@book{Heidenhain2010, author = {Heidenhain, Brigitte}, title = {Juden in Schwedt}, series = {Pri ha-Pardes}, journal = {Pri ha-Pardes}, number = {7}, publisher = {Universit{\"a}tsverlag Potsdam}, address = {Potsdam}, isbn = {978-3-86956-050-2}, issn = {1863-7442}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-41581}, publisher = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {258}, year = {2010}, abstract = {270 Jahre lang gab es j{\"u}disches Leben in der brandenburgischen Stadt Schwedt an der Oder. Der Leser dieses Bandes nimmt teil an der wechselvollen Geschichte der j{\"u}dischen Menschen und ihrer Gemeinde. Der erste Jude, der sich im 17. Jahrhundert in Schwedt niederließ, war Bendix Levi. Nachdem sein Haus in Oderberg abgebrannt war, erhielt er von Kurf{\"u}rst Friedrich Wilhelm die Genehmigung zum Aufenthalt in Schwedt. Die preußischen K{\"o}nige w{\"u}nschten jedoch, daß in den kleinen brandenburgischen St{\"a}dten nur wenige Juden leben sollten. Deshalb bestand w{\"a}hrend des 18. Jahrhunderts die j{\"u}dische Gemeinschaft in Schwedt nur aus Angeh{\"o}rigen von drei Familien, n{\"a}mlich von Bendix Levi, Simon Salomon und Wulff Salomon. Ihr Leben war gepr{\"a}gt vom Kampf um Aufenthaltsrecht und Handelserlaubnis. Solidarit{\"a}t untereinander war dabei nicht immer selbstverst{\"a}ndlich, da oft das Aufenthaltsrecht des einen, wirklich oder vermeintlich, dem Recht des anderen entgegenstand. Das umfangreiche Quellenmaterial aus Berliner, brandenburgischen und Jerusalemer Archiven f{\"u}hrt uns die Auswirkungen der restriktiven preußischen Judenpolitik auf das Leben der Schwedter Juden lebendig vor Augen und gibt uns außerdem Einblicke in j{\"u}dische Traditionen und Gebr{\"a}uche. So werden wir Zeugen einer j{\"u}dischen Eidesleistung im Schwedter Rathaus und nehmen teil an der feierlichen Unterzeichnung eines Heiratsvertrages. Das Emanzipationsedikt von 1812 machte Juden endlich zu preußischen Staatsb{\"u}rgern und erleichterte das Leben durch Niederlassungs- und Gewerbefreiheit. Dies f{\"u}hrte bald zu einer betr{\"a}chtlichen Vergr{\"o}ßerung der Schwedter j{\"u}dischen Gemeinde, der sich auch die j{\"u}dischen Einwohner des nahe gelegenen St{\"a}dtchens Vierraden anschlossen. Als erster ließ sich Israel David Loewenheim aus T{\"u}tz / Westpreußen in Schwedt nieder. Ihm folgten aus seiner Heimatstadt nicht weniger als sieben weitere Familien. Zuz{\"u}ge gab es auch aus anderen St{\"a}dten, sodass bis zum sp{\"a}ten 19. Jahrhundert die Zahl der j{\"u}dischen Einwohner Schwedts bis auf ca. 200 Personen zunahm. Ab ca. 1880 f{\"u}hrten dann jedoch zahlreiche Wegz{\"u}ge - besonders nach Berlin - wieder zu einer Verkleinerung der Gemeinde. Seit 1840 war Schwedt Amtssitz eines Rabbiners. Nathan Hirsch Kuttner blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1895 in Schwedt. Dieses lange Zusammenleben l{\"a}sst ein harmonisches Verh{\"a}ltnis zwischen ihm und der Gemeinde vermuten. Dies war aber in den ersten Jahren durchaus nicht der Fall. Kuttner musste einige Jahre um Anerkennung in der Gemeinde k{\"a}mpfen und sogar die Zahlung seines Gehalts gerichtlich durchsetzen. Der Bau einer neuen Synagoge im Jahr 1862 gab der Gemeinde neues Zusammengeh{\"o}rigkeitsgef{\"u}hl und brachte Ruhe in die Auseinandersetzungen mit dem Rabbiner. Unter dem Eindruck des zunehmenden Antisemitismus im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert schloss sich die Gemeinde Vereinen und Organisationen an, die sich den antisemitischen Angriffen entgegenzustellen versuchten, so 1894 dem „Deutsch-Israelitischen Gemeindebund" und 1901 dem „Verein zur Abwehr des Antisemitismus". Im Jahr 1922 gr{\"u}ndete man die „Reuchlin Loge" im Verband „Unabh{\"a}ngiger Orden Bne-Beriss". Bald folgte das schnelle und vollst{\"a}ndige Ende der j{\"u}dischen Gemeinde in Schwedt durch den nationalsozialistischen Massenmord. In der Datenbank der Gedenkst{\"a}tte Yad Vashem in Jerusalem wird die Erinnerung an 60 namentlich bekannte ermordete Schwedter Juden aufbewahrt. Nachfahren von {\"U}berlebenden hat es in alle Erdteile verschlagen. Intensive genealogische Forschungen in Zusammenarbeit mit Peter Lowe aus Hertford (UK), einem Nachkommen der Familie Loewenheim, und Yehuda Meinhardt (Israel) machten es m{\"o}glich eine Reihe von Familienstammb{\"a}umen zu rekonstruieren. Der Band wird mit der Beschreibung des j{\"u}dischen Friedhofs und der Erfassung der Grabinschriften abgeschlossen. Eine ausf{\"u}hrliche Dokumentation mit Fotografien findet sich im Internet (www.uni-potsdam.de/juedische-friedhoefe).}, language = {de} }