Deutsch-jüdischer Parnaß und die Aushandlungen deutscher Jüdischkeit im Fin de Siècle

  • „Wir Juden verwalten den geistigen Besitz eines Volkes, das uns die Berechtigung und die Fähigkeit dazu abspricht.“ In diesem Satz kulminiert der Aufsatz „Deutsch-jüdischer Parnaß“, den der jüdische Verfasser Moritz Goldstein 1912 in der nationalkonservativen Kunst- und Kulturzeitschrift Der Kunstwart publizieren lässt. In seiner Abhandlung durchleuchtet Goldstein das kulturelle Leben und Schaffen seiner jüdischen wie nichtjüdischen Zeitgenossen und ihre gesellschaftlichen Begegnungsorte. Er prangert eine vermeintliche Passivität jüdisch-deutscher Künstlerinnen und Künstler an, die sich in einem administrativen Akt mit deutscher Kultur beschäftigten, aber nicht selbst kreativ seien. In gleicher Manier kommt auch seine Kritik an den nichtjüdischen Deutschen daher, denen er vorwirft, Jüdinnen und Juden ihre kulturelle Schaffenskraft und Deutschheit abzusprechen. Sie sähen Jüdinnen und Juden trotz aller Bemühungen und Gefühle als „ganz undeutsch.“ Aus diesem attestierten Distanzverhältnis beider Gruppen fordert er selbstbewusst die„Wir Juden verwalten den geistigen Besitz eines Volkes, das uns die Berechtigung und die Fähigkeit dazu abspricht.“ In diesem Satz kulminiert der Aufsatz „Deutsch-jüdischer Parnaß“, den der jüdische Verfasser Moritz Goldstein 1912 in der nationalkonservativen Kunst- und Kulturzeitschrift Der Kunstwart publizieren lässt. In seiner Abhandlung durchleuchtet Goldstein das kulturelle Leben und Schaffen seiner jüdischen wie nichtjüdischen Zeitgenossen und ihre gesellschaftlichen Begegnungsorte. Er prangert eine vermeintliche Passivität jüdisch-deutscher Künstlerinnen und Künstler an, die sich in einem administrativen Akt mit deutscher Kultur beschäftigten, aber nicht selbst kreativ seien. In gleicher Manier kommt auch seine Kritik an den nichtjüdischen Deutschen daher, denen er vorwirft, Jüdinnen und Juden ihre kulturelle Schaffenskraft und Deutschheit abzusprechen. Sie sähen Jüdinnen und Juden trotz aller Bemühungen und Gefühle als „ganz undeutsch.“ Aus diesem attestierten Distanzverhältnis beider Gruppen fordert er selbstbewusst die Dissimilation und die Errichtung einer eigenen jüdischen Kulturlandschaft. Goldstein evoziert mit seinem Text am Vorabend des Ersten Weltkrieges eine Debatte innerhalb kulturkonservativer deutscher Kreise, in der renommierte Autoren ihre Ansichten über Jüdischkeit und Deutschheit preisgeben. Unter ihnen befinden sich der Kunstwart-Herausgeber Ferdinand Avenarius, der Lyriker Ernst Lissauer, der völkische Schriftsteller Philipp Stauff, der Zionist Ludwig Strauss und Jakob Loewenberg, Mitglied im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Moritz Goldsteins „Deutsch-jüdischer Parnaß“ stößt eine Debatte an, die zur Blaupause wird für das Verhältnis von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen im ausgehenden Kaiserreich und für einen langen Nachhall in der deutsch-jüdischen Geschichte sorgt.show moreshow less

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Metadaten
Author details:Lorenz K. Hegeler
URN:urn:nbn:de:kobv:517-opus4-628843
DOI:https://doi.org/10.25932/publishup-62884
ISBN:978-3-86956-572-9
ISSN:1863-7442
ISSN:2191-4540
Title of parent work (German):Pri ha-Pardes
Subtitle (German):Die Kunstwart-Debatte 1912
Publication series (Volume number):Pri ha-Pardes (15)
Publisher:Universitätsverlag Potsdam
Place of publishing:Potsdam
Publication type:Master's Thesis
Language:German
Date of first publication:2024/07/31
Publication year:2024
Publishing institution:Universität Potsdam
Publishing institution:Universitätsverlag Potsdam
Granting institution:Universität Bamberg
Release date:2024/07/31
Tag:Antisemitismus; Centralverein; Christentum; Deutsch-jüdische Geschichte; Deutschtum; Judentum; Kunst und Kultur; Zeitschriften; Zionismus
Anti-Semitism; Art and Culture; Centralverein; Christianity; German-Jewish history; Germanness; Judaism; Periodicals; Zionism
Issue:15
Number of pages:292
RVK - Regensburg classification:BD 6820, BD 1240, LD 6100, GE 4011
Organizational units:Extern / Vereinigung für Jüdische Studien e. V.
DDC classification:2 Religion / 29 Andere Religionen / 290 Andere Religionen
Peer review:Referiert
Publishing method:Universitätsverlag Potsdam
Open Access / Diamond Open-Access
License (German):License LogoCC-BY - Namensnennung 4.0 International
External remark:In Printform erschienen im Universitätsverlag Potsdam:

Hegeler, Lorenz K.: Deutsch-jüdischer Parnaß und die Aushandlungen deutscher Jüdischkeit im Fin de Siècle. Die Kunstwart-Debatte 1912. – Potsdam: Universitätsverlag Potsdam, 2024. – 292 S.
(Pri ha-Pardes , 15)
ISBN 978-3-86956-572-9
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