Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 18. August 2009 |
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Eberhard Knobloch / Ingo Schwarz
Alexander von Humboldt und Hector Berlioz
1. Erste Begegnungen von Berlioz und Humboldt 1842-1843
Am 11. Dezember 2003 begeht die Musikwelt den 200. Geburtstag des berühmten französischen Komponisten Hector Berlioz. Daß dieser schon zu seinen Lebzeiten in Deutschland gefeierte Musiker auch mit Alexander von Humboldt persönlich bekannt war und sich gelegentlich der Unterstützung durch den preußischen Gelehrten erfreuen konnte, wird in der Berlioz-Literatur durchaus erwähnt;[1] in Biographien Humboldts hingegen wird der Name des großen Musikers nicht genannt.
Berlioz und Humboldt lernten sich im Dezember 1842 in Paris kennen. Vermittelt wurde die Bekanntschaft höchstwahrscheinlich durch Giacomo Meyerbeer, der den Herbst dieses Jahres in der französischen Hauptstadt verbrachte. Am 9. Dezember schrieb Berlioz an seine Schwester Nanci Pal[2]: «J’ai fait hier la connaissance de M. de Humbolt qui part dans trois semaines pour Berlin où il parlera de moi dans la Chambre du roi. Il est conseiller intime, tout le monde est conseiller dans ce pays-là.»[3]
Humboldt hielt sich von September 1842 bis Februar 1843 in der französischen Hauptstadt auf. Es war dies eine der Reisen, die er als Kammerherr König Friedrich Wilhelms IV. unternahm, um die Kontakte zwischen dem preußischen und dem französischen Herrscherhaus zu pflegen und seinen Monarchen über die politischen Entwicklungen in Paris auf dem laufenden zu halten.
Offenbar erhielt Hector Berlioz kurz vor Beginn seiner ersten Konzertreise nach Deutschland von Humboldt ein Empfehlungsschreiben für den preußischen König, denn am 12. Dezember 1842 schrieb der Komponist an den Verleger Maurice Schlesinger: «Je pars à l’instant, renvoyez moi donc vite ma lettre de M. de Humbolt que vous avez oubliée de me rendre hier.»[4]
Diese Reise war für Berlioz zumindest in künstlerischer Hinsicht ein großer Erfolg. In Stuttgart dirigierte er die Hofkapelle, und Felix Mendelssohn Bartholdy lud ihn nach Leipzig ein, von wo aus er auch Dresden besuchte. Nach einem Zwischenaufenthalt in Hamburg kam er Ende März 1843 nach Berlin, wo er unter Anteilnahme des Hofes zwei Konzerte dirigierte. Schon zuvor hatte er beschlossen, sein Werk Grand traité d’instrumentation et d’orchestration modernes[5] dem Preußenkönig zu widmen. Darüber schrieb Berlioz am 14. März 1843 an seinen Vater[6]: «Je vais demain à Hambourg où l’on m’attend et de là à Berlin où j’ai deux concerts annoncés sans frais et avec la moitié de la recette brute assurée. Ce voyage sera très important, j’ai à y voir le Roi de Prusse pour lui offrir la dédicace de mon traité d’Instrumentation. M. De Humbolt sera mon introducteur.»[7] Das Ende des Jahres 1843 erschienene Buch war tatsächlich dem König gewidmet. Kurz nach seinem Erscheinen berichtete Berlioz am 5. Januar 1844 seiner Schwester: «Je viens d’envoyer au Roi de Prusse mon traité d’Instrumentation; voyons s’il (le Roi) se mettra en frais de Diamants. C’est Meyerbeer qui l’a emporté (le traité) et M. A. De Humbolt le présentera.»[8]
[1] In seinem Berlioz-Buch behandelt Klaus Heinrich Kohrs die Rezeption der „Ansichten der Natur“ (Humboldt 1808) durch den Komponisten unter der Überschrift: „Beethoven und Alexander von Humboldt: Der Riesenvogel des Chimboraço“ (Kohrs 2003, S. 59-66). Auf dieses gerade erschienene Buch hat uns dankenswerterweise Herr Prof. Ottmar Ette, Potsdam, aufmerksam gemacht.
[2] Ein Bild der ältesten Schwester von Berlioz, Nanci Pal, finden Sie unter:
http://www.hberlioz.com/Photos/BerliozPhotos6.html
[3] Berlioz 1978, S. 36.
[4] Berlioz 2003, S. 206.
[6] Ein Porträt von Dr. Louis Berlioz, dem Vater von Hector Berlioz, finden Sie unter: http://www.hberlioz.com/Photos/BerliozPhotos6.html
[7] Berlioz 1978, S. 79-80.
[8] Berlioz 1978, S. 156.
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