsalzflötzarten und die Eisenthon-Flötzarten.“ (Werner 1787).
[24] Geuns 1789.
[25] Kühnert 1959.
[26] Humboldt 1790 b.
[27] Hamilton 1784.
[28] Nach heutiger Nomenklatur: pechsteinartige Gläser im Basalt.
[29] Nach dem rheinländischen oder preußischen Fuß zu 0,314 m ergibt sich eine Höhe von 56,5 m.
[30] Giant’s Causeway: Basaltsäulen an der Küste Nordirlands, rund 5 km lang.
[31] Wagenbreth 1955.
[32] Zu der Problematik der Gesteinsbezeichnung äußerte sich Humboldt ebenfalls (Humboldt 1790 b) „Dem Wernerschen Hornschiefer, eigentlich Kieselschiefer, nicht dem Voigtschen, den Herr Werner Porphyrschiefer nennt; letztere ist nach Meinung der Vulcanisten erzeugt, nicht der erstere“. Aber auch gegen die Vulkanität des Porphyrschiefers (Horn-Porphyr bei Nose) werden Zweifel erhoben.
[33] Nose 1789.
[34] Gemeint ist der „Erpeler Ley“, ein ca. 220 m hoher Schlot eines Basaltvulkans.
[35] Eine Erklärung der Struktur des tertiären Basaltstockes war damals nicht möglich. Die bei der Abkühlung der Schmelze entstandenen Säulen finden sich in „wirbelartiger“ Anordnung. Die inhomogene Anordnung der Säulen lässt sich durch mehrphasiges Eindringen der Schmelze erklären, was damals jedoch noch nicht bekannt war (Meyer/Stets 1996). Die hier geäußerte Meinung resultiert aus der neptunistischen Auffassung, dass „aller Basalt nassen Ursprungs ist“. Die Neptunisten wiesen besonders auf die Ähnlichkeit der Basaltlager mit Sedimentschichten hin (Wagenbreth 1955). Die geäußerten Zweifel an der Richtigkeit neptunistischer Erklärungen des Erpeler Ley beruhen zwar auf guten Beobachtungen, führten aber zu keiner Erklärung der beobachteten Lagerungsverhältnisse. Die erwähnte Stelle (Abbildung 1) am Gipfel des Erpeler Ley ist nicht mehr vorhanden, um 1900 setzte ein starker Steinabbau ein.
[36] Gemeint ist z. B. der Drachenfels bei Königswinter (tertiärer Basaltstock).
[37] Collini 1776.
[38] Es handelt sich um den Unkelstein, der allerdings größtenteils abgebaut bzw. gesprengt wurde. (Meyer/Stets 1996 ). Die von Collini erwähnte Stelle am Unkeler Steinberg existiert heute nicht mehr.
[39] Das Vorkommen hat eine wichtige Rolle im Neptunismus-Vulkanismus-Streit gespielt, Humboldt beschrieb 1790 aus der Steinhöhle am Unkelstein tonige Ablagerungen in Klüften und Hohlräumen und deutete sie als Beweis für die Entstehung des Basalts aus dem Wasser (Humboldt 1790 b).
[40] Verre volcanicque: vulkanisches Glas.
[41] Heutige Nomenklatur: Olivine.
[42] Das Vorhandensein von Wasser im Basalt wurde unter dem Einfluß von Werner als Beweis für dessen neptunistische Entstehung gedeutet.
[43] Camper informierte Joseph Banks in einem Brief von September/Oktober 1787 über seine Entdeckungen. Erst Johann Heinrich Merck machte Campers Entdeckung bekannt (Merck 1786).
[44] Reste eines Wollnashorns aus den Terrassenschottern des Rheins (Meyer/Stets 1996).
[45] Geuns 1789.
[46] Andert/Prescher 1977.
[47] Andert/Prescher 1977.
[48] Geuns 1789.
[49] Das Museum war ein Geschenk des Königs von Neapel Ferdinand IV. (1759-1825) an den Kurfürsten von Köln Maximilian Franz (1784-1801) und enthielt eine vollständige Sammlung vulkanischer Produkte des Vesuvs.
[49] Frankfurter Lava: basaltische Lava, vom Vogelsberg bis in das Maingebiet reichende Basalte.
[50] Der Besuch bei Klipstein erfolgte auf Empfehlung von Georg Christoph Lichtenberg.
[51] Klipstein 1779-1780.
[52] Gemeint sind die Salinen von Salzhausen (1187 erstmals erwähnt). 1776 begann unter Leitung von J. W. Langsdorf die Reorganisation des Salzwerkes. Der Salinebetrieb wurde 1860 eingestellt. (Emons/Walter 1988; Klipstein 1788).
[53] Schorls: Gemeint ist Schörl. Nach der Färbung wird der schwarze gemeine Turmalin oder Schörl von anderen unterschiedlich gefärbten Turmalinenarten unterschieden. Der Name Schörl ist seit dem 16. Jahrhundert belegt (Lüschen 1968).
[54] Geuns 1789.
[55] Achate aus Idar-Oberstein, wahrscheinlich aus den Minen am Steinkaulenberg, Europas ältester noch heute zugänglicher Edelsteinmine, die bereits zur Römerzeit betrieben wurde.
[56] Die Mineralien stammten aus Bad Kreuznach, Daimbach bei Mörsfeld, Spitzenberg bei Kriegsfeld sowie Landsberg bei Obermoschel und Stahlberg (Grube Roßwald). Die Mineralien hatte der Bergmeister Ludolph als kurpfälzischer Bergmeister gesammelt (Schmidt, persönliche Mitteilung 2000).
[57] Für die Wenzelskapelle in Prag wurden Chrysoprasplatten verwendet. Die Fundstelle Szklary (Glasendorf-Frankenstein, heute in Polen) geriet danach in Vergessenheit und wurde erst 1740 durch einen preußischen Offizier wiederentdeckt (Mayr, persönliche Mitteilung 2000).
[58] Ludi Helmontis: Der lateinische Begriff Ludus ist vieldeutig: Es könnte sowohl Scherz (Täuschung) des Helmont, aber auch Schule des Helmont heißen. Eine weitere Bedeutung des Wortes ludus nach Schröter 1776 wäre Stein oder Steinchen im Sinne von lat. calculus = Steinchen. Der Begriff ludus helmontii wird bei Schröter 1776 erwähnt.
[59] Rotkupfererz Cu2O, haarförmige Varietät als Kupferblüte (Chalkotrichit).
[60] Der Name des tiefblauen Steines kam im Mittelalter aus Persien nach Europa (lazaward, lat. Lazurium, dann lazulus bis Lasurstein). Seit dem 19. Jahrhundert kam der Mineralname Lazurit auf. Bei Werner wurde er noch Blauspat genannt (Lüschen 1968).
[61] Im 18. Jahrhundert wurden roter, gelber und schwarzer Glaskopf unterschieden. Sie stellten keine unterschiedlichen Mineralien dar. Sie gehörten alle zum Eisenstein (Lüschen 1968).
[62] Aragonit in korallenartigen Stalaktiten, die sich auf Eisenspatlagerstätten bilden (Lüschen 1968).
[63] Wahrscheinlich Mineralien aus den kontaktmetasomatischen Hämatitlagerstätten: Hämatit (Fe2O3) von Albano, Rio Marina bzw. Terranera und Hedenbergit CaFe(SisO6) (Ostküste Elbas (Torre di Rio).
[64] Als „Dadoxylon“: versteinerte Hölzer der Konifere „Voltzia“ aus dem Burgsandstein von Schlettach westlich von Coburg (Mönning 1999). Diese Hölzer sind beschrieben in Collini 1784, S. 58-103 (REISS-Museum Mannheim, persönliche Mitteilung 2001).
[65] Encrinide (griech. Enkrinon - „geschlossene Lilie“), Gattung der Seelilien (Trias).
[66] Pentacrinus, Familie der Seelilien mit kleinem Kelch und breiten vielfach verzweigten Armen. Der Fund stammt aus dem Lias epsilon von Ohmden bei Boll. Es handelt sich um Seirocrinus subangularis MILLER), das sog. große Medusenhaupt Collinis von 1775 (Mayr 1995).
[67] Collini 1775.
[68] Pleistozäne Funde aus den Rheinschottern, vermutlich Mammut und Wollnashorn (REISS-Museum Mannheim, persönliche Mitteilung 1999).
[69] Der erste bekannt gewordene Flugsaurier (Pterodactylus antiquus, Plattenkalk von Eichstätt). Carl Theodor erhielt von Graf Friedrich Ferdinand von Pappenheim die Platte als Geschenk für das Naturalienkabinett (Wieczorek u.a. 1999, Collini 1784). Eine Deutung des Fossils war Collini nicht möglich: „ein unbekanntes, amphibisch lebendes Seetier“. Heute: Vertreter der kurzschwänzigen Flugsauriere (Pterodactyoidea, Oberer Jura/Ende Kreide) (Wellnhofer 1975).
[70] Eichstätt in Bayern.
[71] Nottes/Heidtke 1987.
[72] Geuns 1789.
[73] Jahn/Lange 1973, S. 99.
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