Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 18. August 2009
Originalfassung zugänglich unter http://www.hin-online.de

    HiN - Humboldt im Netz

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Jörn Thiede
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven

Russisch-Deutsche Zusammenarbeit
in Erforschung und Erschließung Nordsibiriens seit den Tagen von Alexander von Humboldt

1. Einleitung

Als Alexander von Humboldt 1829 einer Einladung der damaligen kaiserlichen Regierung Rußlands zu einer Forschungsreise nach Zentralsibirien folgte, ging ein lange gehegter Traum für ihn in Erfüllung. Er reiste zunächst nach St. Petersburg, traf Mitglieder der Regierung, u. a. den ihm sehr gewogenen Finanzminister Cancrin und hatte die „Dreistigkeit“ (heute vielleicht besser wissenschaftlicher Weitblick genannt), der Zarin die Entdeckung des Vorkommens von Diamanten im Ural zu versprechen. Am 5. Juli 1829 konnte er Vollzug dieses Versprechens nach St. Petersburg melden und damit war der Erfolg seiner wissenschaftlichen Reise nach Sibirien gesichert. Sie war für ihn ein lang gehegter Traum und konnte nur unter für einen Sechzigjährigen abenteuerlichen Bedingungen mit Pferd, Schlitten oder Wagen durchgeführt werden und wäre auch nicht ohne die Unterstützung der kaiserlich-russischen Regierung möglich gewesen.

Die geschichtlichen Vorläufer haben heute viele „Nachahmer“ gefunden, wenn auch natürlich unter ganz anderen politischen und technischen Rahmenbedingungen. Nach einer kurzen Einleitung zur Geschichte der deutschen Beiträge der wissenschaftlichen Erschließung Zentral- und Nordsibiriens, die auch nicht vollständig sein soll, möchte ich daher vor allem eine kurze Übersicht über die wissenschaftlichen Tätigkeiten und Vorhaben geben, die sich in den vergangenen 15 Jahren in den Disziplinen der Polar- und Meeresforschung meist in engster und vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen in Rußland und Deutschland entwickelt haben. Sie wurden und werden von den Wissenschaftsministerien und anderen Fördereinrichtungen beider Länder und der Europäischen Union substantiell unterstützt und haben zu einem intensiven wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern geführt. Diese Zusammenarbeit baut auf das Vertrauen zwischen den Partnern, das sich im Zuge vieler gemeinsamer Expeditionen entwickelt hat. Sie ist ausbaufähig und wird sich auch in der Zukunft noch verbessern und intensivieren lassen.

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