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Archive haben die Aufgabe, Wissen zu bewahren und zugänglich zu machen. Die Sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin (MfN) wuchsen während der Zeit der europäischen Kolonialexpansion stark an. Naturalien aus der ganzen Welt gelangten nach Berlin und gleichzeitig fand ein wissenschaftlicher Austausch zu denselben statt. Die Spuren dieser Objekte und der Korrespondenzen können im Archiv des Museums nachverfolgt werden. Heute gelten koloniale Kontexte weitestgehend als Unrechtskontexte, deren Aufarbeitung gefordert wird. Um Provenienzforschung betreiben zu können, ist es daher unerlässlich, dass Museen und Archive ihre Sammlungen offenlegen (soweit rechtlich und ethisch möglich) und Außenstehenden den Zugriff ermöglichen.
Im Rahmen dieser Masterarbeit soll der respektvolle Umgang mit Archivgut aus kolonialen Kontexten kritisch reflektiert und Handlungsfelder für einen kulturell angemessenen Umgang mit sensiblen Inhalten aufgezeigt werden. Konkret beziehen sich die Handlungsoptionen auf Archivgut aus kolonialen Kontexten mit Bezug zu Australien. Dabei werden Provenienzforschung, Sensibilität, Mehrsprachigkeit, indigenes kulturelles Wissen (ICIP) sowie Plattform- und Schnittstellenoptionen für die Vernetzung von Daten und Inhalten bedacht. Ziel ist es, vor dem Hintergrund der Archive als Orte kulturellen Gedächtnisses den Umgang mit Archivgut aus kolonialen Kontexten zu reflektieren.
Der Semi-Parlamentarismus beschreibt das Regierungssystem, in dem die Regierung von einem Teil des Parlaments gewählt wird und abberufen werden kann, von einem anderen Teil des Parlaments aber unabhängig ist. Beide Kammern müssen dabei der Gesetzgebung zustimmen. Dieses von Steffen Ganghof klassifizierte System ergänzt gängige Regierungssystemtypologien, wie sie beispielsweise von David Samuels und Matthew Shugart genutzt werden. Der Semi-Parlamentarismus ist der logische Gegenpart zum Semi-Präsidentialismus, bei dem nur ein Teil der Exekutive von der Legislative abhängt, während im Semi-Parlamentarismus die Exekutive von nur einem Teil der Legislative abhängt. Der Semi-Parlamentarismus verkörpert so ein System der Gewaltenteilung ohne einen exekutiven Personalismus, wie er durch die Direktwahl und Unabhängigkeit der Regierungchef:in im Präsidentialismus hervorgerufen wird. Dadurch ist der Semi-Parlamentarismus geeignet, Unterschiede zwischen Parlamentarismus und Präsidentialismus auf den separaten Einfluss der Gewaltenteilung und des exekutiven Personalismus zurückzuführen. Die Untersuchung des Semi-Parlamentarismus ist daher für die Regierungssystemliteratur insgesamt von Bedeutung. Der Semi-Parlamentarismus ist dabei kein rein theoretisches Konstrukt, sondern existiert im australischen Bundesstaat, den australischen Substaaten und Japan.
Die vorliegende Dissertation untersucht erstmals umfassend die Gesetzgebung der semi-parlamentarischen Staaten als solchen. Der Fokus liegt dabei auf den zweiten Kammern, da diese durch die Unabhängigkeit von der Regierung der eigentliche Ort der Gesetzgebung sind. Die Gesetzgebung in Parlamentarismus und Präsidentialismus unterscheidet sich insbesondere in der Geschlossenheit der Parteien, der Koalitionsbildung und dem legislativen Erfolg der Regierungen. Diese Punkte sind daher auch von besonderem Interesse bei der Analyse des Semi-Parlamentarismus. Die semi-parlamentarischen Staaten unterscheiden sich auch untereinander teilweise erheblich in der institutionellen Ausgestaltung wie den Wahlsystemen oder den verfügbaren Mitteln zur Überwindung von Blockadesituationen. Die Darstellung und die Analyse der Auswirkungen dieser Unterschiede auf die Gesetzgebung ist neben dem Vergleich des Semi-Parlamentarismus mit anderen Systemen das zweite wesentliche Ziel dieser Arbeit.
Als Fundament der Analyse habe ich einen umfangreichen Datensatz erhoben, der alle Legislaturperioden der australischen Staaten zwischen 1997 und 2019 umfasst. Wesentliche Bestandteile des Datensatzes sind alle namentlichen Abstimmungen beider Kammern, alle
eingebrachten und verabschiedeten Gesetzen der Regierung sowie die mit Hilfe eines Expert-Surveys erhobenen Parteipositionen in den relevanten Politikfeldern auf substaatlicher Ebene.
Hauptsächlich mit der Hilfe von Mixed-Effects- und Fractional-Response-Analysen kann ich so zeigen, dass der Semi-Parlamentarismus in vielen Aspekten eher parlamentarischen als präsidentiellen Systemen gleicht. Nur die Koalitionsbildung erfolgt deutlich flexibler und unterscheidet sich daher von der typischen parlamentarischen Koalitionsbildung. Die Analysen legen nahe, dass wesentliche Unterschiede zwischen Parlamentarismus und Präsidentialismus eher auf den exekutiven Personalismus als auf die Gewaltenteilung zurückzuführen sind.
Zwischen den semi-parlamentarischen Staaten scheinen vor allem die Kontrolle des Medians beider Parlamentskammern durch die Regierung und die Möglichkeit der Regierung, die zweite Kammer mitaufzulösen, zu entscheidenden Unterschieden in der Gesetzgebung zu führen. Die Kontrolle des Medians ermöglicht eine flexible Koalitionsbildung und führt zu höheren legislativen Erfolgsraten. Ebenso führt eine möglichst leichte Auflösungsmöglichkeit der zweiten Kammern zu höheren legislativen Erfolgsraten. Die Parteigeschlossenheit ist unabhängig von diesen Aspekten in beiden Kammern der semi-parlamentarischen Parlamente sehr hoch.
Inhalt:
- Eberhard Knobloch und Ingo Schwarz: Alexander von Humboldt und Hector Berlioz
- Oliver Lubrich: „[M]on extrême répugnance à écrire la relation de mon voyage“ – Alejandro de Humboldt deconstruye la relación de viaje
- Eva-Maria Siegel: Repräsentation und Augenschein. Organisation des Wissens und Wahrnehmung des Fremden um 1800 am Beispiel der Reiseberichte und -tagebücher Alexander von Humboldts
- Engelhard Weigl: Acclimatization: The Schomburgk brothers in South Australia
Die persönliche Begegnung des Studenten Leichhardt mit Humboldt, die hier unter Einbeziehung noch unbekannter Quellen beschrieben wird, verlief enttäuschend. Dennoch stellte sich der junge Australienreisende, wie weiterhin gezeigt wird, ganz bewusst in ein Verhältnis von Vorbild und Nachfolge gegenüber dem berühmten Lateinamerikaforscher. Seine geographische Leistung machte Leichhardt, ungeachtet mancher Unterschiede, zum „Humboldt Australiens“;. Abschließend schildert der Beitrag das Eintreten Humboldts für die persönliche und wissenschaftliche Anerkennung seines märkischen Landsmannes, der seit 1848 im Inneren Australiens verschollen ist.